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Dresdner Journal : 27.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188401275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-27
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 27.01.1884
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Lra«d»t«tt«r, Oon»lui»»iouLr d« l>re»cln«r ^ourruU»; L^wdarx S»rN» Vi«» l^tpii^ L»»»l >r»»l»u-Mr»»k1vrt ». » : //<ia>e,^e<n >» l'oAter, S«rUo-Vt»o Lttundur^ kr»» l^ipitx Ur»»k5art ». a I>üi»ed»n: ku«t. öU«««e, L»rUi»: /ivalilir«aa»t, Lr»m»i» F. Lc/dotte, >r»»t»a Le««</en'a Lureau L'adatt»), Mr»nktart ». N > >, ^«rAer'aettt! Uuehttuuttlun^; SkrUU: t/ A/Äier; S»»»»r»r: t?. Lc^ü«»1«r, k»rt» Lsrlt» Mr»»kkurr ». N - 8»i»u,»rt. /)aitde c» 6o.,' »»wdarx: Lt«»er. N«r»u»xvdvrr Nüuiul. Kipedition de« Dresdner dourmct», Droadso, /«»a^erntra»»« Ho. LV. Machkestestungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate Februar und März werden zum Preise von 3 M. angenommen für DreSde» bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), fir auswärts bei den betreffenden Postanftalten. In DreSde« - Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 2), sowie bei Herrn Kaufmann Hermann Donath (Albertplatz gegenüber dem Albert- theater), woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden, und ebenso, wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (Böhm. Bahnhof), einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. üonigl. Expedition -es Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Theil. Dresden, 22. Januar. Se. Majestät der König haben dem Cantor Carl August Wilhelm Gerhardt in Brand bei Freiberg das Albrechtskreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. ilichtllmiüHtr Eheil. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Sonnabend, 26 Januar, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Se. Majestät der Kaiser ist nach einer gut verbrachten Nacht heute zur ge wöhnlichen Zeit aufgestanden, nadm Vormittags dir laufenden Vorträge rutgrgen und empfing mehrere Offiziere zu Meldungen. Di« Heiserkeit ist fast vollständig geschwunden. Wien, Freitag, 2S. Januar, Abends. (Tel. d. Boh.) Der Mörder deS Deteetiven Blöch in Aloridödorf (vergl. die „Tagesgeschichte") hatte dem selben seit 2 Lagen aufgelaurrt. Aus den Vor bereitungen g'ht hervor, daß der Mörder sich auf einen Kampf mit den Passanten oder mit der Wache gefaßt gemacht hatte. Bis Abends weigerte sich der Attentäter, Namen und Stand anzu- gebeu, obwohl er ununterbrochen Verhören unter zogen wird. Zn vollster Fassung entgegnete er, baß er nichts antworten wolle. In Floridsdorf ist er unbekannt. Nur eine Kraukenwärterin will ihn an der Bahre deS Polizeiconcipisten Hlubeck ge sehen Haden. Der vom Attentäter avgeschossrue Ar beiter Mellon wurde im allgemeinen Kranken- banse von Prof. Billroth untersucht, welcher die Verwundung als sehr schwer bezeichnete. DaS Sprunggelenk deS rechten Kußes ist angeschoffen; die Amputation dürfte nothwendig werden. Der Mörder betrachtete die Leiche grausam gleichgiltig und äußerte: „Er hat Vielen das Leben verkürzt, der Blöch, was wollt Ihr elende Schergen, nied rige Canaillen! Er hat, waS ihm gebührt!" Die be» ihm gefundene Dynamitpatrone wurde alS hin reichend erkannt, daS ganze Floridsdorfer Com- missariat in die Luft zu sprengen. Glücklicher- weise