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Dresdner Journal : 29.04.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-04-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188704293
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870429
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870429
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-04
- Tag1887-04-29
- Monat1887-04
- Jahr1887
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- Dresdner Journal : 29.04.1887
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dieser Sieg gelungen sei, dann werden wir bedauern, nicht die Doppelwährung eingesührl zu haben Da- wirksamste Mittel zur Hebung der Pollage der Landwirtschaft, die Doppelwährung, werde sodann zur Debatte gestellt werden. Abg Mooren hält ebenfalls die Lage der Landwirtschaft für notleidend. Nach weiterer Debatte wurde die Vorlage an hie Kommission zurückverwiefen Schließlich wurden einige Petitionen erledigt. Schluß der Sitzung 3 Uhr In Breslau wurde, wie bereits gemeldet, gestern an Stelle des verstorbenen Dirichlet der deutschfreisinnige Kandidat v. Saucken - Julienfel de zum Landtag-abge- ordneten gewählt. Im ersten Wahlgange erhielt v. Saucken 412 Stimmen, der Kandidat der Kartell- Parteien Kommerzienrat Schöller 408 und der Zen- trumskandidat vr. Porsch 50 Stimmen In der 2. Abstimmung siegte sodann v. Saucken über Schöller mit 447 gegen 403 Stimmen. Der freisinnige Kan didat ist also mit Hilfe des Zentrums gewählt. So geschehen an demselben Tage, an welchem das Abge ordnetenhaus durch die Einräumung von Zugeständ nissen an die katholische Kirche, die der Papst als hoch bedeutsam freudig begrüßt hat und die über da- Maß seiner ursprünglichen Forderungen noch hinausgingen, das kirchliche Friedenswerk besiegelte, und obgleich die deutschsrelsinnige Partei gegen diese kirchenpolitische Borlage gestimmt hat! Ja die „Germania" muß selbst hervorheben, daß dieses ablehnende Votum der Frei sinnigen im Abgeordnetenhause „bei einem Teile" dieser Fraktion — sie hätte sagen müssen: bei dem weitaus größeren Teile — auf „echt kulturkämpferischen Bedenken" beruhte. Da- Zentrumsblatt schiebt freilich in seinen weiteren Bemerkungen über die Haltung der freisinnigen Partei die Anzeigepflicht und das Ein spruchsrecht des StaateS möglichst in den Vordergrund, aber es wird sich doch nicht verdunkeln lassen, daß bei der Abstimmung in 2. Lesung noch nicht ein Dutzend freisinniger Abgeordneten für Artikel 5, also für die Wiederzulassung einiger katholischer Orden, eingetreten ist. Darauf legt natürlich die „Germania", wie über haupt auf die wirklich kirchlichen Interessen, weniger Wert; eS ist abzuwarten, ob das auf die Dauer auch die Meinung des deutschen katholischen Volkes ist. Nachdem nunmehr in dem Fall Schnebele einige wichtige Thatsachen unzweifelhaft festgestellt sind, scheint es an der Zeit, den durch die fortschrittliche Presse verbreiteten Versionen den wahren Sachverhalt entgegen- zustellen, und es giebt die „Nordd. Allg. Ztg." zu diesem Zweck im folgenden die Mitteilung wieder, welche dem Auswärtigen Amt auf dessen Requisition seitens des Reichsjustizamts über den Fall Schnebele zugegangen ist: Im Februar d. I. wurden der Handelsagent Tobias Klein zu Straßburg und der Fabrikant Martin Greberi zu Schiltig- hetm unter dem Verdacht des Landesverrats verhaftet, und wurde gegen Beide unter der Beschuldigung: im Jnlande in nicht rechtsverjährter Zeit Festungspläne und Nachrichten, von denen sie wußten, daß ihre Geheimhaltung der französischen Regierung gegenüber für das Wohl de« Deutschen Reiche- erforderlich war, dieser Regierung mitgeteilt zu haben, auf Grund des 8 92 Nr. 1 des Strafgesetzbuch- die gerichtliche Voruntersuchung eröffnet. Klein wurde bei seiner Berhastung