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Dresdner Journal : 09.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188411099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-09
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 09.11.1884
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di» Schutzzolles eine Schlacht anzunehmen. Die länd liche Bevölkerung im Norden ist noch nicht zu dem Bewußlsem durchgedrungen, daß die republikanische Schutzzollpolitik ihr die Maschinen und Manufactur- waaren vertheuert und die Ausfuhr der Alkerbau erzeugnisse beschränkt. In den südlichen Staaten, wo die Stimmen aller- wärts für Cleveland abgegeben wurden, war der Wahl kampf ein fehr ruhiger und ordnungsmäßiger, während es in Cincinnati zu blutigeu Zusammenstöße» kam. Damit unsere Leser einen unaeiähren Begriff bekom men, wie es bei den dortigen Wahlen hergegangen rst, geben wir einige Sätze aus einem Artikel des demokra- tifchen „Volk-freund" von Cincinnati wieder, in welchem es heißt: „Das Schändlichste, was je den freien Bürgern dieses Landes geboten worden ist, hat die republikanische Partei den Stimmgebern von Cm- cinnatr geboten. Unter der Maske von Vereinigten Staaten Deputymarschällen wurde ein System von Wahlbetrügereien inaugurirt, wie es hier in Cincin nati noch nie gesehen worden ist. Wer waren diese „Marschälle"? Einfach der Abschaum der schwarze« und der weißen Bevölkerung nicht nur von Cincinnati, sondern aus alle» Theilen des Landes Seit Wochen wurden von der republikanischen Partei die gemeinsten Neger, Gurgetabfchneider und Hallunken importirt, nicht nur, um sie als Marschälle anzustellen, sondern auch, damit sie den offenen Wahlbetrug unter dem Schutze des Gesetzes ausführen konnten. Jeder dieser Marschälle stimmte, ob er hier wohnte oder nicht, und jeder schaffte noch Leute herbei, die dann unter dem Schutze dieser Hallunken jo oft stimmten, als sie wollten. Jeden« anständigen Bürger mußte es die Schamröthe ins Gesicht treiben, wenn man diese wüsten Horden von weißem und schwarzem Gesindel der schlimmsten Sorte mit Revolvern und Messern in der Hand sah, und achtbare Bürger, die stimmen wollten, ohne Weiteres in Haft nahmen und sie bis zum Schlüsse der Wahlstunde einfach in das Bundesgebäude einsperrten. Nicht weniger, als 2000 dieser HaUunken waren als Depulymarschälle eingeschworen, und saft 800 Bürger wurden von den Schurken ergriffen und in das obere Stockwerk des neues Bundesgebäudes eingesperrt. Gegen die Bestimmung der Verfassung weigerie sich der Bundes richter, ebenfalls Republikaner, HadeaecorpuSbefehle, das höchste, unveräußerliche Recht der Bürger dieser Republik, auszustellen, und Niemand wurde zu den Gefangenen, die gar nichts verbrochen hatten, sondern nur von ihrem Bürgerrechte Gebrauch machen wollten, selbst deren Angehörige nicht, gelassen. Man kann mit Fug uud Recht sagen, daß durch dieses Vorgehen der hiesigen Bundesdeamten und deren Knechte wenigstens 4000 ungesetzliche Stimmen in dieser Stadt sür das republikanische Ticket abgegeben und fast ebenso viele Demokraten durch die Horden vom Stimmen auf das Gewaltsamste abgehalten wurden. Als die Stimm kästen geschlossen wurden, sammelten sich diese säubern Deputymarschälle um die Wahlurnen aus Commando und nahmen trotz aller Proteste Besitz von den Stimm kästen; in den Wahlbezirke» der 6 und 8. Ward gingen dre Hallunken sogar so weit, die demokratischen Wahl richter vom Zählen der Stimmen abzuhalten " Die Verhaftungen, welche ohne Recht und Gesetz vorgenom men wurden, werden von allen Blättern übereinstim mend gemeldet. Bei den wiederholten Crawallen an den Stimmplätzen sind in Cincinnati allein 2 Per sonen getödtet, 5 tödtlich, 2 schwer uud 15 leicht verwundet worden. Daraus kann man schon ent nehmen, daß es „heiß" hergegangen sein muß. Am vorigen Montag kam es in Louisiana zu groben Ausschreitungen, bei denen viel Blut floß, mehrere Personen sogar ihr Leben embüßten. Natürlich will keine der streitenden Parteien den Crawall herbeige führt haben, und man überhäuft sich gegenseitig mit den ärgsten Schmähungen, doch das ist einmal ameri kanisch und kann an der Thatsache wenig ändern. Einer vom 5. d. datirten Schilderung der Vorgänge in New-Äjork in größeren Umriffen entnehmen wir Folgendes: Ungeachtet des strömenden Regens belebten gestern Abends Taufende von Meufchen die Straßen, die auf die schnell aufeinanderfolgenden Bulletins war teten, welche an den Zeitungsbureaux und den haupt sächlichsten öffentlichen Gebäuden angeschlagen wurden. Jede neue Ankündigung, welche diesen oder jenen Theil der tvartenden Menge befriedigte, wurde mit stürmischen Hurrahs begrüßt. Die größte Menschenmasse hatte sich vor den Bureaux der „Tribüne" verfanimelt, da dieses Journal bis zum letzten Augenblicke derartige Ausweise lieferte, wie sie keine andere Zeitung erhielt. Die Scene auf dem großen freien Platze vor dem Gebäude spottet jeder Blasinstrumente. Sie erweist im ersten und letzten Satz ein mehrfaches Ueberwiegen derselben. Düster und schwermüthig im Charakter bricht in ihr mit innerstem schwerem Kampfe erst allmählich eine lichtere Stimmung siegreich hindurch. Individuelle geistvolle Kraft deS Gedankengangs und Macht der Stimmung geben ihr in Inhalt und Forni eine zwingende Ein heit, einen tief erfassenden Eindruck. Ihrer schönen Wiedergabe ging zum Beginn des ConcerteS Weber's brillante Ouvertüre zu „Beherrscher der Geister" vor her; außerdem vollendet im Vortrage eines der Men- delssohn'schen Meisterwerke — zugleich zum Gedächt- niß des Todestages Mendelssohn'- —, seine Ouver türe „Meeresstille und glückliche Fahrt". Die charak tervolle Schönheit seiner instrumentalen Sprache über strahlte weit die anderen Werke des Programms C. Banck. Kredo. Novelle von L. Lameron. An» dem Englischen von August Frenzel. (Fortsetzung.) Das seichte Flüßchen, welches Peter Rickett'S Feld von unserm Obstgarten trennte, war durch eine einzige Bohle überbrückt. „Sie haben Ihren Sonnenschirm an dem Schober gelassen", sagte Capitän Thistleby, als wir da- User erreichten. „Warten Sie einen Augenblick, ich werde ihn holen." ES war wahr. In meiner unwilligen Hast hatte ich ihn vergessen, und mein Begleiter säumte nicht, daraus Vortheil zu ziehen. Beschreibung. Die Aufregung übersteigt die bei der Wahl von 1876 herrschende bei Weitem Die Menschen masse hindert vollständig jede Durchfahrt, und die CheerS nehmen kein Ende. Die Republikaner schreien sich heiser mit ihrem „Hurrah für Blaine"; und die Anhänger Cleveland'- beantworten dies mit dem Schwenken brennender Fackeln, als Anspielung auf da von Blaine an Mr. Fisher gestellte Verlangen, ge wisse Briese zu verbrennen. Ab und zu werden Por trait- der beiden Präsidentschastscandidate» in- Spiel gebracht, die von beiden Parteien herausfordernd hoch gehalten wurden. Dann findet ern kurze- Gebalge Statt, und die Portraits werden zerrissen und zerstampft, um