Dresdner Journal : 31.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188401312
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840131
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840131
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-31
- Monat1884-01
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- Dresdner Journal : 31.01.1884
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trieb-nsp, Hebuna > laurr »«j »aß die t, luitiiißiiah, ay in Roj ingc in ei, ng ang, gegangene enntniß M 26 nt^»re«»r L»««rd»N> c!s« Ksicb», tritt koit- ooä LtowpsUttuckI»^ dio«L. Iw 8»AL«» ä«»c,eL«» L«i«L«! Iükrliobr.... 18 ^jLkrliok: 1 K»rll 80 kk. Li»r«1o« Kumwsr»: 10 kk. luserslevprsl,«: kÄr 6 sn K»uw sinsr ^ssp»it«v«n petitrsil« SO ?5 Untsr „Lin^vsnnät" äi« Lei le SO ?s Lei Indellsn- unä 2i<ksrn»»tr SO 1b Auk»obl»jx Donnerstag, den 31. Januar. Dres-imJuurnal. 1884. In»«r»1vn»nul»Um« »u»«iirt»r : />>. L,a„tl«<etter, OonunisriouLr 6o» I>re»liv«r ^ourn»l»; »»wdvr^ >«rll» Vi«» Iwtpii, 8»»»l >r«il»u »nuiklNrt ». » : //,iM<e,L^e,n VvAter, L«rU» -Vi»» L»»d»rU. kr»ss - I-»iv»lx », N. Utlacd«»: S«rU». /-rtU«l1e»ctunt, Nr«»«»: L' Lellkotte, Lr»«l»n: /. ^tonAen » ^'abat^, Vr»»>lt»rt ». N., 1t. ^ar^er'ielle Ü»tlit»»o<1lun8; SSrUui: (/. LküNer; S»»»ov»r: <7. §c/l««l>irr, ?»rt» S»rU» ». » »tatl8»rt- Da uLc F 60 , »»mdsr^i ^14. Lte»ier Lrsodvloen r 1'L^lioU mit Xlinnlkms 6sr 8onn- nn<t k'eiortarso XdvvNs kür <ivn kvl^enüen Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. IIvr»u»x«d«rr LSviLl. LLpeUitiou 6«, Orsiäoer lournni», DresNen, ^«i»^er»ti-»»,« tio. 2v Machbejkessungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate Februar und März werden zum Preise von 3 M. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expeditton (Zwingerstr. Nr. 20), für anSwärtS bei den betreffenden Postanstalten. König!. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 2V, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Theil. Musselin. Dresden, 30. Januar. Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Georg haben die vergangene Nacht bis gegen 1 Uhr etwas ruhiger verbracht. Um diese Zeit traten aber wieder heftigere Delirien ein, welche die Anwendung eines kalten Bades nothwendig er scheinen ließen. Infolge dessen sank das Fieber be trächtlich, die Gehirnerscheinungen dauern aber fort. Der Krästezustand ist ungefähr derselbe wie gestern. Or. Fiedler. Musselin. Dresden, 30. Januar, Mittags 12 Uhr. Das Fieber hat noch nicht wieder die gestrige Höhe erreicht. Ihre Königliche Hoheit haben etwas Nahrung zu sich genommen. Der Puls ist ziemlich kräftig. Schlaf fehlt noch immer vollständig. ' vr. Fiedler. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der kaiserlich russische Kammer - musikuS a. D. Peschkau in Dresden die von Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland ihm verliehene goldene Medaille zum Tragen am StanislauSbande annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Mittwoch, SV. Januar, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Iw Abgeordnetenhause wurde heute die Berathung deS CultuSetatS fort gesetzt (vergl. die „TageSgeschichte"), indem die Po sition kirchlicher Gerichtshof bewilligt wurde. Die klerikalen Redner Bachem, Frhr. v Schorlemer- Alst und vr. Windthorst sprachen sich entschieden für Streichung derselben aus. Der CultuSminister v. Goßler erklärte dagegen, es handle sich nicht um Abschaffung des Gerichtshofes, sondern um die Be willigung