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Dresdner Journal : 09.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188405093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-09
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 09.05.1884
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«108. Freitag, de» g. Mat, 1884. Lvo»ue»«oti»prvl» r Ükrlivü: .... 18 I1»r^ ^Myrlioyi 4 50 ?s. 10 kk. 4rc»»«rL»Id äe, ä«ut»ci»«p ttoiok«» tritt?o»t- uoä 8t«opel,u,eül»^ üiora l»»«r»tei»prel»«: k^r 6« L«uuo «irrer ^e»p«It«iieo ?«titreilo LO kV Vater „Li»^e»»nät" äi« 2«il« 50 t's. L«i "kodeU«» «uiä 2i2orv»»tr ÜÜ Fukictilicx DreMerIourml. Io«er»t«i>»i>ai»dwe »u»Mirt»r L«tp^»: H. Lran<i«t«tter, OowwirriovLr äe» vre»6oer ^ourv»I«; L»»d»r, >«rli» Vi«» 1»tp«tss >—«l >r«,1«» rr»rrk1vrt «. N.: //aat>entttein <F ^0A/rr, L»rU»-Vt«o S»»durU- Nr»U-l.»ip«ix kr»»kkai1 «. U.-KLoed«»: 8«rUrr: 1«i»ki/i</^n<ia»it, Nr«m«o: L' Lclitotte,' Sr««li>n: la. ÄariAen » Lurea« (Lmii Labat/i),' xr^olrkort » H : L' ^aeAer'eotrs Knct>t»ur6luv^; vörtt'i: tl. A1<«//er; 8»rrrr<>v«r: 6. §c^ü«»ier, k«rt» S«rU» xr»»>l1urt « M - St»tl8«rt F Oo., »»wdar^t Fci. Lterrier Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Lrsedelaea r mit äer 8onn- unä k'eiertir^v ^t>snä» Kr ä«o kolxvnäen 'H. ll v r, v « x e d e r r kSoiat. Lrp^äition äe» k>re,8ver lourrrrU», vrextso, 2«io»r«r»tr»»se I^o. SO. Äintlicher Theil. Dre-deu, 3. Mai. Se. König!. Majestät haben Wergnädigst geruht, dem I.Commiffar bei der Lotterie- Direction Finanzrath Julius Robert Deumer Titel rnd Rang eines Oberfinanzrathes in der 3. Classe der Hoftangordnung beizulegen. DreSben, 7. Mai. Se. Majestät der König haben dem Director deS Realgymnasiums in Leipzig, Pro fessor Karl Franz Giesel daselbst, das Ritterkreuz I. Tlasse vom Verdienstorden zu verleihen Allergnädigst zeucht. Dresden, 5. Mai. Se. Majestät der König haben dem Obersteiger Christian Heinrich Richter bei dem firkalischen Berggebäude Beihilfe Erbstolln zu Hals drücke und dem pensionirten Revierwerkmeister Carl -ottlieb Ulbricht zu Freiberg das Albrechtskreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben dem Jnspeclor der electrischen Beleuchtung im Hoftheater Hugo Bähr da» Berdienstkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben dem Kaufmann -ustav Emil Kreinsen in Dresden das Prädikat Miglicher Hoflieferant" Allergnädigst zu verleihen zeucht. In dem in Gemäßheit des Reichsgesetzes vom 10. Januar 1876 für das Königreich Sachsen gebildeten photographischen Sachverständigenvereine ist an Stelle de» mit Tode abgegangenen Hofphotographen Martin Scherer in Dresden dem Hofphotographen Karl August Leich daselbst die Funktion eines stellvertretenden Mitglieds übertragen worden. Dresden, den 2. Mai 1884. Ministerium der Justiz. v. Abeken. Herrmann. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Donnerstag, 8. Mai, Nachmittags. (Irl. d. vreSdn. Journ?) In der heutigen Sitzung »e» Reichstags brachte der StaatSsecretLr v. Lttticher vor Eintritt in die Tagesordnung einen Grsrtzeatwurf eia, welcher den Kaiser ermächtigt, dr» Mitgliedern der deutschen Cboleracommisfion i> Aegypten and Indien eine Gesammtdotation na 1S5 vvv M. zu gewähren. Die warmen Worte her Anerkennung, mit welchen der StaatSsecretLr » Bötticher die Vorlage motivirtr, wurde mit lebhaftem Beifalle ausgenommen. Nachdem sich hierauf daS Hau» nach dem Vor schläge deS Präsidenten über die geschäftliche Be handlung deS