in kurzer Zeit durch andere ersetzt zu werden. Bis jetzt hat sich der Pöbel in Allem gutmüthig gezeigt, aber die Aufregung wächst mit jeder Stunde. Der übliche Pessimismus giebt sich auch dieses Mal bei der Präsidentenwahl kund. „Für das Wohl und Wehe der Vereinigten Staaten ist es gleichgiltig, wer gewählt wird", jagen die Peffimisten; „dem Staate werden l» allen Fällen d»e Taschen geleert. Ob diejes nun durch die Republikaner, oder durch die Demokraten geschieht, kommt un Grunde genommen auf eins heraus." Lagesgeschichte. Dresden, 8. November. Ihre Majestäten der König und die Königin, fowie Ihre königl. Ho heiten der Prinz Georg mit den Prinzessinnen Mathilde und Maria Josefa wohnten heute Vor mittag einer zum Jahresgedächtniß der hochsel. Köni gin Mutter (-ß 8. November 1877) in der Privat kapelle des königl. Residenzschlosfes abgehaltenen Seelenmesfe bei. * Berlin, 7. November. In der gestern unter dem Vorsitze des Staatsministers, StaatsjecrelärS des Innern v. Bötticher, stattgehabte» Plenarsitzung des Bundesrat h es w»rde zunächst über die geschäftliche Behandlung von Vorlagen, betreffend die Uebersicht der Reichsausgaben und Einnahmen für das Etats jahr 1883/84, ferner über den Nachweis der Befähigung zum Schiffer auf deutschen Kauffahrteischiffen in kleiner Südjeefahrt durch Verweifung an dre zuständigen Aus schüße Beschluß gefaßt. We^er wurde die Ueber- Weisung an die betreffenden Ausschüsse beschlossen, be züglich eines Antrages des Chefs der Admiralität auf unfreiwillige Versetzung eines MarineunterzablmeisterS in den Ruhestand. Ueber die Vereidigung eines Mit gliedes der Verwaltung deS Reichsinvaltdenfonds wurde von dem Vorsitzenden Mittheilung gemacht. Für die Besetzung zweier Steilen für ständige Mitglieder des Reichsversicherungsamtes wurden die Sr. Majestät dem Kaiser vorzuschlagenden Beamten gewählt. Für den Fall des Anschlusses Brei-ens an das Zollgebiet wur den die von den Ausschüssen für den Vollzug desselben vvrgeschlagenen Modalitäten genehmigt. Hierauf stellte der Bremische Bevollmächtigte unter Bezugnahme auf diesen Beschluß und unter der Voranssetzung, daß der von den Ausschüssen vorgejchlagcne, au Bremen zu zah ende ReichSbeitrag reichsgesetzlich genehmigt werde, den im Art. 34 der Reichsverfassung vorgesehenen An trag: den Anichluß Bremens an das Zollgebiet zu beschließen. Der Bundesrath erhob nunmehr den Antrag der Ausschüsse mit der Maßgabe zum Beschluß, daß dieser Beschluß erst nach reichSgejctzlicher Geneh migung de- eiwähnten Reichsbeitrages in Wirksamkeit treten soll. Mil Rücksicht darauf, daß die Ergänzung der landespolizeilichen Bestimmungen über den Verkehr mit Sprengstoffen auf Land- und Wafferwegen sich in einzelnen Punkten als erforderlich erwiesen hat, wurde beschlossen, die Bundesregierungen um den Erlaß dahin gehender Vorschriften zu ersuchen. Zum Schluß machte der Vorsitzende die Mittheilung über eingcgangene, auf Grund früherer Beschlüsse den betreffenden Ausschüssen zugetheilte Eingaben. — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesralhes für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse des selben für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen. — Die Commission, welche im Relchsgefundheitsamte die Jmpfsrage berathen, hat, wie mehrfach gemeldet wird, ihre Verhandlungen zu Ende geführt. Es ist über die wichtigsten Punkte eme völlige Uebereinstim- mung der Sachverständige» erzielt worden, mit Aus nahme der