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Dresdner Journal : 06.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188403065
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-03
- Tag1884-03-06
- Monat1884-03
- Jahr1884
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- Dresdner Journal : 06.03.1884
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^56. Donnerstag, den 6. März. 1884. Ayoussmsotsprstir u» ,»»»« L»tot>», ^LUrliek: .... 18 ISsrt MrUed: 4 »lsrtl 50 kt. Lu>»«1o« Kuou»«r»: lO kk. 4»»»«riuUd ä«» ct«vt»vt»«n ksict»», tritt ko»^ uoä 8t«mpetruickl»8 tüo«>» l»»»r»t«apr«l»«r kür ävv N»aw «ü»«r ^e»p»It«o«u SS ?s Ootsr äis 2«ils 50 ?s. 8«i T'sbvU»»- ouä 2rNsri»i»tr 50 Auk»otil»x DresdnerIoimml. Ivs«r»t«i»»us«>>ui«' »u»v»Rrt»r n LranciZtetter, OomminiolUIr <t«> l>rv»ctn«r ^ouev»l»; S»wd«r, 8«rU» Vi,o >—«I Srsil«» ». N.: F ^o-ier, >«r>i» -Vt»o S»i»d«rU ?r»ls-l^ip»tx kr»L>lkllrt ». ».-HLix-k»»: Kuck. «»rlia: /ii ci/i<ient/un1:, Nr»m«L F7 Lcäivtt«,- Sr»»I»»: Lta»>Ak«'» Aureait A'a5a</»), kr»»kk»rt ». U r L «/akA«^»otlv liuetituuiäluv^; SvrU»: 6. L»»»or,r: <7. LL/iü^ier, k»rt, 8«rUa ^r»Lktart ». N - Da>t^e Oo., UEdurx: F<i. Lt«»»»«'. Lrsekelue» r Htxliok mit Xu»n»kwo äse 8oao unä keisriLts» Xbsoä» Nir äso kol^snäsn l>k». Verantwortliche Redaktion: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. llvrsusxvderr Nüvisl. Lrpsäitioa äs» Oreiäovr äoarmä», Orvsävo, 2«>N8vnitrlu»s« Ko. 80. Amtlicher Theil. Dretden, 5. März. Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, ist mit Prinzessin Tochter Mathilde, Königliche Hoheit, gestern Abend lO Uhr von Meran wieder hierher zurückgekehrt. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Tetschen, DienStag, 4. März, Abend». (Tel. d. Boh.) Die Arbeiter der Fabriken I bit III der Firma Preidl in Rabstriu bei Bensen striken. AIS Ursache der Arbeitseinstellung wird die Ent» lassung mehrerer Arbeiter wegen socialistischrr Umtriebe bezeichnet. Die Arbeiter verlangten die Wiederaufnahme der Entlassenen, waS die Firma auS begreiflichen Gründen verweigert. Die letz tere ist entschlossen, nnter allen Umständen auf diesem Beschlusse zu beharren. Heute ist Gen darmerie von hier nach Rabstein adgegangen. Dieser Tage wurden in Pilsen und in Nur- schau Haussuchungen bei socialistischeu Arbeitern angestellt. 1 Arbeiter wurde verhaftet. Buda-Pest, DienStag, 4. März, AbendS. (Tel. d. Boh.) Heute Vormittags wurde in Ange legenheit deS RedacteurS deS „Radikal", Armin Prager, mit der Untersuchung der GerichtSrath Gerhart Toth betraut. Mittags nahm der Unter suchungsrichter daS erste Verhör mit Prager vor, welches sich jedoch nur auf Fragen allgemeiner Natur bezog. Der Polizrirath Breitenfeld auS Wien ist hier eingetroffen. In seiner Begleitung befin det sich ein Mitglied -eS DetektivcorpS der Wie ner Polizei. Breitenfeld wurde von der Wie ner Polizeidirection entsendet, um der Buda-Pester Polizei bei Ausforschung einiger von Wien hierher geflüchteter anarchistischer Miffethäter behilflich zu sein. ES fanden verflossene Nacht an mehreren Orten Haussuchungen Statt. Der Chef der unga rischen Staatspolizei, Ministerialrath Jekelfalussy, ist heute nach Wien gereist. Paris, DienStag, 4. März, AbendS. (W. T. B.) Zn der heutigen Sitzung der Deputirtev- kammer richtete der Baron de Soubeyrau eine Anfrage an den Finanzmiuistrr bezüglich der la teinischen Munzconventiou, welche Ende dieses Jahre» adlaufe. Tirard erwiderte, eS seien bereit» Pourparler» eingeleitet, um eine Erneuerung der Convention herbeizuführen. Die Regierung werde darüber wachen, daß alle Interessen Frankreich» sicher gestellt würden. — Häutjrn» interprllirte den Finanzminister mit Bezug auf den Com- misfionsbencht, welcher eine Besteuerung der Rente vorschlägt, und beantragte, den CommisfionSbericht auf die Tagesordnung zu setzen. Der Finanz- Minister erklärte, die Regierung werde jede Be steuerung der Rente bekämpfen, überlasse aber der Kammer, den Zeitpunkt für die Berathung hierü ber festzusetzrn. Der CommisfionSbericht wurde nicht auf die Tagesordnung gesetzt. Bern, Mittwoch, 5. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Schulze, einer von den Hauptagitatoren der hlefigen Anarchisten, ist ebenfalls verhaftet worden. Rom, DienStag, 4. März, Abend». (W.T.B.) Der König und die Königin erwiederten heute Nachmittags den Besuch de» Prinzen und der Prinzessin Leopold von Bayern (val. die „Tages- geschichte"). Auf der Fahrt zu denselben wurden *) Nachdruck verboten. D. Red. Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. K. Hoftbrater. — Neustadt. — Am 4. März: „Krisen", Lharaktergemälde von Bauernfeld. (Frau Niemann-Raabe als Gast.) Unser Theaterpublicum betrachtet stets die Ankunft der Magdeburger Künstlerin, die speciell in Berlin, eigentlich aber in ganz Deutschland die geistige Heimath ihres merkwürdigen Talentes gefunden hat, als den Anfangspunkt fesselnder und vorwaltend angenehm heiterer Bühnengenüsse. Der Küustlerin Anziehungs kraft ist eine umso allgemeinere und intensivere, als sich ein nationales Element dabei einmischt. Es ist das der weichen Empfindung blond germanischer Weib lichkeit, das sowohl im Elegischen, wie im Naiven zur Tharakteristik des deutschen Frruennaturells gehört und in seinen sympathischen Sentiments den Gegensatz bildet zum leidenschaftlich sinnlichen, ja zugleich mehr theatralischen Temperament südlicher oder gar roma nischer Racenmischung. Dieser nordische Elfen- und VolkSliedertypuS, welcher dereinst bei Frl. Raabe im Bunde mit der Musik ihrer bestrickenden Rede den Genius ihrer Jugendblüthe kennzeichnete, hat seine ent schiedene seelische Färbung in eben dem Grade im Laufe der Zeit aufrecht erhalten, als derselbe indi viduelles Eigenthum ist und frei war von jeder Künste lei und schauspielerischer Anlernung. Diese wärmende Flamme schimmert um so mehr durch alle Wandlungen l hindurch, wenn, wie die- in den letzten Jahren auch t geschah, der Wahl passender Rollen Rechnung ge- > tragen wird. die Majestäten von der Volksmenge überall mit enthufiastischen Kundgebungen begrüßt. London, Dienötag, 4. März, AbendS. (W T. B.) Im Unterhaus» kündigte heute Stanley an, er werde den NachtragScredit für die ägyptische Expedition durch den Uuterantrag bekämpfe», die Regierung anfzufordern, vor Bewilligung weiterer Gelder die von ihr in Aegypten befolgte Politik darzulegev. — MaanerS theilte mit, er werde bet der zweiten Lesung der Reformbill den Unter- antrag stellen, die «eitere Berathung dieser Bill zu verweigern, biS die Regierung einen Gesammt- plav zur Abänderung der bestehenden Bestimmungen über die Volksvertretung vorgelegt habe. — Der Staatssekretär deS Krieg», Marqui» v. Harting ton, erklärte die heute in London coursirende Nach richt, der General Graham habe Befehl erhalten, nach Trinkitat zurückzukehren, für unbegründet. London, Mittwoch, 5. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Die Regierung erhielt eine Depesche deS Generals Graham, welche meldet, er habe die Garnison und die ägyptischen Einwohner TokarS, sowie alle Verwundeten nach Trinkitat geschickt. Ferner habe er in den arabischen Dörfern südlich von Tokar 2 verlassene Kanonen, viel Munition und 1000 Gewehre gefunden. Die Aufständischen hätten sich inS Gebirge zurückgezogen; er befinde sich gegenwärtig auf dem Marsche von Tokar nach Trinkitat. Kairo, Mittwoch, 5. März. (Tel. d. Dresn. Journ.