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Dresdner Journal : 26.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188707263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-07
- Tag1887-07-26
- Monat1887-07
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- Dresdner Journal : 26.07.1887
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trug die Uniform de- Seebataillon». Sofort nach dem Prinz Heinrich Epf der Tribüne erschienen war, trat er an den Rand derselben und hielt mit weithin schallender, kräftiger Stimme die Taufrede, indem er in allerhöchstem Auftrage dem Täufling den Namen seiner erlauchten Braut Irene mit folgenden Worten beilegte: „Ein neue- Kriegsschiff der Kaiser!, deutschen Marine ist bereit, seinem Element und damit seinem Berus übergeben zu werden Aus des Kaisers Geheiß soll dieses Schiff die deutsche Flagge in allen Meeren zeigen zur Wahrung der vaterlän dischen Interessen und zum Siege über Deutschlands Feinde. Auf allerhöchsten Befehl wird das Schiff künftig einen Ramen tragen, der für mich das grüßte Glück aus der Welt bedeutet, einen Namen, dessen erlauchte Trägerin künftig meinem Königl. Hause und fernerhin auch dem deutschen Secosfiziercorps ange hören soll. Die Freude, die ich bei diesem Namen empfinde, möge ihren Wiederschein finden in dem Glanz der Thalen, denen das Schiff entgegeneilen wird Mögen stets treue und tapfere Kameraden dieses Schiff leiten und eingedenk sein, daß die Devise, die das Schiff künftig an seiner Stirn tragen wird, schon in sich den Erfolg verbürgt, und mögen sie stets die höchste Verehrung für die erlauchte Pathin im Herzen tragen. Auf allerhöchsten Befehl und mit den heißesten Segenswünschen der erlauchten Pathin taufe ich dieses Schiff mit dem Namen: ,Zrene"I" Dann ergriff der Prinz die seidene Schnur, ein Ruck, die Champagnerflasche flog gegen den Vorder steven des Täuflings, und der schäumende Rebensaft stäubte über denselben hin. Zu seinem Königl. Bruder sich wendend, meldete salutierend der Prinz und wandte sich mit jenem, gefolgt von den Ehren gästen, zu dem Pavillon vor dein Schiffe. Dort ange kommen, drückte der Prinz auf den Knopf der elektri schen Leitung, die Fallbeile sausten nieder und durch schlugen die starken Trossen, dadurch dem Schiffe den letzten Halt auf der Werft nehmend. In majestäti scher Bewegung, anfänglich langsam, dann mit immer größerer Geschwindigkeit glitt der gewaltige Koloß in die Oder, begleitet von den brausenden Hurrahs der Anwesenden und den Klängen der von der Musik kapelle des Königsregiments gespielten Nationalhymne. Das Schiff, dessen Stapellauf in glücklichster Weise vor sich ging, drehte jetzt, durch eine mächtige Kette mit dem Lande verbunden, und zeigte den Zuschauern seine volle Breitseite. Gegen H3 Uhr trafen die Prinzen und sämtliche Gäste wieder im „Hotel de Prusse" ein. Prinz Wilhelm verweilte dort noch bis kurz nach H4 Uhr in Gesell schaft seines fürstlichen Bruders und trat darauf, von letzterem begleitet, die Fahrt nach dem Personenbahn höfe an, von wo er um 3 Uhr 42 Minuten mit dem Eilzuge nach Berlin zurückkehrte. Nach der Rückkehr des Prinzen Heinrich fand im „Hotel de Prusse" Festtafel statt Während der Tafel brachte der Prinz das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und später ein gleiches auf Se. Kaiser!, und Königl. Hoheit den Kronprinzen aus. Weitere Trinksprüche fanden nicht statt. Der Inhalt des Entwurfes eines Gesetzes, be treffend die Unterstützung von Familien in den Dienst eingetretener Mannschaften hat den offiziösen „Berl. Pol. Nachr." zufolge im wesentlichen folgenden Inhalt: Die Familien der Mannschaften der Reserve, Landwehr, Ersatzreserve, Seewehr und des Landsturms erhalten, sobald letztere bei Mobilmachungen oder notwendigen Verstärkungen des Heeres oder der Flotte in den Dienst eintreten, im Falle der Bedürf tigkeit Unterstützungen nach näherer Bestimmung dieses Gesetzes. Das gleiche gilt bezüglich der Familien der jenigen Mannschaften, welche zur Disposition der Truppen- (Marine-) Teile beurlaubt sind, sowie der jenigen Mannschaften, welche das wehrpflichtige Aller überschritten haben und freiwillig in den Dienst ein treten. — Auf die zu gewährenden Unterstützungen haben Anspruch: u) die Ehefrau des Eingetretenen und dessen Kinder unter 15 Jahren, sowie b) dessen Kinder über 15 Jahren, Verwandte in aufsteigender Linie und Geschwister, insofern sie von ihm unterhal ten wurden. Entfernteren Verwandten, geschiedenen Ehefrauen und unehelichen Kindern steht ein solcher Unterstützungsanspruch nicht zu. Die Verpflichtung zur Unterstützung liegt den nach 8 17 des Gesetzes über die Kriegslefftungen vom 13. Juni 1873 gebilde ten Lieferungsverbänden ob. Staaten, in welchen von der Bildung besonderer Lieferungsverbände Abstand genommen worden ist, haben die Unterstützungen unter gleichmäßiger Anwendung der nachfolgenden Bestim mungen aus ihren Mitteln zu gewähren. Zur Unter stützung ist derjenige Lieferungsverband verpflichtet, innerhalb dessen der Unterstützungsbedürftige zur Zeit des Eintritts des Einberufenen in den Dienst seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. Die Unterstützungen sollen mindestens betragen: wird Velten zu ihr gehen, er wird an ihrer Seite sitzen in dem kleinen himmelblauen Boudoir und wird die feine schlanke Hand in der seinen halten." DaS Billet verschwand jetzt in seiner Brusttasche, er zog seinen silbergrauen Rock an, über den sich Me lanie einmal lobend geäußert, nahm seinen spiegel glatten Zylinder vom Nebentische und ging zur Thüre hinaus. — Indessen wiegte sich Melanie wirklich in ihrem himmelblauen Kabinett auf ihrer Chaiselongue und erwartete ihn. Um ihre schon vollständig frisierten Locken schlang sich ein feines weißes Gewebe und rahmte kleidsam ihr hübsches Gesicht ein. Es galt ja heute, nicht nur ihn wiederzugewinnen, das wurde ihr niemals schwer, nein, sie wollte auch eine Rache ersinnen, um Labinoff, gerade so wie gestern Velten, von dem Interesse zu heilen, das beide, wie sie glaubte, für Lelia hatten. Richter sollte ihr dazu verhelfen, und deshalb mußte sie heute ganz besonders liebenswürdig sein und ihn zu der Überzeugung zu rückführen, daß nur er allein der von ihr Bevor zugte sei. Die Zeit, in welcher er da sein konnte, war längst verstrichen und sie sah geärgert auf die kleine goldene Uhr, die in einem ciselierten Etui vor ihr auf dem Tische stand. „Er wird den Beleidigten spielen, weil ich gestern mit Belten die Treppe herunterkam", saate sie gäh nend, indem sie ihren Kopf an das blaue Seidenkisfen des Sofas lehnte. „Er wäre am Ende im stände, gar nicht zu kommen. Er hat es so schon übel ge deutet, al» ich ihm neulich der. Vorschlag machte, Carla den Hof zu machen. Trotz aller seiner Blasiert- '.M u) sür die Ehefrau im April, Mai, Juni, Jllli, August, September, Oktober, monatlich 6 M, in den übrigen Monaten 9 M; b) für jedes Kind unter 15 Jahren, sowie für jede der unter b oben bezeichneten Personen monatlich 4 M. Die Geldunterstützung kann teilweise durch Lieferung von Brotkorn, Kartoffeln, Brenn material rc. ersetzt werden. Unterstützungen von Pri vatvereinen und Privatpersonen dürfen auf die vor bezeichneten Mindestbelräge nicht angerechnet werden. Die bewilligten Unterstützungsbeträge sind in halb monatlichen Raten vorauszuzahlen. Für Beginn und Fortdauer der Unterstützungen kommt auch der sür Hin- und Rückmarsch zum beziehungsweise vom Truppenteil erforderliche Ziilrauin m Berechnung. Wenn der in den Dienst Eingetretene vor semer Rückkehr verstirbt ober vermißt wird, so werden die Unlerstützungen so lauge gewährt, bis die Formation, welcher er «»gehörte, auf den Friedenssuß zurückgesührt oder aufgelöst wird. Insoweit jedoch den Hinterbliebenen ans Grund des Gesetzes vom 27. Juni 1871 Bewilligungen gewährt werden, fallen die durch gegenwärtiges Gentz geregelten Unterstützungen fort. Falls Personen, deren Familien nach den Vorschriften dieses Gewtzes Unterstützungen erhalten, nach ihrem Eintritt in den Dienst u) der Fahnenflucht sich schuldig muchen oder b) durch gericht liches Erkenntnis zu Gefängnisstrafe von länger als 0monatiger Dauer oder zu einer härteren Strafe verurteilt werden, wild die bewilligte Unterstützung nicht fortgcwährt. Die Truppenbesehlshaber haben in diesen Fällen den beteiligten Unterstützungskommissionen schleunigst Nachricht zu geben. Für die nach vorstehenden Bestimmungen gezahlten Unterstützungen wird Entschädigung aus Reichsfonds gewährt. Der Umfang und die Höhe dieser Ent schädigung und das Verfahren bei Feststellung der selben wird durch jedesmaliges Spczialgesetz des Reiches bestimmt Die Familien der aus der Reserve, Landwehr, Seewehr und dem Landsturm als Offiziere, Sanitäts offiziere und obere Beamte in den Dienst getretenen Personen erhalten Unterstützungen aus Mttitär- l Marine-) Fonds unter gleichen Voraussetzungen und nach denselben Grundsätzen, wie die Familien der Offiziere rc des Friedensstandes. Durch das Gesetz vom 3. Mai 1872 wurden die Besitzer von Dampskesselanlagen verpflichtet, eine amt liche Revision des Betriebes durch Sachverständige zu gestatten, die zur Untersuchung der Kessel benötigten Arbeitskräfte und Vorrichtungen bereit zu stellen und die Kosten der Revision zu tragen. Es bildeten sich infolge dessen mit Genehmigung des Handelsministerö unter den Interessenten sogenannte Dampfkefsel- revislonsvereine, welche ihrerseits Ingenieure an- stellten, die, an Stelle der Kreisbaumeisicr, m regel mäßigen Perioden die Dampfkessel der Mitglieder re vidieren und somit als öffentlich bestellte isachverstän dige und als Hilfsorgane der Sicherheitspolizei für die Zeit der Ausübung ihrer technisch-polizeilichen Befugnisse anzusehen sind. Um nun den amtlichen Handlungen ihrer Ingenieure die erforderliche Glaub würdigkeit sowohl nach außen hin, als auch im Ver kehr mit den Behörden zu sichern, hatte der Zentral verband der preußischen Dampfkesselüberwachungs- vereine die Vereidigung der Ingenieure seiner Mitgliedsvereine beantragt, welche vom Handelsminister i. V. v. Boetticher genehmigt worden ist. Die Ver eidigung, welche durch den Landrat zu erfolgen hat, soll keine obligatorische sondern eine fakultative sein und jedesmal auf den Antrag des Vorstandes des be teiligten Kesselüberwachungsvereins erfolgen Über die Vereidigung erhält der Ingenieur ein Anerkenntnis von der Provinzialverwaltungebehörde seines Revisions bezirks. Wo eine Vereidigung nicht stattfindet, wird dem Ingenieur eine behördliche Legitimation über die ihm verliehenen amtlichen Befugnisse behändigt. Ter „Reichsanz." meldet heute: Am 24. d. Mts ist die Maschine und der Packwagen des von Emden früh 5 Uhr 10 Min. abgelassenen Schnellzuges auf der Ledabrücke beim Bahnhofe Leer entgleist. Bei diesem Unfall, durch den der Betrieb sür einige Zeit gestört sein wird, haben glücklicherweise nur einzelne Personen leichte Quetschungen erlitten. Die Veran lassung zu der Entgleisung ist noch nicht festgestellt. Wie die „Nordd AUg. Ztg" berichte:, ist den Werken von Krupp uno Gruson die gesamte Aus rüstung der neuen belgischen Maasforts mit Ka nonen, Panzertürmen und Panzerplatten übertragen worden. Letzteres auf Empfehlung der Generäle Brialmont und Nicaise, von denen der erstere bekannt lich im vorigen Jahre in Bukarest die Wettschießver- heit und nüchternen Lebensanschauung ist er in seiner Verehrung für mich ein Phantast — und das ist es wohl auch, was mich dieselbe so lange ertragen ließ, ohne zu ermüden. Indessen seine Eifersüchteleien langweilen mich und sein lächerliches Ausbleiben noch mehr — und sie bog den Arm zurück und schlug auf die Schelle, die vor ihr stand, und befahl dem eintretenden Diener, ihre Chokolade zu bringen. Noch ehe dieser jedoch den Befehl vollzogen hatte, vernahm sie Richters wohlbekannte Schritte im an stoßenden Salon. Ein triumphierendes Lächeln glitt über ihr Gesicht. „Gottlob, daß Sie da sind, lieber Gustav", rief sie ihni entgegen, indem sie ihren Kopf vom Kissen hob und ihm ihre Hand entgegenstreckte. „Sie haben mir eine schlaflose Nacht bereitet, denn ich konnte mir Ihr plötzliches Verschwinden aus dem Theater nicht anders erklären, als daß Sie krank geworden seien." „Sie hatten ja Begleitung, gnädige Frau," sagte Richter mit erzwungener Külte, während er sich auf einem Fauteuil ihr gegenüber niederließ. „Ich spiele nicht gern den Überflüssigen, wie Sie wissen, und wollte Sie des Vergnügens nicht berauben, ungestört mit dem Baron nach Hause gehen zu können." „Aber Sie sind wirklich kindisch, Lieber, kindisch, wie ein verliebter Sekundaner, der im stände wäre, sich totzuschießen, weil zufällig seine Angebetete nicht am Fenster stand, als er vorübcrging. Seien Sie doch einmal vernünftig und fassen Sie die Sache so auf, wie sie ist." (Fortsetzung folgt.) suche zwischen den Systemen Krupp und Bange (Fran zose) geleitet hatte. Die Münchner „Allg. Ztg/ schreibt: „Lie von mehreren Blättern gebrachte Nachricht, daß der vom Reichsgerichte seiner Zeit verurteilte dänische Kapitän Sarauw auch in Bezug auf die beiden letzten Hoch und LandesverratSprozesse der Regierung wirblige Mit teilungen gemacht und dadurch seine Begnadigung be wirkt habe, wird nicht richtig sein. In dem Prozesse gegen die Mitglieder der Patrioteiliga ist das amt liche Einschreiten auf Grund der Denunziation eines Franzosen erfolgt, und in dem Prozesse gegen Klein und Genossen ist in der Hauptsache alles auf die Ge ständnisse des Klein zurückzuführen; in beiden Anklage- fachen ist irgend eine Beteiligung des Sarauw nicht hervor getreten und nach Lage der Sache auch gar nicht anzunehmen. Mau wird alfo die erfolgte Be gnadigung des Sarauw seinen früheren Gesländnifjen, sowie seiner musterhaften Führung im Gefängnis und seiner Kränklichkeit zuzuschreiben haben" Die „Köln. Ztg." schreibt: „Russische beziehent lich polnische Speditiv ushäuser haben in West- preußen und auch in anderen Grenzbez>rken bis jetzt in der Weise Handelsgeschäfte betrieben, daß sie auf den Staatseisenbahnabfertigungeu, den Hauptzoll- und Postämtern gewöhnliche Vollmachten niederlegteu, durch welche sie dortige Gescbästsleute in den Stand setzten, die sür die russischen und polnische n Spediteure unter der Adresse einer preußischen Siadt eingegangencu Post- und Elsenbahnsendungen anzunehmen, zu verzollen u. s. w. Durch die Ausgabe des preußischen Be stimmungsorts wurde der Schein erweckt, als ob die betreffenden sremdländischen Häuser in Preußen an sässig wären, und dieser Umstand hat, namentlich wenn Rcchtsstreitigkeiten ausbrechen, mannigfache Unzu träglichkeiten veranlaßt. Gegenwärtig hat die Postbehörde entschied, n, daß die Nicderlegung einer Postvollmacht allein seitens der sremdländischen Häus r im Sinne der Postordnung nicht genüge, vielmehr jeder neue Antrag eines auswärtigen Handelshauses auf Hinter legung einer Poswollmacht von der Eintragung des Geick'äflshaufes in das diesseitige Handelsregister ab hinge. Daraufhin ist allen russischen und polnischen Häusern, welche in den in Betracht kommenden Ort schäften Postvollmachten niedergelegt haben, ohne daß deren Geschäfte in das deutsche Handelsregister ord nungsmäßig elngetrageu wären, aufgegebeu, diese Ein tragungen bewirken zu lassen, widrigenfalls die Sen dungen als unbestellbar behandelt werden Die Staats bahn- und die Zollverwaltung werden vermutlich diesem Beispiel folgen." * Wien, 25». Juli. Die Nachricht, daß die oeut sch- österreichischen Handelsvertrags» erhandlet »gen im September beginnen werden, findet in unterrichteten Kreisen keine Bestätigung; bisher ist hierfür noch kein Termin bestimmt. Paris, 24. Juli. Der Kaiser von Brasi lien stattete gestern dem hundertjährigen Chevreul einen langen Bestich ab und unterhielt sich aufs Herz lichste mit ihm , Mein Alter begrüßt Ihre weiß haarige Jugend , sagte er beim Abschied. — Ter Budgetuusschuß begann gestern die Prüfung der Ersparnisvorschläge des Ministeriums beim Budget des Handelsministeriums und wird morgen zu dem des Marineministeriums übergehen. Nach Beendigung der Einzelberatungen wird, wie gewöhnlich, eine Ge neraldebatte stattfinden, nach deren Erledigung der Ausschuß seinen Generalberichterftatter wählen wird. — Ter „Rappel" zieht die „Bilanz" der abgelaufe nen Parlamentstagung und findet keinen Grund, der Kammer sür das, was sie in den gehaltenen 97 Sitzungen gethan, großes Lob zu spenden: Zuerst war es notwendig, das im Dezember unerledigt ge bliebene Budget des lausenden Jahres fertig zu stellen. Indem die Kammer dies that, opferte sie zugleich einige ihrer Finanz- Vorrechte dem Senat. Dann nahm sie das abscheuliche Gesetz über die Getrcidezölle an, dessen Abschaffung bereits verlangt worden ist. . . . Nach Ostern begann man das Kabinett Goblet zu stürzen, eine Operation, deren Borteile heute zwcifelhastcr als je sind. Dann machte man sich an die Beratung des MUitär- gesetzcs, welches bekanntlich in einen ticscn Graben gestürzt ist. Hieraus schob man geringschätzig den Stadtbahnentwurs bei Seite und zuletzt, um eine derartige Lausbahn würdig abzuschliesten, hat man den wenigen noch lebenden Kämpfern, die im Februar 1848 mit ihrem Blute den Grundstein der Republik kitteten, den für sie verlangten Bissen Bro» verweigert. Der „Rappel" schreibt die Schuld für diese Miß erfolge, sür diese Unfruchtbarkeit dem E uslusfe der 170 Stimmen der Rechten zu, ist aber überzeugt, daß das Land, das seit einem Jayrhundert „nach links dränge ", auch die jetzigen Hindernisse überwinden werde. — Die „Justice" erklärt heute, sie habe bisher die „Enthüllungen" der „France" aus Clermont-Ferrand Die Lphinr von Gizeh. Ein vorzüglich ausgefüt,rtes Bild des Malers Ernst Körner in Berlin, welches die berühmte Sphinxgestalt (nach ihrer Erscheinung im letzten Win ter^ darstelll, hat einen kundigen Archäologen zu sehr interessanten Mitteilungen in der „Voss. Ztg." über das altägyptische Denkmal veranlaßt, namentlich, in Bezug auf die historisch bekannten und erwiesenen Versuche, dasselbe von dem verhüllenden Wüstensande zu befreien. Wir geben den größten Teil des Artikels hiermit wieder: Aus vielen Abbildungen und Photographien ist der negerartige Kopf des Steinungeheuers, das aus dem gelben Wüstensande den Kops neugierig hervor streckt, als wollte er Umschau halten über die neue Welt im grünen Nilthal zu seinen verborgenen Füßen, selbst unsern Kindern in der Schule wohlbekannt ge worden. Der Rücken des Löwenleibes dehnt sich auf eine Strecke von 180 Fuß hinter dem Kopfe über das Sandmeer hinaus. Mit affenartiger Behendigkeit pflegen die arabischen Anwohner in der Nähe des Dorfes Kafr der Sphinx auf den Kopf zu steigen, um in dem rechten Ohre ihren Platz einzunehmen und dem erstaunten Zuschauer da unten im Sande es klar zu beweisen, in welchen unmenschlichen Dimensionen der Kopf des „Vaters des Schreckens" mit seiner sieben Fuß langen Mundspalte von den Kindern Pharaos angelegt worden ist. Das Wunderbare wird indeß auf ein bestimmtes Maß beschränkt, wenn man weiß, daß die riesenhaften Verhältnisse eigentlich nur von der Mutter Natur selber vorgeschrieben waren. Ein Felsrücken, der sich aus dem Plateau der Wüste erhob, erinnerte in seiner Längsausdehnung nicht erwähnt, weil sie überzeugt sei, daß Bonlanger diese Veröffentlichung nicht veranlaßt habe, sondern daß man vertrauliche Mitteilungen desselben mißbraucht und seine Worte entstellt habe; die republikanische Presse hätte besser daran gethan, von jenen Ent hüllungen gar nicht Notiz zu nehmen. Die „Justice" thäte besser daran, einzugestehen, daß sie besondere Grunde hat, in diesem Falle „die Lichter auSzu- löschen", welche den Republikanismus des ExkriegS- ministers so merkwürdig illustriert haben. — Der „Figaro" erinnert daran, daß Louis Napoleon >851 beim Staatsstreiche nur 2 Generäle sicher auf siimr Seite hatte, und findet ganz unwahrscheinlich, daß 94 von 3U> Generälen der aktiven Armee sich für Boulanger blvßgestellt haben sollten. Wenn die Regiernng Boulanger gefährlich fände, so würde sie ihn gleich nach der ungesetzlichen Bahnhvfkundgebung abgejetzt haben; die Republik lasse aber ungefährlichen Sündern Zeit zur Besserung! — Das Komitee der „Patriotenliga" des dritten Stadtbezirks hat gestern einen Beschluß gefaßt, in welchem es die Mitverant wortlichkeit für die Kundgebungen vom Lyoner Bahn hof und vom 14. Juli entschieden ablehnt und den leitenden Ausschuß, der sie gebilligt hat, tadelt, aber trotzdem auf seinem Posten zu bleiben erklärt, um die Liga ihrem Ziele, der Wiederaufrichtung des Vater lands, treu zu erhalten und vor allen Einmischungen in die innere Politik zu bewahren. — Der republika nische Gemeinderat von Orleans hat den Antrag, die dortigen Schulen zu verweltlichen, abgelehnt, und läßt die geistlichen Lehrer im Amte; nur eine einzige Schule soll weltlichen Lehrern überwiesen werden. Die Sitzung war sehr stürmisch. Paris, 24 Juli. (Köln. Ztg.) Die Rede, welche der Kricgsmilnster bei der Besichtigung der Militär schule von Saint Cyr gestern gehalten, hat folgenden Wortlaut: Junge Kameraden! Ich schätze mich glücklich, mich in Eurer Mitte zu befinden und diese Schule zu besuchen, aus welcher der ^rmee neben berühmten Generälen so viele anspruchslosere Offiziere hervorgegangen sind, von denen viele bei der Ver teidigung der Fahne Frankreichs als Helden aus dem Schlacht- seldc gefallen sind. Ich freue mich über die früheren Beförder ungen und habe Vertrauen in die der Gegenwart und der Zu kunft. Ich habe die volle Überzeugung, daß die Zöglinge der Anstalt ihrer Vorgänger durch Mut, Mannszucht und militärische Bildung würdig sein werden. Es ist wichtig, daß man jenseits unserer Grenzen wisse, daß die französische Nation leineswegs entartet, sondern bereit ist zu allen Krastanstrengungen und allen Opfern, welche erforderlich sind, um ihre Würde und Ehre zu sichern. Wir gehören, meine jungen Freunde, zu einem srei- hcillichen und durchaus demokratischen Gemeinwesen, in welchem jeder den Platz findet, den er sich durch seine Arbeit und seine Fähigkeit erwirbt, und unsere große Mililärschule ist sein Ab bild: hier begegnen sich alle Klaffen und werden verschmolzen in dem nämlichen Anhänglichkeitsgefühl gegen das Vaterland. Bewahrt sorgfältig diesen kameradschaftlichen Geist, welcher sür die Armee eine so große Quelle der Kraft ist, und vergeßt nie mals die Opfer, welche die Regierung der Republik verlangt und das Parlament bewilligt hat, um eine der Nation würdige Armee zu errichten Wir müßten Republikaner aut Dankbarkeit sein, wenn wir es nicht aus Vernunft und Gefühl wärm. Hr. Francis Laur hat sich bereit erklärt, die Unterschrift der Clermont-Ferrandschen Briefe zu übernehmen, indem er Hrn. v. Cassagnac, der den Artikejfchreiber einen Lügner genannt hatte, feine Zeugen geschickt hat. Die „France" kündigt heute diese Großthat ihres Federhelden in gesperrtem Druck an und fügt hinzu, leider sei Cassagnac verreist, ohne seinen Aufenthaltsort angegeben zu haben, und kehre erst Dienstag oder Mittwoch nach Paris zurück. Wie alle Wett weiß, befindet sich Cassagnac in Ville d'Avray bei Paris, wo Gambetta seinerzeit wohnte; er soll mäst geneigt sein, Laur Genugthuung zu ge währen, es sei denn, daß die „France" Beweise für ihre Behauptungen dringe. Rom, 25. Juli. (W. T. B.) Der „Moniteur de Rome" veröffentlicht ein Schreiben des Papstes vom 15. Juni an den Kardinal-Staatssekretär Ram- polla über die Regierungsgrundsätze der Kirche. Darrn heißt es, der Papst habe die Mission über nommen, das Papsttum mit den Völkern und den Regierungen wieder auszusöhnen. Bezüg lich Italiens entwickelt der Papst die in der Alloku- tion vom 23. Mai enthaltenen Ideen über die römische Frage. Man habe seine Gedanken entstellt, da er als die Grundlagen der Pacifikation die Ge rechtigkeit, die Würde und Unabhängigkeit des heiligen Stuhles und des Papstes bezeichnet habe. Nach einem historischen Rückblick auf die weltliche Gewalt und das päpstliche Rom heißt es dann, die territoriale Souveränetät sei die unumgängliche Bedingung ernn jeden Lösung und Versöhnung. Alle anderen Pro jekte seien unannehmbar, weil eine territoriale Sou fast unwillkürlich an den Leib eines liegenden Löwen und ein Gott ward bald gefunden, nm der Löwen gestalt mit menschlichem Angesicht als heiliger Vor wand zu dienen. Es war der Sonnengott Ra-Tum, oder nach seiner Nebenbezeichnung Harmachu, d. i. „Horus in der oberen Lichtsphäre", aus welchem die Griechen sich einen Helios-Harmachis modelten. In Körners Bilde sieht man die Sphinx bis auf die Riesenklauen des Löwenkörpers hin vom ewigen Sande befreit, den Tempel und den Altarblock vor ihrer Brust den Blicken wiedergegeben und den ganzen Raum im Vordergründe wie einen ungeheuren Schlund geöffnet. Der Zauber einer großartigen Vergangenheit ruht auf der toten Welt, der die Sand schaufelnden und karrenden Araber im Vordergründe den Eindruck eines großartigen vorgeschichtlichen Friedhofes verleihen. Nach vereinzelten Zeitungsnachrichten, die gegen wärtig durch genauere Mitteilungen ergänzt werden, hat die Verwaltung des Khediwialen Museums in Bulak die kostspielige Freilegung der ägyptischen Sphinx am Rande der Wüste seit dem Jahre 1886 in Angriff genommen. Noch unter der Direktion der Pariser Gelehrten Maspero wurde der Plan gefaßt, um sich Gewißheit darüber zu verschaffen, ob die Sphinxgestalt, wie es ihre Abbildungen deutlich er kennen lassen, auf einem Sockel ruhe. In diesem Falle, würde vielleicht die Möglichkeit vvrliegen, unter dem Löwenungeheuer die Mumie eines uralten König» zu entdecken. Schon Plinius spricht davon, daß die Sphinx das Grabmal eine» König» Namens Har- machis berge und die arabische Sage setzt an Stelle desselben den Becher Salomonis, au» einem einzigen !
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