Suche löschen...
Dresdner Journal : 06.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188405062
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840506
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840506
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-06
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 06.05.1884
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
«10S. MeMaq, IM ü. Mal. 1884. >» r»Lr«» a«ot»ek«v L»iok« r jLIrrlied: .... 18 ^jiUirlivk: 4 ^k^rtc bv?k. limreloa dluanosr»: 10 ?k. 4i»»»«rd»Id 6e« cteuticke i keicl»«, tritt kost- uv6 8t«wpeI»u»vll»A tü»ru lnserateopreliier für 4vn »Lum einer sseüpLltvnen ?etitr«il« SO kl Unter „Lin^essnät" äi« Lei!« SO ?k. lisi I»bsUeu- unä Tiüsrv»»tr SO «ltz Xuk,etil»b Lrsedelnea r Dl^Iick mit Xu^nalims äsr 8000- un6 keierta^» ^t>eo6i für <l«n kol^ei"1sn Drcs-ilerIMmal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Io«ei-»1eo4nu4Uiu« »u»«itrt»r n. ^rar»<1»t etter, Oolnrniesion^r üei l>r««iosr ^ourv»Ii; S»wd»rU 8»rUa-Vi«» 8»»»l-»r„I»ll Brenllkart ». H.: 7/aaeenetei« ct ^o^/er, BerUn-Vion llsmdur^- ?r»sr-l,«ip»ix rrLvklurt ». H.-Hvorden: /tu»/ ^If^e,' vorlm: 7ivakl<te»!lt«»^, Bremen: 7^ Le/itotte,- Br«»I»n: />. LtciNAen'» Lureau Lnbat/i),' krL»>kurt » H.: F'. ^«e^er'iicke UxekliLnüIun^; üörMi: tr. MÄ/er; L»iu»ov»r: 0. Ketni^ter, k»rt« Berlin - Vrenkkurr » >l Stllttz»rt: Daut-e 60., Snwdur^: ^<1. <§te«ner N«rLa»xed«rr Lvviel- k!xpe<jitioa kies Dresdner 7onrn»I», Dresden, Tvin^er»tr»E Ho SO Amtlicher Theil. Dresden, 4. Mai. Se. Königliche Hoheit der Lrbgroßherzog von Sachsen ist heute Vormittag 8 Uhr 25 Min. nach Weimar zurückgereist. Dresden, 5. Mai. Ihre Durchlauchten der Prinz und die Frau Prinzessin Friedrich von Hohen- zollern sind gestern Abend 6 Uhr 20 Min. nach Herlin zurückgereist. Dresden, 3. Mai. Se. Majestät der König Ha den die Stellung zur Disposition de- Oberstlieutenants Md Intendantur-Raths im Kriegs-Ministerium, Brandt von Lindau, bisher etatsmäßiger Stabs offizier im 8. Infanterie-Regiment „Prinz Johann Georg" Nr. 107, unter Gewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Uniform genannten Regiments mit den vorgeschriebe- i>en Abzeichen, Allergnädigst zu genehmigen geruht. Se. Majestät der König haben dem Major im Aeneralstabe Freiherrn von Hausen die Erlaubniß zur Annahme und Anlegung des demselben von Sr. königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden ver liehenen Ritterkreuzes I. Classe mit Eichenlaub des Ordens vom Zähringer Löwen Allergnädigst zu er- «heilen geruht. Dresden, 8. April. Mit Allerhöchster Genehmig ung ist der zeitherige Forstrentbeamte Ernst Schwenke zu Auerbach in gleicher Eigenschaft nach Tharandt ver setzt worden. Mervot. Die unterzeichnete Königliche Kreishaupttnannschaft hat auf Grund von tz 11 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemo- lratie vom 2l. October l878 die Nummern 77, 78, 79, 80, 81, 82 und 83 des 7. Jahrgangs der zu New-Jork erscheinenden ,New-Iorker Volkszeitung- vom 29. und 31. Marz, 1., 2., 3., 4. und 5. April 1884, ingleichen die Nummern 13 und 14 des Sonntagsblattes derselben Zeitung desselben Jahrgangs vom 30. März und 6. April 1884 verboten. Dresden, den 5. Mai 1884. Königliche Sächsische Kreishaupt mannschaft. von KoppenfelS. Plotz. UichuimUichrr Theil. Telegraphische Nachrichte». Berlin, Montag, 5. Mai, Vormittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Der uationalliberale Partei tag ist, da v. Bennigsen und der Frankfurter Oberbürgermeister Miqudl