Dresdner Journal : 25.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188412256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-25
- Monat1884-12
- Jahr1884
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- Titel
- Dresdner Journal : 25.12.1884
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V 301 DomierSta«, den M. Denmber. 188-1. Li»oi»itvi««v»cspr«t»r 1» ^»L»«L L«ur»eL«» L«j«L» - dLdrliod: .... IS >1»rll. ^jkibrlieb: 4 U»rü SO kk. LiL«Iü»HiuL0»«mi 10 ?L La—riudb dsi dsut»oll«l> K«»oll«i tritt ko»t- »od 8t«wx«1»u»vdl»^ tuLia. i5»»r»t«opr«l«,e Tür dvo kauio viuvr 8<!»l»-li«a«o pstitrsii« 20 1^. Ovt«r „LiL^6«andt" di« Asd« SO kk. ö«i D»dsll«il- mad 2i§srL»at» SO 'jß Lotictd»^. DresdnerZom n al. 1»8«r»1«ll»ua>»l>iu« ««««üct«: ^>. Dr«»»d«trttrr, Oowiuissioakr ds» vr«»dn«r douraal»; S»md»r, - »«rlta - Vi«u l.«tp,i^ K—I Lr«»>»a krallütar» ». N.: //««»»»udein F l^oAier, L«rUr» rVl«i> N-uadarx- kr»^ - I<«iplix ^rrabkart a. N. - HÜvedsa: diitd SirUu: /nvokidrndan^, Lr«m«n: d^ vr«»I»u I. Lt«»>A«n'» Lurra« <Vmii /tabat/«),' kraaükart » N : F «/arAer'»od« önokb»odluv8; OVrM«: tr. .1/d/^r; S»aovv«r: <7. §c^Eier, kaid» Nsriill-Lraakturt ». M - »tattgart! Daub« F 6o., Laroburx- Fd. Lt«rn«>'. Lrsedola«» i DRz^ob mit Luivatim« d«r 8oiu»- und ksisrt»^» Lbvnd» k?Ir d«a salx«vd«v Berantworlliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Mather iu Dre-deu. U«r»usxvkerr Löoibi- Lrpedition ds» l>r««dllsr doaruid», ' ' - . ' . X-> 20 Abonnements - Einladung. Auf das mit dem 1. Januar 1885 begin nende neue vierteljährliche Abonnement des Dresdner Journals" werden Bestellungen zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für DreS- de» bei der unterzeichneten Expedition (Zwinger straße Nr. 20), für auSwärt- bei den betref fenden Postanstalten. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, sowie bei Herrn Kaufmann T. R. Albani (Albertplatz gegenüber dem Albert theater), woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden, und ebenso, wie bei dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (Böhm. Bahnhof), einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. WM" Wir ersuchen um rechtzeitige Er neuerung des Abonnements, da wir sonst die Lieferung vollständiger Exemplare ohne Mehr kosten für die geehrten Abonnenten nicht garan- tiren können. ^omyl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher LLmL. Dresden, 23. December. Se. Majestät der König haben den Bezirksschulinspektoren Schulrath Or. pbil. Rudolf Hempel in Leipzig und Schulrath l)r. pbil. Heinrich August Hahn m Dresden das Ritterkreuz l. Classe des Verdienstordens Aüergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Polizeipräsident Schwanß zu Dresden das ihm von Sr. Majestät dem Könige von Rumänien verliehene Comthurkreuz I. Classe vom Orden de- Sterns von Rumänien annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem medicinischen Beisitzer bei der Kreishaupt mannschaft zu Dresden, Medicmalrath Or.mad. Erd mann das Dienstprädicat als Ober-Medicmalrath zu verleihen. Bekanntmachung, Nachträge zur Arzneltaxe und zur thierärztlichen Arzneitaxe auf das Jahr 1885 betr. Zu der durch die im Gesetz- und Verordnungs blatte vom Jahre 1882 Seite 267 und 26ll veröffent lichten Verordnungen vom 8. Dezember 1882 einge führten neuen Arzneitaxe und thierärztlichen Arznei- taxe sind Nachträge auf das Jahr 1885 aufgestellt und an sämmitiche Bezirksärzte, beziehentlich an die Bezirksthierärzte und Apotheker des Landes vertheilt worden. Unter Hinweis auf die Vorschrift in tz 1 der ge dachten Verordnungen wird dies mit dem Bemerken andurch bekannt gemacht, daß diese Nachträge in der Hosbuchdruckerei von C. C. Meinhold L Söhne hier und zwar der Nachtrag zur Arzneitaxe für 25 Pfg. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Gelöste Wirren. Erzählung von E. Schmidt. (Fortsetzung.) „Dem Bilde nach", lächelte Frau v. Wolfingen bitter, „wie könnte je ein Blld den vollen Glanz ihrer Schönheit wiedergeben; ach, bis vor Kurzem glaubte ich, sie gehörte zu den Erscheinungen unter den Men schen, die man niemals vergessen könnte. Richard Kelchner lernte sie kennen, als mein Liebling sich für emige Wochen bei mir aufhielt, sie war älternlos und ich brüstete mich gern mit ihrer stolzen Schönheit; Kelchner erregte ihre Aufmerksamkeit; noch ehe ich Zeit finden konnte, auch nur den Gedanken daran zu fassen, gab sie seiner leidenschaftlichen Werbung Gehör, in Kurzem wurde sie feine Gattin. Ich war unzufrieden, ich hatte für Irene eine glänzendere Zukunft gehofft, jetzt sah ich sie, die für ein Welttheater geschaffen war, rn eine preußische Provinzialstadt verbannt, unter st»ife, prüde Nordländer gerathen, die sie mit kleinlichem Burgersinn messen wollten, die sie nie verstanden, nie nach ihrem vollen Werthe geschätzt haben. Doch Irene verstand es, zu lästige Fesseln zu beseitigen, sie blieb unbelr.t ihren Idealen getreu, sie machte das Haus Kelchne.'S zu einem Tempel der Kunst, zu einem Mittelpunkte aller schöngeistigen Bestrebungen, welche hier unter Eis und Schnee noch vereinzelt ge deihen konnten. Kelchner hat bald genug ver- gesstu, in welchem Glücksraujche für ihn die und der Nachtrag zur thierärztlichen Arzneitaxe für 15 Pfg. pro Exemplar käuflich zu haben sind. Dresden, den 20 Dezember 1884. Ministerium des Innern, zweite Abtheilung. v. Charpentier. Körner. nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte». Wien, DienStag, 23. December, Abend«. (Tel. d. Boh.) Die Aufregung, die in den Fi nanz- und Börsrnkreiseu berrscht und die durch den Fall Luca« neue Nahrung erhalten, ist beute noch mehr gesteigert worben, al« sich an der Börse Mittag« die Nachricht verbreitete, daß abermals ein Cassirer des Giro- und Cassenverem«, namens Josef Klaar, iu Berwahrungshaft genommen wor den ist. In einem hinterlassenen Briefe be klagt Luca« tief, sich dem Börsenspiele ergeben zu Haden. Bei der heutigen Hausdurchsuchung in der Wohnung Luca«' wurden in einem Pakete 70W Gulden theil« baar, theils in Effecten ge funden, wodurch der Schaden um diesen Betrag verringert erscheint. Luca« war schon vor 2 Jah ren durch Börsenverluste dem Ruine nahe und wurde nur durch Verwandte, die ihm 15 VW Gul den vorstr,ckten, gerettet. Der in Verwahrung«- Haft genommene Effectencassirer de« Giro- und CaffrnvrrrinS, Klaar, wurde wieder freigelassen, da dessen Schuldlosigkeit constatirt wurde. Prag, Mittwoch, 24. December, Vormittag«. (Privat-Tel. d. Dresdn. Journ.) Der gerichtliche Konkur« über das Vermögen der böhmischen Bodencreditgesellschaft ist gestern Abend« eröffnet worden. London, Mittwoch, 24. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Da« heute veröffentlichte Blau- buch über Angra Pequrna enthält außer dem be reit« durch da« deutsche Weißbuch bekannten Me morandum de« Earl Granville vom 11. November an den deutschen Botschafter in London, Grafen zu Münster, über die Ansprüche England» auf die Inseln in der Nähe von Angra PequeAa eine Depesche de« Earl Derby an den Gouverneur der Capcolonie vom 4. December, welche die Unter- Handlungen mit Deutschland rrcapitulirt. Einer Meldung der „Times" aus Durban zufolge h'ßte da« englischeKanouraboot„Gosharwk" die britische Flagge in Port Durnford auf, um keinerlei Jrrthum fremder Mächte darüber auf- kommen zu lassen, daß diese« Territorium unter englischem Schutze stehe. „Reuter's Office" meldet au« Melbourne, daß die Regierung von Victoria bemüht sei, die Regierungen der anderen australischen Colonien zu einer gemeinsamen Protestation gegen die deutschen Protektorate in der Südsee zu veranlassen. Athen, Mittwoch, 24. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Dir Kammer genehmigte den Han delsvertrag mit Deutschland. Dresden, 24. December. Wir bereiten uns, ein Fest zu feiern, welches uns Allen lieb und theuer ist, verehren wir doch in dem Weihnachtsfeste, mit welchem wir die Geburt Christi, unfers Herrn und Heilands, feiern, einen der köstlichsten uns überkommenen Schätze altdeutschen Volkslebens: em Fest, bei welchem sich so recht augen fällig die innige Vermählung des Christenthums mit Jahre neben Irene verflossen sind; der Glanz ihrer Talente, die unvergleichliche Art, in welcher sie als Dilettantin die Partien unserer ersten Tragödinnen ebenso leicht, als die leichtfertigsten Rollen unserer beliebtesten Soubretten zur Geltung brachte, auf den mit unbekümmerter Genialität im eignen Hause oder in Freundeskreisen arrangirten Liebhabertheatern, ihre mächtige, klangvolle Stimme, die den Tag über das alte Haus von perlenden Coloraturen und zündenden Opernarien .widerhallen ließ, ihre liebenswürdige Art, sich im Denken und Handeln über der Alltäglichkeit des Lebens zu erhalten, ach, wie hat er jemals dies Alles vergessen können. — Nach Jrenen's Tode ver schloß sich Kelchner vor der ganzen Welt, er lebte nur seinem Geschäfte, man sagt, er hätte gearbeitet, als gelte eS auch hierin große Verluste zu decken, dann ging er im letzten Jahre viel auf Reisen, jetzt kehrt er Herm mit einer neuen Gattin. — Nun ist diese Stelle die einzige, an welcher meine Gedanken die Verstorbene unentweiht aufsuchen müssen," fuhr Frau v. Wolfingen nach einer Pause fort, „ich zürne Ihnen nicht, ich versuche, auch Kelchner nicht zu zürnen, allein wie könnte ich mich leicht und willig barem ge funden haben, die Glorie, welche dem verlassenen Hause noch anhasten sollte, nun für immer vergangen zu wissen." Sie schwieg und neigte sich über den Hügel, über dessen Blüthen ihre Hand schmeichelnd dahinglitt. Hannah schwieg auch, sie fühlte recht gut, daß der Schmerz dieser Frau in dieser Stunde echt war, und das ließ sie die Rücksichtslosigkeit vergessen, in welcher diese Mitthellungen gerade ihr gemacht wurden. „ES freut mich, Sie hier getroffen zu haben", sprach Frau v. Wolfingen erregt weiter, „nur ungern dem deutschen Geiste kundgiebt. Die Weih- oder hei lige Nacht, das altheidnische Sonnenwendfest, der Ge burtstag des Unbesiegten (Dies uatalis iuvieti), der Sonne, fällt zusammen mit dem Tage, an welchem Christus, das Licht der Welt, erschien, Christus, der Unbesiegte, unter dessen milder gütiger Herrschaft die germanischen Wälder sich lichteten, der Boden bebaut und eine höher entwickelten gejellfchastlichen Zustän den entsprechende Ordnung begründet wurde. Das Lhristenthum, das erst mit seiner Einkehr bei den ger manischen Völkern zu seiner vollen Krastentfaltung gelangen sollte, wurde insbesondere darum von unseren Vorältern mit voller Innigkeit erfaßt, weil es ihnen fo recht menschlich nahetrat, weil es im Gegensätze zu der in Auslösung begriffenen