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Dresdner Journal : 25.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870425
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-04
- Tag1887-04-25
- Monat1887-04
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 25.04.1887
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im guten konservativen Sinne ein stärkere» geworden sei, indem mau darin mehr und wehr da» festeste Rückgrat für den StaatSkörper und die gesellschaftliche Ordnung erkannt habe. Bon der Spracht der Erfolge und Thatfachen überzeugt, seien zu dieser Auffassung, auch Jene übergegangen, die sich noch vor 15 Jahren mit repu- blikaniichen Träumen für die Zukunft unserer StaatS- form getragen haben. Daß da» Verhältnis der deut schen Völker zu ihren Fürsten ein schönes und segens reiche» sei, werde ja auch von auswärtigen ZeitungS- stimmen vielfach und offen ausgesprochen. Doch die freudigen Empfindungen des heutigen Tages gelten dem Könige, der hohen und ritterlichen Sinnes in Anerkennung der Berufung zu einer heiligen und ver antwortungsreichen Aufgabe seines königlichen Amtes walte, von dem wir wissen, daß wenn je die Sicherheit und Ehre des Vaterlandes es erheischen sollten, er unsern waffenfähigen Brüdern voran wieder dort zu finden sein wird, wo di« Gefahr am größten, gelten dem Regenten, der nach den Bedürfnissen des Volkes die Angelegen heiten des Landes ordnet, gelten dem gerechten Herrscher, der sich all seinen Untertanen mit gleicher Sorge widmet. Ihm, unserm Könige in treuer Ergebenheit zu huldigen ist unser Herzensbedürfnis; Se Majestät der König lebe hoch! * Berlin, 24. April. Se. Majestät der Kaiser machte gestern mit dem Flügeladjutanten Oberstlieute nant Frhrn. v. Plessen eine längere Spazierfahrt. Nach der Rückkehr von derselben hatte der Kaiser eine längere Beratung mit dem deutschen Botschafter in Pari», Grafen Münster. Der Fürst Menschikoff, Generaladjutant de» Kaisers von Rußland, ist aus St. Petersburg hier eingetroffen. Der Königl. bayerische Finanzminister l)r. v. Riedel und der Königl. bayerische Oberzollrat Geiger, Bevollmächtigte zum BundeSrate, sind heute früh aus München hier eingetroffen und haben im,Hotel Winsor" Wohnung genommen. Die Zusammenstellung der Ergebnisse der En quete über Sonntagsarbeit ist beendet und be findet sich im Druck; dieselbe dürste mit einem Geue-' raldericht demnächst dem Reichstage zugehen. Diese Zusammenstellung enthält ein reiches thatsächlicheS Material, und e- dürste, nach Meinung der „B. P. N." sich die Bestätigung der dem Kenner des deutschen Wirtschaftslebens ohnehin bekannten Thatsache ergeben, daß die Verhältnisse und Bedürfnisse der einzelnen Erwerbszweige eine so ungemeine Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit aufwelsen, daß es ohne schwere Be einträchtigung der Bedürfnisse des praktischen Lebens nicht angängig erscheinen möchte, sie über einen Leisten zu schlagen. Jedenfalls würden die gesammelten Da ten dazu dienen, die Frage der gesetzlichen Behand lung der Sonntagsarbeit nach allen Richtungen zu klären. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt offiziös über den Fall Schnebele: „Wie wir aus zuverlässigster Quelle hören, ist durch Zeugenverhör festgeftellt, daß die Verhaftung des Polizei kommissars Schnebele auf deutschem Gebiet erfolgte. LS wird dies von ihm selbst auch nicht in Abrede gestellt. Nach den an Ort und Stelle eingezogenen Nachrichten über die Verhastung des französischen Polizeikommissars Schnebele hat dieselbe aus Requisition der Staatsanwaltschaft und des Untersuchungsrichters stattgefunden, sobald sich Schne bele auf deutschem Gebiete betreten liest Derselbe hat den ihm die Verhastung ankündigenden deutschen Polizeibeamten zu Boden geworfen und einen Fluchtversuch gegen die Grenze gemacht, ist aber diesseits der Grenze wieder eingeholt und dingfest gemacht worden. Die Anklage gegen ihn bezieht sich auf Beteiligung an landesverräterischen Umtrieben in den Rcichslanden unter Mistbrauch seiner amtlichen Stellung zur Beförderung derselben. Die Verhaftung ist gerichtlich mcht beschlossen worden, ohne dah überzeugende Beweisstücke für die Schuld des Verhafteten Vorlagen. Wir teilen dies zur Richtigstellung der sogenannten Privatnachrichten mit, welche Vie „Bossische Zeitung" ihren französischen Quellen entnimmt, und wundern uns keineswegs darüber, dast die Mitteilungen diese- Blattes den Stempel der Parteinahme sür Schnebele und gegen die Regierung tragen. Die Verrätereien derer, welche wegen ihrer Feindseligkeit gegen die deutsche Regierung die Sympathien demokratischer Blätter finden, werden, wie man weiß, die Folge haben, dah tn einem etwaigen neuen fran zösischen Kriege die Verluste der deutschen Heere und die Schwierigkeiten ihrer Ausgaben sehr viel gröber sein werden, als sie gewesen wären, wenn die Verrätereien nicht begangen wären. Diese Erwägung ist aber weil entfernt, „freisinnige" Blätter mit Entrüstung zu ersüllen und mit Teilnahme für den Schaden und den Verlust an Menschenleben, den jene Verrätereien zur Folge haben, sondern sie vermag das Wohl wollen nicht zu trüben, aus welches jeder Gegner Deutschlands in den „freisinnigen" Blättern rechnen kann, so lange die Regierung deS Reiches nicht in den Händen ihrer ehrgeizigen und unfähigen Gesinnungsgenossen ist. Sehr richtig rügt auch der „Börsenkourier" die fensationelle Behandlung de» Falle» auch durch einen Teil der deutschen Presse mit folgenden Worten: „Dast die Pariser Blätter die Angelegenheit mit einiger Nervosität aufgesastt haben, soll ihnen nicht verdacht werden Es ist übrigens zuzugeftehen, dast sie im grasten und ganzen sich durchaus mastvoll geäußert haben. Dast Skandalblätter, die rn Parr« erscheinen, eS an der schicklichen Ruhe haben schien lassen, ist schon deshalb nicht zu verwundern, weil cS diesen Blättern an jedem Gefühl für Schicklichkeit überhaupt fehlt und weil es ihr Gefchäft ist, „von Herzen unanständig" zu sein. Die größere Ungeschicklichlichkeit beinahe liegt auf Seiten der jenigen deutschen Zeitungen, welche es für richtig gehalten haben, von den Auslastungen jener Schmutzblätter Notiz zu nehmen, ohne gleichzeitig zu sagen, welchen Charakter- diese Blätter sind und in welcher Nichtachtung sie in Paris selbst stehen Die eigentliche Beunruhigung ist erst von Wien ausgegangen Dort nahm man den so gleichgiltigen Zwischensall unglaublich ernst, und dann thaten da- Gleiche auch du englischen Blätter Der „Standard" hatte sogar den lächerlichen Einfall, Deutschland mit der Entziehung der englischen Sympathien zu drohen, wenn eS Frankreich in solcher Weise provozieren wollte. Die franzö sischen Blätter selbst waren so vernünftig, zu sagen, dast eme solche