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Dresdner Journal : 03.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188409033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-03
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 03.09.1884
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WLV« La—rd»!» ä« 6«vt»ol»»o kviol»», tritt?oit- 8tvwx«I,a^U«^ lunm». I, ^»o»»» «,ut»«d,o Lsivd« jKkrliol»: . ... 18 HMKrUoi»; 4 Kvtl 80 kk. Lü«I»» Rruowor», 10 ?f. I»»»r»1»»pre>«r für U«<o k»uw sivsr ^«,p»lt«o«o ?»Ut»«iI» »0 kk. Ootvr „Lii>s«,»»ät" äi« L«l« 80 kk. v«l l'TtxUev- uo6 2iffvrv»»t» LV dl» Auk»ol»1^. Lr»eb«t»on r HEUeb mit Avnuütw« ä«r 8oim- vrut ?»i»rt»^» >dvo6, Kr äso fol^voäsv 1^. MMvoch, den z. September. 1884 DrtsdmrImrnal. Verantwortliche Redaetion: Oberredactenr Rudolf Günther in Dresden. —- —— - . . sss-sss^ . . ,. — l»»«r»t<-u»uo»tii»»« »u»x-r1»r Lstxri,: n. 6oau»i»»ioQLr äs» Vrvxiovr 1o»»ri»»t»; SZr»d«rU >«rU» VI« 1^ip»tU >»»»I >r»»l»u kr»»KN»re U. X.: «aa»»»«te»n -t ^oAirr, I«rNL-Vt»ll L»»dilr,- kr»A-l^ip«tx kr»»Lkart ». X. Xüocd»»t ^»»<1 K.'««,' I«rU»: /-va1»cie»»<t<int, >r«w«o: Lc/Uott«, >r»»l»u: L Ltan-rn » L^ea^ Ladat^), kr^nkkurt ». X r L' ^arArr'octl« Uuvkt»»o6Iuo8! 0vrNt»: (/. L»»u»,vr: 0. 8ekÄ«i«r, k»rt, S»rU» kr»o>lti»rt X Daxtx <F 6o,' L»o»dilr,t FL L»r»u»8«d»rr Lvni«l. LxpvUitioo äs» vrsräoer JouriuU», Dr«»äso, 2viv8«r»tr»»»« l^o. 80. Amtlicher Theil. Se. Majestät der König haben dem Postdirektor a. D. Friedrich Eduard Wagner, bisher in Zwickau, jetzt in Dresden, da« Ritterkreuz II. Classe vom AlbrechtSorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Verordnung an sämmtliche Amtshauptmannschaften, Stadt- räthe, Bürgermeister und Gemeindevorstände, die Wahlen zum Reichstage betr. Mit Rücksicht auf die bevorstehenden Neuwahlen zum Reichstage werden die Gemeindeobrigkeiten — als welche in dieser Beziehung für die Städte, in welchen die Revidirte Städteordnung gilt, die Stadt« räthe, für die Städte, welche die Stäbteordnung für mittlere und kleine Städte angenommen haben, die Bürgermeister und für daS plätte Land die Amts- Hauptmannschaften zu betrachten sind — hierdurch an« gewiesen, unter Beobachtung der im Wahlgesetze für den Reichstag vom 31. Mai 1809 (Bundesgesetzblatt vom Jahre 1869, Seite 145 flg.) und in dem zu Ausführung dieses Gesetzes erlassenen Reglement vom 28. Mai 1870 (Bundesgesetzblatt vom Jahre 1870, Seite 275 flg.) enthaltenen Bestimmungen unge« säumt, und zwar zugleich für die in ihren Bezirken gelegenen exemten Grundstücke, die in den 88 6 und 7 des angezogenen Reglements vorgeschriebene Ab. grenzung der Wahlbezirke vorzunehmen. Hcernächst Haden die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindevorstände in Gemäßheit von 8 8 des Wahlgesetze- und 8 1 des Reglements die Wähler« listen so beschleunigt aufzustellen, daß deren Aus legung sofort nach erfolgter Bestimmung des Wahl tages stattfinden kann. In Gemeinden, welche in mehrere Wahlbezirke eiuzutheilen sind, hat die Aufstellung dieser Listen für jeden Bezirk gesondert zu erfolgen, und es sind daher die Gemeindevorstände von den Amtshauptmannschaften wegen der geschehenen Bezirkseintheilung rechtzeitig mit Anweisung zu versehen. Ueber den Zeitpunct, mit welchem die Auslegung der Wählerlisten zu erfolgen hat, ergeht später Be stimmung. Gegenwärtige Verordnung ist sofort in allen Amts blättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 1. September 1884. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Paulig. Bekanntmachung. DaS Ministenum des Innern hat dem Vorstand des Vaterländischen Frauenvereins zu Cassel auf Ansuchen Erlaubniß zum Vertrieb von Loosen, zu der zum Besten des „Krankenpflege-Instituts vom rothen Kreuz in Cassel" für den Monat Mai 1885 in Aussicht genommenen Lotterie, im Königreiche Sachsen unter der Bedingung ertheilt, daß die Nummern der gezogenen Gewinne alsbald nach stattgesundener Ziehung im „Dresdner Journal" und in der „Leipziger Zeitung" veröffentlicht werden. Dresden, am 28. August 1884. Ministerium des Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Bekanntmachung, die Auslosung Königl. Sächs. Staatspapiere und die Auszahlung fälliger Kapitalien, Zinsen und Renten der Staatsschuld betr. Die öffentliche Auslosung der planmäßig am ^1 1885 zur Rückzahlung gelangenden 4 dl» StaatSschulden-Kassenscheine vom Jahre 1847 und 3 dt» StaatSschulden-Kassenscheine vom Jahre 1855 soll den 8. und v. September diese- Jahre-, Vormittags von 10 Uhr an, im hiesigen Landhaufe eine Treppe links stattfinden. Die Auszahlung der am — dieses Jahres fälligen Kapitalien der laut der Ziehungslisten vom 3. und 7. März 1884 ausgelosten 4 dl» StaatSschulden- Kassenscheine vom Jahre 1847 und 3 dl» StaatSschulden- Kassenscheine vom Jahre 1855, sowie der im nämlichen Termine zahlbaren Zinsen dieser Staatsanleihen und der Renten auf die Staatsschuldverschreibungen vom Jahre 1878 findet vom 15. September diese- Jahre- an gegen Rückgabe der betreffenden Kavita!- und ZinS- scheine bei der Staatsschuldenkaffe hierselbst und der Lotterie - DarlehnSkasse zu Leipzig, sowie Zufolge der bezüglichen Bekanntmachungen des Königlichen Fiua»»z- MinisteriumS auch bei der Sächsischen Bank D eSden und deren Filialen und bei Herrn Cd. bui./ rifler in Zwickau statt. Dresden, den 1. September 1884. Acr La»dtag»ao»schvß zv vcrwaltaug Ker Ztaa^sa, i» Bönisch. tttchüimtlichkr Lim! Urdersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Bohemia. Neue Preußische Zeitung.) Tage-grschichte. Betrieb-ergebniffe der unter k. s. Staatsverwal ¬ tung stehenden Eisenbahnen. (KohlentranSpott.) Dresdner Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dien-tag, 2. September, Nachmit tag-. (Tei. d. Dresdn. Journ.) Der Kaiser hielt heute zu Pferde, vom Kronprinzen und dem Prin zen Arnulf von Bayern begleitet, sowie von glän zender Suite gefolgt, eine Parade über da-Garde- corpS auf dem Tempelhofer Felde ab, welche auf da- Glänzendste verlief. Dlr Kaiserin folgte zu Wagen. Das Kaiserpaar wurde bei der Hin- und Herfahrt von den Kopf au Kopf gedrängten Mrnscheumaffen mit nichtenbenwollenden stürmischen Zurufen begrüßt. London, Montag, 1. September, Abend-. (W. T. B.) Nach einer Meldung von „Reuter's Officr" au- Tien-tsiu vom 28. vor. Mt». hätte der japanrfische Gesandte die Touveränetät über die Inseln Loochoo für Japan in Anspruch ge nommen und im Urdrigrn d»eseldeu Vertrag-rechte, welche China anderen auswärtigen Staaten zu- grstauden hat, auch für Japan gefordert. Der zapanefische Gesandte würde sich nach Peking de- geben, um dort darüber weiter zu verhandeln. Ein Telegramm aus Hongkong von heute sagt, der Admiral Courbet habe angrzeigt, die frauzöfischeu Alottenoperatioueu feie« beendet; Handelsschiffe könnten vou jetzt ab den Minfluß wieder ungehindert und in Sicherheit pasfiren. Loudon, DieuStag, 2. September, Morgen-. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Den „Time-" wird au- Peking vou heute früh telrgraphirt: Ju den Straßen find Anschläge avgehrftet, auf welchen der Krieg gegen Frankreich proclamirt und gleichzeitig allen Bewohnern unter strengen Strafen ande- fohlen wird, fich jeder Belästigung von Ange hörigen anderer Nationen zu enthalten. London, Dien-tag, 2. September, Mittag-. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Postdampfrr „Strogn- vald", welcher in der Sounabeudnacht in Lerwick eintraf, überbrachte einen Theil der Mannschaft der Bremer Bark „Marco Polo", welche am Frei- tag früh bet Fair J-le zwischen Orkney und Schottland gescheitert war. Ein Theil der Mann schaft wurde gelandet; mehrere find ertrunken. Edinburgh, Dien-tag, 2. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Premier Gladstone hielt gestern vor einer großen Versammlung in der Kornhalle eine Rede. Der Premier erwähnte auch die Frage der deutschen Colonien und wies entschieden die m deutschen Blät tern auftretende Behauptung zurück, daß die Engländer und Schotten diese Colonisation mit eifersüchtigen Blicken betrachteten. Er sei vielmehr vom Gegentheile über zeugt. Die Richtschnur für England müsse sein, sich gegen Andere so zu verhalten, wie England wünsche, daß Andere sich gegen England verhalten. Gladstone sprach ferner lebhafte- Bedauern über den Nichterfolg der Conferenz aus, der da- Anfehen europäischer Con« ferenzen al- Organ der civilisirten Autorität im Interesse des Friedens und Glückes der Völker schwer schädige, und erörterte sodann die ägyptische Politik der Re gierung in der Vergangenheit, während er über die künftige Politik zu sprechen ablehnte, bis der Lord Northdrook und der General Wolseley ihre Mission durchgeführt hätten. Warschau, DieuStag, 2. September, Mit tags. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie verlautet, Lände die Ankunft drS Kaisers Alexander III. für Donner-tag oder Freitag zu erwarten. New-Aork, Montag, 1. September, Mittag-. (W. T. B.) Die finkenden «rubeuarbeiter de» Kohlkndistrict» Hocking in Ohio haben am Sonn- abend ernste Ruhestörungen begonnen; dir Sinken den griffen die zum Schutze der Gruben ausgestell ten Wachen an, tödtelen «inen der Wächter, ver wundeten 2 andere und durchschnitten den Telr« graphendraht. Die strikenden Arbeiter lagern bei den Gruben, um dir nicht Strikenden am Ardei- ten zu verhindern. Zur Herstellung der Ruhe sind Truppen abgesendrt worden. Der Gouverneur von Ohio hat sich persönlich an Ort und Stelle begeben. Der Sheriff ist angewiesen, die Tumul tuanten in der gesetzlich vorgeschrirbeuen Weise heute zum LuSeinaudergehen aufzufordern. Nach den letzten Meldungen hatte die Zahl der Ruhe störer zugruommru. Dresden, 2. September. Während die Organe der Tagespresse begierig jede Notiz über die in Aussicht stehende Zusammenkunft der 3 Kaiser verbreiten, ist die soeben in Belarad stattgehabte Zusammenkunft des Königs Karl von Rumänien mit dem Könige Milan von Serbien verhältnißmäßig wenig beachtet worden. Und doch hat es nicht an Stimmen gefehlt, welche die Zusammenkunft mit derjenigen der 3 Kaiser in Zusammenhang bringen wollen. Auch diese Begeg ¬ nung