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Weißeritz-Zeitung : 20.05.1914
- Erscheinungsdatum
- 1914-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-191405208
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19140520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19140520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1914
- Monat1914-05
- Tag1914-05-20
- Monat1914-05
- Jahr1914
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 20.05.1914
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rvunsl. unö voix l» gui lagen sü ein Menlch. Zern Paul. n. »MWWW g Das Ungefähr wollte, daß ich meinen Freund Brendel erst drei Monate später in einer großen Ge sellschaft wicdcrsah. Er trug einen Zwicker, und ich blieb infolgedessen diesmal davor bewahrt, von ihm mit Freund Hasenkamp oder fonst jemandem verwech selt zu werden. Aber ich bemerkte, daß er sich in un gewöhnlicher Aufregung befand, und daß diese Auf regung alles eher als freudig war. Als sich mir eine Gelegenheit bot, ihn unauffällig beiseite zu nehmen, fragte ich gerade heraus, ob ihm etwas Unangenehmes widerfahren sei. Und er war es sichtlich zufrieden, einem teilnehmenden Menschen sein Herz ausschütten zu können. „Ich bin sehr unglücklich," sagte er, „denn ich habe mich in erotischer Verblendung zu einem Schritt Hin reißen lassen, der für mein eigenes wie für ein fremdes Leben verhängnisvoll werden kann. Erinnern Sie sich der jungen Dame an dem Fenster mir gegenüber?" „Gewiß! Haben Sie ihr vielleicht unbekannterweise einen Heiratsantrag gemacht?" Ich hatte es als Scherz gemeint, und ich erstaunte nicht wenig, als er mit düsterer Miene zustimmend nickte. „Ja, ich habe es getan — an diesem Nachmittag. Morgen mit der ersten Post muß der unglückselige Brief in ihre Hände gelangen. Und wenn sie annimmt, gibt es für mich natürlich kein Zurück mehr, ob mir auch das Herz darüber brechen mag. Tas Klima der Steinkohleuzett. Sus den zahlreichen fossilen Baumresten, die aus der Steinkohlenzeit auf uns gekommen sind, ist es möglich, interessante Schlüsse auf das Klima zu machen, das in jener Periode in Nordeuropa ge- herrscht hat. Die Fossilien zeigen nämlich niemals den An satz von Jahresringen. Jahresringe an Bäumen entstehen aber dadurch, daß infolge einer Wachstumssistierung eine anders geartete Schicht von Zellen sich ablagert: an weite dünnwandige „Frühzellen" schließen sich dickwandige „Spät- zellen" an unter dem Einfluß der wachstumshemmenden Kälte. Wenn der Winter dem Frühling weicht, fallen diese Einflüsse fort, und es entstehen, wieder scharf getrennt von ihnen, die Frühzellen. Diese wechselnde Wachstumsart do kumentiert sich dann als konzentrische Ringe. Wenn nun bei den Gewächsen des Earbon derartige Ringe fehlen, so schließt Dr. Gothan in der „Naturwissenschaftlichen Wochen- schrist", so muß auch der Wechsel der Reize gefehlt haben. Ein konstantes Klima muß geherrscht haben. Dabei ist es aber nicht nötig, an ein tropisches Klima zu denken, son- dein es genügt, eben ein gemäßigtes anzunehmen, das nur keinen wachstumshemmenden Schwankungen ausge- gesetzt war. kurzsichtig. Humoreske von Lothar Brenkendorff. Denkspruch. »Ich batte äsr glück, unglücklich ru l«m". äsck rucueilen ein „Ich denke nicht daran. Auf meine Augen und auf mein Physiognomiengedächtnis kann ich mich, Gott sei Dank, verlassen. Ich propouiere ein- Wette auf