Dresdner Journal : 01.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188403010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-03
- Tag1884-03-01
- Monat1884-03
- Jahr1884
-
251
-
252
-
253
-
254
-
255
-
256
- Titel
- Dresdner Journal : 01.03.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W52 Sonnabend, den 1. März. 1884. Ldovuioivatvprvi» r i» 4«ut,«8*a : lilkrlicN: .... 18 jkkrlioN: 4 80 kk. kinrsloo kiumw«n>: 10 kt Ne, 6«vt»oken Lviel»«» tritt?o«t- uaä 8t«wp«I»u,cNI»s tüovu. für N«o N»um einer js««si»It«veo ?etitr«il« 20 ?k. vnter „ILio^oennat" 6is 2eils 80 ?5. Nsi 1'»dsllsa- unci 2iNernsnt» 80 >us»cU»x, Ln>ebvlni>n r rL^Iicli mit Xuinakmo äsr 8oim- un<1 k'eiorta^» Xdsnci« Mr äsn fo1xvn«Ien 3':^. Dres-MZomMl. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1a»vri»1e»»naaNm« »ii^vürt-: Fr. /krar>a><rttrr, t'ou<u>i^ iou.ir äe» t-reeciuer ^ourn»t»; S»«dur, >«rU» -Vt«» I^ip»t8 »»»«I 8r««I>ui kr»iiictvrt ». ».: //aa«e»i»te»»» <4 Vogler, I«rUn-Vi«n L»»dnr^- rr»U-L»iv«ix kr»»!rtllrt ». » vtritn: vr«m«n F Lc/itotte,' 8r«»I»n: L Li«re«u <F>-<<1 kr»nklart ». H i F ^arAer^»o>>e U»etriutu<Uun8; OSrM«: t?. S»»»or»r: <7. r»ri» 8«rU» Lr»n>lturt ». >.- ItnU^^rr Daube F Lo.,' »»mdnrx: Lteiner. U»r»u«xvdvrr Lüvinl. Lrpeaition äs« vre^äoer ^ournLl», Drveäeo, Uvinzeritr»»»« No. 20. Nachvestelkungen auf das „Dresdner Journal" für den Mrnat März werden zum Preise von 1 M. 50 Pf. angenommen fiir Dresden bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), fiir anSwärt» bei den betreffenden Postanstalten. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Kunst- und Musikalien handlung des Herrn Adolf Brauer (Haupt straße 2), sowie bei Herrn Kaufmann Hermann Donath (Albertplatz gegenüber dem Albert theater), woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden, und ebenso, wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (Böhm. Bahnhof), einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. N»k»»dig»»ge» aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebühre» im Ankündigung-- theile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter , Eingesandtes " sind die Gebühren auf 50 Ps. für die Zeile festgestellt. Königs. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Ämtlichcr Theil. Dresden, 29. Februar. Mit Allerhöchster Ge- nehmigung ist dem Oberlehrer am Gymnasium zu Zittau I)r. Erich Gustav Wi lisch der Titel „Pro fessor" verliehen worden. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist beschloßen worden, den Amtshauptmann 0r. Spann in Borna wegen Dienstunvermögens in Folge Krankheit unter Bewilligung der gesetzlichen Pension mit heutigem Tage in Ruhestand zu versetzen. Dresden, 27. Februar. Se. Kö igl. Majestät haben dem Steueraufseher Karl Erdmann Ernst Schwache hierselbst das Allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Lheil. Uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zctlungsscdau. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. Prag. Buda-Pest. Pans. Rom. Madrid. London. Lhristiania. St. Petersburg. Kairo.) Provinzialnachrichten. (Eibenstock.) Unglücksfälle ia der Provinz. Berauschtes. Statistik and Bolkswirthschaft. Kruilletou. Telegraphische Witteruagsberichtr. Tageskalender. Beilage. Ernennungen, Bersetzungrn u. im -ffevtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proviuzialnachrichten. (Döbeln. Großenhain. Ka menz.) Kirch euuachrichten. Börsennochrichten. Telegraphische Nachrichten. Paris, Donnerstag, 28. Februar, Abends. (W.T. B.) Im Senat wurde heute Marcdre zum lebenslänglichen Senator gewählt. In der heutigen Sitzung der Drputirttukam- mrr erwiderte auf eine Anfrage des Leputir- trn Girard wegen der Strikebrwegung im De partement du Nord der Arbeitsminister Naynal, dir Negierung könne nicht interveniren, di« Ler- waltungSbeamten führen aber fort, ihren Einfluß in versöhnlichem Sinne geltend zu machen. Vom Finanzminister Tirard wurde daS Budget ringe- bracht. Die