Dresdner Journal : 19.12.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188712199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-12
- Tag1887-12-19
- Monat1887-12
- Jahr1887
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1687
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- Titel
- Dresdner Journal : 19.12.1887
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IAA», Ankündignnge« für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Journal" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- »d Oewerß- treidende» bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung anstrrordentliche Bergünstignnge» gewährt werden. ÄmtliLtr Teil. Se. Majestät der König haben den zum Vice- und Deputy-Lonsul der Vereinigten Staaten von Nord amerika in Annaberg ernannten Lovis R. M. Omer daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Die durch Bekanntmachung vom 3. vorigen Mo nats der Nordischen Versicherungs - Aktien - Bank zu Hamburg bewilligte Zulassung zum Geschäftsbetriebe in Sachsen mit dem Sitze in Dresden hat infolge Er klärung des Vorstandes der Bank sich erledigt. Dresden, am 15. December 1887. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Böttcher. Fromm. " — " —' ; 7!^«—«.^--0 - . Nichtamtlicher Teil. Telegraphische Wachrichten. Leipzig, IS. Dezember. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS Urteil im LandeSverratSprozeß gegen Ca- banveS lautet auf 10 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust. Köln, 19. Dezember. (Tel. d. DreSdn Journ.^ Die „Kölnische Zeitung" meldet von gestern auS San Remo: Die Untersuchung ergab keinerlei Neigung zu Geschwulst. DaS Allgemeinbefinden Sr. Kaiserl. und König!. Hoheit deS Kronprinzen ist vortrefflich. Würzburg, IS. Dezember. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der heutigen LandtagSwahl für Würz burg-Land wurde Pfarrer Sauer (Zentrum) in Karlstadt gewählt. Wien, 1v. Dezember. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Heute vormittag konferierte Ministerpräsident Tisza mit dem Grafen Kalnoky im auswärtigen Amte, wo später Kronprinz Rudolf eintraf. Der Kronrat dürfte mittag- stattfinden. Nom, 18. Dezember. (W. T. B.) Der König ernannte Marchetti zum Botschafter in St. Peters burg. San Nemo, 18. Dezember (W. T. B.) Se. Kaiserl. und König!. Hoheit der Kronprinz machte deute Vormittag mit Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Heinrich und dem Herzog v. Edinburgh einen Spaziergang. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Kronprinzessin nahm mit den Prinzessinnen Töchtern und dem Herzog v. Edin- burg daS Frühstück au Bord deS Aviso „Surprise" ein, welcher später mit dem Herzog v. Edinburgh au Bord nach Neapel abfuhr. London, 1S. Dezember. (Tel d. Dresdn. Journ.) Nach dem amtlichen Erlaß tritt daS Parlament den v. Februar nächsten Jahres zusammen. Dresden, 19. Dezember Die Heeresvorlage im Reichstage. Nachdem am Donnerstag bei Gelegenheit der -weiten Lesung der Getreidezölle im Reichstage die Feuilleton. K . Hoftheater. Neustadt. Am 18. Dezember »Alte Mädchen". Lustspiel in einem Akt von Fried rich Schütz. (Zum ersten Male.) „Die Frau im Hause". Lustspiel in 3 Akten von A. P. (Reuein- studirt.) Das kleine einaktige neue Stück konnte zwar an sich inhaltlich nicht» Ueberrajchendes bieten, aber e« war ihm der Vorteil zu Teil geworden, in einer gar fleißigen und gefälligen Darstellung, welche Herr Re gisseur Richelsen eingearbeitet hatte, einen Vermittler zu finden Frl. Ulrich, Frl. Baste und Hr. Nhil (Ottilie, Minna und Curt) wußten ihre Plaudereien über Herzensangelegenheiten, die mit Verlobung endigen, mit jener guten Schauspielerlaune zu führen, welche immer da als die willkommenste Hinzuthat begrüßt werden muß, wo der Gegenstand eine wirklich dra matische Anregung schuldig bleibt. Munterer Bortrag, zwanglose Gruppirung und der stets angenehme Ton der guten Gesellschaft verkürzten die Zeitdauer dieser geistig leeren Arbeit und riefen eine freundliche Stimmung im Publikum hervor. Das zweite Stück hält diese Stimmung durch sich selbst recht annehmbar aufrecht. Es ist mit der scenischen Behaglichkeit der früheren Zeit, aber auch mit ihrer Sorgfalt für einen natürlichen Dialog ge arbeitet und gleichsam bei der Verfasserin, Pauline Raupach, geborene Werner, au» guter Schule hervor gegangen. Diese gediegenen Eigenschaften und die Bescheidenheit, nur ein alltäglich«« Stück Leben, wenn Meinungen in mächtigen Gegensatz getreten waren, bot in der Freitagssitzung da» Hau» bei der ersten Beratung des Gesetzes betreffend die Änderung der Wehrpflicht den erfreulichen Anblick erhebender Einigkeit. Man kann den allseitigen Wiederhall, welchen die jüngste deutsche Thronrede mit ihrer ausgesprochenen Betonung der Friedensliebe Deutschland» und mit ihrer nicht minder kräftigen Hervorhebung seiner festen Entschlossenheit, jeden Angriff mit Aufbietung aller Kräfte abzuwehren und in der Verteidigung seiner Unabhängigkeit so stark zu werden, daß eS jeder Gefahr ruhig entgegensetzen könne, im deutschen Volke gefunden hat, nicht besser sich vergegen wärtigen, als indem man die bei dieser Be ratung des Reichstage- gehaltenen Reden liest. Die ganze Stimmung des Hauses stand unter dem Zeichen der kaiserlichen Thronrede. Nach dem Krieg»- Minister bekundeten die Rvdfter der, konser vativen, freikouservativen, nationaliiberalen, freisinnigen Partei, des Zentrums und selbst der Welfen ihre rück haltlose Übereinstimmung mit jenen Sätzen der Thron rede und damit zugleich mit dem ihrer Beratung unterliegenden Gesetzentwurf. Nur dem Redner der sozialdemokratischen Partei blieb der traurige Ruhm Vorbehalten, als einziger seine Stimme gegen einen Gesetzentwurf zu erheben, der in Zeiten der Not eine durch ihre Organisation Erfolg versprechende Zu sammenraffung unserer gesamten Volkstraft zu er möglichen strebt. Daß wenn — was Gott ver hüten wolle — Deutschland in absehbarer Zeit ge- nötigt werden sollte, zum Schwerte zu greifen, dieser Krieg rin Kampf um unsere nationale Existenz sein würde, und daß eS eine dringende Pflicht des Patriotismus ist, dahin zu wirken, daß wenn in einem solchen Kriege es notwendig werden kann, die letzten Kräfte unseres Volkes zur Verteidigung de- Vater ländischen BodenS aufzubieten, dann diefeS Opfer wenigstens nicht infolge fehlender Organisation nutz, los gebracht werde, diese Überzeugung scheint den Führern der Sozialdemokratie, die sich mit so großer Vorliebe die wahren Vertreter de» „Volkes" nennen, noch nicht gekommen zu sein. Glücklicherweise kann keine Rede davon sein, daß diese Haltung de» sozial demokratischen Häufleins im Reichstage auf das Schick sal der Vorlage irgendwelchen nachteiligen Einfluß auSübe, ja sie vermag nicht einmal dem schönen Ein drücke, welchen die Einigkeit aller anderen Parteien in dieser patriotischen Frage im ganzen Lande her vorgerufen hat, Abbruch zu thun. Bereits am Sonn abend ist die Kommission, an welche die Vorlage ver wiesen ist, konstituiert worden. Dieselbe wird sich dem Vernehmen nach darauf beschränken, gewisse Auf klärungen feiten der Regierung entgegenzunehmen und so steht zu hoffen, daß der Reichstag in Bälde den Gesetzentwurf ohne nennenswerte Änderungen annehmen und so daS Seine zu diesem Werke nationaler Siche rung beitragen wird. Tagesgeschichk. * Berlin, 18. Dezember. Se. Majestät der Kaiser empfing heute den Besuch de» Großherzogs von Sachsen-Weimar, welcher am Abend zuvor auS Weimar zum Besuche in Berlin eingetroffen war. Alsdann empfing Se. Majestät zu einer Konferenz den Generalfeldmarschall Grafen v. Moltke und ar beitete sodann mit dem Lhef des Militärkabinetts, General v. Albedyll. Am heutigen Tage empfing Se. Majestät im Beisein de» Staatssekretärs des Äußern, Grafen Herbert Bismarck, mittags den neu- ernannten chinesischen Gesandten am hiesigen Hofe, Hung-chün und darauf um K1 Uhr den neuernannten japanischen Gesandten Marquis Smonzi, um auS deren auch in zu gestreckter Gestalt, geben zu wollen, paffen sehr wohl zu dem hausbackenen Vorgang in diesen drei Akten, deren erster allerdings ein verräterisches Schaufenster in den letzten darbietet. Frau Bayer, Hr. v. d. Osten, der in glücklicher Maske erschien, Hr. Swoboda, hier mit gemütlichem Tone wirkend, sowie in zweiter Linie Frl. Diacono, Frl. Flössel und Hr. Dettmer traten nach dem Sinne ihrer Rollen mit einander in ein abgerundete» Zusammenspiel. Den charakteristischen Mittelpunkt des Stücke» bildet die Titelrolle, welche Frau Bayer nach dem Vorbilde der täglichen Wirklichkeit mit feinem Künstlertaft zu gestalten wußte. O. B. Frieda. «rzählu», von v. «errat»». (Kortsetzun«.) ,Komm, Schatz, so lange» Stillstehen macht Dir kalte Füße. Weißt, wa» ich möchte? Auf» Ei» möcht' ich mal mit Dir wie früher, thust Du mit?" „Wenn Du mich gut festhalten willst, warum nicht? So'n bißchen vorne an, da ist e» ja kaum noch glatt." So wagten'» die beiden Alten, vorsichtig Schritt vor Schritt und seelenvergnügt in der Erinnerung früherer Tage, wo auch sie über die spiegelglatte Fläche Arm in Arm dahingepflogen waren „Doktor Goethe, Doktor Goethe und seine Frau, er hat also eine, sehen Sie ihn nicht?" rief Paula der geliebten Lehren» zn. Ja, sie sah ih» a»d Händen die Schreiben entgegenzunehen, wodurch die selben am hiesigen Hofe beglaubigt werden. Nach mittag» arbeitete der Kaiser dann noch längere Zeit allein und erteilte dem Grafen Brühl-Psörten, welcher sich im allerhöchsten Auftrage zum 31. d. Mts. zur Jubiläumsfeier de» Papstes nach Rom begiedt, eme Audienz. Ihre Majestät die Kaiserin besuchte heute mit den Großherzogl. badischen Herrschaften und dem Groß herzoge von Sachsen-Weimar den Gottesdienst in der Kapelle de» Augustahospital». Von autoritativer Seite erhält die „Köln. Ztg." eine Darstellung über die neuen Erscheinungen in der Krankheit de» Kronprinzen, die inzwischen auch durch ein im „Reichsanzeiger" veröffentlichte» Bulletin der den hohen Pattenten behandelnden Arzte bestätigt werden. Demnach find in der linken Kehlkopfhälfte, am linken falschen Stimmband, etwa» höher hinauf al» die Schwellung im Oktober, einige knopfartige Wucherungen entstanden, die aneinanderhaftend zusam men die der Größe einer gespaltenen Erbse haben. Die Wucherung könnte leicht mit der Zange weg- genommen werden, wa» aber unnötig ist, weil sie wegen ihrer Kleinheit da» Atmen, Schlucken und Sprechen nicht behindert. Die Stimme ist gewöhnlich matt, weil sie nicht angestrengt wird; sie würde voller klingen, wenn der Kronprinz mit ganzer Kraft sprechen dürfte. Die neue Wucherung kann, gleich den frühe ren, au» sich heraus ein Odem veranlassen. Ein operativer Eingriff würde direkt zur Odembildung an- reizen, weshalb er unthunlich ist. Die alte Schwel lung ist etwas verkleinert, teilweise vernarbt. Die im Sommer von Mackenzie entfernte Geschwulst ist nicht nachgewachsen. Die bisherige Behandlung wird mit gewissen Änderungen, aber strengerer Handhabung fortgesetzt. Die .Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Es läßt sich nicht eben behaupten, daß .der Artikel de« „Russ Invaliden", welcher bezüglich der von Wien au« inkrimi- nirrten Truppenbewegungen läng- der galizischen Grenze den Spieß geradezu umkehrt und daS militärische Verhallen der Mittelmächte für die mißliche Gestaltung der Situation verant- wörtlich macht, aus die österreichisch ungarischen Politiker einen beruhigenden Eindruck hervorgebracht hätte. Offenbar hatte man sich einer anderen und loyaleren Antwort seitens der russi schen Preff« versehen, einer Antwort, welche erkennen ließ, daß, wenn Rußland auch nicht zur Rückgängigmachung einmal voll zogener Maßregeln sich entschließe, es doch, den gerechten Ein wendungen gegen seine umsassenden Greazvorkehrungen Rechnung tragend, nunmehr wenigsten- von einer Fortsetzung dieser Taktik Abstand nehmen würde Statt dessen zeiht der „Russ Jnv." die mitteleuropärschen Mächte aggressiver Gelüste, offenbar nicht in der Absicht, den Sachverhalt zu vereinfachen und zu klären, sondern ihn zu verwickeln und zu verdunkeln, mit der Aussicht auf Ergreifung neuer Maßregeln in der österreich ungarischer- seitS doch so ernst beanstandeten Richtung! Und da- Raisonne- ment des „Ruff. Jnv." erhält durch den Kommentar des „Journ. de St. Pelertbourg" obendrein eine Verstärkung, welche kaum einen Zweifel läßt, daß man an der Newa nicht, wie das Wiener „Frdbl." noch unlängst that, zwischen politischer und militärischer Situation unterscheidet, sondern jene wie diese in den Dienst der gleichen, für die Zukunft wenig Gutes verheißenden Tendenz einstellt E» wäre hiernach nicht zu verwundern, wenn, falls Rußland mit seinen militärischen Vorberei tungen an der Grenze fortsahren sollte, auch Öster reich-Ungarn in die Bahn praktisch wirksamer Vor- ksehrungen im Interesse der Wahrung des militäri schen Gleichgewichts einlenkte." Man wird woh! nicht fehlgreifen, schreibt die ,Mln. Ztg ", wenn man annimmt, daß die heutige militärische Beratung, welche Kaiser Wilhelm mit dem Prinzen Wilhelm, dem Feldmarschall Grasen Moltke, dem Generalquartiermeister Grafen Waldersee, dem Kriegsminister und dem General v. Albedyll ge habt hat, wesentlich bedingt worden ist durch die Mit teilungen, welche der russische „Invalide" über die Verhältnisse Deutschland-, Österreichs und Rußlands zueinander veröffentlicht hat, Mitteilungen, welche nach hiesigen allgemeinen Annahmen daS wirkliche Sach- freute sich, sie wußte selbst nicht recht warum. Gleich im nächsten Augenblick aber erschrak sie, denn die hohe Greisengestalt glitt au», schwankte und hätte am Boden gelegen, die Gattin mit sich ziehend, wenn Frieda nicht blitzschnell hinübergeflogen wäre und sie gehalten hätte. Wie eS kam — sie konnte e» nie nachher sagen, aber sie brachte eS eben fertig und stand errötend vor der Dame, die ihr freundlich, aber mit einer gewissen vornehmen Unnahbarkeit dankte. Wie ganz ander- klang Doktor Müller-: ,H, das war mal lieb von Ihnen, kleine Feel Danke, danke schön! Freut mich, daß wir un- wieder finden, aber schelten sollten Sie mich wegen meine- jugendlichen Leichtsinn-, der meinem armen Frauchen beinahe Übel bekommen wäre! Meine Frau, Fräulein v. Alten, ich erzählte dir'» ja schon, Mutter." Die Mutter sah ihn groß an, mißbilligend? be fangen? und sagte: „Wir thun wohl besser, wenn wir un» wieder auf ungefährlichen Boden begeben, Albrecht Besten Dank, mein Fräulein!" „Wie Du willst, Schatz. Na — denn Adieu für heute auf Wiedersehen! Lasten Sie sich nicht zu viel aefallen von den wilden Krabben! Ich bliebe doch schrecklich gern noch ein wenig hier, Mutter! Wie wä'r»?" Sie -ögerie überlegsam. „Ich bin in der That zu müde, lieber Albrecht, und möchte nach Hause; aber wenn Du m.ch bi» zur Pferdebahn bringst, kannst Du ia —" „O, da» kann ich tbun," rief Frieda, „wenn Sie e« erlauben, ich thue e» sehr gerne," fügte sie stockend hinzu, durch den prüfenden Blick au» den jetzt sehr ernsten Auge» der Doktorin etwa» verschüchtert. Verhältnis geradezu auf den Kopf stellen Soweit au» St. Petersburg verlautet, ist der Bericht de» „In validen" wahrscheinlich ein Auszug auS einem dem Zaren vom Chef de» russischen General stabes, General Obrutschesf, erstatteten amt lichen Berichte. E» muß also in Rußland schon sehr weit gekommen sein, daß man eS wagt, dem Zaren, der sich belehren lassen will, solche falsche Zu sammenstellungen und Angaben amtlich zu machen, wie sie aus dem Aufsatz der „Invaliden" sich ver raten. Auch da» ist wieder ein neuer Beweis dafür, daß die Ursachen der jüngsten Truppenverschiebungen nicht wie vorgegeben auf ein Mißtrauen gegen Öster reichs feindliche Absichten zurückzuführen sind, vielmehr den Bestrebungen einer hochvermögenden panslawistischen Sippe entspringen, wie sie so schroff in den letzten Monaten sowohl in der Presse wie bei den russischen Freunden DerouledeS zu Tage zetteten sind. Wien, 18. Dezember. Gestern abend ist die Kaiserin nach fast 6 monatlicher Abwesenheit wieder in Wien eingetroffen. Mit ihr zugleich kamen Erzherzogin Marie Valerie und Prinzessin Amalie von Bayern hier an — Allgemeiner Äufsassung zufolge gilt die Lage heute sür gebessert. Sowohl hier als in Ungarn hat eine etwas ruhigere Stimmung platzgegriffen. Die Auslassungen des „Russ. Invaliden" und der vom „Journal de PoterSbourg" dazu gelieferte Kommentar haben zwar im ersten Augenblicke einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen; so lange indes die militä rische Lage an der Grenze sich nicht verändert, kann dem Preßgeplänkel keine entscheidende Bedeutung zu- kommen. Rußland hat aber, trotz der prahle rischen Ankündigungen des „Russischen Invaliden" seither keine Truppenverschiebungen vorgenommen und so lange solche nicht erfolgen, wird auch österreichischer seits keine Gegenmaßregel ergriffen werden. In dem heute unter Vorsitz deS Kaisers stattfindenden Minister- rate werden lediglich die Kredite