Dresdner Journal : 23.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188401237
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-23
- Monat1884-01
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- Dresdner Journal : 23.01.1884
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.Pli» >»'! V I,.-^> , z<u»»«u U«L«L»: -Mrtietl: .... 18 It»rk. ^LilrUet»: 4 Lt»rk dv kL Lütrolo« 10 ?L In»«n»1e,prvt,»r kür ä«o k»vm ei»«r ^»»p»It«Q«u ?stit,.«1Ia Ay Oulor „Lü»^v«»o6t" 6i« 2«ls SV Pf L« 1»d«Uei»- UQli ^ilksrnNtttr LV H ^usicdl^ 4a,»,rL»Id ckv« ck«vt»ot,«i» tritt ko»t- uock 8t«op»I»m»vl»t»^ kiora. Mittwoch, den 28. Januar. Dres-ntrZournal. 1884. 1«»»vr<»»vit»i>u»t,utv »«»n»cu»r L«t»«lU: n Lra»<1«tctt«r, OowwEoilLr ä«, Or»«to«r ^our»»I»; Luodar, 8»rN» Vt« >i,I Ir«,l»u ». N.: <t l'oA/er, 8«rlto-Vt«L Lu»durss. ki-», - »r»L^kirr ». U. »8i>cd«N: /t««t Lto««,' L«rUo: /ira?ick-nck„»T, vr,n>«n: L LcLkott«,' L 8ta«Ar»'» L«rr«v Aai^rt-»)- ^r»»kku-t » » r L'. ^a,A«^»ok8 8ucüku.l>6tuo^; S»rUU: tt. ^kiUi«r; S»iu»ovr: <7. 8cLümi-r, kiti L»rU» rr»»Iltiirr ». ».- irottU»rt: Z)auLr <O 60 / U»»dLiA: Ack. Ltei»»rr Lrselioiiieil r Di^Iiol» mit Aun>»lim« 6vr 8oaa- vnU keikrta^» Aksoct» iitr äoo fol^«ncksn i »«r. - -- - IM» . - Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. N«r»n»8«U«r: Xüoiel. Lrpväitinn <1v» l>re,6o«>r ^oaru»!», vroockoo, 2viu8«"1nt»«! lio. 80 deS Ilichtinutlichcr LheU anwesend waren, verlief dieser Zwischenfall ohne Tu- nen zu lernen reichliche Gelegenheit hatten. — (W. ba ¬ de« ElfercomiteS den Ausgleich, welcher für Kroatien und Slawonien äußerst schädliche Bestimmungen ent- Se. Majestät befunden Hal, die Sitzungen des Landta- Nach der Authentici- *) Nachdruck verboten. D. Red. BndgetS der Pariser Polizripräfrctur auf Ministerium deS Innern, mit 284 gegen Stimmen an. London, Montag, 21. Januar, Abends. T. B.) Verschiedene Abendblätter melden, Dresden, 22. Januar. Der kroatische Landtag ist vorgestern, den Mit gliedern desselben völlig unerwartet, im allerhöchsten Auftrage auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Der Abg. JvicS bekämpfte bei Erörterung des Berichtes Telegraphische Nachrichten. Zettungssedan. (Schlesische Zeitung.) TageSgeschichte. Ernennungen, Versetzungen ir. 'm östrntl. Dienst». BetricbSergebnifse der königl. TtaatSriseubabnrn. (Kohlentransport.) Dresdner Nachrichten. 213 abermals ein längerer Ausnahmezustand Platz greifen wird. Sachlich hat Kroatien durch die Vertagung des mult, und das Haus leerte sich ohne Manifestationen. Es ist zweifelhaft, ob der Landtag vor Ablauf des daS BudgetprovlforiumS sich wieder versammeln, oder ob halte. Er bedauerte, daß die Rechtspartei sich in dieser reduciren sind, und zwar in die Nationalpartei Frage passiv verhalten wolle. Ein derartiges Vorgehen und die Rechtspartei. Die anderen Fractionen wer» werde dem Lande wenig nützen. Redner ist überzeugt, daß sich niemals ein gewissenhafter Sohn dieses Lan de» finden wird, der die Banusstelle annimmt, info lange der Bonus Aufträge erfüllen soll, wegen deren NlchtauSführung der Graf Pejacsevics seine Entlassung geben mußte. Ein sehr leichter werde der Stand punkt des Bonus dann sein, wenn ein sein Vaterland wahrhaft liebender, die Gesetze des Landes achtender Sohn dieses Landes zu dieser hohen Stelle berufen wird. Betreffs des Helfert'schen Programms bemerkte der Redner, es würde die Opposition sreuen, wenn eine Partei außerhalb deS Landes dem Wirken der Opposition Sympathien entgegenbringe; dies könnte nicht als Reaction ausgefaßt werden. Wer seine Rechte vertheidigt, ist