Socialistengrsetzet dahin geeinigt hatte, zuerst den § l der Regierungsvorlage zu ditcntiren, spricht der Abg. Frhr. v. Stauffenberg gegen die Vor lage: Alle Cautelen gegen den Mißbrauch deS Gesetzes wären nutzlos, das Gesetz hätte keine Wirkung; es wäre Unrecht, die Socialisten mit den Anarchisten auf gleichem Fuße zu behandeln. — Der Abg. Frhr. v. Äin nigero de ist dagegen für das Gesetz, durch welches dem Reiche ernsthafte Gefahren erspart wor den seien. Buda-Pest, Mittwoch, 7. Mai, Abends. (Irl. d. Boh.) Der Versuch der Maguatenoppofi- *) Nachdruck verboten. D. Red. Feuilleton. Rrdigirt von Otto Banck. Ein« Schauspielerin. Novelle von F. L. Neimar. (Fortsetzung.) „Ach ja, ich erinnere mich — es war ja Alles so schon im Plane", sagte Otto leichthin, aber doch etwas hastig. „Und also: Deine Herrin zeigte sich heiter und gesund?" „Gesund — ja", entgegnete Josefe mit einem Seufzer; „das ist sie schon immer, wenn es nur mit dem Andern auch so wäre!" Otto wandte sich nach ihr um. „Was wollten Sie damit sagen, Josefe?" ,J nun", erwiderte Josefe, und in ihrem ehrlichen Gesicht malte sich Betrübniß, „der gnädige Herr wissen e» doch, wie selten unsere Frau lacht." „Ja, ja — ich weiß!" schnitt Otto ihre Rede ab, und da er sich in dem nämlichen Augenblicke an dem Tische zu thun machte, so hielt Josefe das für ein Zeichen, daß sie gehen könne. Sie hatte indessen noch nicht die Thür erreicht, so rief er ihren Namen, und «iS sie zu ihm zurückkehren wollte, kam er ihr um einige Schritte entgegen. „Josefe", begann er mit einem Tone, aus dem eine gewiße Bewegung klang, „Sie kannten meine Krau schon in ganz jungen Jahren; war sie immer so — so ernst?" „Ach, lieber Gott, ueiu!" sagte die Alte so rasch, tion, daS Gtwrrbrgesetz im Oberhaus« zu Falle zu bringen, ist trotz aller Anstrengungen total miß glückt. Die Vorlage wurde bei namentlicher Ab- stiwmung mit 55 gegen SV Stimmen angenommen. Windsor, Mittwoch, 7. Mai, LbendS. (W. T B.) Die Königin ist in Begleitung der Prin zessin Beatrice, deS GroHherzog» von Hessen und der Prinzessin Elisabeth von Hessen hier «iu- getroffen. St. Petersburg, Donnerstag, 8. Mai. (Tel. d DreSdn. Journ.*) Dem Vernehmen nach hat der Kinavzminister nunmehr im ReichSrathe einen Gesetzentwurf über die Einführung einer 3pro- centigru ErgänzuvgSsteurr vom Reingewinne grö- Herer HandelS- und Jndustrieunternehmungen ein- gebracht; die bezügliche ReichürathSverhandlung wird demnächst stattfinden. Taschkent, Mittwoch, 7. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Lon der chinesischen Regierung find Bevollmächtigte ein getroffen, welche zur Unter- zeirbnung deS Protokolls über dieGrenzrrgulirung zwischen dem russischen Gebiete und dem Gebiete von Kaschgar morgen nach Marghelan weiter reisen werden. Konstantinopel, Mittwoch, 7.Mai, AbendS. (W.T.B.) KrestovicS, Generalsrcretär und Di rektor in Philippopel, ist an Stelle Aleko Paschas zum Geueralgouverneur von Ostruwelien ernannt worden. Kairo, Donnerstag, 8. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ?) Es verlautet, im Laufe deS Juni werbe eine größere Expedition abgehen, um dem General Gordon Hilfe zu bringen. Die beschleunigte Rück kehr deS Generals Graham scheint dem Gerüchte eine gewisse Glaubwürdigkeit zu verleihen. Washington, Donnerstag, 8. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ?) Der deutsche Gesandte v. Eisen- decher ist au» Gesundheitsrücksichten auf seinen Wunsch nach Karlsruhe und der bisherige Ge sandte im Haag, v. AlvenSlrben, nach Washington versetzt worden. Nrw-Aork, Mittwoch, 7. Mai, Nachmittags. (W.T.B.) Der Dampfer „Titania" von Glasgow pasfirte heute BprmittagS Kather-Point. Der selbe hat 24 Personen von dem Dampfer „State of Klorida" an Bord, welcher infolge Zusammen- stoßeS mit einer Barke auf hoher See unterge- gangeu sein soll. Der Capitän der „Titania" sagt auS, daß von 167 Personen, welche sich an Bord deS „State of Florida" befanden, nur 44 gerettet seien. Die Barke habe eine Besatzung von 15 Mann gehabt, von denen nur der Capi- täv und 2 Mann gerettet worden seien. Die Ge retteten werden wahrscheinlich in Quebec gelandet werden. BuenoS-AireS, Mittwoch, 7. Mai. (W. T. B.) Der Congreß der argentinischcn Republik ist gestern mit einer Botschaft deS Präsidenten eröffnet worden, in welcher die Beziehungen zu allen Mächten als die freundschaftlichsten bezeich net werden; im Lande selbst herrsche die größte Ruhe, daS finanzielle und kommerzielle Gedeihen desselben mache Fortschritte, der Bau neuer Eisen bahnlinien liege iu der Abficht der Regierung. *) Nachdruck verboten. D. Red. Dresden, 8. Mai. DaS Interesse der Politiker in allen Ländern, welche mit dem Orient Beziehungen unterhalten, wendet als wenn ihr plötzlich ein Siegel von den Lippen ge nommen worden wäre, „der gnädige Herr hätten sie sehen sollen als sie noch ein Kind war! Lauter Lust und Leben und Uebermuth, wenn es auch dazumal Dinge im Hause gab, um die ein anderer Mensch seine blutigen Thränen hätte weinen dürfen! Der Herr Hauptmann — Gott mag's ihm vergeben! — hat schlecht genug an Frau und Kind gehandelt! Das unglückselige Spiel! Erst sich ruinirt, dann alles Ver mögen der Frau durchgebracht — —" „Schon gut," unterbrach Otto rasch, „ich brauche davon nicht zu hören — nur nach meiner Frau fragte ich! Ihre Kindheit war also im Ganzen nicht unglücklich?" „So wenig, wie es nur anging," sagte Josefe. „Die Mutter war ja der leibhaftige Engel Gottes; sie trug Alles still für sich, auch wenn der Herr sie roh be handelte und " Die Sprecherin stockte plötzlich erschrocken und schlug sich auf den Mund. Dann aber, als Otto keine Rüge hören ließ, fuhr sie fort: „DaS war denn also eine Liebe zu ihrem Kinde, wie sich's der gnädige Herr gar nicht rührender denken können! DaS eigne Herzblut hätte sie gern hingegeben, wenn'S nur die Tochter dafür gut hatte! — Ich war schon nicht mehr ganz jung, als die gnädige Frau mich m Dienst nahm, und weil sie wohl wußte, wie ich ihr anhing, sprach sie bisweilen mit mir über ihre Tochter und sogar — der gnädige Herr wolle es nicht übel nehmen — so gar über die Fehler, die das Kind hatte. ,DaS Mäd chen hat noch nicht genug Gedanken für Andere', konnte sie sagen, .aber der liebe Gott wird ihr Herz schon weich machen!' Und dann wieder meinte sie im sich gegenwärtig dem General Gordon im Sudan zu. Das Schicksal deS Generals kann nicht ohne Ein fluß bleiben auf die Stellung sämmtlicher in den Aequatorialländern lebenden Europäer, und so sehr sein Zug nach Chartum anfänglich dem Zweifel und der Mißbilligung begegnete, so lebhaft wünscht man gegenwärtig, den kühnen Abenteurer auS seiner bereits sehr verzweifelten Lage befreit zu sehen. Neuerdings hat daS britische auswärtige Amt eine Reihe von Depeschen über die Lage im Sudan veröffentlicht. AuS diesen Schriftstücken geht die eiaenthümliche Thatsache hervor, daß selbst während der Zeit, wo die telegraphi sche Verbindung mit Chartum noch