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Dresdner Journal : 19.07.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188407197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840719
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840719
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-07
- Tag1884-07-19
- Monat1884-07
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 19.07.1884
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W 1«7 Sonnabend, den 19. Juli. L884. I- r»L"i» L«» : ^Ll»rlial>: .... 18 ^jLLrUok: t N»rlc SO ?f. Lü»»«!»« lkuoui»«ru: 10 kk. rluUL äs» äsotackso Nsiclio» tritt I'c»t- aoä 8tsL»peI»u»vitI»^ Nüua. l»8«r»t<>opi-el»«r kÄr >isa K»um «ivor js8»p»IteLell k»llt»«lls >0 Pf. O»t«r ,Mi»bs«u>ät" cU« Loilo LV kt. Lai ^»doUv»- uLÜ 2iNsrL»»tr KV Priedel»«» t INglicl, mit ^uivLdwo ä»r Sonn- uoö ?si«t»K» Hde»ö> Kr äo» kol^evüen DrcsdnerIMmal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. l»»eri»i«i»»iiu»Niu« »u»„Lri»r l^tpAtU: Ooa»roi»»iollLr 6v« vr««1o«r ^oanuü»; L»»dorU Vl«» l^tpit» >»»«> >r«»l»a kr»»^llrt «. N.: p«At«r, >«rUll-Vi«iiN»i»durz- kr»U I.«jp»ix kr»Lkt»r1 ». ». - Uvard«»: 7tl«<c Lk»E,- »«rltu: /nvattcienttant, »r«w«L- L,8c^/»tte. »r««l»n /. Ltan-rn'» Lc^eait Xabat^),- kr»oktLrt » N : ^aeAer'soks üucdtlicväluiig; SkrUt»: 6. ^UÄ?^r; <7. k»rti >«rU» rr»Lktort » » >t»tt^»rt: !)»«-«<- 6o., L»wdiirx: Lte»««r. S«r»a,xvdvr: Nüvi^i. Pipeüitiov äs» Orv«8oer ^oiiriuU», l)rv«l«o, 2M>o8«r»tr»»»« lio. rv. Uichtaintlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Donnerstag, 17. Juli. (Tel. d. Boh.) Sowohl Kammerer wie Stellmacher haben, er« drückt von Beweisen ihrer Schuld, weitgehende Geständnisse gemacht. ES ist dadurch Folgendes bekannt geworden: Kam merer, Stellmacher und ein unbekannter Dritter be gaben sich um 1 Uhr Nachts in die Apotheke des Lien hart, wo Stellmacher nach dem Anläuten ein Recept zum Anfertigen des sogenannten Bändigers übergab. Der Apotheker verweigerte die Anfertigung, worauf Kam merer ins Local trat und Lienhart mit einem Haubayonet erschlug. Stellmacher erbrach die Lasfette, in welcher nur 20 M. gefunden wurden. Da sodann Lärm ent stand, ergriffen die Verbrecher die Flucht. Sie gingen hierauf zu Fuße zur nächsten Eisenbahnstation und fuhren nach Zürich. Der Plan, mehrere Apotheker in Straßburg zu berauben, mußte aufgegeben werden. Das zweite Attentat war daS gegen Heilbronner in Stuttgart, an welchem sich Kumitsch betheiligte. Kam merer giebt an, daß er den Mord an Hlubek allein vollführte. Paris, Donnerstag, 17. Juli, AbendS. (W. T. B.) Da die Minister deS Innern, der Ssfent. licden Arbeiten und deS HandelS sich noch in Marseille befinden, ist die Conferenz der Com mission des Senats für die Revision der Ver fassung mit dem Conseilspräfidentrn Kerry vertagt worden. Der Miuisterrath wird morgen über die Ne- vifionSfrage in Berathung treten. Ein Telegramm des „Temps" auS London meldet, ei» englisches Schiff sei auf der Fahrt nach Amvy in der Nähe von Kutscheou auf das französische Geschwader gestoßen, welches die Rich tung nach dem Eingänge zum Hafen von Futschrou ringeschlagen hatte. Paris, Freitag, 18. Juli. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Seit gestern Abend starben dis heute Vormittags in Toulon 14, in Marseille 23 Personen an der Cholera. (Bgl. die Rubrik „Sta- tistik und Volkswirthschaft.") Bern, Donnerstag, 17. Juli. (W. T. B.) Der diesseitige Gesandte in Rom, Bavier» ist deute nach Rom zurückgereist. Derselbe über bringt eine Note deS BundeSratheS an die italie nische Regierung, betreffend die von letzterer an- geordneten Quarantäuemaßregeln an der italie nischen Grenze. Loudon, Donnerstag, 17. Juli, AbendS. (W. T. B.) DaS Oberhaus lehnte nach Zstündiger De batte mit 182 gegen 132 Stimmen die von Lord Wemyß beantragte Resolution betreffs der Reform- bill ab und nahm das von Lord Cardogan be antragte Amendement an, welches die Einberufung des Parlaments zu einer Herbstsession betreffs Br- rathung einer neuen Bill über die Wahlreform und die Neueintheilung der Wahlbezirke verlangt. Im Unterkause erklärte der Premier Gladstone, die finanziellen Bei- räthe der Conferenz hätten heute ihre Arbeiten be endet; die nächste Sitzung der Conferenz würde hoffent lich bald stattfinden. Er glaube nicht, daß die Be- rathungen der Conferenz bedeutende Zeit in Anspruch nehmen werden. Ob die Bevollmächtigten bei ihren Regierungen vor dem endgiltigen Abkommen Instruc tionen einholen müßten, wisse er nicht, er glaube in dessen nicht, daß dies nothwendig sein werde. — Der Staatssecretär des Krieges, Hartington, theilte mit, es sei ein Bataillon Infanterie von Malta nach Feuilleton. Redigitt von Otto Banck. Kunstausstellung im königl. Orangeriegebäude. Der ungewöhnlich günstige Besuch und die sicht bare Freude des Publicums an dieser Ausstellung von Kunstwerken aus Privatbesitz spricht am leb haftesten für den Werth derselben, ja noch besonders für den behaglichen Aufenthalt, welcher den Besuchern durch das geschmackvolle und comfortable Arrangement geboten worden ist. Neuerdings wird diese Annehm lichkeit noch durch die Oeffnung des schönen, sonst so selten benutzten Gartens namhaft erhöht. Es scheint sich der Sinn und die Empfänglichkeit für diese Localität bei Dresdnern und Fremden einzubürgern, gewiß eine sehr willkommene Erscheinung, da wir künftig während der Neubauten auf der Terrasse ohne- hin in Verlegenheit um einen interimistischen Aus stellungsraum sein werden. Hier wäre ein vorläufiger Ersatz gefunden. Ohne in den contemplativen Genuß der Kunst freunde durch irgend welche kritische, bei dieser Dar- luctung durchaus nicht passende Bemerkungen eingreifen zu wollen, oder das eine Werk auf Kosten des andern besonders hervorzuheben, erlauben wir uns doch in Bezug auf gewisse künstlerische Gesichtspunkte die Hin deutung auf einige Bilder. Zu ihnen möge für heute gehören: Die lichtvolle Darstellung des „Golfs von Neapel* von Oswald Achenbach; „Bayrische Ge birgsgegend* von Rottmann, eine seiner durch Linien führung so ausgezeichneten Studien; „Heimkehr vom Aegypten beordert, ein andere- werde in Bereitschaft gehalten. — Der UnterstaatSsecretär des Auswärtigen, Lord Fitzmaurice, erwiderte auf eine Anfrage, der König von Abessinien werde wahrscheinlich Kasfala nach Abzug der Aegypter besetzen und habe auch die Absicht, Amedib in Besitz zu nehmen. Berbers sei von den englischen Behörden nicht annectirt worden. Ma die Angelegenheit der Befreiung der gefangenen Mann schaft deS englischen Dampfers „Nlsero* angehe, so habe Holland in die Vorfchläge Englands gewilligt. Sollte der Rajah von Tenom die Freigabe verweigern, so würden Holland und England gemeinsam zu seiner Bestrafung schreiten. Dresden, 18. Juli. Der gegen den Anarchisten Stellmacher bei dem Wiener Gerichte durchgeführte Strafproceß, bei welchem Staatsanwälte und Richter eine verwickelte Aufgabe zu lösen hatten, enthüllte eine Reihe schänd licher Verbrechen, und ebenso scheint die gegen den Anarchisten Kammerer eröffnete militärgerichtliche Pro cedur den Ausblick auf die Betheiligung desselben bei den abscheulichen zu Straßburg und Stuttgart, sowie zu