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Dresdner Journal : 25.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188401255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-25
- Monat1884-01
- Jahr1884
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- Dresdner Journal : 25.01.1884
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Freitag, den ?3. Januar 1884 W2I s äNuimrmr>ot->p«el»r DreMierAmrnal Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. —— tritt kost- UL«1 I» K»or»» L»1«8»: ^tUiIivl»! .... 18 Der Minister de« Aeuhern Mancini bemerkte, die Verhandlungen mit Oesterreich-Ungarn wegen der Fischerei schwebten noch; er werde dieselben beschleu nigen und da« Resultat mittheilen. Anläßlich der Mordangelegenheit habe er den italienischen Censular- agenten in Spalato sogleich vom Amte suspendirt, infolge der widersprechenden Berichte aber einen Func- tionär behufs Einziehung genauer Informationen und Berichterstattung dorthin entsendet. Auf Antrag de» Interpellanten wurde die Be gründung der Interpellation auf den 2. Februar ««gesetzt. Die Commission für den Baccariaischrn Ge setzentwurf über die Eisenbahnen, welche seit dem Rücktritte Laccariui'S nicht mehr zusammenberufen worden war, wird am Montag zusammentreteu, um Mittheilungen der Regierung entgegenzu- nehmen. St. Petersburg, Mittwoch, 23. Januar, AbendS. (Lorr.-Bur.) Die zuerst in den War schauer Journalen aufgetauchtr Nachricht, die rus sische Regierung habe den östernichisch-ungarischen Juden untersagt, sich in Rußland nilderzulafsen, und dir bereits ansässigen gezwungen, die russische Staatsbürgerschaft anzuuehnnn, oder auSzuwau- dern, wird hier von maßgrdender Seite al» voll kommen falsch bezeichnet. Konstantinopel, Mittwoch, 23. Januar, AbendS. (W. T. B.) Infolge seit 14 Tagen con- tinuirlich sich wiederholender Erdstöße in Kaladjik (Provinz Kostambul) find daselbst einige MinarrtS eiugestürzt. Menschen sind dabei nicht umS Leben gekommen. ln»er»1»oprel»«i k»uw einer geep»It«u«ll so L? Vater „LiLges^aät" clis 2«it« 80 kt Lei ^»keUea- aaU 2rS«ra»»t» 80 Lrsedelaeu: Tl^Iicl» mit ^uen»t»ai« äer 8ona- unä keiert»^« sür Usa t'ol^vvrtea t»pr. Mrliel»: 4 80 kk. , 8tewve1»«,«!tU»tr tuaeu. Luuela» dtuauaera: 10kf. 1 laeereteaituauUme H. etter, OolauiteeiuaLr Ue» lireectuer 7ou.^»l»; NewdorU lerlt» Vteu t^tpei^ «»,,1 «reelea Lreakl^rt e. » : <e t^uAter, »erlia-Vl«» N»»d»rK kr»L l^tpeix rreakkar» ». ». »üaedea: «erUa: /epat,t/eri<1anL, Vremev L. LeMotte, «re^ee Labels-,' rreakkort ». H r F'. ^««Aer'eotlS üuotltuu»UIuog; SvrUt«: V. ; Nesvoeer: <7. ?»rt» «erU» Lr»akt«lr» *. N I-aeL« <S Oo./ NewdarU Lle»>»«r Uvr»u»xed«r» Lüaizt. kipeäitioo Uv» l)r»«toer souriuU», Oro«lvo, itvia^eretr»»»« Ho. 80. nur 2 Slawen für den Wurmbrand'schen Antrag stimmen sollten, welchen sie als eine „schmachvolle Provocation" der Slawen bezeichnet. Die Antwort darauf ertheilte bereits der „Prolom", das Organ der „Rada Ruska", welcher mit Entschiedenheit für den Wurmbrand'schen Antrag, als sür einen den Ru- thenen zum Vorteile gereichenden, eintritt und bemerkt: „Für Galizien hinsichtlich der Staatssprache eine Aus- nähme statuiren, hieße die Ausführung des Art. 19 des Staatsgrundgesetzes von der Gleichberechtigung aller Nationalitäten Oesterreichs hintertreiben. Gegen eine derartige Ausführung, die weder im Interesse des StaateS, noch des Landes liege, müßten die ruthenischen Abgeordneten energisch Verwahrung einlegen, damit ja nicht Galizien immer wieder als ein Reich im Reiche behandelt werde." Das mit Vorliebe zur Darlegung des Regierungs standpunktes benutzte „Prager