im Besitz dreier Briese gefunden, in welchen Auskunft über du Befestigungsarbeiten zu Straßburg verlangt wird und aus denen sich ergiebt, daß der Briefichreiber gleiche Nachrichten bereits aus Metz erhalten hat. Klein legte nach anfänglichem Leugnen — auf Vorhalt der gegen ihn vorliegenden Verdachtsmomente, insbesondere nach Vorlegung eines anscheinend von seiner Hand herrührenden, M. Marthe unterzeichneten Schreibens an Hirschhauer vom 28. August 1882, in welchem über die Armierung der Straß burger Forts nähere Angaben gemacht werden — ein Geständ- nG ab. Im Jahre 1879 oder 1880 sei er von dem französischen Polizeiagenten Hirschhauer zu Paris mit der Spionage in Mainz und Straßburg beauftragt worden. Er habe die ihm von dem selben brieflich vorgelegten Fragen, welche sich meist auf die Beschaffenheit, Lage und Konstruktion der Forts von Mainz und Straßburg bezogen, unter der Adresse Hirsch in Paris und unter anderen Andressen beantwortet und habe für seine Thätigkeit bis zu seiner Berhastung monatlich 200 M. bezogen. An den Hirschhauer sei er durch den damaligen französischen Grenz- polizribeamten Fleuriel zu Avricourt gewiesen worden, welcher Letztere auch gelegentlich selbst einzelne Sendungen vermittelt habe. Bor etwa 2 Jahren habe ihm Hirschhauer geschrieben, daß er von jetzt ab mit der Sache nicht- weiter zu thun habe, und ihn an den Oberst Vincent zu Paris, als den Ches des dureau reu>vigoen>8ut8 empfehlen werde; einst weilen solle er seine Briese an Picard in Nancy adressieren. Letzteres habe er aethan, bis er von dem französischen Polizei- kommissar Schnebele zu Pagny zu einer Zusammenkunft einge laden und dabei von diesem aufgefordert worden sei, in Zu kunst seine Briese an Kenzig in Pont-L-Mousson zu adressieren. Dementsprechend habe er seitdem korrespondiert. Die bei ihm aufgefundenen Briese rührten von Schnebele her. Die auffällige Form der Briefe habe bezweckt, sie im Falle einer etwaigen Beschlagnahme als Familienbriese erscheinen zu lasten. Infolge seines Geständnisses erteilte der Untersuchungs richter dem ihm beigegebenen Kriminalkommissar v. Tausch den Auftrag, aus den des Landesverrats beschuldigten französischen Polizeikommissar Schnebele zu fahnden und ihn, im Fall er das deutsche Gebiet betreten sollte, zu verhaften und vorzuführen. In Ausführung dieses Auftrages ist Schnebele am 20. d. M. verhaftet worden. Die Verhaftung hat erwiesenermaßen aus deutschem Gebiet stattgefunden Nachdem Schnebele bei seiner ersten Vernehmung jede Schuld in Abrede gestellt und behauptet hatte, daß seine Ver haftung aus französischem Gebiet ersolgi sei, hält er die letztere Behauptung nicht mehr bestimmt aufrecht, giebt vielmehr die Möglichkeit eine- Irrtums zu und räumt zugleich ein, die qu drei Briefe geschrieben und die als lande-verräterisch gekenn zeichnete Korrcipvndenz des Klein vermittelt zu haben. Der von ihm und dem Klein genannte französische Oberst Vincent ist bei dem Reichsgericht bereits aus den Landesverrats prozesten wider den dänischen Kapitän Sarauw und wider den Redakteur Prohl als Chef des französischen NachrichtenbureauS zu Paris bekannt. Der Untersuchungsrichter hat gegen den Schnebele den Haft befehl wegen Landesverrats auf Grund der 88 92 Nr. I und 47 des Strafgesetzbuchs erlösten. Der Angeschuldigte Grebert scheint zu französischen Grenz- polizeibeamten, insbesondere zu dem Polizeikommistar Gerber zu Avicourt, ähnliche Beziehungen wie Klein zu Schnebele unter halten zu haben. Ein „besonderer" Berichterstatter der „Pol. Eorr." schreibt ans Berlin, 27. April: Bezüglich der Berhastung des der Spionage verdächtigen PolizeikommifiarS Schnebele widersprechen sich die Protokolle, die bezüglich dieser Angelegenheit in Frankreich und in Deutsch land ausgenommen worden sind; denn während