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Erzgebirgischer Volksfreund : 16.09.1857
- Erscheinungsdatum
- 1857-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-185709167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18570916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18570916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1857
- Monat1857-09
- Tag1857-09-16
- Monat1857-09
- Jahr1857
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 16.09.1857
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von Simmel bedeckte ihre Schultern. Diesen sonderbaren Krankenanzug hatten die beiden Alten aus ihrer Garderobe jusamwengeftoppelt, welche sich seit undenklicher Zeit au- den Kleidungsstücken aller Personen jeden Alters und Geschiechte- angehäuft hatte. Eine solche Verkleidung hätte jede Andere zur Vogelscheuche gemacht, allein die reizende, liebliche Ge stalt Gabrielen- entfaltete sich mitten unter diesen schwarzen Draperieen, wie eine Blume unter ihrer dunkeln Belaubung; sie saß dem Kamine zugekehrt, dessen Flamme eine flüchtige Röthe über ihre blassen Wangen verbreitete. Dadurch aber entwickelte sie eine ruhige, duldende Schönheit, die einen leb haften Eindruck aus Herrn von Greoulx hervorbrachte. „ES gebt doch hoffentlich besser mit ihr, nicht wahr?" flüsterte er Veronika zu, und als Gabriele langsam ihre Blicke ihm znwandte, sagte er, ihr mit so viel Eyrerbietung näher tretend, als wenn er sie im Saale einer Herzogin angerebet hätte: „Es gereicht mir zum unendlichen Vergnügen, mein Fräulein, zu vernehmen, daß Eure Gesundheit auf dem völligen Wege der Wiederherstellung ist." Diese Worte, der Ton dieser Stimme brachten einen sol chen Eindruck auf Gabrielen hervor, daß sie noch viel bleicher wurde, als sie zuvor war, und sie vermochte sich keine Re chenschaft zu geben, ob e- in Fotze der Freude oder des Ent- se-en« sei, daß ihr Herz so heftig pochte. Seit drei Wochen hatte sie, selbst im Fieber ihrer Krankheit, nur mit einer ein zigen Erinnerung, nur mit einem einzigen Gedanken sich ge tragen, nämlich dem an diesen Mann, den sie tvdt gesehen, den sie hatte inS Leben zurückkehren sehen, gleich als ob ihre Thränen und ihre heißen Gebete ihn wieder aus dem Grabe hervorgrrusen hätten; sie lebte ganz in dieser fixen Idee und ein natürlicher'Trieb zwang sie gleichsam, sich in diesem Ge danken zu gefallen. Es fehlte ihr an Worten, um Herrn von Greoulx zu antworten; sie konnte sich bloS unter einem schwachen Lächeln verbeugen und sank dann wieder auf den altmodischen Lehnstuhl zurück, in den sie Veronika gebettet hatte. (Fortsetzung folgt.) TageSgefchichte Die Zeichen unserer Zeit find mancherlei. Freilich, sie wollen richtig avfgefaßt und richtig gedeutet sein. Aber gar manches an sich ganz unschuldig scheinende Zeichen hat, scharf und vornrtheilSfrei betrachtet, gar bedeutsamen Sinn, und sollte eS vor der Hand, auch nur ein sogenannter „PulS- fühlcr" sein. Dergleichen „Pulsfühler" scheinen in der neusten Zeit mehre von Frankreich aus aufzutauchcn. So wird in den' jüngsten Tagen in den geachtetsten deutschen Zeitungen viel über eine Medaille geschrieben, die der jetzige Kaiser der Franzosen Napoleon der lil. in diesem Jahre hat prägen lassen zur Erinnerung an die Feldzüge von 1792—1815. Die Medaille wird „dieMedaille von St. Helena" genannt, weil sie ihrer Aufschrift zufolge gleichsam als am Todestag Napoleon 1. den 5. Mai 1821 zu Langwood auf St. Helena gestiftet, anzusehen ist. Die Medaille ist aus Bronze, trägt auf der einen Seite das Btld- niß Napoleon l. mit der Umschrift: „?lspoleoll l'Lmpereur" (Napoleon l., Kaiser) und auf der andern die. Worte: «es eomnsAnons «io ^loire »» «leraidre ponsöo. 8t. Helena 8. Ala» 4821." (Zu Deutsch: Seinen Gefährten de- Ruhms sein letzter Gedanke. St. Helena, den 5. Mat 1821). Um diese Inschrift ist eingeschrieben: „6ampsA»os äe 1792 a 1818. (Die Feldzüge von 1792 bis 1E.) Die Medaille wird an einem grünen Bande mit rothen Strei fen getragen; es ist jedoch förmlich verboten, da-Band ohne die Medaille zu tragen. Und der Zweck dieser Bronze-Medallle? — Er ist klar und deutlich durch die Inschrift derselben au-gedrückt. All« Veteranen, die in den Jahren 1792—1815 unter den Fah nen Napoleons I. gedient haben, können, wenn sie sich beim französischen Krtegsminister darum bewerben,' die Medaille b«- kommen; aber nicht etwa blo- — und das ist die groß« Hauptsache — Franzosen, sondern auch Deutsche, Pole», Italiener u. s. w. u. s. w. überhaupt Männer und Greis« aus allerlei Volk, die nur je unter Napoleon l. Oberkommando Feldzüge mitgemacht haben. Also auch Deutsche können diese Medaille erhalten, also auch fürDeutsche ist sie bestinrmt! Für Deutsche, di« unter Napoleon l. siegreichen Adlern ihr eignes Vaterland haben unterjoeben keifen! Werden sich deutsch« Veteranen beim französische» Kriegsministcr um diese Medatll, bewerben? — Im Kaiserstaate Oesterreich haben sich besondere Vev, eine gebildet, die in den betreffenden Kreisen durch Wort und Schrift dahin wirken wollen, daß alle Veteran« über di« -Bedeutung dieser Medaille gehörig belehrt und aufgeklärt w«r- den, damit nicht wohl einer von ihnen auf den Gedanken komme, sich um die St. Helena-Medaille zu bewerben. Und aus der bayrischen Pfalz meldet die Pfälzer Zeitung ganz neuerdings: „Mit großer Befriedigung mußte man vernehmen,. daß in den preußischen Rheinland«» nicht ein einziger Vt« teran sich um das neue französische Denkzeichen b«- worben habe. In Rheinhessen dagegen find nach derMain- zer Zeitung bereit- mehre Bewerbungen erfolgt, so daß der Kaiser der Franzosen, wenn er. wirklich auf deutsche Charak terlosigkeit gezählt haben sollte, sich nicht vollständig verrechnet hat. Die ehrwürdigen Veteranen unserer bayrischen Pfalz werden hoffentlich das hessische Beispiel nicht nachahmen. Jedermann achtet gewiß ihre Pietät gegen da- Andenken a» ihren alten Feldherrn, unter dem sie, w«nn auch gegen da- kigene Vaterland, doch tapfer gestritten. Aber sie dürfen da bei nicht vergessen, daß jene traurigen ZeiUn längst vorüber find, und daß das jetzige Geschlecht deutsch denkt und fühlt und in diesem Gefühle tief verletzt wird, wenn eS Deutsch« sich tief bücken sieht, um die ihm vom Auslande angebotene Medaille in Empfang zu nehmen, die an eine für Deutsch land wahrhaft traurige Zeit, an eine Zett deutscher Erniedri gung erinnert." Auch wir hoffen zu Deutschlands Ehre, daß dieser neueste französische „Pulssühler" für Frankreich andere Wahrnehmung gen bringen werde, als man vielleicht »rwürtet hat. So hoch uns persönlich Napoleon I. als genialer und großer Feldherr, als gewalliger Geist erster Größe steht, so gewiß glauben wir auch, daß sich gerade in Deutschland nur än, ßerst wenig Bewerber um die St. Helena-Medaille finden werden. Noch sei bemerkt, daß ermittelt worden ist, daß noch mehr als 200,000 Franzosen und Nichtfranzosen am Leben sind, welche in den Heeren der französischen Republik und te« ersten Kaiserreichs gedient haken. Gewiß eine ungeheu» Zahl, wenn man erwägt, daß bereits zweiu ndvierztg Jahr« verflossen sind, seitdem der große Held Napoleon l. von dem siegesstrahlenden Triumphbogen seiner riesigen Größe herabge- stiegc» ist, um auf den: unwirthlichen Felsenrtesen St. Helena langsam dahinzusterbc». Deutschland. Oesterreich. Wien, 6. Stptbr. Se. Majestät der Kaiser ist gestern glücklich und gesund von seiner neuesten Reise nach Ungarn zurückgekchrt. — Wien, 7. Sept. Gestern, Sonntag Mittag, haben 300 bis 400 Mitglieder de« statistischen CongrcfieS auf der Höhe der Sta- tto» Semmering „dem Kaiser de« gastfreien Oesterreich" ihr
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