Abendblatt" ist eifrig bemüht, den Nachweis zu liefern, daß ein dringendes Bedürfniß zur Lösung- der Frage nicht vorhanden sei, und sagt: „Fragt man, wodurch die deutsche Sprache zu ihrer ausgezeichneten Stellung gekommen ist, so erhält man die Antwort, daß die- theils das Ergebniß der historischen Entwickelung, theil» die Folge des praktischen Bedürfnisses und theils das Re sultat der unendlich reichen literarischen Ausbildung und Production der deutschen Sprache ist. Und diese Stellung hat die deutsche Sprache in Oesterreich erworben, ohne daß irgend ein positives Gesetz sie zur Staatssprache decretirt hätte, und an dieser Stellung wird auch kem Vernünstiger in Oesterreich rütteln. Alle mchtdeutschen Stämme acceptiren diese Position der deutschen Sprache, weil sie die Ersprießlichkeit und Naturgemäßheit der selben einsehen. Ganz ander» würde es aber in dem Falle werden, wenn ein gesetzliches Privilegium den anderen Volksstämmen die Superiorität des Deutschen gewaltsam ausnöthigen würde. Was heute als Pro duct historischer Entwickelung und praktischer Zweck mäßigkeit betrachtet und anerkannt werde, da» müßte dann als lästiger, beleidigender und herausfordernder Zwang erscheinen und würde die furchtbare Quelle fortgesetzter Beunruhigung, steter Aufreizung und nie mehr endender Feindseligkeit werden. Gerade vom Standpunkte des Interesses der Deutschen in Oester reich sollte die Frage nach Decretirung einer Staats sprache nicht anfgeworsen werden. Dec heutige löb liche Brauch und die kluge Gewohnheit, welche dem Deutschthume unbestritten zu Gute kommen, dürfen nicht zum Gegenstände erbitterter Parteikämpfe, leiden schaftlicher Angriffe und übergreifender Forderungen gemacht werden. Die Schaffung der gesetzlichen StaatS- lprache wäre in Oesterreich gleichbedeutend mit der Proclamirung des Sprachen- uud Nationalitätenkampfes in Permanenz, und dieser Zustand sollte dem Deutsch thume zum Heile gereichen? Er sollte ein begehrenS- werther sein?" — Die „Neue freie Presse" begleitet vorstehende Auslassungen des officiösen Organs mit folgenden kritischen Bemerkungen: „Aller, was das „Prager Abendblatt" über die Stellung und Bedeu tung der deutschen Sprache in Oesterreich ausführt, ist vollkommen richtig. Augenscheinlich unrichtig ist nur das Eine, daß dieser Besitzstand der deutschen Sprache von Niemandem angefochten wird. Er ist an gefochten, wird täglich mehr angefochten, und daS „Prager Abendblatt" trägt dazu kräftigst das Seine bei. Gerade diese Anfechtung des Besitzstandes hat ja den Wurmbrand'schen Antrag hervorgerufen, während es den Deutschen, so lange an der Stellung der deutschen Sprache nicht gerüttelt wurde, nie beigesallen ist, mit einem ähnlichen Anträge hervorzutreten. Mit welchem Erfolge an der Stellung der deutschen Sprache ge rüttelt wird, zeigt ja die Einschränkung, welche das Geltungsgebiet dieser Sprache erlitten hat. DaS „Prager Abendblatt" wird selbst zugeben müssen, daß ändert werden können; in Erwägung, daß daher die von den Herren Ministern des Innern und der Justiz für Böhmen erlaßene Sprachenverordnung das Verordnung-recht der Re gierung überschreitet; in endlicher Erwägung, daß die Re? gierung die Berechtigung zur Autsührung de» Art. lv de« erwähnten Stoatsgrundgesetzes im BerordnnngSwege in AM spruch zu nehmen erklärt, stellen dir Unterzeichneten den Antrag: Dat Abgeordnetenhaus wolle beschließen: Die «n der 88. Sitzung erfolgte Beantwortung der Interpellation des Abg. Wolsrum und Genossen wird einem aut dem ganzen Hause zu wählenden Ausschuss» von S4 Mitgliedern zurBor- derathung und Berichterstattung