Sächsische Dorfzeitung : 07.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188410074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18841007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18841007
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-07
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- Sächsische Dorfzeitung : 07.10.1884
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^e4»e»-Ne«ft«»t K Mribner »«F« 4. Zeitun, eilch^M Ae»ftsl, ü«««rrst«g «» G««««»««» 1'^ U»««»e»e»t»' Preis- »tM'ljLhrl.« IM «, »rzithe- durch kiserlichen P»st- a-,Ken uud durch r-sne «ottu. Ai kein Lieferu«, ttt -a»r erbedt di« Ast n»ch nur »- Mr d»n 2b W,. äch sHe N arhkilunA. (Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de- kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstreniämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau» Müller in Dresden. S«ser«te werde« bis Mont«> Mittwoch u. Freit«, Mittag angenommen und kosten: die Ispalt Zeile 15 Pf. Unter Eingesandt: SO Pf. Inseraten» A»«oh»efte«e*t Die Arnoldische Buchhandlung. Jnvalidendank LaasensteinLLogl«, Rudolf Moste. G. L. Daube L C». in Dresden, Leipzig Hamburg, Berlin. Frankfurt a M. ». f. ». Ar. 11S. Dienstag, den 7. Gctoöer 1884 Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Die Besprechung, welche Fürst BiSmarck in FriedrichSruh mit hervorragenden Vertretern der am afrikanischen Handel in erster Linie betheiligten Hamburger und Bremer Firmen gepflogen hat, dürfte zu baldigen wichtigen Entscheidungen führen. Der Reichskanzler nahm mit großem Interesse die Vor schläge entgegen, die ihm in Bezug auf die Ordnung der Verhältnisse in den deutscherseits erworbenen afri- kaoischm Küstengebieten von den sachkundigen Herren gewacht wurden. Hinsichtlich Angra Pequena'S und ter nördlich angrenzenden Küste gingen die Meinungen dahin, daß eS genüge, wenn daS Reich lediglich daS Protektorat übernehme, wie es chatsächlich bereits geschehen K Diese kaum bevölkerten Landstriche, deren Ver- werthung in erster Linie auf der Ausnutzung ihres Mioeralreichthums beruht, bedürfen keiner weitschichtigen Verwaltung und der Schutz Deutschlands würde aus- reichen, den Lüderitz'schen Unternehmungen die Sicherheit nach außen und nach innen zu gewähren, die allerdings nicht entbehrt werden kann. Dagegen stellten die hansea tischen Kaufherren dem Fürsten BiSmarck vor, daß die Verhältnisse in Kamerun weit mehr verwickelt seien und daß die deutschen Besitzer der dortigen Faktoreien nicht die Verantwortung für die dauernde Ordnung und Ruhe übernehmen könnten. Sie erklärten es für wünschenS- werth, wenn dieses Gebiet in eine engere Verbindung mt Deutschland gebracht und durch eine wirkliche, von der Centralstelle im Reiche reffortirende Kolonialregierung vrnvalttt würde. Es wurde u. A. darauf hingewiesen, daß eS nur auf diese Weise möglich sein werde, dir vvthwendige Ausdehnung der Kolonie in'S Innere de- Kontinents hinein zu erreichen. Schon vor einiger Zeit ist eS als die Absicht deS Fürsten BiSmarck be zeichnet worden, Kamerun von deutschen Beamten direkt verwalten zu lassen, wobei nur über die Methode noch nnige, allerdings nicht geringe Unklarheiten bestanden. In dieser Beziehung würden sich also die Meinungen deS Kanzlers mit denen der Hamburger und Bremer Erportfirmen begegnen. Im Verlaufe der Unterhaltung wurde von den eingeladenen Herren auch die Möglichkeit berührt, daS eigentliche Kamerungebirge, wenigstens in seinem höheren Theile, der durchaus gesundes Klima hat, zu einer btrafkolonie zu machen, ein Gedanke, von