Provokation eine zu unwürdige wäre, als daß man sie Deutschland zutrauen könnte. Die Ansichten des „Standard" sind in dieser Beziehung etwas weniger ausgeklärt." Wie man der „Köln. Ztg." meldet, wird der Vor fall Schnebele hier mit großer Gemütsruhe beurteilt. „Da man weiß, daß die Verhaftung auf Befehl deS Untersuchungsrichters erfolgt ist, fo unterliegt eS keinem Zweifel, daß gegen den französischen Polizetkommissar genügend erhebliche Verdachtsgründe vorhanden sind, die seine Verhaftung in dem Augenblick, wo er deut schen Boden betrat, rechtfertigen mußten, über die Art feiner Verhaftung scheint allerdings hier noch nicht die amtliche Berichterstattung vorzuliegen; doch spricht gegen die Behauptung, die Verhaftung sei auf fran zösischem Boden erfolgt, schon die Thatsache, daß die „Agence Havas" selbst in ihren beiden ersten ausführ lichen Meldungen über die Verhaftung, Meldungen, die doch zweifellos amtlichen Ursprungs sein werden, hervorhebt, daß Schnebele die französische Grenze über schritten habe und auf deutschem Boden verhaftet worden fei. Auch ist kaum anzunehmen, daß der Untersuchungsrichter bei Erteilung der erforderlichen Anweisungen nicht ausdrücklich hervorgeboben haben sollte, daß die Verhaftung auf deutschem Boden er folgen müsse. Sind aber diese Anweisungen ausge führt worden, fo ist nicht einzusehen, was gegen die Verhaftung eines fremden Unterthanen einzuwenden sein sollte, der sich in verbrecherischer Absicht zur Ausgabe stellt, die Ruhe und Sicherheit unseres Reiches zu ge fährden." Ein „besonderer" Berichterstatter schreibt der „Pol. Korr" aus Berlin, 21. April: Man ergeht sich hier in Vermutungen, was Se. Majestät den Kaiser von Rußland veranlaßt haben mag, Hrn v. Giers den Orden nicht zu verleihen, mit dem alle Welt seine Brust bereit- geschmückt sah und der in den Augen der öffentlichen Meinung gleich einem Friedenssterne leuchten sollte. Ob der Kaiser im letzten Augenblicke von der beabsichtigten Auszeich nung Abstand genommen Hal, weil er sich nicht den Anschein geben wollte, als weiche er einer Pression, welche durch die verfrühte Veröffentlichung der Ordensverleihung ausgeübl wor den wäre, oder ob die Freunde Hrn Katkoss- in der un mittelbaren Umgebung des Zaren einflußreich genug gewesen sind, um den Hauptrcpräsentanten deS militanten Panslawismus vor dem indirekten Verweise zu schützen, den man aus einer Auszeichnung des friedliebenden Ministers des Auswärtigen hätte herauslesen können — das muß vorläufig noch dahin gestellt bleiben. Jedenfalls liegt es aus der Hand, daß die Gunstbezeugungen, deren Katkoff sich jüngst wieder zu erfreuen gehabt hat (wir erinnern nur daran, daß seine Zeitung erst kürzlich wieder als das offiziöse Organ sür eine gewisse und sehr einträgliche Klasse von Annoncen bezeichnet worden ist) ihn in den Augen der öffentlichen Meinung, in Rußland sowohl wir im AuSlande, zum eigentlichen Vertreter derjenigen Politik stempeln, die sich der besonderen Sympathie des Kaisers von Rußland zu erfreuen hat Bis zu einem gewissen Grade mag damit wohl der Giers- schen Politik ein Armutszeugnis ausgestellt sein; bei der eigen tümlichen Lage der Dinge in Rußland ist damit jedoch keines wegs gejagt, daß diese letztere Politik dadurch einen bedenklichen Stoß ersabren habe. Man glaubt im Gegenteil ziemlich allge mein, daß Hr v. Giers nach wie vor das einzige