Dresdner Journal : 12.05.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188705128
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870512
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870512
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-05
- Tag1887-05-12
- Monat1887-05
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- Dresdner Journal : 12.05.1887
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^108 Donnerstag, den 12. Mai, abends. l« » a—- 18 4 U«N »0 kL Li»«Is« Um»»«»: 10 kL 4»-»»r^»a ä« ä«»t»ct>«» L«eN«« tritt ko»t- «vä 8t«iop«l»»»el»I»^ kiiuo. 4»N»»altk>iU»^N»Nr« r ä« Nmu» «»« g*»p»It«l«o 2«t« Uei»«r 8-Lrift «0 ?t. v»t»r ,,Lu>«—m»ät" äi« L«U« 60 kt. S«i IÄd«U«»- mxl Lick«e»«»t, «»tipr. Lr»eN«1»«», lÄUliek mit ^»«»»luo« 6er 8om>- »ml k«i«rt»s« U8eL<lL. k«»»pr»«i> ^»»eUo»«: kr lt>S. Dres-mrHaurnal. Für die Gesamtletton- verantwortlich: Dtto Banck, j>ofessor der (Literatur- und Kunstgeschichte. »» -»ÄAncklr»««» »«MÄrt», F>. Lra»<t«t«««, 6onum»»»<>»»r ä« vr«ck»«« loärwU«; >«U» -Vi« - L«tP«t« »—t-»r—I— er»»^r1 »- ».: UaE^«««»» F U»Md»rU. kr»L-L«p«t, rr»»1tmt ». ».-N6»«K«> L»ck. äko««,' emt» L—ä«» - >«1i» e-»»kr«rr ». ». - »tMl^rtc Da-ä« 60., 8»rU»: S4rUt>: 6. ^»oä/vi-««,- N»LL«-«r: O. scha«/««» A»u« ». ».: /. Laret <4 Oo Ser»»^eder r LSmsI- Lrp«Ut»o» ä— l)r«»cko«r loaiwll», vr«»ä«», Lviv^«»tr. kio 80. Hrviprecti -Xa-ediu»: !ir. 1886. - Amtlicher Teil. Bekanntmachung, eine Anleche der Stadlgemeind« Ehrenfrieders dorf betreffend. Die Ministerien des Innern und der Finanzen haben zu der von dem Stadtrath« zu EhrenfriedcrS- darf unter Zustimmung der Stadtverordneten daselbst beschlossenen Ausgabe von auf den Inhaber lautenden, Seiten des letzteren unkündbaren Schuldscheinen in Abschnitten von je 300 Mark zum Zwecke der Aus nahme einer mit 3^ vom Hundert jährlich zu ver zinsenden städtischen Anleche von Ein Hundert Fünfzig Tausend Mark nach Maßgabe des vorgelegten Anleihe- und beziehent lich TilgungSplaneS du nach 8 1040 des Bürger lichen Gesetzbuchs erforderliche Genehmigung ertheilt, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Dresden, am 5. Mai 1887. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. von RoAitzWallwitz. Krhr. von Köuneritz. Münckner. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Wien» 12. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Bei de» wiederholten Demonstrationen von Universität-- Hörern vor der Wohmrng des Professor- Maaßen »nrdev S Studenten verhaftet. Heute werden sämtliche juristische Vorlesungen »vterbleibea. Pari-, 12. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Da- Votum der Budgetkowunsfio«, »odurch die Negierung aufgeiordert wird, aeae Ersparnisse vorzulrgea, wird in parlamentarischen Kreisen al- »ollständlger Bruch zwischen der Kommission und dem Mivifterrate angesehen. Zur Schlichtung der Krage soll die Kammer nächste Woche befragt werde«. Den Blättern zufolge ist eine Minister- krisi- wahrscheinlich. St. Peter-bnra, 12. Mai. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Vie „Deutsche St. Petersburger Zeituug" vernimmt, i» der voraestriaeu Sitzung der afgha nische» Grenzknmmnnon seien nur Einzelheiten geringerer Bedeutung besprochen worden. Die Verhandlungen dürften sich länger binau-ziehe», da die hritischen Delegierten neue Instruktionen erwarten. Dre-den, 12. Mai Zur Lorgeschichte des Berliner Kongresses. Die bekannten, durch die irrigen und übelwollenden Behauptungen der russischen Presse veranlaßten Ent hüllungen der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" gaben gewissen österreichischen und ungarischen Blät tern, unter ersteren namentlich der .Neuen freien Presse * Veranlassung, eine Reihe von Unwahrheiten aus den Auslassungen der Berliner Zeitung zu fol gern. Dieselben wurden von der „Nordd. Allg. Ztg." gebührend widerlegt und zwar erwiderte diese: „Die „Neue freie Prefie" benutzt unsere Kontroverse mit russischen Blättern über den Ursprung der Okkupation Bosnien«, um idrer Abneigung gegen die bestehende Freundschaft zwischen dem TeuliLen Reiche und Osterreich-Ungarn von neuem Aus druck zu geben und an den guten Beziehungen beider Reiche nach Kräften zu rütteln. Die französiichen Beziehungen des Blattes geben hinreichende Erklärung dafür. Richt nnr, die „R«dd«äsche Allgemeine Zeftung", sondern die „Reue freie Presse" ist es, welch« „die von Österreich-Ungarn okkupierten Provinzen für die Zukunft gleichsam als vogelfrei" erklärt. Ruht wir, sondern die „Reue freie Presse" in Wien giebt „den revolutionären Elementen, welche Bosnien und dre Herzegowina ringsum nmlaneru", eine Ermnuterung, und nicht nnr ihnen, „sondern anch den Pan,lamist«-. Wir haben ,n keinem unserer Artikel irgend etwas Ähnliches behauptet, sondern nur die zweifellos« Lhatsache zum Ausdruck gebracht, daß das Schicksal Bosniens und der Herzegowina an sich für die deutsche Politik 1876 und 1878 gicickqiing gewesen sei und noch sei. Das selbe läßt sich von Serbien, ja »on vielen BeslanditUen der öster reichisch-ungarischen Monarchie mit derselben Berechr gang sagen, ohne daß ernt Zeitung, welche nicht uneingestandene Rrbenzwecke verfolgt, darans den Schluß ;reden würde, daß diese Gleichgiltialrit der deutsche» Politik sich auch ans die Beziehungen der öster- reichisch-uugarischeu Monarchie zu jenen an sich gleichgilftgeu Landesteileu erstreckte. Wir haben bei unserer von der „Reuen freien Presse" verdächtigten Äußerung keinen weiteren Zweck ge habt, als de» Kackvn'-den Legenden u»d c.^ ckicki-'ilichunqcn gegenüber darzuchun, daß für die deutsche Politik gar kein Grund erfnade» werden kann, ans welchem sie sich in den Kopf gesetzt hätte, Rußland und Österreich zu den Abmachungen zu überreden, auf Gruud deren i» den Zähren l87s—1877 und auf dem Berliner Kongreß 1878 die beide» Mächte darüber einig geworden und eung geblieben find, daß Bosnien »nd die Herzegowina von Österreich okkupiert »erden könnten Wir baden nnr behauptet, daß es für Deutschland an sich ob»e Interesse war, ob Bosnien von türkische» oder österre'chnchen «treitkräfte» besetzt wurde, daß, wenn es in den Augen russi scher Blätter eine Sünde ist, an der österreichischen Okkupation Bosniens mitgewirkt zn habe», diese Sünd« ansichließlich dem Fürsten Gortschakoff und seiner Politik zur Last fällt, aber keineswegs dem Deutschen Reiche, und daß letzteres durch kein Interesse irgend einer Art au Bosnien der Versuchung ausge setzt war, jene Sünde zu begehen Der „Reuen freien Presse" mag es aus verschiedenen Gründen lieber sein, wenn dir öffent liche Meinung in Rußland über diese Gtschichtssälschung nicht aufgeklärt wird. Bon unserm Standpunk aber glauben wir daß es für die deutsche Politik nützlich sei, diese Aufklärung herbmzuführen und den Lügenmtzthus der russischen Presse nach Möglichkeit zu zerstören Wir gehen sogar noch weiter und glauben, daß die „Reue freie Presse" ihrem eigenen