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Dresdner Journal : 30.06.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188206309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1882
- Monat1882-06
- Tag1882-06-30
- Monat1882-06
- Jahr1882
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- Dresdner Journal : 30.06.1882
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8V8 LolonialreicheS entstanden sind. Die Mehrzahl dieser Republiken haben sich au» den spanischen Vicekönig- reichen und Generalcapitanaten gebildet. Die Grenz» Verhältnisse derselben sind von jeher mangelhaft ge wesen, da die große Ausdehnung, verbunden mit der spärlichen Bevölkerung der Grenzdistricte eine genaue Grenzbestimmung in der damaligen Zeit fast unmög lich machten. Auch war die genaue Festsetzung der Grenzen keine Forderung der Nothwendigkeit in jenen Zeiten, wo daö ganze Reich dem Scepter Spanien- gehorchte. Sogleich nach Emancipation der Colonien begannen die Grenzconflicte zwischen den neugebildeten Staaten: zuerst zwischen Peru und Columbien, dann zwischen Mexico und den Vereinigten Staaten von Amerika; zwischen Brasilien und Paraguay, und zu letzt zwischen Bolivia und Chile, und Chile und Buenos-Aire-. In der Gegenwart bestehen solche acute Grrnzstreitigkeiten zwischen Columbien und Venezuela; und zwischen Mexico und Guatemala. Der Conflict zwischen Mexico und Guatemala verdient hier nähere Darstellung. Die Provinz Chiapas, die früher dem Generalcapitanat von Guatemala angehört hatte, vereinigte sich durch Volksbeschluß im Jahre 1821 mit Mexico. Dasselbe geschah seiten deS DistricteS Soconusco, der unter spanischer Herrschaft gleichfalls einen Theil deS Generalcapitanat- von Guatemala bildete. Seit dem Jahre 1824 bildet ChiapaS mit SoconuSco einen Staat in der mexikanischen Föderativrrpublik und findet sich als solcher auf allen Karten dargestellt. Nach dem Anschluß dieser Gebiete an Mexico fand keine Festsetzung der Grenzen Statt; eine Unterlassung, die bald die Ursache steter Grenzconflicte wurde. Um diesen Lonflicten ein Ende zu machen, schlossen die Regierungen von Mexico und Guatemala eine Convention im Jahre 1877, der zufolge die diplomatischen Verhandlungen suSpendirt wurden, bi- die in der Convention vorgesehene Com mission, auS Ingenieuren beider Länder bestehend, eine genaue Grenzlinie vereinbart hätte. Die Arbeiten wurden ausgenommen, aber bis zu dem festgesetzten Zeitpunkt durch die Schuld der Ingenieure Guatema las nicht vollendet. Mexico forderte Guatemala nunmehr zum Abschluß einer neuen Convention auf. Guatemala antwortete in ausweichender Form. Mexico wiederholte darauf seine Vorstellungen mit einem gewissen mäßigen Auf wand von Energie. Guatemala, welches nunmehr er kennen mußte, daß die Zeit der dilatorischen Behand lung vorüber sei, schickte darauf einen Gesandten in besonderer Mission nach Washington, angeblich zu dem alleinigen Zwecke, daS Beileid Guatemalas auS Anlaß der Eimordung de- Präsidenten Garfield der ameri kanischen Regierung au-zusprechen. In Wirklichkeit aber hatte diese Mission den Zweck, die Intervention der amerikanischen Regierung anzurufen, ohne welche, nach Angeben Guatemalas, der Krieg zwischen den bei den spanisch-amerikanischen Republiken unvermeidlich wäre. James Blaine, der frühere StaatSsecretär (Minister der auswärtigen Angelegenheiten) der Bereinigten Staaten, richtete daraufhin eine ungemein ausführliche Note an die Regierung in Mexico. Diese Note ent- hielt