oder Versagung der Kosten für eine gesetzlich bestehende Einrichtung. Die Neuberufung von Richtern sei erfolgt, um die vorschriftsmäßige Anzahl derselben zu haben. Wien, Dienstag, 2S. Januar, Abends. (Tel. d. Reichend. Ztg.) Die heutige Sitzung des Ab geordnetenhauses, in welcher die Abstimmung über die Sprachenfragr erfolgte (vgl. die „Tagesgeschichte"), hatte eine Inständige Dauer. Bor Beginn der Abstimmung entfernten sich alle stimmberechtigten Minister auS dem Saale. Zuerst wurde über die motivirte TageSordnuug des Abg. Ritter v. Grocholski abgestimmt; dieselbe wurde mit 174 gegen 167 Stimmen abgelehnt. Für die Ablehnung stimmten die ganze vereinigte Linke, von welcher nicht ein Einziger fehlte, 9 Wilde, die *) Nachdruck verboten. D. Red. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 29. Januar: „Spielt nicht mit dem Feuer", Lustspiel in 3 Acten von G zu Putlitz. — „Zahnschmerzen", Schwank in 1 Acte von Emil Pohl, nach einem Stoff von E. F. Stix. (Beide Stücke neu ein- studirt.) Das Stück von Putlitz ist eine Arbeit, die ebenso unzweifelhaft die ihr emsig zugewandte Mühe deS neuen Einstudirens wie den Namen eine« wirklichen Lustspiels verdient. So ausgelassen heiter und situa tionskomisch es in demselben auch zugeht und so mar- kirt der Charakter der Gestalten gezeichnet ist, so herrscht doch in dem Ganzen des harmlosen Inhaltes ein literarisch feiner Ton, eine sorgsame Ausführung, eine sinnige Steigerung der Wendungen und Zuspitz ungen des Scherzes und vor Allem jener anmuthige, gebildete Dialog, der stets die entschiedenste Abgrenzung gegen ein nur irgend possenhaftes Element bildet. Wie im wirklichen Leben, so fühlt man sich auch auf der Bühne, sobald es sich um Fröhlichkeit handelt, in der anständigsten Gesellschaft am wahlsten. Dieser ange nehme Fall liegt hier vor und er gehört mit zu den Vorzügen des Stückes, welche uns 'eine kleine Schatten feite: eine zu behagliche Breite in der AuSspinnung eine» ergötzlichen Mißverständnisse:, vergessen machen. Da- Publicum nahm diese Coiuödie, deren Dar stellung recht befriedigend gelang, mit vielem Beifall und animirter Stimmung entgegen. Dar Ensemble Gruppe Coronini, ferner die Deutschconservativen Lieu bacher, Fuchs und Neumayer. Das Resultat der Ab stimmung rief im ganzen Hause eine tiefe Bewegung hervor. Da- Haus und die Galerien brachen in stür mischen Beifall au-, der nicht aufhören wollte. Hierauf folgte die Abstimmung über die einfache Tagesordnung. Dieselbe wurde mit einer Majorität von 27 Stimmen abgelehnt. Gegen die Tagesordnung stimmten mit der vereinigten Linken und der Gruppe Coronini auch alle Deutschconservativen. Als nun die Abstimmung über den Antrag der Minorität folgte, erschienen ganz unerwar tet alle Minister im Hause und wurden mit einem lauten »Aha!* des Hauses und der Galerien begrüßt; sie stimmten gegen den Antrag der Minorität, und jedes Votum von der Ministerbank wurde von den Galerien mit heftigem Zischen begleitet, so daß der Präsident schließlich die Räumung der Galetten an ordnete. Bei der Abstimmung fiel auch der Antrag der Minorität, d. h. der Antrag Wurmbrand, für wel chen nur die vereinigte Linke, 9 Wilde und Einige von der Gruppe Coronini stimmten, mit 15.'» gegen >80 Stimmen. Nachdem der Bermittelungsantrag Coro- nini's ebenfalls gefallen war, wurde die ungemein bewegte Sitzung um H6 Uhr geschlossen. Wie man der „Boh." telegraphirt, gab, als der erste stimmberechtigte Minister, vr. v. Dunajewski, gegen