Vaterland«, Osterreich-Ungarn, einen schlechten Dienst erweist, wenn sie nicht zur Richtigstellung dieser Legenden nach Kräften mitwirkt" In nicht minder wirksamer Weise wurde dem Wie ner Blatte von der „Kölnischen Zeitung" geantwortet. Dieselbe sagt u. a.: „DaßEGortschakoff sich dazu verstand, nm de» Widerstand Öster reichs gegen die russische Orientpolitik zu brechen, Österreich zum Mitschuldigen zu machen and die Legitimität der öster reichischen Interessen auzuerkrnnen, mag heute de» Ruffen un bequem fei»; eS ist aber ihre Schuld, nicht die unserige Die Raffe» mögen aber auch bedenken, daß sie ohne die wohlwol lend« Neutralität Österreichs, dir oft genug zu einer mittelbare» Unterstützung wurde, dir Türkri nicht hätten überwältigen kön nen Daß amu in Wien und Bada-Pest sich ««stellte, als habe zuerst und ausschließlich der auf dem Berliner Kongreß erhal tene eigentlich unerwünschte europäische Auftrag dir Besetzung Bosniens und der Rachbarpromnz veraulaßt, »ar lediglich ein Manöver, den Widerstand der Bevölkerung gegen die Orient- Politik AndraffyS zu brechen. AuS denselben Gründen deutete man m den österreichischen Regierungsblätter» an, die Besetzung Bosniens sei ein Rat BiSmarckS und hob« die deutsch« Politik am ihrem ganzen Schwergewicht hinter sich Heute weiß man, daß mit diesen Auslassungen einfach die österreichische and unga risch« B«völkerung getäuscht wurde; daß die deutsche Politik, als sie mit der Matlerrolle in der orientalischen Frage betraut wurde, vor einer ohne ihr Wissen zostandegekommenen öster reichisch-russischen Absprache stand, welch« völlig die Ratur eines Vertrages besaß. Wie man weiß, hatte der Ber liner Kerrrag den Einmarsch Österreichs nach Bosnien an die Voraussetzung eines vorherigen Vertrags mit der Pforte geknüpft. Mehemet Ali Pascha sollte nach Schlug des Berliner Kongresses iu Wien diesen Vertrag abschließen. Graf Lndraffq aber benahm sich bei den Verhandlungen mü dem türkischen Unterhändler in einer Weise, die es unzweifelhaft machte, daß er den Vertrag nicht abschlitßen wollte, um an der ihm unbequemen Anerkennung der unberührten Oberhoheft des Sultans vorbeizukommen. Bei seiner Abreise von Bien erklärte Mehemet Ali (wie z. B der Wiener Berichterstatter der ,Kölnischen Zeitung" in bestimm tester Welfe meldete), daß der Vertrag mit der Pforte nicht zu stand« gtkommen sei; trotzdem versicherte du gesamte österreichisch« RegierunaSpreffe, er sei abgeschlossen. Auch das geschah lediglich zu dem Zwecke, die Bevölkerung zu beruhigen Daß man auch mit dieser Mache die Öffentlichkeit einfach in Irrtum geführt hatte, stellte sich später heraus, da man, nicht gerade aus mili tärischen Lorbeern ruhend, nach notdürftig vollzogener Besetzung den Vertrag nachttäglich suchte und abschloß. Wenn die geiamre Nichts la nm cd« Bevölkerung der habsburgische» Monarchie heute unter dem Drucke der Politik leidet, zu der Graf Andraffy und Hr v. TiSza sich gebrauchen ließen, so weiß sie nun auch alten mäßig, daß nicht Deutschland oder Fürst Bismarck, noch der Berliner Kongreß Quelle und Ursache dieser Politik war. Sie ist i» Wien gemacht morde» «d war mit russischer Freundschaft gesichert bevor skißland auszog, um die Türkei zu vernichten »»d lauge bevor Deutschland Anlaß erhielt, sich mit de» orie» talischr» Wirre» zu beschäftigen." ReuerdingS läßt sich noch ein besonderer Mit arbeiter der „Politischen Korrespondenz" aus Berlin vom 10. Mai wie folgt vernehmen. Im