intact war, kein lebhafter Meinungsaustausch zwischen der englischen Regierung und dem General Gordon gepflogen wurde. Seit dem 10. März empfing Gordon nur ein einziges Telegramm am 9. April, welches ihm meldete, daß er einen Vorstoß britischer Truppen von Suakin nach Berber nicht zu erwarten habe. Ehe er nach Chartum abreiste, ließ er Clifford Lloyd sagen, man möge sich nicht beunruhigen, wenn von ihm 2 Monate lang keine Nachrichten ankämen, da er (Gordon) zum Mahdi sich begeben wolle und dieser ihn vielleicht a!S Geisel für Zebehr Pascha zurückbehalten werde. Natürlich verbot die Regierung dem General, sich zum Mahdi zu be geben. In einem Telegramm an den britischen Generalkonsul Sir Evelyn Baring aus Korosko vom 1. Februar theilt Gordon mit, daß er an den König der Belgier einen Brief geschrieben habe, um ihn aufzufordern, die Bahr Gazelle und Aequatorial- provinzen zu besetzen und ihn (Gordon) zum General- aouverneur zu ernennen. Der König habe ihm in Brüssel gesagt, daß er die Provinzen annehmen würde, wenn er sie bekommen könnte. Die Folge dieser Er öffnungen war, daß die englische Regierung dem General verbot, über Chartum hinaus südwärts sich iu begeben, was Gordon denn auch zu befolgen ver sprach. In einem vom 8. April datirten Telegramm an den Generalkonsul Baring sagt Gordon u. A.: .Ich habe an Baker telegraphirt, einen Ausruf an britische und amerikanische Millionäre zu ertasten, mir 300000 Psd Sterl, zu geben, um vom Sultan 3000 Manu türkische Soldaten zu miethen und hierher zu senden. Da- würde dem Sudan und dem Mahdi für immer ein Ende machen ... Ich sehe leinen Witz darin, hier in den Straßen Jahre lang als Derwisch mit Sandalen an den Füßen einherzugehen, nicht daß ich mich, so Bott will, jemals lebendig gesangen gebe Es würde die größte Gemeinheit sein, nachdem ich Geld von den Leuten hier geborgt, dieselben veranlaßt, ihr Getreide zu niedrigen Preisen zu verlausen rc., wegzugehen und dieselben preiszugeben, ohne jede Anstrengung zu ihrem Entsätze zu machen; gleich viel ob diese Anstrengungen diplomatisch corrrct sind, oder nicht. Ich bin überzeugt, daß, wie Sie diplomatisch auch sühlen mögen, ich Ihre Unterstützung und die eines jeden Manne«, der ein Ehrenmann (Gentleman) sein will, im Geheimen habe." Gordon's letzte und wichtigste Depesche vom 16. April lautet, wie folgt: „ Soweit ich verstehen kann, ist die Lage solgende: Sie er klären Ihre Absicht, keinen Entsatz hierher oder nach Berber zu senden, und Sie verweigern mir Zebehr. Ich erachte mich für srei, den Umständen gemäß zu handeln. Ich werde hier aushalten, so lange ich kann, und wenn ich die Rebellion unter drücken kann, werde ich dies thun. Wenn ich eS nicht vermag, werde ich mich nach dem Aequator zurückziehen und Ihnen die unauslöschliche Schande überlasten, die Garnisonen von Senaar, Kastala, Berber und Dongola preiszugeben, mit der Gewißheit, daß Sie schließlich gezwungen sein werden, wenn Sie Frieden in Aegypten behalten wollen, den Mahdi unter großen Schwie rigkeiten zu zerschmettern " Nach diesen Enthüllungen erscheint die Lage der Dinge eher schlechter, als besser. Diejenigen, welche behaupten, daß Gordon in seiner Mission erfolglos war und dann erst Hilfe erbeten hätte, als es schon zu spät war, solche zu senden, sind durch diese Papiere vollständig widerlegt. Gordon hat mit seiner Mission keinen Erfolg gehabt, weil die Regierung ihre Mit wirkung, die zum Erfolge unbedingt nöthig war, ver sagte. Als