Handelskonvention mit Oesterreich- Ungarn wurde genehmigt. Bei der Berathung derselben wurde von mehrer»« Seiten auf die Gefahren hingrwieseu, welche durch dir frrie Ein fuhr von krankem Lieh herbrigeführt werden könn te«. Der Miaisterpräfitevt Ferry und Lcbauky entgegnete«, die Convention lasse der französischen Negierung die Befugniß, das Prohibitivsystem bei- zubrhaltev, oder zu modisiciren. Tricon ist zum Commavdeur des Ordens der Ehrenlegion rroaunt worden. Eine Depesche ans Haiphong von heute meldet, eine am Zusammenfluß drS Songea« und des Stromschuelleucauals gelegene Pagode sei ohne Kampf von den französischen Truppen besetzt worde«. Nom, Donnerstag, 28.Februar, Abends. (W. T. B.) Die D'putirtrukammer hat in ihrer heu tigen Sitzung bei geheimer Abstimmung mit 143 gegen 135 Stimmen den Gesetzentwurf des Unter- richtsmiuisterS Baccelli, betreffend die Neorgaui- sation des höher» Ur te, richts, endgiltig angenommen. Nom, Donnerstag, 28. Februar, Abends. (W. T. B.) Der Papst empfing heute den preußischen Gesandten, v. Schlözer, welcher ihm auS Anlaß deS Jahrestags der Erwählung zum Papste seine Glückwünsche überbrachte. London, Donnerstag, 28. Februar, AbendS- (W. T. B.) Zn der heutige» Sitzung d»S Unter hauses bestätigte der Staatssekretär des Innern, Berns«-Harcourt, daß auf dem Bahnhofe von Charing-Croß eine Höllenmaschine entdeckt wor- den sei (vgl. unter „Tagesgeschichte"), und machte die weitere Mittheilurg, daß man inzwischen noch eine zweite Höllenmaschine auf dem Bahnhofe der gro ßen Westbahn aufgefunden habe. Beide Maschi nen, sowie diejenige, durch welche vor einigen Ta gen die Erplvfion auf dem Bictoriabahnhofe her- beigeführt worden sei, seien von gleicher Con- struction, und daS in denselben verwendete Dyna mit sei von amerikanischer Fabrikation. Der Premier Gladstone thrilte dem Hause mit, daß die Negierung beschlossen habe, dre Eisenbahn von der Nordwestgrerze Indiens bis Quettas) auSzu- dehnen. Der Unterstaatssecretär deS Auswärti gen, Lord Fitzmaurice, erklärte, sämmtliche Mächte bis auf eine hätten in die Ratification der Nord- seefischrreiconvention gewilligt, und seien die bezüg lichen Ratificationen bereits im Haag eingelaufen. Im weiter« Verlaufe der Sitzung wurde vom Premier Gladstone die Wahlreformbill ringebrackt, welche für Stadt und Land in dem gesammten BereinigtenKönigreicheein gleichmäßiges Wahlrecht einführt und die Zahl der Wahlberechtigten um etwa 2 Millionen vermehrt. Im Gepäckraume deS BahnhofeS von Pad dington ist deute ebenfalls e v Felleisen aufgefun ¬ den worden, welches über 20 Pfund Dynamit und eine amerikanische Maschine zur Entzündung des selben enthielt. Der „Globe" erfährt, im Kriegtmiuisterium und in der Admiralität seien heute Nachmittags Meldungen «ingegangen über ein heute zwischen den Streitkräften deS Generals Graham und den Aufständischen bei Triukitat stattgehabteS Gefecht, in welchem di« Aufständischen geschlagen worden seien. Kairo, Donnerstag, 28. Februar, AbendS. (W. T. B.) Aus Suat in wird gemeldet, der Major Haggard und der Lieutenant Caulfield seien heute mit 536 Mann Abessiniern zu einer Recognosci- ruug auSgerückt und bis auf eiur Entfernung von etwa 7 Meilen von Suakin vorgrdrungev; sie hätten dabei gegen 1060 mit Kameelen berittene und ein« große Anzahl unberittene Aufständische gesehen. Dir Streitkräfte in Suakin würden vom Obersten Parr commandirt. Zn der Nähe von Suakin habe heute zwischen den Aufständischen und den den Engläudern befreundeten Stämmen, welche die Engländer mit B eh versorgt HLttiN, ein Gefecht stattgefundeu. Die befreundeten Stäume behaupteten, daß sie Sieg»r gewesen seien und 40 Kau eele und 70 Schafe rrbeutct hätten. Der Marsch auf Tokar sei verschoben, weil daS Transportwesen roch uicht vollständig geordnet sei. Washington, Donnerstag, 28. Februar, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) DaS HanS der Repräsentanten nahm einen Antrag an auf