den Antrag Wurmbrand ein lautes „Nein" vernehmen ließ, ein von Schönerer gebrülltes, mächtiges „Hört!" das Signal zu stürmischen Aeußerungen des Miß fallens auf der Galerie und auf der Linken; doch wurde diese Scene noch überboten durch diejenige, welche der Abstimmung des Ministers Grasen Falkenhayn folgte. Der Tum ult war unbeschreiblich, der Präsident ohn mächtig gegenüber diesem Spectakel, die Minister augen scheinlich ganz consternirt. Auf der Rechten machte man krampfhafte, aber vergebliche Anstrengungen, die Linke und die Galerie zu überschreien. Der Minister Ziemialkowski, bleich vor Erregung, stürzte zum Prä sidenten und forderte ihn energisch auf, die Ruhe her zustellen. Präsident l>. Smolka (zur Rechten gewen det, in fast bittendem Tone): „Ja, meine Herren, was soll ich denn thun, da mich Niemand hört2" Buda-Pest, DienStag, 2S. Januar, AdeudS. (W. T. B.) Die liberale Partei des Reichstags beschloß iu einer heute Abends stattgrhabteu Cov- ferrvz, daS Gesetz über dir Mischehe durch Proto- kollbeschluß von der LageSordnung adzusehen und die Regierung aufzuforderu, eine andere die Ehe- frage regelnde Lorlage »inzubringen. Bezüglich seiner Wiener Reise theilte der Ministerpräsident v. TiSza mit, daß er neben der kroatischen An- gelegeuhkit auch über daS Mischehegesetz und die allgemeine Lage berichtet habe; er sei von dem Monarchen ermächtigt worden, zu erklären, daß das Cabinet dessen vollstes Lertrauen besitze. Paris, DienStag, 29. Januar, Abends. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer genehmigte in ihrer heutigen Sitzung daS außerordentliche Bud get mit den vom Senat beschlossenen Modifikatio nen, mit Ausnahme deS vom Senat nnedrrhrr- gistellten CreditS von 3 Millionen zur Fortsetzung der Eisenbahnarbeiten am obern Senegal. Dieser Credit soll in einer besondern Gesetzvorlage be antragt werden Die Weiterderathung über die wirthschastliche KrifiS wurde auf Donnerstag ver schoben. Der Senat nahm daS außerordentliche Budget in der von der Deputirtenkammer beschlossenen Fassung einstimmig an. Man glaubt, daß die Emission der neuen An leihe vor dem 10. Februar erfolgen werde. Rom, DienStag, 29. Januar, Abends. (W.T. B.) Die amtliche Zeitung veröffentlicht ein Hand zwischen Winfried und seiner Frau (Hrn. Richelsen und Frl. Guinand) war stets sehr lebendig und natür lich, ebenso das derb komische zwischen dem Ehepaare Weller, von Frau Wolff mit realistischem Humor und Hrn. Jaff« mit einer sehr fein angewandten Beobach tung der Wirklichkeit ausgeführt. Auch Hr. Bauer und Frl. Flössel spielten die Rollen Gottfried und Alice in einem für das Ganze passenden Ton. In der Backfischpartie Minchen muß Frl. Tulli nger jedes übertreibende Hervordrängen aus dem Ensemble vermeiden. Durfte man sich über die Wiederaufnahme dieses Stückes ins Repertoire freuen, so muß man ebenso aufrichtig bekennen, daß e- voriheilhafter gewesen wäre, den überaus geschmacklosen und geistig plumpen Schwank „Zahnschmerzen" nicht aufs Neue einzustudiren. Solche Machwerke sind bei der Vergessenheit am besten auf gehoben. O B. Die Wandlung deS HerzenS. Rovrllt von H. E. Waldemar. (Fortsetzung.) Im Herbst lernten sie sich kennen, und den Win t:r hindurch machte der Knabe die besten Fortschritte, aber je mehr sein Geist sich entwickelte, desto schneller siechte sein armer Körper dahin, und als der Früh ling erschien, erkannten Alle, daß ihm nur noch eine kurze Lebensfrist aestellt war, er selbst erkannte es mit