*) AuS Suakin vom gestrigen Tage wird gemeldet: Ein ägyptischer Dampfer brachte 100 Männer, Frauen und Kinder auS Tokar. Lon den englischen Panzerschiffen wurden 300 See- soldatea gelandet. Die Garnison von Suakin be steht gegenwärtig auS K50 Seesoldaten und 500 Mann Aegyptern, welche aber demnächst nach Kairo gehen sollen. Die,Rückkehr der von Suakin abgegangenea Truppen wird täglich erwartet. Die Aufständischen find in großen Haufen etwa 7 Meilen von Suakin versammelt. Lon befreundeten Stäm- meu ist bisher Niemand hrrringekommen. OSmav Digma bedrängt dieselben und bemüht fich, sie zum Uebertritt zu veranlasseu. *) Nachdruck verboten. D. Red. Dresden, 5. März. Ueber den Charakter der gegen die Northern- Pacific-Bahn gerichteten Agitation, welche den Rück tritt Vlllard's zur Folge hatte, gelangen gegenwärtig Enthüllungen an die Oeffentlichkeit, welche für das deutsche Capital eine Warnung enthalten, sich bei Landspeculationen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika zu betheiligen. Im Repräsen tantenhause zu Washington wurde Ende vor. Mts. eine Bill eingebracht, welche eS Ausländern unter sagt, im Unionsgebiete Grundeigenthum zu erwerben. Das wäre eine Maßregel, welche sehr im Widerspruch stände mit Dem, was man sich diesseits des Oceans unter amerikanischer Freiheit in Handel und Wandel vorzustellen pflegt. Die Bill, deren Erhebung zum Gesetz ja immerhin zweifelhaft ist, stellt sich dar als ein Ausflug von Besorgniß, daß auch auswärtige Capitalmächte sich an den großartigen Landspeculatio nen betheiligen könnten, welche von unparteiischen Be- urtheilern — auch wo sie von Amerikanern betrieben werden — als einer der größten Schäden des wirth- schaftlichen Lebens in der Union gekennzeichnet werden. Sollten nun, wie bereits der Anfang gemacht ist, mit der Zeit mehr und mehr auch fremde Capitalmächte an dieser verhängnißvollen Spekulation Theil nehmen, so könnten diese ein Mal dazu gelangen, sich eine Po sition zu machen, die einen Staat im Staate darstellen Die hier angedeuteten Eigenschaften des seltenen Talentes sind ein Pfund, mit dem eine Darstellerin in der Priska von Bauernfeld's „Krisen" zu wuchern vermag. Dies geschah auch durch die Künstlerin und zwar nicht nur in den Scenen breiter Gefühlsentwicke lung, sondern auch in jenen feinen psychologischen Uebergängen und Zwischenstimmungen, die vom Dichter für das Theater nur dann nicht zu gewagt und subtil erfunden sind, wenn sie von der beweglichsten Illusion der Darstellerin zum Ausdruck gebracht werden. DaS Stück fand im Allgemeinen eine treffliche Darstellung. Das Ehepaar Lämmchen wurde von Frau Bayer und Hrn. Swoboda, der Gatte Priska's von Hrn. v. d. Osten und dessen Freund, der Doctor, von Hrn. Porth mit wohithuendem Verständniß der Rollenaufgabe gespielt. Die „Krisen" finden nur eine Wiederholung am Donnerstag; denn schon für den Sonnabend ist mit dem Gaste die erste Aufführung von „Cyprienne" festgesetzt. O. B. Balsamo. Nach den Mittheilungen eine» österreichischen Bildhauer« Erzählung von Robert Waldmüller. (Ed. Luboc > (Fortsetzung.) Und trotzdem ich bat, sie möge sich kurz fassen und rasch auf die diesmaligen Vorgänge, als auf die für jetzt wichtigsten, zu sprechen kommen, mußte ich ihr in die Jrrgänge folgen, die während der nächsten Tage nach der Schlittenfahrt — der Fürst habe sich erkältet gehabt und habe das Bett gehütet — bald Berenice in den Weg Balsamo- geführt hatte, bald Balsamo in denjenigen Berenice s. würde. So weit find die Dinge nun freilich noch lange nicht gediehen. Dagegen