verhindert find (Letzterer ist an einem Lungenkatarrh erkrankt), am 8. d. MtS. hier zu erscheinen» auf den 18. b. MtS. verschoben worden. DaS LersammlungSlocal bleibt dasselbe. Berlin, Montag, 5. Mai, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Der Prinz Wilhelm fübrte Sr. Majestät dem Kaiser in Potsdam heute daS erste Bataillon des 1. GarderegimentS vor. An wesend waren der Kronprinz, die Prinzen Alexan der und Leopold, die fremdherrlichen Offiziere, die Deputation der spanischen Offiziere. Die Prin zessin Wilhelm mit ihren Kindern sah dem mili- täuschen Schauspiele vom Schloßfenstrr auS zu. Wien, Sonntag, 4. Mai, AbrvdS. (W. T. *) Nachdruck verboten. D. Red. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 3. Mai. .Die v. Kleewitz." Lustspiel in vier Acten von Hugo Lubliner. (Zum ersten Male.) Das unablässige Ringen unserer Bühne nach Novitäten für das Tagesrepertoire mit dem selbst verständlichen Wunsche, dabei wo möglich auch Ar beiten von länger dauerndem Werthe zu gewinnen, hat schon oft verdiente Anerkennung gefunden. Ebenso erfreulich ist der rege Fleiß, den unsere Schauspieler bei verhältmßmäßig kurz bemessener Zeit den vielen neuen Aufgaben zuwenden. Um so mehr muß man bedauern, daß dieser Aufwand an Mitteln und an Thätigkeit von der modernen dramatischen Production so schlecht unterstützt wird. ES ist das eine Schädi gung, unter der, wie unter einer Reihenfolge von Miß ernten, alle Theile gleichmäßig leiden. Sämmtliche duldenden Parteien, Bühne, Künstler und Publicum, haben sich zwar mehr oder weniger an diese Sachlage gewöhnt, aber sie sehen sich doch unaufhörlich von Neuem dadurch in ihrem sittlichen Gefühle verletzt, daß ihre Unbefangenheit, Bereitwilligkeit und Arbeitskraft gemißbraucht wird durch die Gewinnsucht und den Bequemlichkeitstrieb der Autoren. Das Theater loll sein Geld, der Schauspieler sein Studium, dn Zuschauer Geld und Zeit ohne Weiteres besetzen, während die Theaterdichter und Dichterlinge, Stückfabrikanten und Routiniers sich »icht für verfiichtet halteu, so große Opfer nur B.) Für die verstorbene Kaiserin Maria Anna ist durch kaiserliche Verordnung eine 3mo«atige Hoftrauer vom Tage deS LeicheubegLngniffeS ab angeorvnet. (Vgl. unsere Prager Lorrespondenz unter „Tagesgeschichte".) Paris, Montag, 5. Mai, früh. (W. T. B.) Bei den gestern hier stattgehabtea Munictpal- wählen wurden 7 von der Rechten gewählt, dar unter der Sohn Dufaure'S, ferner 16 unabhängige Republikaner oder Opportunisten, darunter der Chirurg DeSprdS, welcher gegen die Ausschließung deS geistlichen Elements von der Verwaltung der Hospitäler protestirte, und 24 Autouomisten oder Intransigenten. Außerdem find 33 Stichwahlen erforderlich. (Vgl. die Rubrik,Leitungsschau".) Paris, Montag, S. Mai, Mittags. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Der neue Pariser Muui- cipalrath dürfte nicht wesentlich von dem früher» sich unterscheiden; nur daS autonomistische Ele- ment ist mehr accentuirt. In den großen Pro- vinzialstädten dürften die gemäßigten Republikaner über die Intransigenten gesiegt haben. Uedri- genS hatte brr Wahlkampf im weitaus größten Theile deS Landes einen localen Charakter. Die Zusammensetzung der neuen Municipalräthr scheint anzudeuten, daß dieselben sich mehr mit municipale», als mit politischtu Angelegenheiten befassen wer- den und daß in politischer Hinsicht die Wahlen im Allgemeinen republikanisch ausgefallen find. Konstantinopel, Sonntag, 4. Mai. (Tel. d. Frkft. Ztg.) Die Pforte wird die englische Con- ferenznotr