zugewiesen. Der Herbst'sche Anttag ist also eigentlich im Wurm brand'schen inbegriffen; denn ein Sprachengesetz, welches die deutsche Sprache als Staatssprache ausdrücklich anerkennt, würde die Sprachenverordnung von selbst aufheben. UeberdieS hängen die beiden Anträge auch deswegen innerlich zusammen, weil eine Haupteinwen dung gegen die böhmische Sprachenverordnung darin besteht, daß sie sich auf Gegenstände erstreckt, welche nur im Wege der Gesetzgebung geregelt werden können und zum großen Theile durch die bestehenden Gesetze auch geregelt sind, was bekanntlich zu unaufhörlichen Conflicten zwischen den Entscheidungen de» obersten Gerichtshofes, welche die Gesetze durch die Verordnung nicht für aufgehoben erachten, und den Bestimmungen der Sprachenverordnung selbst geführt hat. Der Re gierung, wie der autonomistischen Mehrheit des Ab geordnetenhauses ist die Austragung der Sprachen frage höchst unangenehm. In der einzigen Erklärung, welche der Ministerpräsident Graf Taafse bisher über den Wurmbrand'schen Antrag abgegeben hat und von der eS heißt, daß er sie im Abaeordnetenhause wiederholen wolle, eröffnete der Ministerpräsident, daß die Re gierung den Zeitpunkt für ein Sprachengesetz noch nicht für gekommen erachte, weil demselben eine Ver ständigung der Nationalitäten vorangegangen sein müsse und der Moment noch nicht gekommen sei, wo von einer solchen die Rede sein könne. Und die Reichsraths- Majorität hat die betreffenden Anträge mehrere Jahre lang hingeschleppt, bis sie endlich, gezwungen durch die Lage, dieselben auf die Tagesordnung setzte. Jetzt tverden auch die Teutsch-Conjervativen offen Farbe beken nen müssen, und in der vorgestrigen Sitzung des Liechten steinclubs erklärten denn auch die Abyg- Bärenfeind, Fischer, v. Pflügl und Doblhammer, sie seien nicht in der Lage, für den Antrag der Ausschußmajorität auf Uebergang zur einfachen Tagesordnung über den Wurmbrand'schen Antrag zu stimmen, weil sie daun nicht vor ihre Wähler treten könnten, welche ihnen vorwerfen würden, daß sie ihre Rechte verkürzten. Es wurde der Wunsch ausgesprochen, daß ein Antrag auf motivirte Tagesordnung gestellt werde, welcher sämmt lichc Conservativen befriedigen würde und für welchen auch der ganze Club stimmen könnte. Die Begrün dung möge dann etwa in dem Sinne lauten, daß, nachdem die deutsche Sprache als Staatssprache aner kannt ist, eS nicht nöthig sei, dies besonders durch ein Gesetz festzusetzen. Es soll der Executivausschuß der Rechten angegangen werden, eine solche motivirte Ta gesordnung zu redigiren. Die Tschechen sind selbst verständlich gegen den Antrag Wurmbrand ungemein gereizt, welcher ihrer Meinung nach seine Spitze spe- ciell gegen die tschechische Nation richtet. Dennoch hält es die Prager „Politik" bereit- sür angemessen, den Fall zu erörtern, daß der Wurmbrandsche An trag die Majorität erhält; sie bemerkt in dieser Hin sicht: „Es ist unzählige Male voraekommen, daß eine Regierung sich durch irgend eine Resolution nicht ge bunden erachten muß, und, wie die Dinge stehen, müßte das Ministerium Taafse sich bezüglich dieser Resolution, betreffend die Staatssprache, am aller wenigsten gebunden erachten." Die „Politik" predigt insbesondere den ruthenischen Abgeordneten, es wäre vom ethischen Standpunkte unverzeihlich, wenn auch DreSdru, 24. Januar. In Wien hatte sich vorgestern ein zahlreiches Publicum auf der Galerie des österreichischen Ab geordnetenhauses eingesunden, um der Eröffnung der Debatten über die deutsche Staatssprachenfrage beizuwohnen. Aber Diejenigen, welche mit der Hoffnung auf eine bewegte Sitzung in das