Uebrrweisnng deS Schreibens deS deutschen libe ralen Crntralvereins bezüglich der Affaire deS Abg. Lasker an den auswärtigen Ausschuß, nach dem Casson sich dafür ausgesprochen hatte, eine officirlle Information noch abzuwarten. *) Nachdruck verboten. D. Red. Dresden, 29. Februar. Wie ein Telegramm aus Rom vom gestrigen Tage meldet, hat die italienische Deputirtenkammer nunmehr in geheimer Abstimmung mit 143 gegen 135 Stimmen den Gesetzentwurf des Unterrichtsministers Baccelli, betreffend die Reorganisation deS höhern Unterrichts, angenommen. Damit ist eine Ange legenheit erledigt, welche das italienische Parlament unverhältnißmäßig lange Zeit beschäftigte; denn die Abgeordneten haben zur Berathung und Beschluß fassung über die einzelnen Artikel der Universitätsreform volle 41 Sitzungen gebraucht. Das Gesetz enthielt in erster Linie in Art. 34, über welchen mehrere Tage discutirt wurde, einen Stein des Anstoßes. Durch diesen Artikel wird nämlich für ganz Italien die ganz neue Einrichtung des „Staatsexamens" neben und unab hängig von dem Doctor-(Laureats-)examen cingeführt. Die dadurch bedingte Aufhebung der bisher obligato rischen Specialprüfungen, welche fortan in das Be lieben der Facultäten gestellt sein sollen, rief mehr fachen Widerspruch hervor, der, wie viele andere Ein würfe gegen das Gesetz, hauptsächlich durch die Gefahren der verringerten Controle begründet wurde. Nach der von der Deputirtenkammer beschlossenen Fassung werden künftig an den Universitäten und höheren Unterrichtsanstalten Staatsprüfungen für die jenigen Berufe eingeführt, für welche gegenwärtig das Laureat oder ein anderes Universität-- oder JnstttutS- diplom erforderlich ist — ausgenommen für den Gym nasialunterricht. Diese Prüfungen sind wissenschaftlich- praktischen Charakters und sollen denen nicht nachstehen, welche gegenwärtig für die Promotion oder für die anderen Diplome erforderlich sind. Die Gegenstände der Staatsprüfungen werden durch die Facultäten und Institute vorgeschlagen und nach Anhörung des Ober studienraths durch den Minister mittelst königl. DecretS fistgesetzt. Eine lebhafte Debatte veranlaßte ferner der Art. 40, welcher die Unterrichtsfreiheit der Professoren und Privatdocenten verbürgt. Man griff auf das bestehende Universitätsgesetz, welches den Namen des Ministers Casati (auS den fünfziger Jahren) trägt, zurück, wel ches im Art. 106 ganz bestimmt die Fälle bezeichnet, in denen ein Professor seines Katheders verlustig gehen soll. Angewendet wurde derselbe in Italien jedoch nie, weil eS keiner der Regierungen, die sich seit 859 in der Leituna der Staatsgeschäfte folgten, eingefallen ist. die Lehrfreiheit in irgend einer Weise zu be schränken. Ueberdies bestimmt auch noch der zweite Artikel des Garantiegesetzes, daß in der Besprechung aller religiösen Fragen die unbeschränkteste Freiheit herrscht. Nun giebt es allerdings noch andere Fragen, deren unbegrenzte Erörterung auf pniversitätslathedern auch von Staatswegen Beachtung verdienen. Dieselben unterliegen einer öffentlichen Interpretation im Art. U >6 des Casati'schen Gesetzes, welcher sich zweifelsohne in großem Widerspruche zu dem von Baccelli vorgeschlage nen Art. 40 befindet. Der genannte Art. 1( 6 zählt die Gründe auf, deretwegen ein Universitätsprofessor suspendirt oder abgesetzt werden kann. Den ersten Grund bilden unehrenhafte Handlungen, welche dem Professor die öffentliche Achtung rauben. Der zweite besteht in den Angriffen, welche ein Professor, )ei es von dem Katheder, sei es durch Bücher rc. auf die Grundsätze macht, auf denen die religiöse und moralische Ordnung beruht, indem er ver sucht, die Grundlagen des Staatswesens, wie sie heute existiren, zu zerstören, und schließlich das Dritte ist die Mißachtung und Versündigung gegen die gesetzlichen Anordnungen der competenten Obrig keiten und die hartnäckige Uebertretung der das Unterrichtswcsen betreffenden Gesetze. In den beiden letzten