festgestellt werden, welche der Heeresleitung zur Verfügung gestellt wer den sollen für den Fall, daß österreichischerseitS mili tärische Maßnahmen in Galizien getroffen werden müßten. Es handelt sich also nur darum, für eine Möglichkeit vorzusorgen. Außerdem wird dieser Beweis von Wachsamkeit hoffentlich nicht verfehlen, an der richtigen Stclle einen gewissen Eindruck zu machen Der ungarische Ministerpräsident Tisza und der diesseitige Fmanzminister DunajewSky sind zu der gemeinsamen Mmisterberatung hier tingetroffen. ES kann bestimmt versichert werden, daß an die Ein berufung der Delegationen zunächst nicht gedacht wird, umsoweniger, als der von der Kriegsverwaltung bean spruchte Kredit die Höhe deS seit dem letzten Früh jahre erübrigten Kreditrestes nicht erreicht. Man wird vergeblich auf unmittelbare Folgen deS heutigen Kron rates warten; die Regierung beabsichtigt, in aller Stille ihre Vorkehrungen zu treffen. Nur einzelne Barackenbauten sollen in Galizien jetzt schon in An griff genommen werden, da solche längere Zeit er fordern. * Wien , 17. Dezember. Die telegraphisch über mittelten Äußerungen de» „Journal de St. Potersbourg" finden, ebenso wie Tags vorher der Artikel des „Russ. Invaliden" von Seite der Wiener Presse durchwegs eine kräftige Abweisung. Die Mehr zahl der Blätter erblickt in denselben den Beweis, daß Rußland nicht gesonnen ist, auf dem betretenen Wege innezuhalten und folgert daraus die für Osterreich- Ungarn sich ergebende Notwendigkeit, aus der bis herigen Zurückhaltung hervorzutreten. Die (alte) „Presse" schreibt: „Wenn fortgesetzt von russi scher Seite von der Erhaltung des Friedens gesprochen wird, so finden wir darin wohl etwas Selbstverständliches, vermögen jedoch in solcher Redeweise gar nichts zu entdecken, waS zur Klärung der momentanen Situation beitragen könnte. Will man nämlich in St. Petersburg ganz ernstlich und aufrichtig „Ach, das ist reizend von Ihnen, Kindchen. Ich werde derweil Ihre Herde hier beaufsichtigen. Ist wohl ein allgemeiner Schulausflug?" „Nein, ich kam nur mit den Weilertschen Kindern, die andern fanden sich so dazu. Und Paula achtet schon eine Zeit lang auf ihre Geschwister." „Aha, die kleine Eva von neulich! Ist der Junge auch hier? O, da sehe ich ihn schon. Na Adieu, Mutter, bis bald!" Und seinen Hut schwenkend, stapfte er Theo ent gegen, die ihm geradeswegs in die Ärme lies. Frieda führte, nachdem sie ihre Schlittschuhe schnell gelöst, sehr, sehr befangen die ihr doch eigentlich völlig ftemde Doktorin zum Fahrweg hinüber. „Sind Sie schon lange hier, Fräulein v. Alten?" „Nein, erst acht Monate." „Aber St.... war Ihnen nicht fremd?" „Doch, ich kam so selten aus Schönau heraus." „Schönau? Hübsche keine Stadt! Da leiden Sie wohl noch ein wenig an Heimweh?" „Ach nein, ich bin hier viel glücklicher." „El? Mein Mann behauptet immer, im Lehrerin nenberus sei kein Mädchenglück zu finden!" „Ja, manches ist mir auch sehr schwer, aber Frau Pastorin ist so geduldig und die Kinder so lieb, und dann, e» ist nun einmal mein Weg." „Eben, eben, dem widerspricht mein Mann immer. Er sagt, einem jungen Mädchen stehen hundert andere Wege offen, aber das Lehrerinwerden sei nun mal Modesache." „Ach nein, deswegen wurde ich's gewiß nicht. Ich hatte keine Wahl, ich muhte." „So wären Sie lieber etwa» andere» geworden?"
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