welchem allerdings im Augenblicke nicht recht ersichtlich wurde, inwieweit er dem Fürsten Bismarck sympathisch war. Die Erfahrungen, welche andere Länder mit ihren Straf kolonien gemacht, sind gewiß nicht verlockend und bei- hielSweise Frankreich kann das kostspielige System der Deportation nach Neu-Kaledonien nur aufrecht erhalten, weil die Kontrolle über die entlegenen Inseln eine ver- Feuilleton. Die Brandstifterin. Kriminal-Novelle von Andre Hugo. (5. Fortsetzung.) Kirchner vermochte keine Silbe über die Lippen zu bringen. Sein Herz war zu voll. Er liebte seine Gattin auS dem tiefsten Innern seines HerzenS und er hätte freudig sein Leben für sie hingeben können; in stillen Stunden hatte er sich auch gesagt, daß n sich vom moralischen Standpunkte aus durchaus keinerlei Vorwürfe zu machen habe, im Gegentheil fühlte er daS Bewußtsein, eine gute That vollbracht zu haben. Vom materiellen und. praktischen Gesichtspunkte auS dagegen betrachtet, mußte sein Schritt eine Jugend- thorheit genannt werden, denn — und daS sagte er sich »st genug — kamen die Einzelheiten über daS Vorleben seiner Frau, beziehentlich die Vorkommnisse in ihrer Familie, -n den Tag, so war und mußte eS um sein Ansehen geschehen sein. Stärker denn je hatte sich der Gedanke schon seiner bemächtigt, als der Amtsrichter ihm Vor halt über die Antecedenzien seiner Frau gemacht, jetzt traf ihn die ganze Schwere dieser Ereignisse und suchte ihn zu erdrücken. Frau Kircbner wurde unter den besänftigenden Worten ihres Mannes nach und nach ruhiger und suchte dann daS Lager auf, während Kirchner Zerstreuung noch in einer literarischen Arbeit suchte, die er versprochen hatte auszuführen. Aber die Arbeit gedieh nicht. Hatte er ein paar hältnißmäßig leichte ist. Auf jeden Fall darf man an- nehmen, daß daS Resultat der stattgefundenen Konferenz in einer Denkschrift niedergelegt und diese dem Reichs tage unterbreitet werden wird. WaS daS Geschwader betrifft, welches in den nächsten Tagen unter dem Kom mando deS KontreadmiralS Knorr nach der westafrika- nischen Küste abgeht, so ist von der Admiralität eine besonders sorgfältige und umfangreiche Ausrüstung anbe fohlen worden. Der Verproviantirung sind außerordent liche Zugeständnisse gemacht und namentlich sollen Prä- serven, Gemüse und frische Fleischspeisen im ausgedehnten Maaße zur Verabreichung an die Mannschaften gelangen. Die MontirungSkammern der Schiffe sind mit Nacken- ! schleiern und Strohhüten für die Soldaten reichlich auS- ! gerüstet worden. Die „Nordd. Allgem. Ztg." ist zu der officiellen Erklärung autorisirt, daß das von einigen Zeitungen verbreitete Gerücht, Graf Münster werde auf dem bis lang von ihm bekleideten Botschafterposten in London durch den derzeitigen Gesandten im Haag, Graf Herbert v. BiSmarck, ersetzt werden, jedeö thatsächlichen Anhaltes entbehrt und vollständig auS der Luft gegriffen ist. — Wie der „Pester Lloyd" vermuthet, ist für den ältesten Sohn des Reichskanzlers die Stellung in Aussicht ge nommen, welche augenblicklich Graf Hatzfeldt bekleidet. „Es hat sich herausgestellt", so motivirt daS genannte Blatt seine Muthmaaßung, „daß der seit 11 Jahren am Hofe von Westminster beglaubigte deutsche Botschafter, der sich als feinfühliger, und vornehmer Mann in der englischen Aristokratie eine mit Recht geachtete Stellung erworben hat, nicht mehr völlig jene lebensfrifche Schneidigkeit besitzt, die bei außergewöhnlichen Fällen unerläßlich ist. Die Erwägung dieses Umstandes hat in Verbindung mit der Thatsache, daß der Reichskanzler sich von seinen beiden