Fällen müssen jedoch mehrfache Verwarnungen der Suspendirung vorangegangen sein. Gegen die Aufrechterhaltung dieses Art-'06 des Casati'schen Ge setzes sprachen eine Menge Redner von den verschie densten Standpunkten. D-r republikanische Abg. Ber- tani, welcher Präsident der Commission für das Unter richtsgesetz ist, beantragte einfach und logisch im Sinne der Vorlage Außerkraftsetzung des Art. 106, was in der That der Fassung des Art. 40 der ministeriellen Vorlage entsprochen hätte. Die übrigen Redner (Crispi, Gullo, Cuccia, Coppino, Bonghi rc.) waren weniger logisch, indem sie nur den die Religion betreffenden Theil des Art. 106 des Gesetzes Casati streichen wollten und darauf bezügliche im Grunde überflüssige Anträge stellten, weil das schon erwähnte Garantiegesetz vom Jahre 1871 praktisch die vollste Lehrsreiheit in Bezug auf die Religion zugesteht. Daß in allen anderen Punkten eine, wenn auch noch so gelinde Disciplin selbst den Universität-Professoren gegenüber gesetzlich vorgeschrieben werden müsse, darüber waren wohl ziemlich Alle einig. Die Stellung, welche die Regie rung zu dieser Frage, mit welcher sich das Haus 2 volle Tage beschäftigte, einnahm, war die sonder barste von der Welt. Nachdem der Unterrichtsminister in dem Art. 40 die unbegrenzteste Lehrfreiheit gepre digt hatte, kraft deren von den Lehrstühlen der Uni versität die Republik, der demokratische Socialismus, die Revolution und nebenbei auch jede Immoralität osficiell auf Kosten des Staates ohne jegliche Ahndung und Beschränkung gelehrt werden konnte, erklärte plötz lich der Justizminister Giannuzzi Savelli im Namen deS gesammten Cabinets, daß er den Art. 106 des Casati' schen Gesetzes auch nach Annahme des Art. 40 der Baccelli'schen Vorlage noch als in Kraft bestehend bc- Feuilleton. Rcdigirl von Dtto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 28. Februar: „Der Damenkrieb". Lustspiel in 1 Act nach Scribe und Legouvs. (Hr. Hübner vom Wiener Burg theater als Gast.) — „Guten Morgen Herr Fischer!" Operette von Lockroy, durch Friedrich bearbeitet. Das unvergleichliche seine Jntriguenstück deS geist reichen französischen Lustspieldichters und seine- guten CompagnonS Legouvä, der ansprechender begann, als »r endete, hat sich auch bei uns auf dem Repertoire lebendig und ausgiebig in der Wirkung erhalten. Wir verdanken die-, wie fleißig man sich m den umfang reichen Nebenrollen auch bemüht, der Wiedergabe der Hauptpartte, denn gerade diese gehört jenem Genre spiritueller Coquetterie, weiblicher Verschlagenheit und bestrickender Sprechkunst des LonversationstonS an, in welchem das Talent von Frl. Ulrich in den letzten Jahren seinen eigentlichen^Glanz bewährt hat und ihn noch immer in Wrrkwürdiaer Frische, ja im anmuthig täuschenden jugendlichen Theaterschimmer aufrecht er hält. In der Mittelrolle de- Heinrich v. Flavigneul, die nicht leicht ist, ohne doch gerade au-giebige Momente zu haben, zeigte sich der Gast Hr. Hübner al- ein wohlbeanlagter Schauspieler, den eine angenehme Per sönlichkeit in der ersten Jugend und eine rasche, ge schickte Anempfindung der Situation unterstützt. Das Organ ist gesund und die deutliche Rede erfreute durch richtige Betonungen. O. B. Balsams. Rach drn Mittheilungen eine» österreichischen Bildhauer« Erzählung von Robert Waldmüller. (Ed. Duboc.) (Fortsetzung.) „Berenice! Langschläferin!" rief der Fürst und zog die nun leise an Alma s Lager Herangetretene sofort in die sonderbare Verhandlung hinein, „jetzt rede Du mit Deiner Schwester; nicht wahr, sie hat uns Alle zu lieb, um das ganze Haus auf den Kopf zu stellen? Ist sie besorgt, e- könne oben über Nacht em Unglück passiren? Aber warum? Wir stehen ja Alle in Gottes Hand. Es muß sie ein schwerer Traum ge ängstigt und aus dem Bette gejagt haben, und der läßt sie noch nicht los. Rede ihr zu, vernünftig zu sein." Berenice hatte sich über Alma gebeugt, diese aber war ihrer Liebkosung ausgewichen und