Dresdner Journal : 08.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188410084
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841008
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841008
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-08
- Monat1884-10
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- Dresdner Journal : 08.10.1884
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^83«. Ad«oae»eat»prel, r l» L»ieL, z ^Lkrliok: .... 18 N»r^. ^M»rUol»: 4 K»rk V0 kk. LlL»«lL0^<ULlLvr»: 10 kk. ^a»»«rIuUd äe» äsutscksv Haielio» tritt ko«t- u»ü 8t«wp«Irll»c:b1»^ t>>n»n la»«r»t«opr«t»«l ävo k»uio oiQsr ^espLlt«i>vL p«tit-«il» 80 kL vnt«r .Ma^vstuiät" äi« 2«ilv KO kk. 8si iulä 2i^vrv»»tr 80 db Lrsokvln«»» IN^Ued mit Au«iuct>w» ä«r 8om>- ovä ksisrt»K» Adenä» kär äso kolzsaäsn 1'»^. Mittwoch, den 8. October. 1884. DreMerZoumal. »unWUi-ln F>. Lran-l-t-tt«'', OowwitmiouLr äs, Vrv-äoer äonrv»t»; S»»d«r, -V1,o 8—,l >r„I»u rnmkk-rr ». U.: <s ^o-ler, 8«rUi> -Vj.ll L^dvr^- kr«tU 1>«jp»tx kr«»Iltllr1 ». N. - Hüo«d«L: ^tuä iH"««, Z.rlin: /«vaiiäsnciant, vr»w«a: A. Lektott e, 8r»«l»u L Ltan-en» Litreai (Lm«i Xabat/»-, kr»Qllt»rt » N ; L' ^»«Ac^seks 6uekU»v6lui>8; L6rUt»: 6?. Kütt^; S»iu»ov»r: O. k»rti 8«rU» xr»»LN»rt ». M- ^a«d« -s 6o. / Li-dur^: A-i. Berantwortliche Redaction: Oberredaeteur Rudolf Günther in Dresden. ll e r LII» 8 v d « r: Nüllisl. Lipsäitioa äs» Vrsiävsr äourv»!», vrssäso, 2«ill8«r,tr»WS Ho. 80. Amtlicher Theil. Dresden, 4. October. Se. Majestät der König haben dem ordentlichen Professor der Physik an der Universität Leipzig l)r. pdil et msä. Gustav Theodor Fechner das Comthurkreuz I. Classe des AlbrechtS- ordenS Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Prag, Montag, 6. October, Abends. (Tel. d. Reichend. Ztg) Ja der Gemeindecommisfion deS Landtages gab heute der RegierungSvrrtreter Statt- haltereirath Kmoch bezüglich des Antrages Herbst auf nationale Abgrenzung der Bezirke folgende Erklärung ab: Die Regierung anerkennt, daß ungeachtet rücksicht lich der Bildung der verschiedenen Bezirke des Landes nach der Nationalität der Bevölkerung schon Vieles geschehen ist, dennoch in Betreff der Ausscheidung einzelner Gemeinden und Zuweisung derselben zu anderen Bezirken oder in Betreff der Theilung be standener und Bildung neuer Bezirke noch weitere Aenderungen wünschenswerth sein können. Sie ver schließt sich auch nicht der Erkenntniß, daß durch solche Aenderungen die Wirksamkeit der unteren Berwaltungs- und Gerichtsbehörden erleichtert werden kann. Sie anerkennt auch, daß unter Umständen durch solche Aenderungen die Wirksamkeit der Bezirksvertretungen gefördert werde, und theilt die Ansicht, daß diese Aende rungen auch einer entsprechenden Abgrenzung der Landtags- Wahlbezirke zu Gute kommen könnten. Geleitet von diesen Anschauungen, kann die Regierung nur erklären, daß sie gegenüber dem Anträge Herbst eine ablehnende Haltung nicht annehme und daß sie dem bezüglichen Landtagsbeschlusse die bereitwilligste Berücksichtigung zuwenden werde. Ungeachtet dessen kann sich aber die Regierung nicht verhehlen, daß Umstände obwalten können, in welchen die vollständige Durchführung des Antrages auf nicht zu beseitigende Schwierigkeiten stoßen kann und daß die Aenderung der in einem Bezirke bestehenden Verhältnisse selbst in den Kreisen der betheiligten Bevölkerung, sei es aus ökonomischen oder anderen Gründen, nicht gewünscht wird. Mit Rücksicht hierauf muß die Regierung ihre Erklärung an die Voraussicht knüpfen, daß ein Verlangen um solche Aenderungen aus der betreffenden Bevölke rung gemacht werde