ein Resum« der angeblichen historischen That- sache, dessen Tendenz den Ansprüchen Guatemalas sehr weit entgegenkam. Der amerikanische StaatSsecretär schloß mit dem Vorschlag, die Angelegenheit einem Schiedsgericht zu unterwerfen und deutete an, daß die Regierung in Washington daS Amt deS Schiedsrich ter- mit Bereitwilligkeit annehmen würde. Die in ihrer Form äußerst würdig und freundschaftlich gehal tene Antwortnote des mexikanischen Minister- der auswärtigen Angelegenheiten, Sennor Ignacio Mariscal, lehnte da- vorgeschlagene Schiedsgericht ab, mit der Begründung, daß da» Mittel eine» Schiedsgerichts nur dann angewandt zu werden pflegte, wenn die Hilfs mittel der Di-cussion zwischen zwei Nationen erschöpft seien. Letztere Annahme treffe aber in dem vorliegen den Falle nicht zu, denn die Verhandlungen, welche, nach Maßgabe der Convention vom Jahre 1877 zwischen Mexico und Guatemala stattfinden sollten, hätt-n nicht einmal begonnen, weil Guatemala die Arbeiten der Grenzcommission, welche den Verhand lungen zur Grundlagen dienen sollten, unterbrochen habe. Die amerikanische Regierung hat diese Note ihrer Zeit entgegengenommen, ohne daß inzwischen von der Antwort ihrerseits etwa- verlautet hat. ES ist anzunehmen, daß der Rücktritt deS Staats- secre^r- Mr. Blaine von der Führung der aus wärtigen Angelegenheiten der Vereinigten Staa ten den Zwischenfall vorläufig beendet hat. Daß aber auf dem vorgrschlageuen Longreß in Washing ton, fall- derselbe wirklich zu Stande kommen sollte, dieselbe Frage zur Verhandlung gelangen würde — da» kann keinem Zweifel unterliegen. Die mexicanische Regierung ist einer solchen Behandlung entschieden abgeneigt, und zieht man neben diesem Punkt die jenigen Sympathien in Betracht, welche der amerika nische Conferenzvorschlag in Centralamerika gefunden hat, so muß daS Zustandekommen der Conferenz als zweifelhaft erscheinen, selbst wenn die amerikanische Regierung ihre Anstrengungen fortsetzen sollte. In zwischen ist die Lösung deS Conflict- zwischen Mexico und Guatemala um kemen Schritt vormärt- gekommen, die Jngenieurcommissiou hat ihre Arbeiten nicht wieder ausgenommen, wofür, nach Lage der Dinge, Guate mala allein verantwortlich ist. Der Präsident der Republik Mexico, General Gonzalez, hat in seiner Ansprache an den mexikanischen Congreß am 1. April d. I. darauf hingewiesen, daß er die endgiltige Lösung der Frage al- eine gebieterische Forderung behandele. Guatemala würde sich die Folgen selbst zuzuschreiben haben, falls eS durch fortgesetzte Weigerung, die Unter handlungen aufzunehmen, Mexico zu dem äußersten Schritte zwingen würde. Inzwischen ist das 14. mexi- canische Jnfanteriebataillon an die Grenze Guatemalas geschickt worden, wo eS im Verein mit den übrigen, dort stationirten mexikanischen Truppen auf die Ent scheidung der Regierung Guatemalas wartet. Im Interesse der letztern läge eS nunmehr, den berech tigten Forderungen der mexikanischen Regierung ent- gegenzukommen, denn der Ausgang eines bewaffneten LonflictS müßte für Guatemala verhängnißvoll werden. Tagesgeschichtr. * Berlin, 28. Juni. Ihre Majestät die Kai serin traf heute zu Wagen von Coblenz in Ems ein, um Sr. Majestät dem Kaiser einen Gegenbesuch abzustatten. — Obwohl der Zustand Sr. königl. Hoheit des Prinzen Karl andauernd recht günstig ist, kann doch, der .Hessischen Morgenzeitung* zufolge, die Ueber- siedelung nach Berlin nicht vor Anfang August erfol gen. — Se. königl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl trifft heute Nachmittag zum Geburtstag det Prinzen Karl hier ein. — Der türkische General DrigalSki Pascha wird mit feinem Begleiter Kiazim Bey morgen früh zu Sr. Majestät dem Kaiser nach' Bad Ems abreifen. Von dort gedenken Beide in einigen Tagen nach Berlin zurückzukehren. — Der Statthalter von Elsaß-Lothringen, Generalfeldmarschall Frhr. v. Manteuffel, welcher gestern Mittag auS Karlsbad hier eintraf, ist heute Vormittag 8 Uhr 53 Min. nach Topper abgereist, wo er einige Wochen zu verbleiben gedenkt. — In der unter dem Vorsitze deS StaatsministerS v. Bötticher gestern abgehaltencn Plenarsitzung des BundeSrathS gelangte zunächst gemäß den Anträgen der Ausschüsse der Entwurf eines Regulativs über Zollerleichterung bei der Aus fuhr von Mühlenfabrikaten mit einigen, nicht wesent lichen Abänderungen zur Annahme. Mit der von Preußen beantragten Erweiterung der Zollabfertigungs befugnisse eines Nebenzollamts und eines Untersteueramts erklärte sich die Versammlung einverstanden. Mehrere Eingaben, welche die Rückerstattung von Zoll für Getreide bei der Ausfuhr des daraus hergcstellten Mehls, die Erhöhung deS Eingangszolls für Stearin und Stearinlichte, sowie für Dachschicfer zum Gegenstände hatten, wurden durch das unterm 23. Juni d. I. erlassene Gesetz, betreffend die Abänderung des Zoll- tarifgesetzr- vom 15. Juli 1879, für erledigt erklärt. Einige weitere Eingaben, betreffend die Einführung eines Zolls für Kohlen, die Erhöhung des Eingangs zolls für Nudeln und die Zolltarifirung von Talg, wurden zurückgewiesen. Schließlich wurden einige neu eingegangene Eingaben den zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen. — Die vereinigten Aus schüsse deS BundeSrathS für Zoll- und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse desselben für Zoll- und Steuer wesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Stcuerwesen und für Rech nungswesen, sowie der AuSschrß für Zoll- und Steuer wesen hielten heute Sitzungen. — Wie die ,N. Pr. Ztg.* erfährt, hat der Finanzministcr Bitter gestern ein eigenhändiges, huldvolles Schreiben Sr. Majestät des Kaisers erhalten, in welchem dieser ihm mittheilt, daß er seine Entlassung genehmigt und ihm den rothen Adlerorden erster Klasse, sowie den Rang und Titel al- Staatsminister verliehen habe. Eine königl. Ordre in der hergebrachten Form ist bl» jetzt nicht ein- gegangen. Auf Grund det erwähnten Schreiben- Sr. Majestät hat der Finanzminister Bitter gestern seine amtliche Thätigkeit eingestellt. Ueber den Nachfolger ist noch nicht- bekannt. — Die heutige„Prov.-Corr.* knüpft an die Uebersicht der Hauptbestimmungen deS mit dem 1. Juli in Kraft tretenden Gesetzes, betr. die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der un mittelbaren Staatsbeamten folgende Bemerkung: .Durch diese- Gesetz ist für die Hinterbliebenen der unmittelbaren Staatsbeamten in einem den Leistungen der Beamten und zugleich der socialen Stellung der Familie thunlichst entsprechendem Maße Fürsorge getroffen worden. Sicherlich wird daS Gesetz die Freudigkeit der Beamten in der pflichttreuen Er füllung ihre» Berufes wesentlich heben, da sie jetzt die Gewißheit haben, daß der Unterhalt der Ihrigen durch einen Rechtsanspruch auf Pension auch nach ihrem Tode gesichert ist.