Wien in der Eisert'schen Wechselstube ver übten Raubmorden zu eröffnen; allein die richterlichen Untersuchungen haben bisher in anderer Richtung auch zu Ergebnissen geführt, welche eine gewisse Be ruhigung für die öffentliche Meinung enthalten. Von diesem Gesichtspunkt aus finden wir die Untersuchung in dem Wiener „Fremdenblatt" gewürdigt. „Das Gericht", heißt es daselbst, „führte einen Jndicien- beweis durch, jenen, welcher von Folgerung zu Folge rung gebt, und in dem vor Allem die Kraft der menschlichen Vernunft sich bewährt. Aber das allge meine Urtheil ist noch nicht gereift genug, um den Werth solcher richterlichen Operationen zu ermessen. Es fühlt sich weit mehr beruhigt, wenn eine Sentenz die Frucht von Zeugenaussagen ist, wiewohl gerade Zeugen entweder bewußt oder unbewußt von der Wahrheit abweichen können, während die Logik un wandelbaren Gesetzen folgt und ihren Weg vermöge derselben weit sicherer zurücklegen kann, als wenn sie in oft trügerischen Beweisen ihre Stütze findet. Aber nunmehr wird auch dieses allgemeine Urtheil der Masse eine Beruhigung finden. Die Mittheilungen der Journale über die bisherigen Resultate der weiteren Nachforschungen verkünden, daß für die Theilnahme Stellmacher'- an der Ermordung Eisert's und seiner Kinder neue Beweise gefunden wurden. Sogar die Rolle, welche bei dieser Abschlachtung der Mann durchgeführt hat, dessen Leben durch richter liches Erkenntniß bereits verwirkt ist, erscheint fest gestellt. Aber dies dürfte der bei Weitem unwesentlichste Theil der neueren Resultate der Anarchistenunter suchung sein. Die terroristische Bewegung ist auch in anderer Hinsicht in ihre geheimsten Schlupfwinkel ver folgt worden. Man wird die Bestürzung nicht ver gessen haben, welche die gleichgearteten Raubattentate in Stuttgart und Straßburg erzeugt haben. Man hielt sie für das Werk einer über ganz Deutschland ausgespannten Verschwörung, die überall ihre Sbirren hat, bereit, für das Werk der Zerstörung die fried lichen Bürger zu überfallen und Hinzustrecken. Ein Gefühl der Bangigkeit erfaßte alle Besitzenden, und keiner von ihnen, mochte er auch allen socialen Agi tationen ferne stehen und ausschließlich seinem privaten Berufe leben, schien gegen die verwegenen Anschläge der Nihilisten gefeit, welche nicht nach dem politischen Bekenntniß, sondern nach dem Gelbe fragten. Wenn nun die Terroristen über so viele kühne Sendboten verfügten, daß sie ihren Willen in den verschiedensten Gegenden Deutschlands und in Oesterreich vollstrecken Fischzug in Scheveningen" von Schönleber mit einer Luft von seltener Wahrheit; „der Montblanc" von Kameke; „das betende Mädchen" von F. A. Kaul bach, bei erweiterter Technik mit interessanter Anleh nung an Francia und Perugino gemalt; „Ave Maria im Klosterkeller" von Grützner; „Schafstall" von Verboekhoven, ein beachtenswerthes Gegenstück zum beliebten Wollschafnaturalismus des modernen Vir tuosenthums. Wir schließen diesem Hinweise nächstens noch einige andere Werke an und schließen mit der Bemerkung, daß gerade auch das Nachmittagslicht ein vorzügliches im Orangeriegebäude ist. O. B. May Crocker. Roman von L. Lameron. Deutsch von A. Frenzel. (Fottjetzung.) 17. Capitel. Jessica. Alle Vorbereitungen gingen rasch von Statten. Lord Dorrington, darauf bedacht, May zu gefallen, hatte dem Project sofort seine Zustimmung gegeben, als er hörte, daß sie daran Vergnügen finden würde. Lady Dorrington hatte für Küche uud Keller gesorgt und es waren an hundert Einladungen versandt worden, die überall bereitwilligste Aufnahme gefunden hatten. Es war lange her, daß eine so große Gesellschaft zu Dorrington-Hall in Aussicht stand. Aber wie der Lord zu feiner Gemahlin richtig bemerkte: „eS ge schieht nicht alle Tage, daß der älteste Sohn sich mit einer Erbin von etwa zehntausend Pfund jähr- dig zu enthüllen, dann werden die prunkenden Worte solcher und gleichgesinnter Humanitätsapostel selbst von Denjenigen mit Widerwillen zurückgewiesen werden, die zwar mit der Gesellschaft und ihren Einrichtungen zer fallen sind, aber sich nie soweit zu einer PreiSgebung ihrer menschlichen Empfindungen verstehen werden, um solch' einer Verderbtheit KnechteSdienste zu leisten." konnten, dann stand man vor einer Organisation, wie sie gefährlicher nicht ersonnen werden konnte. Die Verhandlung gegen Stellmacher vermochte dessen Be ziehungen zu dem Raubattentate von Straßburg und Stuttgart nicht in genügender Weise aufzuhellen. Das Gericht, welches blofe Combinationen nicht in den Bereich seiner Thätigkeit ziehen wollte, konnte dieselben auch nicht seinem richterlichen Urtheile unterbreiten. Die Kühnheit, mit welcher der Angeklagte jede Theil nahme an der Niedermetzelung der Familie Eisert in Abrede stellte, hätte ihn sicherlich auch hier nicht ver lassen. Endlich ist man, wie eS aus den zahlreichen Mittheilungen der Journale hervorgeht, der Wahrheit auch in dieser Hinsicht nahegekommen. Man darf be reits, ohne etwaigen späteren Ergebnissen der Unter suchung vorzugreifen, die Annahme aussprechen, daß dieselben verbrecherischen Hände, an welchen daS Blut der Familie Eisert klebt, auch an den Anschlägen in Stuttgart und in Straßburg mitgewirkt haben dürften. Sollte diese Thatsache durch die stets rastlose Untersuchung zur vollen Evidenz gebracht werden, und man ist wohl auf dem Wege dahin, so könnte deren Bedeutung für die Beurtheilung der Terroristen schaar, welche den Schauplatz ihrer Thätigkeit nach Deutschland und Oesterreich verlegt hat, nicht unter schätzt werden. Die Terroristen hatten demnach eine geringe Anzahl tollkühner, zu jeder Blutthat bereiter Werkzeuge zu ihrer Disposition. Die vielen Attentate waren allem Anscheine nach das Werk derselben Agenten, die sich auf Reisen begeben haben, und eS wären demnach dieselben Personen, die in den ver schiedensten Gegenden aufgetaucht sind und Schrecken in denselben hervorgerufen haben. In diesem Lichte gesehen, erscheint die Gefahr des Terrorismus wesent lich vermindert. Er ist zum großen Theile in seinen kühnsten Vertretern überwunden. Die Phraseure, welche die Welt mit ihrem nihilistischen Glaubensbe- kenntniß blenden möchten, sind gewiß weit weniger zu fürchten, als Jene, die bisher wenig gesprochen haben, dafür aber zu den tollsten Verbrechen bereit waren. Doch eS wird andererseits die Thatsache, daß die Terroristenapostel bei allen ihren vielfachen Anschlägen auf dieselben Männer angewiesen waren, auch zu einer bessern Beurtheilung der unter den Arbeitern herr schenden Moral führen. Man wird mit Recht be haupten dürfen, daß das sittliche Gefühl noch die Massen derselben beherrscht, in ihnen noch nicht er loschen ist und eine genügende Widerstandsfähigkeit gegen die verbrecherischen Eingebungen besitzt, wenn es nicht gelungen ist, eine größere Anzahl von Agenten aufzutreiben, sondern das anarchistische Henkerwerk in den verschiedenen Städten von denselben Händen vollstreckt werden mußte. Die erschreckende Summe der Schmach, welche diese Männer auf solche Weise auf sich geladen haben, die Kaltblütigkeit, mit welcher dieselben von Stadt zu Stadt ihre Geschäftsreisen fort« setzten, um da ihr Opfer auf der Straße oder in der Behausung zu überfallen und vor keinem Blutvergießen zurückzuschrecken, wird sicherlich den tiefsten Eindruck selbst auf Jene nicht verfehlen, welche den Declama- tionen der Anarchisten ihr Ohr gern geliehen haben. Nunmehr werden sie zur vollen Erkenntniß gelangt sein, welche Männer sich erdreistet haben, im Namen der Arbeiter aufzutreten, sich ihnen als die Verkünder humaner Ideen aufzudrängen und Menschenliebe zu predigen. Der Anarchismus, schon durch die erste Verhandlung gegen Stellmacher ins Herz getroffen, wird durch die weiteren Ergebnisse dieser denkwürdigen Untersuchung hoffentlich vollständig entwurzelt werden, und zwar nicht allein durch die Ueberführung seiner Werkzeuge, sondern vielmehr durch die totale Ent larvung dieser Secte. Ist einmal der Schleier von ihrem Treiben gänzlich gefallen, gelingt es, das jedes menschliche Gefühl abstoßende Barbarenthum vollstän- Lagesgeschichte Dresden, 18. Juli. Se. Majestät der König begab Sich heute früh mittelst Extrazugs in Beglei tung Ihrer Excellenzen des Kriegsnunisters Grafen v. Fabrice, des Generallieutenants Senfft v Pilsach, deS Generaladjutanten Generallieutenants v. Carlowitz und deS Chefs des Generalstabes, Obersten v. d. Planitz zur Besichtigung des 1. Feldartillerieregiments Nr. 12 nach Zeithain. Um 12 Uhr kehrte Se. Majestät mittelst Extrazugs wieder hierher zurück. * Berlin, 17. Juli. Das heute ausgegebene Bulletin über daS Befinden Ihrer königl. Hoheit Prin zessin Wilhelm lautet: In dem Befinden Ihrer königl. Hoheit der Frau Prin zessin Wilhelm und de» neugeborenen Prinzen ist keine Störung eingetreten. Marmorpalai», den 17. Juli 188». (gez) Schröder. Ebmeier. — Ihre königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden trafen aubder Reise nach Schweden heute Vormittag, von Karlsruhe kom mend, in Potsdam ein, woselbst dieselben von der ge- sammten kronprinzlichen Familie empfangen und be grüßt wurden. Die großherzogl. Herrschaften begrüß ten dann auch im Laufe des Tages die anderen zur Zeit in Potsdam weilenden Mitglieder der königl. Familie. Der Grohherzog und die Großherzogin von Baden kommen heute Abend 6 Uhr 35 Minuten von Potsdam nach Berlin und reisen dann um 7 Uhr x Minuten vom Stettiner Bahnhofe aus auf der Stadtbahn nach Stralsund weiter, von wo aus die Ueberfahrt nach Stockholm erfolgt. — Im „Staats- anz." wird heute ein Erlaß des Cultusministers v. Goßler an sämmtliche Oberpräsidenten publicirt, wel cher sich an die am 19. Juli vor. I. veröffentlichten Verordnungen zur Verhinderung der Einschleppung der Cholera anlehnt. — Aus zuverlässiger Quelle erfährt die „Nordd. Allg. Ztg.", daß die meisten in der Presse, namentlich in der französischen und englischen, circu- lirenden Mittheilungen über gefallene Aeußerungen des Geh. Raths Koch in Bezug auf die Cholera in Frank reich und ihre Abwehr entweder unrichtig oder ent stellt wiedergegeben sind, so daß es gerathen erscheint, diese vollständig unzuverlässigen Mittheilungen mit großer Vorsicht aufzunehmen. Es muß auffallen, schreibt man der „Wes.-Ztg." von hier, daß die ernst haftesten Zeitungen die Mähr colportirten, Koch habe gesagt, die Cholera werde bestimmt nach Deutschland kommen, oder Pettenkofer habe gesagt, München werde von der Epidemie verschont bleiben. So speciell können beide Gelehrte ihre Behauptungen unmöglich aufgestellt haben. — Im Rückblick auf die die Cholera gefahr betreffende Bekanntmachung des Reichskanzler- Haben ferner die Minister für Handel und CultuS und Unterricht in einem Erlasse an die betheiligten Regie rungsbehörden die Bestimmungen der Verordnung vom 5. Juli vor. J.über die gesundheitspolizeiliche Lontrole der die Häfen anlaufenden bis auf Weiteres auf die jenigen Schiffe angewandt, welche aus den französischen Hafenplätzen des Mittelmeers kommen, oder während der Reise mit einem dieser Häsen oder mit einem Schiffe, welches eznen solchen Hasen berührte, Verkehr gehabt haben. — Nach amtlicher Mittheilung ist der Austausch von Postpaketen mit Algerien, Tri polis und Tunis bis auf Weiteres eingestellt. Die licher Rente verlobt. Es ist deshalb ganz am Platze, ein so glückliches Ereigniß durch ein besonderes Fest zu feiern, namentlich wenn die Braut so lieblich ist, wie May, und so aufrichtig von der ganzen Familie ihres zukünftigen Gatten willkommen geheißen werden kann, als sie." So hatten denn die jungen Damen alle Hände voll zu thun: die Llassiker zu studiren, um die Scenen auszuwählen, die Costüme herzustellen, den Saal und die Bühne zu decoriren und — woran die Herren Abends, verstärkt durch einige Junker aus der Nachbarschaft, Theil nahmen — die Scenen zu arrangiren. Der geräumige Saal war dann belebt wie ein Jahrmarkt. An dem einen Ende hämmerte, hobelte und maß der Zimmermann, wobei Harold, als der Intendant des ganzen Unternehmens, ihm An leitung gab, ihn überwachte und mit allen Kräften half; — an dem andern Ende wurden Costüme und Gruppen probirt. Die Lampen und Beleuchtungs mittel aller Art, welche auf Tischen und Stühlen und auf dem Boden umher standen, erhellten nur matt den, seiner ganzen Länge nach mit Stücken von Seide, Atlas, goldenen Borten, Decorationen und Requisiten, Waffen und Kleidern gefüllten Saal, in den alle Augenblicke Einer oder der Andere der Gesellschaft in voller Kriegsrüstung, im malerisch drapirten Kö- nigsmantel oder als Clown mit der Schellenkappe hineinsprang und von den Anderen mit Staunen, Bravo oder Gelächter empfangen wurde. Mit den Costümen hatte eS keine Schwierigkeiten. Lady Dor rington hatte aus Schränken, Truhen eine große An zahl alter Brocate, Spitzen und Juwelen zur Ver fügung gestellt, und an Rüstungen und Waffen aller Art war in der Halle bis hoch an den Wänden hin auf Ueberfluß vorhanden. Was sonst noch fehlte, ver vollständigte May durch telegraphische Bestellungen, für welche sie unbekümmert ihr reiches Taschengeld hergab. In dieser Weise vergingen unter Plauder», Scher zen und liebenswürdigen Galanterien die Vorbereitun- gen und der ereignißvolle Tag rückte heran. Man hatte sich entschlossen, sechs Tableaux nach Shakespeare'schen Dramen aufzuführen. Natürlich die beliebte Balconscene aus „Romeo und Julia", dann zwei weniger bekannte Scenen aus „Heinrich V." und „Richard II.", die nur gewählt worden waren, um die vorhandenen Waffen und Rüstungen zu zeigen; darauf Scenen aus „Was ihr wollt", aus dem „Kaufmann von Venedig" und zum Schlüsse „Hamlet und Ophelia" in der Eisersuchtsscene. Harold sollte den Hamlet, May die Ophelia darstellen. Den „Kaufmann von Venedig" hatte Augusta in Vorschlag gebracht. Cs sollte dafür die ganze Breite der Bühne benutzt und ein dreifaches Bild gezeigt werden. Nämlich im Mittelfelde die Gerichtsscene, links eine Straßenscene und rechts die Mondscheinscene aus dem fünften Act. In dieser sollte als Lorenzo Harold noch Verwendung finden, der nur bei dem letzten Bilde als Hamlet betheiligt war, und sich im Scherze schon beklagt hatte, man habe ihn zu dürstig bedacht. Für alle Rollen war gesorgt, nur für die Rolle Jessica'-, der Geliebten Lorenzo'S, war 'Niemand zu haben. Augusta'- Herz hing aber ein Mal daran,
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