erst beantworten, nachdem die von ihren Gesandten durch Circular verlangten Informativ- neu über die Ideen und daS Verhalten der Mächte eingetroffrn sein werden. Man glaubt, dir Pforte werde alS Conferenzort Konstantinopel Vorschlä gen und die Gelegenheit benutzen, um die Ober- hoheitsrechte de» SultanS über Aegypten zu be tonen. (Vgl. die „Tagesgeschichte" unter London.) *) Nachdruck »erboten. D. Red. DreSdeu, 5. Mai. Am gestrigen Sonntage hat in ganz Frankreich eine Erneuerung der Gemeinderäthe stattgefunden. Dieser Wahlact ist ein für den bevorstehenden Wechsel in den öffentlichen Gewalten des Landes und speciell in der höchsten Stelle der Republik bedeutungsvolles Ereigniß, und man erwartet daher mit großer Span nung die telegraphischen Nachrichten über da» Ergebniß der Wahlen. Die 36097 Gemeinden Frankreichs haben ihre Vertreter gewählt. Die Delegirten der Gemeinderäthe bilden nämlich die'große Majorität der Senatswahlkörpers in jedem Departement, und im nächsten Januar findet die regelmäßige Drittelerneue rung des Senats Statt. Dieselbe mag leicht ent scheidend werden für die Haltung des Oberhauses in dem Congresse, der im Jahre 1886 die Neuwahl deS Präsidenten der Republik vorzunehmen hat. Da nun bereits alle Sorgen und Anstrengungen der republika nischen Parteien und ihrer gemeinsamen Gegner, der Orleanisten und der Bonapartisten, sich auf jenes Er eigniß concentriren, läßt sich der Eifer begreifen, mit dem sie in den Kampf eintraten; denn der Ausgang desselben wird ja die Frage mit entscheiden helfen, ob die Republik in 2 Jahren Hrn. Ferry, oder Hrn. Cle menceau, den Herzog v. Aumale, oder den Prinzen Napoleon an ihrer Spitze sehen wird. Dies ist im konstitutionellen Sinne die Bedeutung der gestrigen Wahlen, welche auch die Regierung voll und ganz zu würdigen weiß. Zur Beurtheilung der numerischen Größenverhält- niffe der gestrigen Wahlen, eines großartigen PlebiS- citS, mag die Thatsache dienen, daß 429,551 Mitglie der der Gemeindevertretungen neu zu wählen sind, so daß man billig fragen dar^, ob es überhaupt eine solche Anzahl von politischen Persönlichkeiten, im be scheidensten Sinne deS Wortes genommen, in Frank reich giebt; jedenfalls ist eS sicher, daß keine vorhan den ist, die außerhalb des Kampfes bleiben konnte. Die öffentliche Meinung deS Landes mußte im tiefsten Grunde aufgewühlt werden, mehr noch, als bei allge meinen Parlamentswahlen, denn zu den politischen Principien traten die localen Fragen hinzu, um die Gemüther zu erregen und alle Wähler an die Urne zu treiben. Die zahlreichen Wahlenthaltungen, welche bei den Kammerwahlen auS allgemeiner Gleichgiltig keit oder als Demonstration gegen die herrschenden Gewalten vorzukommen pflegen, konnten gestern nicht stattfinden; eS konnte keine stummen Minoritäten geben. Da sich jede Partei mit allen Kräften an der Agita- tation und bei der Abstimmung betheiligte, so waren die gestrigen Wahlen gleichbedeutend mit einem theo retischen PlebiScit der Nation für die verschiedenen Parteien, die Gruppen der Republikaner wie die mo narchistischen Fraktionen. Niemals war es aber von größerm Interesse, die wahre Meinung deS Landes kennen zu lernen, und niemals war man gerade unklarer über dieselbe. Die Monarchisten haben seit den letzten Monaten in einer ganzen Reihe von Wahlbezirken Erfolge gegen die Republikaner davongetragen, die selbst in optimistischen re publikanischen Kreisen zu beunruhigen anfingen; andererseits ist die radikale und die intransigente Partei, sind die Rothen