ist, al- Zeichen des zwischen den Balkanstaaten herrschenden guten Einvernehmen-, eine neue erfreuliche Bürgschaft de- europäischen Frieden-. Das Miß- trauen, welche- ehedem zwischen Rußland und Oester reich-Ungarn bestand, ist geschwunden, und diese That- sache wirkt auf Rumänien und Serbien zurück. So lange man die orientalischen Verhältnisse und auch die österreichischen unter dem Gesichtspunkte der Ri valität mit Rußland betrachten konnte und mußte, fehlte e» niemals an Nahrung für jene- Miß trauen. „Die Erscheinungen auf der Balkanhalbinjel", schreibt die „Bohemia", „boten so lange genügenden Anlaß, bi- mau sich endlich überzeugte, daß viele dieser Erscheinungen nicht auf Rechnung des russischen Reiches und seiner Regierung, sondern de- Pansla wismus zu setzen waren, der selbst, sowie der Irre« denüSmuS gegenüber der italienischen Regierung, der Feind de- osficiellen Rußland und seiner Dynastie gewesen. Von dem Augenblicke an, da dieses Ver- hältniß klargestellt war, sah man auch die Agitationen auf der Balkanhalbinsel mit ruhigerm Auge an, und beruhigter, sich die Verhältnisse auf der Ballanhalb insel überhaupt. Heute, wo Rußland nicht minder, wie die- feiten der beiden anderen Kaisermächte der Fall ist, in der selbstständigen Entwickelung der Balkan länder und in der Erhaltung des »tatus guo der eigenen Machtstellungen die beste Gewähr für die Befestigung der Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel erblickt, ist auch die Frage der Rivalität von der Tagesordnung abgesetzt, und steht dem Anschlusse Ruhlands an die Politik der deutsch-österreichischen Allianz kein Hinder- niß im Wege. Solange eine solche Rivalität bestand, war auch die Situation für die Balkanfürsten eine peinliche. Zwischen scheinbar concurrirende Mächte eingekeilt, mußte ihr Schwanken zwischen dem einen und dem andern Nachbar und da- Rechnen mit den Einflüssen beider eine unbehagliche Lage erzeugen. Diese hatte zum Theil bereits ihr Ende erreicht, als die Balkanfürsten sich entschlossen, die freundschaftlichen Beziehungen zu der deutsch-österreichischen Allianz zu befestigen. Selbst dann noch mußte aber mit der Eventualität gerechnet werden, daß diese- Verhältniß von Rußland mit scheelen Blicken betrachtet werden könnte. Nun, wo auch Rußland die Entente mü den beiden Kaisermächten herstellt, ist der Beweis geliefert, daß die Balkanländer nicht mehr zu fürchten haben, durch ihre Stellung zu Deutschland und Oesterreich in einen Gegensatz mit Rußland zu gerathen. Die Po litik Deutschlands und Oesterreichs, welcher sie sich annäherten, ist auch jene Rußlands geworden. Es begreift sich, daß diese Lonstellation für dt? Fürsten der beiden größten Balkanstaaten, für die Könige von Serbien und Rumänien, Grund genug bieten, in einen persönlichen Gedankenaustausch mit einander zu treten und die übereinstimmende Politik, welche sie vereinzelt verfolgten, zu einer gemeinsamen zu stempeln. Man wird nicht fehlgehen, wenn man hierin den Zweck der eben in Belgrad stattgehabten Zusammenkunft der bei» den Balkanfürsten und deshalb auch in ihr eine Ge währ für die ruhige und freundliche Gestaltung der Verhältnisse auf der Balkanhalbinsel erblickt." Auch die „Neue Preußische Zeitung" betont die Befriedigung, mit welcher die Zusammenkunft des König- Karl von Rumänien mit dem König Milan allseitig ausgenommen und beurtheilt wird, „und zwar gerade weil diese- Zusammentreffen eine Festerknüpsung der serbisch-rumänischen Beziehungen und die Absicht eines einträchtigen Zusammenstehens dieser beiden Balkanstaaten bekundet, das vielleicht unter anderen Verhältnissen da oder dort mit Mißtrauen ausgenom men worden wäre. Die- konnte aber nur so lange der Fall sein, als die Balk mhalbinsel und jeder ihrer Staaten als ein Terrain für Rivalitäten der mächtigen Nachbarn betrachtet und so lange vielleicht deshalb Feuilleton. <k Redigitt vou Otto Bauet. K. Hoftheater. — Altstadt. — Montag, den 1.September, wurde als „Gedenkfeier für Heinrich Laube" in gerechter Würdigung der außerordentlichen Verdienste de- Verewigten um die deutsche Bühne und Schauspielkunst dessen populärstes Drama „Die Karls« schüler" gegeben. Wohl sind manche Beziehungen md Pointen in der Tendenz dieses Schauspiels in ihrer Wirkung jetzt erloschen; aber das große und an Schiller geknüpfte Grundthema des Stückes: der ideale Aufschwung des freien schöpferischen Geiste» in Oppo sition gegen die kalte Wirklichkeit, gegen die traditio nelle, praktische Ordnung der Dinge; der Kampf des freien Willen» und Denken- gegen die sclavische Fessel tyrannischer Willkür und Unterdrückung — diese rem menschliche, in allen Zeiten wiederkehrende und be ziehung-reiche Tendenz ist von kulturhistorischer Trag kraft und fesselt noch immer unsere Theilnahme für diese Dichtung. Erfüllt sie auch nicht die tieferen, poetischen Anforderungen des Stoffe», so bietet sie dafür in ihrer theatralisch pikanten Behandlung doch — besonders in den ersten drei Acten — spannendes Interesse, glückliche Wahl der Materialien und eine geistreich frische, lebensvolle und charakteristische Aus führung. Zudem regt sie die Schauspieler in größten- theil» dankbaren Rollen zu deren fleißiger Ausarbeitung m». Denn wenn ein voesiev oller Inhalt nicht al- mächtiger Hauptfactor siir den Totaleffect hilfreich eintritt, muß der Schauspieler um so mehr seine Partie durch sorgsamste Detailausführung für das Ensemble lebensfähig und wirksam machen. Die Vorstellung bot einzelne ausgezeichnete Leistungen, wenn, sie auch im Ganzen und im Zusammenspiel den Anforderungen an eine „Gedenkfeier" nicht völlig ent sprach. Vorzüglich spielte Hr. Porth den Herzog und wußte es in seiner Darstellung zur Geltung zu bringen, daß fich dieser Fürst in angestammtem Selbstbewußt sein und im Gefühle seiner Herrscherbegnadigung voll Selbsttäuschung niemals seiner egoistischen Fehler be wußt wirb, die sich in sehr beschränktem Geifteskreise mit Willkür und zopfiger praktischer Strenge äußern. Eine Meisterleistung giebt Frau Bayer — Ge neralin Rieger — voll natürlicher, scharfer Charakte ristik und hinreißender Leben-wahrheit. Frl. Ulrich spielte die Franziska liebenswürdig mit feiner flauen« Hafter Haltung. Hr. Walther gab den fanatisch ver knöcherten Pietisten — General Rieger — mit cha- rakteristem Ton vortrefflich, und Hrn. Kramer — Sergeant — gelang namentlich sehr gut die Erzäh lung seiner Lebensschicksale im zweiten Act. Schiller, den leicht und tief bewegten, feurigen, in seiner Stim mung zum Excentrischen geneigten jugendlichen Dichter, spielte Hr. MatkowSky mit warmer, schwärmerisch er regter Empfindung des Vortrags, aber mit zu heftigen Lontrasten des RedetonS und ohne für den Dichter der „Räuber" und des „FieSco" eine individuelle Cha rakteristik gewonnen zu haben Laura, diese schwierige naive Rolle — weil der Verfasser ihren Verstand bi- zum dritten Acte zu fest schlummern läßt — wurde vou Frl. Breier befriedigend gegeben. Mit der Dar stellung de- Hauptmanns v. Silberkalb fand sich Hr. Böck mit löblichem Bemühen ab, ohne jedoch ein hervorragend lebenStreueS Bild de- leeren aristokrati schen Hofschranzen geben zu können, welcher die Worte wie kalte, glatt geschliffene Krystallpfeile au- dem Munde gleiten läßt. C B. Ein Problem der Gesellschaft. Novelle von A. Maeby. (Fortsetzung.) „Sieh" - fuhr er bewegter fort — „früher hab' ich mir über das Alles keine Gedanken gemacht, ja, als Lommissar Liebert mir das Ansinnen stellte, einen ,Sträflings als Knecht zu dingen, wies ich es zuerst entrüstet ab. Erst, seit Fritz in unserm Hause, bin ich nachdenklich geworden, und verschiedentlich! Ge spräche mit dem humanen Herrn Liebert tragen dazu bei, falsche Ansichten zu klären und eingewurzelte Vor« urtheile auSzurotten und — gelt, Frauchen? im Grunde Deines Herzens giebst mir recht, nicht?" „Du sprichst ja wie ein Buch, hättest Pastor wer den sollen," versetzte die junge Frau, ihre weichere Stimmung unter erkünsteltem Spott verbergend." „Meinst Du? Ja ich glaube, daS war die längste Rede, die ich je in meinem Leben gehalten, und wenn sie Dir gefallen, freut's mich von Herzen!" lächelte Herr Klein Nun mach aber auch ein freundlich Ge sicht, Paulchen und" — er zog die nicht mehr Wider strebende fest an sich und küßte sie herzhaft — „und sei wieder mein alte- herzensgutes Weibchen." „Ja doch — ja! nur laß mich jetzt lo»! - sollen wir die Suppe etwa kalt essen?" IV. Frau Klein gab sich in der ^nächsten Zeit redlich Mühe, ihre Antipathie gegen Fritz zu unterdrücken. Sie schalt sich selbst, daß ihr dies so schwer wurde, da bisher sein Verhalten nicht die mindeste Ver anlassung zu irgend einem Tadel bot. Das einzige, was man ihm hätte zum Vorwurf machen können, war sein verschlossenes, wortkarges Wesen, sein an Schwermuth streifender Ernst. Hatte er seine tägliche Arbeit gethan, so zog er sich in seine Kammer zurück, wenn nicht Hrn. Klein's ausdrücklicher Wunsch ihn noch für eine Weile sesthielt. Fritz war nicht nur ein grundgescheidter Landwirth, auch seine sonstige Bil dung überstieg weit daS Niveau seine» Standes. Der „Lehrerssohn" hatte al» Knabe einen guten Grund gelegt, und indem er aus dem Schulzenhofe bei seinen Pflegeältern jede freie Stunde benutzt, die Lücken seine» Wissens durch fleißiges Lernen zu ergänzen, sich selbst weiter gebildet. Hr. Klein fand bald heraus, daß sein neuer Hausgenosse ihm an Bildung nicht allein gleichstand, sondern in manchen Fächern überlegen war, und unterhielt sich daher gern mit ihm über allerlei Nahes und Fernerliegende». — Fritz Schäfer trat zu keinem Erlenthaler in nähe ren Verkehr, nie bemerkte man ihn in müßigem Ge plauder mit einem der übrigen Knechte oder Mägde, nie besuchte er ein WirthShauS, Sonntag und Feier tag blieb er für sich allein, verließ memals feines Herrn Gehöft. Es ließ ihn völlig gleichgiltig, daß man ihn im Dorfe spottweise den „stolzen Prinzen" oder den feinen „Ausländer" nannte; denn so hoch gespannt die allgemeine Neugierde auch war, kein Einziger wußte genau, wo er eigentlich herstammte.
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