amtliche Organ der auswärtigen Politik des Kaisers von Rußland bleiben werde, und daß diejenigen in einem Irrtum befangen seien, welche den General Jgnatieff bereits als seinen mutmaßlichen Nachfolger bezeichnen zn können glauben. General Jgnattesf hat seinerzeit das Vertrauen seines Herrn verloren, wett er sich diese- Ver trauens in den Augen des Kaisers unwürdig gezeigt hat. Alexander lll gilt nicht für einen Mann, der in solcher Be ziehung eine einmal gefaßte Meinung so leicht wieder ausgiebt, und Jgnatieff erscheint selbst in weiter Ferne noch nicht als ein möglicher Minister des Auswärtigen Eine andere Frage ist es, ob Hr. v Giers das gegen ihn beobachtete Verfahren wie eine Kränkung empfinden und daraus durch Einreichung seines Ent- laflungsgesuchs reagieren wird. Diese Möglichkeit erregt aber hier nur geringe Besorgnis, da man, mit Recht oder mit Un recht, zu der Ansicht hinneigt, Hr. v Giers werde auch diesmal wieder, wie es bei früheren Gelegenheiten der Fall gewesen ist, in dem Wunsche des Kaisers, ihn bei sich zu behalten, einen Befehl erblicken, dem er sich unterwerfen wird Wenn demnach dir Ordensverleihung an Hrn. v. Gier« keine Änderung der russischen Politik zur Folge gehabt haben würde, wie die- kürzlich in einer für offiziös geltenden Kund gebung der „Nordd. Allg Ztg." hervorgehoben wurde, so kann man aus der andern Sette ebenso bestimmt und richtig sagen, daß die Nichtverleihung deS dem Minister der auswärtigen An gelegenheiten zugedachten Ordens, vorläufig wenigstens ohne Wirkung aus di« herrschende Strömung der russischen Politik sei» wird Im weiteren Verlause der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde die zweite Beratung des Gesetzentwurf», betreffend die Leistungen für die Voksfchulen, beendet. Der grundlegende tz 2 wurde entsprechend den Kommifsionsbeschlüssen, welchen die Regierung zustimmt, in folgender Fassung ange nommen: „Werden von den Schulaufsichtsbehörden für eine Volks schule Anforderungen gestellt, welche durch neue oder erhöhte Leistungen der zur Unterhaltung der Schule Verpflichteten zu gewähren sind, so wird in Ermangelung des Einverständnisses der Verpflichteten die zu gewährende Anforderung, soweit solche innerhalb der gesetzlichen Zuständigkeit nach dem Er messen der Verwaltungsbehörden zu bestimmen ist, bei Land schulen durch Beschluß des KreisauSschusses, bei Stadtschulen durch Beschluß des Bezirksausschusses, insbftondere mit Rück sicht aus das Bedürfnis der Schule und aus die Leistungs fähigkeit der Verpflichteten, seftgestellt. Dabei entscheidet über die Frage de- Einverständnisses in Betreff Aller, welche als Mitglieder einer Gemeinde oder eines Schulverbandes (einer Schulgemeinde, Schulsozietät, Schulkommune re.) unterhal tungspflichtig sind, der versassungsmäßige Beschluß der Ge meinde oder des Schulverbandes, beziehungsweise der Be schluß ihrer versassungsmäßigen Vertretungen " Ein Antrag des Abg. Rickert, in tz 3a eine Be stimmung einzufügen, daß dieses Gesetz auch auf die Frage der Kompetenzen der Lehrer keine Anwendung finden solle, wurde nach längerer Debatte gegen die Freisinnigen und einen großen Teil der National- ltberalen abgelehnt. Schließlich wurde dann auch der nationalliberale Antrag, zwischen der Einleitung und 8 1 einzuschalten: „Bis zum Erlaß eines Gesetzes über die Unterhaltung der öffentlichen Volksschulen, wenigstens bis zum I. Juli 1892, gelten folgende Bestimmungen: —" mit 149 gegen 101 Stimmen abgelehnt, so daß durch weg die Kommissionsbeschlüsse genehmigt wurden. Montag 11 Uhr: Zweite Beratung der kirchen poli tischen Vorlage. Wien, 24. April. Wir stehen am Schlüsse der „Schmerling-Woche". Durch den Beschluß des Herrenhauses, den Schmerling'schen Antrag auf Prü fung der Gesetzlichkeit der Prazak'schen Sprachenver ordnung einer fünfzehngliederigen Kommission zu über weisen, ist die Angelegenheit zu einem vorläufigen Abschluß gebracht. Sie dürfte indes bald wieder auf der Bildfläche auftauchen, da Graf Taasfc namens der Regierung den Wunsch aussprach, es möge sich die Kommission bei ihrer Prüfung thunlichst beeilen, um einer möglichen Beirrung der öffentlichen Mei nung und einseitigen Beeinflussung des Richterstandes ein Ende zu machen. Die Regierung war glücklich in der Wahl ihrer Gründe, indem sie nachwies, daß die deutsche Sprache durchaus nicht Gerichtssprache für ganz Österreich ist Dalmatien und Südtirol haben die italienische, Galizien hat die polnische Sprache im inneren Dienst der Gerichte und Graf Taaffe konnte darauf Hinweisen, daß ein verfassungstreues Mini sterium im Jahre 1869 die letztere einführte. Schmer ling gab es überdies selbst zu, daß es unstatthaft er schiene, mit slawischen Parteien deutsch zu verhandeln oder ihnen Bescheide in letzterer Sprache zuzustellen. Er meint nur, das Ministerium habe nicht das Recht gehabt, ein Reichsgesetz im Verordnungswege abzu ändern. Er stellt sich also im wesentlichen auf den formellen Standpunkt. Und darum die große Auf regung! Gestern versammelte sich auch das Abge ordnetenhaus nach den Osterferien zu einer belanglosen Sitzung. Es wurden Petitionen erledigt und Inter pellationen beantwortet. — In der Beurteilung der Angelegenheit Schnebele hat hier bereits eine durch aus ruhigere Auffassung Platz gegriffen. Es wird hervorgehoben, daß dieselbe sich immer mehr zu einer einfachen Rechtsfrage zuspitz:, welche eine objektive Be urteilung erfordert Die Haltung der deutschen Re gierung wird billigend anerkannt. — Morgen be ginnen die Feierlichkeiten für das 60jährige Mili tärdienstjubiläum des Feldmarschalls Erz herzog Albrecht. Einzelne Blätter veröffent lichen schon heute Festartikel. Unter anderem wird das morgen erscheinende Mai--Avancement der Armee die Ernennung von 10 neuen Regiments- inhabern bekannt machen — Die Teilnehmer an der Asrikareise des wissenschaftlichen Klubs, 47 Herren und 6 Damen, haben sich gestern in Triest auf einem Separatdampfer nach Korfu eingeschifst. Die Reisegesellschaft besucht die Nordküste von Afrika und einige andere Punkte deS MitteAändijchen Meeres. — Polizeiberichlen aus Pest ist zu entnehmen, daß auch in der ungarischen Hauptstadt die anarchisti- stischen Umtriebe nicht ruhen. So wurde festge stellt, daß anläßlich der Eröffnung der Königl Oper ein Bombenattentat geplant war. Sprenggeschosse wurden bei einzelnen Verdächtigen vorgefunden Pari», 23. April. Der deutsche Geschäfts träger Graf Leyden begab sich gestern, bevor noch französischersettS ein Schritt in der Angelegenheit von Pagny geschehen war, zum Minister des Auswärtigen und zeigte ihm an, daß die Verhaftung Schnebeles auf Befehl de« Reichsgericht» erfolgt sei, ivell derselbe in Verdacht stehe, elsaß-lothringische Rekruten zur Fahnenflucht