mit stets wachsender Kühnheit auf getreten, und es muß sich nun erweisen, ob das An wachsen ihres Anhanges im Lande sie hierzu in irgend einer Weise legitimirt hat. Innerhalb der eigentlich herrschenden Partei hat die opportunistische Gruppe die gemäßigten Republikaner fast ganz von der Macht verdrängt. Alle Pariser Blätter brachten gestern noch, je von ihrem Parteistandpunkte aus, „ein letztes Wort" zu den Gemeinderathswahlen, um die säumigen An hänger anzuspornen. Diese Mahnung schien für Paris allen Parteien nöthig zu sein, da sich die Wähler im Allgemeinen sehr gleichqiltig über die künftige Zusam mensetzung des Gemeinderathes aussprachen. Die kon servative Partei in Paris hatte sich erst in letzter Stunde aus ihrem Schlummerzustande aufgerafft und zahlreiche eigene Candidaten für die Gemeinderaths wahlen inS Feld gestellt, so daß in den meisten Stadt vierteln die 3 Hauptparteien: die Conservativen, die gemäßigten Republikaner und die Radikalen, einander den Sieg streitig machten. Die Letzteren, welche früher oft in einem einzigen Bezirke ein halbes Dutzend Candidaten aufgestellt hatten, waren dies Mal außer gewöhnlich gut disciplinirt und hatten sich fast überall um einen einzigen Candidaten geschaart. Die Spiel arten ihrer unter der Bezeichnung „Vertheidiger der Rechte von Paris" zusammengefaßten Candidaten sind aber höchst mannichfach und gehen aus dem Blaßroth deS gemäßigten Liberalismus bis in das Hochroth des revolutionären Collectivismus über. In sich geschlos sener und gleichförmiger sind die Gemäßigten, welche man fämmtlich als Regierungsanhänger betrachten kann, während die Conservativen wiederum in ihren politischen Zielpunkten sehr weit auSeinandergehen. „Es muß sich nun erweisen," sagt die Wiener (alte) „Presse", „inwieweit diese Schiebungen in den Partei verhältnissen von der Nation legitimirt werden. Bei der riesigen Anzahl der zu Wählenden kommt jede Schattirung zum Ausdrucke; es ist etwas ganz Andere-, ob 400 Deputirte oder über 400 «»00 Local größen gewählt werden müssen, und die Kundgebung wird so ziemlich das Gegentheil von jenem verwaschenen Resultate aufweisen, welches die heutigen Machthaber durch daS Listenscrutinium anstreben. Die öffentliche Meinung, die wirkliche Stimmung des Landes wird viel getreuer zum Ausdrucke kommen, als bei den nächsten Kammerwahlen; man kann mit Recht sagen, daß die französische Nation über die dritte Republik abstimmt. Auch daraus erklärt sich die fieberhafte Spannung, mit der alle Parteien dem Ausgange der Gemeindewahlen entgegensehen. DaS Interesse concen- trirt sich durchaus auf die Provinz; denn die Pariser Wahlen hätten ein hervorragendes Interesse nur unter dem projectirten neuen Listenwahlmodus gehabt; da dieser gefallen ist, so wird das Ergebniß in der Haupt stadt von dem früherer Jahre nicht wesentlich ver schieden sein. Neben der eminent politischen Bedeutung der Wahlen hat man, und das ist bezeichnend, ganz vergessen, daß dieselben für die Zukunft der eigentlichen Communalverwaltung Frankreichs von der einschneidend sten Wichtigkeit sind. DaS neue Gemeindegesetz, wel ches die französischen Communen von der bisherigen allmächtigen Bevormundung durch die Präsectcn be freit, ist eigentlich neben der Schulreform die einzige wirklich fortschrittliche That der dritten Republik. Das Gesetz vom 5. April 1884 hat den Gemeinderäthen das Recht der Bürgermeisterwahl gegeben, die Com- petenz der Localvertretungen im gesunden Sinne er weitert und endlich - die Controle der öffentlichen