drei eingeladencn principiellcn Jmps- gegner. Die Commission hat sich zu Gunsten des Üeberganges von der Jmpmng mit humanisirter Lymphe (von Arm zu Arm) zu der mit animalischer Lymphe (Kälberlymphe) ausgesprochen und auch eine Die gewöhnliche Höflichkeit zwang mich, zu wart'.», bis er ihn mir brachte. Ich überschritt de» Fluß und lehnte mich gegen den knorrigen Stamm eines Apfelbaumes Große, mit roth angehauchten Früchten schwer beladene Zweige hingen über mir und jlreisten zu beiden Seite» fast de» Boden, das Blau des Himmels ver schattend und wie mit einem Rahmen mich umgebend. Gefallene Aepsel, einige rosenroth, die anderen Creme farben, lagen zerstreut aus dem kurzen, dichten Grafe zu meinen Füßen, und da- klare grüne Flüßchen, kräuselte mit angenehmem Murmeln an mir vorüber. Bald kam Mark Thistleby über die primitive Brücke, mit meinem Schirm in der Hand. Als er an mich herautrat, begegneten sich plötzlich unsere Blicke und statt mir meinen Schirm zu geben, nahm er meine Hand, dann zog er mich sanft an sich —so, daß mein Kopf einen kurzen, glücklichen Augenblick an feiner Brust ruhte, während feine Lippen meine berührten. DaS war ein Augenblick, dann fchob er mich sanft zurück. „Es ist hart, Sie zu verlieren", sagte er mit ge brochener Stimme. „Ich hätte nie hierher kommen sollen, Freda; ich fürchte, damit habe ich großes Un recht an Ihnen gethan. AIS ich noch Chadley kam, war ich verzweifelt, mein Liebling, — jo verzweifelt, daß ich beschloß, Sie um Alles in der Welt zu er ringen; aber jeitdem bin ich ruhiger geworden. Ich liebe Sie zu sehr, um Ihr Leben an das meinige zu ketten, das nur Trübsal und Reue über Sie bringen könnte." „O, glauben Sie, daß ich um Rang und Geld mich grämen würde?" brach ich mit Thränen in der Anzahl wichtiger Normativbestimmungen über die Ausführung deS JmpfgejetzeS getroffen. — Die Velhandlungen deS StaatSrathes werden bekannt lich der Oeffentlichkeit nicht übergeben. Die „Köln. Ztg." vernimmt jedoch, daß der Reichskanzler in dem selben wiederholt für die Dampfervorlage eingetreten sei und die Grundzüge seiner Lolonialpolttik noch ein gehender, als in der Commissionssitzung des Reichs- tags im Juni d. I. entwickelt Hobe. Seine Ausfüh rungen hätten bei den Mitgliedern des StaatSrathes die lebhafteste Zustimmung gefunden. Bei der voraus- sichtlichen Zusammensetzung deS Reichstags ist übrigens an einen ernsthaften Widerspruch gegen die Dampfer vorlage kaum zu denken. Welche Bedeutung die Re gierung der Vorlage beilegt, beweist der Umstand, daß sie dieselbe an das Plenum de- StaatSrathes zu dringen entschlossen ist. Man erwartet sogar, daß dem Bundesrathe und dem Reichstage das Gutachten des StaatSrathes mitgetheilt werden dürfte. — Da die Anträge sich mehren, daß der Termin znr Einreichung von gutachtlichen Aeußerungen in Sachen der sogen. Probebidel um wenigstens ein Jahr verlängert werde, so ist, wie dre „N. Pr. Ztg." erfährt, dem nächst von der Revisionscommission eine zusagende öffentliche Erklärung zu erwarten. Auch die germa- nistische Secliou der letzten in Dessau abgehaltenen Philologenversammlun . hat beschlossen, durch eine be sondere Commission die Probebibel aus die sprachliche Form hin prüfen zu lassen und nach JahreSsrist darüber zu berichten — Wie die „Nordd. Aüg. Ztg." hört, hat vor einigen Tagen aus Beschluß des hiesigen Amtsgerichts 1 bei dem Verlagsbuchhündler Junge in der Strolauerstratze eine Durchsuchung nach unzüch tigen Schristen