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Weißeritz-Zeitung : 27.02.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191402272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19140227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19140227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1914
- Monat1914-02
- Tag1914-02-27
- Monat1914-02
- Jahr1914
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 27.02.1914
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Dumor Ge- Nrchtschwer. „Finden Sie es schwer, Ihre mälde zn verkaufen?" fragte die Hausfrau einen jungen Maler, der bei ihr zu Gast war. „Schwer nicht, gnädige Frau," war die .Antwort, „aber unmöglich/! Meeresslrand. An's Haff nun fliegt die Möwe,- Und Dämm'rung bricht herein; Ueber die feuchten Watten Spiegelt der Abendschein. . Graues Geflügel huschet Ueber dem Wasser her; Wie Träume liegen die Inseln Im Nebel auf dem Meer. Ich höre des gärenden Schlammes Geheimnisvollen Ton, Einsames Vogelrufen — > So war es immer schon. Noch einmal schauert leise . ' / Und schweiget dann der Wind; Vernehmlich werden die Stimmen- Die über der Tiefe sind. - Theodor Storm. als ob alter Brauch auch neugebaute Hauser festigen könnte. Und in demselben Augenblick sagte drüben eine klangvolle Mädchenstimme zum Oheim: „Ich liebe alten Brauch —- und sei's auch der des Bergnügungs- schweinchens, und halte es mit dem Dichter: Ein tiefer Sinn wohnt in den alten Bräuchen, man soll sie ehren." Die Worte waren nur für den Oheim bestimmt, aber, da gerade eine Pause im Gespräch entstanden war, hatte man sie doch gehört, Ingeborg zuckte die Schul tern: „Jeder nach seinem Geschmack," und dann hob sie die Tafel auf. - r * Welch ein köstlich altmodischer Speisesaal im .Herges nower Herrenhause, mit weiß gescheuerten Dielen und einer großen eisernen Kerzenkrone, in deren Hülsen dicke, gelbe Wachskerzen mildes Licht spendeten. Dunkle Täfe lung an den Wänden, auf dem aus dunklem Eichen holz geschnitzten Büfett und Kredenz altes, blank ge scheuertes, wohlerhaltenes Zinngeschirr, das Tafel service der Vorfahren. Und um das greise, kinder lose, rüstige Paar die frohen, jungen Menschenkinder. Frau von Machleb, die selbst vom Morgen bis zum Abend mit in der Schlachtstube gewesen war, unter zog bei Tisch die Leistungen ihrer Helferinnen einer humorvollen Kritik. Die neue Mamsell „machte" sich anscheinend gut und die Frauen, Lie meist ihre besondere Arbeitsspezialität hatten, wurden kurz abgetan. Dann kamen die Gäste: Die Krone der Leistungen erhielt Hella Fröhlich, des Oberförsters munteres, wirtschaft liches Töchterlein, und selbst Silvia Landin, Lie kleine Dsarrerstochter, die eigentlich in Leipzig Musik stu- wierte, hatte sich brav gehalten, Lotte hatte zu viel ge plaudert (Tante Jette hielt das Plaudern beim Kochen mnd Zubereiten von Mahlzeiten für durchaus unan- /gebracht), Ingeborg hatte die Frauen und Mädchen zu viel mit ihrer Persönlichkeit beschäftigt und Christa ^>svar noch zu ungeübt. Die Würste waren nicht fest genug chugebunden und die erste Wurstsuppe zu dick durch Lie puskochende Wurst geworden. X Christa hörte mit glänzenden Augen zu. .I^hst du's, Tante Jette," rief Ingeborg, »Christa rst nicht einmal niedergeschmettert von deiner schonungslosen Kritik." , Eh^sta saß neben der Tante; km Gegensatz zu Ingeborg, tue noch große Toilette gemacht hatte und .. ? hellviolettem, zartem Seidenkleide prangte, hatte sic ein einfaches, weißes Wollkleid gewählt, dem ein roter Kragen und Gürtel Leben und Farbe gaben. Sie lachte ern so Helles kindliches Lachen, wie Werner kaum I? gehört hatte, dabei haschte sie nach der schmalen Hand der alten Dame und küßte sie: „Ich hab' mir trotzdem redliche Mühe gegeben, aber die Uebung fehlt mir, und doch hoffe ich, daß ich wieder helfen darf beim nächsten Bergnügungsschwcin — die Tage waren doch zu schön!" >,Schön?" fragte Onkel Heinrich und sah' gespannt auf Christa. r,Ja —- sehr schön, denn man lernt, was man schon ganz verlernt hat, daß Arbeit ein Vergnügen ist, sein muß, und daß keine Arbeit gering ist, die man mit Freudigkeit tut. Diese Erkenntnis war nur ganz gut — man lernt so leicht in der Stadt solche Arbeit gering schätzen — ich war auch auf Lem besten Wege da- zu," den Nachsatz sprach Christa mit leiser .Stimme, nur zur Tante gewendet. ^,Und wir verdanken Lem gnädigen Fräulein diese köstliche Wurstsuppe," sagte Sellstädt behaglich. „Die heilen Würste wären mir lieber!" rief Tante Jette mit gutem Humor. „Wollen wir nicht jetzt unsere Gläser erheben und duf das Wohl der fleißigen Damen trinken?" fragte der alte Baron und schlug an sein Glas. — Das allgemeine Hoch verklang, das Gespräch wurde allgemein. Sellstädt blieb stiller, als sonst feine Art war. Die große ungesprochene' Frage, die ihn bewegt hatte in diesen Tagen, ob das moderne Großstadtlind eine Herrin sein würde für sein freundliches, länd liches Gutshaus, war gelöst. — Und die Lösung machte ihn still. „Wie langweilig Sellstädt heut war," sagte Inge borg auf der Heimfahrt zu Christa und Lotte, „ich sag's ja — in der stark hausbackenen Atmosphäre bei Onkel Heinrich und Tante Jette wird Ler schneidigste Courmacher zum Philister." Die Cousinen erwiderten nichts, Lotte saß fest in ihren Pelzmantel gewickelt und schlief, und Christa träumte wachend von einem wundersamen Blick aus zwei treuen, dunkelgrauen Augen und einem zärt lichen Handkuß, als sie beide einen Augenblick vor den andern nach Tisch in des Onkels Zimmer gestanden. Nur zu einer Frage hatte er Zeit gefunden: „JA fahre morgen nach Berlin, darf ich zu Ihrem Vater gehen?" Die Frage klang so unverfänglich — jeder hätte sie hören können. Christa hatte genickt. „Ja, das können Sie tun, Herr von Sellstädt —". Und dann waren sie in der allgemeinen Ub- schiedsszene getrennt worden. * q- * Lotte war sehr aufgeregt: „Aber, Christa, sag' doch, wie hat er es nur fertig bekommen, dir so schnell, so vor aller Welt — so zwischen all den Leuten eine Liebeserklärung zu machen?" Das Brautpaar saß in dem kleinen Salon bei Tante Jette, zu der Christa für einige Zeit übergcsiedelt war. „Ja, eigentlich —" Christa errötete leicht, „eigent lich, Schatz, hast du mir gar keine Liebeserklärung ge macht — weißt du — du fragtest einfach, ob du zu Vater gehen könntest." Sellstädt lachte: „Also mit anderen Worten, ich bin dir meine Liebeserklärung noch schuldig, na warte nur, 'die kommt noch — wenn du bei uns daheim —" — fast mit Andacht sprach er das Wort aus — „daheim das erste Vergnügungsschwein geschlachtet hast/!
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