Meinung über die Gemeindeverwaltung durch die/ Oeffentlichkeit der Verhandlungen ermöglicht Es wird von hohem Interesse sein, zu constatiren, welche Männer die Gemeinden zur Ausübung ihrer neuen Selbstver waltung berufen werden; denn man wird einen Finger zeig dafür erlangen, ob Frankreich wirklich fähig ist, von dem schroffen und Alles lähmenden Centralismus der gegenwärtigen, wie der früheren monarchischen Ver waltungen zu einer vernünftigen Selbstregierung zu rückzukehren. In diesem Falle allein wäre die Re publik definitiv begründet, während ihr Bestand heute noch von irgend einem Stimmungsumschlag in der öffentlichen Meinung, von einem mehr oder minder glücklichen Gewaltstreiflie in Frage gestellt werden kann. Nach dieser Richtung sind die Wahlen nicht nur in politischer Beziehung von sensationeller, da gegen aber von bleibender Bedeutung." Lagesgeschlchte. Dre-den, 5. Mai. Se. Majestät der König ge ruhte heute Vormittags von 8 Uhr an auf dem Ca- vallerie^xercierplatze der Besichtigung des 3. Bataillons 2. Grenadierregiments Nr. 1<»1 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" beizuwohnen. Nach Beendigung derselben verließ Se. Majestät um Hin Uhr den Exercierplatz. Se. königl. Hoheit der Prinz Georg wohnte hierauf noch der Besichtigung des I. und 2. Batail lons genannten Regiments bei. Morgen früh 5 Uhr begiebt Sich Se. königl. Hoheit der Prinz Georg in Begleitung des Chefs des Generalstabes Obersten v. d. Planitz und des Haupt manns Grafen Vitzthum vom Generalstabe nach Zwickau, bez. Freiberg, um daselbst den Besichtigungen der Bataillone deS 9. Infanterieregiments Nr. 133, bez. I. Jägerbataillons Nr. >2 beizuwohnen, und kehrt Abends 7 Uhr nach Dresden zurück. * Berlin, 3. Mai. Der Cultusminister v. Goßler beabsichtigt, einer Meldung hiesiger Blätter zufolge, in Verbindung mit der Berliner Universität ein hygie nisches Institut zu errichten und eine besondere Professur für Hygiene zu errichten. Er hat deshalb die hiesige medicinische Facultät zu einem Gutachten über die Zweckmäßigkeit und das Bedürfniß eines hygienischen Instituts für die hiesige Universität auf gefordert. Zum Leiter des Instituts ist der geh. Re- gierungsrath Dr. Robert Koch, Mitglied des Reichs ¬ einigermaßen zu erwidern. Da es der betriebsamen Speculation darauf ankommt, nicht ein, sondern zwei, auch drei Stücke jährlich zusammenzuschreiben, so geht bei diesem Unternehmen der Gesichtspunkt auf Tan- tiäme allem andern voran. Bon Nachdenken, von geistigem Aufschwung, von würdigem literarischen Ehr geiz, von Sammlung der ganzen Kraft, von Feile und Vollendung ist nicht mehr die Rede — das Alles sind Fesseln für die Füße des flüchtigen Vorwärtsstrebens. Dreistigkeit und Raschheit heißt die Loosung dieses unverantwortlichen Treibens. Wird es noch lange geduldet werden? Könnte sämmtlichen maßgebenden Theatern (es sind nur etwa 15 in Deutschland und Oesterreich) nicht einmal die Einsicht und der Entschluß kommen: daß sie besser dabei fahren, sich einstweilen ander« zu behelfen und den bewährten Herren Autoren auf die nächsten drei Jahre Ruhezeit zu geben und überhaupt nur alle zwei Jahre etwas von derselben Feder anzunehmen, um durch solche provisorische Malgesetze den Unfug der Oberflächlichkeit zur Ernüchterung zu bringen? Talente lassen sich dadurch nicht erwecken, aber solider gearbeitete Waare würde sich einstellen, namentlich wenn eS ein- aeführt würde, sie von competenten unabhängigen Köpfen prüfen zu lassen. Jedenfalls gehen wir einer Nothzeit entgegen, in