es klar geworden war, daß er allein die eingeschlossene Besatzung nicht fortbringen konnte, hätte er entweder zmückberufen, oder unterstützt werden müssen. Aber die Regierung that weder das Eine, noch daS Andere Darauf verlangte er die Ernennung Zebehr Paschas erst al- Nachfolger, dann als Adjunct; man schickte denselben nicht; er rieth, daß man die Siege bei Suakin weiter verfolge und die Straße nach Berber freigelegt würde, welche Vorschläge von den Agenten der Regierung in Kairo befürwortet, aber von der letzter« verworfen wurden. Das Resultat ist nun, daß Gordon vollständig abgeschnitten, Berber in den Händen deS Feindes und der Rest der Be satzungen verloren ist. Für daS britische Cabinet besteht die Pflicht, das Möglichste zu versuchen, Gordon aus seiner kritischen Lage zu befreien. Es lassen sich gegenwärtig nicht hochweise Betrachtungen über die Fehler, welche Gor don begangen, anstellen; dem General muß geholfen werden, wenn nicht alle in jenen Ländern lebenden Europäer den gegen ihn gerichteten Streich Mitempfin den sollen. Es handelt sich hier um ein großes Cul- turinteresse, um die Erhaltung des europäischen An sehens in dem gesammten centralen Afrika. Wir ver mögen daher 'n dem General keinen verlassenen aufgeopserten Mann zu erblicken und wollen hoffen, daß sich die Auffassung der „Nat.-Ztg." nicht bestätigt, wonach die britische Regierung die jüng sten Depeschen Gordon's nur darum veröffent-^ licht hätte, um sich jeder fernern Verantwortlichkeit für sein Schicksal für enthoben zu erklären. DaS Cabinet Mr. Gladstone's würde sich in diesem Falle mit einer schweren Schuld belasten und einen Vorwurf auf sich laden, welcher immer und immer wiederholt werden würde. Diese Anschauung ist auch diejenige, welche in der in dieser Frage zunächst betheiligten englischen Presse sich kundaiebt. Es ist sehr beachtenswerth, daß die Regierung saft von der gesammten Presse mit Ausnahme der „Daily News" verlassen wird, soweit die ägyptische Frage und besonders Chartum in Be ttacht kommt. Ein sonst der Regierung sehr ergebenes Blatt schreibt: „Die vorgelegten Schriftstücke zeigen, daß das Cabinet hartnäckig Gordon's eigene Ideen über seinen und der Garnisonen Entsatz abgelehnt hat, und daß es Gordon's Antwort auf seine letzten An fragen nicht empfangen hat und erst nach Wochen er halten kann. Die Minister sollten begreifen, daß das Land nicht geduldig warten wird, bis die Antwort eintrifft. Die Regierung muß durch Wachsamkeit und Eifer den Erwartungen des Volkes entsprechen, und wenn ihr diese Eigenschaften fehlen, so hat sie mit der englischen Nation zu rechnen. Die Unterstützung, welche Gladstone und seine College» bisher erhalten haben, um ihre Reformbill in die Ausschußberathung zu bringen und so deren baldigen Sieg zu sichern, sollte ein Sporn sein, den Wunsch deS Publicums in einer Sache, welche die Ehre Englands m den Augen der Welt betrifft, zu berücksichtigen. Wo eine Regie rung so viel Ermuthigung und Vertrauen gefunden hat, ist sie verpflichtet, dafür eine Gegenleistung zu bieten. Daher ist die Verantwortlichkeit des Gouvernements nicht verringert, sondern vermehrt durch die überwältigende Majorität, mit welcher ihm das Unterhaus am Freitag mehr Zeit für die legislatorischen Geschäfte eingeräumt hat." — Auch die „Times" stoßen in die Lärmtrompete. Gordon's Depeschen seien die schlimmste Verurtheilung der Regierung. Die Geschichte der thatsachlichen Preis- gebung des Generals