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Sächsische Dorfzeitung : 22.01.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188401220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840122
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-01
- Tag1884-01-22
- Monat1884-01
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 22.01.1884
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dauern" über die Jnsultirung Loncsarcic- ausgesprochen und der Landtag gab sich damit zufrieden. — Im unga rischen Abgeordnetenhause wurde am 18. d. M. u. A. mehr fach auf die Nothwendigkeit der Regnlirung der oberen Donau hingewiesen und eS gab infolge hiervon der BerkehrSminister die Erklärung ab, daS einschlägige Projekt sei bereit- auSgearbeitet und er hoffe, bald be züglich der Ausführung mit den Bau-Unternehmern in Verhandlung zu treten. Mit Rücksicht auf die Höhe der Kosten von etwa 20 Millionen werde jedoch die Ausführung auf mehrere Jahre vertheilt werden müssen. Der JmmunitätSauSschuß deS Abgeordnetenhauses hat jetzt die SuSpendirung der Immunität deS Abg, Julius Berhovay in Angelegenheit der Kaution-- Affaire be schlossen. — Der russische Minister v. GierS ist am Sonnabend in Wien eingetroffen und am Sonntag vom Kaiser empfangen werden. Die Audienz währte cirka 40 Minuten und konferirte v. GierS später eine Stunde mit dem Minister deS Auswärtigen Grafen Kalnoky. Zu Ehren deS russischen Minister- fand sodann ein Diner in der Hofburg statt, an welchem die Botschafter Fürst Lobanow und Fürst Reuß, sämmtliche Minister und Hofwürdenträger und daS Personal der russischen Botschaft theilnahmen. — Für die Batterien der Küsten forts, wo ganz eigenartige, von jenen in den Land festungen verschiedene Geschütze deS größten KaliberS in Verwendung stehen, beabsichtigt die KriegS-Verwaltung eine besondere Artillerie-Truppe zu schaffen. Schweiz. Der Landrath in Uri hat gegen daS überhandnehmende Stromerthum da- alte Institut der Bettelvögte, die jetzt Dorfjäger heißen, wieder eingeführt und den Gemeinden hierzu einen Staatsbeitrag bis auf hundert Franken zugesichert. Frankreich. Ein unter Ferrys Vorsitz am 17. Januar abgehaltener Minifterrath hat sich dahin entschieden, keinen Entschluß in der Arbeiterfrage vor Beendigung der vom Minister deS Innern eingeleiteten Untersuchung der Lage zu fassen; vorläufig hat die Re gierung Maaßregeln ergriffen, um Unordnungen vorzu beugen. In den Sprechzimmern des Palais Bourbon herrschte wegen der Arbeiterfrage große Besorgniß. Clemenceau und die übrigen Mitglieder der äußersten Linken zeigten sich über die Unterredung mit den Ab geordneten der Arbeiter sehr entmuthigt. Tony Revillon Halle eine Besprechung mit Ferry, welcher ihm zusagte, die Regierung beabsichtige, die Arbeiten der Möbli- rung der neuen Lyceen und deS Posthotels zu be schleunigen, um den betreffenden Arbeitern etwas Be schäftigung zu verschaffen. — Die Quästoren haben angeordnet, daß, wenn eine Arbeiter-Delegation sich vor stelle, sie nicht in das Palais Bourbon eingelassen werden solle und daß nur einem oder zwei Abgeordneten Einlaß gewährt werde. Der Ausschuß der Deputirtenkammer für die Petitionen prüfte die durch Tony Revillion vor gelegte Petition der Arbeiter und äußerte sich derselben günstig. In der Umgebung des PalaiS Bourbon zeigten sich mehr Menschen als gewöhnlich, aber bisher blieb AlleS ruhig. Vier der zehn Arbeiter-Abgeordneten, die schon am 16. d. M. im Palais Bourbon erschienen, kehrten