Freude. Wie hat in jenem Sommer ihn Werner noch gepflegt! Wie ost ihn in seinen starken Armen die engen Treppen hinunter getragen in das kleine Gärtchen im Hofe, damit er die wenigen Sonnenstrah- sthrribeu deS Königs an den Ministerpräsidenten DepretiS, in welchem der König seinem Danke für die jüngst, Wallfahrt zum Grabe deS Königs Lictor Emanuel AnSdruck giebt. In dem kövigl. Handschreiben heißt eS: Die Wallfahrt habe bewiesen, wie stark die Ein tracht Italiens und wie groß das Vertrauen zu den nationalen Einrichtungen sei. Diese Eintracht und dieses Vertrauen würden das Ansehen Italiens noch heben und ihm die Kraft verleihen, in würdiger Weise an die Lösung der schwierigen Probleme heranzutreten, welche sich die gegenwärtige Civilisation zur Aufgabe stellt. Die Wallfahrt sei ein neuer Beweis für die moralische Erziehung der italienischen Volkes und be stätige zugleich die Heiligkeit des Gedankens, von wel chem die Gedächtnißfeier inspirirt sei. Der König ge denkt schließlich in lobender Weise der Gastfreundlich keit und der edle» Haltung der Stadt Rom und be auftragt den Ministerpräsidenten, der Dolmetscher der Dankbarkeit des Königs bei der ganzen Nation zu sein. Dublin, Dienstag, 29. Januar, Abends. (W. T. B.) Zn Castlewellan (Grafschaft Down) fand heute rin Meeting der Nationalisten Statt, trotzdem dasselbe verboten worden war. Etwa 1000 Manu Polizeitruppen waren in dem Distrikte zusammen- gezogen; doch gelang es den Nationalisten, der Aufmerksamkeit derselben zu entgehen. St. Petersburg, DienStag, 29. Januar, AbrndS. (W. T. B.) Dem Lernehmev nach hat die Commission zur Berathung der Judenfrage bisher eine einzige Sitzung adgehalten und hierauf beschlossen, zum Sammel» und Drucken deS Ma terials zu schreiten. Wie eS beißt, sollen im Laufe deS LiutrrS noch 2 oder 3 Privatronferen- ze» bei dem Präsidenten der Commission behufS Meinungsaustausches der Mitglieder stattfinden. New-Dork, DienStag, 29. Januar. (W.T. B.) Nach einer Meldung deS „Rew-AorkHerald" auS Lima find die Wahlen zur Nationalversamm lung, welche zur Ratification deS KriebenSvertragrS mit Chile und zur Wiederherstellung einer kon stitutionellen Regier»»- iu Per« zusammeutreten soll, vollständig zn Gunsten deS grgniwtriigeu Präsidenten, deS Generals JglefiaS, ausgefallen. Dresden, 30. Januar. Als ein bedeutsames Ereigniß, welche» sich in voriger Woche in Schweden abgespielt hat, muß die öffentliche Stellungnahme des Königs Oskar zu der norwegischen ReichSgerichtSangelegenheit aufgefaßt wer den Derselbe hat einer bei ihm erschienenen Depu tation von schwedischen Reichstagsabgeordneten auf daS Bündigste erklärt, daß er, mögen die Dinge in Nor wegen gehen, wie sie wollen, stets Dessen eingedenk bleiben werde, daß er „Unionskönig" sei, und daß er niemals dem Ansinnen, welches das Storthing Nor wegens bezüglich der Vetofrage an ihn stelle, nach geben werde. „Aftonbladet" zufolge erklärte der Kö nig, er beklage tief, daß die Vorschläge in Betreff der Fragen über die Heeres ordnung, sowie über die Grundsteuern im vorigen Jahre nicht vom schwedischen Reichstage angenommen worden seien. Obgleich sich abweichende Meinungen hinsichtlich dieser Fragen gel tend gemacht hätten, sei Alles doch in Ruhe ver laufen. Anders verhielte eS sich in Norwegen. Was die dortige Reichtgerichtsanklage betreffe, so spreche er (der König) sein Bedauern darüber aus, um so mehr, als die Staatsräthe eine Behandlung, wie sie ihnen zu Theil werde, nicht verdient