römisch-heidnischen Welt, deren Anblick ihren Abscheu erregte, eine der Grund säulen aller menschlichen Ordnung, die Familie wie- derherstellte. Das Familienleben, der innige Verband des Familienhauptes mit seinen Angehörigen, das sanfte Walten der Hausfrau war im wüsten Sinnen taumel der Jahrhunderte des zerfallenden Römer reiches zurückgedrangt worden. Das Christenthum stellte dieses Reich der Familie wieder her und schuf in dem Weihnachtsfeste so recht ein Freudenfest im Sinne Desjenigen, der da sprach: „Lasset die Kind lein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes." Jahrhunderte hindurch hat das Weihnachtsfest den ihm eigeuthümllchen unbeschreiblichen Zauder bewahrt. Noch in unserer Zeit, wo so Vieles dazu beiträgt, uns der Familie zu entfremden, wo das öffentliche Leben ein immer größeres Maß unserer Kräfte in Anspruch nimmt, wo wir, gleich jenen Römern der späteren Jahrhunderte, prunkenden Festen und Schau stellungen zu viel Recht ernräumeu, führt uns das Weihnachtsfest zurück zu der Einfachheit unserer Väter; es glebt uns Denen wieder, die uns am nächsten stehen. Zugleich zergt es uns die Lehren des Christen- thums in ihrer ganzen Einfachheit und Menschlichkeit. Wie trefflich, wie wahr erweist sich der Spruch: „Geben ist seliger, als Nehmen", wenn lachende Kmder- köpfe mit hellleuchtenden Augen zu dem mit strahlen den Kerzen geschmücklen Tannenbaum emporsehen. Weihnachten, der Tag des Unbesiegten, ist aber nicht nur ein Fest der Familie, es ist auch ein allge mein menschliches Fest, es ist das hohe Fest der christ lichen Liebe: em Fest, an welchem wir nicht nur un serer Angehörigen, sondern auch der Armen und der Verlassenen gedenken. „Liebet euch unter einander", lautet die Grundtehre des Christenthums. „Alles Leben Liebe", hat Calderon das Wort des Apostels umschrieben. Auch in unserer Stadt offenbart sich diese christliche Nächstenliebe stets von Neuem in schönen und edlen Werken. In diesem ausübenden, diesem „praktischen Chrlstenthum" bietet sich eine reiche Quelle zur Heilung unserer socialen Schäden, zu der wir nur aufrichtig und von Herzen zurückzukehren brauchen, um eine große Zahl der Leiden zu heilen und zu lindern, an welchen unsere Geselffchaft erkrankt ist. Möge die auf Weihnachten sich so herrlich offenbarende christliche Liebe immer schönere und reichere Früchte bringen, aus daß ersüllet werde die Verheißung: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden I" Lagesgeschichtb. Berlin, 23. December. Se. Majestät der König hat dem bisherigen chinesischen außerordentlichen Ge sandten und bevollmächtigten Minister am hiesigen Hofe, Li-Fong-Pav, den königlichen Kronenorden I. Classe verliehen. — Die „Nordd. Allg. Ztg." spricht sich, wie nicht anders zu erwanen, ablehnend über die angeregte Stiftung eines Fonds zur Dotirung des hätte ich mich entschlossen, die Stadt zu verlassen, ohne mich von Ihnen verabschiedet zu haben." „Die Stadt verlassen?" fragte Hannah betroffen, „ich hoffte, Sie würden in der That, ich bin mir bisher so wenig bewußt gewesen, welche große Lücke ich hier meinem Manne auszusüllen habe, daß ich sicher Ihres Ralhes, Ihrer Führung hier bedurft hätte. Sie selbst ließen mich hoffen —" Frau v. Wolfingen legte ihre Hand auf Hannah's Arm. „Ich verlasse für längere Zeit diese Stadt", sa,te sie, „meme Anerbietungen, Ihnen nützlich sein zu kön nen, waren aufrichtig gemeint, aber — möge Kelchner bedenken, daß nach Dem, was er zu mir am Abende seiner Heimkehr geäußert, ich mich für lange Zeit, ja bis er