zehn Flaschen Sekt, daß —" Aber Freund Brendel hörte mich nicht mehr. Er packte den Arm des Hausherrn, der eben an uns vor überging, um ihn nach dem Namen der Dame zu fragen, die noch immer in der offenen Tür stand und verstohlen- ,Ha, aber — ich verstehe nicht —. Ist denn Ihre Liebe seit dem heutigen Nachmittage mit einem Male o ganz verflogen?" „Ich weiß nicht, was ich darauf Antworten soll. Am Ende war das Ganze ja nur ein .Spiel meiner Phantasie. Ich hatte mich in ein Schattenbild verliebt, in ein selbstgeschaffenes Idol. Denn — lachen Sie mich, bitte, nicht aus — ich habe die Dame noch nie mals anders als über die Straße hinweg, bei meiner Kurzsichtigkeit also so gut wie überhaupt nicht gesehen/" „Und dennoch haben Sie ihr einen Antrag ge macht? Aber das ist ja geradezu unglaublich." „So will es auch mir vorkommen, seitdem ich diese verwünschten Gläser auf der Nase habe. Aber was wollen Sie — ich lebe eben in einer anderen Welt. So wie ich mir mein Visavis vorstellte, so liebte ich es. Und als ich eines Tages der Versuchung nicht widerstehen konnte, mich bei dem Portier des Hauses nach ihr zu erkundigen, war es vollends um mich ge- schehen. Ich hörte, daß sie zweiundzwanzig Jahre alt und eine sehr talentvolle Malerin sei, die sich und eine alte Mutter sehr anständig durch allerlei kunst- gewerbliche Arbeiten ernährt, aber keinen Pfennig Ver mögen besitzt. Das gab den Ausschlag. Ich hatte zwar noch einige Kämpfe mit meinem sogenannten gesunden Menschenverstände zu bestehen, icyneßcich aber kam Lie Krisis, die mit meinem verhängnisvollen Entschluß vom heutigen Nachmittag endete. Uud nun ist's für eine Um kehr wahrscheinlich zu spät." „Aber ich begreife nicht, warum Sie darüber so verzweifelt sind. In diesem Falle haben Sie doch kaum eine Ihrer üblichen Enttäuschungen zu fürchten, denn die junge Dame ist wirklich reizend." Brendel seufzte. „Ach, lieber Freund, wenn sie eine lebendige Wiederholung der milesischen Venus wäre, was wäre ihre Schönheit gegen die berauschende Lieb lichkeit des Mädchens, das ich heute abend hier kennen gelernt habe! Erst seit ich "sie gesehen, weiß ich, was Verliebtsein heißt. Und das schrecklichste ist, daß dies Götterbild für mich wahrscheinlich nicht unerreichbar wäre. Als ich mich ihr vorstellte, begrüßte sie mich liebenswürdig wie einen alten Bekannten, sprach mir mit bezaubernder Klugheit von meinen Arbeiten, die sie samt und sonders gelesen hat, und sah mich dabei mit Augen an — mit Augen, sage ich Ihnen, daß ich mich schleunigst zurückziehen mußte, um mich vor einem schnöden Treubruch an meinem unbekannten Gegenüber zu bewahren, das vielleicht schon morgen meine Braut sein wird." Ich wußte nicht recht, welche Trostgründe ich für diesen höchst ungewöhnlichen Fall aufbringen sollte. Da erfaßte Brendel plötzlich mit heftigem Druck meinen Arm und deutete mit einer Kvpsbewegung nach der offenen Lür des Nebengemaches hin. „Da, sehen Sie selbst, und antworten Sie mir, ob ich zu viel gesagt habe." Ich folgte der Richtung seiner Blicke und bemühte mich nicht, mein grenzenloses Erstaunen zu verbergen. „Aber, liebster Brendel, diese junge Dame ist ja niemand anderes als ihr reizendes Visavis." Er starrte mich an, und sein Gesicht wurde dunkelrot. ,Herr — wenn Sie meine traurige Lage benutzen wollen, um schlechte Witze zu machen —"
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