verleitet zu Haden Die deutsche Re gierung sei bereit, die Frage zu prüfen, ob Schnebele aus französischem Boden vei haftet worden sei, und werde, wenn sich dies herausstelle, den Vorschriften des internationalen Verkehrs entsprechend handeln. Diese Erklärung, welche der Presse bereits gestern nachtS mitgeteilt wurde, hat eine wesentlich beruhigende Wirkung ausgeübt. Organe der verschiedensten Par teien weisen die im ersten Augenblick mehrfach kund- gegebene Annahme entschieden zurück, als könne die deutiche Regierung vorsätzlich das Völkerrecht verletzt Haden, um einen feindseligen Akt Frankreichs herau» zufordern. Der „XIX. Sii-cle" erinnert daran, daß Deutschland stets sorgsam vermieden habe, als An greifer zu erscheinen, und erblickt in dem freiwilligen Akte des deutschen Geschäftsträgers den Beweis, daß man deutscherseits gegebenenfalls bereit sei, übereifrige Beamte zu verleuguen, daß also keine Absicht der Herausforderung vorliege. — Das „Petit Journal" erklärt, der Fürst Bismarck wolle offenbar angegriffen sein, aber Frankreich werde nicht angreifen, fondern müsse seine Friedensliebe feierlich verkünden, und dazu sei die sofortige Einberufung der Kammern geboten — Die „Justice" erklärt ebenfalls, Frankreich wolle den Frieden und dürfe sich nicht aufreizen lassen, dazu sei aber erforderlich, daß Frankreich sein Recht und seine Bürger gegen Hinterhalte des Auslandes ver teidige, und wenn der Zwischenfall von Pagny sich so zugetragen habe, wie er berichtet werde, so erheische er eine Genugthuung. Um dieselbe jedoch zu erhalten, uni denRufFrankreichs unversehrt zu wahren und das Völker recht zu sichern, sei eine Diplomatie, die am Hellen Lichte arbeite, eine nationale Politik nötig. — In de« heute früh abgehaltencn Ministerrate teilte der Justizminister feinen Kollegen den Bericht deS General prokurators von Nancy mit, wonach die Verhaftung Schnebeles auf französischem Gebiete erfolgt wäre. Der Minister des Auswärtigen berichtete über den Besuch, den er gestern vom deutschen Geschäftsträger Grafen Leyden erhalten hatte, und dessen Anzeige, daß man in Berlin noch nichts Näheres über die Umstände der Verhaftung erfahren habe. Der Rat beauftragte den Minister des Auswärtigen, den Bericht des Gene ralprokurators und die Begleitprotokolle dem deutschen Geschäftsträger vorzulegen und Abschrift derselben durch den diesseitigen Botschafter in Berlin überreichen zu lassen. — Ferner genehmigte der Rat die vom Papste vollzogene Ernennung deS bisherigen Nuntius in Konstantinopel, Mar. Rotelli, auf den hiesigen Posten. — Nach dem Ministerrat empfing Flourens, der Minister des Auswärtigen, aufs Neue den Grafen v. Leyden, der ihm mitteilte, daß bereits vor einigen Wochen ein Stectbries gegen Schnebele erlassen wor den sei, welcher ausgeführt werden sollte, sobald Schnebele das deutsche Gebiet beträte. Der deutsche Geschäftsträger versicherte, deutscherseits habe jede herausfordernde Absicht völlig fern gelegen. Sobald die von Metz aus eingeleitete Untersuchung der An gelegenheit beendet fei, werde die deutsche Regierung das Ergebnis derselben hier mitteilen und bitte anderer seits um Mitteilung der französischen Akten. Tie Vergleichung der beiderseitigen Untersuchungen werde dann den Ausgangspunkt für die diplomatifchen Unter handlungen bilden, und er bezweifle nicht, daß das Ergebnis derfelben ein