selbst mich zurückruft, von seinem Hause scheide. Ich kann die Beweggründe, welche ihn zu dieser zweiten Ehe getrieben haben, weder gulheißeu, noch verstehen, wenn dieselben Ihre Billigung haben, wer ist am Ende sonst befugt, darüber zu urtheilen, aber ich — ich sehe mich geschieben von Richard Kelchner, um dieser Beweg gründe willen, welche ich des Andenkens meiner Irene sür unwürdig halte." Sie erhob sich von ihrem Sitze, drückte einen förmlichen Kuß auf den Schleier, welcher Hannah's Stirn bedeckte, brach einige Blätter von dem Grabe und verließ den Kirchhof. Hannah folgte ihr mit den Blicken, die hohe Ge stalt der Dame hatte sicher etwas Jmponirendcs, doch war genug von theatralischen Bewegungen an ihr zu sehen, um, verbunden mit der zu stark pointirten Art ihres Sprechens, daneben auch einen unbestimmt ab stoßenden Eindruck auf den Hörer und Beschauer zu machen, und auch Hannah konnte sich, trotz ihrer Jugend dessen nicht erwehre». vom Reichskanzler als unentbehrlich (bezeichneten Di- rectorialbeamten im auswärtigen Amte aus, indem sie die gute Absicht vollkommen anerkennt, aber zur Erwägung giebt, „daß es weder thunlich, noch erforder lich sein wird, die auf diesem Wege aufgebrachten Gelder zur Besoldung von Reichsbeamten zu verwen den. Es sei nicht wahrscheinlich, daß die nur durch gemeinsamen Haß gegen den Kanzler verbündeten Fractionen den Muth haben werden, ihr Votum bei der dritten Lesung zu wiederholen, und wenn das dennoch geschähe, so würde die Abwehr der darin liegenden Schädigung des Reiche- doch wohl auf an- derm Wege zu suchen sein, als durch die Deckung der versagten Mtttel auf dem Wege der Privatwoblthatig- keit. — Der „Kuryer Poznanski" will wissen, der einzige von der preußischen Regierung vorgeschlagene Candldat für den erzbischöflichen Stuhl Gnesen- Posen sei der Domherr Wanjura ausPelplin, früher Promnzialschulrath in Danzig. München, 23. December. (N. C.) Der Ge meindebevollmächtigte Backer Utz hat im Gemein be rat he eine Interpellation an den Stadtmagistrat darüber eingebracht, welche Stellung derselbe zur Frage der Erhöhung der Getreldezölle einnehme und ob derselbe nicht mit den Magistraten anderer Städte ge meinsam gegen eine Erhöhung vorgehen wolle, weil dadurch im Stadtbudget ein Ausfall von 120000 M. entstehen würde. * Stuttgart, 23. December. In der gestrigen Sitzung der Kammer der Abgeordneten ergriff bei der Berathung der Kircheilgesetzentwürfe der Abg. Frhr. v. Ow das Wort, um den Standpunkt zu präcisiren, wie er sich sür die katholischen Mitglieder gestaltet habe. Abg Frhr. v Ow: Angesichts der erfreulichen Thalsache, daß der katholische Entwurf auf einem llebereinkommen der königl. StaaiSregierung mit dem bischöflichen Ordinarlat be ruhe, muffe er andererseits bedauern, daß der Entwurf nicht zu Stande komme. Man stehe einer vollendeten Thalsache gegenüber: dem Anträge Rümelin, welcher zum Vorau» die adiolute Mehrheit des Hauses habe Als dieser Antrag ein- gebracht wurde fei es ihm befremd ich gewesen, daß man sich vorher nicht mit den katholischen Mitgliedern ins Einverneh men gesetzt habe, da sich der Antrag doch auf beide Entwürfe bezog. Er sehe ab von dem 2. Theile des Antrags, den er sür einen Mißgriff halte. Der 1 Theil des Antrags bestimme, daß aus beide Entwürfe nicht emgegangen werden falle; die Katholiken dieses Hauses können nicht sür diesen Antrag stim men, aber auch nicht gegen denselben, uno zwar deshalb, weil die Katholiken die Ueberzcugung gewonnen haben, daß es sich hier in der That um eine