hätten. Keiner wisse besser, als er, mit welche»! Eifer sie stets für das Wohl ihres Vaterlandes gestrebt hätten. Nachdem der König dann die Unmöglichkeit eines Nachgebens den len genießen möchte, welche zwischen den hohen Dächern hindurch dort hineinfallen konnten! — In den Som merfetten kam ich nach Hause und lernte Werner per sönlich keonen, aber durch die Briefe meines Bruders und meiner Mutter wußte ich schon genug von ihm, um ihn von ganzem Herzen zu verehren." Rothen sah in Jka's Augen, in denen große Thränentropfen schimmerten, er brach rasch ab. „Das ist kein Gegenstand für ein Ballgespräch, verzeihen Sie mir!" „Und er starb?' flüsterte Ika. „In Werner's Armen, der bis zum letzten Athem- zuge an feinem Bett gesessen hat, während mich der Schlaf übermannte. Meine Mutter ist auch todt, aber die Freundschaft, die mich mit Lindegg verbindet, fall, hoffe ich, unsterblich sein." „Ich wünschte," sagte Ika leise, „ich wäre nicht gegen seinen Willen hierher gegangen." Rothen schüttelte mit rascher Bewegung die ernste Stimmung von sich ab. „Zu späte Reue, mein gnädiges Fräulein, hat noch niemals Nutzen gebracht. Verbannen Sie daS unfruchtbare Gefühl. Doch der Tanz ist zu Ende, viel zu früh für mich, ich muß Sie an Ihren Platz zurückführen, doch ehe ich es thue, möchte ich noch eine Bitte an Sie richten. Ich habe heut noch ein — nun ja, ein schweres Wagestück vor mir, und eS ist mir, als könne ich es glücklicher durchführen, wenn ich mich vorher in den Besitz eine» Talisman fetze. Schenken Sie mir die Rosepkuospe, die Sie im Gürtel tragen, sie soll mir Glück bringen." „Diefe Rosenknospe?" fragte sie zögernd, „Sie wissen nicht, was sie mir bedeut-t. Ich habe sie gestern von Forderungen de» StorthingS gegenüber betont hatte, erklärte er, daß, wie er auch handeln werde, so würde er stets vor Augen haben, daß er vor Allem „Unions- könia" sei. In der Thronrede, mit welcher der König kürzlich den zum letzten Male in der gegenwärtigen Wahlperiode zusammengetretenen schwedischen Reichstag eröffnete, wies er darauf hin, daß in Anbetracht des Umstande-, daß die umfassenden Vorlagen betreffs der Heeresordnung und des Steuerwesens den Beifall der Mehrheit der letzten Reichstagssession nicht gefunden hätten, die Ansichten über dieselben aber in hohem Grade getheilt gewesen seien, die Regierung keine Veranlassung zur Abänderung der Vorlagen gehabt habe. Es sollen Vorlagen bezüglich einer Verstärkung der Artillerie, einer beginnenden Organisation des Trains und einer vollständigern Ordnung des JntendanturwesenS der Armee eingebracht werden, wogegen Bewilligungen für die Marine nur in demjenigen Umfange gefordert werden, welchen der für die nächste Zeit vorliegende Flotten- Aründungsplan erheische. Auf Antrag des Reichstags ist ein Comit«; zur Vorbereitung von Anschlägen in Betreff neuer Gebäude für den Reichstag und die Reichsbank eingesetzt worden. Auch für das kostbare Reichsarchiv w!rd demnächst die Errichtung eines Neu baues nöthig werden. Die in der Postverwaltung er zielten Ueberschüsse ermöglichen eine Vorlage zur Ermäßiguug des binnenländischen Portos. Weiter stellt die Thronrede eine Ermäßigung des KaffeezolleS in Aussicht. Da die Zunahnie deS Verkehrs auf den Staats bahnen die Beschaffung eines bedeutenden beweglichen Ma terials erforderlich macht, so wird ein Posten hierfür in das Budget ausgenommen werden. Weiter wird vorge schlagen, nahezu 1 Million zur Erhöhung des staat lichen Grundfonds zu bewilligen. Die Regierung be antragt ferner, das im voriyen Jahre für die königl. Theater beschlossene Provisorium auf weitere 3 Jahre zu verlängern; die Ungewißheit, welche über das Schicksal dieser Institute vorherrsche, habe gar manche Unannehmlichkeit zur Folge, und es sei aus diesem Grunde angebracht, den Staatsbeitrag für eine längere Zeit zu bewilligen. Ueberdies sei nicht anzunehmen, daß die Frage wegen Errichtung eine- neuen Reichs tags- und Bankgebäudes, mit welcher auch die Theater frage in Verbindung steht, vor Ablauf der vorgeschla- aenen Zeit ihrer Verwirklichung näher gerückt fei. Es wird interessant sein, zu sehen, wie sich dre Bauern Partei zu diesem ihr gewiß wenig sympathischen Vor schläge stellt. Trotz der überaus günstigen finanziellen Lage des Landes scheint die Opposition in beiden Häusern des schwedischen Reichstags sich noch zu steigern. In der Ersten Kammer war dies Mal der Kampf bei der Wahl der ständigen Ausschußmitglieder lebhafter, den» je. Es circulitten nicht weniger, als 3 verschiedene Listen, deren keine einen entschiedenen Sieg davon trug. Die im vorigen Jahre ins Leben gerufene Centrumspartei scheint einen maßgebenden Einfluß auSgeübt zu haben. Die Generaldiscussion über die Etatsvorlage wurde in der Ersten Kammer durch den Capitän Maukell mit einem scharfen Angriffe gegen die Regierung eröffnet. Redner tadelte, daß man nach wie vor die hohen Steuern beibehalte, trotzdem ein Be dürfniß hierfür durchaus nicht vorliege; denn einer seits habe der Fil anzminister die Einnahmen für 1885 viel zu niedrig geschätzt, und andererseits seien die Ausgaben künstlich hervorgerusen. Besonders die Mehrforderungen für die Armee würden einer ein gehenden Prüfung feiten des Finanzausschusses zu unterwerfen sein, da man mit diesen Mehrforderungen augenscheinlich die Anbahnung einer Organisation be zwecke, welche vom Reichstage im vorigen Jahre ver worfen worden sei. In der Zweiten Kammer, in welcher die Linke über 175 Stimmen verfügt, also gegen das Werner erhallen, und da sie heute noch so frisch war, steckte ich sie zu mir, um — aber Sie würden wieder lachen, Herr v. Rothen." „Mir ist Nichts lächerlich, was Sie oder ihn be trifft," versicherte er ernsthaft. „Diese Rosenknospe also?" „Ich wollte sie den ganzen Abend tragen, um ihm morgen zu beweisen, daß ich seiner gedacht während des Balles, dann, hoffte ich, würde er mir verzeihen Sie wissen ja, daß ich gegen seinen Willen hier bin." „O, er glaubt Ihnen aufs bloße Wort, daß Sie an ibn gedacht haben, Fräulein Ika," sagte Rothen leichthin, ganz von der seltsamen Idee erfüllt, die ihm durch den Kopf flog, .schenken Sie mir die Blume, oder borgen Sie sie mir nur, bis ich mein Vorhaben, sei eS glücklich oder unglücklich, zu Ende gefübrt habe." Sie zog die Blume zögernd aus dem Gürtel. „Und Sie wollten sie mir wiedergebcn?" „Wenn ich mein Ziel erreiche, ja! wenn nicht, so behalte ich sie als Trost. Gönnen Sie sie mir nur Fräulein Ika, und entschädigen Sie ihn auf andere Weise." Er nahm die Knospe ans ihrer Hand. Ika wehrte ihm nicht. Eine Wolke des Mißwuchs trübte die sonst so stolze Ruhe ihres schönen Antlitze«, als Helene zu Alexander v. Rothen sagte: „Ich wünschte, Sie hätten mich nicht in d»e peinliche Nothwendigleit ver setzt, von Achtung und Freundschaft zu sprechen, da mir mehr unmöglich ist. Es ihut. nur aufrichtig leid. Lassen Sie un- die letzte Viertelstunde vergessen, ich
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