zeigen sich schon jetzt die ver- hängmßvollen Folgen der Ueberhandnahme der Lati fundien, welcher durch das von der Landesregierung geübte System der maßlosen Landschenkungen an Eisen- bahngesellschaften der größte Vorschub geleistet wird. Diese Landschenkungen, oder in amerikanischer Kürze „grants" (Bewilligungen), erfolgen vom Congreß in der Art, baß die betreffende Eisenbahngesellfchaft auf die laufende Meile eine gewisse Anzahl Sectionen Land links und rechts von der Bahnlinie erhält. Das Unionsland ist in regelmäßige Sectionen, welche numerirt werden, eingetheilt, wovon die Eisenbahnen nur die geraden, beziehentlich ungeraden erhalten: was man in der löblichen, aber völlig wirkungslosen Ab sicht that, dem Entstehen von großen Latifundien Hindernisfe in den Weg zu legen, in der Annahme, daß die der Union bleibenden Sectionen unter den üblichen freigebigen Bedingungen an die Einwanderer abgegeben würden. Die Schenkungen sind fortwährend größer geworden und haben mit 40 Sectionen auf die Meile bei der unlängst vollendeten Northern-Pacific- Bahn ihren Höhepunkt erreicht. Auf diese Weise wur den von der Unionsregierung und dem Staate Texas, der unabhängig von der erstern über Ansiedelungsland verfügt, zusammen 255 Millionen Acres verschenkt, wovon die Hälfte auf nur 5 Eisenbahnaesellschaften entfällt. Man bedenke, daß diese 5 Gesellschaften von etwa 25 Männern beherrscht werden. Welche Macht des Eisenbahnmonopols und des Landmonopols zu gleich ist so in die Hand einiger Weniger gelegt? Um sich einen Begriff zu machen von dem Umfange dieser Landschenkungen, möge man sich vergegenwärtigen, daß Oesterreich-Ungarn, das Königreich Italien, die Schweiz und die Niederlande zusammen ein Areal von 250 012 720 Acres umfassen, also nur etwas weniger, als der Umfang der weggeschenkten Ländereien. Das verschenkte Land repräsentirt bei niedriger Schätzung einen Werth von 600 Millio nen Dollars. Durch die maßlosen Landschenkungen, welche zur Latifundienbildung herausfordern, wird das Entstehen solider bäuerlicher Wirtschaften gerade an den wichtigsten Verkehrslinien auf das Empfindlichste gestört. Auf dem besten Boden längs der großen Bahnen des Westens erheben sich in Menge die sog. Bonanzafarmen, welche, viele Tausende von Acres groß, im Besitze von Landspeculanten, von einem Verwalter mit seinen paar Angestellten, zu welchen in der Ernte zeit eine Schaar herbeigelaufener Tagelöhner kommt, abgewirtschaftet werden. Zwischen diesen Riesen farmen ist der kleine Ansiedler verloren; Monopolisten aller Art erdrücken ihn, da die Eisenbahngesellschaften, die Elevatoren und Mühlenbesitzer in jeder Weise die Riesenfarmen begünstigen. Die durch die „g^ots" entfesselte Landspeculatton ist es, welche durch zahllose Agenten Einwanderer aus allen Ländern der Welt zu sammenlockt, damit diese entweder ihren letzten Dollar an ein Stück Eisenbahnland rücken, oder den Bonanza farmen billige Arbeit bringen: Alles zum Nachtheile der Union, die auf diese Weise statt eines leistungs fähigen Bauernthums ein ländliches Proletariat auf den Hals bekommt. „Noch 20 Jahre solcher Ent Wickelung", sagt Moody, „wie die vergangenen, und unser Volk wird so tief in dem Schlamme des pluto- kratischen Despotismus und der socialen Erniedrigung stecken, daß eine Revolution wie die französische des vorige« Jahrhunderts die größte Wohlthat sein wird, welche uns der Himmel bescheeren kann." Nach diesen ersten Nachrichten würde es sich um eine Vorbeugungsmaßregel gehandelt haben, welche bezweckte, eine allzu große Concentration des Grund eigenthums in den Händen auswärtiger Besitzer zu verhindern. Allein die Absichten