dahin zurück und besprachen sich mit Clemenceau und Revillon, denen sie erklärten, daß sie wirkliche Arbeiter seien und nur Arbeit verlangten, dagegen alle Gewaltmittel verwerfen; sie theilten keineswegs die heftigen Auslassungen, die von anderen Abgeordneten vorgebracht worden seien und setzten hinzu, daß auch jene nicht daran gedacht hätten, einen politischen Streich auszusühren. Trotz dieser Versicherungen hat der Mi nister des Innern die Polizeipräfekten zu größter Wach samkeit angewiesen, um besonders mehrere angedrohte Attentate zu verhüten. Die Arbeiter-Adresse, mit welcher sich die französische Kammer nächsten Donnerstag zu beschäftigen haben wird, lautet: „Die Delegirten der Syndikatskammer und Fachvereine der Arbeiter von Paris, in General-Versammlung vereinigt, haben be schlossen, Vertreter zu Ihnen zu entsenden, um Sie zu bitten, der Kammer gefälligst folgenden Wunsch zu ver lesen: „Die gegenwärtig arbeitslosen Arbeiter von Pari- verlangen, daß die Kammer der Abgeordneten sofort Maaßregeln ergreife zu dem Zwecke, die KrisiS j zu mildern und sofort der augenblicklich befchäftigungS- ! losen zahlreichen Pariser und französischen Arbeiter- 1 bevölkerung Arbeit und Eristenzmittel zu verschaffen. ! Wir ersuchen darum, daß die Kammer dringlich befragt ! werde." —' Im Senat kritisirte am 19. d. M. Buffet ! die finanziellen Maaßnahmen der Regierung und be- I ' trachtet die Behauptung, daß da- Budget im Gleich- ' ! gewicht stehe, al- eine Beleidigung deS gesunden Menschen- j < verstände-. Die Situation sei keine verzweifelte, aber ! eine schwierige und gefahrvolle. Der Finanzminister < wie- die Angriffe Buffet- zurück; er rechtfertige da- ! Anwachsen der Ausgaben, erkennt aber alS unerläßlich an, dieselben Hinfort einzuschränken. Die Diskussion sollte am Montag fortgesetzt werden. Die Kammer der Deputirten nahm acht Artikel der Vorlage betreffend die theilweise Uebernahme deS Budget- der Pariser Polizei präfektur auf daS Ministerium deS Innern an. — Vom Kriegsschauplätze in Anam meldet ein Telegramm, daß auf Hainan am 16. d. M. chinesische, von Kanton kommende HilfStruppen mit Kriegsmaterial und Torpedo- gelandet sind. — Nachrichten von der afrikanischen West küste vom 11. December melden, daß Brazza Bolelo, die Station StanleyS, welche neuerdings von den Negern verbrannt worden sei, überschritten habe; Brazza gehe nach Brazzaville, um den König Makoko wieder einzu setzen. — Die Abendblätter vom 20. Januar melden, daß die Lumpensammler beabsichtigen, den Polizei- Präfekten aufzufordern, die Verordnung, betreffend die Abfuhr deS Kehrichts, zurück zu nehmen. Im Fall der Präfekt sich weigere, würden die Lumpensammler eine Versammlung einberufen, um über die Lage zu berathen. — Im Senat bezifferte am 18. d. M. bei Berathung des Budgets der Referent Dauphin das Deficit auf 70 Millionen. Großbritannien. Am 5. Februar soll daS englische Parlament wieder zusammentreten und im Hin blicke hierauf hat jüngst in einem stark besuchten Meeting in Barnsley der bekannte Deputirte Bradlaugh erklärt, er wolle an diesem Tage noch vor Verlesung der Thron rede im Unterhause sein und jedenfalls den Eid ablegen. Schließe man ihn aus, so verspreche er dem Parlamente den Krieg bis aufs Messer; das Haus solle dann keinen Tag vor ihm Ruhe haben und er werde den Frieden auf alle Weise zu stören suchen. Es ist aber selbstver ständlich, daß auch die Leiter des Unterhauses dieser geharnischten Drohung gegenüber das Ihrige vorsehen