Mitbestimmung in innerkirchlichen Angelegenheiten durch SlaaiSgesetz handelt. Er halte eS oes- halb sür den richtigen Standpunkt eines katholischen Abgeord neten in diesem Haufe, wenn er sich nicht betheilige an dem Widerstreite, der sich zwischen den evangelischen Mug ledern ent- sponnen habe, und sich der Abstimmung enthalte. Er glaube aber auch hoffen zu können, daß, wenn je der entge engesetzte Fall sür die Katholiken kommen sollte, die gleiche Rücksicht g übt werde. Damit, so glaube er, werde das köstlichste Gut. das wir in Würt temberg besitzen, der religiöse Frieoen, auch in Zukunft bewahrt werden. Wenn jetzt in die weitere Berathung nicht eingcgangen werde, so erübrige ihm nur, den bestimmten Wunsch auszu- sprechen, es möchte die königl. StaatSregierung einen neuen Entwurf ausarbeiten, womöglich losgelöst von der Synodal ordnung , welchem die wefei tlichen Grundlagen des jetzigen Entwurfes wieder zu Gründe gelegt werden. Tara» knüpse er die Bitte, die bessernde Hand möge in der Richiung ange legt werden, daß der gemeinsame neue Eniwurs einfach die Organe gestalte, denen die Vertretung der Kilchenvermögens- verwaltun übertr gen werde. Ei hoffe, daß man, wen» wir auf dem Boden einer neuen Vorlage an die Arbeit gehen, be freit von dem geistig-religiösen Widerstreit aus evangelischer Seite, rein sachlich und nüchiern diese Ausgabe wieder auineh- men und zu einem Ergebniß füh en könne, welches im ganzen Lande Befriedigung erwecken w.rde. Bei der Abstimmung lagen der Antrag der Com- mlssion und derjenige des Abg. v. Rümelin und 46 Ge- ncssen vor. Ueber diesen wird zunächst abgestlmml. Der selbe wird angenommen mit 48 gegen ll) Stimmen; 21 Ab geordnete enthalten sich der Abstimmung. Es wird eine motivirle Abstimmung vorgelragen, nach welcher Landauer und Genossen sich der Absttmmung enthalten, Es war Zeit zur Heimkehr für Hannah, sie warf noch einen Blick dorthin, wo ihre alte Pflegemutter ruhte, und beiße Thränen stiegen in ihre Augen. Sie fühlte sich allein und verlassen, sie war in ihrer alten Heimalh, aber die alten Lieben waren daraus geschie den, sie hatte ein eigenes Heim und in ihm schien jeder Raum dem Andenken einer andern Herrin ge weiht zu sein, sie hatte einen Gatten, der sie — sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen — wohl nur ihres Geldes wegen zur Frau genommen hatte, und sie hatte »hm so gern ihr Herz geschenkt, um seiner selbst willen. „Des Geldes willen!" Schien nicht von jener Stunde an, wo zuerst diese Behauptung von fremder Zunge ausgesprochen war, Alles dafür zu sprechen, daß die Annahme berechtigt sei? Das Wort, das die Gatten gehört, hatte deshalb so un heilvoll zwischen ihnen gestanden, weil es die Wahr heit sprach, sonst hätte Kelchner lange die Stunde finden müssen, in der er ihr hätte sagen können, daß jenes vorlaute Weib falsch geurtheilt. — Und war nicht auch in manchem Blick, in manchem heimlichen Lächeln und hingeworfenen Wort von Mutter und Schwester dieselbe beschämende Annahme gewesen, sür welche eben erst nach jenem Wort in der Kirche Hannah ein Berständniß aufging? War, wenn sie doch noch an Zweifeln festhalten wollte, nicht eben jetzt von Frau v. Wolfingen genug über Kelchner's ver letzende Beweggründe für seine zweite Ehe angedeutet worden, um Hannah's döse Zweifel ganz außer Frage zu stellen? Ein Gefühl des Trotzes stieg in der jungen Frau auf, sie kam sich geschmäht, beleidigt vor; nun gut, es galt doch einmal sich mit ihrem neuen Leden vertraut
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