durch die Sittenpolizei stattgesunden, welche das erstaunliche Resultat der Beschlagnahme von 06000 Druckexemplart» unsittlicher Schristen verschiedener Art ergeben hat. Buda-Pest, 7. November. (Tel.) Auf dem Separaltrain, welcher die Leiche des Grafen Melchior Lonyay nach Tuzser überführte, brach nächst Gödöllö Feuer aus. Die Draperie» deS Waggons, in wel chem der mit Kränzen bedeckle Sarg lag, geriethen durch die Funken der Locomotive m Brand Nach 10 Minuten war jedoch das Feuer, welchen» die Dra perien und ern Theil der Kränze zum Opfer sielen, wieder gelöscht, worauf der Train die Fahrt fortsetzte. — Heute tagteil der Budgetausschuß der österreichi schen, dann der Ausschuß für auswärtige Angelegen heiten und der Finanzausschuß der ungarischen Dele gation. Der „Ungarischen Post" zufolge dürften die Delegationen ihre Berathungen noch vor dem 2«'. November znm Abschlusse bringen. Insbesondere hoffe dre ungarische Delegation, ihre Arbeiten schon anfangs der zweitnächsten Woche beendigen zu können. Im österreichischen Budgetausschusse kam die Frage des militärärztlichen Corps zur Sprache. Aus den Darlegungen des Kriegsministers geht hervor, daß unter diesem Titel beträchtliche dauernde Erhöhungen dcs Budgets zu geivärtigen sind. Der KriegSminijter hat das Prvject der Wiedererrichtung des Jvsefinums, welches das Budget mit jährlich 20» >000 Fl. belasten würde, nicht ausgegeben; vorläufig aber werden zur Vermehrung der höhern ärztlichen Chargen jährlich 70' 00 Fl. in Anspruch genommen. Von der Wieder errichtung der Josefsakademie erwartet Graf Bylandt die vollständige Gleichstellung der Militärärzte mit den Offizieren; sonderbar genug entbehrten die Militär ärzte zu jener Zeit, als das miliiärärztliche Corps sich säst ausschließlich aus dem Josefinum recruürte, des Ossizierscharakters vollständig. — Es verlautet, der Justizmtnistcr Pauler »volle zurücktrete», uni Präsi dent des obersten Gerichtshofes zu werden. Paris, 6. November. Der Miuisterrath beschäftigte sich heute früh mit der durch die gestrigen Beschlüsse des Senats geschaffenen parlamentarischen Lage. Es wurde sür nothwendig anerkannt, daß man der Berathung der Wahlreform seiten des Senats ihren Lauf lasse, ohne die Zurücknahme der Dring lichkeit zu beantragen, damit die Vorlage so rasch als möglich vor die Abgeordnetenkammer gelange. Diese weide das Amendement Le Noöl verwerfen und die Vorlage unter Wiederherstellung des Textes, den der Senatsausschuß vorgeschlage» hatte, an den Senat zurückverweften. Der Roth billigte ferner die Weige rung des Ministers des Innern, die vom Abg. Rö- villon für den Pariser Nothstand geforderten 1Ar Mil lionen zu bewilligen; anstatt der Geldgabe, welche die Finanzlage nicht gestaltet, bat der Minister feine Col- legen, ihm mitzutheilen, welche Arbeiten in den Ver waltungen ihrer resp. Dienstzweige sofort in Paris Stimme los, „daß ich darauf etwas gebe, was die Leute reden?" Ich wollte ihm so gern zeigen, wie sehr ich ihn liebe. „Mein Liebling", sagte er zärtlich, ich bin heute gekommen, um sür immer von Ihnen zu scheiden. Hätte sich unser Leben anders gestaltet, so hätten wir glücklich sein können; aber eS kann nicht sein. Es sind Dinge zwischen uns, die nie wcggewischt werden können. Keine Thränrn, Sie werden nach und nach, wenn Alles überwunden ist, zufrieden werden. Ich wünsche Ihnen nur zu sagen, daß ich Sie wirklich liebe, »veil ch manchmal fürchtete, daß Sie mich be schuldigen möchten, mit