kein Reaktionär. Selbst bei strenger Einhaltung deS Ausgleiches, schloß der Abg. Jvics, können wir unser Recht nicht vertheidigen, da ja alle Parteien darin übereinstimmen, daß der Ausgleich ver letzt wurde und daher auch nicht mehr zu Recht be stehe. Während der Rede erschien der Banus Graf v. Khuen-Hederväry im Landtage und überreichte dem Präsidium ein Schreiben. Der Präsident läßt durch den Schriftführer das vom 19. d. datirte königl. Rescript verlesen, wonach auf Grund des 8 3 Gesetzartikel 2: 1.870 Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem vormaligen Besitzer einer Eisengießerei und Maschinenfabrik in Penig, Adolf Oeser, jetzt in Dresden, das Ritterkreuz 2. Elasse deS AlbrerhtSorden- zu verleihen. den schon bald ihre Selbstständigkeit aufzugeben ge zwungen fein und in den beiden genannten Par teien aufgehen. Wie die Abgeordneten im Land tage, so theilt auch die Bevölkerung des Lande» sich eigentlich nur in 2 große Parteien, von welchen die eine, die Nattonalpartei, den staatsrechtlichen Ver band mit Ungarn will, daS diesen regelnde Ausgleichs gesetz annimmt, sich zur gewissenhaften und aufrich tigen Danachachtung verpflichtet fühlt, aber dessen ge wissenhafte Erfüllung auch von Seiten der anderen CompaciScenten, d. i. von Seiten Ungarns und der ge meinsamen Regierung fordert, während die Rechts partei den staatsrechtlichen Verband mit Ungarn nicht will, sondern der mit socialdemokratischen Tendenzen vielfach durchspickten großkroattschen Idee nachjagt, ohne sich über die Ausführbarkeit ihres Programms den Kopf zu zerbrechen, ohne sich bei der Wahl ihrer Mittel auch nur im Geringsten von den ganz gewöhn lichen Regeln des Anstandes einschränken zu lassen. Die Anhänger dieser letzter« Partei (Starcsevicsianer) sind mit wenigen Ausnahmen Leute von niederer Her kunft, zumeist Söhne einfacher Grenzer, welchen eS, sei eS durch Stipendien, oder sonstige Unterstützung ermöglicht wurde, die höheren und höchsten Bildungs anstalten deS Landes zu besuchen Aus jener dor nenvollen Studienzeit ist bei den meisten dieser Leute ein unversöhnlicher Haß geben die bessere Gesellschaft zurückgeblieben, welcher bei gänzlichem Abgänge so cialen Schliffes, sich nun in jener, allen Anstandes baren Weise kundgiebt, die wir an David StarcsevicS und anderen Mitgliedern dieser Partei genugsam ken- Die Deputirtenkamwer nahm den Gesetzent mult, und das »urs, h»tr»ffrnd die thrilweise Uebernahmr Landtags nichts verloren, da die Nationalpartei den Schluß für Donnerstag erhoffte und bis dahin nur den Bericht des Elferausschusses, d. h. die Frage: ob der MiSkatovicS'sche Adreßentwurf anzunehmen sei, oder nicht, dann daS Gesetz über die Versorgung der Gendarmen zu erledigen und die Wahlen in den Reichstag, sowie eventuell in die Regnicolardeputation vorzunehmen beabsichtigte, vorausgesetzt, daß die Oppo sition alle- Dies gestattet hätte. Der ungarische Ministerpräsident v. TiSza wurde gestern in Wien erwartet, und man bringt seine Reise auch mit den kroatischen Angelegenheiten in Verbindung. Dieselben beginnen einen an- Revolutionäre streifenden Charakter anzunehmen. Die LandtagSmebrheit hat sich zwar dazu ermannt, den Führer der Unabhängigen, StarcsevicS, auszuschließen, allem Anscheine nach damit aber nur Oel ins Feuer gegossen. Die Beschimpfun gen, denen sich die Mitglieder der Nationalpartei auf offener Straße ausgesetzt sehen, zeigen deutlich, wohin die Strömung im Lande geht. Schon haben militä rische Vorsichtsmaßregeln getroffen werden müssen; der offene Aufstand erscheint als blose Ausgeburt