* — Die Reichsdruckerei ist damit beschäftigt, die preisgekrönten Entwürfe zu dem Reichstagsbau photographisch abzunehmen und dem nächst zu vervielfältigen. Die Arbeit geschieht auf Veranlassung der ReichLtagsbaucommission und leistet den Verfassern der preisgekrönten, in daS Eigenthnm des Reiches übergegangenen Entwürfe Gewähr für eine würdige Publlcation. Von dem so herzustellen- den Werke soll den Verfassern der preisgekrönten Ent würfe wie auch, in Anerkennung ihrer Bemühungen für die Beschaffung eines guten Bauplanes zu dem Reichstagsgebäude, den übrigen Theilnehmern an der PreiSconcurrenz ein Exemplar überwiesen, außerdem aber eine Anzahl von Exemplaren gegen einen mäßigen, die Kosten deckenden Preis dem dafür sich interessirenden Publicum zugänglich gemacht werden. — Miethet Je mand Lokalitäten zu Schankzwecken mit der Bedingung, daß der Miethcontract außer Kraft treten solle, wenn der Miether den Schankconsens nicht erhalte, und erhält so dann der Miether auf feine mündliche Anfrage bei den zur Begutachtung derartiger ConcessionSgesuche zunächst berufenen Localinstanzen den motivirten mündlichen Bescheid, daß er auf die Ertheilung der Concession sich keine Rechnung machen könne, so braucht er nach einem Urtheil des Reichsgerichts, 1. HilssenatS, vom 16. Mai d. I., keine weiteren Schritte behufs Er langung der Cchankconcession zu thun, vielmehr ist schon infolge des übereinstimmenden und begründeten Bescheides jener Localinstanzen der Miethcontract außer Kraft getreten. Metz, 26. Juni. (Köln. Ztg.) Die Nachwahlen für den lothringischen BezirkSrath sind für die hiesige deu sche Partei ungünstig ausgefallen. Die selbe hat den seit 6 Jahren innegehabten Sitz im Bezirkstage verloren. Von den 757 abgegebenen Stimmen fielen 466 a..f den Architekten Muel, den Candidaten der einheimischen Partei, während aus den Landgerichtsdirector Lellbach nur 286 Stimmen kamen, 5 Stimmen sich zersplitterten. Der Ausfall dieser Wahl ist um so bedauerlicher, als von verschiedenen Seiten angenommen wird, daß seiten vieler deutschen Wähler dem Gegencandidaten die Stimmen gegeben worden sind. München, 27. Juni. Wie die „Allg. Ztg.* ver nimmt, hat Se. Majestät der König angeordnet, daß zur Erinnerung an die denkwürdigen Leistungen der bayrischen Armee in dem Kriege während der Jahre 1870/71 gegen Frankreich in ähnlicher Weise, wie solches bezüglich der Waffenthaten deS Heeres der übrigen deutschen Staaten geschehen ist, zwei große Gemälde durch den Schlachtenmaler Heinrich Lang auSgeführt werden. Lang hat das zweite bayersche Armeecorps bei allen militärischen Operationen be gleitet und die getreuesten Skizzen unmittelbar nach dem Leben ausgenommen. Die Gemälde werden neben den bereits vorhandenen von Franz Adam und Boden- müller zur öffentlichen Anschauung in der Staats- gemäldewmmlung ausbewahrt werden. Karlsruhe, 28. Juni. (Schwäb. Merc.) Gemäß bestimmter Freiburger Nachricht ist von der Regie rung auf der Präbendarliste der Strich des Bene- ficiaten Wacker erfolgt. * Wien, 28. Juni. Die .Wien. Ztg.* publicirt heute die Verleihung deS Ordens der eisernen Krone l. Klasse an die Minister Graf Falkenhayn, l)r. Prazak und Frhr. v. Conrad. Dem Grafen Fal kenhayn wird dieser Orden mit der Kriegsdecoration der III. Klasse verliehen. Das „Frdbl.* bemerkt zu diesen Ordensauszeichnungen: .Bei Baron Conrad trifft diese Auszeichnung mit seinem 40jährigen Dienst- jubiläum zusammen. Seine beiden anderen Collegen, Prazak und Falkenhayn, gehören zu jenen Elementen deS LabinetS Taaffe, welche vom Anbeginne an dem Premier zur Seite stehen und von deu bisherigen Fluktuationen nicht erfaßt worden sind.