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Dresdner Journal : 19.12.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188412192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18841219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18841219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1884
- Monat1884-12
- Tag1884-12-19
- Monat1884-12
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Journal : 19.12.1884
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WSW. ÄU»rItol»! .... 18 Harlr. ^M>rUel»: 4 Kurk 80 kk L»»«tL»^«ouL,n». io kL 4»««rl»»Id ä«« äoutoet»«» kslcb«» tritt ko,t- uaä öt«mz»«l»u»<:l»1»^ tULLI». k'ür cleu kaum »iuer ^««paltvuso ?«titrsils SO ?L vot«r „Lio^siikoät" äio 2sils 80 ?k. 8«i ^»bollsu- uuä 2iTsri»»»t» 80 H Fukovläa^. Lr,cil»to«a z H^Uck «ml ^untabm» äsr 8oiu»- uuä ksiorto^o Xbsuäi Klr äou kol^vuäsu 1'»^. Freitag, den 19. Demnber. DreMm'Iomml. 188L InooralouaauuNwu »u»-trt»r r^txMU- F>. Oomml»iouLr ä« l)re»<1»sr ^ourual»; I»wd«rU >«rIt»-Vl,ll *. N.: //aa«e^!tnn F ^0Atrr,- >«rliu-Vt«o Niudor^- kr»U-l^ipitx kriollkart «. N-Itüil«d»u: Wo««,' Nirlta: /nro/i^rntiant. 87«m«o Lc/>/otte, Lr««l»u: F Lta«A«n> Lurra« fLmii L«d«t?>),' ^r»nkk»rt » H F? üuekkaucilun^; OSrUt«: </. WÄier; 8«»oor«r: 6. §c^iu«irr, r«rt» n«rlto - Vr»ukkurt *. N ItutlguN: Daut»« F 60., s-undarx' ^1ä. Lt»n«r. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. N e r » a »«s v d s r r NSviel. Lipeäitioa äs« lirs«6ver Journal», I>reK<i< n, 8»ini5«r»tri»i«s klo SO. Amtlicher Mit. Dresden, 16. December. Mit Allerhöchster Ge- nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem aus Callnderg gebürtigen Soldat (Oekonomie-Handwerker) der 12. Kompagnie des königl. sächs. 6. Infanterie regiments Nr. 105 Hermann Gustav Raumer, zur Zeit in Straßburg, für die von demselben am 8. Sep tember d. I. unter eigner Lebensgefahr bewirkte Ret tung eines Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Jll die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Be- fugniß zum Tragen derselben am weißen Bande ver liehen worden. Se. Majestät der König haben dem bei der Polizei- direction zu Dresden angestellten Polizeiassessor l >r. jur. Karl Volkmar Zapfs das Dienstprädicat als„Polizei- rath" Allergnädrgst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Mil. Uebersicht: Trlegrapbiscke Nachrichten. Zeitung»sckau. Tage»geschickte. Dresdner Nachrichten. Statistik und Lolkswirthschaft. Eingesandte». Telegraphische Nachrichten. Leipzig, DonnerStag, 18.December, Mittags. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In dem Anarchistenprocesse gegen Reinsdorf und Genossen wurde heute der ReinSdorssche Antrag auf Ladung weiterer Zeugen vom Gerichtshöfe abgelehnt. Hierauf wird der Zeuge Palm erneut vernommen Derselbe will von Küchler gehört Haden, daß dieser da» Atten tat auf dem Niedrrwalde habe ausf.ihren wollen, daß dir Zündschnur aber durch dir Nässe gelitten habe und unbrauchbar geworben sei. Palm gab ferner als richtig zu, daß er die 4V M. zur Reise nach dem Niederwald» beschafft; er habe aber ge glaubt, rs bandle sich um eine Reise nach Lon don. Palm beschuldigt auch den Untersuchungs richter, daß rr ibn zu einem Geständnisse durch die Drohung drr Versetzung in den ÄnklageKand bewogrn habe; der Untersuchungsrichter bezeichnet darauf Palm'» Angabe al» irrthümlich. Die Möglichkeit liegt vor, daß heute noch die Beweis- aufnabmr geschlossen wird. (Vgl. d. Nähere über den Proceß in drr zweiten Beilage.) Berlin, Donnerstag, 18. December. Nach mittag». (Tel. d. Dresdn. Journ.) Drr