Gordon sei bisher eine Geschichte nationaler Demüthigung. Männer und Frauen, die sich um keine Parteipolitik kümmern, seien entrüstet über die Ausflüchte, mit welchen gerechten Anforde rungen begegnet wird, und es beginne sich ein Gefühl zu erheben, welches unbeachtet zu lassen sich selbst die stärkste Regierung nicht erlauben darf. Dem City blatte gehen fortgesetzte Zeichnungsanerbieten und Geld Scherz: ,Die Pauline hätte übrigens ein Knabe werden sollen, dann wäre Etwas, das sie in sich hat, recht gewesen und hätte sie vorwärts gebracht — für Mädchen ist es nicht immer gut, wenn sie ehr geizig sind.'" „Aber daS Alles wollte ich ja nicht erzählen," unterbrach sie sich, um aber iu gleich redseliger Weise von Neuem anzusetzen; „und der gnädige Herr ver bieten mir gewiß auch gleich wieder den Mund, wenn ich weiter schwatze, nur das muß ich noch sagen, daß ich so schlecht war, es im Stillen für eine Art Glück zu halten, als der Herr Hauptmann plötzlich starb, weil ich mir dachte, schlimmer könne es nun nicht wer den und trotz der Armuth, zu welcher die gnädige Frau und ihre Tochter gebracht waren, müßten nun bessere Tage kommen aber nicht lange dauerte es, da strafte mich der liebe Gott für meine Sünde; denn er nahm auch die Mutter fort und so blieb denn die Pauline, die damals gerade anfing, die Kinderschuhe zu vertreten, in der weiten Gotteswelt allein!" „Nicht ganz allein!" fiel Otto ein; „sie hatte ja doch den Bruder!" „Ja gewiß — den Bruder", sagte Josefe, „und er kam auch ganz bald, nachdem die Mutter gestorben war — bis dahin hatte er sich freilich nie nach der Familie umgesehen — und nahm die Schwester mit sich nach der großen Stadt, nach Wien." „Sie selbst lernten ihn nicht kennen?" fragte Otto. „Nicht viel weiter als von Angesicht, und da konnte «r mir gerade nicht so sehr gefallen; denn von der Mutter hatte er nichts, Alles vom Vater, obgleich man zugeben mußte, daß er ein hübscher Mann war. Nun, ich muß immer denken, er mag auch sonst so gewesen sein, wie der Herr Hauptmann — Gott sei seiner armen Seele gnädig! — und sterben möchte ich daraus, daß es seine Schwester nicht besser bei ihm gehabt hat, als seine Mutter bei dem Vater, wenigstens nicht seit der Zeit, als seine Frau, die zuerst noch lebte, gestorben war und sie nun an deren Statt bei ihm bleiben mußte." „Sie vermuthen das nur, Josefe!" sagte Otto leicht verweisend. „Ja denn," entgegnete Josefe, „aber ich meine, ich darf mir etwas daraus zusammendenken, daß mein Fräulein nie mit einem Wort von der ganzen Zeit — und cS waren doch vier Jahre — geredet hat und daß sie von ihm ging, noch ehe der Bruder gestorben war!" (Fortsetzung folgt.) Literatur. „Völker- und Staatengeschichte." In neuen und alten Darstellungen. Von CH. F. Maurer. Leipzig, Verlag von I. I. Weber. (Fort setzung und Schluß zu Nr. 107.) Die Art von Maurer's Arbeit ist nach der An gabe der eben mitgetheilten Verständigung eine sehr lebendige und objektive zugleich. Es wurde in neuester Zeit schon verschiedene Male versucht, dem Leser den Geist der Geschichte durch ein Zurückgreifen auf die Urquellen vorzuführen. ES hätte das jedes Mal mit noch mehr Glück geschehen können, wenn die Bearbeiter immer im Stande gewesen wären, die vorgeführte Materie selbst gehörig zu durchdringen, zu beherrschen und sich mit so viel Klarheit vorzustellen, daß sie zu gleich durch eine Charakteristik der schreibenden Zeit-
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