des Pessimismus. Daß er niedergeworfen werden würde, ist kaum zu bezweifeln; wohl aber ist eS fraglich, ob damit eine durchgreifende Besserung der Lage erreicht werden würde. In Kroatien handelt e» sich nicht um eine sociale Bewegung, obwohl auch sociale l rsachen mitwirken, sondern um eine politisch-nationale, um das Streben nach Unabhängigkeit, zu welcher man sich ge schichtlich berufen und materiell befähigt glaubt. Der Buda-Pester Correspondent der „Schlesischen Zei tung" weist darauf hin, daß die dermalen in Kroatien factisch bestehenden 4 politischen Parteien, sammt dem in gewissen Beziehungen selbstständigen Serbenclub, nach Tendenz und Principien auf 2 Parteien zu Berlin, DieuStag, 22. Januar, Mittag». (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Der LolkSwirthschaftS- rath wurde heute durch den StaatSminister v. Bötticher eröffnet, welcher dir Erschienenen herz lich willkommen hi»-. Die Versammlung beschloß, unt»r Verzicht auf eiue AuSschußderathung sofort in die GeneraldiSensfiov der Unfallversicherung eivzutretev. Berlin, DienStag, 22. Januar, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Da» Herrenhaus ge nehmigte hrntr die EisenbahnverstaatlichungSvor- läge unverändert. Der StaatSminister Maybach bez»ichn»te die Verstaatlichung der Tilsit - Jnster- burger, der bremischen Bahnen and der Berlin- Hamburger Bahn al» noch im Laafe der Session bevorstehend; d»r Ban der Braunschweig Hildes heimer Bahn sei in Aussicht genommen. Pari», Montag, 21. Januar, Abend». (W T. B.) In der heutigen Sitzung de» Senat» ' wurde die Berathung de» au-erord»utlichen Bud get» fortgesetzt. Bocher verglich das Budget der constttuttonellen Monarchie mit dem der Republik und wies auf die bedeutende Zunahme der Ausgaben und des DeficitS seit dem Jahre 1879 hin. Der Redner bekämpfte das außerordentliche Budget und erklärte schließlich, man müsse neue Steuern auflegen oder die Ausgaben vermindern. — Freycinet erwiderte, keine Regierung seit dem Jahre 1830 habe ohne ein außerordentliches Budget für öffentliche Arbeiten auskommen können; das 19. Jahrhundert sei ein Jahrhundert deS Fort schritts. — Pouyer-Quertier verlangte eine Herab setzung der Steuern, welche der Landwirthschaft aus erlegt sind, und behauptete, in Frankreich sei Alles überlastet; es sei unmöglich, an neue Steuern zu denken. Das einzige Mittel, das Gleichgewicht her zustellen, sei eine Reducirung der Ausgaben. Redner erklärte es für unrichtig, den Frankfurter Vertrag als Ausgangspunkt der wirthschaftlichen Krisis anzusehen. aus den Samoainseln eine Bewrgung zu Gunsten einer Annrxiou mit Neuseeland sich verbreit». St. Petersburg, DienStag, 22. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Der „Ruff. Invalide" vrröffenNicht eine kaiserliche Ordre, betrrffend die Einführung eines neuen, 2,»zölligen Stahlgeschützr» bei der Gebirgsartillerie. DaS amtliche Blatt erklärt ferner dir Nach richt von der Verwendung von 3 Eiseubahobatail- lovrv zum Baue der Pole-jrbahn und der Bahn linie Sedlee-Malkia für unbegründet. Kairo, Montag, 2l. Januar, AbendS. (W. T. B.) Der General Gordon ist dem B»f»hle de» bri tischen Generalkonsuls Baring unterstellt. fBgl. die „Tagesgeschichte" unter Brüssel.) Der Khedivr erhielt rin Telegramm de» stell vertretenden Gouverneur» de» Sudau, in welchem dieser meldet, daß durch die in den nächsten Tag»n erwartete Garnison von Tennaar die Garnison von Chartum so verstärkt werden würde, daß jeder Angriff znrückgewiesen werden könne. *) Nachdruck verboten. D. Red. k-n ges bis auf Weiteres zu vertagen. Nach