handhabte sie der Mörder, alS er beim Transport eine Dyvamiterplofion hervorzurufen suchte, so ungeschickt, baß fir nicht rxplodirte. *) Nachdruck verboten. D. Red. Feuilleton. Redigirt v»n Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 25». Januar: „CoriolanuS". Historisches Trauerspiel in ü Acten von Shakespeare. Nach der Schlegel-Tieck'schen Uebersetzung von Gutzkow bearbeitet. (Neu ein- studirt.) Die Aufführungen dieses großartigen Meisterwerkes gehören zu so guten historischen Erinnerungen aus der glücklichsten modernen Epoche unserer Bühne, daß der Wunsch sehr erklärlich ist , die Dichtung auch unter minder günstigen Umständen durch ein neues Ein- studiren für das Repertoire zurückzugewinnen. Auch kommt man dadurch dem Wunsche vieler Freunde der classischen Poesie zweifellos entgegen. Dieser Erklä rung des Vorganges gegenüber bleibt es indeß immer eine goldene Regel: wenn man zum Besten eines schon sehr reichen Repertoires die Wabl hat, nur Dasjenige zur Darstellung hervorzusuchen, für welches sich der vorhandene Hauptträger des Dramas besonders eignet. Wir hatten nach Hrn. Emil Devrient in Hrn. Dettmer einen Vertreter des Coriolan, der zwar in dieser Rolle weder auf der vollen Höhe seines viel seitigen individuellen Könnens stand, noch die sublimen und so überaus mächtigen Effecte der Tevrient'schen unvergleichlichen Lösung jener Aufgabe erreichte. Doch in Hrn. Dettmer'- merkwürdigen und stark ausgepräg tem Stimmungstalente lag im Allgemeinen — wie sich daS in vielen anderen Rollen kundgab -- die Be- sahigung für das schneidige und effektvoll leidenschaft- Paris, Freitag, 25. Januar, Abends. (W. T. B.) Der Senat hat heute den Art. 8 deS außerordentlichen Budgets angenommen, welcher di» Bank von Frankreich ermächtigt, den Betrag deS Bankuotenumlaufs provisorisch um 866 Mil lionen zu erhöhen. Die Deputirtevkammrr setzte die Berathung der Langlois'schen Interpellation über die Wirth- schaftliche KrifiS fort; wie verlautet, wird der Ministerpräsident Ferry morgen bas Wort zn der Frage ergreifen. (Vergl. unsere Pariser Corre spondenz unter „Tagesgeschichte".) Rom, Freitag, 25.Januar, Abends. (W.T.B.) Die Depvtirtenkammer hat heute vor der Abstim mung über den neuen Handelsvertrag mit der Schweiz eine von der Commission vorgeschlagene Tagesordnung genehmigt, in welcher von der Er- kläruug der Regierung Act genommen wirb, baß sie kortfahren werde, gemeinsam mit der Schweiz ans eine den italienischen Interessen entsprechendere Mäßigung der Transportbedingungen bei der Gott- hardbahn hinzuwirken. (Vrgl. die „Tagesgeschichte") Madrid, Freitag, 25. Januar, Abends. (W. T. B. Die unter dem Befehle des Herzogs v. Edinburgh stehende englische Flotte hat den Hafen von Palma, wo dieselbe vor Anker gegangen war, wieder verlassen; wohin dieselbe gegangen, ist nicht bekannt, Wik es heißt, hätten Castelar und dessen Partei beschlossen, sich an dem Wahlkampfe zu be- theiligen. London, Freitag, 25. Januar, Abends. (W. T. B.) Dir Schiffbauer am TeeS und von Hartle pool haben ihren Arbeitern vom März d. I. ab eine Rednction des Lohnes um 26 Prvcent ang«- kündigt. Dresden, 26. Januar. In Rußland sind soeben die Adelsversammlungen wie alljährlich zusammengetreten. Die wichtigste Stelle unter denselben nimmt die Moskauer Adelsversamm lung ein, welche von dem Generalgouverneur Fürsten Dolgorukow mit einer sehr energischen Ansprache er öffnet worden ist. Fürst Dolgorukow wies darauf hin, daß für den russischen Adel neue Aufgaben erwachsen wären, und daß er auf den Schutz der Regierung zählen könne, wenn er sich fest um dieselbe schaare. In dieser Ansprache heißt es u. A.: «Als ein Stand, welcher eine historische Bedeutung hat, dir in der Zahl vieler seiner Mitglieder auch alte Geschiechts tradition ausweist, hat sich der Moskauer Adel olle Zeit ge wahrt und sichIauch für die Zukunst das Recht erworben, einen Ehrenplatz in der Reihe der anderen Stände cinzunehmen, und wenn bei Wahlen aller Stände das Loos manchmal würdige Männer aus Ihrer Mitte überging, so verringert eine solche Zufälligkeit nicht im Mindesten die Rechte des Adels auf eine dominirende Stellung bei allen ständigen Angelegenheiten, zur Theilnahme, an weichen er durch den Willen des Gesetzgebers berufen ist ' Eine Adresse au den Kaiser wurde darauf abgefaßt, unter stürmischen Beifallsrufen verlesen und alsbald nach St. Petersburg abgesandt. Diese Adresse der Moskauer Adelsversammlung bildet einen bemerkens- werthen Zug in dem politischen Leben Rußlands. Die Adresse geht in ihrem Inhalte über blose Huldigungs worte weit hinaus; sie stellt vielmehr eine Art von Programm auf, indem sie das Einvernehmen zwischen Adel und Bauernschaft als das beste Unterpfand des innern Friedens feiert. Die Adresse des Moskauer Adels knüpft an ein bei der Krönungs feier von dem Kaiser Alexander an Adel und Bauernschaft gerichtetes ,weises und gnädiges Wort" au. Der Adel erklärt sich bereit, wie jimmerp treu und wahr, dem liche Herausarbelten einer ritterlichen Heldengestalt; nicht minder die Gabe, dem Untergänge der Person und ihrer Lebensidee eine tragische Färbung zu geben. Das letztere zeigte sich besonders in der Scene nach der Rückkehr aus Corioli und in der ersten Scene vor dem Senate. Die Befähigungen des Herrn v. d. Osten finden aus ganz anderm Gebiet ihren natürlichen Schwerpunkt und sind im Schau- und Lustspiel, ja sogar im Schwank der Gegenwart in manchen realistischen und genrebild lich mit treffendem Colorit und fesselndem Dialog durch geführten Leistungen oftmals nach Verdienst anerkannt. Das Heroische mit seinem langathmigen Pathos des Gefühlssturmes, oder mit seinem jähen Hervorbrechen des Zornes, des gekränkten Stolzes, der empörten Verachtung gegen unwürdige Gegner liegt außerhalb dieser Talentsfphäre. So fällt denn für Rollen wie die des Coriolan dem angestrengten schauspielerischen Bemühen anheim, was den angeborenen schauspieler ischen Qualitäten um so viel leichter und überzeugend erfolgreicher gelingt. Wenn wir von dieser Seite hin die Leistung des Herrn v. d. Osten betrachten, so können wir der elben am meisten gerecht werden, uns das Fehlende natürlich erklären und in dem Gebotenen den achibaren Fleiß und manches nicht unbedeutende Gelingen anerkennen. Die Hauptkraft des Abend- lag in den beiden Rollen Volumnia und Menenius. Frau Bayer hatte die Römerin in der Mutter mit einer wirklich histo rischen Mächtigkeit der Empfindung erfaßt und führte die großartigen Conflicte zwischen deni gekränkten Herzen der alten Patncierin und dem aufopfernden Zaren-Selbstherrscher zu dienen, seine Gesetze zu befolgen und seine Rechte als Oberhaupt, welche der Adel als historisches Vermächtniß, als das Unterpfand für die Wohlfahrt