Söhnen nach Polen zur Drei-Kaiser- Entrevue hat begleiten lassen, aller Wahrscheinlichkeit nach daS Gerücht, daß Graf Herbert Bismarck in kürzester Frist einen Botschafterposten erhalten werde, hervorgerufen. Daß Graf Herbert im Haag nicht daS Endziel seiner diploma tischen Laufbahn finden wird, ist allerdings als gewiß an zunehmen; sehr fraglich erscheint es indessen, ob er vom Gesandten jemals zum Botschafter vorrücken wird. Graf Wilhelm BiSmarck arbeitet seit Jahren unmittelbar unter seinem Vater, als dessen privatester Sekretär er bezeichnet werden könnte; vor ihm hatte der ältere Bruder, Graf Herbert, diesen Dienst schon versehen und auch später noch, als er an den Gesandtschaften in Dresden, London und Petersburg angestellt war, ist er in vielen Fällen zur Arbeit in der Wilhelmstraße herangezogen worden. Die Vermuthung liegt also ziemlich nahe, daß der Reichs kanzler sich mit dem Gedanken trägt, auch den Grafen Herbert früher oder später dauernd zu unmittelbarer Zeilen auf das Papier geworfen, so zerriß er dieses wieder, bis er endlich der vergeblichen Anstrengungen überdrüssig, auch zur Ruhe ging Doch sie kam ihm nicht so schnell als er gedacht, denn wirre Bilder um gaukelten seine Phantasie und wie ein hohnlachendes Gespenst trat immer und immer wieder der Gedanke vor ihn hin, daß er mit der Wahl seiner Frau thöricht gehandelt, daß er ein Idealist gewesen und die Kon- ? sequenzen aus seinem unüberlegten Handeln sich jetzt entwickelten. Wie sehr übrigens diese und ähnliche aufsteigende Gedanken recht hatten, das bewiesen die nächsten Wochen so recht deutlich. Mit dem Bekanntwerden der Herming'schen Familien- Vorkommuiffe begann für Kirchner eine trostlose Zeit der unverdientesten Zurücksetzung. Das Gros der Speichellecker und Liebediener, wie sie ja die meisten Lehrerkollegien aufzuweisen haben, zog sich von dem Um gänge mit Kirchner ganz und gar zurück; die Anderen bemitleideten ihn zwar, wenn sie unter vier Augen mit ihm sprachen und nur wenige seiner Kollegen nahmen offene Theilnahme und Partei für ihn. In einer größeren Stadt würden nur die Fachkreise Kenntniß von all' dem genommen haben; hier lag es anders. Die Provinzialstadt mit ihren Klatschkränzchen und ihren stehenden Bierbänken machte die Angelegenheit zu einem Skandal, indem die würdigen BürgerSfrauen mit Scheu und Entsetzen von der hergelaufenen Bettel dirne sprachen, das vorhandene Material hundertfach verschlimmerten und die Männer zum Frühschoppen und Abendtrunk sich nicht genug in Kombinationen über die Vorvergangenheit der schönen LehrerSfrau ergehen konnten. 46. Jahrgang. Thätigkeit mit und unter ihm in seine Nähe zu ziehen und wenn man sich vergegenwärtigt, wie die ungeheuere Arbeitslast in der Wilhelmstraße die tüchtigsten Kräfte überanstrengt, wie die hohen Beamten beständig genöthigt sind, kürzere oder längere Erholungsreisen zur Kräf tigung ihrer Gesundheit anzutreten, wie sich bei einigen schon längst ein starkes Ruhrbedürfniß geltend macht, wie diese wünschen, ihr aufreibendes Amt im ReichSkanzler- palaiS mit dem beschaulichen Dasein als Gesandter an irgend einem ruhigen Hofe zu vertauschen — wenn man alle diese thatsächlichen Verhältnisse inS Auge faßt, so wird man sich sagen müssen, daß sich die Ge legenheit, für den Grafen Herbert eine entsprechend hohe Stellung in der Wilhelmstraße zu finden, über kurz oder lang bieten wird." — DaS Pariser Journal „LeS DebatS" widmet den Manövern deS siebenten und achten Armeekorps am Rhein eine Reihe von Artikeln, worin die militärische Tüchtigkeit der deut schen Truppen die höchste Anerkennung findet. „WaS mich jedoch am meisten bei der Parade von Weveling hoven in Staunen gesetzt hat," — so schließt der Ver fasser — „daS ist wahrlich nicht die schöne Haltung der Soldaten unter den Waffen, noch auch die zum Verzweifeln bringende Korrektheit ihrer Bewegungen: eS ist die männliche und großartige Haltung des alte» Kaisers, der es sich nicht nehmen ließ, dem Desile seiner Truppen vom Anfänge biS zum Ende beizuwohnen und der volle vier Stunden auf seinem Pferde blieb, ohne herunterzosteigen, trotz seiner fiebenundachtzig Früh linge. Welch' erhebendes Schauspiel bietet dieser Sou verän, überreich an Jahren und Ruhm, täglich seinem gerührten Volke und dem überraschten Europa, der nicht zugiebt, daß ihn sein hohes Alter auch nur der geringsten Verpflichtung seines „Metier eines KönigS" entbinde, der biS an's Ende das Beispiel der Pflicht erfüllung und der Achtung vor der Disciplin giebt und der, wie ein römischer Imperator, stehend sterben wird." — Wie der „Standard" zu melden weiß, legt man am Hofe deS Schah s von Persien der Ankunft der deutschen außerordentlichen Gesandtschaft, deren Abreise von Berlin wir bereits gemeldet haben, außerordentliche Wichtigkeit bei. Die höchsten Ehrenbezeugungen sollen den Vertretern Deutschlands gezollt werden, u. A. wurde ihnen bereits eine Ehrenwache, bestehend auS 4 Kompagnien Infan terie und einem Detachement regulärer Kavallerie, sowie einer Militärkapelle, nach Kuzwin entgegengesandt. Der königliche Palast Lalazar, in welchem die Gesandtschaft wohnen wird, ist zu diesem Behuf« neu und auf daS Luxuriöseste möblirt worden. Eine äußerst amüsante Schilderung von der Wahl taktik deS Herrn Richter-Hagen und seiner Genossen giebt daS „Berliner Volksblatt" mit folgenden Worten: Dem Direktor der Schule war die Angelegenheit äußerst fatal und er gab Kirchner mehrfach nicht undeutlich zu verstehen, daß eS ihm lieber sei, wenn er sich eine Stelle in einer andern, ferner gelegenen Stadt suchen wolle. DaS beste Zeugniß würde ihm sicherlich zur Seite stehen. Die sämmtlichen Privatstunden und Dirigentenposteu bei den einzelnen Vereinen hörten wie mit einem Schlage auf und für die literarischen Arbeiten wurde im Verhältniß zur aufgewendeten Zeit und Mühe nur wenig gezahlt. Aber dies kümmerte Kirchner wenig. Mit eisernem Fleiß arbeitete er für mehrere pädagogische Zeit schriften und auch ein Unterhaltungsblatt hatte ihm ver schiedene Arbeiten abgenommen und suchte er hierdurch dem Deficit in seiner Einnahme zu begegnen. Da die der gemäßigt liberalen Partei angehörige Zeitung deS OrteS auch verschiedene Artikel von ihm gebracht hatte, so griff ihn der Verleger deS gegnerischen Blattes in einer ge meinen und unflätigen Weise an, bekämpfte nicht etwa seine politischen Anschauungen, nein, vielmehr brachte er pikante Anspielungen aus dem Privatleben Kirchners und scheute sich nicht, die Behörde direkt, meist aber in der feigsten anonymen Weise anzugehen, Kirchners litera rische Thätigkeit lahm zu legen. Don behördlicher Seite wußte man sehr wohl, daß ein Lehrer bei seinem knapp bemessenen Gehalt nicht auS- zukommen vermöge und man hatte eS deshalb gern ge sehen, daß die meisten der jüngeren Lehrkräfte ihre idealen Anschauungen von der Ehe dem Materialismus geopfert und sich mit den Töchtern der begüterten Familien ver bunden hatten. Der von dieser Seite auS erfolgende Zuschuß erhob sie über die Sorge der Stellenaufbefferung. Bei Kirchner war dieS nicht der Fall gewesen und man
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