hier festgestellt worden ist, daß die Verhaftung Schnebels aus deutschem Ge biete stattgesunden Hat, liegen verschiedene Zeugenaussagen vor, welche festzustellen scheinen, das Schnebele auf französischem Ge- biet dingfest gemacht wurde. Dieser Widerspruch beruht sicher lich nicht auf falschen Aussagen, sondern aus unrichtigem Sehen, sei es auf dieser, sei es auf jener Seite, was wohl er klärlich ist, wenn man bedenkt, daß die Ansichten über den Punkt, wo die Verhaftung stattgesunden haben soll, nur um wenige Schritte schwanken Dagegen scheint eS nach der in französischen Zeitungen erfolgten Veröffentlichung der Briefe der deutschen Polizeikommissars Gautsch an seinen französischen Kol legen Schnebele kaum zweifelhaft, daß letzterer sich in dem vor liegenden Falle über die Grenze begeben hatte, in dem Glauben, seine Anwesenheit aus deutschem Gebiete sei behufs Re gelung einer dienstlichen Angelegenheit erwünscht. Unter diesen Umständen ist gegründete Aussicht vorhanden, daß Schnebele wieder in Freiheit gesetzt werde, wenn es auch zweifellos ist, daß Deutschland das Recht haben würde, einen Verbrecher fest zuhalten und abzuurteilen, selbst wenn derselbe mit List über die Grenze gelockt worden wäre. Da die vernünftige Auf fassung, daß deutscherseits nichts Ungesetzliches und Gewalt- thätiges beabsichtigt wird, nun auch in Frankreich durchzudringen scheint, so dars man annehmen, daß damit die dort noch herr schende Beunruhigung ihr Ende erreichen wird. So wird denn die Angelegenheit nunmehr voraussichtlich den Abschluß finden, der an dieser Stelle bereits in Aussicht ge stellt ward, indem daselbst gesagt wurde, daß, fall- bei der Ver haftung Schnebeles Unregelmäßigkeiten vorgekommen wären, „deutscherseits sicher nicht Anstand genommen werden würde, sofortige Remedur eintreten zu lassen". Dies war in der That für jeden ruhig Denkenden von Anfang an klar und es war deshalb vollständig gerechtfertigt, aus die Beunruhigung in Frankreich als eine künstlich erzeugte hinzuweisen." Stuttgart, 28. April. (K. Z.) Der Finanz Minister brachte heute den Nacht ragsetat für 1887 bis 1889 ein. Hiernach betragen in beiden Etats jahren die württembergischen Matrikularbeträge je 2 295000 M. mehr als bisher zusammen 4 590 000 Mark, rechnet man die andern Ausgaben hinzu, so beträgt der Gesamtmehrbedarf 4 869000 M Der Minister erklärt, daß dieser aus der Restverwaltung gedeckt werden könne und verleiht der Befriedigung über die günstigen Verhältnisse Ausdruck, welche dem Lande gestalten werden, die schwierige Lage zu über winden. Wien, 28. April. Von der Budgetde batte hatte Niemand erwartet, daß dieselbe neue Mo mente zu Tage fördern werde. Dennoch findet die gestrige große Rede des Abg Or. v. Plen er eine weitgehende Beachtung. Plener gehört zu den maß vollsten Führern der Opposition, er führt Gründe ins Feld und kämpft nicht mit bloßen Worten. Gestern war er bestrebt, den Nachweis zu bringen, daß die jetzige Regierung nicht, wie Graf Taaffe behauptet, eine Regierung über den Parteien ist, sondern daß sie in allem und jedem und sogar gegen ihre bessere Ueberzeugung den slawischen und klerikalen Wünichen zu Diensten sein müsse. Des Weiteren gipfelten Ple- ners Ausführungen in der Behauptung, die jetzige Regierung trachte danach, das Schwergewicht der H onarchie von den deutschen Mittelpunkten weg und in die slawischen Provinzen zu verlegen und unter diesen besonders nach Böhmen. Pleners Rede hatte große Wirkung und wird in der Presse besprochen. Was Plener über die Verhältnisse in Böhmen sagte, erscheint jetzt besonders zeitgemäß im Hinblicke auf die lebhafte, aber allerdings friedliche Bewegung, die jetzt im Lande der Wenzelskrone infolge von Schmeykals letzter Rede in Böhmisch Leipa platzge griffen hat. Dieser hatte bekanntlich das Losungswort abgegeben, es solle der böhmische Landtag in Fragen von nationaler Bedeutung nach Kurien entscheiden. Die beifällige Aufnahme, welche dieses Programm allseits fand, bewies, daß die Deutschen in Böhmen bereit wären, unter gewissen unerläßlichen Bürgschaf ten sich wieder am öffentlichen Leben zu beteiligen. Die tschechische Antwort auf diesen bestgemeinten Ver- söhnungSvorschlag ließ nicht aus sich warten. Sie fordert die Einheitlichkeit und Unteilbarkeit Böh mens und zweiten-, daß Niemand als Konzepts- beamter oder Richter in Böhmen angestellt wer den darf, der nicht beider Landessprachen mäch tig ist. Dadurch zeigen aber die Tschechen daß sie eine Versöhnung gar nicht wollen, denn was die Deutschen in erster Linie und mit Recht anstreben, nämlich die sprachliche Abgrenzung der Bezirke, er scheint durch das Festhalten der Tschechen an dem „Fundamental-Artikel" al« ausgeschlossen. Warum der deutsche Beamte in rein deutschen Gegenden tschechisch sprechen soll, ist unerfindlich. Der tschechische Beamte in rein tschechischen Gegenden aber muß deutsch ver stehen, da er mit seinen Oberen nur in deutscher Sprache verkehrt. Die Thatsachen können die natio nalen Heißsporne nicht aus der Welt schaffen, aber sie einzugestehen wäre Verrat an der nationalen „Gleich berechtigung!" e-i Paris, 27 April Gestern mittag nach dem Ministerrate sandte Flourens, der Minister des Aus wärtigen, eine Depeiche an den Botschafter Her bette, in welcher die Meinung der hiesigen Regierung be züglich ber Angelegenheit Schnebele dargelegt und dem Botschafter über sein zu beobachtendes Ver hauen Weisung erteilt wurde. Eine halbamtliche Note bezeichnet die von Flourens in seiner Depesche geführte Sprache als „fest und würdig." — Einer heute früh am Quai d'Orsay eingelaufenen Depesche HerbetteS zufolge waren gestern abend die Metzer Akten vollständig eingetroffen und wurde auf heute der Meinungsaustausch zwischen dem Grafen Herbert v Bismarck und dem französischen Botschafter verein bart Wie letzterer telegraphierte, „scheint die An gelegenheit auf gutem Wege und eine rasche und be friedigende Lösung könnte sogar die Sendung der deutschen Untersuchungsakten nach Paris überflüssig machen." — Die Meldung einiger Blätter, der gestern aus Cannes hierher zurückgekehrte russische Bot schafter Graf Mohrenheim habe noch gestern abend eine Unterredung mit dem Minister des Auswärtigen gehabt, ist unbegründet. Gras Mohrenheim wird erst heute bei dem allwöchentlichen Empfang am Quai d'Orsay erscheinen. * Paris, 28. April. Nach einer Meldung aus Algier haben die Minister Millaud und Grauet, die sich heute mittag in Philippeville auf dem Dampfer „Ville de Naples" einschifiten, um nach Frankreich zurückzukehrcn, infolge einer ihnen im letzten Augenblick aus Frankreich zugegangenen De pesche ihren Reiscplan geändert und sich zu Schiff nach Bone begeben, von wo sie ihre Reise nach Tu nis fortzusetzen beabsichtigen —Gestern nachts kamen der „N fr. Pr." zufolge aus Berlin drei Depeschen an, welche den Fall von Pagny behandeln. Die selben wurden noch nicht der Öffentlichkeit übergeben, weil sie zuerst dem heutigen Ministerrate vorgelegt werden sollen; doch zeigte sich die Regierung sehr be friedigt, und ist an der Lösung auf freundschaftlichem Wege nicht mehr zu zweifeln Das „Journal des Debats" läßt sich aus sicherer Quelle telegraphieren, daß der Fall von Pagny auf freundschaftlichem Wege geordnet worden sei. London, 29. April. Auch England kann sich der allgemeinen Zeitströmung, welche auf Vervollstän digung des Rüstungsapparats der friedfertig ge sinnten Nationen hindrängt, nicht entziehen. Das Londoner Kriegsamt vermag aber nicht, die Schwer fälligkeit der britischen Heeresorganisation im Hand umdrehen zu beseitigen, und so hat man