werden, jedenfalls lassen sie den irischen Spektakler nicht so weit kommen, wie die Agramer Kammerleitung den Abg. StarcSevic gehen ließ. — Baker Pascha hat ge meldet, daß zwischen Suakim und Sinkst 27,000 Mann Rebellen stehen und daß die Hoffnung, letztere Stadt zu entsetzen, jetzt vollständig geschwunden sei. AuS Hongkong wird jetzt berichtet, daß eS englischem Ein flüsse gelungen ist, die Chinesen zu bewegen, von der Sperrung des Kantonflusses durch Torpedos wieder abzusehen. — Die Durchbohrung des Mersey-TunnelS zum Zwecke der Verbindung Liverpools mit Birkerhead ist am 17. Januar vollzogen worden. — Der Ver- waltungsrath des internationalen Schiedsgerichts- und Friedensvereins nahm eine Resolution an, in welcher dem tiefen Schmerze des Vereins über den Tod LaskerS Außdruck gegeben und dessen edlen und uneigennützigen Bestrebungen für die Ziele des Vereins Anerkennung gezollt wird. Ein Mitglied der Londoner chinesischen Botschaft hat Aeußerungen über den Stand der Be ziehungen zwischen Peking und Paris gethan, nach wel chen die Aussicht auf gütliche Einigung alS gleich Null angesehen werden muß. China wird zwar den officiellen Krieg nicht erklären, aber nach wie vor an seinem No vember-Memorandum festhalten, welches bekanntlich so wohl für Bacninh als für Sontay das chinesische Eigen thumsrecht in Anspruch nahm. Von einer Rückkehr des Marquis Tseng nach Paris sei keine Rede. — Der euglische Generalkonsul in Madagaskar, Graves, war im December in Tamatave zu einer Untersuchung über ! die Natur und Ausdehnung der Verluste der englischen Unterthanen seit dem Beginn der Feindseligkeiten mit Frankreich geschritten. Nach einem Telegramme au- Lvndon scheinen die durch daS Bombardement verur sachten Verluste weniger bedeutend, al- jene, welche durch die Blokade und den Mangel an Kommunikationen verursacht sind. Spanien. Im Verlauf der entscheidenden KorteS- Gitzung vom 17. Januar wendete sich zunächst Eanova- del Castillo in energischer Weise gegen da- Verfahren Castelar-, fremde Staatsoberhäupter in die Debatte zu ziehen, daS er alS unerhört bezeichnete. Sodann prie- er in glänzender Ausführung den erlauchten Kaiser der deutschen Nation. Bei der darauf folgenden Abstimmung wurde die Adresse der Opposition mit 221 gegen 126 Stimmen angenommen; für dieselbe stimmten die Kon servativen, ein Theil der Linken und die Republikaner. Die neuesten Nachrichten auS Madrid melden nun den Abschluß der wochenlangen inneren Krise durch die Be rufung eines Ministeriums konservativer Färbung, unter den Auspizien deS erwähnten Politikers CanovaS del Castillo. Die neuen Minister sollten am 19. Januar den Eid leisten. Wie eS heißt, würde MolinS zum Botschafter in Paris ernannt werden. DaS neue Ministerium bezeichnet als daS Ziel seines Strebens, Freiheit und Ordnung zu sichern und die Monarchie zu konsolidiren. Seiten- deS Ministeriums sind 49 Präfekten ernannt worden, welche sofort in die Provinzen abgehen werden. Die Kortes sind durch ein von CanovaS verlesenes köngl. Reskript aufgelöst worden und die Neuwahlen zu den selben sollen für April anberaumt werden, so daß der Wiederzusammentritt im Mai erfolgen könnte. Nußland. Nach den der „Deutschen St. PeterSb. Ztg." aus Khartum zugegangenen Nachrichten befindet sich der Reisende Or. Junker gesund und wohl im Niamniam-Lande und sein Begleiter Bohndorf ist glück lich in Khartum angekommen. — Der Transport der Leichen der Mannschaft deS verunglückten ErpeditionS- schiffes „Jeanette" hat am 17. d. M. Orenburg passirt. — Graf Loris Melikoff ist ernstlich erkrankt. - Zum Zwecke der Ausarbeitung eines neuen Revisionsmodus bei den Operationen zur Zinszahlung und Tilgung der Staatsanleihen bei der Reichskontrolle soll eine Special kommission auS Repräsentanten der Reichskontrolle und des Finanzministeriums eingesetzt werden. — Von Neu jahr alten StylS ab ist den österreichischen Juden die Niederlassung in Rußland untersagt worden und die schon Ansässigen haben zwischen Annahmen der russischen Staatsbürgerschaft und Ausweisung zu wählen. Man sieht in Wien diese Bestimmung als eine eklatante Ver letzung des Artikel 13 des im September 1860 zwischen Rußland und Oesterreich abgeschlossenen Vertrags an, nach welchem österreichische Juden in allen Orten und Provinzen, in denen russischen Juden der Aufenthalt und Geschäftsbetrieb gestattet ist, unter der gleichen Voraussetzung, wie diese Hausen und Geschäfte und Handel treiben oder betreiben lassen dürfen, wenn sie den allge meinen Gesetzen sich fügen. Da Herr v. Giers gerade in Wien ist, so dürfte dort diese Angelegenheit mit zur Sprache gekommen sein. — AuS NertschinSk (Sibiriens ist am 18. d. M. ein Transport von 100 Pud Golo und 50 Pud Silber nach Petersburg abgegangen. Tags darauf reiste der französische Reisende Martin durch NertschinSk, um nach Jnkutsk zu gehen. Derselbe hat das Wüstenland von der Lena über daS Stanowoj- Gebirge bis zum Amur durchforscht und ein umfang reiches geographisches und geologisches Material ge sammelt. — Der Neffe und Leidensgefährte des ermor deten Oberst Sudejkin ist am 18. Januar, ohne die Be sinnung richtig wieder erlangt zu haben, gestorben. Aegypten. General Gordon ist am Sonnabend von London nach Aegypten abgereist und wird sich nach Suakim und, wenn noch möglich, nach Khartum begeben. Wie die „Times" erfährt, hätte seine Sendung den Zweck, Bericht über die militärische Lage im Sudan zu erstatten, sowie Vorsorge für die europäischen Bewohner Khartum s und für die im Sudan verbleibenden Garni- ! sonen- zü treffen. Ferner soll ihm auch die Aufgabe der Räumung des Sudan mit Ausnahme der Küste über tragen sein. Alle englischen Blätter drücken ihre lebhafte sich hastig, pflückte eine Blume und sagte: „Eine Glockenblume, die Haft Du noch nicht im Strauß!" „N.in, aber Sie haben sie viel zu kurz gepflückt, ich werde sie verlieren!" „Ja, ich bin ungeschickt, ich habe in meinem Leben nicht Blumen gepflückt!" „Sv will ich eS thun. O, ich weiß eine Wald ftelle, wo Tausende blühen, wollen wir dahingehen?" „ES ist spät geworden!" wandte er ein, willfahrte ihr aber dennoch. Nun flog sie den schmalen Weg vor ihm her und pflückte Blumen. AlS Beide zurückkehrten, war der Festplatz bereits von Allen verlassen, sie blieben Nachzügler. Der Weg führte durch Wiesen und Felder, auf denen die Schnitter daS Korn mähten. Die Stadt lag vor ihnen in Sicht, über die baumbegrenzten Festungswälle ragten die Kirch- thürme mit ihren blitzenden Kreuzen. AlleS schwamm im Abendsonnengolde, die Heimchen zirpten, die Schnitter sangen, die Lüfte trugen Duftwellen herzu von den heu- gefüllten Wiesen und umspielten kühl die bleiche Stirn Ekkehart'-. Er trug den Hut in der Hand, anhaltendes schnelles Gehen war er nicht gewöhnt. Elfriede wußte «S selbst nicht, wie eilig sie dahinschritt. Wo sie eine Blume erblickte, bald am Wege oder mitten im Felde, da lief sie hin, pflückte sie und plauderte dazwischen. Ekkehart aber blieb schweigsam, doch