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Weißeritz-Zeitung : 11.04.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-04-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191404112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19140411
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19140411
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1914
- Monat1914-04
- Tag1914-04-11
- Monat1914-04
- Jahr1914
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 11.04.1914
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s. Würge Ml Mtißklltz IMmz. Nr. 83 Sonnabend den 11. April 1914 abends 80. Jahrgang Die deutschen Uebungs- und Schießplätze. Dem deutschen Heete stehen zu Uebungs- und Schie^ Mecken zurzeit 31 Truppenübungsplätze zur Verfügung, die sich ziemlich gleichmäßig über das ganze Reichsgebiet verteilen. - Am bekanntesten ist der Truppenübungsplatz in Däberitz mit einer Oberfläche von 4177 Hektar, auf dem das Garde korps vorzugsweise übt. Den immer größer werdenden Anforderungen der in und um Berlin liegenden Regi menter genügte aber das Döberitzer Feld allein schon lange nicht mehr, und so wurde ein zweiter Uebungsplatz bei Zossen mit 3645 Hektar hinzugenommen. Der größte unter den vorhandenen Truppenübungsplätzen ist der des dritten bayrischen Armeekorps bei Grafenwöhr mit S600 Hektar, gegen den die beiden anderen bayrischen mit je 2300 Hektar stark zurücktreten. Ausgesprochene Schießplätze für Festungsartillerie finden sich bei Thorn (4400 Hektar) und bei Wahn (2300 Hektar), ferner Uebungsplätze für die Eisenbahntruppen bei Klaus dorf und Sperenberg. Der kleinste Uebungsplatz ist der dem 18. Armeekorps zugewiesene bei Darmstadt (382 Hektar). Die Uebungsplätze Jüterbog (3933), Alten-Grabow (4802), Posen (5197), Senne (3887), Münster (4805), Bitsch (3254) und Bad Orb (4600) verdienen hervorgehoben zu werden. Für die Instandhaltung aller Truppenübungsplätze hat der Staat bzw. die Heeresverwaltung jährlich etwa 14 Millionen Mark aufzuwenden. Heer und Flotte. Der schlechte Gesundheitszustand der deutschen Oienstpferde. Nach den amtlichen Feststellungen der Heeresverwaltung läßt, wie von militärischer Seite ge- schrieben wird, der Gesundheitszustand der Dienstpferde nicht nur im allgemeinen viel zu wünschen übrig, sondern hat sich auch im Laufe der letzten Jahre fortwährend ver schlechtert. Während noch im Jahre 1901 nur 34,80 Pro zent des vorhandenen Pferdematerials als krank gebucht wurden, befanden sich im Jahre 1912 bereits 59,18 Pro zent in Behandlung. Am ungünstigsten sind die Zahlen für das Militärreitinstitut in Hannover, wo 83,82 Prozent, und das 13. Armeekorps, wo 78,09 Prozent des Pferde materials erkrankten. Am günstigsten rangiert das 18.Armee- korps mit 40,2 Prozent und die Artillerie - Schießschnle mit 33,11 Prozent. Auf die einzelnen Gruppengattungen verteilen sich die Erkrankungen in der Form, daß auf die Fußartillerle der größte Teil der Pferdeerkrankungen fällt, während die Kavallerie verhältnismäßig günstig abschneidet. Was die Natur der Krankheiten anbetrifst, so handelte es sich bei 10000 in 3200 Fällen um Krankheiten der Be wegungsorgane, in 2930 Fällen um Hauttrankheiten, in 923 Fällen um Infektionskrankheiten und in nur zwei Fällen um organische Krankheiten. Dies ergibt eine Zu nahme der Haut- und Infektionskrankheiten gegen die Borjahre. 