für Frankreich genuathuender sein werde. — Der „France" zufolge war Schnebele bereits vor einiger Zeit vom Präfekten Schnerb gewarnt worden, nicht das deutsche Gebiet zu betreten, weil man ihn dort verhaften würde. Auch der Straßburger Berichterstatter des „Temps" hat von dortigen höheren Beamten erfahren, daß die deutsche Regierung Be weise dafür in Händen habe, daß Schnebele auf deut schem Gebiet verdächtige Beziehungen unterhielt, um die französische Regierung über die in der Gegend von Metz ergriffenen militärischen Maßregeln zu be- stellung: moderne amerikanische Radierungen; farbige Kupferstiche deS 18. Jahrhunderts. (Fortsetzung folgt.) ElSbeth. Erzählung von M. Beeg. (Fortsetzung.) In all der Verwirrung, die im Schlöffe herrschte, behielten allein Elsbeth und Borwitz ihre Geistes gegenwart und Ruhe, während Fanny, sobald sie die thr schonend mitgeteilte Nachricht von dem bei ihrer Tante ausgebrochenen Typhus vernahm, von panischem Schrecken ergriffen, sich beeilte, das Schloß zu ver laffen und auch Elsbeth zu überreden suchte, dasselbe zu thun, weniger aus Besorgnis um dieselbe, als weil e» ihr ein unbehaglicher Gedanke war, sie hier allein zu wissen. Elsbeth aber ergriff ein Gefühl der Ver achtung für die so kraß zu Tage getretene Lieblosigkeit und den offen dargelegten EgoiSmu« und sie erwiderte mit einer wahren Hoheit in Stimme und Haltung: .Wie wäre e» mir möglich, so unedel zu handeln und nachdem ich in diesem Hause nur Wohlthaten und Tage der Freude genossen, dasselbe in Zeiten des Leides schnöde zu verlaffen und die theure edle Tante, die mir nur Gute» erzeigte, krank und hilflos der Pflege von bezahlten Händen zu überlassen, zumal selbst ihr Sohn nicht bei ihr weilen kann! Ich weiche nicht von der Stelle!" So schied denn Fanny eiligst au« dem Schlöffe, «ährend Elsbeth in den schweren Zeiten, die nun folgten, sich in ihrem ganzen Werte zeigte und der wahr« Engel des Hauses wurde Der Arzt hatte das zarte Mädchen nicht vermocht, von dem Krankenbett ihrer Tante fern zu bleiben, sie bat ihn mit gefalteten Händen und Thränen in den Augen, ihr auch ein Teil an der Pflege zu lassen, und so war sie denn Tag und Nacht abwechselnd mit der treuen alten Kammer frau liebevoll um die Kranke beschäftigt. Das Leben derselben schwebte Tage lang in Gefahr und Elsbeths armes junges Herz drohte ost vor Angst und Sorge zu brechen. Und während oben die Baronin todkrank lag, rang auch unten ihr Sohn noch im heftigsten Fieber. Sein treuer Freund Viktor blieb ihm beständig zur Seite und wenn sich die beiden Pfleger, Elsbeth und Borkwitz öfters des Tages für kurze Zeit aufsuchten, um sich gegenseitig ihre Nachrichten über die Kranken mitzuteilen, oder sich bei der hastig eingenommenen Mahlzeit trafen, die auch gewöhnlich der um diese Zeit anwesende Arzt und der Rendant teilte, so blick ten sie sich besorgt m blasse überwachte Wangen und trüb umränderte Augen. Borkwitz beschwor Elsbeth tiesbekümmert, sich doch ja auch zu schonen, denn ihr zarter Körper schien nicht allzuviel vertragen zn können, allein die Verantwort ung, die jetzt als Vertreterin der Schloßherrin auf ihr lag, mußte ihr stählerne Kraft verliehen haben, so daß sie allen Stürmen energisch Trotz bot. Sie verstand alles im Hause mit solch klarer Sicherheit anzu ordnen, daß Viktor s Bewunderung und Liebe zu dem edlen Wesen immer mehr wuchs