Reichstag bestätigte kaS Präsidium für dir weitere Dauer der Sessiou. Bremen, DonnerStag, 18. December, Mit- tag». (Tel. d. Dresdn. Journ.) Drr Lloyddampfrr „Rhein" welcher am14. d. MtS. hier ab- und am 16 d. Mt». von Southampton weltergegangrn ist, collibirtr gestern um 2 Uhr Morgens auf der Höhe von Lizard mit einem englischen Dampfer, wahrscheinlich dem „Aork", welcher zuerst den selben Cours hielt, dann aber den Cour» deS Dampfer» „Rhein" zu kreuzen versuchte. Der „Rhein" kehrte nach Southampton zurück und geht nach Ausbesserung seiner leichten Beschädi gung beute nach New Dort weiter. Der englische Dampfer ist in Falmouth eingelaufrn. Menschen find nicht verunglückt. Linz, Mittwoch, 17. December. (Tel.d. Boh.) Heute Vormittags wurde in Linz der Hafner Fuchs wegen Verdachtes anarchistischer Umtriebe Feuilleton. Siedigirt von Ltto Banck. Oeffentliche Vorträge. Die beiden letzten der in der Aula des königl. Polytechnikums stattgefundenen wissenschaftlichen Vorträge halten die stärkste Anziehungs kraft ausgeübt und den Festsaal der technischen Hoch schule mit einem so zahlreichen, als erwählten Publi cum gestillt. Am 8. December sprach Prof. l)r. Fritz Schultze über „Diogenes und Aristipp-. Die Gegen überstellung dieser beiden, aus der Schule des Sokrates hervorgegangenen, je eine Seite der Sokratischen Philosophie weiterbitdenden griechischen Denker und Lebenskünstler gab Anlaß zu einer außerordentlich lebendigen und geistvoll eingehenden Charakteristik des bedürfmßlofen weltverachtenden EynlsmuS und der üppigen und genußdürsiigen Weltfreudigkeit, die in Diogenes von Sinopc und Anstipp von Kyrene ihre interessanten individuellen Vertreter haben. Das be sondere Talent deS Vortragenden, eine große Stoss waffe klar und lichtvoll anzuordnen und die Grund- pge jeder Weltanschauung mit den knappsten Worten eindringlich und wirksam wiederzugeben, trat hier wirksam hervor. Die biographische Skizze, welche der Vortragende vom Leben seiner Helden entwirft, dient ihm regelmäßig auch dazu, die Hauptmomente ihrer philosophischen Weltanschauung zu entwickeln, eine Art und Weise, welche namentlich bei drn griechischen Philosophen, bei denen ein viel stärkerer und sicht- licherer Zusammenhang zwischen den Raturanlagen und dem LebenSfchickjale einerseits, der Spekulation an verhaftet und nach kurzem Verhöre dem Landes- gekickte eingeliefert. Bei Fuck», welcker Obmann de« ArbeiterbildungSvereineS ist, wurde Nackmit- tagS eine Hausdurchsuchung vorgenommen. Die Untersuchungen gegen die Anarchisten ziehen immer weitere Kreise. Es werden auch in Enn», Steyr und Wel» polizeiliche Erhebungen gepflogen. Buda-Pest, Mittwoch, 17. December, Abend». (Tel. d. Boh.) Dao Fernbleiben deS Grafen Ju lius Andrassy von der brütigen Sitzung de» Ober- hauseS (vgl. die „TageSgeschlchte") wird vielfach glossirt, zumal er bei dem gestrigen Abschiede deS biShrrigrn Präsidenten Szögyenyi anwesend war. Die Freunde Andrassy'S versichern, daß sein Fern bleiben keine Demonstration gegen drn Baron Sennyey brdeute; doch ist »S Thatsache, daß An- drassy grstrrn Abrnd« nach srinrr Brsitzung Te- rrbe« abgrrrist ist. Bern, Mittwoch, 17. Drcrmber» Abends. (W. T. B.) Drr Nationalrath hat hrutr aut 86 gegen 34 Stimmen die Maßnahmen de» Bundes- ratheS gegen den Staatsrath in Tessin gut- gehtißeu. Barcelona, DonnerStag, 18. December. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Im Trepprnhause rineS Pri- vatgrbäube» fand gestern eine Dynamiterplofion Statt, durch welche einige Zerstörungen angerichtet wurden. Ein Menschenleben ist nicht zu beklagen. London, DonnerStag, 18. December. (Tel. d.DreSdn.Journ.) Den „Time»" wirb aus Hong- kong untrrm 17. d. Mt». gemeldet, man glaube in Peking, die japanische Regierung werde sich mit drr ckinesischen betreffs brr Angrlrgenbriten in Korea in» Einvernehmen setzen. Man hoffe die Angelegenheit werde gütlich geordnet werden. Die „Time»" veröffentlichen einen Brief deS Ur. Stanley vom 13. d. Mt». an ihren Corre- spondrntrn in Manchester, worin er drn Forde- rungen drr Franzosen am Conao entgrgrntritt und dir Mückle ausfordert, da» Gebirt der afri- kanischen Gesellschaft sichrrzustrllen. Die Gesell schaft wäre ruinirt, wenn nicht dir Frag» zwischen ihr und Frankreich vor dem Schluffe der Con- frrenz geordnet sei. Dir „Times" sprechen sich auch ihrerseir» für die Forderungen Stanley » au» und meinen, Deutschland werde streben, die über triebenen Forderungen einer jeden Macht herab- zuminbern. Dresden. 18. December. Die gegenwärtige politische Lage in Norwe gen wird von der Stockholmer „Nya Dagligt Allehanda" in einem längern Leitartikel besprochen, welcher darauf hinausläuft, daß die Stellung des Ministerpräsidenten Sverdrup derjenigen gleichkommen dürfte, welche einst Gambetta eingenommen: er könnte wegen seines großen weitumfassenden Programmes leicht zu Falle kommen. Wenn man glaubt, daß nach dem Siege der Linken, welcher mit der Ernennung Sverd up'S zum Chef des Ministeriums endigte, Ruhe in Norwegen eingekehrt sei, so irrt man sich ganz ge waltig. Es deuten im Gegentheile alle Anzeichen da rauf hm, daß Norwegen einer recht stürmischen Zeit entgegengeht. Für Sverdrup war es ein Glück, daß bald nach feiner Uebernahme des Staatsmimsteriums das Storthinq sich trennte; doch das war nur aufge schoben: die Tage der Activität kommen noch. Es ist ein Leichtes gewesen, die verschiedenen Schattirungen der Linken zu einem gemeinsamen Angriffe gegen die Regierung der Rechten zusammenzuhalten; aber viel schwieriger wird es werden, die weit zerklüfteten Par teien zu einem Zusammengehen und zur Eintracht zu dererseits, wie bei den neueren Denkern vorhanden ist, als eine sehr glückliche bezeichnet werden muß Prof. Schultze verfolgte in seiner Darstellung die Fortbil dungen und letzten Ergebnisse sowohl der Richtung des Diogenes, als jener des Aristipp und ge langte dabei zu dem Nachweise, daß die besseren Elemente und edleren Grundgedanken des Dio genes im Stoicismus wiederkehren und durch den Stoicismus eine gewisse Annäherung an das Christen thum gewinnen, während die Genußphilosophie Ari- stipp'S in der haltlosesten Skepsis und schließlich in den Pessimismus hmeinführte. Der Vergleich der Philosophie wie der Persönlichkeiten des Letzter» grie chischen und eines berühmten modernen Philosophen (Schopenhauer) lag nahe genug und war offenbar verlockend, doch mußte sich der Vortragende einen nähern Nachweis der Berührung»- und VergleichungS- vunkte versagen und lenkte nur die Aufmerksamkeit seine» Publicum» auf die unzweifelhaft vorhandene Verwandtschaft hin. Der reich gespendete Beifall war ein durchaus wohlverdienter; dennoch können wir uns der Meinung nicht entfchlagen, daß die Einführung der Sitte des Applaudirens in wissenschaftliche Vor träge und speciell in diese Vorträge, in denen das Beste geboten wird, was in unserer Stadt überhaupt geboten werden kann, sich nicht empfiehlt. Freilich ist die Aula einer Hochschule noch keine Kirche, aber noch weniger ein Theater und dem Ernst der Sache, welchem die gespannte und gesammelte Theilnahme de» Publicum» so erfreulich