Dresdner Journal : 15.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188405156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-15
- Monat1884-05
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- Titel
- Dresdner Journal : 15.05.1884
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Dommrtag, dm IS. Mal »884. «1l3 4 vvu u^»kot«pret» r Dres-mrAMmal Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Dretde«, 14. Mai. *) Nachdruck verboten. D. Red. tigen m behaglicher Mitte liegen. O. B. 4»—riuUd äs, äsotscks, Noiel»«, tritt?o»t- uvä ländern und Deutschen, als den Franzosen von Nutzen sein werde, ist geradezu unbegreiflich. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. 1» : LürUell: .... 18 ilark la^rntsnprstser kür äsn kann» sinsr ^«pälteven ?,titreit« 20 kf Untsr „Lin^ssanät" äiv 2silv 80 ?s. S« InbsUeo- uoä Lissvrnsatr 50 H Fnf,ckl»r. Lrsekvloen, mit Fnn»»kmo äer 8onn- nnä keisetn^a Xdsoä, tAr äsn tot^sväsn 1'n^. Ämtlicher Theil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge- ruht, dem practtschen Arzte vr. meck Oskar Hermann Beschorner zu Dresden den Character als „Hofrath" zu verleihen. H)LürIiok: 4 I1»rk 50 kk. , tlichtnmtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 13. Mai, Nachmittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Im Abgeordaetevhause »urde heute der NachtragSetat in zweiter Lesung nach unerheblicher Debatte genehmigt, ebenso un verändert in zweiter Berathung der Gesetzent wurf, betreffend die Stempelsteuer für Kauflie- frrungSverträge u. s. w., mit den CommisfionS- heschlüsseu, nachdem der StaatSminister v. Scholz die in der Commisfion abgegebene Erklärung, betreffend die Stempelbefreiuvg über correspondenzliche Ler- ttäge, bestätigt und mitgrtheilt hatte, daß die Regie- nmg nächstens beim BundeSrathe eine Novelle zum NeichSstempelzesetze einbringeu werde, welche die herrschende Verwirrung beseitigen und eine Auf- hefferung der mangelhafte« Erträgnisse herbei- führen solle. Endlich wurde die Petition mehrerer Abgeordneten um Verschärfung der Sonntagsruhe «ach dem Anträge der Commisfion der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen. Nächste Sitzung «orgen. Bern, DienStag, 13.Mai, Abendö. (W.T.B.) Lem Vernehmen nach beräth der BuudeSrath zur Zeit über die Gesetzgebung gegen Personen, welche »egen KürstenmordeS nach der Schweiz geflüch tet find. London, DienStag, 13. Mai, Nachts. (W. T. B.) DaS Oberhaus hat in seiner heutigen Sitzung die Vieheinfuhrbill in der vom Unter hause ameudirteu Fassung defintiv angenommen. In der heutigen Sitzung des Unterhauses theiUe der UnterstaatSseeretär deS Auswärtigen, Lord Fitzmaurice, mit, der Gouverneur von Dongola habe am 10. d. Verstärkungen verlangt, und sei dtShalb 1 Bataillon ägyptischer Truppen von Lffaau nach Wadyhalfa und KoroSko beordert worden. Späteren Meldungen zufolge hätten die Nachrichten von den bedenklichen Znständen in Lhartu« und Berber einen ungünstigen Eindruck auf die Truppen auSgeübt. Hierauf wurde von Chaplin die Debatte über das von HickS-Beach beantragte Mißtrauensvotum wegen deS Verhalten der Regierung gegenüber dem General Gordon fortgesetzt. DaS Mißtrauensvotum wurde schließ lich mit 303 gegen 275 Stimmen abgelehut. Die Paruellitea stimmten gegen die Regierung. In der Nähe der Mauer deS Arsenals von Wool wich ist heute rin Behälter von Weißblech aufgefun den worden, welcher etwa 40 zur Entzündung von Dynamit und Pulver verwendbare Zünder enthielt. Unweit davon ist ein anderes Gefäß mit 7 Pfund einer erdigen Masse aufgefunden worden. Beide Behälter werden im Arsenal untersucht. Kairo, Mittwoch, 14. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Einer Meldung auS Suakin zufolge griff OSmau Digma gestern mehrere befreundete Stämme an, die auf dem Marsche nach Tamaniel au einem fließenden Bache fich befanden. Die Stämme ergriffen nach dem Verluste mehrerer Mannschaften die Flucht und ließen ihr Lieh zurück. Ff. 6owm«iollLr äs, Vrv«1osr äouruLl»; N.: //aas«»te,n F N,rUü-Vi«vN»i»kvrx- kr»ss-l.«ip«x rrTLktart ». N.-NSued-n: Luck 8«rlia: , Nr«m«o: F. Lckiott«,' 8r«»l»u: F. LtanAe»'» Lurea« Fabatk), rrsvkturt »»: F. FaeAkf^cks Luoktuwäluvß; SSrUt,: O. <7. NsrU» -kr»»«km-t ». H Daxiie <2 60./ N»»>dLrx: Fä. S«r»ll»8vd«rr Xvvi«I. Krpsäition äs, Driever I)rvsävo, SO. mung durch die Abberufung des Marquis Tseng von seinem Pariser Gesandtschaft-Posten gefunden. Für den Ministerpräsident Ferry ist der Vertrag von Tientsin ein großer Triumph. Er kann nun den Kammern, welche den im verflossenen Jahre abge schlossenen Protectionsvertrag von Hus noch gar nicht discutirt haben, diese wichtige Vereinbarung gleich zeitig mit dem Tientsiner Vertrage vorlegen und da rauf Hinweisen, daß nunmehr in Ostasien Alles klar gelegt und in jeder Richtung reinliche Arbeit gemacht worden sei. Damit ist der Opposition, so weit die selbe nicht überhaupt grundsätzlich jedes kostspielige überseeische Unternehmen verwirft, aller Vorwand zu einer Einwendung genommen. „Der Conseilspräsident", sagt die Wiener (alte) „Presse", „wird darauf Hin weisen können, daß die Republik ein wichtiges Han delsgebiet, bevölkert von 18 Millionen betriebsamer und intelligenter Menschen und zugleich einen wichti gen Stützpunkt für die französische Machtstellung am und im stillen Ocean gewonnen habe." Man wird ihm dafür zujubeln und die erforderlichen großen Nachtragscredite bewilligen. Ob damit Frankreich in der That mehr, als eine blos expansive Erweiterung seiner Machtstellung errungen hat, ob es aus dem neuen, nunmehr von keiner Seite bestrittenen Colo nialgebiete in der That die erträumten Vortheile wird ziehen können, bleibt ein Problem der Zukunft. Auf dem Continent wird man die überseeische Machtent wicklung Frankreichs und das durch dieselbe bedingte dauernde Engagement in den fern abliegenden Ge bieten Ostasiens mit unverhohlener Befriedigung auf nehmen. Anders in England; dort hat der Gedanke, daß Frankreich sich einen dauernden Besitz in Anam gründen werde, peinlich berührt, und nicht ohne Eifer sucht wurden die Fortschritte der militärischen Occupation im Delta des rothen Flusses und der diplomatischen Besitzergreifung der Oberherrschaft in Hu« verzeichnet." Jndchen ist man in England klug genug, die Miß stimmung, welche inan empfinden wird, nicht zu er kennen zu geben. Die „Times" loben den Vertrag sogar auf Kosten der Wahrheit,' indem sie die Mel dung ihres Correspondenten in Shanghai, die von Four nier erzielten Bestimmungen kämen dem ganzen internatio nalen Handel zu Gute, als selbstverständlich hinnahmen. Das Cityblatt bemerkt, der Vertrag von Tientsin sei der Geschicklichkeit der Unterhändler zu verdanken. China habe nicht nur Frankreich Alles zugestanden und noch mehr, als Frankreich bei Beginn der Feindseligkeiten verlangt hatte, sondern auch eine freisinnige Politik gegenüber dem europäischen Handel in dem Augen blicke angenommen, in welchem es gezwungen war, sich dem Willen einer großen europäischen Macht zu beugen. Die französische Regierung habe gesunden Verstand und Mäßigung bewiesen, indem