der man eS wird versuchen müssen, irgend etwas für die Rettung der guten Sache zu thun. Gegenwärtig ist die deutsche dramatische Production noch von keinen erschwerenden Umständen bedrückt und darf sich auf allgemeine Unkosten ihre» Leichtsinne» freuen. Davon Hal denn auch Hr. Sublimer oder Hugo Bürger, wie er zugleich mit einem christlichen Namen heißt, Vortheil gezogen, jedoch selbstverständlich nicht für unS und nicht für die ihm stets so gütig entgegen kommende Bühne. Sein Stück hat namentlich im ersten und zweiten Act allerliebste Einzelheiten, treffende Reden und Gegen reden und einen Anfang von Charakterzeichnung. Doch Alles das verliert sich ganz rasch und commod, wie der Bach im Sande. Von Aufbau, von Grundgedanken, von Sinn und Verfolgung eines Planes ist nichts zu spüren. Eine allgemeine Fädigkeit und Verwirrung nichtssagender Episoden begräbt den gesunden Men schenverstand auf allgemeine Unkosten, und wir staunen, aber lachen nicht. Jedoch 'v^ elastische Ausführung der Künstler ent schädigt nach M ^iichkeit. Die Haupttolle, wenn man will, eine Art von variirter und moralisch herab gestimmter Klingsporn war in Händen des Hrn. Porth und wurve von demselben als eine sehr heiter und treffend gefärbte Charge durchgeführt; namentlich frisch war dieser Genuß, so lange der Verfasser den Schauspieler unterstützte. Der Neffe dieses v. Kleewitz, H-üS, ist eine recht muntere und natürliche Leistung von Hrn. Bol», einem Gaste aus Meiningen, dem es leichter wurve, einen modernen jungen Menschen t""-mfüh:en, als dies bei dem von ihm vertretenen Hrn. MatkowSky der Fall zu sein pflegt. Ganz be sonderes Lob verdiente auch Frau Wolff als Frau Baumann und Hr. Bauer, der einen von der Natur vernachlässigten schüchtern aber treu Liebenden sehr finnig gab. O. B. Sonntag, den 4. Mai, gab im Saale des „Hotel de Saxe" Herr G. Saverio v. Clementi eine Ma tinee vor einem Kreise eingeladener Zuhörer. Zwar nicht, um als concertirender Sänger aufzutreten — denn Italien ist jetzt zu arm an guten Sängern, um solche ohne Engagement bei einer Bühne außer Lan des zu senden — sondern vielmehr in der Absicht, sich für erwünschte Thätigkeit als Gesanglehrer durch Production seiner Gesangsmethode zu empfehlen. Seine Tenorstimme hat Frische und Schmelz bereits ein gebüßt und zeigt in der liefern Lage einen Halston, aber in der hohen Lage (bis zum 8) besitzt Herr Clementi noch volle Kraft der Stimme und zugleich jenen festen Tonansatz und Anschlag, wie wir ihn fast bei allen Singenden aller Stände in Italien, sei es in Kirche, Theater oder auf der Straße, als beueidens- werthe Naturmitgift hören; und er versteht voll Verve, mit so angestrengtem, Hellem, schmetterndem, gut tragendem Tonklang zu effectuiren. Seine Ge sangsweise hat ganz den allgemeinen modern italieni sche», echt nationalmusikalischen Chic, dessen wirksame Eigenschaften sich in jedem Grade der Ausbildung geltend machen, und es fehlt seiner gleichmäßigen Vor tragsmanier nicht die Erkenntniß seines Könnens und dessen Beschränkung, wie sich schon auS der Wahl der verschiedenen einfachen Cantilenstücke (von Ponchielli, Lanacciolo, Mattei, Denza, Braga) erwies. Wir dürfen aber freilich solche Gesangsweise nicht mit Dem verwechseln, was wir unter italienischer Gesangskunst mit seiner Durchbilduna deS Tons, der Technik, des Vortrags und Ausdrucks verstehen. Der königl. Kammermusikus Hr. Nebelong unter- stützte die Matinee durch sehr lobenSwerthe Biolon-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite