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Dresdner Journal : 04.03.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188703041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870304
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-03
- Tag1887-03-04
- Monat1887-03
- Jahr1887
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- Dresdner Journal : 04.03.1887
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ten Standpunkte- bringt die „N. Pr. Zta." ein län« gereS Schreiben de-Grafen Lazy Henckel v. Don nersmarck zu Ranolkwitz, welchem die „Germania" die Aufnahme verweigert hatte. Der «ersaffer, welcher im aufgelösten Reichstage noch Mit glied de« Zentrums war, führt au«, daß sich der Einfluß der Kirche, deren Souverän«»» in kirchlichen Angelegenheiten unbe. stritten sei, auch über weltliche Angelegenheiten erstrecken könne, „wenn diese zu dem von der Kirche angestrebten erhabenen Ziele und mit ihrem Interesse in Beziehung stehen. In der Encyklika lwiuortal« N»I vom November I88ö hat der hl. Later Leo XIIl. die christliche Grundanschauuna über Kirche und Staat und wie sich der Mensch, die Gesellschaft, der Staat der Kirche gegenüber zu verhalten haben, des Näheren ent wickelt ; damit «st den Christen eine Grundlage für dre richtige Würdigung aller kirchenpolitischen Fragen gegeben." „Die Kirche ist kraft ihrer allumfassenden Gewalt nicht auf ein bestimmte- Gebiet beschränkt, und wenn da- Reich Jesu Lhrrsti auch nicht von dieser Welt ist, so ist e- doch in der Welt, und dir Kirche muß deshalb notwendig auch im Wechsel- Verkehr mit dem natürlichen bürgerlichen Gemeinwesen stehen, weil sie berufen ist, nicht nur die einzelnen Individuen, sondern auch die ganze Menschheit zu heiligen; deshalb kann sie, ohne da« weltliche, den Menschen von Natur zugewiesene, eigen tümlich« Lebens- und RcchtSgebiet im geringsten zu schmälern oder zu beeinträchtigen, sich genötigt sehen, dasselbe durch ihren Einfluß zu heben und zu stärken, wenn sie dabei e«n Interesse hat, da« ihrer höheren Sendung entsprich», dabei bleibt die streng geordnete Abgrenzung beider Gewalten, der kirchlichen sowohl al- der weltlichen, immer bestehen Für den gläubig christlichen Standpunkt ist die sogenannte indirekte Gewalt der Kirche in solchem Falle von der Vernunft geboten und die katholische Kirche hat ein Recht zu verlangen, daß gläu bige Katholiken, da wo die Kirche ein höhere» Jnterrffe auch mit inneren politischen Angelegenheiten verbindet, diesem nicht entgegentreten, sondern dasselbe berücksichtigen und unterstützen. Wo die Kirche Beranlassuna hat, bei innerlich politischen Ange legenheiten eine indirekte Gewalt zur Geltung zu bringen, ge schieh! die» zur Wahrung der Freiheit, wie wir dies auch in vorliegendem Falle sehen, wo der heilige Vater einen Wunsch an eine parlamentarische Fraktion vorwiegend konsessionellen Charakters stellte, immer in der zartesten Weise und in diskreter Form." „In dem Schreiben des Kardinals Jacobini im Auftrage des Papstes an den Nuntius zu München vom 3. Januar, in welchem der heilige Vater den Führern des Zentrums seine Wünsche für dte Abstimmung über die Militärvorlage bekannt giebt, sind für deren Erfüllung so hochwichtige kirchenpolitische Anschauungen geltend gemacht, daß damit jedenfalls nach dem Dafürhalten des heiligen Vater« dem Jnteresie der Kirche ein Dienst geleistet worden wäre, und deshalb darf von einer un befugten Einmischung, wenigstens nach katholischer Anschauung, sicher nicht die Rede sein, vielmehr wäre jeder Katholik ver pflichtet gewesen, hier die indirekte Gewalt der Kirche zu achten und zu berücksichtigen. Rach der Ansicht des heiligen Vaters sind dies eben Fragen von religiöser und moralischer Bedeu tung, welche mit der Frage des Septennats zusammenhängen. „Deshalb kann man behaupten, daß es ein Fehler war, den Mitgliedern der Zentrumsfraktion die Wünsche des hl Vaters, — wenn diese auch nur in der kurzen Mitteilung bestanden hätten, „der hl. Vater wünscht, daß da» Zentrum das Septennat annehme" — vorzuenthalten, um anderen Anschauungen den Vorzug zu geben; und es läßt sich ferner behaupten, daß wenn das Zentrum in Berücksichtigung dieser Wünsche einmütig sür die SeptennatSvorlage eingetreten wäre, es seine Machtstellung im Reichstage damit keineswegs eingebüßt, sondern dieselbe nur dazu verwertet hätte, da« Vertrauen der Regierung zu erringen, die Revision der Maigesetze zu beschleunigen, die Beziehungen der Regierung zum hl. Stuhl zu stärken und so die inneren wie äußeren Fried«nSbestrebungen in Deutschland zu sichern. „Statt dessen beliebte man im Zentrum, eine entgegengesetzte Taktik zu beobachten " Der Graf mißbilligt nunmehr auf das Entschie denste die Haltung des Zentrums und schließt mit folgenden Worten: „Die schweren Kämpfe, welches die Zentrumspariei bei den letzten Neuwahlen zu bestehen hatte, sind aber nicht, wie eine katholisch sein wollende Zeitung sich zu schreiben erlaubt, . einem schweren Fehler der römischen Diplomatie" zuzuschreiben, sondern ganz allein dem großen Fehler des Zentrums, den Rat des hl. Vaters nicht befolgt zu haben. Den Verdiensten des Zentrums in einem »«jährigen Kultur kampf wird gewiß niemand seine Anerkennung versagen; deshalb ist aber das Zentrum noch keine «msehlbare Autorität in kirchen politischen Dingen. Als erste Frucht der Politik des Zen trums in der SeptennatSvorlage muß man die aus den Neu- wählen hervorgegangene, so sehr von ihm angefochtene Mittelparte« ansehen." Hiermit dürfte hinreichend nachgewiesen sein, daß der dem Zentrum in der SeptennatSvorlage entgegengesetzte Standpunkt eine volle Berechtigung hat und selbst von allen Zentrumsmit- gliedern gewürdigt zu werden verdient. Buda - Pest, 3. März. (W. T. B.) Im Aus schüsse der ungarischen Delegation erklärte heute der Minister Graf Kalnoky in Beantwortung mehrerer Anfragen: Obschon seit der ordentlichen Session der Delegationen nur wenige Monate vergangen seien, habe sich die Situation in Europa dennoch rasch verändert. Die noch nicht gelöste bul garische Frage habe an Wichtigkeit und Bedenklichkeit nichts eingebüßt, dazu sei noch eine andere Situation in den Vorder grund zetteten, welche in den durch die Orientfragen kaum in Mulcidcmchaft gezogenen Ländern große Besorgnisse wegen Er haltung des Friedens hervorgerusen hätte Die Beziehungen der Monarchie zu den ausländischen Mächten seien unverändert namentlich seien die Beziehungen zu Rußland durchaus freund schaftliche. Graf Kalnoky gab daraus ähnliche Erklärungen ab, wir in der gestrigen AuSschubsitzung der österreichischen Dele gation und fugte hinzu: Wie die politische Lage Osterreich-Un- unter Deinen Blicken in Zuckungen fiel. Deine Stief mutter hat nun wirklich die Anklage auf Zauberei bei Erasmus Scherfgin, dem Ältesten d«S Schöppenkolle- giums gegen Dich erhoben, und sein Sohn Gottfried, der der Vertraute meiner Liebe zu Dir war, hat mir eiligst Nachricht von der Gefahr gegeben, welche Dich bedroht (Schluß folgt.) K. Gemäldegalerie. Diese Sammlung ist durch ein Vermächtnis und durch Schenkungen um 3 ältere Bilder bereichert worden, nämlich 1) Daß Pastellbildnis der Gattin d«S 1824 ge storbenen Leipziger Kaufmanns Ruquet, geb. Karoline Lotze auS Charlottenburg, gemalt von Daniel Caffe, dem 1815 in Dresden verstorbenen Pastellmaler, der sich seiner Zeit in Dresden und Leipzig des Rufes erfreute, der erste seine» Faches zu sein; ein Ver mächtnis der im Januar 1887 verstorbenen Frl. Dor. Magd. Beier in der Niederlößnitz; 2) das Ölbild der Mutter t^Sselben Kaufmannes Ruquet, gemalt von Anton Graff; Geschenk des Hrn. Louis Barfuß in Köyschenbroda als Universalerben des Frl. Beier; 3) ein männliche» Brustbild in Öl, welche» dem Pedro de Moya (gest. 1666 in Granada) zugeschrieben wird und sicher von einem guten spanischen Meister des 17. Jahrhunderts herrührt; Geschenk eine» Dresd ner Bürgers, welcher nicht genannt zu sein wünscht. Kunsttechnik. Bei dem Ernst, mit welchem die Kunsttechnik auch von Privatinstituten und Privat kreisen gepflegt wird, ist es von Jnteresie, über die modernen Stilrichtungen von Zeit zu Zelt garn» sich seit der ordentlichen Session der Delegationen nicht geändert habe, so liege heute auch keine Ursache vor, um be treffs der Zielpunkte brr damals präzisierten friedlichen konser vativen Politik eine Andriung ins Auge zu fassen. WaS die jüngsten Ereignisse in Bulgarien anlange, so liege offiziell nur ein Telegramm au« Sophia vor, welches den Ausbruch einer Rilitärrevolution in Silistria und die getroffenen Gegenmaß regeln meld«. Dir indirekten Nachrichten seien überhaupt nur mu Vorsicht aufzunehmen, auch die Meldung über da« Vor kommen ähnlicher Eikignisie in mehreren bulgarischen Garnison städten hätte sich bisher nicht bestätigt. Nachdem noch Vizeadmiral v. Sterneck mehrere Aufklärungen erteilt hatte, wurde aus Apponyi'S An trag die Beschlußfassung auf morgen vertagt. r^x Pari», 2. März. Der Ministerpräsident empfing gestern eine Abordnung von Arbeitern aus Lille, Roubaix und Tourcoing, welche gegen die Ge treidezollerhöhung Einspruch erhoben Hr. Goblet antwortete ihnen, daß dte Regierung, wenn dieses Gesetz zur Erhöhung der Brotpreise führen würde, von den Kammern die Aufhebung derselben verlangen werde. — Der „Temps" erblickt in dem soeben er schienenen englischen Blaubuch' der ägyptischen Angelegenheiten die Bestätigung der Nachricht, daß England die Unterhandlungen mit Frankreich nicht wieder ausnehmen wolle, bis Sir Drummond Wolff ein Einvernehmen mit der Pforte erzielt habe, welches als Grundlage jener Verhandlungen dienen könne. Besonders beachtenswert findet der „Temps" eine Note vom 28. September v. I, von Lord Jddesleigh an Lord Egerton gerichtet, in welcher das Gerücht, England beabsichtige, sich in Ägypten dauernd sestzu- setzen und sich der Insel Thasos an der thracischen Küste zu bemächtigen, für grundlos erklärt wird. „Diese Unrichtigerklärung," bemerkt der „Temps", „kommt in einem Augenblicke sehr gelegen, in welchem man aus die An wesenheit zweier englischer Avisos fin den Gewässern jener In sel hinweist, die eine vortreffliche strategische Lage zwischen den Dardanellen und Salonichi einnimmt und infolge ihrer politischen Stellung — sie hängt nämlich vom Khedive ab — ganz beson derS einer englischen Besitzergreifung ausgesetzt ist. Wenn die ägyptische Frage sür den Augenblick der Kenntnis des euro päischen Areopags entzogen ist, so scheinen dafür die verschiedenen Abteilungen der Regierung zu Kairo eine lebhafte Thätigkeit zu entfalten. Heute meldet man ein sonderbares Dekret des Mi nisterrates, welches allen Beamten die Überschreitung der ihnen zugewiesenen Wittel oder die Vornahme von Kreditverschiebungen (rnenlvntt) untersagt, wenn sie nicht zuvor die Ermächtigung des Ministerrats dazu erhalten haben. Die Übertreter dieses Besehls sollen vor einen Verwaltungsgerichtshof gestellt werden, der ohne Berufung nach feiner Überzeugung entscheiden kann, ohne hinsichtlich des Beweises an gewisse Regeln gebunden zu sein. Dieses Dekret, dessen Beweggründe schwer zu bestimmen sind, scheint den ägyptischen Ministerral zu ermächtigen, uner laubte Budgetveränderungen vorzunehmen und stellt hinsichtlich des Verfahrens vor dem Oberverwaltungsgerichtshose Vorschrift ten aus, die man notwendig als willkürliche betrachten muß." Der republikanische Abq. Cordier soll gesagt haben, er gäbe, obwohl er nicht reich fei, doch gerne demjenigen, welcher dem Kriegsminister Boulanger Gift in feinen Kaffee mische, 20<X)n Frcs. Die radikalen Blätter greifen Cordier wegen dieser angeblichen Äuße rung heftig an und werfen ihm die größte Beleidi gung, die es für sie giebt, an den Kopf, indem sie ihn „Deutscher" nennen. Die „Autorität" hingegen meint, Cordier habe lediglich den Mut gehabt, zu sagen, was dreiviertel der Kammermehrheit dächten. — In dem brennenden Kohlenbergwerk von Culat und Chatelus bei St. Etienne dauerten die RettungH- arbeiten die ganze letzte Nacht fort; man hat jedoch erst l2 der verschütteten Bergleute tot herausgebracht. Das Feuer wird durch die Holzbekleidung der Stollen und den starken Luftstrom, der zwischen den beiden Schächten besteht, genährt. Man kann nur an 2 Stel len arbeiten und hat keine Hoffnung, die 69 noch Ver schütteten zu retten. Das Bergwerk hat 3 km mit Sternen ausgewölbte Stollen, die nicht eingestürzt sind; der Einbruch und Brand erfolgte genau an der Stelle, wo das Gewölbe aufhört. Der Bauten- minist er fuhr mit dem Präfekten und dem General Labrune ein und besichtigte die Stollen. Sie bemerk ten, daß gestern nachts ein weiterer Einsturz erfolgt war. Man will die Einstürze mit dem Erdbeben in Verbindung bringen. Auch der Pariser Abg. Basly, der Bergmann ist, und Rondet, der Vorstand des Vereins der Bergleute, fuhren ein und machten den Minister darauf aufmerksam, daß die Holzrahmen, welche das Dach der Stollen stützen, vorschriftswidrig an mehreren Punkten bis zu l K m von einander ent fernt find, was sehr gefährlich sei. Basly will jedoch den Minister nicht deshalb in der Kammer zur Rede stellen, sondern diese Thatsache und andere bei der Beratung des neuen Berggesetzes verwerten. London 3. März. (W T. B.) Im Unterhause erklärte Unterstaatssekretär Fergusson, die Regierung hoffe, daß, so lange die diplomatischen Beziehungen eine unbefangene Stimme zu hören. Renaissance und Rococo stehen sich gegenwärtig, besonders in Berlin wie überhaupt im ganzen Deutschs» Reiche ziemlich schroff gegenüber. Vie Anhänger des letzteren betrachten die Renaissance als abgethan und preisen ihren Stil al» den allein seligmachenden in pomphaften Worten an. Daß die Renaissance un serem Kunstgewerbe neue» Leben eingehaucht und eine Fülle von Schönheit erschlossen habe, wird nicht zuge standen Umgekehrt schauen die Vertreter der Re naissance mit mehr oder weniger Verachtung auf da» Rococo al» die Ausgeburt einer lüderlichen Hof- und Maitressengesellschaft hin und verschwören sich, seinem phantastischen Formenwust stet» mit Energie gegen überzutreten. Wer hat Recht? Wir sind der Ansicht, daß weder der Eine noch der Andere auf dem rich tigen Wege ist. Nichts ist sür die gesunde Entwicke lung einer Kunst und eines Kunstgewerbes auf die Dauer schädlicher, als das Hineinpressen in die Zwangsjacke eines bestimmten Stils. Durch solches Ver fahren wird nur erreicht, daß das bequeme Nachahmen alter Vorbilder in erschreckender Weise um sich greift, die Altertümelei mehr und mehr zunimmt und endlich der Flug der künstlerischen Phantasie und mit ihm die eigene originelle Erfindungskraft erlahmt. Die Anhänger der Renaissance sind auf dem besten Wege, zu diesem bedauerlichen Resultat zu gelangen, und jene de» Rococo werden schließlich dasselbe Ziel erreichen. Die Hauptsache muß bei allem Kunstschaffen immer bleiben ein klare» Ausprägen de» Zwecke», der Vorzüge und Eigenschaften de» Materials und der Technik. Werden diese Bedingungen berücksichtige dann mag immerhin ein Anlehnen an vergangene mit Venezuela unterbrochen seien, die deutsche Regier ung den schütz der britischen Unterthanen m Venezuela und deren Eigentums übernehmen werde. Was das streitige, nicht unter der Regierung von Venezuela stehende Gebiet anbelange, so seien die englischen Ge- schwaderbefeblshaber angewiesen, in demselben für den Schutz d.r vritischen Unterthanen zu sorgen. Auf eine Anfrage erwidert Fergusson, von einer Verstärkung der chinesischen Garnisonen gegen Turkestan hin sei der Regierung nichts bekannt. Vom Staatssekretär Holland wurde mitgeteilt, dem britischen Protektorate sür das Goldküstengebiet seien kürzlich der etwa 20 Meilen lange und 6 Meilen breite Landstrich von Krikor, östlich von Volta zwischen Awoonah und Afloo, sowie das an der nordwestlichen Grenze befindliche, an Gaman stoßende unabhängige Gebiet von Sefwhi einverleibt worden; eS sei d«eS zum Zweck der Sicherung wichtiger Handels straßen geschehen, durch welche das Aufhören der Sklaverei gefördert werde. — Nach einer Meldung aus Liverpool ist der englische Vizekonsul Johnstone in Kamerun von Eingebornen aus Rio del Rey, zwischen Kamerun und Alt-Calabar, sortgeführt worden. Das englische Kriegsschiff „Risleman" sei den Fluß hinauf gegangen, um Johnstone aus der Gewalt der Ein- gcbornen zu befreien. * London, 1. März. Dafür, wie pessimistisch man über die bulgarische Frage in London denkt, bie tet der nachstehende, der „Pol. Korr." aus der britischen Hauptstadt zugehende Bericht: Im „Foreign osfice" sind ziemlich beunruhigende Meldungen aus Bulgarien eingelaufen. In Silistria ist eine Militär - Emeute auSgebrochen und man ist hier nicht ohne Sorge, ob sie nicht Nachahmung finden und der Regent schaft und den Bulgarien wohlgesinnten Mächten das stärkste Argument, nämlich di« bisherige Erhaltung der Ruhe und Ord nung im Lande, entreißen werde Durch diese» Ereignis wer den die ohnehin auf ein sehr geringe» Maß reduzierten Hoff nungen aus da» Gelingen der Mission Riza Beys beträchtlich erschüttert Es war ein Hauptpunkt unter den Ausgaben, die Riza Bey gestellt worden waren, eine Koalition der verschiedenen Parteien in Bulgarien derart zu Stande zu bringen, daß sich auf Grund derselben eine Umgestaltung der Regierungsgewalt und wenn möglich auch die einträchtige Wahl eine» den europäischen Mächten genehmen Fürsten herbeisühren lasse. Nachdem nunmehr eine der Parteien, deren Versühnung und Heranziehung der Regentschaft ein wichiges Glied im Pro gramme der Psortr gebildet hatte, offen die Fahne der Re bellion aufgepflanzt hat, ist der ganze Plan mehr oder weniger über den Hausen geworfen und es fragt sich, ob Riza Bey sür die Ausführung seiner Instruktionen ^in Sophia auch nur die allernötigsten Vorbedingungen vorfinden werde. Man war speziell in London von Haus au« daraus vor bereitet, daß die Mission Riza Beys wenig Chancen habe, weil die russische Diplomatie dieser Aktion gegenüber vom Anbeginne eine Zurückhaltung beobachtete, au« welcher ziemlich erkennbar die Gegnerschaft gegen da« ganze Unternehmen zu lesen war. Das Interesse Rußlands sür die Vermittelungsattton der Pforte war überhaupt von dem Tage an erloschen, an welchem der Großwesir es offen ablehnte, irgend ein Verständigungsprogramm den Bulgaren auszuzwingen. Die von der Pforte eingeschlagene Methode, nach welcher nur mit Mitteln der Überredung aus die Bulgaren gewirkt werden sollte und die Bedürfnisse und Rechte der letzteren billige Berücksichtigung finden sollten, scheint nicht ganz nach dem Geschmacke Rußlands gewesen zu sein, das eigentlich die erste Anregung zu der bezeichneten Aktion der Pforte gegeben hatte. Von diesem Zeitpunkte an hüllte sich die russische Diplomatie in Konstantinopel in tiefes Schweigen und aus der Botschaft erklärte man, daß man, ohne in die Aktion der Pforte sich weiter einzumischen, ruhig abwarten werde, was die Ereignisse weiter bringen werden. Mittlerweile empört sich <die Garnison m Silistria und weitere Versuche, eine Verstän digung der Parteien in Bulgarien herbeizusühren und in fried licher Weise eine Modifikation der Regentschaft und der Regie rung anzubahnen, erscheinen unter diesen Verhältnissen so gut wie aussichtslos. * Sophia, 3. März. Wie gewöhnlich, wenn eine neue aufständische Bewegung aus der Balkan halbinsel ausbricht, ist es die nächste That der Auf rührer die Telegraphenleitungen zu zerstören, und so ist auch über die jetzt aus Bukarest gemeldete Er hebung bulgarischer Besatzungen mehrerer an oder in der Nähe der Donau gelegenen Städte noch nichts sicheres zu erfahren. Wir können daher nichts an deres thun, als die sehr unklaren, zum Teil sich wider sprechenden Nachrichten, welche bisher einaegangen sind, unsern Lesern in folgenden mitzuteilen: Uber den Aufstand in Silistria bringt die „Köln. Ztg." folgende Meldung aus Giurgewv; Hauptmann Kistefftf der Führer der Druschina Silistria, ließ in der Nacht aus den i. März alle Beamten und Offiziere daselbst verhaften, die ihm als Anhänger der Regentschaft bekannt waren, nachdem er, wie es im November in Burga» geschehen war, erklärt hatte, daß das Volk und das Heer die Regentschaft nicht anerkennen. Aus die von den Behörden in Rustschuk an ihn gerichteten Anfragen antwortete Kistew mit Frechheiten. Die Regierung hat kräftige Maßregeln gegen die Ausrührer er griffen, deren Zahl Svo nicht übersteigen kann. Je ein Bataillonkaus Rustschuk und au» Barna und vier Geschütze, zwei aus Rustschuk und zwei aus Schumla, und eine Schwadron auS Schumla, das Ganze unter dem Besehle des Hauptmanns Drandaremski, sind nach Silistria abgegangen. Die Lruppeu Formengehilde gestattet sein, zumal die Tradition auf diesem Gebiete nicht zu ignorieren ist. Und da jede Kunstepoche m ihrer Art gute Leistungen aufzu- wrisen hat, so wird sich dem schaffenden Künstler eine unendliche Fülle von Stoff bieten, auS welchem er Schlüsse und Lehren für seine spezielle Aufgabe ziehen kann Verfährt er in dieser freieren Weise, unbehindert von einer gerade in Mode befindlichen Stilrichtung, so werden seine Werke nicht» desto weniger Stil be sitzen, ja, dieser Stil wird entschieden jenem der Kopisten vorzuziehen sein. Denn bei dem Streben nach dem Schönen, nach der vollkommenen Harmonie des Ein zelnen zum Ganzen, wird er in seinem Werk die besonderen Eigenschaften, Sitten, Anschauungen und Gewohnheiten seiner Nation und seiner Zeit, deren Angehöriger er ist, in klarerer und schärferer Weise als jene zum konkreten Ausdruck bringen. Aber gerade dieses bestimmte, gleichwohl unbewußte AuSprägen dieser nationalen Denkweise ist das jenige, was man Stilart nennt. Wir selbst können unsere Stilart aus Mangel an genügender Objektivi tät nicht erkennen, erst die ferne Zeit, welche gleichsam von hoher Warte herab unsere Thaten und Werke überschaut und beurteilt, wird den roten Faden, der al» einigendes Bindeglied all' unser Schaffen durch zieht, entdecken und genau bezeichnen. Kopiert man die Renaissance, kopiert man den Barock- und Rococo stil, verfällt man in Altertümelei, in die Vorliebe für Butzenscheiben, für düstere, schwere Zimmereinrichtungen mit lastenden Balkendecken u. s. w., so wird der eigene Geist der Zeit bei solchen Erzeugnissen, die dem freien Zug des modernen Lebens diametral grgenüberstehen, nicht in genügender Weise zum Durchbruch kommen müffrn schon vor Silistria angekommen fein, wo sie den Auf rührern dir Flucht nach der nur 2 Kilometer entfernten rumä nischen Grenze abzuschneiden suchen werden. Die Grenze ist von rumänischen Truppen besetzt. Eine soeben einqetroffene telegraphische Meldung besagt, daß die aufständische Bewegung in Sillstria unterdrückt sei und eine von Bukarest heute abend ad- gegangene Depesche berichtet, daß auch mit Rustschuk die telegraphische Verbindung wieder hergestellt sei, während ein Telegramm der „Nat-Ztg." sagt, Rust» schul sei in den Händen der Insurrektion und habe sich sür Zankoff erklärt. Der Präfekt sei gefangen (s. auch Telegramme). * Kairo, 2. März. Gegenüber den Meldungen, welche von einer ungünstigen Aufnahme der durch Sir H. Drummond Wolff übermittelten Ausgleichs vorschläge seitens der Pforte wissen wollen, wird in hiesigen unterrichteten Kreisen versichert, daß die tür kische Regierung bisher kein merttorischeS Urteil über das neue englische Anerbieten gefällt habe. Die Pforte befasse sich vielmehr sortgesetzl mit der eingehenden Prüsung desselben und habe Schritte gemacht, um auch die diesbezügltchen Ansauungen der einzelnen Mächte kennen zu lernen. Es könne demnach geschehen, daß Sir Wolff noch einige Zeit auf dre definitive Antwort der Psorte weide warten müssen. Da jedoch die eng lischen Vorschläge unbestreitbar auch einige der Türkei günstige Punkte enthalten, so sei zu erwarten, daß die Türkei überhaupt nicht einfach „Nein" sagen, sondern sich in Verhandlungen einlassen werde. In englischen Kreisen erklärt man übrigens, daß England gar keine Eile habe, und daß das englische Foreign Osfice nur seinen guten Willen gegenüber der Türkei bekunden wollte. Gleichzeitig betont man, daß sür den Fall, daß die Verhandlungen in Konstantinopel scheitern sollten, die englische Regierung keine weiteren Vorschläge in Aussicht genommen habe, sondern sich vielmehr mit dem ferneren Jnkraftverbleibcn der Konvention vom 24 Oktober 188.5 begnügen werde. Vom Landtage. Dresden, 4. März. In der heute vormittag ab gehaltenen 2. öffentlichen Sitzung der Zweiten Kammer, welcher die Staat-minister v. Nostitz Wall witz, Or. v. Abeken und Frh. v. Könneritz beiwohnten, gelangte das Königl. Dekret betr. den Ankauf der Strecke Dresden-Elsterwerda der Berlin-Dresdner Eisenbahn durch den sächsischen Staat zur Schluß- beratung. Nach dem Vortrag der Registrande er stattete Abg. May als Referent der vereinigten Finanzdeputationen X und «« einen kurzen mündlichen Bericht. Das in den Hän den der Kammer befindliche Expoft fei fo gründlich und er schöpfend, daß jeder Abgeordnete sich klar sein könne, welche Stellung er zur Vorlage einzunehmen habe Da es entschieden erwünscht sein müsse, daß durch den Ankauf der Strecke Dres- den-Elsterwerda die Abrundung des sächsischen Eisenbahnnetzes zum Abschluß gebracht werde, da ferner anzunehmen sei, daß in nicht ferner Zeit die Erttägniffe der Bahn die Zinsen des aufgewandten Kapitals erbringen würden, so schlagen die ver einigten Finanzdeputattonen -c und ti vor: Die Kammer wolle beschließen: zu dem Ankäufe der Strecke Dresden-Elsterwerda der Berlin- Dresdner Eisenbahn in Gemäßheit der Bestimmungen des Vertrag- zwischen Sachsen und Preußen vom 24. Januar 18«7, betreffend die anderweite Regelung der Verhältnisse der Berlin-Dresdner Eisenbahn, die Zustimmung zu erteilen. Abg. Herrmann: Wenn er um das Wort gebeten habe, so sei klar, daß er nicht gegen den Erwerb der fraglichen Strecke sein könne. Er möchte nur auf einen Umstand Hinweisen, der «hm beachtlich und mit der Vorlage in engem Zusammenhang« zu stehen scheine. Es sei beabsichtigt, an der Kreuzung der Berlin-Dresdner und Leipzig-Dresdner Eisenbahn eine Ver bindung der Schienenstränge der beiden Bahnen herzustellen. Da nun die Erbauung der Linie Bautzen-Kamenz-KömgSbrück- Großenhain-Langenberg jedenfalls nur eine Frage der Zeit sein würde, so empfehle «S sich, den Bau der Strecke Großenhain- Langenberg für die nächste Zeit in Aussicht zu nehmen, wodurch man eine sehr gute Verbindung der beiden Bahnen schaffen und wesentliche Ersparnisse erzielen würde. Er hoffe, daß die Königl. StaatSregierung ihre Erwägung auch auf diesen Punkt erstrecken werde. Abg. Bönisch spricht ebensalls seine Zustimmung zu dem Vorschläge der Regierung aus. Derselbe wird es möglich machen, die kaum noch erträglichen Bahnhofsverhältnisse in Dresden einer Regelung zu unterwerjen. Bestimmte Vorschläge in dieser Be ziehung zu machen, sei noch nicht an der Zeit, doch ergreife er gern die Gelegenheit, einen Wunsch der Bewohner der Wils druffer Vorstadt und der Gegend von Löbtau u s. w Ausdruck zu verleihen, welcher dahin gehe, daß in der Nähe der Wils druffer Borstadt ein Bahnhof oder wenigstens eine Haltestelle mit Güterexpeditton zu errichten sei, welcher günstiger gelegen sei, als der Bahnhof Friedrichstadt. Es würde dadurch nichl nur einer Bevölkerung von 6v bis 7v Tausend Einwohnern ein Gefallen geschehen, sondern jedenfalls auch der Betrieb der Bahn hinsichtlich ihrer Erträgnisse vorteilhaft beeinflußt wer den. Er bitte daher das Königl. Finanzministerium, diesen Wunsch in Erwägung zu ziehen. - > (ft'-S-ÜME-si-V 's ' - können und unsere Nachkommen werden aus diese sklavischen Kopisten etwa in jener Weise zurückschauen, wie wir gegenwärtig auf die Männer des Zopfstils. Genau so verfehlt ist die in jüngster Zeit in Berlin aufgekommene Manier, im sogenannten Schlüter-Stile Gebäude und kunstgewerbliche Gegenstände herzustellen. Allen Respekt vor dem genialen Meister, aber einen Stil vermag ein einzelner Mensch nicht zu schaffen. Und im übrigen besitzen wir von Schlüter im großen und ganzen doch so wenig, daß sich auf diese Hinter lassenschaft kaum fußen läßt. Die unterscheidenden Merkmale, welche die Werke des Meisters gegen über denjenigen des übrigen deutschen, fran zösischen und italienischen Barockstils auSzeich- nen, sind zudem nur dem feiner gebildeten Kunstverständigen erkennbar, während die breitere Masse des KunstgewerbeS verständnislos davorsteht. Man wird in diesen Kreisen einfach, wie das ja be reits geschehen ist, in den Prunk und Bombast de« Barock hineinsegeln und dem Geschaffenen die falsche Etikette „Schlüterstil" ankleben. Diejenigen, welche ein Rezept wie den Schlüterstil, die Renaisstlnce oder da- Rococo anpreisen, fühlen nicht, daß sie dem freien Schwung de» künstlerischen Genius die Fittige be schneiden und jede Originalität vernichten. Man giebt ein Vorlagewerk für Rococo heraus, in welchem sogar Briefmarken und Wechselformulare rococofiert find, und verlangt, daß die übrige Menschheit sich nach solchen Schrullen, nach solchem abgelebten Plunder richte. Ein freierer Standpunkt gegenüber den vergangenen Stil epochen ist für un» unbedingt erforderlich, denn sonst liegt die Gefahr nahe, daß unsere Kunst und speziell unser Kunstgewerbe verknöchert.
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