Ihnen zu spielen. In vieler Hinsicht bin ich ein böser Mensch; aber glauben Sie mir, daß meine Liebe für Sie das Reinste in meinem Leben gewesen ist und sein wird immer fort." „Ich muß gehen, mein Liebling", fügte er hinzu. „Und wollen Sie mir nicht sagen —?" ries ich verzweiflungsvoll, „warum Sie mich verlaffen müssen? Ich habe Sie so sehr lieb!" „Still!" unterbrach er mich rasch und legte seine Hand beschwichtigend auf meinen Arm, „sagen Sie mir das nicht. Ich weiß daS; sagen Sie mir nicht» davon, es wäre mir zu schwer, von Ihnen fortzugehen. Vergessen Sie mich, es ist doS Beste. Vielleicht kommt noch ein Tag, der uns zusammen führt. Er nahm nieine Hände, hob sie an seine Lippen und küßte sie, dann wendete er sich fort und ging. Im dunkeln Relief hob seine stattliche, große Gestalt sich ab gegen den gelben Abendhimmel und ich sank auf da« GraS und weinte, als ich ihn nicht mehr sah, wie ich nie wieder in meinem Leben geweint habe. auSgeführt werden könnten. Endlich genehmigte der Ministerrath die Ernennung des 0r. Peyroa, Direc tor des Hospital- Ouivze Biugt, zum Leiter der Pa riser Armenpflege an Stelle de- zurückgetretenen Quentin — Der „Rappel" stellt fest, daß im Senat bei der Abstimmung über die Aufrechterhaltung der Wahl von 75 Senatoren durch den Senat felbst 126 gegen 112 Mitglieder die Frage bejahten und daß am Votum der 126 nicht weniger, als 51 der gegenw irtig im Hause befindlichen 71 „Lebenslänglichen" Theil genommen haben. 33 dieser 51 gehören der Linken an und sind meist erst in den letzten Jahren von den republikanischen Fractwnen des Senat- in denselben gewählt worden 12 „Lebenslängliche", die gleichfalls der Linken angehören, haben gegen da» Amendement Le Noel, also gegen die Beibehaltung der Senatoren- clasfe, welcher sie angehören, gestimmt; die 1l übrigen (worunter 3 Mitglieder der Rechten) haben sich der Abstimmung enthalten. Die letztere Taktik ist u. A. auch von den 3 Senatoren Campenon, Peyron und Tirard befolgt worden, welche Mitglieder deS CabinetS sind. Die „Röpublique sranyaije" hebt hervor, daß auch Löon Say für das Amendement Le Noöl ge stimmt hat, während er doch gelegentlich der SenatS- erneuerung von 1882 in einer vor seinen Wahl männern im Grand Hotel gehaltenen Rede nachdrück lich auf die Gefahren, welche aus der Selbstergänzung einer Kammer erwachsen, hinwies und die Vornahme dieser Ergänzung nicht dem Senate überlassen, son dern von der Mitwirkung der Deputirtenkammer ab hängig gemacht wissen wollte. Die beiden Senatoren Feray und Zilbert Boucher, welche mit Say gemein schaftlich du» Departement Seine-et Offe vertreten, haben gegen das Amendement gestimmt. In dem Um stande, daß die 3 als „Lebenslängliche" im Senat sitzenden Minister, obwohl die Regierung das System Le Noöl verworfen hatte, doch nicht gegen dasselbe stimmten, erblickt die „Röpublique franyalse" die offen barste Verurtheilung des CooptatiouSjystems, „da die Pflichten der Dankbarkeit stärker wirken, als der Ministerielle Zusammenhalt". Außerdem hätte das regierungsfreundliche Blatt vom Minister deS Innern, welcher der Sitzung beiwohute, ein etwas energischere- Dazwischentreten der Regierung erwarte»: Waldeck, Rousseau habe nur durch einen Zwischenruf von 5 Silben angezeigt, daß die Regierung das Amendement zurückweise. Bern, 7. November. (Tel.) Die zum Bisthum Basel gehörenden Stände genehmigen das zwischen den Abgeordneten des Bundesrathes und den Dele gieren des Papstes