einer Partei des Repräsentantenhauses gehen noch weiter und richten Auch diese Begegnungen, wohl schon, weil von dem beunruhigenden Bewußtsein begleitet: der arme Vater! wird er uns denn je verzeihen können? — hatten offenbar den Hauch der Fremdheit und der scheuen Zagheit noch nicht ganz abgestreift, und so erklärte sichs denn, daß seitdem zwei Jahre ohne den Versuch einer Wiederanknüpfung hinaegangen waren, ja, daß Berenice, von ihrer einzigen Vertrauten, ihrer Schwester Alma, ernstlich auf die doch immer noch fest gehaltene Annahme, Balsamo sei ihr Bruder, wieder und wieder hingewiesen, das Verhältniß mit dem Peruaner ein gegangen war. Dasselbe aufzugeben hatte sie bei der Rückreise in die Heimath auch nicht im Sinne gehabt. Im Gegen theil war sie entschlossen gewesen, ihr der Schwester Alma gegebenes Versprechen zu halten, nämlich jede Begegnung mit Balsamo zu vermeiden. Diesen Vor satz habe aber der Vater selbst, wie ich wisse, über den Haufen geworfen. „Ich hatte," sagte sie, „schon Mühe genug, an mich zu halten, als ich ihn wiedersah; so schmuck und ritter lich (tand ihm die Offiziersuniform und so stattlich und männlich war er in die Höhe gewachsen. Dann als wir Schwestern ihn plötzlich als Bruder vor aller Welt umarmen sollten, schwindelte mir's vor den Augen und alles Blut floh aus meinen Lippen. Nun aber sah ich Alma ihn umfangen, wie ich es, selbst im Ver borgenen, nie gewagt Katte, und da war eS um mich geschehen — die Eifersucht scboß mir wieder glühend durch alle Adern; ich hätte fast die Besinnung ver loren. „Was ich seit diesem Auftritt bi- zu dem Augen blick, wo Sie mich in der Lindenallee im Finstern fest sich sogar gegen bereits erworbene Rechte. Wie auS New-Jork vom i. d. gemeldet wird, hat der Ausschuß des Repräsentantenhauses für die Pacific-Bahnen mit 7 gegen 4 Stimmen beschlossen, die Landschenkung der Northern- Pacific-Bahn auf dem Gebiete westlich von Bismarck- (Dakota) zurückzunehmen, weil der Theil der Eisen bahn nicht innerhalb der ursprünglich in der Charter vorgeschriebenen Zeit vollendet worden ist. Der Be schluß des Ausschusses wird an daS Haus gehen. Be kanntlich hat die Northern-Pacific-Bahn bereits große Strecken des Landes in Montana, Oregon und Wa shington verkauft, in der Ueberzeugung, daß sie voll kommen dazu berechtigt war. Die Gesellschaft wird, so heißt es weiter, sich der beabsichtigten Confiscation widersetzen, wenn der Antrag vom Congreß angenom men werden sollte. Man kann kaum annehmen, daß der Congreß einem Vorschläge von so barbarischer Härte seine Zustimmung geben wird, auch wenn er dazu befugt wäre. Es ist nicht das erste Mal, daß der Versuch gemacht wird, der Northern-Pacific-Bahn die Grundlage ihres Bestehens zu entziehen, und eS läßt sich nicht leugnen, daß der Buchstabe der Con- cession allerdings geeignet ist, die Bahn zu nöthigen, ihre Rechte erst noch vertheidigen zu müssen. Im Jahre 1866 ging, nachdem schon vorher einmal die in der Concession vorgesehenen Termine für Beginn und Beendigung des Baues der Bahn hinausgeschoben waren, eine Bill durch den Congreß, welche ^stimmt, daß am 2.Juli 1870der Bau angefangen und am 4.Juli 1877 beendet sein müsse. Im Senat war anfänglich als End termin 1883 gesetzt, später 1878 dafür eingefügt, und als das Repräsentantenhaus dann 1877 annahm, er klärte der Senat sich damit einverstanden. Weitere Be mühungen, die Frist auszudehnen, waren vergeblich. 