denn zu einem Palliativmittel gegriffen und s. Z. beschlossen, wenig stens zwei Armeekorps soweit zu bringen, daß sie ohne Zeitverlust schlagfertig dastehen. Beide Korps zählen in runder Summe zusammen etwa 60OM Kombattanten. Die militärischen Autoritäten haben es sich während der letzten zwölf Monate viel Zeit und Mühe kosten lassen, diese Heeresabtcüung auf das Niveau ständiger Kriegsbereitschaft zu erheben, und wenn man dem in solchen Dingen doch zweifellos kompeten ten Urteil eines fo erprobten Kriegsmannes, wie General Lord Wolseley ist, trauen darf, so wäre die Lösung der organisatorischen Aufgabe bestens gelungen. Jedes Regiment, jedes Bataillon, jede Batterie oder Abteil ung von Spezialtruppen, Train-, Sanitätskorps rc. hat seine Anordnungen so getroffen, daß beide Korps Alvaros Antlitz erhellte sich zu einem schönen Lächeln. „Ich bin nicht eigentlich traurig", entgegnete er, „im Gegenteil, ich freue mich des Lebens und was eS Schönes bietet; aber ich durchlebte eine rauhe, ent behrungsreiche Kindheit m dem einsamen Hause eines grillenhaften, alten Mannes. Solche Eindrücke ver fehlen selten, auch auf das Gemüt des Jünglings und Mannes den Stempel des Ernstes aus der Schule bitterster Lebenserfahrung zu drücken." „Nun", meinte Martinos, dem sein Gast mit jeder Minute besser gefiel, „das wird sich mit den Jahren schon verwischen, doch" suhr er sich erhebend fort, „jetzt ist es Zeit, daß ich mich um Ihr Gepäck be kümmere, jedenfalls kommt der des Weges kundige Neger mit den Maultieren wohlbehalten im nächsten Dorfe an; da ist es das Beste, ich sende einen Boten nach dort, ihn zu benachrichtigen, nicht wahr? Dann gehen wir zu Serena!" Er ging hinaus, die betreffenden Befehle zu er teilen; Alvaro blieb einige Augenblicke in dem ein samen Zimmer, welche- von den Schatten des sinkenden Abends immer mehr erfüllt wurde, allein zurück. Er fah die Gegenstände draußen in der Natur nach und nach in ihren dunkeln Umrissen verschwinden und so unbestimmt und traumhaft war auch der Zu stand seiner Seele in dieser Stunde, deren fremdartige Eindrücke sich so unerwartet seiner bemächtigt hatten. Martino- kam zurück mit einem brenr.endrn Lichte in der Hand und forderte Alvaro auf, ihm nach der Schlafftube seiner Tochter zu folgen; nachdem sie meyrere Zimmer durchschritten, gelangten sie in da- Gemach, wo die Kranke »n einem niedrigen Schaukel stuhle lehnend, sich befand. Die flackernde Flamme der Kerze fiel hell auf die jugendlich zarten Formen einer schlanken Mädchen- gestalt, die sich bn dem Eintritt der beiden Männer mühsam ein wenig aus ihrer liegenden Stellung auf- zurichten juchte; aus dem schmalen, blaffen Antlitz blickten zwei nachtschwarze Augen von ungewöhnlicher Schönheit mit schüchternem, halb neugierigem, halb erschrockenem Ausdruck auf die fremde Erscheinung Alvaros, der von ihrem Vater so gegen alle Sitte und Gebrauch in ihr kleines Heiligtum eingeführt wurde. Martinos, der die Gedanken seine« Kindes erriet, legte die Hand auf ihre Stirn und lächelte be ruhigend. „Du bist erschrocken, nicht wahr, Serena, aber fürchte nichts! Denke Dir, dieser Herr ist ein Doktor au« San Paulo, der uns die Ehre erzeigt, in unserm Hause zu bleiben, bis er Dich gesund gemacht! Komm, sei ein artiges Mädchen, reiche ihm die Hand." Serena gehorchte mit der etwas linkischen Anmut eines gehorsamen Kindes, während dunkle Glut sich über ihre Wangen ergoß; Alvaro aber betrachtete in stummer Bewunderung die Regelmäßigkeit de- klassi schen Profils und den eigenartigen Zauber von Unschuld und demutsvoller Unterwerfung, der sich deutlich in den Zügen und dem ganzen Wesen de- Mädchens au-prägte. Nachdem er sie be grüßt, nahm er einen Stuhl und stellte ihn ift ihre Nähe, dann wollte er nach ihrem Pulse fühlen, doch sie glaubte ihm diese- nicht gestatten zu dürfen, ohne von neuem einen fragenden Blick auf den Bater zu werfen, der ihr ermutigend zuniSte. (tzMs folg») Spezialberichte über die Verwaltuna der Königl. Sammlungen im Jahre 1886. (Fortsetzung) 3. Antikensammlung Unter den Erwerbungen ist vor allem diejenige der unter besonders günstigen Umständen in Rom zu sammengebrachten und dem Königl. Museum für den Einkaufspreis überlassenen Sammlung des Nr. Heinrich Dressel, gegenwärtigen Direktorialassistenten an den Königl. Museen zu Berlin, anzuführen. Sie enthält 1) an Werken aus Marmor und Alabaster: Herakles die kerynitische Hirschkuh bändigend, grie chisches Relief fchönen aber noch altertümlichen strengen Stils, in der Komposition den betreffenden Metopen des olympischen ZeuStempels und des athenischen TheseionS entsprechend; pentelischer Marmor; früher in der Samml. Castellani. Jünglingskopf, römische Wiederholung eines Typus der pergamenischen Epoche. Kops einer trunkenen Alten, von einer meister haften Genrestatue, deren Original wohl in die Dia- dochenperiode der griechischen Kunst zurückgeht. Gips abgüsse diese- und des vorerwähnten KopfeS wurden in der danken-wertesten Weise von Hrn. Bildhauer Diez, behufs Vergleichung mit den teilweise beschädig ten Originalen, ergänzt. Knabenkopf altertümlichen Stiles. Zwei kleine weibliche Marmorköpfe, der eine mit Resten von Bemalung, der andere mit polierter Haut- obeifiläche. Runde Marmorschcibe zum Aufhängen zwischen Säulen ^oovikknu), mit den Rrliesdarsteüungen einer- 24 Stunden nach erhaltenem Marschbefehl in feld mäßiger Verfassung ausrücken und, wenn nötig, dem Feinde sofort entgegentreten können. Die permanente Mobilisierung ist so gründlich vorbereitet, daß, wir der „Daily Telegraph" behauptet, für den Fall einer etwaigen Einschiffungsordre Mann und Roß längst an Bord sein können, ehe, selbst bei größtmöglicher Beschleunigung, die Bagage zu verladen möglich ist. Übrigens sollen die in Rede stehenden Armeecorps weniger für den überseeischen als für den inländischen Dienst bereit gehalten werden Nach Lord Wolseleys Ansicht bilden zwei Armeecorps die geringste Truppen macht, womit ein Halbwegs kriegserfahrener General die Verhinderung einer feindlichen Landung mit Aur- sichl auf Erfolg zu bewirken im stände ist. Er be trachtet daher mehrbere fte beiden CorpS als den Kern, die „ Feuerbi igade", der Landesvertheidigung Die selben stellen 50 OM Bajonette und 2000 Reiter ins Feld, der Rest besteht aus Artillerie und Pionieren. Dazu käme dann noch eine zwischen 3000 bis 4000 Pferde starke Kavalleriedivision zu zwei Brigaden, die gleichfalls permanent bereit gehalten werden soll. Diese Truppen sollen des weitern den festen Rahmen für das Aufgebot von 100000 bis 150OM Mann an Reserven und Freiwilligen abgeben, welche man im Falle eintretender Notwendigkeit unschwer binnen kür zester Frist auf die Beine bringen und in gleicher Weise wie die Linientruppen verwenden zu können hofft. — In der irischen Frage erobert sich die Regierung von Tag zu Tag mehr die Zustimmung des Volkes. Ein Zeichen dafür, ist die am Sonnabend in Taunton stattgefundene Ersatzwahl für ein Unterhausmitglied. Der konservative Kandidat wurde gewählt, und zwar vereinigte er auf sich eine bedeutend höhere Stimmen zahl, als sein Vorgänger, während die liberalen Stim men sich beträchtlich vermindert hatten Dazu trifft auch Parnell noch immer keine Anstalten, die „Times" in der bekannten Briesangelegenheit gerichtlich zu be langen, angeblich weil er überzeugt sei, daß sich nie mals l2 englische Geschworene zu einer Verurteilung der „T'mes" einigen würden, selbst wenn ihre Schuld klar zu tage läge. Die Bemühungen der Gladstonianer, den Spalt in der liberalen Partei zu schließen, bleiben ebenfalls erfolglos. Chamberlain