Dresdner Journal : 28.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188409280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840928
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840928
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-28
- Monat1884-09
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- Titel
- Dresdner Journal : 28.09.1884
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Sonntag, den 28. Septemder. 1884 Ldoao«»r«ut»prel» r I» <l«ut»eL«» : ^LLrlivk: .... 18 Hurk. Maltet»: 4 Hurk SO kk. LutLvlL« UllLULvr»: 10 kk. rd»Id äs» ä«ut»ol»«o Nsiollv, tritt koit- >u»ä Ltsmpsliuiotä»^ tüo»u. lu8«r»t»uprsl»«r Vür ävo k^»w sioor ^«pultsuon ?<Utr«iIs 10 kl. Ootsr „LiLjsvsiulät" äi« 2vi1v SV kk. Loi lubsllsu- uu<1 LLsrusut» SV Xas»ctä»b. DrrslmrrZmrnal. Verantwortliche Redactton: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Lrrekolosn r TAgUel» wit Au»uulnn« ä«r 8ovo- voä ksisrt»K» Xdsuä» tAr äso kolgsuäsn Fug. / I' 1o»«r»t«o»on»dws »u»«itrt»r : n. Lranä»t«tt«', 0omiui»»ionLr äs« Orssäosr äourv»I»; LuodorU ->»rlt»-Vt»o I.«ip»tU L»44I Lr»,I»o-rr»o>lkaN ». N.: //aa»«>Ä«»n -S koAt^/ N«rNu-Vt»u-U»»dorU- kr»U - 1>»ip»1x kr»oktvr1 ». H-Hüoek«»: Nu<t ,' Lsrlio: /»«vaiiäenäan^, Lrsmso: üc/i/ott«,' Lr»»l»v: F LtanAen's urrau <Lm,i Labatk),' kr»o^t»>-t » N : ^aeAe^soks Luekbuuäluog; 8brM»: 6^. A/Mrr; S»vvor«r: (7. §cSu«t«r, r»rt» L«rU» rr»vktllrr ». N Itvttx»rt: DauS« <1 t)o., S»a>d»r^: ^tä. Lte»v«r. N«r»a«red«rr Nüoiel- Lrpsäitioo äs» vrssäoer äovrmä», Drssäso, 2vio^sr»trv»s« llo. SV. Abonnements - Ginladung. Auf das mit dem 1. October beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „Dresdner Jour- nals" werden Bestellungen zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expeditton (Zwingerstr. Nr. 20), für a«S»ärtS bei den betreffenden Postanstalten. Äömgl. Expedition -es Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Mil. Dresden, 24. September. Se. Majestät der König haben dem Archidiakonus, Consistorialassessor H. tbool. Friedrich Ernst Kühn in Dresden den Titel und Rang als Consistorialrath in der IV. Classe der Hofrang ordnung zu verleihen Allergnädigst geruht. DreSden, 24. September. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Schuh- ' macher Earl Wilhelm Reppe zu Lunzenau für die von demselben am 13. Juli dieses Jahres unter eigener Lebensgefahr bewirkte Rettung eines Mannes vom Tode des Ertrinkens dre silberne Lebensrettungsmedaille mit der Erlaubniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Bekanntmachung, die Eröffnung des Bahnbetriebes der Schlußstrecke Weida (Altstadt)-Weida, der Mehltheuer-Weidaer Secundäreisenbahn betreffend. Das Finanzministenum hat beschlossen, die Schluß strecke Weida (Altstadt)-Weida der Mehltheuer-Wei daer Secundäreisenbahn und somit diese Bahn in ihrer gesammten Länge am 1. Oktober laufenden JahreS dem öffentlichen Verkehre zu übergeben. Die Generaldirection der Staatseifenbahnen, durch welche die Leitung des Betriebes der gedachten Eisen bahn erfolgt, wird für dieselbe die Tarife, sowie den Fahrplan bekannt machen; dagegen verbleibt die Er ledigung der Bauangelegenheiten und die Regelung der auf die Besitzverhältnisfe sich beziehenden Geschäfte dem Commissar für den Ausbau der Mehltheuer-Weioaer Eisenbahn. Dresden, den 27. September 1884. Finanz-Ministerium. Krhr. v. Könueritz. Müller. Nichtamtlicher Mil. Telegraphische Nachrichten. Haag» Freitag, 26. September, Abends. (W. T. B.) Die Zweite Kammer der Generalstaaten hat in ihrer heutigen Sitzung mit 68 gegen 14 Stimmen beschlossen, die beantragte Abänderung der Verfassung, wonach während der Regentschaft die LerfassungSrevisionen nicht zulässig sein sollen, in Erwägung zu ziehen. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Bern, Freitag, 26. September, Abends. (W. T. B.) In dem Beschlusse des BunkesratheS, be treffend die (bereits unter „Tagesgeschichte" gemeldete) Ausweisung der 6 Anarchisten, heißt eS: Feuilleton. Rrdigirt von Otto Banek. Ein Problem der Gesellschaft. Novelle von A. Mardy. (Fortsetzung.) Immer herzerschütternder tönten seine Worte, leidenschaftlich bewegter der Klang seiner Stimme während der Schilderung: wie jenes Rachegelüst zur fixen Idee wurde, die ihn Tag und Nacht verfolgte, bis zu dem furchtbaren Augenblicke, wo er die Hand erhob zum tödtlichen Schlage. Da war's, als ob ihn ein wildbrausender Chaos verschlang, — aber dann, als er allmählich zum Bewußtsein erwachte, die zer malmenden Erinnerungen immer deutlicher auftauchten, er Käthchen und deren Onkel , denen er seinem in Wahnsinn das größte Herzeleid hatte anthun wollen, in unermüdlicher Güte um sich walten sah — seitdem fühle er seine Brust von Qualen der Reue zerrissen, Qualen, die keine Worte zu schildern vermöchten und wenn er sie in sein Herzblut tauche. Ein Undank, wie er ihn hatte zollen wollen für hundertfache Wohl- thaten, war noch nie erlebt worden. Er hielt nun erschöpft inne und plötzlich, ehe Käthchen, die in ihrer tiefen Erschütterung keme Worte fand, sich dessen versah, lag Fritz zu ihren Füßen und preßte ihre zitternden Hände an seine Lippen, seine heißen Augen. „Um Gott — was thun Sie? — nicht so, Fritz, Der BundeSrath hat in Erwägung, daß die in der Schweiz sich aufhaltenden, unten aufgeführten Aus länder einer internationalen anarchistischen Propaganda angehüren, einer Verbindung, welche sich als solche mit den Verbrechern Stellmacher und Kammerer, ihren früheren Mitgliedern, offen als folidarisch erklärt und in ihren publlcistischen Organen, sowie in Flugblättern ihre Genossen fortwährend zur Begehung ähnlicher ge meiner Verbrechen auffordert, und in Erwägung, daß dieselben infolge der gegen sie getroffenen polizeilichen Maßnahmen aus Deutschland und Oesterreich in die Schweiz gekommen sind und in unserm Lande ihre Agitation für anarchistische Zwecke fortgesetzt haben, einem bezüglichen Anträge des Regierungsrathes des Cantons Basel-Stadt vom 17. September d. I. Folge gebend, in Anwendung des Art. 70 der Bundes verfassung beschlossen, aus dem Gebiete der Eid genossenschaft auszuweisen: Karl Theodor Weiß aus Dresden, den Schreiner Franz Grob-Senger aus Lid- meritz in Mähren, den Schreiner Franz Stieglitz aus Pulgram in Mähren, den Tagelöhner Karl Julius Mück aus Sternberg in Mähren, den Schneider Jakob Lederer-Haberkorn aus Nemcie in Böhmen, den Korb macher Leopold Zeckbeuer-Müchingen aus Donawitz in Steiermark. — Die Regierung von Basel-Stadt und bez. die Regierungen derjenigen Cantone, auf deren Gebiete eines der genannten Individuen betroffen wird, find beauftragt, diesen Beschluß zu vollziehen und über die Vollziehung dem eidgenössischen Justiz - und Polizeidepartement Bericht zu erstatten. Rom, Sonnabend, 27. September. (Tel. d. Dresdn.Journ.) In Genua wurden in den letzten 24 Stunden 38 Choleraerkraukungen mit 22 To desfällen gezählt. Dresden, 27. September. Aus Südafrika kommt die Kunde, daß sich all mählich wieder ein sehr ernster Gegensatz zwischen der Lapcolonie und England herausbildet, sowie daß die Boeren in Vryburg, der Hauptstadt von Stellaland, die britische Flagge heruntergerissen und dieses Gebiet „im Interesse der Menschlichkeit", wie es in ihrem Auf rufe heißt, ihrer südafrikanischen Republik einverleibt haben. Der Häuptling Montsioa hat den besten Theil erwählt und sich den Boeren ergeben; der Vertreter der englischen Oberhoheit aber, Major Lowe, hat sich mit seinen 50 Polizisten, welche bis jetzt den einzigen thatsächlichen Ausdruck dieser Oberhoheit bildeten, in dem Lager von Scotty Smith's verschanzt und soll dort die englische Hilfe (?) abwarten. Man hört ferner, daß der englische Exresident Rhodes, welcher Montsioa befreien wollte, vor den Boeren das Hasenpanier er griff. Wahrscheinlich wird man bald auch noch hören, daß der eine oder der andere der englischen Gouver neure von Südafrika seine Abdankung einreichen wolle, weil er die beständige Wortbrüchigkeit Englands nicht mehr ertragen könne. Die Boeren werben unterdessen neue Mannschaften an, verstärken ihre Rüstungen, werfen lüsterne Augen auf das Gebiet des zweiten Betschuanahäuptlings Mankoroane und betrachten den vom Volksraad nur mit allem Vorbehalte bethätigten Vertrag, welchen sie vor Jahresfrist auf dem Colonial amte mit Sir Hercules Robinson, dem Gouverneur der Capcolonie, abschlossen und unterzeichneten, als ein werthloses Stück Papier. Das englische Publicum hat sich an den südafrikanischen Wirrwarr so gewöhnt, daß auch jetzt sein Groll über den der englischen Flagge angethanen Schimpf nicht über einige giftgeschwollene Leitartikel hinausgeht. Am ärgerlichsten für die Briten ist, daß die große Handelsstraße vom Caplande in das Innere Afrikas vollständig in die Hände der Boeren zu fallen droht. Die Sicherung derselben — stehen Sie auf!" flüsterte sie erschrocken, verwirrt von den widerstreitendsten Empfindungen durchfluthet. Er achtete ihrer Bitte nicht; in angstvoller Er wartung zu ihr aufschauend, rief er in halb ersticktem, zitterndem Tone: „Ich weiß wohl, für mich giebt'S keine Sühne — und nicht, um Ihre Verzeihung zu erflehen, habe ich Ihnen mein schuldbeladenes Herz enthüllt. Käthchen I zu Allem, was Sie für mich ge- than, fügen Sie noch die letzte Großmuth: helfen Sie mir, Ihren guten Onkel verföhnen! Er zürnt mir, daß ich sein Haus verlassen will, hält mich für un dankbar! Können Sie mir nachfühlen, wie nieder - drückend dies Bewußtsein für mich ist? Nun Sie Alles wissen, werden Sie ja begreifen, daß ich nicht bleiben kann in diesem Hause — in der Nähe der ahnungs losen Frau, nach deren Leben ich freventlich die Mörderhand erhoben!" „Und ist es dies — nur dies allein, was Sie forttreibt aus Europa? oder" — halb wider Willen drängten die Fragen sich über Käthchen'- Lippen — „wie ich wohl richtiger sagen muß: fesselt nichts — nichts Sie an Ihre Hrimath? Athmet nirgend eine Menschenseele, der Sie durch Ihr — Scheiden Schmerz bereiten?" Die Worte trafen. Sie fah ihn zufammenzucken, aber er faßte sich rasch und versetzte gepreßt: „Ich stehe allein! Dem Au-gestoßenen weint Niemand nach." Sie merkte, er verhehlte ihr etwas. Es gab noch eine verborgene Falte in seinem Herzen. Bon einem brennenden Weh erfaßt, ohne zu bedenken, ob sie seine Qualen erhöhte, forschte