Gegensätze z» de» in manchen österrrichlicb-ungarischen Preßörgane» aeäußerleo Zweifeln an der thatsächluhe» Mchlig- keft gewisser Mitteilungen der „Rordd. Allgem Zeitung" über die Lorgrichlchil der bosnischen Occupatio», findet hier der ganze wesentlild« Inhalt jener Artikel allgemeinen und unbe dingte» Glaube» Man erinnert daran, daß Kürst BiSmarck sich in seiner lange» und bewegten Laufbahn »ach niemals in die Lag« versctzt hat, Auslassungen auf diplomatischem Gebiete z» machen — und als solche betrachtet man die Veröffent lichungen der „Rordd. Allgem. Zeitung" — die er nicht im Stand« gewesen wäre, eventuell dokumentarisch zu erhärte», und man ist deshalb überzeugt, daß anch iu dem vorliegenden Kall« «ine Äußerung gefallen ist, die nicht nachweisbar rich tig wäre." „Vas die Frage berrifft, weshalb di« in Red« stehenden Lnthtülungen der ^lordd «llgeni Zeitung" jetzt erfolgt sind, so dürste mit denselben d-.sack beabsichtigt worden sei», der ganw» Welt und Rußland ft» Besonderen zu zeigen, daß man iu Rußland hier und da mit vollem Bewußtsein etwas Un wahr» behauptet hat, wenn man daselbst, wie dies seit Jahren der Aall ist, Deutschland für die Mißerfolge der russischen Ottenttzatftit »«rantwortlich macht Man hilft endlich den Zeft- puuft für gekommen, dir Wahrheit zu konstatieren, welch« in dem Kerzen Satze zusammengrfaßi werd«» kann, daß Deutsch land stch auch zur Zeit des Berliner Kongresses als ein ganz zuverlässiger Freund Rußland« bethätigt hat. Wenn Rußland fttzl trntzdem mü dem Lracbnr« d«« Kongresse« unzufrieden ist, so sind dafür au«<chUrßllch diejenige» Personen verantwortlich zu machen, welch« die rusnsch« Politik vor der Zusammenberufung deS Kongreßes iu rollstandiqer ll^abdängigkeft von Deutschlands Be- MtsÜMömgen geleitet haben, in erster Linie Kürst Gortschakoff und di« ihm zur Zett der russisch-österreichischen Abmachungen nahestehenden russischen Staatsmänner Die deutsch« Regierung bat damals nicht einmal di« Möglichkeit gehabt, sich in diese Politik irgendwie einzunnschen, da ihr erst nach Ab'ck uß feuer aeheim gehaltene» Verhandlungen ein Einblick in dieselben ge stattet wurde. Deutschlands Rat und Beistand wurden erst lange Zeit nach jenen Abmackungen von Rußlaad erbeten, als Rußland die Gefahr eines Krieges mit England uaheg«rückt sah und diese Gefahr durch die Zosammenberuiung eines Kon- grefses zu beseitigen bemüht war Bou diesem Augenblicke an wurde das deutsch« Eingreifen m die russische Politik ein legi times und zeigt sich bei jeder Gelegen Heft als ei» entschieden cuffentteunLkckes. Rußland ist später zur Erkenntnis der vom Kürsten Gortschakoff begangenen politischen Fehler gekommen und hat cS bequemer gefunden, in Deutschland einen Sünden bock z» suchen, al« diese Sünden männlich einzugestehen und zu versuche», sie aus eigener Kraft wieder gut zu machen Dieses Suchen nach fremder Verantwortlichkeit für eigene Fehler har o» einer ebenso gehässige», wie grundlosen Verhetzung Deutsch- «Sd« « Rußland geführt und dort in den weiten ungebildete» Kreisen der Bevölkerung Anschauungen zu Tage gefördert, die den gute» Beziehungen zwischen den beiden Nachbarländern aus Jahre hinaus gefährlich werden können " „Die ganze politisch gebildete Welt und alle diejenigen, denen durch die Presse die Leitung der öffentlichen Meinung er möglicht rmrd, kennen nunmehr die Wahrheft, wissen, wie un- gerechtterngl die panslawistischen Anfeindungen gegen Deutsch land