der Authentici- kn'nf-isninpn Dor *""9 des Protokolls wurde die Sitzung sofort geschlossen. Maa ten gewme Eonce tionen gemacht yave. L>er Neo» — .7 ...... ... < c» c > . ner sprach sich gegen den Gesetzentwurf über die Ein- Der Landtag horte das kon.gl Rescript schweigend an, »nmm-nOon-r und der Präsident verabschiedete die Vertreter Mit den lommenpeuer ... - Worten: „Vielleicht auf Nimmerwiedersehen!" Da 2" wurt. d„,aus ,,schloff,», dior-swi-« und i-in Anhnn, in d.r Sitzung nichl Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 22. Januar, Vormittag». (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Der Statthalter vou Elsa-- Lothringen, Gkueralfeldmarschall Frhr. v. Mau- truffrl, reist heute Nachmittag» 4 Uhr zum Be suche de» Reichskanzler» Kürsten Bi»marck uach KriedrichSruh. Feuilleton. Redigirt von Ltto Banck. Die Wandlung de» Herzen».*) Novelle von H. 8. Waldemar. I. Es war schon viel Schnee zur Erde gefallen, Den ganzen Tag hindurch hatte sich leise Flocke auf Flocke gelegt, und die Dächer der Stadt und das Pflaster der Straße mit dichter weißer Decke verhüllt, ganz sanft und allmählich. Aber gegen Abend erhob sich der Wind und wirbelte die Flocken wie trunken durcheinander. Da gab es keinen Schutz mehr für die bedauernswerthen Fußgänger, die sich in solchem Wet ter auf die Straße wagten, der Schnee drängte sich durch jede Falte des Mantels oder durch jeden Ritz der ärmlicheren Kleidung und legte sich al- kalter Tropfen auf die warme, schauernde Haut. Der trübe Wintertag war früh zu Ende gegangen, und seit mehreren Stunden brennen die Lichter in den Wohnungen. Vielleicht in keiner andern so hell wie in jenem Eckhause der Hauptstraße, wo heute ein glän zendes Fest gefeiert wird. Die Menschen da drinnen kümmern sich wcmg um den Schnee und Wind, von allen am wenigsten wohl die schlanke, dunkeläugige Frau, die in lebhaftem Gespräch unweit de» Fenster» steht und jetzt, durch einen Windstoß, der den Schnee klirrend an die Scheiben wirst, auf das Wetter auf merksam gemacht, einen flüchtigen Blick hinaussendet, *) Nachdruck uutersa-t. UM ihn sogleich wieder der Gesellschaft im Saale zu zuwenden. Jawohl, es ist gar traulich im warmen Zimmer, in fröhlicher Gesellschaft bei solchem Wetter, und was geht es die schöne Frau an, ob weit vor den Thoren der Stadt auf dem Schienenwege der Wind den Schnee gegen die Wagenfenster treibt und in die Speichen der Räder, bis das ,schnaubendt, stöhnende Dampfroß nicht mehr im Stande ist, den Zug vorwärts zu bewegen, was kümmert sie das? In einem großen Hause der Vorstadt brennen auch Lichter, aber nur einzelne im Erdgeschosse, welches die Dienerschaft bewohnt. Oben in den Gemächern der Herrschaft sind nur zwei Fenster erleuchtet, und an diesen gleitet ein menschlicher Schatten unruhig hin und wieder. Jetzt verschwindet er, man sieht ihn am Fenster des Flures, der Treppe, dort gleitet er hinunter. Und nach wenigen Sekunden öffnet sich die HauSthür, die an der Rückseite des Gebäudes in den großen Garten hinausführt, und leise tritt eine zier liche Gestalt daraus hervor — furchtsam und keck zu gleich in den Schnee und Wind. Sie schauert in ihrer warmen Umhüllung. Ob es das Wetter allein ist, daS sie fürchtet, oder ob eine warnende Ahnung ihr sagt, daß es ihr besser wäre, sie verließe heut' Abend nicht daS schirmende Ham ? Sie reibt mit der kleinen Land die Flocken aus den Augen, von denen doch st gleich wieder neue Hineindringen und sie blenden, und dann prüft sie vorsichtig mit dem Fuße die Tiefe des Schnees. Der arme kleine Fuß, er versinkt vollständig. Aber auch diese» hält sie nicht zurück, sie zieht die schützende Eapuce tiefer in da» Gesicht und geht auf dem Wege, den der Schnee kaum noch erkennen läßt, zu dem Psörtchen, das aus dem Garten auf die Straße hinaus führt. Sie öffnet es mit einem mitgebrachten Schlüssel und nimmt dann ihren beschwerlichen Weg zurück nach dem Pavillon in einer Ecke des Gartens. Ein anderer Schlüssel öffnet ihr auch diese Thür und, die Schnee flocken von Mantel und Kappe schüttelnd, tritt sie in daS kleine finstere Gemach, in welchem sie ein Licht entzündet. DaS Mädchen lachte leise und fröhlich aus: „Nun mag er kommen!" Dann setzte sie die Kerze vor einen schmalen Wand spiegel nieder und schaute prüfend m denselben. „Ob er mich auch wieder erkennen wird? Es ist schon gar so lange her, daß wir Abschied nahmen, fast zwei Jahre, und ich war damals noch fo sehr, sehr jung. Ich glaube, ich bin sogar noch ein wenig ge wachsen seitdem." Sie streckt ihre kleine zierliche Gestalt, auf den Fußspitzen stehend, sie reibt die Schneetropfen auS dem glänzenden, hellblonden Haar, daS sie von der weihen Stirn zurückstreicht, und freut sich über das Spiegelbild, welches sie mit Hellen Augen und rothen Lippen gar so freundlich und lieblich anlacht. Der Wind peitscht auch hier den Schnee gegen die geschlossenen Fensterläden, und daS kleine blonde Mäd chen achtet seiner so wenig wie dort die hohe dunkel äugige Frau, aber draußen aus der Straße kämpft ein einsamer Fußgänger gegen da» Wetter und den Wind, der ihm den Mantelkragen über den Kopf ge worfen hat. Eine schlai.ke Männergestalt, und au» dem endlich zurückgeschlagenen Kragen blickt ein hüb- Die kroatische Frage stellt sich immer mehr als ein Theil der slawischen Frage überhaupt dar: einer Frage, welche zwar auch unter den vergangenen öster reichischen Regierungen vorhanden war, die aber früher nicht die gesammte innere Lage beherrschte, während sie gegenwärtig zur ersten Staatsfrage geworden ist. In Kroatien hat die den Magyaren nych am freund lichsten gesinnte Nationalpartei ihren Einfluß auf die Bevölkerung so gut wie verloren, und daS fernere Verbleiben Kroatiens im Verbände mit Ungarn ist ernstlich in Frage gestellt. Caytsyeschlchlt. Dr»»d»n, 22. Januar. Beide Kammern hielten heute Sitzungen ab. In Gegenwart des Staats ministers I)r. v. Gerber erledigte die Erste Kammer unter mehrfacher längerer Debatte verschiedene Peti tionen, welche sie theils aus sich beruhen ließ, thetts der königl. StaatSregierung zur Kenntnißnahme über wies. Die Zweite Kammer erledigte die Cap. l bis 7 des Etats der Ueberschüsse, die gemäß der durch meh rere Nachpostulate geänderten Vorschläge der Regierung bewilligt wurden. Zu Cap. I, Forsten und Jagd, wurde der Regierung zur Erwägung gegeben, die Gleichstellung der Pensionsverhältnisse sämmtlicher Waldwärter möglichst anzustreben und derartig zu regeln, daß auch die zur Zeit angestellten 138 Wald wärter, welche Beiträge zur Erlangung einer Alters rente zahlen, später in die UnterstützungScasse für Beamte der Staatseisenbahn-, Straßen- und Wasser bauverwaltung überführt und ausgenommen werden. Zu Cap 2, Domänen und Jntraden, wurde der An kauf eines Grundstückes in Annaberg genehmigt, da gegen ein Antrag der Deputation auf Erhöhung der Jagdkartengelder von 12 auf 20 M. mit 37 gegen 35» Stimmen abgelehnt. Zu Cap. 6, Elsterbad, ge nehmigte die Kammer den von der Regierung bean tragten Neubau eines Kaffeesalons nebst WirthschaftS- gebäude. Zu Cap. 7, „Leipziger Zeitung" und „Dresdner Journal", beantragte eine Minorität der Deputation, die Regierung wolle für die nächste Etats periode auf eine Verschmelzung des „Dresdner Jour nals" mit der „Leipziger Zeitung" Bedacht nehmen. StaatSminister v. Nostitz-Wallwitz erklärte, daß er diesem Anträge nicht unbedingt entgegentreten würde, sofern die davon erwarteten finanziellen Vortheile wirklich eintreten sollten, was nicht zu erwarten sei, und der Regierung ein Preßfond zur Disposition gestellt würde. Der Antrag wurde mit 44 Stimmen abgelehnt. * Berlin, 21. Januar. Die vereinigten Aus schüsse des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Justtzwesen, die vereinigten Ausschüsse des selben für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Justizwesen, die vereinigten Aus schüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, sowie der Ausschuß für Zoll- und Steuer wesen hielten am Sonnabend Sitzungen. — Im ReichS- tagSgebäude tritt heute die ZuckerenquStecommis- sion und morgen der VolkSwirthschaftsrath zu sammen. — Im Abgeordnetenhause wurde heute die Debatte über den Eisenbahnetat fortgesetzt. Abg vr. Wehr stellte bei dem Capitcl der Einnahmen für die Ei,enbahnd»rection verschiedene Forderungen bezüglich der Tarife der Ostbahn, die häufig ganz gegen die wirthschaft- lichen Interessen seiner HcimalhSprovinz Westpreußen ausgestellt seien und der Wirthschastspolitik des Reichskanzlers wider sprächen. Ferner verlangte er die Verlegung der Direktion von Bromberg mehr in den Mittelpunlt des von der Bahn durchschnittenen wirthschaftlichen Gebietes. Ihm antwortete der Regierungscommistar Geh. Rath Fleck, daß die Tarife der Ostbahn, namentlich für Getreide, meist nach llebereinkunst mit den russischen Bahnen sehgesetzt seien und daß diese Bahnen eine gewichtige Stimme dabei hätten Bezüglich der Verlegung der Direction von Bromberg, antwortete sches, frische» Gesicht, nur augenblicklich ein wenig ent stellt durch einen Zug bitterbösen Aergers. „Verwünschte Geschichte!" brummt der Fußgänger leise, „ich schlage die Einladung zu dem Tanzthee aus, um meinen Freund vom Bahnhose abzuholen, und nun ist der Zug im Schnee stecken geblieben und ich habe den Weg bei solchem Wetter umsonst gemacht, während ich jetzt mit ihr tanzen könnte, denn eine Quadrille würde sie mir wohl bewilligt haben. Und vielleicht wäre mir heute der Augenblick günstig gewesen, ich hätte Muth gefaßt und ihr gesagt, was ich ihr schon lange sagen will. Und dann wäre ich in diesem Augenblicke schon der beneidete Bräutigam der schö nen und, was noch mehr sagen will, der reichen Wittwe. Ob sie meine Bewerbung annehmen wird? Nun, warum sollte sie nicht? Sie hat mir immer eine gewisse Freundlichkeit gezeigt- was man bei ihrem kalten, stolzen Wesen eben Freundlichkeit nennen kann, und warum sollte sie ihre- Wittwcnstandes nicht endlich müde sein? — Ihr Mann, sür welchen sie bei solchem Altersunterschiede doch unmöglich eine leidenschaftliche Liebe empfunden haben kann, deren ich sie überhaupt gar nicht für fähig halte — ihr Mann starb, so viel ich weiß, vor länger als zwei Jahren. Warum sollte sie ihren Namen eiuer Frau v. Genzburg nicht gegen den doch gewiß wohlklingender» einer Freifrau v. Rothen vertauschen wollen? Es ist an der Zeit, daß ich die sem Zustande der Ungewißheit ein Ende mache, und ich bin entschlossen, jetzt die erste Gelegenheit zu einer Erklärung zu benutzen, ja wahrlich, wenn rch nicht wüßte, daß sie jetzt nicht zu Hause ist, ich ginge so fort zu ihr, ich bin eben in der rechten Stimmung, und hier in der Nähe muß ja auch nkvhl ihc Haus
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