sie dringend: „Und — Anne?" war da- hauptsäÄichste Ziel Englands beim Ab schlusse des letzten Vertrage-, gegen dessen Verletzung durch die Boeren eine am 24. d. von angesehenen Einwohnern der Capstadt abgehaltene Versammlung Verwahrung eingelegt hat, weil dieselbe für die Supre matie Englands in Südafrika von verhängnißvollen Folgen sein könne. Gleichzeitig sprach man sich für die Unterstützung Englands zur Behauptung der ins Innere führenden Handelsstraße aus. Ueber das Vorgehen der Boeren in Betschuana- land erhält die „Schlesische Zeitung" von ihrem Londoner Correspondenteu nachstehende Mittheilungen: Dar Betschuanaland, nördlich von der Capcolonie, grenzt im Osten an das Gebiet der wieder unabhängig gewordenen Transvaalrepublik. Eine Anzahl von Ansiedlern aus den umliegenden Colonien, größten- theils holländische Boeren, hat im Betschuanalande 2 Niederlassungen unter den Namen Stellaland und Goschenland errichtet. Es war die Frage, von wel chem Staate diese neuen Colonien abhängen sollten. In dem vor einigen Monaten zwischen England und Transvaal geschlossenen Vertrage haben sich die Boeren verpflichtet, ihre Streitigkeiten mit den Eingeborenen und insbesondere mit den Betschuana der Entscheidung der englischen Regierung zu unterbreiten. Da sich nun bald Zwistigkeiten zwischen den neuen Ansiedlern und einigen Clans der Betschuana eingestellt hatten, so schickte der Gouverneur der Capcolonie auf Grund jener Bestimmung des Vertrages nach Stellaland einen Commisfar, Mr. Mackenzie, dessen Ernennung von den Boeren sehr übel ausgenommen wurde. Die Boeren von Stellaland setzten ihren Krieg gegen einen der hervorragend sten unter englischem Schutze stehenden eingeborenen Häuptlinge, Montsioa, ruhig fort. Mr. Mackenzie mußte nach dem Caplande zurückkehren und legte sein Amt nieder. Die Häuptlinge ihrerseits sahen, daß sie sich nicht auf den Schutz Englands verlassen konnten, und nahmen in ihrer Verzweiflung ihre Zuflucht zur Regierung von Transvaal. Diefe beeilte sich, ihrer Bitte zu entsprechen und die Häuptlinge Montsioa und Mo- schette unter den Schutz und die Jurisdiction des Transvaalstaates zu stellen. Um nicht offen die Bestim mungen des Vertrages mit England zu verletzen, wurde in der betreffenden Proclamation allerdings die Zustimmung der britischen Regierung Vorbehalten; eS ist aber nicht daran zu denken, daß diese verweigert werden könnte, wenn England nicht mit Waffengewalt einzuschreiten gesonnen ist. Während dies im Westen des Transvaalstaates vor sich ging, wurde auch im Osten der englische Einfluß zum Rückzüge vor dem der Boeren gezwungen. Am 27. August wurde die Errichtung einer neuen Boerenrepublik im Zululande proclamirt. Diese Proclamation ist von Dinisulu, dem Sohne des verstorbenen Königs Cetewayo, rati- ficirt worden. Der einzige Zuluhäuptling, welcher den Boeren Widerstand geleistet hatte, Usibepu, mußte sich in das sogenannte Reservatgebiet, einen im Jahre 1879 unter unmittelbare englische Herrschaft gestellten Streifen Landes mit dem festen Orte Ekowe, zurückziehen. Durch den Vertrag mit Dinisulu werden den Boeren 3 Millionen Acres (l 200 000 Hektaren) Land abgetreten, welche dieselben in Landloosen von 1800 bis 2000 Hektaren nach dem in Transvaal üblichen Modus unter sich vertheilen werden. Während also England in Aegypten sich immer häuslicher einzurichten sucht und die deutschen Gebietserwerbungen an der Westküste