1879 beschloß die Gesellschaft, keine weiteren Schritte zu thun. Die Frist mar abgelausen, auch das Gnaden jahr, welches die Charter gewährte, vor dessen Ende - der Congreß in Betreff der Landschenkung keine Schritte thun konnte. Der Attorney General hatte I879 die Entscheidung abgegeben: „daß die zur Vollendung der Bahn festgesetzte Frist nicht vor dem 4. Juli 1879 ablaufe; und ferner, daß wenn die- nicht die richtige Auslegung der verschiedenen Bestimmungen der Acten des Congresses sei, so müsse angenommen werden, daß, bis der Congreß Schritte thut, um die Landschenkung für verfallen zu erklären, diese in voller Kraft und Wirksamkeit bleibt; und daß in jedem Falle die Schen kung heüte als dieselbe gelten müsse, wie sie bestand zur Zeit, als sie gemacht und von der Gesellschaft ' angenommen wurde." Die Gesellschaft beruhigte sich dabei und glaubte, daß, so lange der Bahnbau rüstig fortschreite, der Congreß niemals ein ihren Interessen schädliches Gesetz erlassen werde. Außerdem war der Congreß durch den Wortlaut der Concession nicht er mächtigt, das geschenkte Land wieder an sich zu neh men. Seine Macht war in den einleitenden Bestim mungen der Charter darauf beschränkt, „Alles und Jedes zu thun, was nöthig und erforderlich sein könnte, eine baldige Vollendung der Bahn zu sichern". Diese Auffassung der Gesellschaft fand eine Bestätigung durch einen Be richt des Justizcomitös des Hauses aus dem Jahre 1882, und alle Anträge, welche eingebracht worden sind, die Landschcnkung der Northern-Pacific-Bahn für verfallen zu erklären, haben bisher im Congreß nur die formelle Berücksichtigung gefunden, daß sie an den betreffen den Ausschuß verwiesen sind. Es ist zu hoffen, daß auch dies Mal die Anträge keine weiteren Folgen haben werden, ob wohl die heftige Feindschaft gegen die Northern-Pacific- Bahn, welche bis zu einem gewissen Grade siegreich ge wesen ist, dem Versuche jetzt einen ernstern Hintergrund giebt. Jedenfalls steigert er das Gefühl der Unsicher heit, so undenkbar es erscheint, daß, nachdem die Bun desregierung wiederholt mit dem Fortschreiten der Bahn die Gesellschaft ermächtigt hat, Bonds aus das hielten, gelitten habe, Onkel-Professor, das kann mir Niemand nachempfinden. Sobald ich Alma mit vollen Segeln auf das neue geschwisterliche Verhältniß hatte eingehen sehen, war es mir, als müsse ich sie hassen, sie und den, dessen Bild ich einst warm im Herzen getragen hatte. Aber noch mehr war ich um Alma'S willen in Angst und Unruhe. Sie weiß nicht, sagte ich mir, was sie thut. Die Kurzsichtige! Wird eS ihr anders gehen, als es mir mit ihm erging? Kann sie für sich einstehen? — Und ich härmte mich um sie, bis es mir klar wurde, daß ich sie im Grunde nur beneidete, und daß ich ganz auf dem nämlichen Punkte stand wie vor zwei Jahren. „Das sagte ich ihr vor dem Schlafengehen. Denn zwischen ihr und mir gab es nie ein Geheimniß, ist sie doch die Verschwiegenheit selbst und hat sie doch keinen Schimmer von Falschheit oder Arglist oder Selbstsucht. Und daß ich sie grenzenlos liebe, da- weiß sie. Also ich sagte ihr Alles. Sie wurde fast starr vor Schreck. Sie hatte geglaubt, ich sei durch meine Verlobung über jeden Gedanken an frühere Thorheiten, wie sie es nannte, hinaus. Sie hat immer in ihren Büchern gelebt und kennt weder sich noch daS Leben. Sie traute mir denn auch, als ich, un fähig, ihr länger zu widersprechen, den Gegenstand für dies Mal nicht weiter hin und her beredet wissen wollte; und von all' den Aufregungen, die sie heute bestanden hatte, ermüdet, legte sie sich schlafcn. Sie durfte mir trauen; denn ich habe sie nie hintergangen, auch dies Mal nicht, wenigstens hat sie mir um der wirbelnden Gedanken willen, die mich zu einem letzten AuSsprechen mit Balsamo Hinaustrieben, seitdem ver ziehen. Was hatte ich mir aber emgeredet? Daß
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