9244 von 10000 Erkrankten wurden geheilt, 219 gebessert und wieder oerwendungsfiihig, 50 mußten ausgemustert werden, 196 starben und 69 mußten infolge unheilbarer Erkrankung abgetan werden. , , Land und Leute. Drakonische Bestimmungen im chinesischen Straf recht. Das Strafgesetzbuch des ehemaligen chinesischen Kaiserreichs vermag sich an drakonischer Härte durchaus mit den Strafbestimmungen der Völker Les Altertums zu messen, es übertrifft diese sogar noch in vielen Punkten. Es ist das einzige Gesetzbuch der Welt, das Verbrechen auch an den Angehörigen des Täters bestraft. So ver urteilt das chinesische Gesetz die des Hochverrats überführten Individuen zur Tortur; ihre männlichen Anverwandten s wurden enthauptet, die übrigen Verwandten wurden / als Sklaven verkauft. Die Todesstrafe traf ferner jeder mann, der ein Zimmer betrat, das für den Kaiser oder für ein Glied seiner Familie bestimmt war. Den im Palast arbeitenden Handwerkern wurde ein Erlaubnisschein ein gehändigt, den sie beim Verlassen wieder zurückgeben mußten. Wer nach der festgesetzten Stunde noch im Innern des Palastes betroffen wurde, war dem Tode verfallen. Der Arzt des Kaisers erhielt, wenn er eine Arznei auf eine durch das Herkommen nicht sanktionierte Weise zu sammensetzte, hundert Stockschläge; desgleichen wurde die geringste Hnsauberkeit, die an den auf die kaiserliche Tafel gebrachten Speisen bemerkt wurde, an dem Koch mit achtzig Stockschlägen geahndet. Aus Tier- und Pflanzenreich. Vie Gans als Pflegemutter. Laustons Chamberton, der bekannte englische Zoologe, erzählt in einer natur wissenschaftlichen Revue von einer merkwürdigen Gans. In einer der Mahlmühlen von Tubeerakeena lebte diese Gans und hatte keinerlei Nachkommenschaft. Da geschah es einmal, daß die Müllerin einer sitzenden Henne eine Anzahl Enteneier unterlegte, die in gehöriger Zeit aus- gebrütet waren. So wie die kleinen Enten im Freien er- schienen, führte ihr Instinkt sie ins Wasser. Mutterliebe trieb die Henne ihren Jungen nach und Selbstsucht hielt sie auf dem Lande fest. Plötzlich kam die Gans herbeigesegelt, und nach einem lärmenden Geschnatter schwamm sie mit den Entchen auf und ab und brachte sie dann der Henne zurück. Am nächsten Morgen fanden sich die Enten wieder bei dem Teiche ein. Die Gan» nahm sie in Empfang, und die Henne geriet abermals in die gestrige Verlegen heit. Ohne nun behaupten zu wollen, daß die Gans au» Rücksicht für die mütterliche Angst die Henne «inlud, so steht doch fest, daß sie nahe ans Ufer schwamm, die Henne auf ihren Rücken sprang und da ruhig sitzend mit den kleinen Entchen kreuz und quer über den Teich lckwamm. Es wurde beobachtet,, daß die Henne sich anscheinend auf dem breiten Rücken der «ans nicht wohl fühlte und hin und wieder ängstlich auf den sie umgebenden Wasserspiegel blickte, trotzdem aber nicht eher wieder ans Land ging, bis auch das letzte der jungen Entchen wieder festen Boden erreicht hatte. Dies wiederholte sich Tag für Tag, erregte viel Aufsehen und dauerte so lange, bis die Entchen groß geworden waren und verständig genug, um ohne die Obhut der Henne und der Gans herumschwimmen zu können. — Der Name des englischen Gelehrten bürgt dafür, daß es sich hier wirklich um eine Gans und nicht um eine Zeitungsente handelt. Vermischtes. Erkennungsschilder für schwerhörige Nadfahrer. Schwerhörige Radfahrer geraten nicht selten dadurch in Lebensgefahr, daß sie die Warnungssignale von Motor- ahrern und Kraftwagenfühlern überhören. In Holland st man deshalb zur Einführung von Blechschildern ge- chritten, die in den Farben rot und weiß gehalten sind und an den beiden Hinteren Rohren des Fahrradrahmens befestigt werden. Diese Schilder werden an alle schwer hörigen Radfahrer abgegeben, sobald sie eine entsprechende Bescheinigung eines Arztes darüber beibringen, daß ihre Schwerhörigkeit so stark ist, daß sie die Signale der Radfahrer, Motorfahrer und Kraftwagenführer nicht zu hören vermögen. Die Schilder werden fortlaufend numeriert und nur unter der Verpflichtung abgegeben, daß der Inhaber da» Erkennungszeichen unter keinen Um ständen einem anderen überläßt. Der Allgemeine Nieder ländische Radfahrerverband hat von den niederländischen Automobilverbänden die Zusicherung erhalten, daß ihre Mitglieder diese Einrichtung beachten und an den Rad fahrern, bei denen sie diese Schilder an den Nädern be merken, mit der größten Vorsicht vorbeifahren und recht laute Warnungssignale geben werden. Auch in England sind derartige Erkennungszeichen sür schwerhörige Rad fahrer seit längerer Zeit in Gebrauch, wo sie sich bestens bewährt haben. Neuerdings hat auch der Deutsche Rad fahreroerband rot-weiße Eisenblechschilder für schwerhörige Radfahrer anfertigen lassen und die Beachtung dieser Er kennungszeichen den deutschen Selbstfahrer-Verbänden empfohlen. Laroanserinusabmelu — die neueste Krankheit. Ein lustiges Geschichtchen aus dem amerikanischen Schul leben weiß die „New Parker Sun" zu erzählen. Bevor ein Student von dem Columbia Colleges graduiert wird, muß er eine Probe dafür ablegen, daß er wenigstens 100 Fuß weit schwimmen kann. Felix Metzger Rosenstock, der ein guter Schüler in der obersten Klaffe ist, hat das Schwimmen durchaus nicht lernen können. Als Mister Rosenstock nun sich schmerzhaft darüber klar wurde, daß er deswegen durchs Examen fallen würde, machte er dem Direktor des Gymnasiums Dr. George L. Meylan einen Besuch und erklärte ihm, daß er an einer schlimmen Haut krankheit leide, die noch außerordentlich verschlimmert werden könnte, wenn er seinen Körper mit dem Wasser des College-Schwimmbassins in Berührung bringen möchte. „Bringen Sie mir darüber eine Bescheinigung von einem Arzt und die Sache ist erledigt," sagte Dr. Meylan. Nach ein paar Tagen brachte Rosenstock folgende von einem Arzt unterzeichnete Erklärung: „Hierdurch bescheinige ich, daß Felix Metzger Rosenstock an einem außerordentlich schweren Fall von Caroanserinusabmetu leidet, und daß sein Zustand sehr verschlimmert werden wird, wenn er ins Wasser geht." Der Name der Krankheit war dem Direktor neu und schien ihm seltsam in seiner gelehrten Langatmigkeit. Da er aber ein guter Lateiner war, so wurde ihm die Uebersetzung nicht schwer. Oaro :m<,srinus kann doch nur in der Sprache der Römer Gänsehaut heißen und ab metu läßt sich mit „aus Furcht" übersetzen. Die mysteriöse Krankheit entpuppte sich also als „Gänse haut aus Furcht". Rosenstock wurde von der Schwimm probe nicht befreit. Er und vier andere fielen durchs Examen wegen — Caroanserinusabmetu. Händels Gedanken. Händel erhielt einst von einem unbekannten Gönner ein Dutzend Flaschen alten Johannis- berger. An demselben Tage hatte er einige Freunde zu sich geladen, und aus Furcht, es möchte ihm nicht viel davon übrigbleiben, wenn seine Freunde mitkosten wür- den, ließ er die Flaschen in sein Arbeitszimmer, das an die Speisekammer unmittelbar anstieß, stellen. Plötzlich befällt ihn Durst nach Rheinwein. Seiner Begierde nicht mehr mächtig, springt er auf und, sich an die Stirn schlagend, ruft er: „Ein Gedanke! ein Gedanke I" Dann eilt er in sein Arbeitszimmer, tut einen tüchtigen Schluck und kehrt in die Gesellschaft mit heiterem Blick zurück, die in ehrfurchtsvoller Stimmung seiner wartete. Doch nicht lange, so kommt ein neuer Gedanke, dem bald ein dritter und vierter folgt. Das fiel der Gesellschaft auf, und einer schlich ihm nach, um zu sehen, wie Händel seine großen Gedanken ausführte. Da stand nun der große Komponist unter Flaschen und tat soeben einen herzhaften Schluck. Bei seiner Rückkehr empfing ihn lautes Gelächter, und von dieser Stunde an hieß der Johannisberger unter seinen Freunden: Händels Gedanken. Der Kitsch-Maier. Eine köstliche Kaiser-Anekdote wurde vor einiger Zeit in „lieber Land und Meer" von f M. Rapsilber erzählt. Der Kaiser ist danach über den teilweise scharfen Widerspruch, der sich gegen sein Wirken auf dem Gebiete der Kunst wendet, gut unterrichtet, und er äußert sich auch mit einem gewissen Humor darüber. So hat er selbst wiederholt das folgende Geschichtchen zum besten gegeben, für dessen Richtigkeit er sich ver bürgt: „In einer Künstlerkneipe zu Kassel wird kräftig gefachsimpelt und, wie unausbleiblich, kommt auch das Gespräch auf den Kaiser als Mäcen. Künstler schimpfen mit Vorliebe. Einer an der Tafelrunde aber, ein ganz tüchtiger Landschaftsmaler, tut es den übrigen vorauf und erklärt und bekräftigt es auch mit dem ja unwiderleglichen Faustschlag auf den Tisch, daß der Kaiser nur Kitsch auskaufe. Die Kollegen lachen und wehren ab. Der Kritiker versteift ) sich auf fein verfassungsgemäß gewährleistetes Recht ver Meinungsabgabe, und im übrigen sei er ein freier Künstler. Aber Kitsch bleibe nun einmal Kitsch. Ausgerechnet in diesem Augenblick wird ihm ein Telegramm eingehändigt. Er reißt es auf und wird rot bis an die Haarwurzeln. Ganz verlegen schleicht er beiseite und liest nun blau auf weiß: „Die Ausstellungsleitung teilt Ihnen mit, daß Seine Majestät der Kaiser heute nachmittag auf unserer Ausstellung Ihre Landschaft käuflich erworben hat." Künstler sind auch neugierig, und so dauert es nicht lange, daß dem Land schafter das Telegramm aus der Brusttasche herausge angelt wird. Ungeheures Hallo l Endlich erhebt sich ein Professor und spricht: „Lieber N., wir haben nicht ge wußt, daß Sie ein Schund- und Kitschmaler sind. Da Sie als solcher nun aber offiziell anerkannt sind, wird Ihnen wohl nichts anderes übrigbleiben, als aus dieser Korona der freien Künstler auszuscheiden." Sin schweigsames Ehepaar. Das schwierigste Ding in der Ehe ist, nach einem stattgefundenen Zanke das erste Wort zu geben. Jeder Teil glaubt sich gewöhnlich im Recht und meint sich etwas zu vergeben, wenn er sein Schweigen bricht. So lebt im Staate Neuyork ein Mantz mit seiner Frau, die in acht Jahren nicht miteinander ge sprochen haben. Sie arbeiteten zusammen, schliefen in einem der großen Betten, wie sie allgemein in Amerika für zwei Personen gebräuchlich sind, und aßen an einem Tische, aber ließen keine Silbe gegeneinander fallen. Nach einer Uneinigkeit von acht Jahren war jede» zu stolz, das erste Versöhnungswort zu sprechen. Das erinnert an einen andern Fall, indem der Mann seinem Stolze genugtat und doch dabei den Frieden wieder herbeiführte. Als er nach einem dreitägigen Brummen mit seiner Frau einsah, daß sie ihn nicht zuerst ansprechen würde, das gegenseitige Schweigen ihm aber auch unerträglich schien, folgte er in einer kalten Nacht seiner Frau zu Bett, warf aber mit einem Fußstoße die Decke weit ins Zimmer. „Nun, was soll denn das heißen?" fuhr die Frau heraus. „Nichts, als daß ich nur das erste Wort von dl» haben wollte; so — nun bist du wieder ein braves Weib, und wenn ich dir zuviel getan, so sei mir nicht böse!" und damit war dos dreitägige Eis gebrochen. Was die letzten Kriege gekostet Haden. Das„Altensche Handbuch für Heer und Flotte" bringt eine interessante Aufstellung der^Kosten, die die letzten Kriege den krieg führenden Nationen verursachten, und es geht daraus her vor, daß sich die Kosten einer kriegerischen Unternehmung von Fall zu Fall ganz bedeutend erhöhen. So betrugen die Kosten des