* — Die Kanzlei de» Abgeordnetenhaus«» hat heute den Nachtragsbericht de» Gewerbeau»schuffe» über die Vorlage eine» Gesetze», betreffend die Abänderung und Ergänzung der Gewerbeordnung, versendet. Der selbe, vom Referenten Grafen Egbert Belcredi ver saßt, enthält die Motive und Erläuterungen zu dem vom GewerbeauSschusse vor Schluß de» letzten Ses- sionSabschnitte» ausgearbeiteten Gesetzentwürfe. Drei Hauptbestimmungen sind e», welche der Gesetz-Snovelle zu Grunde liegen: ») die Dreitheilung der Gewerbe, b) die Erbringung deS Befähigungsnachweises bei ge wissen concessionirten und bei den handwerksmäßigen Gewerben, e) die obligatorische Genossenschaft. — AuS Rom wird der .Polit. Corr.* mitgetheilt, daß der neue österreichische Botschafter, Graf Ludolf, am 1. Juli daselbst eintreffen und am 2. Juli dem Könige Humbert seine Creditive überreichen wird. Lemberg, 28. Juni. Man telegraphirt der .Wien. Allg. Ztg.*: Vor dem Schwurgerichte begann heute der Proceß de» Grafen Della Scala gegen ?. Kaczala und den Redacteur de» ruthenischen Blatte« .Dilo* wegen de» dem Grafen in diesem Blatte ge machten, von demselben al» Ehrrnbeleidigung qualifi- cirten Vorwürfe» der Urheberschaft an ver Hniliczki- Affaire. Der Saal war von einem überwiegend ruthenischen Publicum dicht gefüllt, das oft durch Bei falls- und Mißsallsbezeigungen die Verhandlung unterbrach und vom Präsidenten ermahnt werden mußte, k. Kaczala will sich durchaus nicht polnisch verantworten, versicherte aber, seine echt ruthenische Sprache werde den Geschwornen verständlich sein. Der Proceß selbst hat nur persönliches und locales In teresse. Buda-Pest, 27. Juni. Die .Ung. Post* meldet aus Nyiregyhaza, daß 16 Individuen, unter wel chen sich die fraglichen 2 Flösser mit mehreren Ge nossen und mehrere Juden befinden, in daS Gerichts- gefängniß eingeliefert wurden. Paris, 27. Juni. Die Deputirtenkammer setzte heute die Berathung de» Gesetzentwurf» zur Sicherung der Stellung der Eisenbahnbeamten fort und genehmigte die Bestimmung, welche Personen unter die Kategorie der Eisenbahnbeamten sallen undderWohl- that dieses Gesetzes theilhastig werden, im Unterschied von blosen Hilfsarbeitern. Hingegen wurde eine an dere Bestimmung abgelehnt, welche besagte, daß ein vom Staatsrath auszuarbeitendes Decret die Fälle festsetzen solle, in welchem die Eisenbahngeiellschaften befugt sein sollten, ihre Beamten mit Entlassung oder mit Zurücksetzung in der Anciennetät zu bestrafen. Der Bautenminister Varroy bekämpfte diese Bestimmung als einen Eingriff in die Rechte der Compagnien, durch welchen die Regelmäßigkeit und Sicherheit des Bahndienstes gefährdet werde. DaS ganz« Gesetz wurde mit 372 gegen 99 Stimmen angenommen. Hierauf adoptirte die Kammer, gleichfalls in erster Lesung, den Gesetzentwurf Lhevandier'S über die Be gräbnisse, wonach jeder Majorenne berechtigt sein soll, die Formen seines Begräbnisse» testamentarisch anzu- ordnen. Rom, 23. Juni. Der .N. Pr. Ztg.* schreibt man von hier: Die Garibaldiverehrung ist in Italien eine wahre Epidemie geworden, welche von der republikanischen Partei dazu noch mit großem Eifer gepflegt wird. Die Feier de» VerfassungSfestes gab wieder die schönste Gelegenheit zu einer Demon stration in republikanischem Sinne. Eine beklagenS- werthe Erscheinung ist, daß solche republikanische Kundgebungen meistenthril» von der studirenden Jugend au»gehen. Wie in Turin waren e» auch in Neapel die UniversitätSstudenten, welche, al- die königliche Hymne gespielt wurde, unter Pfeifen und Schreien verlangten, daß