neue Parlaments gebäude geströmt waren, mußten es verlassen, ohne Gelegenheit zu Aufregungen gefunden zu haben. Es wurde nicht darüber debattirt, wie die Lebenden spre chen, sondern wie die Todten bestattet, ob sie in die Erde gebettet, oder verbrannt werden sollen. Das war allerdings auch eine brennende Frage, aber nicht wie jene, die man hören wollte. Man kam, um die große Debatte über die Staatssprache zu vernehmen, noch einmal den Zusammenstoß der Nationalitäten zu ver folgen, und erfuhr schließlich, daß diese Discussion auf Donnerstag (Heutes vertagt wurde. Das hatte haupt sächlich seinen Grund in gewissen taktischen parlamen tarischen Rücksichten. Es waren noch nicht alle Frak tionen über ihr Vorgehen zur Klarheit gekommen. Wir beginnen mit einem Rückblicke auf die Ent wickelung der deutschen Staatssprachenfrage. Die be treffenden Anträge des steierschen Abg. Grafen Wurm- brand und des böhmischen Abg. Dr. Herbst gelangten bereits im Mai 1880 an das Abgeordnetenhaus, ruhten aber bisher im Ausschüsse. Der Antrag des Grafen Wurmbrand verlangt: Die Regierung werde durch Beschluß de» Hause« ausge- sordert, i» Ausführung de» Art. 19 de» StaatSgrundgesetze» einen Gesetzentwurf einzubringen, wodurch unter Festhaltung der deutschen Sprache al» Staatssprache der Gebrauch der landesüblichen Sprachen in Amt, Schule und öffentlichem Leben geregelt wird. Dcr von sämmtlichen Mitgliedern der deutsch- liberalen Opposition unterschriebene Antrag Herbst's lautet: In Erwägung, daß allgemeine Bestimmungen zur AuS- sührung deS Art. 19 de» SlaatSgrundgrsepeS verfassungs mäßig nur im legislativen Wege erlaßen werden können; in Erwägung, daß insbesondere die gesetzlichen Bestimmungen über die Gerichtssprache nur im Wege der Gesetzgebung ge Amtlicher Theil. Dresden, 21. Januar. Se. Majestät der König haben dem Bürgrrfchullchrer und Organisten Samuel Friedrich Robert Gerlach in Werdau das Albrechts- kreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Hamburg, Mittwoch, 23. Januar, AbendS. (W. T. B.) Ja der heutigen Sitzung der Bür- gerschaft wurde der Antrag deS Senats auf Gc- nehmigung deS Vertrage», betreffend den Ueber gang der im Hamburgischen Gebiete belegenen Eisrnbahnstrrcken in daS Eigenthum oder den Be trieb uud die Verwaltung Preußen-, an »inen Ausschuß von 11 Mitgliedern verwiesen. Dieser Ausschuß wurde trotz mehrfachen Widerspruches sofort gewählt und ftellt« den Antrag, dem Senat wegen seiner Haltung in Sachen deS spanischen Handelsvertrages und der Spritclausel ein Tadel-- Votum zn ertheilen. Dieser Antrag wurde schließ lich mit 75 gegen 53 Stimmen abgrlehnt. Wien, Mittwoch, 23. Januar, AbendS. (Tel. d. Boh.) DaS ErecutivcomitS der Rechten des Abgeordnetenhauses hat angtfichtS der energischen Weigerung mehrerer drutsch-couservativen Abge ordneten, für die einfache Ablehnung deS Antrages Wurmbrand (vgl. die Rubrik „Zeitungsschau") z« stimmen, nachstehende motivirte Tagesordnung ein stimmig den Clubs der Rechten zur Ünnahme empfohlen: „In Erwägung, daß der ReichSrath zur Fixi- rung eine» für die Königreiche und Länder gelten den Sprachengesetzes nicht competent ist, die Gel tung der deutschen Sprache als Verständigungs mittel für die gemeinsamen Angelegenheiten von keiner Seite bestritten und allseitig freiwillig an erkannt wird, wird über den Antrag Wurmbrand zur Tagesordnung übergegangen." Liese motivirte TageSorduuug wurde heute AbendS von sämmtlichen Clubs der Recht»« augr- nommev und dürfte vom Grafen Hoheuwart mor- grn im Hanse riugkbracht werden. Paris, Mittwoch, 23. Januar, AbendS. (W. DB.) Wie d»r „TrmpS" meldet, verweigerten 28 Cvustabler auf dem Posten „Bonne uouvelle" gestern den Dienst, entschlossen sich aber infolge der en»rgischea Haltung drS Offiziers zu weiterer Dirnstübung; auf anderen Posten stellte« eiaige weoige Constabler den Dienst gänzlich rin. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tagesgeschichte".) Das Journal „Pari-" veröffentlicht ein Tele gramm aus Hongkong vom gestrigen Tage, wo nach die Operatioaen gegen Bac-Rivh bis zur Ankunft von Verstärkungen, wahrscheinlich viS zum Anfang März verschoben seien. Nachrichten aus Madagaskar vom 27. De- cember vor. IS. zufolge war der Gesundheits zustand der französischen Truppen drfrirdigend. Dir Garnison von Tamatave machte mehrere Aus fälle. Urber daS Schicksal der madagassischen Gesandten war daselbst nicht- bekannt. In der Nacht vom 13. November machten 500 Hova- einen Angriff auf Majunga, um sich der Person der Königin zu bemächtigen, mußten sich aber mit »iurm Verluste von 6« Tobten zurückziehrn. Rom, Mittwoch, 23. Januar, AbendS. (W. T. B.) In der Kammer der Deputirten wurde heute die Jntrrpellation Bernini in Betreff der Fischerei an den adriatischen Küsten und der Er mordung eines Fischers auS Chioggia in Spalato verlesen. Feuilleton. Nedigtrt von Otto Banck. Mittwoch, den 23. Januar, gab der Tont ünstler- verein im Saale des Gewerbehauses seinen zweiten ProductionSabrnd Die erste Nummer des inter essanten Programms:' „Sonate für Violoncell und Pianoforte von C. Phil. Emanuel Bach" gewährte den Musikfreunden einen besonders anziehenden und zugleich belehrenden Genuß; sie machte da» Gedenken und die Schätzung eine- Meisters lebendig, des en Wirken als Virtuos, Tondichter und Theoretiker ür künstlerische Ausbildung der Form, der Behandlung und des Geschmack» — namentlich in der Clavier musik — den Beginn einer neuen Epoche bezeichnet. Die von seinem Vater ihm im hohen Grade über kommene Kunst und Vertiefung blieb dabei seinen vom modernen Geiste erfüllten Schöpfungen feste Grund lage. Die Sonate ist ursprünglich für Viola di Gamba und Cembalo (zum Theil nur mit beziffertem Baß) geschrieben und von Fr. Grützmacher ganz vorzüglich in» Geist und Stil Bach'» bearbeitet. Von ihm im Verein mit Hrn. Heß wurde sie auch in meisterhafter Ausführung mit feinem Geschmack de» Vortrag» pro- ducirt. Besonder» schön ist da» gesangvolle Larghetto, e» erinnert an de« Lomponisten Ausspruch: „Mich deucht, die Musik müsse vornehmlich das Herz rühren, und dahin bringt es ein Clavierspieler nie d»rch bloses Trommeln, Harpeggiren und Poltern." - Nicht minder vorzüglich wurde, ebenfalls zum ersten Male, eine Serenade (op. 24) für Pianoforte, Clari- nette und Violoncell von Emil Hartmann (Kopen hagen) durch die Herren I. Schubert, Demnitz und Grützmacher ausgeführt. Ihren 3 Sätzen fehlt be stimmte klare Zeichnung der Form, sich steigernde und charakteristische Entwickelung, eine rechte Mitte und Hebung der gedanklichen Gestaltung. Aber mit weniger ernsten Ansprüchen betrachtet, bietet sie die sehr hübsche Wirkung melodiös gefälliger, durchaus geschmackvoll ge arbeiteter und durch reizenden Wohlklang anziehender Musikstücke. Zum Schlüsse folgte Mozart'- I3stimmige ö cku>- Serenade (1780) für Blasinstrumente und Contrabaß (mit Violoncell), die vom Vereine l 858 zum ersten Male zu Gehör gebracht wurde. Wohl steht sie theilweise manchen Compositionen de» Meisters im ähnlichen Genre an gleichmäßigem Gehalte noch nach, aber immer bleibt wahre Musik genug zu genießen, und ein schwelgerischer Wohlklang des ToncoloritS, dem das Ohr mit Entzücken lauscht. Mit Recht war das erste Menuett und die