Rechnung trägt, würde auch der Wegfall de» Applaufe» entsprechen. Die» ist nur eine subjective Ansicht de» Referenten — sie mag aber nicht verschwiegen sein. vereinigen, wenn es nun gilt, positiv die Wünsche der Linken zu verwirklichen. Sverdrup hat viel versprochen; aber Alles zu halten, dürste auch seiner Kraft und Energie nicht einmal gelingen, da er mit zu vielen Faktoren rechnen muß. Er wird zunächst auf den Willen und die Ansichten des Königs Rücksicht zu nehmen haben; . denn so weit ist es in Norwegen doch noch nicht gekom men, daß nicht der König gesetzmäßig diejenige Person ist, welche allein Beschlüsse faßt, und es dürste da für ihn Bedenklichkeiten haben, wenn er durchwegs die umstürzenden Reformprojecte der Linken sanctioniren wollte. Im Uebrigen hat Sverdrup auch bewiesen, daß er den Wünschen des Königs gegenüber nicht ganz unzugänglich ist. Es ist aber kein Geheimniß, daß Sverdrup von seinen Hintermännern in der Politik weiter getrieben worden, als er aus eignem Antriebe gewünscht hatte, und es unterliegt da auch keinem Zweifel, daß er unmöglich den radicalen, weitgehenden Ansprüchen und Forderungen wird genügen können. Man kann deshalb auch versichert sein, daß den frühern Enthusiasmus und Slegesjubet bald Mißmuth und fehlgeschlagene Hoffnungen ablösen werden. Außerdem hat Sverdrup einen Kampf auf Leben und Tod mit der nach Revanche dürstenden, geschlagenen, aber keines wegs vernichteten Rechten zu bestehen. Der Kampf ist auch schon in vollem Gange. Ueberall im Lande bildet die Rechte „Grundgesetzvereine", welche darauf abzielen, die Functionen der Königsmacht aufrecht zu erhalten und die Angriffe der Radicalen gegen das monarchische Princrp zurückzuschlagen. Mehr und mehr tritt die Linke auch damit unverhohlen hervor, daß der letzte Relchsgerichtsanfall in erster Reihe gegen die Königsmacht, gegen das Selmer'jche Ministerium aber nur als dessen Waffenträger gerichtet war. Zu einem fehr wichtigen Zankapfel kann die HeeresordnungS- frage werden. In dieser Beziehung hat Sverdrup große Pläne vor. Ein wirkliches Milizsystem, welches die norwegische Armee bis uuf 88,000 Mann erhöht, ist das Project, welches er früher anerkannt hat und nun wohl dem Storthing vorlegen muß. Aber wie aus den auf dem Lande statlfindenven Volksversamm lungen herauslönt, sieht es aus, als wenn nicht ein mal die Linke mit dieser Militärbürte zufrieden fei, die recht drückend werden könnte. Ein zweiter wich tiger Gegenstand auf dem Programm der Radicalen ist die Juryfrage, wie sie von Björnstjerne Ljörnson befürwortet wird. Sie läuft auf die große Bedenk lichkeit hinaus, daß sie der Willkür Thür und Thor öffnet. Von den Radicalen, den „Rettern des Vater landes", wie dieselben sich gern nennen hören, wurde biSber bekanntlich stets die Behauptung aufgestellt, daß die Rechtenpartei die Unterordnung Norwegens unter das Bruderreich erstrebe und dadurch Hochverrath gegen das Vaterland begehe. Jetzt zeigt es sich aber, daß gerade die Radicalen es sind, welche mit den Gesin nungsgenossen jenseits des Kchlen sratermsirten und dies wohl noch thun. Hat doch Björnstjerne B»örn- son selbst dies zugestanden, indem er dem „Dagblad" in Chrfftiania schrieb: „S. A. Hedlund (der bekannte Nedacteur der radicalen „Gothenburger Handelszei» tung") hatte großen und dauernden Einfluß auf die Partei, innerhalb welcher er im Reichstage lebte und deren bedeutendster Publicsst er ist. Die Haltung diejer Partei war zuletzt die entscheidende. Soll des halb die norwegische Linke offen ter Hilse, die sie in der Stunde der