dieselbe nicht zu Ende geführt, dafür aber die Garibaldihymne gespielt werden solle. Diese letztere wurde drei Mal unter stürmischem Beifall ge spielt, wobei gerufen wurde: .ES lebe die Republik. Nieder mit den Mördern von Aspromontel* Da» Ministerium und die politischen Behörden lassen da» Alles ungehindert geschehen. Bei solchen Garibaldi demonstrationen spielen auch Triest und Trient jede» Mal ihre Rolle. Die Frage der .Italia irredenta* ist nur vorläufig von der Tagesordnung verschwunden. Aus den Ereignissen von Mantua und Vercelli und den Demonstrationen von Turin und Neapel geht aber genugsam hervor, daß Vie radicale Partei in Italien bereit ist, um, wenn e» sein muß, in die Action zu treten. Die Theilnahme der Radikalen Frankreichs an der italienischen .Nationaltrauer* und sich Anna ihr näherte und den Wunsch aussprach, der ungewißen Zukunft gegenüber auch von ihr ohne Groll zu scheiden. .Bitte,* rief sie abwehrend, .o bitte, ich möchte Ihnen die Hand nicht geben I Zuweilen kann eine blose Berührung den Ansteckungsstoff übertragenI* Und Miß Prodder suchte hastig in der Tasche da» Schächtelchen mtt den Gewürznelken. Ihr blasse» Gesicht schimmerte bläulich, die aufgelösten Lorken hingen schlaff herab, und die Augen verriethen eine quälende Furcht — Anna wandte sich stumm. Sie ging direkt zum Spital, begleitet von dem alten Herrn, ruhig, ohne Aufregung, ohne an da» eigene Schicksal zu denken. Da» Unrecht will getragen sein, da» Gute trägt seser Stunde erfuhr sie e» zum ersten Male. er Sprechsaal lag im Halbdunkel vor ihren . uralte Bildschnitzerei bedeckte die Wände, Märtyrer und Heilige standen in UeberlebenS» ir engen Nischen mit kleinen, dahinter verbor- hüren, und schwüle Luft durchzog den ganzen llur ein einzige» Bett befand sich noch darin, t am Tische saß ein Mann, und al» er sich Erscheinen umwandte, da sah sie au» 'ie in Otto'» Antlitz. Er sprang auf, er- ß. .O Anna — Frau Werbet, Sie Herkommen* rief er mit unterdrücktem remzug kann den Tod bringen * af da» Lager de» jetzt vollständig be- l. .Muß ich nicht, Herr Held? so mehr, um so bestimmter, al» Berbrecher ist, dem Niemand Ver pflichtungen schuldet außer mir? Ich bin sein Weib, ich darf ihm meine Hilfe nicht versagen.* (Fortsetzung solgt.) Clavirrliteratur. Nachdem eine Menge trefflicher Clavierschulen für den Clavierunterricht, der für die jetzige Jugend, namentlich die weibliche, fast ein obli gatorischer geworden, da» au»grebigfte, mannichfachste Lehrmaterial geliefert haben, kann e» bei neuen der artigen Werken nur darauf ankommen, daß sie nach speciellen praktischen Erfahrungen in der Clavier pädagogik eine eigen geordnete und entwickelte und vor züglichen Erfolg verbürgende Lehrmethode bieten. In der Erfüllung dieser Eigenschaft zeichnet sich au» der .Lehrgang im Clavierunterricht**) von Pro fessor Eugen Krantz, Lehrer und Seminardirector am königl. Lonservatorium für Musik in Dresden. Das Werk stellt sich den Zweck, .dem Lehrer ein päda gogischer Berather zu sein und zugleich dem Schüler da» theoretische und technische Studienmaterial zu liefern.