und daß die geographischen insbesondere auch die ins Gewicht fallenden finan-, ziellen Rücksichten dieselben nicht als unzulässig erscheinen lassen. Insoweit aber in der Motivirung auch auf eine der Sonderung der Bezirke entsprechende Organisation der bestehenden zweiten Instanzen hin gewiesen wird, muß die Regierung jetzt schon erklären, daß sie auf eine solche Aenderung der Organisation der zweiten Instanzen einzugehen nicht in der Lage wäre, weil sie der Anschauung ist, daß eine solche Aenderung den im Auge zu behaltenden Interessen der einheitlichen Verwaltung und Justizpflege in hohem Grade abträglich sein würde. Der Abg. Ur. Herbst beantragt, diese Erklärung dem Protokoll einzuverleiben, womit sich der Re- girrungSvrrtreter einverstanden erklärte. Der Abg. Palacky constatirt, das ArirdenSbedürfniß sei auf beiden Seiten ein gleichmäßiges. In der heutigen Sitzung der Wahlreformcom- Mission entfernten sich die deutschen Abgeordneten, als die Mehrheit der Commission zur Wahl deS SubromittS und des Referenten schritt. Buda-Pest, Montag, 8. October, AbendS. (Lorr.-Bur.) DaS Abgeordnetenhaus beschloß in seiner heutigen Sitzung die Wahl eines 21glied- rigen AdrrßausschusseS. Der Präsident forderte Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Kunstverein. Unsere wiedereröffnete permanente Ausstellung des Kunstvereins erfreut gleich zu Anfang durch einige interesfante Objecte. Es gehören dahin in erster Linie die„Aquarellstudien" von Eduard Leonhardi in Loschwitz. Wir sehen eine beträchtliche Anzahl von Blättern mit landschaftlichen Einzelheiten, meist Vor der- und Mittelgründe, getreu nach der Statur den Motiven bei Herrnskretschen und im EdmundSgrunde entnommen. Dieser Umstand und das Arbeiten zu den im grünen Lüstre des Lolorits farbenähnlichen Jahreszeiten von Früh- und Hochsommer konnten nicht verfehlen, dem Eindruck der reizenden Skizzen eine ge wisse Gleichartigkeit zu geben, ganz abgesehen von der Verwandtschaft, welche alle Naturmodelle der sächsi schen Schweiz trotz aller Grazie und lieblichen An- muth durch den Lharakter des pittoresk Netten und Niedlichen unter sich haben. Dieser Eharakterzug muß jeden Künstler, und den sinnigen und gemüthvollen am meisten, auf da» zier liche Eingehen ins Detail hinführen. Die Art, wie Leonhardi dieser Aufforderung gefolgt ist, verräth die Feinheit feines Geistes und Blickes, die Ausführung aber verkündet jedem Kenner solcher Studien den liebe vollsten Fleiß und die unbefangenste Hingabe an die verständnißreich gewählten Gegenstände. Nicht wenige der Blätter entzücken geradezu durch den idyllischen Zauber uud die Präcisiou de» Abdruck». ES zeigt jene Abgeordneten, welche eine mit dem Abgeord- netenmandate unverträgliche Stelle bekleiden, auf, sich zu äußern, ob sie das Mandat oder die Stelle niederlegrn wollen. Paris, Montag, 6. October, AbendS. (W. T. B.) Ein Telegramm auS Hongkong vom heutigen Tage bestätigt die nach vorauSgegangevem Bombardement erfolgte Besetzung von Tamsui. 3 Bataillone der Marineinfanterie verlassen Tam sui wieder, um dir Verbindung mit den Truppen in Kelung herzustelleu. Lyon, DievStag, 7. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der vergangenen Nacht fand in der Straße St. KrancoiS deS Alles eine Bomben- explofion Statt. Dir Bombt war auf rin Fenster der Gendarmerircaserne gelegt worden; durch die Explosion wurden dir Fensterscheiben zerbrochen, die Mauer beschädigt und mehrere Sprengstücke in das Zimmer des Zahlmeisters grschlrudert, welcher abwesend war. Dir Untersuchung ist ein- grlritet. Brüssel, Montag, 6. Oktober, AbendS. (W. T. B.) Der bisherige hiesige englische Gesandte, Malet, überreichte heute drm Könige sein Ab- derufungSschrriben und wird sich übermorgen (Mitt woch) auf seinen neuen Posten nach Berlin begeben. London, DieuStag, 7. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Morgen (Mittwoch) wird wieder ein Cabinetsrath abgehalten. Nach einer Meldung aus Assuan vom 5. d. Mis. wurde bei der Ankunft eines Infanterie- reglmentS ein Pockeufall entdeckt. DaS betreffende Bataillon ist unter O.uara»täue gestellt worden. Kopenhagen, Montag, 6. Oktober, AbendS. (W. T. B.) Der Reichstag ist heute im Kestsaale der Universität eröffnet worden. Der König be- rührte in brr von «hm verlesenen Thronrede auch die Feuersbrunst im Schlosse Christiansborg und sagte: Das königl. Schloß, welches den Vertretern der Nation bisher zum Obdach gedient, liegt in Trümmern, und es muß dies zu ernstem Nachdenken stimmen, zu gleich aber als eine ernste Aufforderung betrachtet werden, in Eintracht für das Wohl de» Landes und des Volkes zu arbeiten. Die Thronrede legt dem Reichstage ganz besonders ans Herz, die Selbstständig, keil des Landes durch zweckmäßige BertheidigungS- maßregeln zu sichern, und schließt mit dem Ausdrücke der Hoffnung, daß auch die übrigen Arbeiten für das Wohl des Landes von dem besten Erfolge begleitet fein möchten. Der König wurde bei seinem Eintritt in den Saal uud als er denselben wieder verließ, mit llmaligen Hochrufen begrüßt. Bei der hierauf vorgenommmen Präsidentenwahl wurden die bis herigen Präsidenten wiedergewählt. Der Reichs- tag wurde alsdann auf 4 Wochen vertagt. Kairo, Montag, 6 Oktober, Abends. (W. T. B.) Eine Depesche deS Obersten Kitchener auS Ambukol meldet, ein Dampfer des Generals Stewart, welcher von Chartum kam, habe an drm Felsen des Kataraktes von Wadigarna Schiff bruch gelitten und sei gesunken. Stewart habe einen Boten an Kitchener abgrsandt, welcher Hilfe von Dongola aus verlangen sollte. Ein officieller Bericht des Obersten Kitchener meldet, daß nach dem Schiffbruche deS Dampfers des Generals Stewart ein Sheik sich erboten habe, Stewart durch die Wüste bis nach Merawi zu führen. Auf drm Wege dorthin seien Stewart und seine Begleiter ermordet worden. sich dabei, daß eine wohlverwandte frühliche Frische im lachenden Grün mehr natürliche Rechte hat und ge nießen sollte, als ihr die meistens nach braunen und ge brochenen Tönen hinarbeitenden Maler zugestehen. Und gerade mit diesem Lenzgesicht der Farbe verträgt sich das etwa» süße, dem elegisch Träumerischen zugeneigte Element Leonhardi'S, das in der Oelmalerei oft gefähr lich genug wirkt, viel gefälliger, als mit einem ernsten Farbenkletd. Die Methode der Technik ist eine ge mischte, freiwillig gemodelt nch dem scheinbar kürzesten Weg zum Ziele; doch fanden dabei die eigentlich nicht zur Sache gehörigen, absolut deckenden Farben eine sehr geschickte Verwendung. Ein älter, L Oelgemälde von dem leider zu früh verstorbenen Fritz Bamberger „Elbmündung" hat manche Schwächen, aber die Lichtseite, daß es die Mächtigkeit des Terrains und Elementes sprechend zum Ausdruck bringt. Eine „Landschaft bei Partenkirchen" von Stell in Tölz wirkt angenehm als eine harmonische Arbeit, ge hoben von dem Zauber und der Größe deS Motivs. Th. Lhoulant in Dresden hat eine „Partie an der alten Reitbahn im königl. Schlosse zu Dresden" gemalt und er bewies durch die Wahl dieses MotwS, welche überraschend malerische Wirkung demselben inne wohnt. O. B. Freda. Novelle von E. Eameron. Au» drm Englischen von August Frenzel. (Fortsetzung.) ,Hst denn die Heirath das Portal zu jener höhern Stufe, vou der die arme» Mädchen ausgeschlossen sind?" Kairo, DieuStag, 7. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) „Reuter'S Office" meldet, dem Ver nehmen nach hätte der Lord Northbrook dir gänz- kiche Abschaffung dcr ägyptischen Armer und deren Ersetzung durch VOW Mann Polizei vorgrschlagrn. Die ägyptische Regierung soll gegen den Vor schlag sein. Washington, DieuStag, 7. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Infolge von Einwendungen der französischen Delegirtrn gegen die Wahl deS Meridians von Greenwich als Ort für den ge meinsamen Meridian hat sich die internationale Conferenz vertagt, ohne rin Abkommen zu er- zielen. (Vgl. die „Tagesgeschichte".) Dresden, 7. October. Die Menge kleinerer und größerer Conflicte, welche Großbritannien seit einigen Jahren sich in Süd- asrika,und zwar auf der östlichen und westlichen Küste, auf den Hals geladen hat, macht es begreiflich, wenn das Lolomalamt zaudert, den Kreis seiner Verantwortlich keit in den genannten Gegenden zu erweitern, selbst auf die Gefahr hin, andere europäische Nationen in Landstrichen festen Fuß fassen zu sehen, welche die englischen Behörden in London und in der Capstadt als rechtlich in ihrem Jnteressenkreise liegend zu be trachten pflegten. Es läßt sich nicht leugnen, daß zur Stunde die Colonialpolitik Englands sich in einer Art UebergangSstadium befindet, welches die bestehenden Conflicte geradezu verschlimmert und England als Colonialmacht etwas in Verruf bringt. In den guten a'ten Zeiten des frischen fröhlichen Annectirens und DreinschlagenS wären die höchst unerfreulichen Auf tritte im Zululande und in dem den Betschuanen ver tragsmäßig gesicherten Landstriche kaum möglich ge wesen. England hätte diese theils mit Waffengewalt, theils durch Verträge unterworfenen Gegenden einfach behalten und gegen jeden Angriff von außen mit der auf der ganzen Erde bekannten britischen Zähigkeit vertheidigt. Eine solche Politik wäre klar und deut lich und leuchtete den Wilden ebensowohl ein, als dem Steuerzahler, der sich schmeichelt, mit dem „Jnstinct einer weltbeherrschenden Race" begabt zu sein, wie der Engländer zu sagen liebt. Jetzt liegen sich zwei ganz verschiedene Richtungen in den Haaren, und die Folge davon ist.«ine Halbheit, ein zeitweiliges Vorstoßen, gefolgt von eiligem Rückzüge, ein Stehenbleiben, wo man vorwärts sollte, oder dann ein Vorstoß mit abso lut ungenügenden Mitteln, kurz gerade dasjenige Ver fahren, welches die Quelle unendlicher Reibereien ab- giebt und nur mit nationaler Demüthigung enden kann. Die gespannten Beziehungen zwischen den Boeren und den Engländern sind eine bekannte Thatsache. Die britischen Behörden haben eine wohlbegründete Ab neigung gegen die Ausbreitung der Afrikander; sie haben ihr Möglichstes gethan, die Boeren innerhalb der Grenzen des Transvaalstaates einzuschließcn; sie haben sorgfältig abgewogene Verträge mit ihnen ge schlossen und ihnen Bedingungen auferlegt, die zwar nicht hart, doch dem natürlichen und angeborenen Unab hängigkeitssinne der biederen Boeren herzlich zuwider sind. Und jetzt stellt sich heraus, daß dieselben Boeren, d. h. Freischärler aus dem Natal und Transvaal, ein settes Stück des Zululandes als Belohnung für die dem Dinizulu, Cetewayo's Sohn, geleistete Hilfe bean- pruchen und bereits von ihm erhalten haben. Was agt die englische Regierung zu diesem neuen Boeren- taate jenseits der Reserve? Ist der Vertrag, welchen Lunzulu mit den Boeren abgeschlossen hat, gütig ohne die Zustimmung der englischen Regierung? Welche Art Suzeränetät übt England über das unglückliche Zululand aus? Ein