starrte sie mit ihren großen, dunklen, forschenden Augen feindlich an. „Gieb nach, Schwester", stotterte Berenice, indem sie die Wimpern vor dem durchdringenden Blicke Alma's niederschlug, aber gleichzeitig mit beschwichtigendem Lächeln den Kopf verneinend schüttelte, als wollte sie sagen: Du darfst mir nicht zu böse sein; ich that nur, was ich thun mußte. „Gieb nach!" bat Berenice, „gieb nach, liebe, liebe Schwester!" Alma'S Augen füllten sich mit Thränen. „Gieb nach! Wenn nicht meinetwegen, so — um der armen Aeltern willen!" Alma reichte ihrem Vater die Hand. Die Strenge ihrer Züge milderte sich. „Verzecht mir!" sagte sie mit zitternder Stimme. „Wir danken dem Himmel, der Dich behütete", gab der Fürst gerührt zur Antwort, „und hier danken wir auch noch dem guten Doctor, daß er mit seiner Kunst zur rechten Zeit bei der Hand war." „Womit ich wohlschlafende Nacht gewünscht haben will," schloß der Doctor, indem er im Abgehen Alma gutmüthig mit dem Finger drohte und dann, zu Bere nice gewandt, hinzusetzte: „und morgen wird sie, Jungfer Siebenschlaf, von mir ins Gebet genommen. Wie kann man so fest schlafen, daß man nichts hört, wenn die Schwester aus dem Bette steigt, den Balcon öffnet und hinunter in die Gebüsche plumpst? Jetzt bitt ich mir auS, daß Fenster und Thüren nicht nur verrie gelt, sondern auch noch mit Stricken zugcbunden wer den. Das sind mir tolle Streiche!" Damit trollte sich der Doctor treppauf, und nach dem die Ottomane mit der darauf Ruhenden unter allseitigen Hilfeleistungen ebenfalls in den obern Stock geschafft worden war, suchte Jeder sein Schlafgemach auf, und bald herrschte im ganzen Schlosse wieder nächtliche Stille. Zehntes Capitel. Im Observatorium Ich hatte begreiflicher Weise eine größere Fülle von verworrenem Gedankenstoff zu verarbeiten, als dem Schlafe zuträglich ist. Bis zum ersten Hahnen ruf lag ich wach im Bette. Den Zusammenhang der einzelnen Fäden, die ich flattern sah, zu finden, mühte ich mich eine gute Weile. Immer riß das eben Ge knüpfte von Neuem. WaS endlich die Probe gegen andere Combinationen bestand, die sich dazwischen drängten, war nur die Angelegenheit mit Alma, inso fern es wenigstens ihre den Andern al- Grille er ¬ schienene Forderung: Niemand solle in den obern Stock gehen, zu erklären galt. In der That lag sür mich, den Eingeweihten, der Grund sür diese Forde rung gleich anfangs nahe genug, und eS hat sich später meine Auffassung Alma's, dieses lieblichsten aller weib lichen Charaktere die mir je begegnet sind, auch in allen Einzelheiten bestätigt. So aber verhielt es sich damit. Ich habe schon gesagt, daß Alma, obgleich damals fast noch Kind, gleich bei Balsamo's Fluchtversuch und den günstigen Auslegungen, die der Fürst daraus folgerte, die einzige der drei Schwestern war, welche sich in ihrem Herzen beunruhigt fühlte. Dies hatte sich im Laufe der Jahre nicht vermindert. Von Zeit zu Zeit war der junge Mensch bei den fürstlichen Aeltern gewe en, nicht als Sohn — er hieß im Schlosse der Cadet oder Balsamo Michele — und doch auch nicht al- Fremder, denn er galt Allen im Schlosse — den Doctor ausgenommen — für den wiedergefundenen Sohn des Fürsten. Dies unbestimmt schillernde Ver- hältniß zu ihm hatten nicht alle drei Töchter. Lud milla, die Aelteste, war davon kaum berührt worden; ihre nüchtern positive Natur lehnte Alles ab, wo zwischen zwei Möglichkeiten in der Mitte schwebte und ohne die freundliche Hilfe der Phantasie jedes festen Halles entbehrte. Sie hatte seitdem geheirathet und ' bewährte sich als tüchtig und auch liebenswerth genug, um billige Ansprüche zu erfüllen und unbillige im Keime zu ersticken. Minder unbeeinflußt von Balsamo Michele s unklarer Prätendentenstellung blieb die früh entwickelte, warmblütige, von der Natur im Verlause der Zeit immer freigebiger mit gewinnt aden Reizen auSgestattete Berenice. Vor zwei Jahren schon . .. .
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht