Dresdner Journal : 02.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188409020
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-02
- Monat1884-09
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- Dresdner Journal : 02.09.1884
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O SOS. 4d«»»»»eot»pr«l,: x»»« ck«»l»«k«»»«t«d«: ^tkrlicl»! .... 18 K»r^ ^MrrUol»! 4 Hurlc KV kk. Liüreluo liouuusr»: 10 kt. rk»N> äo» «isut»cl»«o Koicds» tritt kost- uoä 8tomp«l»ll,vl»i»^ tULZU. lL»»r«teopr«l»», ttr ä«o k»Ulu sivsr ^s,p»Irousv ?,tit-«il« SV kV. Uotsr „LiQ^s>uui6t" «ti» 2«il« KV kV. 8«i I'»b«1Ivo- uuä /iFvrn»»t» KV db ^ukiciil»^ Dienstag, den 2. September. DresdntrIomMl. 1884. t»»vr»t«i»»un»Nwv »u»MÜrt»! L«tv^! F>. 6owrui»»»ouLr äs« Vrsiäovr äouru»!»; LEdorA I«rU» Vt«» >—«I >r«»l«u »r«Lktart «. N.: Ffaa»«n»t«x <4 ^0A>«r, I«rIiL-Vt«L S»i»di>r^. kr«^ - rnu»kt«rt «. N.-Nüocd-u- A/o«»«,' S«rlii»: /»vaOäknäaxt/ Krim«»: L Schotte,- 8r»»t»ur L Ltan-««'« L-rea« sLmi! Ztadat^),- rr»o>lkurt ». N.r L Ta^A^Aoks kuekt»»irälui>8; VSrUt»: t?. L/Msr; L»o»o,«r: 6. r«rt, 8«rU» - rr»»Ilkilrt ». M- T-a«L« «e Oo., s»»>kurg! Ltein«r Lr»eN«Ill»> t Vt^lici» mit ^uinkkrn« äs» 8o»i>- vuä ksisrt»^a >tdenä« Kr äsv kvl^saäso 1»^. Beraatwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf (Aüuther in Dresden. ll«r»u»U«derr ^Suiel. Lrpsäition äs» Drs*är>er lourruü», Dr«»äso, 2«iv8»r»tr»s»« tio. SV. Äintlicher Theil. Dresden, 30. August. Se. Majestät der König haben nachstehende Personal-Veränderungen in der Armee Allergnädigst zu genehmigen geruht: Ernennungen, Lefördernngen, Versetzungen: Die Beförderung des Secondelieutenants von Marschalck im 1. (Leib-)Grenadier-Regimente Nr. tOO, zum Premierlieutenant — vorläufig ohne Patent —, die des PrennerUeutenants Weigel im 1. Feld-Arülle- rie-Regiment Nr. 12, zum Hauptmann und Batterie- Ches; die Ernennung des charakterisirten Premier lieutenants Richter letztgenannten Regiments, zum etatsmäßigen Premierlieutenant mit einem Patente vom Tage der Lharakterisirung; die Beförderung des Feuerwerks-Premierlieutenants Wenig, zum Feuer werks-Hauptmann, die des ZeuglieutenantSAlemming, zum Zeugpremierlieutenant; die Ernennung des Ober feuerwerkers Gau des Fuß-Artillerie-Regiments Nr. 12, zum Feuerwerks-Lieutenant; die Beförderung des Pre- mierlleutenants der Reserve des 3. Infanterie-Regi ments Nr. 102, Sievert, zum Hauptmann der Re serve, die der Secondelieutenants der Reserve Beyer und Könitzer 1 letztgenannten Regiments, Petri des 4. Jnfantene-Regiments Nr. t03, Bornemann des Schützen-(Füsilier-)Regiments „Prinz Georg" Nr. 108, zu PremierUeutenants der Reserve, die des Premier lieutenants der Reserve des 1. Husaren - Regiments Nr. 18, Steiger, zum Rittmeister der Reserve, die der Secondelieutenants der Reserve Chlermann, Ebert und Gadegast letztgenannten Regiments, Kees, Thieme und Ackermann des 2. Husaren-Regiments „Kronprinz Friedrich Wilhelm des Deutschen Reiches und von Preußen" Nr. 10, zu Premierlieutenants der Reserve; die Ernennung des Secondelieutenants a. D. Reichelt, zum Secondelieutenant der Landwehr; die Beförderung der Unterärzte der Reserve Or. Jaessing des 1. Bataillons (Leipzig) 7. Landwehr-Regiments Nr. 106, Or. Doering des Reserve-Landwehr-Batail- lons (Dresdens Nr. 108 und Or. Müller des 2. Bataillons (Meißen) 4. Landwehr-Regiments Nr. 103, zu Assistenzärzten 2. Klasse der Reserve; die Versetzung der Assistenz-Aerzte 2. Klasse Or. Rudloff des 8. In fanterie-Regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107, zum 10. Jnsan^ne-Regimente Nr. 134 und Or. Geß ler letztgenannten Regiments, zum 8. Jnfanterie-Regi- mevte „Prinz Johann Georg" Nr. 107. ü. ^bschiedsbewilliguugen. Die Stellung zur Disposition des Hauptmanns und Kompagnie-Chefs Freiherr» von Wirfing im 7. Infanterie - Reglmente „Prinz Georg" Nr. 106 in Genehmigung seines Abschiedsgesuches mit der gesetz lichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Regiments-Uniform mit den vorgejchriebenen Abzeichen, unter gleichzeitiger Verleihung des Charakters als Major, und die des Oberstlieutenants und Komman deurs des 2. Husaren-Regiments „Kronprinz Friedrich Wilhelm des Deutschen Reiches und von Preußen" Nr. 10, von Uslar, in Genehmigung seines Ab schiedsgesuches, mit der gesetzlichen Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Regiments - Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, unter gleichzeitiger Verleihung des Charakters als Oberst; die Verleihung des Charakters als Oberst an den Oberstlieutenant a. D. und Oberstallmeister von Ehrenstein; die erbetene Verabschiedung der Secondelieutenants von Oertzen des 8. Infanterie-Regiments „Prinz Johann Georg" Nr. 107 und Scheller des 1. Husaren-Regiments Nr. 18, sowie die des Stabsarztes Or. Ramdohr des 10. Infanterie - Regiments Nr. >34 und des Assistenz-Arztes 1. Klasse der Reserve Barth des 1. Bataillons (Plauen) 5. Landwehr-Regiments Nr. 104, Feuilleton. Redigin vo« Otto Banck. Ein Problem der Gesellschaft. Novelle von A. Marby. (Fortsetzung.) „Wenn die Jungens Fritz nur von Weitem er blicken, sind sie nicht zu halten; so flogen sie ihm vorhin wie der Sturmwind entgegen und zogen ihn mit Gewalt zur Schaukel und quälten mich nachher so lange — Fritz jagte kein Wort —, bis auch ich mit Miezchen mich schaukeln ließ, hättest nur sehen sollen Tantchen, wie vergnügt Mieze war. Ja und dann, beim Herabspringen zog Wilhelm mich am Kleide, daß ich stolperte und gewiß hingeschlagen wäre, hätte Fritz mich nicht gehalten. Und dabei nahm er mir Mariechen ab, und nun wollte sie nicht mehr 'runter von seinem Arme und — und ich sah darin wahr haftig kein Unrecht — und hätt's auch nicht übers Herz bringen können, Fritz zu kränken. Er ist gegen die Kinder immer so lieb und gut, thut ihnen wer weiß was zu Gefallen — dürfen sie ihm denn dafür nicht anhänglich sein?". Ehe Frau Klein, die, ihr Jüngstes noch auf dem Arme, mit bitterböser Miene wieder am Herde stand und auf die brodelnde Suppe achtete, auf Käthchen'S Rede eine Erwiderung fand, nahm ihr Mann das Wort und sagte zustimmend: „Gewiß dürfen sie daS! Ich wüßte nicht, warum wir's ihnen oder auch dem Fritz wehren sollten, wenn er sich gern mit den Kin- dem abgiebt." aus Allerhöchsten Kriegsdiensten und zwar Stabsarzt Or. Ramdohr mit der gesetzlichen Pension. Dresden, 1. September. Se. Majestät der König haben dem Hauptmann und Intendantur-Rath im Kriegs-Ministerium, von Pereira, die Erlaubniß zur Annahme und Anlegung des demselben verliehenen Offizierskreuzes der Rumänischen Krone Allergnädigst zu ertheilen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den mit der interimistischen Verwaltung der Amtshauptmannschaft von Zittau beauftragten Re- gierungs rath von Schlieben zum Amtshauptmann daselbst zu ernennen. Bekanntmachung. Die öffentliche Versteigerung der in diesem Jahre auszumusternden Dienstpferde der Cavallerie, Artillerie und des Trains soll an den nachgenannten Tagen und Orten von Vormittags 10 Uhr ab stattfinden: Freitag, den 19. September er. in Dresden, Oschatz, Riesa und Freiberg, Dienstag,- 23. - ar. in Großenhain, Pe ¬ gau und Pirna, Mittwoch, - 24. - er. in Grimma und Roch ¬ litz und Donnerstag, den 30. October und l. - Sonnabend, den 1. November j Dresden. Die Pferde der Garnison Lausigk werden in Grimma, die der Garnison Borna in Pegau und die der Garnison Geithain in Rochlitz zu Verstei gerung gelangen. Das Nähere wird durch die betreffenden Lokal- Blätter und an den Versteigerungsplätzen bekannt ge macht werden. Dresden, am 22. August 1884. Kriegs - Ministeriu m. III. Abtheilung. Schurig. Felgner. tlitÄiMtlicher Lheil. Ueberficht: Telegraphischt Nachrichten. ZeitungSschau. (Nemzet. Magyar Korona. Vater land.) Taqesgeschichte. (Dresden. Berlin Greiz. Bremen. Wien. Prag. Agram. Paris. Brüssel Haag. Bern. Rom. Kopenhagen. Belgrad. Hongkong.) Dresdner Nackrich rn. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Groitzsch. Schnee berg. UngluckSfälle in der Provinz. Vermischtes. Statistik und Volkswirthschan. Feuilleton. Telegraphische Witterungsbcrichte. Erste Beilage. Quittung und Dank des AlbertvereinS. Inserate. Zweite Beilage. Börsenuachrichten. Telegraphische Nachrichten. Potsdam, Montag, I. September, Nachmit tags. (Tel.d.DreSdn. Journ.) Dem heutigen Bulle tin zufolge, ist der Zustand der Prinzessin Wilhelm befriedigend; Complieationen find bis jetzt nicht eingrtreten. Da der fernere Verlauf der Krank heit voraussichtlich ein langsamer sein wird, erfolgt „Ich glaube", — versetzte Käthe schnell, den Onkel dankbar anlächelnd — „er findet dabei seine einzige Erholung. Sieht er nicht für gewöhnlich aus, als ob ein geheimer Kummer ihn drückt? fo ernst, so finster! Aber beobachte ihn 'mal, wenn er mit den Kindern spricht und scherzt, dann ist er ein ganz Anderer — da hab ich ihn, der sonst nie lächelt, so gar schon lachen hören." „Es wird ja immer besser!" lachte Frau Klein, sichtbar erregt, höhnisch auf. „Sehr schicklich für ein Mädchen, wie Du, sich d'rum zu kümmern, was ein ordinärer Knecht für ein Gesicht zieht, statt die Augen in die Wirthjchaft zu stecken und zu sehen, wo es da fehlt." „Liebe Tante" — „Ich habe genug von Deinem albernen Gewäsch. Geh jetzt und decke den Tisch. Nimm die Jungens mit." Für Paul und Wilhelm — der Letztere war ein bausbäckiger, kugelrunder, drolliger kleiner Knirps und wurde fast nur „Dicker" gerufen — hätte es des mütterlichen Befehles gar nicht erst be durft. Eingeschüchtert von dem unfreundlichen Wesen der selten Scheltenden, waren sie froh, dem gewitter schwülen Bereich zu entkommen und schossen noch vor Käthchen zur Küchenthür hinaus. Kaum hatte diese sich hinter den Dreien geschlossen, als Herr Klein mit verdrießlich gefurchter Stirn dicht an seine Frau heran trat und kopfschüttelnd sagte: „Paulchen, Paulchen, hab' noch nicht gewußt, was für eiu Starrkopf Du bist! Ich merue, Käth- die Lu-gabe von Bulletins uur noch von Zeit zu Zeit. Agram, Sonntag, 3l. August, AbeudS. (W. T B.) Der kroatische Landtag ist heute vom Ba- uuS Grafen v. Khuen HedervLry geschlossen wor den. Vorher gelangte ein königl. Nrscript zur Ver lesung, welches die Hoffnung ausspricht, daß daS Werk der Bereiuiguug der Militärgreuzr mit Hilfe drS nächste» Landtags werde zum Abschluß gebracht werden, und welches nach erfolgtem Ab läufe der 3jährigen Legislaturperiode die Auflösung des Landtag» verfugt. DaS Nescript wurde mit lebhaften Ziviorufen aufgenommen. Nom, Sonntag, 3l. August, Abends. (W T B.) Die klerikalen Journale werden morgen eine päpstliche Encyklika an den grsammten katho lischen Episkopat veröffentlichen, welche, an die vorjährige Enryklika bezüglich der Rosenkranz«»- dacht erinnernd, zu erhöhter Andacht ermahnt, um den Triumph der Kirche zu sichern und Italien vor weitere» Verheerung»» der Cholera zu be wahren. London, Sonntag, 3l. August, Abends. (W. T. B.) Der Lord Northdrook und brr General Lord Wolseley find heute Nachmittags über Wien und Triest nach Alexandrien abgereist, wo sie am Sonnabend einzutrrffrn gedenken. Dresden, 1. September. Das deutsche Volk begeht morgen wieder die Feier des Sedantages. Werfen wir bei dieser Ge legenheit einen Rückblick in die Geschichte. Durch die unsterbliche Waffenthat von Sedan wurde der letzte Rest der Schmach des am 24. October 1648 zu Münster und Osnabrück geschlossenen westfälischen Friedens gesühnt und Deutschland die vordem inne gehabte politische Weltstellung zurückgegeben. Nach Berechnungen erfahrener Volkswirthe und Lultur- historiker dauerte es bis zum Jahre 1840, ehe Deutsch land wieder zu dem Grade des Wohlstandes gelangt war, den es vor dem Ausbruche jenes unglückseligen, mit französischem Gelde auf deutschem Boden geführten Krieges besessen: ein Kampf, dessen Fortführung die kurfächsische Politik damals bekanntlich mit aller Kraft widerstrebte. Bis zum Jahre 1870 währte eS, ehe Deutschland seine zuvor innegehabte führende Stellung in Europa wiedererrang. Auf den westfälischen Frie den, der Deutschland weder nach innen, noch nach außen, weder religiösen, noch politischen Frieden brachte, sondern nach innen nur die Einleitung zu einer Periode des Zerfalls und langer Zwietracht bildete, war unser Vaterland lange Zeit die Beute des Auslandes. Seine schönsten Provinzen im Nor den, viele seiner besten Häfen waren im Besitze Schwe dens; Dänemark hatte sich auf Kosten Deutschlands gestärkt; Frankreich entriß uns unsere Provinzen am Rhein und schloß Bündnisse mit den rheinischen Für sten, durch welche ihm die Straße bis ins Herz Deutschlands geöffnet wurde, während im Osten drohend Türken und Tataren an das Thor des Reiches pochten. In Ösen residirte ein türkischer Pascha. Das deutsche Nationalgefühl schien erloschen zu sein. Mit tiefem Schmerze schildern uns einzelne erleuchtete Geister aus jener Zeit, wie Leibnitz, die Lage des Vaterlandes. Der Holländer Valkenier schrieb sein „Verwirrtes Europa" und gab ein Bild der Jntriguen, welche die französische Politik in Eu ropa angezettelt. Die Weltherrschaft Frankreichs, die Uebertragung der römischen Kaiserkrone an den „ICurs ObrmtiLQismiuu»", wie Leibnitz Ludwig XIV. nennt, schien eine Zeit lang die einzige Lösung der Verwirrung. Ueber anderthalb Jahrhundert mußten dahin gehen, ehe sich der Anfang einer Besserung zeigte. DaS alte deutsche Reich, gegen welches König Friedrich II. von Preußen die letzten Stöße führte, mußte durch die Stürme der französischen Revolution zusammenstürzen und in den Freiheitskriegen sich erst Das wieder heraus bilden, was uns während der Periode des Nieder ganges ganzK abhanden gekommen war, das deutsche Natwnalgefüyl. Ein wahrhaft deutsches National gefühl war in der sogenannten Periode der Aufklär ung selbst den größten Männern unbekannt; an die Stelle des Nationalbewußtseins war ein vager Kosmo politismus getreten. Deutschland konnte nun neu er starken; aber noch fehlte ihm die einheitliche Central gewalt, welcher der Dualismus zwischen Preußen und Oesterreich hindernd in dem Wege stand. Auch dieser Dualismus wurde beseitigt, und ein harmonischer Ausgleich ist durch das deutsch-österreichische Bündniß gefunden worden, während die einheitliche Neuorgani sation der deutschen Staaten die eigentliche Sühne der Schmach herbeiführte, welche einst zu Münster und Osnabrück unserm Volke angethan wurde. Deutsch, lands Westgrenze befindet sich Meder an der Mosel und auf der Höhe der Vogesen, und was Kaiser Fer dinand II. im 30jährigen Kriege begründen wollte und was später ebenso vergeblich der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg versuchte, eine deutsche Kriegsflotte, das ist heute Wirklichkeit geworden. Auch das andere Ziel des Kurfürsten, die Begründung deutscher Colonien, wir sahen es in diese,/ Tagen zur Wahrheit werden. Die Mächte, welche Deutschland ehedem mit Füßen traten, Frankreich und Schweden, haben heute hinreichend mit sich selbst zu thun, oder sind sogar, wie Schweden, Norwegen und Dänemark, in die zweite Linie getreten. Auch Spanien, das noch nach dem 30jährigen Kriege einen so verderblichen Einfluß auf die deutsche Politik übte, nimmt heute in der Weltpolitik eine sehr bescheidene Stellung ein. Venedig, das einst die Orientpolitik beherrschte, ist völlig von der Weltbühne verschwunden, und die Türkei, einst der furchtbarste Feind Deutschlands und der europäischen Cultur, hält sich heute in Europa nur noch durch den Schutz der Großmächte und erkennt mit Dankbarkeit den Werth der deutsch - österreichischen Freundschaft an. Deutschlands Feinde, wo sind sie hingekommen? „Osus »tüuvit et äissi^uvit!" Mit den Worten der Schrift dürfen wir heute sagen: „Das Alte ist vergangen, siehe es ist Alles neu geworden." In der Tagespresse giebt sich allgemein die Be friedigung über die erfreulichen Ergebnisse der deutschen Politik kund. So bringt die „Schlesische Zeitung" unter dem Titel: „Deutschlands Weltstellung" einen Artikel, in welchem es heißt: „Kaum wird es mög lich sein, in der ganzen, fast 2 Jahrtausende umfassen den Geschichte unserS Vaterlandes einen Zeitpunkt festzustellen, in welchem sich Deutschland eines gleich ehrenvollen, gesicherten Friedens, einer gleich ruhm reichen Weltstellung und eines gleichen Anspruchs an die Zukunft erfreut hätte, wie in den Tagen, die wir eben durchleben. So oft wir daran gehen, die Welt lage unter allgemeinem Gesichtspunkte ins Auge zu fassen, eröffnen sich uns neue glänzende Per spective. Heute erscheint es selbst nicht mehr ver messen, wenn wir uns der Hoffnung hingeben, daß daS feste, innige Bündniß, welches uns an Oesterreich knüpft, sich allmählich, vielleicht schon im Laufe eines einzigen Menschenalters, zu einem völkerrechtlichen Bunde erweitern werde, der nicht nur nach außen hin gleich einem einheitlichen Staatswesen dastehen und sich allen zeitwei ligen Allianzen überlegen zeigen, sondern auch durch eine einheitliche Handels-, Verkehrs- und Gewerbepolitik und durch anderweite gemeinsame Institutionen sich als ein unzerreißbares, organisch gefügtes Ganzes dar stellen würde. Mag dies Ziel auch schwer erreichbar sein, mögen ihm noch tausend und abertausend Hm- chen's menschenfreundliches junges Herz muß Dich be schämen!" „So? Du machst mir Vorwürfe? Stellst das junge Ding mir zum Muster hin? Laß nur 'mal eine Silbe über Schäfer's Vergangenheit verlaut baren und dann sieh zu, wo Käthchcn's Mitleid bleibt! Sie wird ebenso zurückschaudern vor dem Mörder wie — " „Frau! Ums Himmelswillen, schweige! Willst Du Dein Wort brechen? den armen Burschen, der für sein Vergehen genugsam gebüßt, erbarmungslos aus dem Hause treiben? vielleicht einem neuen Verbrechen in die Arme?" „Das befürchtest Du doch nicht? Kennst seinen ,edlen' Kern ja besser." Herr Klein überhörte den Hohn in den eingewor fenen Worten absichtlich. „Ja", fügte er mit ernster Bestimmtheit, „Fritz Schäfer ist em guter, braver Mensch geblieben, trotz seiner fünf Jahre Zuchthaus! Er hat unser Wort, über sein Unglück gegen Jedermann zu schweigen, und noch hat er uns keine Veranlassung gegeben, unser Versprechen zu bereuen, und ich bin fest überzeugt: das wird nie geschehen! Nun isrS aber auch für uns Christenpflicht, ihn wieder als ein voll ebenbürtiges Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu betrachten, ihn durch nichts an die Zeit seiner moralischen Er niedrigung je zu erinnern, nur dadurch kann er den rechten Halt in sich und den Glauben an sich all mählich wieder finden." Herrn Klein'« Rede blieb die» Mal ohne Erwide rung. Hatte sie die gewünschte Wirkung gethan? Die trotzig aufeinander gepreßten Lippen der jungen Frau ließen es kaum hoffen. Jetzt ließ sie ihr Töchterchen sanft zu Boden gleiten, goß schweigend die dampfende Suppe in eine bereitstehende Schüssel und wollte sich eben anschicken, letztere in die Stube zu tragen, als Klein, ihre Hände festhaltend, eindringlich bat: „Paulchen, mir zu Liebe versuche Deine Voreingenommenheit ge gen Fritz zu überwinden. Wenn je ein Unglücklicher, so verdient er unsere Theilnahme. Glaube mir, so mancher verkommene und verlorene Taugenichts wäre anl Ende wieder ein brauchbarer Mensch geworden, wenn seinerzeit, als er danach verlangte, sich ihm eine rettende Hand geboten hätte, statt in hochmüthiger Abwehr den Zuchthäusler von sich zu stoßen. Wenn so, wo der BejammernSwerthe auch anklopft, alle Thüren und Herzen sich ihm verschließen, muß da nicht sein Gemüth sich verhärten und verbittern gegen die grausame Menschheit? Sie allein ist schuld, wenn er aus neue Abwege geräth, tiefer und tiefer in den moralischen Abgrund versinkt und schließlich im Zucht hause oder durch Selbstmord endet. (Fortsetzung solgt.) Zum Charakterbilde Britisch Indiens. (Schluß.) Den Mittelpunkt des geselligen Lebens bei den Hindu bildet der Haushalt; aber der äußern Welt ist derselbe nicht leicht zugänglich; denn daS HauS, na mentlich der höheren Kasten, ist in jeder Beziehung ein Heiligthum, in welchem der Vater fast unum schränkte Autorität ausübt, zugleich aber auch für die leiblichen und geistigen Bediirfniffe der aanzen Familie zu sorgen hat. Denn die verheirathen Söhne führen
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