Gefahr genossen, beistehen, so muß sie zuerst und am tiefsten den Hut vor dem alten Hed lund in Gothenburg abziehen." Welche Partei es ist, die die Unabhängigkeit Norwegens bedroht, dürfte hier nach also ziemlich klar fein. Tayesgcjchichtt * Berlin, 17. December. Die afrikanische Conferenz ist heute Mittags wieder zu einer Sitzung Montag, den 15. December hielt der Professor der Chemie an der technischen Hochschule, l)r. Walther Hempel einen Vortrag über die wichtige Frage: „Wie sollen wir unser Fleisch bereiten t" und begleitete seine Darlegungen mit einer Reihe von anschaulich instruo tiven Experimenten, die sämmtlich vorzüglich gelangen. Prof. Hempel ging, die Existenz der vegetarianischen Gemeinden als unwesentlich sür die Frage betrachtend, von dem Vordersatz aus, daß das Fleisch einen Haupt- bestandtheil unserer gegenwärtigen Nahrung bilde und seine möglichst gute Zubereitung in viel tieferm Zu sammenhänge mit Gesundheit und Gedeihen stehe, al- manche an sich vortreffliche Hausfrau und Köchin ahne. An der Hand unwiderlegbarer wissenschaftlicher Feststellungen und Nachweise erörterte er die weitver breiteten falschen Zubereitungen namentlich des Koch fleisches und die Nachthelle, welche mit dem in der modernen Küche beinahe allgemein herrschenden System des Bratens verbunden sind. Ueberraschend, wenigstens für einen großen Theil des Publicums, war hierbei die Erkenntniß, daß die ältere roh naturalistische ver unglimpfte Art des Bratens am Spieß, den For derungen, die gegenwärtig vom wissenschaftlichen Stand punkte aus erhoben werden, viel näher gekommen ist, al» später beliebte nnd gepriesene Methoden. Indem der Vortragende in einem neuesten Patentofen, der mit Holzkohlen geheizt wird, innerhalb 20 Minuten ein am Spieße steckendes Huhn vollkommen bnet, überzeugte er die lauschende Versammlung von der Richtigkeit aller seiner Belehrungen. Der ganze Vor rag hinterließ überhaupt den Eindruck, wie ersprießlich und nothwendig ein Wenig rationelle Küchenchemie im häuslichen Leben sein würde, wobei freilich nicht an zusammengetreten; eS beginnt jetzt die Berathung der von der Commission ausgestellten Schiffsahrtsacte. Graf v. Hatzfeldt wird infolge von Erkrankung wahr scheinlich der Sitzung nicht beiwohnen können. Gegen wärtig gilt es, der „N. Pr. Ztg." zufolge, unter den Bevollmächtigten für ausgeschlossen, daß die Conferenz vor Weihnachten zum Schluffe ihrer Arbeiten gelangt. Großbritannien hat gestern die Anerkennung der „Internationalen Congogejellschast" vollzogen, und zwar in der Form, daß es die Fahne des Freistaates (ü»8 ok tbv tresstat«) von Centralafrika anerkannte, während die übrigen Staaten bisher nur die Anerken nung der „Afrikanischen Gesellschaft" als die eines befreundeten Staates aussprachen. Nachdem nunmehr zwei von den dabei interejsirten Großmächte» diesen Schritt gethan, sind dem Vernehmen nach auch die übrigen weniger interejsirten europäischen Mächte zu demselben entschlossen; es dürften zunächst Oesterreich, Rußland und Holland und dann Italien und Spanien nachfolgen. Dann stände der factischen Gründung des „Lt.Lt iuckepcnäLut cks central«" nichts mehr im Wege. — Der Reichstag verhandelte in seiner heutigen (17.) Plenarsitzung zunächst über den Antrag des Abg. Itr. v. Jazdzewski und Gen, betreffend die Gleichberechtigung der polnischen Sprache vor Gericht. Der Antrag wurde an eine Commission von 14 Mitgliedern verwiesen. Der folgende Gegenstand der Tagesordnung: Antrag Liebknecht-Vollmar auf Veranlassung der strafrlchter- lichen Untersuchung gegen die