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Sächsische Dorfzeitung : 24.06.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188406240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18840624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18840624
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-06
- Tag1884-06-24
- Monat1884-06
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 24.06.1884
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halb folgende Mittheilungen über die längsten Tage in Europa einige« Interesse finden. In unseren Breiten st,hl am genannten Tage die Sonne 16 Stunden 35 Minuten am Himmel. Je weiter nach Norden, desto andauernder ist um diese Zeit die Lageehellr. Den längsten Tag hat unter den europäischen Wohnorten die Stadt Reykjavik auf Island, denn dort dauert, wie überhaupt auf der ganzen Insel die Tageshelle 3'/, Monate. Dann folgt da« in Norwegm am Waranger Fjord gelegene Städtchen Vardöhu«, wo e« vom 21. Mai di« 22. Juni ununter brochen Tag ist. Weiterhin kommt die schwedische Grenz stadt Tornea; hier zählt der längste Tag 21'/,, im Winter dagegen der kürzeste 2'/, Stunden. In Petersburg und Tobolsk (Sibirien) währt der kürzeste Tag nur 5 Stunden. In Stockholm und Upsala dauert der längste Sommertag 18'/,, der kürzeste Wintertag 5'/, Stunden. — Die Ziehung der 1. Klass, b,r 106 königl. sächs. Lande-lotterir erfolgt am 7. und 8. Juli. Wir bitten unsere dabei bethriligten Abonnenten uns die Nummern ihrer Loose per Postkarte mitzulheilrn, um die etwa darauf fallenden kleinen Gewinne s. Z. in unsere Ziehungslisten mit auf- nehmen zu können. — Aus dem GerichtSsaale. Der bisher noch unbe scholtene Laufbursche C. W. G. Mühle war im Restaurant „Saloppe" bei Loschwitz thätig und stahl daselbst am 3. Juni d. I. aus einem verschlossenen Koffer, nachdem er denselben gewalt sam aufgesprengt, 32 M. baarrS Geld. Wegen dieses schweren Diebstahls erhielt Mühle 6 Monate Gefängniß. — Wegen Beleidigung des Amtsrichters Abee zu Großburgk wurde am 21. Juni der Schmiedemeister Gottlieb Schumann zu einer Geldstrafe von 15 Mark eventuell zu 3 Tagen Gefängniß verurtheilt. — Ferner wurde mit einer Geldstrafe von 50 Mark der sonst sehr zuvtrläsfige Wachtmeister Heinrich Schurig in Döhlen belegt. Er hatte aus Versehen den Zeugen Hartmann statt 1 Woche 2 Wochen in Haft behalten. — Der Dienstknecht Aug. Krause aus Großkmehlen, wegen Diebstahls schon oftnzahls vorbestraft, erhielt wieder 3 Jahre Zuchthaus zudiktirt, nachdem er erst kürzlich vier Jahre abge- sessen. Diesmal halte er sich unerlaubter Weise Kleidungs stücke im Gesammtwerthe von 23 Mark angeeignet, dieselben verkauft und den Erlös natürlich für sich verbraucht. — Der schweren Körperverletzung angeklagt erschienen vor dem Schöffengerichte die Fabrikarbeiter Ernst Krötzsch, Franz Friedrich und Robert Paul Mehlhorn, Rich. Keßner und August Sauer. Alle fünf Beklagte fielen am 1. Psingst- feiertaq Uber einen Unterofficier in der Neustadt her und da diesem ein Telegraphist zu Hilfe eilte, wurde auch letzterer von Robert Paul Mehlhorn in arger Weise ins Gesicht ge schlagen. Krötzsch erhielt 4 Wochen, Franz Mehlhorn 3 Wochen, Keßner 1 Woche und Rob. Mehlhorn auch 4 Wochen Gefängnißstrafe zuerkannt. Sauer wurde freigesprochen. — Dom 23. Juni. Am Abend des 28. April d. I. war der Tischler F. E. Schlichter auf dem Wege von Cotta nach Löbtau mit dem Handelsmann Claus in Differenzen gerathen und vercaß sich Schlichter hierbei soweit, daß er seinem Gegner mit dem dicken Ende eines Stockes über den Kopf schlug, wodurch Claus blutig verletzt wurde. Schlichter ver wirkte wegen Körperverletzung 3 Wochen Gefängniß. - Die bereits vorbestrafte Fabrikarbeiterin M. Schöber aus Löbtau erhielt wegen Beamtenbeleidigung 2 Wochen Gefängniß und die Cigarrenarbeiters-Ehefrau A. B. Lantzsch daselbst wegen Unterschlagung eine 6-tägige Gefängnißstrafe zuerkannt. — Von der II. Strafkammer wurde der Pferdebahnkutscher E. W. Gotthelf Förster wegen widernatürlicher Unzucht in drei Fällen auf Grund von h 175 des Rcichsstrafgesetzbuchs zu 1 Jahre Gefängniß und 3-jährigem EhrenrcchtSverlust und dec bisher noch unbescholtene Schlosserlehrling C. R. Gentsch, welcher im April d. I. in der Wohnung des Restaurateurs Wiedner auf hiesiger Gerichlsstraße mehrere schwere Diebstähle ausführte, ebenfalls zu einer 1-jährigen Gefängnißstrafe ver- urtheilt. — Außerdem erhielt noch der bereits wegen Nolh- zucht mit 4 Jahren Gefängniß vorbestrafte Handarbeiter C. R. Beger in Dresden wegen SitUichkeitsverbrechen 2 Jahre Zuchthaus und 5-jährigen Ehrenrechtsverlust. — Am Freitag früh explodirte auf einem Hofe in der Münzgasse rin Faß mit 500 Liter Spiritus, dessen Spund loch man mit einem glühenden Eisen zu erweitern beabsichtigt batte. Die Detonation war so stark, daß in dem Hause vom Parterre bis zur 3. Etage 22 Fensterscheiben zersprangen; Personen wurden nicht verletzt. — In der Person eines mehrfach bestraften, 25 Jahre alten Schuhmachergesillen ist am 20. d. M. hier derjenige Mensch .ermittelt worden, welcher in hiesiger Stadt bei verschiedenen Leuten neuerdings unter falschem Namen sich eingemielhet und nach kurzem Derweilen unter Mitnahme fremder Kleidungsstücke heimlich wieder entfernt hatte. — Seit dem 18. d. M. wird eine 25 Jahre alte Ehefrau hier vermißt. Man befürchtet, daß sie sich das Leben genommen, vielleicht in die Elbe gestürzt hat. Die Frau hat braunes Haar, längliches Gesicht, spitzes Kinn, an einer Schulter eine Narbe. Bekleidet war sie u. A. mit einem schwarzen Kleid,. Die Leibwäsche war L. gezeichnet. — Infolge des fortwährenden Regens in den letzten Tagen ist der Stromspitze! der Elbe erheblich und zwar bereits Uber den Nullpunkt gestiegen. Während das Fluß bett der Weißeritz noch am Freitag einer schlammigen KieS- fläche glicb und das Wasser noch Sonnabend früh Rinnsalen gleich darüber hinfloß, wuchs dasselbe in den Nachmittags und Abendstunden des Sonnabend zusehends so rapid, daß sich Muthmaßungen über einen niedergegangrnen Wolken bruch im Publikum kundgaben. Sonntag früh hatten die lebmigen, reißend dahinströmenden Flulhen eine Höhe von ca. 2 Meter erreicht und nur wenige Centimeter Steigung bedarf es, um das Bahngeleise der Kohlenbahn an der FriedrichSbrUcke zu überschwemmen. Da die Fluthen Balken, Bäume und Holzstücke aller Art mit sich führten, dürfte die oben ausgesprochene Dermuthung, bezüglich eines Wolken bruches, wohl berechtigt sein. — Dippoldiswalde. Auf Anordnung der hiesigen k. Bezirksschulinspektion ist, da die Masernepidemie unter den Schulkindern in Rehefeld-ZaunhauS noch nicht erloschen ist, der dreiwöchige Schulschluß daselbst noch um weitere 8 Lage und zwar bis mit Sonnabend, 28. Juni, verlängert worden. Derselben Krankheit «egen hat die Bezirksschulin spektion auch den Schluß der Schule in Fürstenau für die Dauer der nächsten 3 Wochen angeordnrt. — Borna bei Chemnitz. Am Freitag Nachmittag stürzte der Zimmermann Scheffler aus Heinersdorf in der Scheune deS Gutsbesitzers Müller hier durch das sogenannte Balkenloch auf die Tenne. Der Unglückliche erlitt dadurch einen Schädrlbruch mit Gehirnerschütterung und war nach wenigen Minuten eine Leiche. Scheffler war vcrheirathet und Vater von 4 erwachsenen Kindern. — Leipzig. Eine 19 Jahrealte, hier in Kondition stehende Verkäuferin aus Deckau in Böhmen nahm am Freitag aus unbekannter Ursache Gift, um sich zu tödten; die Aermste erreichte ihren Zweck jedoch nicht; sie begab sich hierauf in ein Bad und schnitt sich die Pulsadern auf. Nach mehreren Stunden fand man sie verblutet und brachte den Leichnam nach der Anatomie. — Die Finanzsektion deS Wiener Te- meinderatheS hat für daS 8. deutsche Bundesschießen in Leipzig als Ehrenpreis der Statt Wien 500 Mk. in Gold gewidmet. — In Leipzig sind in der letzten Zeit falsche, den echten täuschend nachgemachte Zehnmarkstücke hier und da aufgetaucht, die ein ziemlich gut hergestelltes Gepräge tragen, galvanisch stark vergoldet, etwas leichter als die echten sind und einen Hellen aber dünnen Klang haben. Bei einiger Vorsicht kann man die Falsifikate, welche einen Werth von 50 Pfg. besitzen, leicht erkennen. — Am Freitag Nach mittag stürzte der 36 Jahre alte Schaffner Krause beim Koupiren der BilletS von dem hier eintrcffrnden Berliner Schnellzuge, wurde überfahren und sofort getödtet. Der Verunglückte war vcrheirathet und Vater von drei Kindern. — In Löbau ereignete sich gelegentlich einer Kind taufe kürzlich der seltene Fall, daß bei diesem Familienfeste fünf Generationen vertreten waren. Die Ur-Ur-Großmutter, eine Ur-Großmutter, zwei Ur-Großväter, zwei Großmütter, ein Großvater, sowie die Aeltern und, als Hauptperson, der Täufling wohnten der heiligen Handlung bei. — Kurz hinter einander geschahen in Mühlhausen bei Adorf 5 Einbrüche, durch welche die gesammte Einwohner schaft in nickt geringen Schrecken versetzt worden ist. Die Furcht ist um so größer, da es nach jedem Einbrüche den Räubern gelang, spurlos zu verschwinden. Dieselben scheinen sehr hungriger Natur zu sein, da sie überall fast nur nach Lebensmitteln suchten. Die Gendarmerie ist in voller Thätigkeit. Anfangs fiel der Verdacht aller dieser Räubereien auf die in Sohl lagernden Zigeuner. Zwei Tage hinter einander kamen Zigcunerzügc 70 und 40 Mann stark in Sohl an. Es waren deutsche Zigeuner aus dem Elsaß. Am Dienstag zogen sie nach Asch zu weiter. Au Bedauern sind die Land- leute, denen durch dieses Gesindel ihre Heuernte verdorben wird. Ohne zu fragen, ohne Entschädigung zu geben, schlugen sie in den Wiesen bei Sohl ihr Lager auf, traten das üppige Gras nieder oder ließen es von den zahlreichen Pferden, die sie besaßen, abweiden. — Infolge der vielen Eisenbahn-Unglücke, die in der letzten Zeit vorgekommen sind, hat, wie eine Berliner Korre spondenz meldet, die königl. preußische Eisenbahn-Direktion jetzt eine Verordnung erlassen, die den Schaffnern das Koupieren der Billets während der Fahrt auf das Strengste untersagt. Alle Billets sollen stets vor Abgang des Auges toupiert werden. Land- nnd VoltswirthschastlicheS. — Auf dem Dresdner Fettviehmarkte standen am 23. d. M. zum Verkauf: 437 Rinder, 682 Schweine, 658 Hammel und 164 Kälber. Der Handel in Rindern war flau und gingen die Preise ein wenig zurück; man zahlte für 1. Waare 60—63, für 2. Waare 54—57, für 3. Waare 36 Mk. pro 100 Pfund Fleischgewicht. Schweine engl. Kreuzung galten 43—46, Schlesier 41—43, Bachuner 52—54 Mk. bei den üblichen Tarasätzen. Hammel pro Paar von 100 Pfund erzielten: Beste engl. Lämmer 61 bis 64, Landhammel 58—61 und Ausschußwaare ohne Gewichtsgarantie 36 Mk. Kälber fanden zu den alten Preisen von 42'/z —52'/, Pfg. pro Pfund langsam Käufer. — Dresden. Ungeachtet die Produktion derSebnitzer Papierfabrik im 1883 84er Geschäftsjahre die ansehnliche Ziffer von 3,731,991 Kilogramm erreichte (gegen das Vor jahr ein Mehr von 547,827 Kilogramm), ist der Brutto- Ertrag doch um 13,793 Mk. 30 Pfg. zurückgeblieben, was seinen Grund in den gedrückten Papicrpreisen hat. Die Differenz würde wesentlich größer ausgefallen sein, wenn nicht gleichzeitig die Preise der Rohmaterialien ebenfalls er heblich zurückgegangen wären und man nicht auf möglichste Abminderung der Spesen Bedacbt genommen hätte. Von dem laut Geschäftsbericht erzielten Reingewinn von 208,301 Mk. kommen 144,000 Mk. als 12 Proc. Dividende an die Aktionäre zur Vcrthcilung, 14,560 Mk. statutenmäßiger Beitrag zum Reservefonds, 38,481 Mk. zu Tantiemen, 1305 Mk. zu einer Effekten- und 7500 Mk. zu einer Neubaureserve und 2455 Mk. zum Vortrag auf neue Rechnung. Auf bessere Verkaufspreise rechnet die Direktion nicht, sie will aber ein offenes Auge für die Fortschritte in der Fabrikation haben, um dadurch die Konkurrenzfähigkeit der Fabrik zu erhalten. Sonnabend den 28. d. M. vor mittags 10 Uhr wird die 13 ordentliche Generalversammlung im kleinen Saale der hiesigen Fondsbörse abgehaltrn. — AuS dem Voigtlande. Die neue Vorlage be treffs einiger Aollerhöhungen, welche der Reichstag genehmigen soll, findet bei unseren Stickereifabrikanten keine beifällige Aufnahme. Einmal wollen sie nicht die Erhöhung der Zölle auf Baumwollengarne, da die Stickgarne bisher noch zu einem großen Theile aut England bezogen werden, dann sind sie auch nicht dafür, daß roher Tüll eine Aollerhöhung vokl 80 auf 250 Mk. per Dvppelcentner erfahren soll. Gegenwärtig, wo die Stickerei so flau geht, würde eine Ver- I theuerung deS Rohmaterials dieselbe sehr hart treffen, wa- um so fühlbarer wär», da dir meisten Stickereien wieder exportirt werden und unser Vogtland in diesem Falle nicht mit der Schweiz konkurriren könnte. Die Stickereifabrikanten werden eine Versammlung abhaltcn, um gegen die geplante Aollerhöhung auf Tüll Schritte zu thun. — Grünberg i. Schl. Urbcr einen neuerdings ent deckten gefährlichen Feind der Auckerrübrnfelder berichtet der „Oberschl. Anz", daß auf der Feldmark von Bladen, Kreis Leobschütz, auf den betreffenden Feldern ein 15 Millimeter langer und 4 Millimeter breiter, schwarzer Käfer bemerkt worden ist, der, in ungeheurer Menge verkommend, die Rübenfelder total vernichtet hat. Auf genannter Feldmark allein sollen 40 Morgen dieses Landes umgeackert worden sein. Ein Besitzer laS auf seinem Rübenfelde von der Größe eines ViertelmorgenS allein 1800 Stück dieses Unge- ziefe.S ab. — Der Stand der Rübensaaten ist in allen Produk- tionsländern ein zufriedenstellender. Aus sämmtlichen Län dern wird ein abermaliges, wenn auch nickt übermäßige« Anwachsen der Rübenproduktion für die nächste Kampagne in Aussicht gestellt, da die Rübenanbaufläche allerorts an Ausdehnung gewonnen hat. Deutschlands Anbau soll u« 15 Proc. größer sein als im Vorjahre. DaS Mehr deS russischen Rübenbaues soll sich auf 10-15 Proc. belaufen. Nur Frankreich — so wird behauptet — ist mit seinem RUbenanbau um 10 -12 Procent zurückgegangen. Vermischtes. — Berlin. Vom bekannten Frühschoppen beim Reichs kanzler finden wir in verschiedenen Blättern noch einige Einzel heiten, die nicht ganz des Interesses entbehren. Es wurde u. A. Helles Bier herumgereicht. Als Herr v. Kulmiz sich nack der Abstammung des Hellen Bie.es erkundigte, gab der Fürst den Bescheid: „Das ist Münchener Franziskaner, vom Grafen Holstein mir dedicirt, das dunkle ist Bockbier, Augustiner bräu. Der Graf Holnstein hat uns überhaupt sckon große Dienste geleistet, z. B. als er im Kriege unter erschwerenden Umständen von Versailles nach Hohenschwangau reiste und von da den Brief des Königs von Baiern mitbrachte, weicher die Zustimmung zur Begründung des deutschen Reiches ent hielt." — Offenbar angeregt durch die Bluntschli'schen Mit- theilungen griff der Reichskanzler im Verkehr mit süddeutscben Abgeordneten auf die Gesckichte der Bildung des Reiche- zurück. „Als ich", erzählte der Reichskanzler, „den franzö sischen Friedens-Bevollmächtigten in Versailles noch beinahe auf der Treppe eine Kontribution von 200 Millionen Franken auf die Stadt Paris abgerungen hatte, begab ich mich zum Kaiser und schlug ihm vor, die 200 Millionen zur Rück zahlung der den deutschen Staaten im Jahre 1866 aufer legten Kontributionen zu bestimmen. Der Kaiser sagte: Legen sie mir nur einen solchen Beschluß vor. Ich entgeg nete, das kann ich nicht thun. Majestät, sobald ich als Reichskanzler die Feder ansetze, ist die Sache verloren. Das müssen Majestät als oberster Feldherr thun. Damit blieb ich allein und so unterblieb die Sache." — Breslau. Am verflossenen Freitag fand in der Steinkohlengrube „Deutschland" bei Schwientochlowitz ein Einbruch von Schlamm- und Wassermassen statt. Die An zahl der Verschütteten ist noch nicht sicher festgestellt; sie be trägt 30 bis 40 Personen. — Apolda. Ein in der Albrccht'schen Ziegelei hierselbst beschäftigter Arbeiter von 18 Jahren, namens Reinhardt, batte die Aufgabe, Thon in den sogenannten Trichter zu werfen; als letzterer sich nun verstopfte, nahm er in unbe greiflicher Fahrlässigkeit das Bein und juckte den Lben durckzudrücken, dabei kam er aber ins Wanken und gerielh nun mit dem Fuße zwischen die Walzen, die diesen vollständig bis ans Knie zermalmten, so daß der Bedauernswertbe mit abgerissenem Unterschenkel neben der Maschine lag. — Der zwischen Gersdorf und Aloisburg an der böhmischen Nordbahn stationnte Bahnwärter schickte am Dienstag seine Frau mit einigen Gulden nach Rumburg zu Einkäufen. Dies hatte ein Handwerksbrusche, ein Fleischer, gesehen; er schlich der Frau nach, um sie zu be rauben ; er überfiel sie und brachte ihr eine tiefe Halswunde bei. Die Frau ist noch nicht gestorben, doch wird an ihrem Aufkommen gezweifelt. — Zeitz. Dem Schaffner Rummel aus Halle passi.te am Freitag das Unglück, von dem in voller Fahrt befind lichen Zuge Gera-Lcipzig, zwischen Köstritz und Crossen, so unglücklich hcrabzustürzen, daß ihm dec Kopf vom Rumpfe abgefahren wurde. Man vermuthet, daß derselbe vom Tritt- brette abgeglitten. — Der 12-jährige Knabe Mar einer in dcr Unterstadt wohnhaften Familie M., hat sich in voriger Woche, weil ihm verboten worden war, Kamillen suchen zu gehen, wäbrend der Abwesenheit der Mutter in der Wohn stube erbängt. Beim Nachhausekommen fand die beklagenS- werthe Frau den Knaben bereits entseelt vor. — Wiesbaden. Vor der Strafkammer des hiesigen Landgerichts wurde dieser Tage gegen 18 hiesige Metzger wegen Vergehens gegen das Nahrungsmittelgesetz (Zusatz von Kartoffelmehl zur Fleischwurst) das Unheil gesprochen. Dasselbe lautete für 4 der Angeklagten auf Freisprechung; alle übrigen wurden für schuldig befunden und 4 derselben zu je 60 Mk., 8 zu je 40 Mk. und 2 zu je 20 Mk. ver urtheilt. Die Begründung des Unheils erklärt den Nachweis für erbracht, daß, entgegen der Behauptung der Angeklagten, die Verwendung von Kartoffelmehl zur Fleischwurst durchau- nicht allgemeiner Gebrauch in Wiesbaden sei. Der Zusatz von Kartoffelmehl sei als Täuschung der Käufer anzusehen, da derselbe den Nährwerth der Wurst verringere. — Rom. Am Sonntag Abend fand in der Pulver fabrik in Ponlrrmoli eine Explosion statt. 30 Personen verloren dabei ihr Leben und 17 wurden schwer verwundet. sKertsetzun, in der BeUaqe) tm tztz. H.inrich'sch« Buchdruckers in Dresden. Hierzu eine Beilage.
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