und er ost nur mit Mühe ein Wort darüber zurückdrängte, sich auf bessere Stunden vertröstend. — Draußen die Natur schien auch die Stimmung wiederzuspiegeln, die auf den Menschen lag — rauhe wilde Stürme brausten über die saatlosen Fluren, die Bäume entlaubten sich mit Macht und große Scharen von Krähen und Raben ließen sich mit unheimlichem Gekrächz auf den verödeten Wegen des Parkes nieder. — Endlich nach Wochen schien der schwerste Bann gebrochen und Frau v. Burgeck begann sich langsam zu erholen. Mit welcher Tankbarkeit sie ihr treues Pflegetöchterchen nun tiefgerührt in doppelter Liebe umfaßte, dies läßt sich kaum beschreiben und Elsbeth fühlte sich im Bewußtsein solch' zärtlicher Anerkennung reich für alle Opfer belohnt. Natürlich konnte Frau v. Burgeck auch nicht müde werden, sich nach dem Befinden ihres Sohnes zu erkundigen, der zwar noch das Zimmer nicht verlasfen konnte, doch auch bedeutend weiter genesen war. Nachdem Elsbeth nun in ihren Gedanken aus der Sorge und Kummer wieder mehr zu innerer Samm lung gelangen konnte, ward sie sie des Zwiespalts in ihrer Seele so recht von neuem wieder bewußt. Seit es ihr in jener schrecklichen Nacht klar geworden war, daß ihre Gefühle für Werner nicht von der Abneig ung, sondern von der Liebe diktiert waren, geaen die sie so lange in ihrem erbitterten Mädchenstolz und zuletzt doch erfolglos angekämpst, fühlte sie sich un- glümich. Vergeben» suchte sie sich gegen die anströ mende Liebe mit der Zurückerinnerung jener bittern Stunde zu wappnen, in der ihrem Herzen so grau same» Leid unbewußt zugefügt, — strahlend hob sich dagegen immer wieder da» Bild jene» Augenblicke» ab, in dem er mit Verachtung de» eigenen Leben» einen alten tauben Knecht au» den Flammen holte und dann klangen ihr «uch immer wieder die Worte des Liedes im Ohr, das er ihr gesungen und die im zärtlichsten Tone gesprochenen Worte am letzten Abend. Ach und dennoch mußte sie sich sagen, daß ihre Liebe eine Thorheit, ja ein Unrecht sei, denn sein Herz ge hörte ja einer Andern und er sollte nie, niemals er fahren, waS sie für ihn fühlte! (Fortfetz»»g folgt.) Königl. Hoftheater. Eine Wiederholung der Aus- führuug von Verdi» herrlichem Requiem wird Frei tag, den 29. April, im Neustädter Theater zum Besten unseres ausgezeichneten Hoftheater-Singe chors stattfinden. Möge sowohl da» .Werk selbst wie der Zweck der Aufführung die Musikfreunde zu zahl reichstem Besuch derselben veranlassen. B. Weimar, 23. April. Gestern trat hier der Vorstand der deutschen Shakespeare-Gesellschaft zu einer Sitzung zusammen zur Erledigung geschäft licher Angelegenheiten und Vorbereitung der heutigen Generalversammlung. Die Vorstandssitzung, sowie die heutige Versammlung leitete Hr. v. Vincke-Freiberg erster Vicepräsident der Gesellschaft, an Stelle de» durch Krankheit am Erscheinen verhinderten Präsiden ten, Generalintendanten v. Loen. Ferner waren an wesend Prof. vr. Leo, vr. Kohn, vr Zupitza au» Berlin, Prof. Vr Wülcker-Leipzig, Prof. l)r. Kluge- Jena, Oberbibliothekar vr. Köhler-Weimar. In der heutigen Versammlung, der Se Königl. Hoheit der Großherzog, die Frau Großherzogin und der Erbgroß- herzog beiwohnten, erstattete Freiherr v. Lincke den Jahresbericht. Die Verhältnisse der Gesellschaft können al» durchweg erfreulich bezeichnet werden j die Zahl
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