erklärte in einer am Sonnabend gehaltenen Rede, eine Wiedervereinigung der liberalen Partei sei nur möglich, wenn Gladstone die Lösung der irischen Frage auf unbestimmte Zeit verschiebe, eine Lösung, welcher der ehrgeizige „grauä olä nun einmal nicht zustimmen mag. * St. Petersburg, 28. April. General Or- shewski hat der „K.Z" zufolge nach seiner Abberuf ung eine Denkschrift an den Zaren eingereicht, in welcher er sich sehr offen über die jetzige Regie rungsweise und die Willkür des Beamtentums ausspricht. Der Zar soll den Inhalt der Denkschrift nicht mißbilligen und geäußert haben, daß die Er fahrungen der letzten Jahre allerdings nicht für dar jetzige Regierungssystem sprächen. * Sophia, 28. April. Wie die „Times" erfahren, hat Riza Bey am Dienstag der bulgarischen Re- gierung Vorschläge der Pforte übermittelt, wonach die Regentschaft zurücktreten und Riza oder ein an derer türkischer Kommissar mit dem gegenwärtigen Ministerium die Regierung bis zur Fürstenwahl durch die große Sobranje übernehmen soll. Die Pforte wird diese Vorschläge den Mächten mittels Zirkular note unterbreiten. (?) Lom Ueichsiage. * In der gestrigen Sitzung der Wahlprüfungskommission des Reichstages wurden die Wahlen der nachstehenden Abgeord neten sür giltig erklärt: v. Kleist-Retzow (2 Minden), Schuster (5. Baden), 1>r. Meyer (Halle a. S ) und Lucius (Düsseldorf) Das Mandat des Hrn. Neubarth (7. Merseburg) wurde ohne Widerspruch sür ungiltig erklärt, dagegen der Antrag, den frei sinnigen Gegner Neubarths, Hrn. Panse, zum Reichstag einzu- berusen, mit io gegen 4 Stimmen abgelehnt. * Die Budgetkommission beriet am Donnerstag den RachtragSetat und bewilligte nach einer Erläuterung der mit der Heeresverstärkung nicht unmittelbar zusammenhängende Forderungen seiten der Regierungsvertreter das Ordinarium sür Preußen, Sachsen und Württemberg und da- Extra- ordinarium Kap. 5a Tit. 1 bis so, 62 bis 77, 79 bi- 90, Kap. 6a (Garnisonbauten im Elsaß), Tit. 2, », b, «, 7, 9, II, 12, >4, 15, 6, 18, 20, Kap. 5a Tit. 61, 78, »1 iSttige- rung der Schlagfertigkeit des Heeres), Kap. 6a Tit. 21, 22, 23 (Schlagfertigkeit des Heeres, Verstärkung der Festungen, Vervollständigung des Eisenbahnnetze-.) Einer Spezialdiskussion wurden Vorbehalten Kap. n» und die oben nicht erwähnten Titel. Die Rcserentenfrage wird mit der Heeresverwaltung besprochen werden. seits eines tanzenden Satyrs, andererseits des Apollon und Marsyas. Die letztere Darstellung ist für die Ergänzung der berühmten pergamenischen MarsyaS- gruppe wichtig, welcher der Norentinische „Schleifer* und die bekannten Statuen des an einem Baume hängenden Marsyas angehören. Gelagerter Eilen, Reliefbruchstück. Doppelseitiges Relief mit bacchischen Attributen (Pans- und SilenSmaSke, Priapushenne, Oistt» mri- tie», Schlange, Fackel), interessant als Beispiel be freien malerischen Reliefstils der Diadochenzeit. Zeus und GanymedeS, unfertiges, nur angelegtr- Relief, da« eine Anschauung von dem Verfahren der antiken Marmorbildhauer giebt. Bruchstück eines römischen Sarkophag« mit den Darstellungen der Jahreszeiten; bemerkenswert durch hier und da erhaltene Farbfpuren. Auge einer Statue, au- buntem Marmor und Glas, zum Einsetzen zugerichtet Botivzeh, Weihgeschenk für die Heilung eine- kranken Fußes. Zwei Pilastarkapitelle mit bunten Marmorein lagen (opus necftil«). Kleine männliche Bildni-figur aus Alabaster von Volleres, mit Resten der ursprünglichen Bemalung. 2) Bronzen: Hochaltertümlicher Ideal einer Ar temis. Nackter Jüngling in steif altertümlicher Haltung dastehend (früher Samml. Eastellani). Nackter Jüngling, sich die Beinschienen anlegend, Statuette feinen altertümlichen Stils. Statuette des Asklepios, durch Stil und Größe besonders ausgezeichnet.
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