Russisch-Japanischen Kruges 2378 Millionen Mark für Rußland und 2224 Millionen Mark für Japan. Der Vurenkrieg kostete England rund 4V- Milliarden, eine Summe, die um so größer dadurch wird, daß der Krieg nur von etwa einer viertel Million Menschen geführt wurde. Am interessantesten sind aber die Zahlenangaben, soweit sie den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 betreffen. Der Berechnung zugrunde gelegt ist die Zeit von» 18. Juli 1870 bis zum 18. Mai 1871, das heißt von» Tage der Mobilmachung bis zum Inkrafttreten des Frankfurter Friedens. Für diesen Zeitraum betrugen die Kosten 1570 Millionen Mark, das heißt 5,2 Millionen täglich. Bei dieser Aufstellung sind aber eine ganze Reihe von Leistungen, die unbeding» zu den Kriegskosten gehören, wie Pensionen, Unterstützungen von Familien, deren Er nährer zu den Fahnen berufen waren, Entschädigungen bei Zerstörung von Gebäuden usw. nicht berücksichtigt. Rechnet man diese Kosten hinzu, so kommt man auf 2700 Millionen, das heißt bei einer angenommenen Truppen stärke von 1 254 376 Mann 8,80 für den Mann und Tag. Frankreichs Ausgaben waren bedeutend größer; sie betrugen, allerdings einschließlich der Kriegsentschädigung, rund 10 Milliarden Mark. Die reichste Kirche der weit. In den Kirchen Spaniens finden sich mitunter Schätze von einer Pracht und Kostbarkeit, wie man sie selbst in den reichsten Domen Italiens vergeblich suchen dürfte. So hat zum Beispiel die Kirche „Unserer lieben Frau zum Pseiler" in Madrid nach den begeisterten Urteilen von Kennern mehr Schätze aufzuweisen, als die Krvntresors der gesamten europäischen Mächte. Die vier massiv silbernen Engel mit goldenen und Saphiren besetzten Flügel, die Krone der Mutter Gottes aus gediegenem Golde, ihr Halsschmuck usw. werden zusammen auf 40 Millionen Mark geschätzt, kommen aber nicht in Ver gleich mit der großen Monstranz, die am Fronleichnams» tage umhergetragen wird. Der Umfang der Sonne ist der eines Wagenrades; sie besteht aus gediegenem Golde und ist ebenfalls mit Smaragden besetzt; der Kelch steht auf einem silbernen, drei Fuß hohen Postament. Die ganze Monstranz wiegt 500 Pfund und ruht auf einem vergol deten Untergestell. Diese Monstranz ist ein unübertroffene» Meisterwerk der Goldschmiedekunst und weder nach ihren, Kunstwert noch nach dem rein materiellen Wert überhaupt abzuschätzen. vücherhallen nach neuem System. Die städtische», Kollegien Leipzigs haben im vorigen Jahre beschlossen, mehrere Bücherhallen in Leipzig zu errichten. Am 1. April konnte nun die erste in der Grenzstraße eröffnet werden. Sie ist auf einem neuen volkserzieherischen Grundsätze ausgebaut. Dem Publikum soll nicht, wie anderswo, ohne weiteres die Auswahl der Bücher überlassen bleiben, sondern die Leser sollen jedesmal eine aufklärende An leitung erhalten, soweit das notwendig ist. In den Ka talogen der einzelnen Wissenszweige wird das literarische Material zugleich nach jeder Richtung hin erläutert. Vier Monate unschuldig in Untersuchungshaft. Der aus Oesterreich ausgewiesene Ingenieur Alber» Müller wurde an der deutschen Grenze verhaftet, da man in ihm elnen Gauner ge faßt zu haben glaubte, der lm Spätsommer 1808 in Berliner Caso» und Konditoreien Tvilettensrauen und Büfettiers mit wertlosen Schlipsnodeln als Unterpfand um Beträge von 2u bis 30 betrogen hatte. In der Berhandlung vor der Vierten Strafkammer des Landgerichts l in Berlin stellt» sich jetzt heraus, daß der Angeklagte mit dem Betrüger nicht identisch war. Das Gericht sprach ihn frei und billigte thin auch einen Anspruch aus Entschädigung zu.
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