Romanze fortgelassen, da sich im Concertsaale, für den die Serenade doch nicht bestimmt war, endlich auch der Eindruck andauernd gleichmäßiger Klangwirkung geltend machen würde. Als ein Satz von höchster Vollendung im großen Stile, der unter den schönsten Tonqebilden Mozart'» und anderer Ton genien in erster Reihe steht, tritt das Adagio hervor, in dem sich auf rhythmisch gleichmäßig svrtwandelnder Harmonie verschiedene Instrumente in reizvoll melo dischem Gesänge sich antwortend, nachahmend, einigend bis zur höchsten Steigerung erheben. Um das Werk in voller Schönheit de» Tonelements erscheinen zu lassen, ist freilich eine so künstlerisch ausgezeichnete Production nöthig, wie sie ihm von allen Mitwirkenhen zu Theil wurde. Diese waren die Herren Beck, Bauinaärtel, Demnitz, Pfennigsdorf, Kötzschke, Förster, Hübler, Müller, B. Franz, Krasselt, Bräunlich, Strauß, Stenz und Rüdiger. Uebrigen» liegt dieser Serenade ein 1768 componirtes Streichquintett zu Grunde, das indeß 1780 zu dem neuen Werke eine Erweiterung und zum Theil eine völlige Umgestaltung empfing. C. Banck. Die Wandlung deS Herzens. Novelle von H. S. Waldemar. (Fortsetzung.) Der junge Offizier war sehr nachdenklich geworden; bei den letzten Worten deS Freundes blickte er auf, wie von einem plötzlichen Gedanken durchzuckt. „Blond ist Deine Braut, sagtest Du?" „Ja, hellblond und blauäugig, keine Schönheit, aber ein liebliche- Gesicht." Eine dunkle Röthe färbte Alexander s Antlitz, er beugte sich über den Tisch, um äußerst sorgfältig dic Asche seiner Cigarre in den vor ihm stehenden Becher abzustreichen, und ein eigenthümliches Lächeln zuckte um seinen hübschen Mund. „Weiß Deine Braut, daß Du heute früh ange- kommcn bist?" fragte er weiter „Sie erwartete mich schon gestern Abend zu einem Stelldichein, welches sie sich recht romantisch au-gedacht batte, und wird sehr enttäuscht darüber jein, daß ich heute jv sehr prosaisch Meinen Besuch bei ihr und der alten Danie anmeldete." „Bon weicher alten Dame sprichst Du?" „Nun, von Frau Oberst v. Genzburg natürlich." „Ah — — hat Dir Deine Braut viel von iha mitgetheilt?" „Das eigentlich nicht; aber nach der Art, in welcher sie sie stets erwähnt, habe ich mir ein sehr ansprechen de« Bild der Dame entworfen und bin nun sehr ge spannt, zu sehen, wie weit die Wirklichkeit meiner Vor stellung entsprechen wird." Wieder zuckte ein Lächeln über das Gesicht de» jüngern Freundes. Der andere stand aus, um sich zu dem beabsichtigten Besuche anzukleiden. Als er den Hut zur Hand nahm, sagte Alexander: „Empfiehl mich Deiner Braut vorläufig unbekannterweise und auch der gnädigen Frau, falls Du ihre Bekanntschaft machst." 1V. In dem Hause der verwittweten Frau Oberst v. Genzburg saßen zur selben Zeit zwei junge Mäd- chen in traulichem Plaudern beisammen, beide blau äugige Blondinen, aber wie verschieden von einander! Um das rosige Gesicht der einen, die wir schon kennen, schmiegt sich das goldig schimmernde Gelock in weichen Wellen, und die fröhlichen, blauen Augen lachen in ungetrübter Lebenslust, während das bleiche Gesicht, von welchem da« sandfarbene Haar glatt zurückgestrichen ist, und die wasserhellen Augen der andern nur von schüchternem Begnügen reden. Wer da» Berhältniß der Beiden nach ihrem Aeußern beurtheilen wollte, mühte ohne Besinnen die erste für die Tochter de» Hause» und die andere für ihre Gesellschafterin halten, während in der That doch unsere Bekannte vom Pa villon es ist, welche eine derartige bescheidene Stellung einulmmt Jetzt atxr sitzen sie traulich beisammen, wie Freun-
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