sind. Da, wo diese Anfeindungen auf Unnnnendeft oder auf urtümlicher Auftastung beruhten, kann »rüglicherweise nun mehr eine Änderung in der Stimmung Deutschland gegenüber eintreten. Der Unehrltchkeft gegenüber hat auch die Wahrheft nicht immer siegreiche Macht; e< ist sehr zweifelhaft, daß sie in dem vorliegenden Falle den panslawistischen Versuche», die Ge schichte zu fälschen, ein Ende machen wird; immerhin wird sie aber dazu dienen, die Behauptungen der russischen deutschfeind lichen Press« auf ihren wahren Wen zurückzuführen " LatzcstzMläitc. Dre-deu, 12 Mai. Drr kommandierend« General Prinz Georg, König!. Hoheit, begab sich gestern mit dem früh 6 Uhr von Dresden abgehenden Zuge in Begleitung deS Chefs des Generalstabes Oberst v. d. Planitz und des Hauptmanns im Generalstabe Barth nach Bautzen Höchstderselb« wohnte dort der Besich tigung der Bataillone des 4. Infanterieregiments Rr. 103 in Gegenwatt des Generallieutenants v. Ru- dorss, Exzellenz, und des Generalmaiors Larraß bei und traf nachmittags 2 Uhr per Bahn wieder in Dresden ein. * Berlin, 11. Mai. Se. Majestät der Kaiser empfing heute vormittag den Generalfeldmarschall Grafen Moltke, welcher sich vor seiner Abreise nach Creisau abmeldete. Gegen 1t 11 Uhr begab sich Se. Majestät in Begleitung deS Generaladjulanten Fürsten Anton Radziwill nach dem Exerzierplätze östlich der Tempelhofer Chaussee, woselbst im Laufe de« Vor mittags zunächst das Gardepwnieibataillon, demnächst die Gardejchützen, und mittags daS Kaiser Alexander- Gardegrenadierregiment besichtigt wurden. Zur Bei wohnung dieser Besichtigungen waren auch Se. Königl. Hoheit der Prinz Wilhelm, eine zahlreiche Generalität und viele andere höhere und fremdherrliche Offiziere, die Militärattaches u. s. w. auf dem Exerzierplätze auf dem Tempelhofer Felde erschienen. Rach dem Schluß der Exerzitien nahm Se. Majestät der Kaiser sofort auf dem Platze mehrere persönliche Meldungen höherer Offiziere entgegen und kehrte sodann nachmit tags nach 1 Uhr auf demselben Wege vom Tempel hofer Felde zur Stadt und nach dem Königl. PalaiS zurück. Se. Königl. Hoheit Prinz Wilhelm entsprach nach Beendigung der Truppenbesichtigung auf dem Tempelhofer Felde einer Einladung des Generalquar- tiermeisterS Grasen v Waldersee, verweilte später einige Zeit im hiesigen Schlosse und begab sich am später» Nachmittage in das Auswärtige Amt. DienSiag abend fand in der Kriegsakademie unter Leitung d«S Majors v. Alten vom Großen Generalstabe das Kriegs spiel für sämtliche Offiziere deS Großen Generalstabes und des Nebenetats des Generalstabes statt, bei Anwesenheit und reger Be teiligung von seilen Sr. Kömgl Hoheit de- Prinzen Wilhelm. Auch Generalfeldmarschall Graf Moltke und Generalquattiermeifter Graf Waldersee hatten sich eingefunden. Nach Beendiaung deS LriegssprelS lud Prinz Wilhelm sämtliche Anwesende zu einem Spargelessen, welches iu den nebenliegenden Räumen eingenommen wurde. Ter japanische Prinz Komatsu No Miya ist mit seinem ^ofmarscdall Sannomiya heute nachmittags aus Dresden' hier wieder eingetroffen. Der Staatssekretär GrafBiSmarck hat aus ärzt lichen Rat einen kurzen Erholungsurlaub angetreten und wird denselben bei dem ihm befreundeten Bize- könig von Irland, Lord Londonderry, in Dublin zu- brinaen. Zu den auch im „DreSdn. Journ." wiedergegebeuen Bemerkungen der „Berl Pol. Nachr." über die Wahr scheinlichkeit einer erheblichen Mehreinfuhr von Ge treide aus Rußland und die dadurch allenfalls be dingte Notwendigkeit skbleuniger Sperrmaßregeln wird jetzt gemeldet, die Annahme sei irrig, daß diese Ankündigung aus offiziöser Quelle geschöpft sei. Tas Abgeordnetenhaus trat heute in die dritte Lesung deS Kreisteilungsgeietzes. ilbg. v Wierzbinski legte noch einmal die Gründe dar, welche eS seiner Partei unmöglich machen, für das Gesetz zu stimmen. In der Spezialdebatte wurde das Gesetz unter An nahme eiuzelner AbanderungSanträge gegen die Sum men der Freisinnigen, Polen und eines Teiles des Zentrums angenommen. TaS Haus genehmigte dar auf ebenfalls in dritter Beratung den Gesetzentwurf, betreffend die Fürsorge für Beamte infolge von Be triebsunfällen unverändert, wie in zweiler Lesung, ebenso den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der Verordnung in Bezug auf den Verkehr auf den Lunststraßen, mit nur geringen Abänderungen, sowie den Entwurf einer Landgüterordnung für den Re gierungsbezirk Kassel. Den Schluß bildeten Peti tionen. Einer Nachricht aus Kapstadt zufolge ist da« deutsche Geschwader, bestehend aus den Schiffen „BiSmarck", „Olga", „Carola" und „Gneiscnau" unter Feuilleton. I« Urwald. Vxfilftmftch« Erzählullg vo» B. Riedel-Ahrens (Korftetz«»-.) „Ich", entgegnete Alvaro, „habe mich ziemlich vom frühen Morgen bi» jetzt mit den Leuten beschäftigt, die gekommen waren, meinen Rat zu hören. Ich würde gewiß nicht Ihre Gastfreundschaft länger in Anspruch nehmen, wenn ich nicht glaubte, durch einen Aufenthalt von noch einigen Tagen diesen Kranken, und damit auch Ihnen einen kleinen Dienst zu leisten. Oder, erscheint Ihnen Donna Serena hinreichend her- «stellt, die sich übrigens den ganzen Tag nicht hat blicken lassen? Sie ist doch nicht etwa von neuem unwohl?" „Ich denke nicht", antwortete MattinoS finster. Dann wandle er sich zu Nanika, welche mit verschränk ten Armen hinter seinem Stuhle stand, und veifflän- digte sich mit ihr in jener beredten Zeichensprache, die Alvaro nicht verstand. ,Meine Tochter leidet an einem vorübergehenden Kopfschmerz", bemerkte er erklärend gegen den jungen Mann. „WaS Sie aber vorhin äußerten, betreffs der Ihnen erwiesenen Gastfreundschaft, ss stimmt dar nicht ganz, Senhor", fügte er in wärmerem Tone und mit eine« Anflug seines gewohnten Freimut- Hinzu, „wenn jemand hier zu danken hat, so bin ich e- allein: nur auf meine Bitten hin wurden Sie »ein Gast and retteten vielleicht mein Kind Da ¬ vergesse ich Ihnen nimmer, ichPleibe in Ihrer Schuld, auch wenn Sie längst nicht mehr an un- zurück denken". ,,WaS mich betrifft," sagte Alvaro bewegt, „so ge stehe ich offen, diese Tage, welche ich unter Ihrem gastfreien Dache verlebte, gehören mit zu den schön sten meines Leben»". Nach den lebhaft gesprochenen Worten zeigte sich wieder die Falte des Mißtrauen» auf Martino»' Stirn „Run", äußerte er, „Sie wissen, die Gastfreund schaft ist bei un» ein uralte» geheiligtes Gesetz. Wenn auch hin und wieder dabei eine bittere Erfahrung gemacht wird, der echte Mineiro läßt sich dadurch nicht beirren! Freilich, die Welt ist längst eine andere geworden, eS giebt Hallunken unter den sogenannten Zivilisietten, die nicht wett find, daß die Sonne unseres schönen Landes sie bescheint! Hal lunken, sage ich Ihnen, Senhor Alvaro, die da» heilige Gastrecht in elender Weise mißbrauchten, den Frieden der Familie störten und über die Häupter der Un schuldigen Schande brachten! Können Sie sich so etwas vorsteHen?" Er legte Messer und Gabel