sie nicht weiter auf der Zahlung einer Entschädigung oder auf materiellen Bürgschaften bestanden habe. Hoffentlich werde sie die Machtbefugniß, welche sie Frankreich in Anam und Tonkin verschafft hat, sowie die commer- ciellen Zugeständnisse, welche sie von China erlangt, durch die Annahme einer liberalen und aufgeklärten Politik bezüglich der Zollgebühren und Verkehrserleich terungen rechtfertigen. Man könne den Conseilsprä sidenten Ferry und seine Collegen dazu beglückwünschen, daß die französische Regierung sich ohne Schaden aus einer schwierigen Lage yezogen hätte; man könne ihr sogar bis zu einen gewissen Punkte das Recht zuerken nen, sich zu schmeicheln, daß durch sie der Einfluß und der Umfang deS „colonialen Kaiserreichs" der Republik erweitert wurden. Daß die abgerungenen Verkehrs erleichterungen ausschließlich Frankreich zu Gute kom» Tagesgeschichte. Dresden, 14. Mai. Nachdem Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich August am 1. April vorigen Jahres zur Dienstleistung als Secondelieutenant in das 1. (Leib-)Grenadierreglment eingetreten war und bis Ostern dieses Jahres in den verschiedenen Zweigen des militärischen Dienstes Sich praktisch ausgebildet, sowie in letzterer Zeit noch einen kurzen Cursus in der königl. Militärreitanstalt durchgemacht, auch wäh rend dieses letztvergangenen Jahres über die sür die Kriegsschulen vorgeschriebenen Disciplinen die Vorträge einiger Offiziere gehört hat, ist Derselbe in Begleitung des Majors v. d. Planitz, wie wir gestern im amt lichen Theile unser« Blattes gemeldet, nunmehr nach Straßburg abgereist, um Sich auf der kaiserl. Uni versität daselbst als Student inscribiren zu lassen und insbesondere die rechtswissenschaftlichen Studien fort zusetzen, die Er unter Leitung des Landgerichtsraths vr. Rudolph schon während Seines Militärdienst jahres vorbereitend betrieben hat. Nach Beendigung der auf 1 Jahr berechneten Studienzeit in Straßburg ist noch der Besuch der königl. Landesuniversität Leip zig in Aussicht genommen. Dresden, 14. Mai. Vom Gesetz- und Ver ordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 8. Stück vom Jahre 1884 in der Ausgabe be griffen. Dasselbe enthält: Nr. 25) Gesetz vom 15. April d. I., die amtliche Verkündigung allgemeiner Anordnungen der Verwaltungsbehörden betreffend; Nr. 26) Bekanntmachung vom 28. April d. I., die Ausführung vorgenannten Gesetzes betreffend; Nr 27) Gesetz vom 1. Mai d. I., die Bekanntmachung von Gesetzen und Verordnungen betreffend; Nr. 28) Gesetz vom 16. April d.J., die gewerbmäßige Ausübung des Hufbeschlages betreffend; Nr. 29) Verordnung vom 17.April d.J. in Ausführung vorerwähnten Gesetzes; Nr. 30) Verordnung vom 18. April d.J., die ander weite Festsetzung der Hauptmarktorte für die Liefe rungsverbände betreffend; Nr. 31) Gesetz vom 21. April d. I., die Befugniß zu Ausschließung säumiger Abgabenpflichtiger von öffentlichen Vergnügungsorten betreffend; Nr. 32) Bekanntmachung vom 25. April d. I., das Finanzvermessungsbüreau betreffend (abge druckt in Nr. 100 des „Dresdn. Journ."); Nr. 33) Verordnung vom 29. April d. I., die Gebühren sür Erhebung der Einkommensteuer und für Besorgung der übrigen, den Gemeindebehörden bei der Einkom mensteuer obliegenden Geschäfte in den Jahren 1884 und 1885 betreffend (abgedruckt in Nr. 103 des „Dresdn. Journ."); Nr. 34) Gesetz vom 25. April d I., das Staatsschuldbuch betreffend. * Berlin, 13. Mai. Se. königl. Hoheit der Prinz Wilhelm wird, begleitet vom General quartiermeister, Generallieutenant Grafen v. Walder- fee, übermorgen nach St. Petersburg abreisen und dort, wie die „Post" meldet, im Namen seines kaiserlichen Großvaters die Glückwünsche aus An laß der Großjährigkeitserklärung deS Großfürsten- Thronfolgers überbringen. Die „N. Pr. Ztg." hört, daß der Prinz demnächst die Führung eines Infanterieregiments in Magdeburg übernehmen würde. Für den Prinzen würden bereits Räume im Präsidial- Gebäude hergerichtet. — In Stelle des nach Washing ton versetzten deutschen Gesandten v. Alvensleben wird, wie die „N. Pr. Ztg." hört, voraussichtlich Graf Her bert Bismarck, welcher zur Zeit der Botschaft in Die Bäume des Parks warfen lange Schatten auf die Rasenplätze und unter ihren Aesten dunkelte es bereits beträchtlich. Mit schwirrendem Fluge kehrten die Tauben heim und suchten ihre Schläge auf. Die Sonne aber stand noch am Horizont und in ihren schrägen Strahlen tanzten die Mücken, — sonst war kaum ein lebendes Wesen zu sehen und nur aus weiter Ferne drang das gelegentliche Hü und Hott eines Fuhrmanns oder das Bellen eines Hundes zu ihr herüber. Ihre Gedanken weilten bei der Schilderung, welche Otto ihr einst von dem ländlichen Leben ent worfen hatte und sie erinnerte sich deutlich, wie seine Worte damals zu einem Lockruf für sie geworden waren. Ruhe und Stille, die beiden ihr so fremden Güter, waren ihr geworden — hatten sie ihr auch das dritte derselben, den Frieden gebracht? Sie preßte die Lippen zusammen; der aeheimnißvolle Druck in ihrem Innern, der sich so oft fühlbar gemacht hatte, war noch nicht ganz gewichen, ja zu mancher Stunde hatte er vielleicht gerade aus jener Ruhe und Sülle doppelte Nahrung gewonnen; — aber es war doch nicht mehr Alles wie sonst, wenn sie sich auch nicht ganz klar zu sagen vermochte, was sich eigentlich ge ändert habe. Sie wußte nur, daß ihr zuweilen sei, als sühle sie in ihrem Innern etwas von einem weichen Thau berührt, das früher dürr und wie ver sengt gewesen war. Ihre Gedanken unterbrachen sich indessen bald, denn ihr Auge war auf eine Gestalt gefallen, einen Mann zu Pferde, den die beschleunigte Gangart seines ThiereS rasch näher brachte. Es war der Erwartete und sie lieh ihre Blicke an ihm hangen. Eine Schauspielerin. Novelle von F. L. ReimaL (Fortsetzung.) „Du magst Wissen, Otto", sagte sie, nachdem ihre hübschen weißen Zähne eine Secunde lang die Lippen genagt hatten; es gab eine Zeit, wo ich mich für nichts Besseres in der Welt hielt, als einen Nichtsnutz — und um dar nicht zu bleiben, wollte ich irgend Etwa-, aber etwas Schwere», thun; — und darum zwang ich mich, Augen und Ohren gerade da aufzu machen, wo ich sie am liebsten zugemacht hätte, und faßte alle Dinge, die mir in den Weg kamen, so lange herzhaft an, bis ick es vergessen hatte, daß sie anr vordem eiv Abscheu gewesen waren l" K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 13. Mai: „Der Schriftstellertag", Lustspiel in 3 Acten von Heinrich Heinemann. (Hr. Teucher, als Gast.) Die Concurrenz, die das so rasch und glänzend inscenirte Schauspiel des Frühlings dem Theater macht, ist leider eine allgemeine und siegreiche. Ein Reper toire von leichtblütigem Unterhaltungsstoff steht sich dabei immer noch am besten, namentlich in so sehr vom Wetter abhängenden Neustädter Hause. Das in jenen Gattungsbegriff der seichten Unter- haltungsdramatik einschlagende, etwas possenhafte Lust spiel „Der Schriftstellertag" wurde mit recht vielem Fleiß und fröhlicher Laune vorgetragen und rief eine folche auch beim Publicum wach. Es ist sogar er freulich, hervorzuheben, daß sich einzelne Leistungen, von deren Gelingen geradezu die Wirkung der Haupt- scrnen abbängt, seit den ersten Aufführungen verbessert haben. Sie sind löblich fern von Uebertreibung ge blieben und erhielten mehr Sicherheit und natürliche Abrundung. Dazu gehört die Frau Baumbach von Frau Wolff, die Hedwig von Frl. Diacono und die burleske Gestalt des Knallbonbondevisendichters Mumme, welche Lr. Schubert mit gesunder Komik vorführt. In der kleinen Liebhaberrolle deS AffefforS Breit ling versuchte sich als Gast Hr. Teucher, ein ge- borner Dresdner. Der genannte Schauspieler, welcher seine Laufbahn vor mehreren Jahren am hiesigen Residenztheater be- Otto lachte herzlich zu dieser Idee einer prakti schen Selbsterziehung, von der er sagte, daß sie nur in einem so krausen Köpfchen, wie Hedwig's, habe entstehen können. Daß die Frucht derselben indessen alles Lob verdiene — dabei blieb er, während sie wiederum fortfuhr, das Letztere nur mit einem Achsel zucken zu begleiten. Paulinen gegenüber war Hedwig von Anfang an die bereitwilligste und unermüdlichste Lehrmeisterin ge wesen; wie sie aber nie ein Wort der Ungeduld oder des Spottes gefunden hatte, wenn dieser ihre Ver suche und Leistungen nicht glücken wollten, so gestattete sie sich nicht die leiseste Bemerkung, geschweige denn einen Tadel, als die junge Gutsherrin sich ganz von den häuslichen Geschäften zurückzog; die Person der Letztern galt ihr in jeder Weise als eine unantastbare. VU. Ein paar Monate waren mittlerweile hingegangen und draußen auf den Feldern hatte die Ernte begon nen. Für Otto brachte diese Zeit eine erhöhte Thä- ügkeit, und es gab Tagc, wo er nur für die Dauer der Mahlzeiten in seiner Wohnung anwesend war, weil er es Vortheilhaft gefunden hatte, wenn die Ar beiten von ihm selbst beaufsichtigt wurden und wo Pauline darum, indem auch Hedwig ihre Beschäftigung vielfach in den Wirtkschaftsräumen fand, auf ihre eigene Gesellschaft angewiesen blieb. Auch heute war dies der Fall gewesen und die verlängerte Einsamkeit wohl hatte es gemacht, daß sie nun, da es Abend geworden war, auf den vor ihrem Zimmer befindlichen Balcon hinaustrat, um den Weg, auf dem Otto zurückkehren mußte, entlang zu blicken. men, scheinen die „Times" nicht zu wissen. Wie bei dieser Lage der Dinge einige Pariser Blätter noch der St. Petersburg attachitt ist, als cüek äo lnis8ion nach Besorgniß Ausdruck verleihen können, daß die Er- dem Haag versetzt werden. — Der Reichstag nahm öffnung der chinesischen Provinzen mehr den Eng- heute in dritter Berathung den Gesetzentwurf, betreffend Die Stellung Chinas zu den europäischen Staaten wird infolge des am 11. d. in Tientsin zwischen Frankreich und China erfolgten Friedensschlusses schwerlich in Zukunft eine dem europäischen Handel und der Unternehmungslust unserer Seehandel treiben den Völker eine wesentlich günstigere werden. Der Conseilspräsident Ferry, welcher auf öffentlicher Red nerbühne feierlich Frankreich als den Träger der In teressen Europas hingestellt und erklärt hatte, daß Chinas Bändigung dem europäischen Handel zu Gute kommen solle, Kat ohne Bedenken und ohne seine Col legen und die Kammern zu fragen, seinem Bevollmäch tigten aufgegeben, nur der französischen Sonder interessen zu gedenken. Die französische Handelswelt, welche die Beseitigung der Concurrenz für eine Lebens frage hält, weil sie in neuester Zeit überall mit der deutschen, englischen und italienischen Industrie im Gedränge ist, wird jauchzen und Ferry ihren Wohl- thäter nennen; aber Concurrenten mit dem Schwerte ausstechen, das hat doch auch seine zwei Seiten und ist namentlich in asiatischen Ländern stets ein gefähr liches Verfahren gewesen. Das auswärüge Amt in Paris hat vorgestern die Meldung empfangen, wonach die chinesische Regierung zwischen dem Fregattencapi- tän Fournier als ack Koo bevollmächtigtem Vertreter Frankreichs und dem Vicekönig Li-Hung-Tschang ab geschlossenen Friedensvertrag ihre Genehmigung er- theilt hat. Fournier ist einer der jüngsten höheren Marineoffiziere Frankreichs; 1842 geboren, trat er 1859 in den Dienst der Marine. Er ist einer der wenigen Marineoffiziere, die bei dem Kampfe von Le Bourget 1870 mit dem Leben davon kamen. Mehrere Denkschriften von ihm über die Störungen der Magnet nadel und der Zeitmesser sind in den gelehrten Kreisen sehr beachtet worden. Er ist seit 1879 Fregatten- capitän und begab sich auf die Einladung Li-Hung- Tschang's, der ihn von früherer Zeit, als er das Kanonenboot „Lynx" commandirte, gekannt hat, nach Tientsin. Bereits im vorigen Jahre begleitete er den Gesandten Tricou auf dessen Wunsch nach Peking. Für Frankreich bedeutet der Friedensschluß zu nächst einen großen Erfolg. Ja, durch den Frieden wird sein Protectorat über Anam und Tonkin in seinem jetzigen Territorialbestande anerkannt. Außer dem werden die Provinzen Ouangsi, Quangtang und Junnan nach der „Agence HavaS" dem französischen Handel geöffnet werden. Die Regelung der Zoll-, Grenz- und Handelsverhältnisse soll einem besondern Handelsverträge Vorbehalten bleiben. China verpflichtet sich, alle seine Truppen aus dem Tonkin zurückzuziehen. Frankreich verzichtet angesichts dieser Zugeständnisse auf alle Entschädigungsansprüche. Nach der Ratifi- cirung des Vertrags am 11. d. bewirthete zuerst Li- Hung-Tschang den Capitän Fournier und den fran zösischen Consul, dann der Letztere den Vicekönig. Das Consulat wurde zur Feier des Ereignisses mit den Farben beider Nationen beflaggt und illuminirt. Für die chinesische Politik dem Auslande gegenüber bedeutet der Friedensschluß einen merkwürdigen Umschwung. Welchen Einflüssen und welchen Erwägungen am Pekinger Hofe und in den beiden „großen Secretariaten", die mit der obersten Geschäftsleitung des Riesenreiches betraut sind, dieser Entschluß zu danken ist, wird bei der geringen Kenntniß, die über die Vorgänge im Re gierungspalaste der Kaiserin nach dem Westen gelangen, wohl noch lange ein Geheimniß bleiben. Vorbereitet hat sich der Umschwung bereits mit den Personal veränderungen, welche vor einigen Wochen in den höchsten Regierungskreisen China» stattgefunden haben, und einen unverkennbaren Ausdruck hat die seit jenem Personenwechsel vorherrschende friedlichere Sttm- aann, hat Fleiß und technische Fortschritte erwiesen, Qualitäten, die seine günstige Erscheinung und seine guten physischen Mittel vortheilhaft unterstützen. Er zeigte in der Rede und auch in der Mimik Intelligenz und traf in seiner Auffassung überall das Richtige. Wie weit er auch das Schöne und Poetische, den ge winnenden Schwung und Lebenshauch jugendlicher Liebhaberrollen wiederzugeben vermag, läßt sich frei lich bei der Wassersuppendichtung so untergeordneter plapperhafter Machwerke nicht erkennen. Ich möchte aber nicht mißverstanden werden, als ob zu solcher Erkenntniß nur klassische Meisterwerke brauchbar wären. Die passenden Prüfsteine finden sich am besten auf den zehn oder zwanzig Stufen, die in der dramatischen Literatur zwischen dem Erbärmlichen und dem Gewal
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