des Vaterlandes, als den Eckstein der Macht und Einigkeit des Reiches ehrt, zu bewahren. Der Adel freue sich, daß in der vom Kaiser befolgten Re gierungsidee zwei Stände einander genähert würden, welch« durch die Bande gemeinsamer Interessen ver knüpft seien, und deren gutes Einvernehmen das beste Unterpfand für den innern Frieden sei. Die Consoli- dirung der wechselseitigen Beziehungen dieser beiden Stände im Sinne der am 2 Juni v I. beim Em pfange der Adelsmarschälle und der Vorsteher der Landgemeinden gesprochenen kaiserlichen Worte werde ein Bollwerk schaffen, welches dem Kaiser als Stütz punkt in allen seinen Unternehmungen und als un erschütterliche Veste gegen die Ränke der Feinde dienen werde. Der „Regierungs-Anzeiger" fügt hinzu, daß der Kaiser drese Adresse mit wahrem Wohlgefallen ent gegengenommen und befohlen habe, dem Moskauer Adel und dem Generalgouverneur, Fürsten Dolgorukow, seinen Dank auszudrücken. In einem von gleichem Geiste getragenen Artikel der „Moskowskija Wedomosti", welcher den Er öffnungsact der Moskauer Adelsversammlung beglei tete, heißt es: „Der Moskauer Adel versammelt sich zum ersten Male nach der heiligen Krönung Sr. Ma jestät des Kaisers. In jenen festlichen Tagen wurde dem Adel ein Beweis besonder» Wohlwollens und Ver trauens des Monarchen zu Theil, womit eine neue Pe riode im Leben Rußlands begann. Unmöglich, fühlt sich der Adel nicht beseelt von dem Geiste und der Kraft für den neuen Dienst unter neuen Verhältnissen? Unmöglich, versteht dieser hervorragende, führende Stand, der vorzugsweise ein staatlicher ist, es nicht, auf die Bedürfnisse des Reiches einzugehen? Unmög lich, wird diese historische russische Kraft nicht die Fein fühligkeit und den Eifer entfalte» gegenüber den Schwie- rigkeiten, welche unser Vaterland heute durchlebt? Wenn der Feind Rußland bedrohte, war es etwa nicht der Adel, welcher stets als Erster auf den Ruf des Vater landes herbeieilte, bereit zu allen Opfern für das öffent liche Wohl? Damals dachte der Adel nicht an Standes- und locale Interessen; er erblickte nur die Noth des Vaterlandes und mühte sich lediglich im Dienste des Zarrn. Die unerquicklichen Verhältnisse, unter denen wir gegenwärtig leben, können bis zu einem gewissen Grade gefährlich werden. Derselbe staatsbürgerliche Geist, welcher den Adel alle Zeit im Dienste des Zaren erhob, muß ihn auch jetzt von den engen privaten In teressen abziehen und ihm den Weg weisen, wie er unter den gegenwärtigen Verhältnissen mit Nutzen wir ken kann zur Unterstützung der Staatsgewalt, deren erhöhte Thätigkeit unser Vaterland heute mehr, als je bedarf. Wenn die Adelscorporation noch lebensfähig ist, ist es jetzt an der Zeit für sie, das zu beweise», und sie kann dies beweisen und wird eine nützliche Thätigkeit entfalten, wenn sie in der geschwächten und erschütterten Gesellschaft jenen starken staatsbürgerlichen Geist fühlbar macht, durch den sie geschaffen wurde, von dem sie stets beseelt war und durch de» sie sich stets auszeichnete." Die deutsche „St. Petersburger Zeitung" schreibt: „Diejenigen unserer Leser, welche sich in den demokratischen und panslawistischen Geistesströmungen der letzten Jahrzehnte noch eine» wahrhast conserva- tiven Sinn erhalten haben — und wir glauben und hoffen, daß es deren Viele giebt — werden sich mit uns über die Kundgebungen freuen, welche den Werth „alter Geschlechtstradition" und die „staatliche Bedeu tung" des Adels so energisch würdigen und ihm eine „dominirende Stellung bei allen ständigen Angelegen heiten" auf Grund seiner historischen Verdienste zu erkennen. Es scheint uns von glücklicher Vorbedeutung Patriotismus mit soviel physischem wre geistigem Auf wand der Darstellungskunst bewunderungswürdig durch. Hrn. Jaffas Menenius war trefflich und erinnerte an die Musterleistung, die ehemal- Eduard Devrient gab. Man sah in allen Uebergängen die Unterlage eines gründlichen Studiums. Unter den Nebenrollen wurden die beiden Volks tribunen durch die Herren Kramer und Boeck, welch' Letzterer sehr natürlich und deutlich sprach, befriedigend dargestellt. O. B. Die Wandlung des Herzens. Novelle von H. S. Waldemar. (Fortsetzung.) V. In dem kleinen, zierlichen Schauspielhause der Stadt war eine reich geschmückte Menge versammelt und wartete voll Ungeduld auf das Aufziehen des Vorhanges, der die Bi.hne vor ihren Blicken verschloß. In einer der besten Logen saß Ika zwischen der alten Danie und ihrem Verlobten. Um die Lippen des jungen Mädchens zuckte ein schelmisches Lächeln, als ihre ältere Gefährtin, aus das Parterre hinabdeutend, zu Lindegg gewandt citirte: „Und Bank an Bank gedränget sitzen, es brechen fast der Bühne Stütze» —" DaS erste der beiden Lustspiele war untrr allge meinem Beifall zu Ende gegangen, uud in der nun folgenden Pause, die den lebenden Bildern voranging, betrat Alexander v. Rothen, dessen Rolle hinter den Cvulfffen ausgefpielt mar, die Loge und bat Werner, ihn seiner Braut vorzustellen. Dieser, der im selben für die Richtung unserer innern Politik, daß der Mos kauer Generalgouverneur mit solchem Nachdrucke das Kaijerwort an die Gemeindeältesten: „Folgt den Rath schlügen und der Leitung eurer Adelsmarschälle!" zum leitenden Motiv seiner instruirenden Ansprache gemacht hat. Wir können nur hoffen, daß ders-lbe Geist, wel cher die Worte des Vertreter- der Regierung durch wehte, überall im weiten Reiche in praktische Erscheinung träte. Nicht immer und überall ist er der herrschende gewesen. Im Gegentheile, es war lange, allzu lange guter Ton, den Adel zu Gunsten der Bauern herabzudrücken und den Mushik als den Mann der Gegenwart wie der Zukunft zu feiern, obgleich der Mufhik mehr, als der Bauernstand irgend eines andern Volkes der ökonomischen und politi schen Leitung, ja Bevormundung bedarf. Wenn die „Mosk. Wed " es in ihrem beredten Appell an den Adel durch die Form ihrer Ausdrucksweife gleichsam in Frage stellen, ob die Adelscorporation noch „lebens - fähig" ist, ob ihr „staatsbürgerlicher" Geist sie noch fähig mache, der „geschwächten und erschütterten Ge sellschaft" in den nnerpuicklichen und nicht ungefähr lichen Verhältnissen der Gegenwart zu Hilfe zu kom men, so dürfen wir nicht vergessen, daß die dem Adel gestellte Ansgabe eine eminent schwere ist und daß der Adel ihr nicht mit ungejchwächten Kräften entgegen tritt. Der Adel hat mehr noch, als andere Stände unter den „unerquicklichen Verhältnissen" der Gegen wart gelitten; denn er ist vielfach wirthschaftlich hart afficirt und politischer Aufgaben, wie sie ihm jetzt ge stellt werden, entwöhnt. Dennoch hoffen auch wir mit den „Mosk. Wed.", daß der Adel verstehen und von Neuem lernen wird, „aus die Bedürfnisse des Reiches" einzugehen und seine „dominirende Stellung bei allen ständigen Angelegenheiten" zn wahren. Den destructiven demokratischen Tendenzen, die sich immer noch in manchen Beamteukreisen breit machen und eine Verhetzung der unteren Volksclassen gegen die oberen fördern oder wenigstens toleriren, werden jedenfalls die kräftigen und entscheidenden Worte, welche die Regierung durch den Mund des Moskauer Generalgouverneurs an den Adel gerichtet hat, einen Dämpfer aufsetzen." LaytStztschllhlt. * Berlin, 25». Januar. Unter dem Vorsitze des SlaatSministers v. Bötticher wurde gestern eine Ple narsitzung des Bundesraths abgehalten. Der Unter- staatSsecretär Ledderhose in Straßburg ist für Elsaß Lothringen al- Haupte ommissar in den Bundesrath abgeordnet worden. - Von der Vorlage, betreffend die Geschäfte des Reichsgerichts im Jahre >883, nahm die Versammlung Kenntniß Die Angelegenheit wegen Ausstellung von Vorschlägen für die Besetzung der für das Reichsgericht in dem Etat für l 884/85 vorgesehe nen drei neuen Stellen, nämlich der Stelle eines Se natspräsidenten und zweier Rathsstellen, wurde dem zuständigen Ausschüsse zur Vorberathung überwiesen. Mehreren Anträgen, betreffend die Feststellung des Ruhegehalts rc. von Reichsbeamten, sowie den Vor schlägen wegen der Wahl von Mitgliedern der Dis- ciplinarkammern für el>aß - lothringische Beamte und Lehrer ertheilte die Versammlung die Zustimmung. Auch genehmigte dieselbe die Beschlüsse der Ausschüsse über die gemeinschaftlichen Einnahmen an Zöllen, Ta bak-, Rübenzucker-, Salz-, Branntwein- und Brau steuer und Uebergangsabgabe von Branntwein und Bier, ferner über dw Einnahmen an Spielkartenstempel für daS Etatsjahr >881 82, sowie über die in An rechnung zu bringenden Verwaltungsausgaben. Ab lehnender Bescheid wurde ertheilt auf die Eingaben, betreffend die Zolltarifirung roher Schildkrötenschalen, tue Zolltarifirung von Olivenöl; die Rückerstattung Augenblicke wiederum von der alten Dame angeredet wurde, that es eilig und stand von seinem Platze auf, denselben feinem Freunde überlassend, während er selbst hinter Jka'S Stuhl trat So bemerkte er nicht die glühende Röche, die bei Rothen s Anblick Gesicht und Hals des jungen Mädchens färbte, verstand nicht die hastige Bewegung, mit welcher sie sich erschrocken in ihren Stuhl zurücklehnte Er achtete auch nicht auf Rothens leise Anrede: „Ich muß Sie demüthigst um Vergebung bitten, mein gnädiges Fräulein, ich hatte bei unserer ersten Begegnung in unerklärlicher Verblendung gehandelt, ich glaubte —" Sie unterbrach ihn ängstlich, doch ebenso leise: „O bitte, reden Sie nicht davon!" „Nein, ich werde künftighin schweigen, aber Sie müssen mir sagen, daß Sie mir den Schreck und die Angst verziehen haben und sich bemühen wollen, jenen Abend zu vergessen." „Das will ich," sagte sie, ohne ihn anzusehen. „Und Sie haben mir verziehen?" „Ja." „Aus aufrichtigem Herzen ?" „Ja, da- heißt, ich will mich bemühen, es zu thun, wenn Sie nur schweigen wollen —" ein furchtsamer Seitenblick streifte den arglosen Ver lobten „So null ich mich für den Anfang mit diesem Versprechen zufrieden geben; aber ich erkläre Ihnen schon heute, Fräulein Salbern, daß ich die Absicht habe, mir Ihre Freundschaft zu erwerben; denn als Werner'- ältester Freund habe ich ein Recht darauf." Er sagte es in so herzlichem Tone, daß sie ihr
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