schritt er ander- dahin alS seist. Sein Auge suchte nicht zerstreut und gedankenvoll ven Erdboden, eS war aufwärts gerichtet zum schöngefärbten Himmel, bald folgte eS den voael- schnellen Füßen deS jungen MädchenS, bald den silber weißen, winzigen Wölkchen in der Luft. Seine Brust dehnte sich und sog die wundersame, duftgetränkte Abend luft wie eine Erquickung, wie eine ungekannte Labung. Vor seinem Hause angekommen, sagte er: „Da sind wir, nun folge mir, denn wir haben einen langen, dämm rigen Klostergang zu durchwandern, in dem ich Dein Führer sein muß, um zu der Mutter unter der Linde zu kommen!" Elfriede folgte ihm. Sie hatte ein pochendes Herz und hochgefärbte Wangen. Eine ihrer Flechten hing halb aufgelöst über der Schulter, das kleine Wald bouquet in ihrer Hand war allgemach zum Feldstrauß geworden. Sie blieb auf der Schwelle der niedrigen Hofthür stehen, als Ekkehart auf den Klosterhof hinauS- trat. Da saß eine kleine Frau mit einem runzeligen Kindergesicht, daS Ekkehart mit flüchtigem Kuß berührte. „Ich bringe Dir Besuch mit, Mütterchen, auch einen Gruß auS Feld und Wald. Nun rathe." Die alte Frau sah Elftiede einen Augenblick an, dann sagte sie schnell: „DaS wird Elfriede Santof sein, nicht so?" „Ja," antwortete diese, „und hier ist der Waldgruß, ich habe die Blumen selbst gepflückt, aber nicht schönere finden können, als die ganz gewöhnlichen Feldblumen!" „Die mir noch Keiner gebracht, denn ich bin alt, liebeS Kind und komme nicht mehr hinaus. Ja, daS hat Dir wohl der Sohn verrathen, daß ich mich darüber freuen würde," und sie streckte Elftiede dankend die Hand entgegen und sog den Duft der Blumen ein und betrachtete dieselben wieder und wieder, nicht nur weil sie sich wirklich freute, auch damit Elfried« nicht ge ring von ihrer Gabe denken sollte. „Aber wie heiß Du bist, liebe- Kind," sie legte ihre Hand auf ElfriedenS brennende Wangen und nöthigte sie zum Sitzen, „ja, daS kommt vom Bücken und Laufen und da wirst Du wohl Schelte vom Vater bekommen." „Nein, ich bekomme niemals Schelte vom Vater!" „Aber er wird sich sorgen um Dich, auS Ueber- hitzung entstehen am ehesten Erkältungen!" „Auch das nicht. Papa ist abends fast nie im Hause und Tante Elise merkt eS nicht!" „Ei, so will ich für Dich sorgen," und die alte Frau streifte ihr Tuch von den Schultern und legte es Elfrieden an. — „Ich danke," sagte Elfriede und blieb schweigsam aber lächelnd in der dunklen Umhüllung sitzen. Ihre Augen schweiften langsam umher, von dem grünen Rasen hinweg zum Epheu an der Mauer, über den wildwachsenden Rosenstrauch fort, in Ekkehart- weitgeöffnete Zimmerfenster, durch welche die letzten Abendsonnenstrahlen hineinleuchteten. Zu Füßen im weifisandigen Wege spielten die Blätterschatten der Linden, über ihre Krone segelten eben jetzt grüßend ein paar Schwalben hinweg. — Elftiede war im Hause an Pracht und LuruS gewöhnt, aber an keine Poesie. Hier empfand sie ihren Zauber, doch noch etwas Andere-, UngekannteS, Unnennbares, wie Hauch des Frieden-, der Ruhe, der Harmonie, eine zärtliche Fürsorge, so ganz verschieden von derjenigen, die ihr daheim zu Theil ward. Ekkehart hatte einen Shawl geholt und seiner Mutter umgelegt. Er hatte große, starke Hände, aber äußerst sanfte, fast frauenartiae Bewegungen. Während er sich auf einen Stuhl neben der Mutter niederließ und seine vom Staub getrübte Brille reinigte, redete er von dem Feste, in der Art, wie man einem Kiud«
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