Polizeibeamien, welche im Sommer vor. I. die Abgg Frohme und v Vollmar auf ihrer Rückkehr vom Congreß der Socialdemokraten in Kopenhagen verhafteten, erregte kerne große De batte und wurde, dem Vorschläge deS Abg. ^>r. Windt- Horst gemäß, der Geschästsordnungscommlssion zur Vor- berathung überwiesen. Auch der dritte Gegenstand der Tagesordnung, der Antrag Ausfeld auf Gewäh rung von Diäten an die Mitglieder des Reichstags, bei welcher Veranlassung der neue Abgeordnete für Fransurt a. M., Sabor, unter lebhaftem, durch die Art feiner Vortragsweise hervorgerusenen Heiterkeitserfolge, seinen maickeu speccb hielt, wurde rasch erledigt. Der Antrag wurde gegen die Stimmen der Rechten und eines Theils der Nationalltberalen definitiv vom Reichstage angenommen. (Vgl. den Sitzungsbericht in der zweiten Beilage.) — Die Budgetcom- mission hat beim Mllitäretat folgenden Abstrich gemacht: Bei der fortlaufenden Ausgabe 31842 M., am Extraordinarium 1646 300 M. und an der An leihe 5 614 333 M., im Ganzen also 7 292 475 M. Stuttgart, 16. December. (Frkf. Ztg.) Die Kammer der Abgeordneten hat in ihrer heutigen Sitzung die Berathung über das Gesetz, betreffend „die Gemeindeangehörigkeit", zu Ende geführt. Tie heutige Berathung war insofern von allgemeiner Be deutung, als aus Anlaß des Art. 54, welcher die Fälle, in denen den Gemeinden ein Recht der Aus weisung bestrafter Perjonen, resp. der Antrag hierauf zusteht — neu regelt, die Competenz der Landes regierung zur Erlassung solcher Particularbestmimungen in Frage kam. Der Entwurf hat nämlich an der Stelle der in früheren Gesetzen (Bürgerrechtsgesetz von 1833) enthaltenen, theilweffe inhumanen Bestim mungen über das AuswessungSversahren neue Be dingungen gestellt, durch welche der Kreis der seitherigen Ausweijungsbefugnisse eingeengt, aber beabsichtigt wurde, die Ausweljungsgründe auch auf die Burger einer Gemeinde auszudehnen. Die Commission hat durch einen, von der Kammer angenommenen Antrag festgesetzt, daß in Zukunft nur „Nlchlbürger" (Ein wohner) aus einer Gemeinde unter den betreffenden Voraussetzungen sollen ausgewiesen werden können. In der Debatte bezweifelte 0r. Götz, der Abg. für Böblingen, ob bei dem jetzigen Stande der Neichs- die kindische Spielerei gedacht werden darf, die man in gewissen Mädchenpensionaten als Küchenchemie be zeichnet. Alle Erörterungen Prof. Hempel's waren trotz deS einfach gefälligen und gelegentlich humo ristischen Tones sehr ernst, sachlich und so geistvoll, wie wir es an diesem Platze nunmehr gewöhnt sind und in künftigen Jahren hoffentlich gewohnt bleiben wollen. —o. Freda. Novelle von L. Lameron. «u» dem Englischen von August Frenzel. (Fortsetzung.) Nach kurzer Zeit kam seine Antwort. Sie ent hielt Alles, was ich nur wünschen konnte, und ich ging vergnügt zu Clara. Als ich die Thüre ihres Zimmers öffnete, kam sie fröhlich auf mich zu. „O Freda, ich habe einen Brief von George er halten und Sie auch, w e ich sehe. So einen gütigen Briesl Er will mir jährlich lebenslänglich dreihun dert Pfund geben; er fagt, das geschehe lediglich aus Ihre Veranlassung und weil Sie ihn darum gebeten haben. Ich weiß nicht, wie ich Ihnen je genug ban- ken und Sie segnen folll" Sie sah jetzt schon glücklicher und strahlender aus und war der früheren Clara Featherstone, mit der ich so oft gehadert und gezürnt hatte, — doch ohne den alten Zug von Bosheit in ihrem Gesichte, denn sie war sanfter und weiblicher geworden — wieder ähnlich. Ich fetzte mich nieder und ging fr ih auf alle ihre
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