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Erzgebirgischer Volksfreund : 20.05.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-186305201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18630520
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18630520
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungErzgebirgischer Volksfreund
- Jahr1863
- Monat1863-05
- Tag1863-05-20
- Monat1863-05
- Jahr1863
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 20.05.1863
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420 TageSgefchichte. Oesterreich und Preußen (Erster Artikel.) leben leider Gott! seit den letztem Jahren stets in höchst ge spannten Verhältnissen und was kaö eine Kabinct für Deutsch lands Wohl und Einigung will, dem widerstrebt das andere bald öffentlich und vor aller Welt, bald heimlich und in der Stille. Daß dieses höchst beklagenöwerthe Verhältniß fast einzig und allein die hemmende Ursache ist, die seit Jahren das große Einigungswerk Deutschlands keine Fortschritte ma chen ließ, weiß jeder, der sich nur einigermaßen um die öffent lichen Tagesfragen und das politische Lebest Deutschlands kümmerst - ES scheint wahrlich ein ganz eigener Unstern über un serem schönen deutschen Vaterlande zu walten. So weit die Geschichte der Deutschen zurück reicht, meldet sie uns auf al len Seiten ihrer Bücher Uneinigkeit, Eifersucht und Zerwürf nisse unter den Deutschen, selbst, und fast stets zu allen schwe ren Zeiten, wo Einigkeit — wegen der äußeren Feinde — vorzugsweise nöthig gewesen wäre, herrscht? die jämmerlichste und erbärmlichste Eifersüchtelei und Zerfahrenheit unter den Deutschen. Dadurch wurde eö dem äußern Feinde jederzeit erleichtert, der deutschen Nation den besporntcn Stiefel auf den Nacken zu setzen und sie zu mißhandeln und zu brand- schatzem Und welche unermeßlichen Nachtheile und Leiden, welche Wniederigung und Verkümmerung, welche blutige Kriege und schreckliche Verwüstungen haben die innern Spaltungen und die dadurch erleichterten beherrschenden fremden Einflüsse über die deutsche Nation gebracht! Möchte der warme Vaterlandsfreund nicht tiefbekümmert und trauernd fragen: Was nützen der deutschen Nation, die eine so hochgebildete ist und mit Stolz die größten Geister, die je im Laufe der Jahrtausende über diese Erde gegangen, zu den ihrigen zählt, ihre Geschichtsbücher? — Entweder sie versteht ihre Geschichtsbücher nicht zu lesen und zu deuten, oder: sic versteht sic, verschmäht und verachtet aber in blin der Leidenschaft und voll von Neid oder stolzer Ueberhebung gegen andere deutsche Brudcrstämme ihre großen, herrlichen Belehrungen, ihre tief einschneidenden Wahrheiten zu beachten und ihr jetziges und ferneres politisches Leben und Handeln darnach einzurichten. In beiden Fällen muß bitteres Weh und gerechter Schmerz den Vaterlandsfreund durchzucken, und ticfbekümmert muß er sprechen: O du herrliches, deutsches Volk, wie bedauernswerth bist du, daß du nie zur Erkennt- niß dessen kommst, was zu deinem wahren Frieden dient! Nur Einigkeit, Einigkeit macht stark! Dick, mein hochher ziges deutsches Volk, dich aber macht Einigkeit — un überwindlich! Sei einig, wahrhaft einig im streng sten Sinne des Wortes und du beherrschest das ganze Erd reich und schreibst allen andern Nationen Gesetze vor! Allein obwohl im Laufe der Jahrhunderte die edelsten und großherzigsten Söhne unserer Nation bald in begeisterter Liebe mit sanften Worten, bald im gerechten edlen Mannes zorne mit mächtiger Donnerstimme diese unumstößliche Wahr heit an allen Ortcn und Enden der deutschen Lande gelehrt und verkündet haben, so leidet doch — Gott sei es geklagt — die deutsche Nation bis auf diese Stunde an innern Zer würfnissen, an stolze Ueberhebung und ganz ungerechtfertigter Anmaßung von der einen, an Stolz und Starrsinn von der andern Seite, und kleinliche Eifersüchteleien laufen immer noch neben her, um gleich da schüren und anfachen zu können, wo vielleicht Aussöhnung und Einigung im Anzuge waren. „Kleindeutsch" (Nationalvcrcin oder neuern Styls: Fortschrittsvcrein mit der jetzt kläglich verstummten oder — verbiömarckten Parole: Preußen über Alles!) und „Groß deutsch" (Rcformvcrcin mit. der Parole: Das ganze Deutschland soll eö sein! Auch daS herrliche Oesterreich ge hört unser!) stehen jetzt einander gegenüber, bald schmollend, bald drohend. Und sehen wir uns „Großdeutsch" und „Klein deutsch" genauer und schärfer an, so bedeutet cs: Ocstcr- reich und Preußen oder: Welche von beiden Großmächten soll in Deutschland die Oberhand gewinnen, in welchen von beiden soll Deutschland — aufgehen? Pressten. Dar Abgeordnetenhaus ist also mit 295 gegen nur 20 Stimme» fest daraus bestanden, daß der Präsident des Abgeordnetenhauses auch das Recht habe, »inen Minister in sei ner Rede zu unterbrechen. In der Sitzung am 15. Mai, wo dieser Beschluß gefaßt wurde, ging e» im Abgeordnetenhause sehr ruhig und gemessen her und alle Redner waren bemüht, die ernste Sache ernst und leidenschaftslos zu behandeln. Am Schlüße der Sitzung beantragt der Abg. v. Forckenbeck da- HauS möge beschließen, die Gegenwart de- Krieg-Minister- bei der nächsten Sitzung zur Fortberathung über die Mtlttärnovelle zu verlangen. Die Abgeordneten Graf Schwerin und Gneist schlagen vor, dem Anträge des Präsidenten zu folgen, worin sie einen mildern Weg erblicken, die Abgg. v. Vincke (StargaM) und v. Bockum-DolffS sprechen in demselben Sinne. Schließ lich wird aber der kräftiger eingreifende Antrag Forckenbeck- bet Zählung mit 167 gegen 138 Stimmen angenommen. Nächste Sitzung Montag S Uhr. Jetzt ist also der unabweis bare Wendepunkt eingetreten. Entweder — oder! Eine Mittelstraße ist, wie die Dinge zwischen Ministerium und Ab geordnetenhause jetzt liegen, gär nicht denkbar. — Einigt Zei tungen melden aus Berlin, der Krieg-Minister v. Roon werde beim Könige um seine Entlassung einkommen; wir gestehen aber, wir glauben dieser Nachricht nicht. Berlin, 16. Mat. Wie der „Staats-Anz." meldet, wurde der hier etngetroffene königlich sächsisch« Staatsmintster Freiherr v. Beust heute von Sr. Majestät dem Könige em pfangen. Vormittags hatte Freiherr v. Beust, zufolge der „N. Pr. Z.", Konferenz mit Hrn. v. Bismarck. Berlin, 18. Mat. Bet der heutigen Sitzung des Abge ordnetenhauses war der Mintstertisch unbesetzt. Der Präsident Grabow las ein heutiges Schreiben des Ministerium- vor, wel ches den letzten Beschluß des Hause- beleuchtend, darüber sagt: Die Minister hätten nicht den Verzicht de- Präsidiums aus Un terbrechung der Minister verlangt, sondern nur eine Erklärung, daß das Präsidium nicht eine Disclplinarbefugniß gegen die Mi nister habe und namentlich nicht den Ordnungsruf gegen sie an- wendcn könne. Die Minister wiederholen ihr Verlangen nach einer ausdrücklichen Erklärung dieses Inhalt«; bis dahin könn ten sie den Sitzungen de- Hauses nicht beiwohnen. Berlin, 18. Mat, Mittags 1 Uhr 18 Minuten. Abge ordneter Hoverbeck beantragt im Abgeordnetenhause, das Haus wolle erklären, es finde keine Veranlassung zu der früher gefaß ten Resolution etwas htnzuzu^ügen. Der Antrag wurde fast einstimmig angenommen. Forckenbeck beantragte ferner: Die Mi- litärdebatte von der Tagesordnung abzusetzen bi- das Ministerium seine verfassungsmäßige Pflicht erfülle und an den Verhand lungen des Hause- theilnehme. Er beantragt ferner auf die nächste Tagesordnung den Bericht der Adreßcommission zu setzen. Simson spricht dagegen: das Haus müsse seine Pflichten auch ohne die Minister erfüllen. Die Adresse werde Niemandem Neues sagen. Gneist spricht sür, Lette gegen Forckenbeck. Der Abg. Simson stellt den Antrag: Das Haus möge unbeirrt durch das Schreiben des Ministeriums seine Beratbungen fortsetzen und die Geschäfte erledigen. Löwe sagt: Der Antrag de- Abg. Simson heiße nicht sehen wollen, was Jeder sehe, die Adresse brauche nicht das Letzte zu sein. Reichensperger (Geldern), Schwerin und Gottberg sprechen gegen, Bunsen und Schulze-Delitzsch sür den Forckenbeckfchen Antrag. Bei der Abstimmung wird der An trag Simsons gegen die Stimmen der Altliberalen, der Katho liken und der Conservativen abgelehpt, der Antrag Forckenbeck- angenommen. Im Anfang der Sitzung wurde noch eine Be schwerde de- Abg. v. Niegolewski's, wegen seiner Verhaftung an den JustizauSschuß verwiese». Es ist unbestimmt, wann die nächste Sitzung stattfindet. Frankreich. „Die Nachrichten aus Mexico läuten günstig! Puebla ist unser! Der Sieg bleibt unseren Waffen treu!- — so jubelt und jauchzt jetzt Paris und Frankreich, und vergessen ist alles, was dieser mexicanische Krieg bis jetzt an Millionen und aber Millionen und an kostbaren Menschenleben gekostet hat. Selbst der Kaiser mag sich so recht ans Grund des Herzens über die neusten Ersolge der französischen Waffen in Mexico freuen, denn eben dieses Mexico hat seit Monaten dem Kaiser gewiß große und schwere Sorgen bereitet. Nunmehr behaupten wir aber auch: Europa, nochmehr aber Deutschland werden nunmehr in kurzer Frist gewahr werden, daß die französischen Waffen in Amerika siegreich waren! Ueber die theilwcise Ein- wahine von Puebla schreibt die „Patrie": Ungeachtet der Bitten der Einwohner hat die von Ortega befehligte mextca-
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