abgeschlossene Uebereinkommen, betreffend die Verwaltung des BiSthumS Basel, und erklären den Dompropst Fiala als den ihnen geneh men Bischof. Bern bleibt dein Bisthum Basel vor läufig fern, gestattet aber dem Bischof Fiala die Aus übung seiner amtlichen Functionen. London, 7. November. (Tel) Im Unterhauje gab der Sir Stafford Northcote dem Bedauern über den großen Verlust, den das Haus durch den Tod des allgemein verehrten Generalpostmeisters Fawcett er litten habe, Ausdruck. Der Marquis v. Hartington dankte sür die Theilnahme und schloß sich dem Aus druck des Bedauerns an. Justin Macarthy sprach namens der Mitglieder der irischen Partei seine Theil nahme aus. — Die „Times" erfahren, daß der Lord Northbrook am Montage im Oberhauie ein Exposö über die Finanzaugelegtnhetten Aegyptens vorlege» werde. — Der „K. Z." telegraphirt man aus London: Die Schwierigkeiten deS Ntlfeldzugs wachsen; die Fortschritte sind sehr langsam, die Arbeit ungeheuer. Es ist der schwierigste Feldzug, den der General Wol- seley je unternommen hat. D»e Boote rücken nur mit Hilfe des Nordwindes vor, welcher im Januar aus hört. Die Zeit zur Fahrt dis Berber ist also knapp. Selbst die canadischen Bootsleute halten Unfälle l» den Tropen für unvermeidlich — „Reuter'S Office" meldet aus Tientsin von gestern, daß der Gouverneur von Hunan Truppen nach der Provinz Fukien zusammengezogen habe, um den Oberconimandanten der südlichen Provinzen Tsot- Sung Tang zu unterstützen. Christrama, 4. November. (H. N.) In der vorigen Woche ist hier eine zahlreich besuchte kirch liche Stiftsversammlung, deren Verhandlungen mit außerordentlichem Interesse verfolgt wurden, ab gehalten worden. DaS Hauptresultat der Verhand lungen »st, daß die anwesenden Repräsentanten der verschiedenen Richtungen in unserer 'Kirche — die historisch-konservativen, die moderatrefvrmfrrundlichen Capitel XV. Die Flucht. Es war eine Woche vor meinem Hochzeitstage. Ich saß sehr spät in der Nacht noch wachend und allein in meinem kleinen Zimmer. Dir Fenster waren offen, das Mondlicht drang herein und Haftete in kaltem, klarem Glanze auf dem dürftigen Teppiche, der den Boden bedeckte. Ich legte meine Arme auf die Fensterbrüstung und meinen Kopf in die Hände und sah hinaus. Die Apfelbäume unten im Obstgarten standen als dichte, dunkle Schattenmassen, nur hier und da umfluthete und versilberte das Mondkicht die obersten Zweige; da» Thal jenseits war mit duftigem Licht erfüllt; im Hintergründe der Hügel schattenhaft und unklar, während in der Ferne weiß und glänzend sich der Kreidebruch an den grauen Bergen abhob, in welche er getrieben war. Ich dachte an nicht» Be sondere». Ich hatte nur ein müde» Gefühl der Ver einsamung und Hoffnungslosigkeit, wie Einer, der nicht länger gegen die starke Strömung einer Flath kämpfen mag und sich mftnehmen läßt, gleichviel, wohin sie treibt. E» war absolute» Schweigen in der Luft; kein Hauch bewegte die Bäume; kein lebende» Weftn regte sich auf der Erde; weder ein Zweiglein noch ein Blättchen fiel auf den dunkeln Boden unten im Gatten. Plötzlich kam von weither über da» Thal der langgezogene, matte Pfiff einer Lokomotive. Ich ver nahm ihn ganz deutlich und doch wie Jemand, der nicht hört, bi» er verklang. Da auf einmal vne ein Blitzstrahl vor den Augen, wie ein^DonnerstdUll in "mein Her^ kam der Gedanke, du»'Wvtt: „entfliehen!" We»halb sollte ich nicht lott mm Per, so lange e»
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