frappanteres Bild der Halbheits politik, wie sie sich im britischen Colonialamte einge nistet hat, läßt sich nicht denken. Gladstone will das ,Ln der Regel, ja, jedoch nicht immer. Bitte zum Beispiel — zählt in geistiger Hinsicht vollständig zu den Mädchen; Sie zu classificiren, bin ich nicht ganz sicher." „Nun, ich werde, wie Sie wissen, sehr bald ver- heirathet sein, und das wird dann vielleicht über mich entscheiden", antwortete ich lustig. „Ja; übrigens brauchen Sie mich nicht so oft da ran zu erinnern," sagte er etwas mürrisch. Dieser plötzliche Wechsel in seinem Ton überraschte mich und ich schwieg. Lapitän Thistleby hatte die Ruder zur Hand genommen und brachte uns tüchtig vorwärts. Ein schön gewachsener Mann kann wohl kaum vortheilhafter aussehen, als wenn er rudert. Da ich die breüe Brust, die krästige und leichte Bewegung der starken Arme meines Begleiters und seinen wohl geformten, mit dichtem Haar bedeckten Kopf betrachtete, der mit der Grazie und Stärke eines Apoll auf seinen Schultern saß, dachte ich, daß der Capitän Thistleby doch der vollendete Ausdruck männlicher Schönheit sei. Verstohlen blickte ich unter meinem Hute hervor nach ihm hin. Bis dahin hatte ich noch nicht bemerkt, welch schöne Augen er hatte — Augen, die manchmal schmachtend und schläfrig unter langen, verschleiernden Wimpern hervorjahen uud dann auch wieder feurig voll Energie ausflammten. Die schön geschnittene Nase, das schars geformte Kinn verriethen Kraft und Geist; und der Mund, obgleich durch den langen, rothbrau nen Schnurrbart verdeckt, zeigte in seinen Linien Festig keit und Charakter. Bella hatte entschieden Recht, al» sie ihren Schwager einen schönen Mann nannte. Wir gleiten rasch über da» Wasser dahin, ein gol dene» Licht schimmert auf den Wellen, da» Boot bahnt Zululand nicht annectiren, oder bloS einen Theil, schickt Letewayo, durch Bedingungen an Händen und Füßen gebunden, zurück, läßt ihn durch seine Feinde zu Tode Hetzen und ärgert sich nun, daß an seiner Stelle die landhungrigen Boeren sich da» von Eng land zuerst mit Waffengewalt bezwungene Land an eignen. DaS in Pretoria, der Hauptstadt von Trans vaal, erscheinende Blatt „De Volksstem" veröffentlicht die vom 16. August datirte Bekanntmachung, durch welche die neue Republik Zululand oder, wie sie sich selbst amtlich nennt, die „neue Republik", m die Reihe der südafrikanischen Staaten einge treten ist. Die englischen Maßregeln, besonders die Theilung des Landes unter 13 sich befehdende Königlein, hatten das Zululand in ewige KriegS- wirren gestürzt. Von diesem unruhigen Zustande des Landes geht die Bekanntmachung, welche von dem Präsidenten der Republik, Meijer, und dem Staats sekretär Esselen unterzeichnet ist, aus; sie entwirft ein lebhaftes Bild, wie Raub und Todtschlag die Bevöl kerung lichtete, in Höhlen verscheuchte und der HungerS- noth preisgab; wie diese Fehden den ganzen südafri kanischen Handel stören, wie aber keine Regierung sich um die Verhältnisse des ZululandeS gekümmert habe; wie nun Boeren aus den verschiedenen Staaten Süd afrikas im Interesse der Menschlichkeit und Civili- sation den Bitten der Zuluhäuptlinge Gehör schenkten, wie sie in Zululand einrückten, Dinizulu, Cetewayo's Sohn, krönten und am 23. Mai 1884^mit dem neuen Zulukönige einen Vertrag schlossen, demzufolge die siegreichen ZuluS ihren Bundesgenossen, den Boeren, einen Theil des Landes, von einer Größe von etwa 1355000 holländischen Morgen, an den Grenzen Transvaals und des RejervatgebieteS als Grundlage der neuen Republik, deren Hauptstadt Hloban heißt, ab traten. Nicht viel besser sieht