Afrikas mit schlecht verhehltem Ingrimm betrachtet, da es sie nicht zu hindern vermag, verliert es in Süd afrika vor dem vordringenden Boerenthum Schritt für Schritt an Boden. , Vielleicht ist der Tag nicht mehr fern, wo es hier auf eine Kohlenstation in der Tafel bai beschränkt ist. Die den radicalen Cabinetsmitgliedern Dilke und Chamberlain nahestehende „Pall Mall Gazette" „Anne?" wiederholte er, befremdet aufschauend. „Sie — lieben Sie noch?" hauchte sie mit fliegen dem Athem. „Glauben Sie das? Ich habe Anne immer nur gern gehabt, wie eine Schwester; wenn ich mich trotzdem mit ihr verlobte, so geschah's meinen Pflegeältern zu Liebe und — aus Unkenntniß des menschlichen HerzenS! Ich trug damals kein wär meres Gefühl für eine Andere in mir, ahnte nichts von der leidenschaftlichen Gluth" — er brach plötzlich ab, erschrocken über sich selbst. „Damals", — drängte Käthchen mit stockendem Athem — „doch jetzt? Sie lieben eine Andere — Fritz — wer ist's?" Er sah in ihr ihm zugeneigte« Antlitz, fühlte den Athem ihres Mundes auf seiner Stirn, sah ihre blauen, feuchtglänzenden Augen mit einem Ausdruck von er wartungsvoller Spannung und hingebender Zärtlichkeit an seinen Lippen hängen — Gott! Gott! sollte sie? ein Schwindel ergriff ihn — aber nein, nein! es war ja unmöglich! Er strich mechanisch mit der zitternden Hand über sein Gesicht, wollte sprechen und brachte keinen Laut hervor. Da schlug's nochmals wie Sirenenklang an sein Ohr: „Wer ist's, die Sie lieben?" Nun schwand alle Selbstbeherrschung dahin, er barg das Antlitz in Käthchen'S Schooß und rief mit gewaltsam ausbrechender Leidenschaft: „Du willst eS? o Käthchen, Käthchen, Du ahnst nicht, was Du forderst! Wohlan! Vernimm denn, was ich als einziges Geheimmß mit mir nehmen wollte; still verschlossen in meiner Brust als köstlichster Heilig bemerkt: „Wir scheinen mit der Republik Transvaal im Kriegszustände zu sein. Denn die- und nichts Anderes folgt auS dem Bericht von Mr. RhodeS, .der jetzt dem Earl Derby vorliegt. Man wird sich erinnern, daß Mr. Rhodes als Nachfolger von Mr. Mackenzie nach Betschuanaland gesandt wurde. Er wurde von dem Obercommissar, als Vertreter Englands, ernannt, und die Ernennung erhielt die Bestätigung der Cap- regierung Er wurde ausgewählt wegen seiner Oppo sition gegen die Ansichten des Mr. Mackenzie und wegen seiner Bemühung, irgend welche Einmischung der Reichsregierung in Betschuanaland zu verhindern. Als er aber in Montsoa's Gebiet ankam, fand er, daß die Transvaalregierung einen unformellen Krieg gegen beschützte britische Unterthanen führte, daß ihre Crea- turen kalten Blutes einen britischen Polizeibeamten ermordet hatten, und daß sie, ehe er abreiste, formell ein Gebiet annectirt hatte, welches durch die Lon doner Convention unter den Schutz der britischen Flagge gestellt worden war. Die Boeren fangen also einen Kneg mit uns an. Das ist ganz klar. Nicht weniger klar ist, daß diesem Zustande der Dinge ein Ende gesetzt werden muß, und zwar sofort. Wie der Bericht von Mr. Rhodes befagt, wurde Montsoa das Wort Englands feierlich verpfändet und ihm das be' stimmte Versprechen gegeben, daß die Regierung der Königin ihre Verpflichtungen erfüllen würde. Doch angesichts dieses ausdrücklichen Versprechens haben die Boeren Montsoa verschlungen. Wir stehen daher, und sicherlich gegen unsern Willen, mit Transvaal im Kriege, und je eher dies als als eine der „ Verpflichtungen