hin, schob den Teller von sich, kreuzte die Armee über einander und sah Alvaro von unten herauf durchdringend an. „Rein", antwortete der junge Mann ernst und mit Überzeugung, „ich glaube kaum, daß e» unter unsern Landsleuten Männer von so ausgesprochen niedriger Gesinnung giebt! Zum mindesten denke ich mir, wenn wirklich eine Schuld zu Grunde lieat, so begingen sie dieselbe nicht freiwillig, sondern wehr veranlaßt durch unglückliche Verkettung der Umstände." Klang daS nicht fast wie eine Beschönigung? Aber MattinoS wollte noch mit keiner Miene seine arg wöhnischen Gedanken verraten. Immerhin war noch ein Irrtum möglich, auch zwang ihn seinc Eigenschaft als Witt zu der denkbar rücksichtsvollsten Behandlung der jungen Mannes, die er unbeachtet zu lassen sicher lich der letzte gewesen wäre. „Freiwillig", wiederholte er, „das ist hier ein Wort, welche» weiten Spielraum läßt! Nein, ich meine, im Punkte der Ehre giebt's immer und ewig nur eine einzige Richtung!" In diesem Momente züngelte gleich einer Feuer- schlavge ein furchtbarer Blitz in unmittelbarer Nähe der Hauser nieder und erhellte mit blendendem, stahl blauen Lichte die Gegend umher; ein Donnerkrachen folgte, so schmetternd und gewaltig, daß die Wände deS leichten Gebäudes erzitterten und einzuftürzen drohten. Au» dem Innern de» anstoßenden Zimmer- wurde ein leiser Schrei vernehmbar, wie der Angstruf aus einem furchterfüllten Herzen Alvaro horchte auf, — da- war Serena, und er durste nicht zu ihr! Unwillkürlich fuhr er ungestüm vom Stuhle auf, während sich sein Antlitz mit tiefer Blässe überzog. Mattino- rührte sich nicht auf seinem Platze, keine Wimper seine- wettergebräunten Gesichtes zuckte; um die Lippen aber schwebte ein überlegene», fast spöttisches Lächeln. „Sie fürchten sich wohl vor dem Gewitter?" fragte er wegwerfend. „Rein, ich nicht", entgegnete Alvaro erregt, ,^iber Ihre Tochter scheint sich zu fürchten!" „Run, da» hat nicht» auf sich/' weinte der Mi ¬ neiro kurz. „Die Weiber sind alle feige; übrigens ist die Schwarze, Maria mit ihren Kindern bei ihr; die Thür ist ja nur anaelehnt, ich Hötte sie sprechen. Soviel ich weiß, hat Serena keine Angst vor einem Unwetter", fügte er in bedeutungsvollem Tone hinzu. Alvaro spürte, wie das Blut ihm in die Wangen schoß, denn aus der Art und Weise MattinoS' glaubte er zu bemerken, daß dieser an seinem persönlichen Mut zweifelte. „Rach meiner Ansicht', sagte er ruhig, „ist e- sehr natürlich, wenn wir in solchen Momenten ernst und gesammelt erscheinen, in denen uns die höheren Mächte zeigen, wie groß sie selbst und wie Nein da gegen wir sind! Auch flößt uns der Gedanke, in der nächsten Minute vielleicht vor den ewigen Richter treten zu müssen, nicht gerade Lust zum Lachen und Scherzen ein." (K-rft«,»», Epezialberichte über die Verwaltung der König!. Lawmluagen im Jahre 188«. K-rftetz»»,.) Publiziert wurde u a.: A. B. Meyer: Abbil dungen von Vogelskeletten, Lief. 10/11. Derselbe: Die alten Straßenzüge de» Lbergailthal» (Körnchen) und seiner Nachbarschaft. . . . Ein Nachtrag zu des Bers. „Gurina" Dresden, Hoffmann, mit 1 Licht- druckkatte. Derselbe: Neue Paradiesvögel von Neu guinea, in: MonatSber. des D. Ber. z Schutze der Bogelwelt, 85—88, mit 1 Tafel. Derselbe: Maße von 53 Menschenschädeln aus dem östlichen Teile der ostind. Archipel- (Koll. Riedel), in: Zeitschr. f. Ethn. Berh., 319—21. Derselbe über da- Vaterland de-
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