eS im Betschuanenlande aus, d. h. in dem an das Transvaal angrenzenden Landstriche, welcher dem Buchstaben der Verträge nach unter englischer Oberhoheit steht, thatsächlich aber von holländischen Ansiedlern wimmelt, welche den engli schen Behörden ein Schnippchen schlagen, so oft sie können. Noch am Ende der Session meldete Mr. Ashley, der UnterstaatSsecretär des Colonialamtes, daß Mr. Mackenzie, den man erst vor 1 Jahre als obersten Magistrat nach dem Betschuanenlande abgeschickt hatte, von dem Gouverneur' der Lapcolonie, unter dessen Jurisdiction er stand, mit Zustimmung der englischen Regierung von seinem Posten abberufen worden sei. Seither ist keine officielle Mittheilung mehr über die Vorfälle gemacht worden, welche zu diesem außer ordentlichen Schritte geführt haben. Doch ist bekannt geworden, daß ein Mr. Bethel, den Mr. Mackenzie kurz vor seiner Abberufung zum Befehlshaber der Grenzpolizei ernannt hatte, von den Boeren ermordet worden ist. Augenscheinlich können die holländischen Abenteurer, welche sich in den jenseits der TranSvaal- grenze liegenden Landstrichen festgesetzt haben, unge straft thun und treiben, was sie wollen, obschon sie nominell unter englischer Oberhoheit stehen und dies Mal die TranSvaalboeren nicht mitgeholfen haben. Entweder muß England mit Waffengewalt seiner Autorität Respect verschaffen, oder die Flagge streichen und Diejenigen schalten und walten lassen, welche wirk lich die Stärkeren sind. Etwas verständlicher ist die Abneigung der Be hörden an der Goldküste, das Land der Aschantis in ihre Interessensphäre zu ziehen und unter ihren Schutz zu nehmen, obschon die Häuptlinge oft und dringend um ein Protectorat gebeten haben. Seit der General Wolseley vor beiläufig 11 Jahren den Thron des AschantiköniaS Koffi Kalkali über den Haufen warf und Kumafst verbrannte, haben chronische Unruhen und Metzeleien rivalisirender Fürsten stattgefunden. Das letzte Stück Aschantipolitik ist, daß der entthronte Koffi sich seinen Weg mit frisch klingendem Zischen bei jedem Streich des Ruders, gefolgt von sanftem Gur geln nach jedem Ruck. Große weiße Segel — einige nah, einige ferner — kommen und gehen zwischen uns und den blauen Linien des Horizonts; und hie und da berichtet uns ein breiter Rauchstreifen von Dampfern, welche nach fernen Ländern gehen und den Canal passiren. Ich lehne mich zurück und fühle mich in Frieden mit mir selber und mit der ganzen Welt. Ich wun dere mich, was es ist, das mich heute so außerordent lich glücklich macht. Der Lufthauch verwirrt mein Haar und färbt meine Wangen. Ich hänge die eine Hand über den Rand des Bootes und lasse das Wasser lässig durch meine Finger rieseln. O! köst licher Tag, warum währtest du nicht ewig? Endlich erreichen wir die kleine Bai, nach der wir wollten. Ich hatte ihre Vorzüge nicht übertrieben. Sie war in steile Felsen tief eingeschnitten und an drei Seiten fast senkrecht von ihnen umgeben. Ihr zerrissenes Aussehen verlieh ihnen eine düstere male rische Färbung und contrastirte entzückend mit dem gelben Sande, den braunen Klippen und den kleinen blauen Wellen zu ihren Füßen. „Nun zu den Schätzen des Lande»," rief Mark Thistleby fröhlich, als wir das Ufer erreichten. ES hatte seine Schwierigkeit, einen geeigneten Landeplatz und noch mehr, einen sichern Hafen für unser Boot zu finden: denn ringsum befinden sich zahlreiche kleine, scharfe, halb vom Wasser verdeckte, halb drüber hinaus ragende Klippen. Endlich gelang e» uns, dasfelbe an einer Felsspitze zu befestigen und wir begannen unfern Streifzug.
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