der Regierung der Königin" anerkannt wird, desto besser. Wenn wir den Boeren gestatten, uns und unsere einheimischen Bundesgenossen aus einem Ge biete zu verdrängen, das wir noch vor 6 Monaten ihnen abgesprochen, so thäten wir am besten, unsere Flagge in der Capstadt einzuziehen und eine unserer . größten Colonien von Lüderitzland durch das erste beste deutsche Kanonenboot einverleiben zu lassen." Jedenfalls würde das Copland sich dabei unendlich wohler befinden, als bei der jetzigen englischen Miß- wirthschaft. — Der „Standard" betrachtet die Be setzung von Vryburg im Zusammenhänge mit der jüngsten amtlichen Proclamation der Regierung von Transvaal, welche die Häuptlinge von Montsioa und Moshcette endgiltig unter die Jurisdirection der Boeren stellt, als einen Act der Annexion de- Terri toriums, in directer Verletzung des mit der britischen Regierung geschlossenen Vertrages. Lagesgeschichte. Dresden, 27. September. Se. Majestät der König wird vom Jagdhause Rehefeld heute Abends in der königl. Villa zu Strehlen wieder eintreffen. * Berlin, 26. September. Heute Vormittags er folgte in Coblenz die Enthüllung des dem General v. Göben aus dem kleinen Paradeplatze errichteten Denkmals. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Ihre kaiserl. und königl. Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin mit Ihren königl. Hoheiten der Prinzessin Victoria und den Prinzen Wilhelm und Heinrich, Se. königl. Hoheit der Prinz Albrecht, Prinz Heinrich von Hessen und der Fürst v. Wied trafen um 11 Uhr vom Schlosse durch die Flaggenstraße und die Ehrenpforte, an welcher 45 Kriegervereine mit ungefähr 1500 Mann Spalier gebildet hatten, im Kaiserzelte ein. Der Kaiser wurde von dem Oberbürgermeister Lottner, die Kaiserin von dessen Frau empfangen. Die Fräuleins v. Gilicu, Settegast und v. Zakozewsky überreichten Bouquets an die Kaiserin, die Kronprinzessin und die Prinzessin Victoria. Die Kaiserin nahm im Vordergründe des Kaiserzeltes Platz, ihr zur Linken stehend der Kaiser, thum sollte man es dereinst mit mir begraben. Ja! ich liebe — liebe, wie wohl selten ein Weib geliebt wird! Fragst Du noch nach seinem Namen? Wer anders kann es sein, als mein Schutzgeist — mein rettender Engel? Jetzt" — seine Stimme versagte — „weißt Du Alles — stoß nun den Unseligen von Dir — Du schweigst? — Um des ewigen Erbarmers willen vergiß das wahnsinnige Gcständniß und denke, wenn ich fern bin — dann denke —" Da neigte sie das thränenüberströmte Antlitz noch tiefer herab und seine Hände fassend und an ihre zuckenden Lippen drückend, lispelte sie kaum hörbar: „Ich kann nur das Eine denken und begreifen: wenn Du von hier scheiden mußt, so gehst Du nicht allein, ich — gehe mit Dir!" Er wurde todtenbleich - hatte er solchen grau samen Spott verdient? Sich jäh von ihr loSreißend, sprang er taumelnd auf und murmelte tonloS: „Ver gebe Ihnen Gott — diefen Scherz." Aber mit ihm zugleich hatte auch Käthchen sich erhoben, und nun umfingen ihre weichen Arme den Schwankenden, und ihr erglühendes Gesicht an seine schwerathmende Brust lehnend, flüsterte sie, unter Thränen lächelnd: „Du glaubst mir nicht? O, Lieber, Lieber! und doch ist's wahr: wenn Du mich — allein — hier zurücklässest — sterbe ich vor Gram." „Käthchen — Käthchen!" — Er weinte laut auf — seine heißen Thränen vermischten sich mit den ihren. (Schluß folgt.)
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