* Dem entspricht die gewählte Form. Im Theile ^4 ist die musikalische Elementarlehre klar und allgemein faßlich behandelt, beachtenSwerth für Lehrer, um logisch incorrecte und lückenhafte Erklärungen zu vermelden. Theil ö enthält nebst einer sehr unter richtenden Einleitung über Haltung und Anschlag die .technischen Uebungen*, deren übersichtliche Anordnung dem Lehrer eine freie Benutzung de» gegebenen Stoffs je nach dem Bedürfniß und der besondern Begabung der Schüler erlaubt. Thett 6 entwickelt die Lehr *) Bei F. Rie» u Exler, Berlin, erschiene». grundsätze in Bezug auf das Studium der Etüden und Musikstücke. Ein sehr wesentlicher Vorzug des Werke» ist eine treffliche und gewandte sprachliche AuSdruckS- weise, die gründlich, klar und logisch in den didaktischen Erläuterungen doch jede ermüdende Breite vermeidet und einen anregenden belebenden Ton der Darstellung festhält. Krantz' .Lehrgang*, welcher im Dresdner Musikconservatorium bereits eingeführt ist, sei allen Clavierlehrern zur Beachtung und Benutzung empfohlen ' C. B. Meteorologie. AuS den meteorologischen Tabellen deS königl. mathematisch-physikaschen Salon» zu Dres den ersieht man, daß in den Jahren 1828 bi» mit 1880 am 27. Juni (Siebenschläfertag) in 32 Jahren Regen gefallen, in 21 Jahren Regen nicht gefallen ist. Das Mittel der Regentage im Monat Juli ist 16. In den Jahren mit Regentagen am 27. Junj ist in 15 Jahren dieses Mittel im Juli nicht erreicht, in 3 Jahren genau erreicht, in 14 Jahren überschritten worden. In den Jahren, in welcher der 27. Juni regenfret war, ist in 11 Jahren das Mittel der Regentage de» Monat- Juli überschritten, in 10 Jahren nicht erreicht wo.den. In den Tagen 28., 29. und 30. Juni sind nach dem 27. Juni al- einem Regen tage gefolgt: 5 Mal kein Regentag, 11 Mal ein Regentag, 10 Mal zwei Regentage, und 6 Mal drei Regentage. Nach dem 27. Juni al- einem regen- freien Tage sind gefolgt nn Juni: 3 Mal kein Regentag, 7 Mal ein Regentag, 7 Mal zwei Regen tage und 4 Mal drei Regentage. Der tief einge wurzelte und weit verbreitete Volksglaube, daß, wenn eS am Siebenfchläferlagr regne, darauf längere Zeit anhaltend regnerisches Wetter folge, kann aber doch nicht ohne allen Grund entstanden fein, er muß doch auf irgendwo gemachte Erfahrung sich stützen. Gleich wohl aber scheint in den mitgetheilten Beobachtungs ergebnissen dieser Volksglaube keine Bestätigung seiner Richtigkeit zu erhalten. Bringt man aber die Tage 28., 29. und 30. Juni mit in Rechnung und fallen die Regentage des Juli in die erste Hälfte diese» MonatS: so konnte wohl vornehmlich da Witterung, welche der Arbeit ungünstig ist, sich tiefer einprägt und länger in Erinnerung bleibt, als die Arbeit be günstigende, der Volksglaube entstehen, wie er vor handen ist. ES dürfte aber wohl der meteorologische Gang in folgender Weise aufzufassen sein. Die Monate Juni, Juli und August sind vornehmlich die Ge wittermonate. Wenn nun gegen Ende Juni die Oberfläche der Erde noch sehr wasserreich ist, so ent- steht stets nach Gewittern starke Verdunstung, wodurch immer von Neuem starke Gewitterwolken sich bilden, welche sich entweder durch Regengüsse oder allmäh lichen Regenfall entladen. In beiden Fällen wieder holt sich die starke Verdunstung. Wenn aber gegen Ende Juni die obere Erdschicht sehr auSgetrocknet ist, so dringt der Gewitteregen in die Erde ein und die Ver dunstung, Bildung von Gewitterwolken und Regenfall lind geringer. ES wird sich nun in der Regel bei sehr nasser oberer Erdschicht zu Ende Juni die regne rische Witterung fortsetzen bi- die Sewttterzeit (größere Wärme) vorüber ist. Daß man aber den Sieben - schläfertag zum Repräsentanten der letzten Tage de» Monat- Juni gewählt hat, dürfte vielleicht in dem Wunderbaren der weit verbreiteten Erzählung, welche dieser Tag als ErinnerungStag erhielt, seinen Grund
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