Dresdner Journal : 04.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188801048
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-04
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- Dresdner Journal : 04.01.1888
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^§3. Mittwoch, den ä. Jamar, abends. 1888. ^LUcUeb: 18 L«»«rd»1d ä«, ä»vt»cst« ltoiebo» tritt?a»t^ uvck 8tvwp«t»0»cdt»G tuLLU ^fltkrtiod: L läorir LV kt kilnreto. tluwm? 10 Lt. « tt-rvssoprel» I» I »»« V,vt»cü«» L»üU»ät««»x»xedllkro» r kür äeu k»a« «mor xoopoibsLe« 2sil« tclsinor 8eüriK 80 kk llowr .,Li»^s»»i»ttt" äis 2«Us bO kk. Loi T»d«ll«o- woä 2itk«ru»»ti «otopr. Luücitt»«. LrocUotny» r Hallet» mit XuumLm« <j«r 8o«ll- a»ä kvisrt»^» »d«»äo. ksr»»pr»ck-L»»cl»Io»»: Kr. 1LSL. DresdnerIoumal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Dtto Banck, profeffor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Loo»bm« vo» L»d>»4>r»»«»» »oivllrl» i I^ipot^. F>. Ln»„ck«t«<ke, OomwimionLr 6« Ure—toor ^onrruü», A»»d«r» -U«rU» tpolU I---I >r—1 > »er»»^k»rt ». >.: <s ko-/«r, >«rN»-rei,o-»»»d«rU- kr»U-L«ip«i,-rr»i»tti»rt «. A.-»8LkL«t. /ki«t Lio««,' k»rt»-L««äoo »«rltn er»»kt«r« ». N «t»tr»»tt: Do-b« ck <,'o.,' I«rU»: Inva^ckenckant,- Söritlo: ü LtUtlrr» ^acL^oiAsr, Lu>»or,r: 6 üoL»>«k«r, A»U» »- «r Larct vo ller»u»»vd«r» LS»i»l. 8rps6itioo 6s» Vrvockarr ^ounuü^ Vroocko», 2Minder»tr»»»« SO. k«r»ipr«ob-Lo»oüIu»»: Ur. 128L. Nichtamtlicher Teil. Vecegraphische Wa<Hrechten. Wien, 4. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Gegenüber der Behaupt»«« der „Nowojr Wrewja", daß man in Wien die Absicht gehabt habe, mit St. Petersburg separat zu verhandeln, daß man aber in St. Petersburg durchaus nicht vor Be gierde brenne, diesen Gedanken zu verwirklichen, bemerkt daS „Fremdevblatt", daß diese Behaup tung vollkommen grundlos sei vad daß eS sich hier wieder einmal nm einen freilich, fruchtlosen Ler such handele, Mißtrauen zwischen Öfterreich-Ungarv und Deutschland zu säen. Buda-Pest, 3. Januar, abends. (W. T. B) Der Präsident deS Oberhauses, Baron Panl Senryty, ist heate abend gestorben. St. Petersburg, 3. Januar. (W. T. B.) Der chinesische Gesandte, Hung-Suen, ist hier ringetroffen, um dem Kaiser sein Beglaubigungs schreiben zu überreichen. Dresden, 4. Januar. Vom Sozialismus in Amerika. Die mittelbare und unmittelbare Verbindung zwischen dem Sozialismus in Europa, besonders in Deutschland, und dem in Amerika rückt dessen schein bar fernliegende Vorgänge unserer Teilnahme näher. Als zwanglose Ergänzung früherer, diesem Gegen stände gewidmeten Betrachtungen empfiehlt sich der Inhalt eines Berichtes, welchen die „Magd. Ztg." aus New-Jork über die neuesten Wendungen des sozia listischen ParteitreibenS empfängt. Der Zerfall des einst so mächtigen Ordens der „Arbeit-ritter" ist ein öffentlicher Geheimnis. Die Zahl der abgefallenen Lokalzweige (Distriit-AssemblieS) ist sehr groß, und in den noch zum Orden haltenden sind die sozialistischen Gegner so stark, daß eine ge waltige Schädigung der Einnahme zu erwarten rst. Denn die Sozialisten verweigern die Zahlung der Beiträge, so lange die gegenwärtige Administration am Ruder bleibt. In der That sind die Einnahmen der Exekution in Philadelphia der Art gesunken, daß man an die Aufnahme einer Hypothek auf da» BundeS- gebäude in der Nord Broadstraße denkt, um die Bedürf nisse der OrdenSkasse bestreiten zu können. Bon dem Orden-general Powderly, der von den sozialistischen Gegnern wegen Verschleuderung von 500 000 Doll. Ordensgeldern gerichtlich angeklagt werden soll, heißt eS seit einigen Tagen, er liege an den Folgen eines Blutsturzes in Skranton, seiner Heimat, darnieder, wogegen man anderseitig behauptet, mit seiner Krank heit sei eS nicht weit her; man wolle damit nur Sym pathie für ihn erregen, um die Opposition vorläufig stumm zu machen. Beim Tode PowderlyS würde Richard Griffiths von Chicago, „General Worthig- Foremann" des Orden», zur Nachfolge gelangen; doch traut man ihm nicht die Energie zu, dem weiteren Verfall deS Orden» steuern zu können. So werden denn diejenigen Recht behalten, welche einer gemäßigten Leitung des Ordens von Anfang an keine lange Lebensdauer setzten, indem sie behaupteten, daß die Mehr Helt der Assemblymitglieder — Sozialisten seien! Wer daran bisher noch gezweifelt, den muß der phänomenale Aufschwung der,American k'eäarativll ot 1,»bor" (amerikanischer Arbeiterbund) überzeugen. Dieser im vorigen Jahre zu Columbus, O., von un zufriedenen sozialistischen „Arbeitsrittern" gegründete Bund, der sich nur durch weniger straffe Zentralisation von dem Orden der alten „ArbeitSritter" unterscheidet, bezifferte die Mitgliederzahl auf der kürzlichen JahreS- —WS—M!—-SSMS—S——M» Feuilleton. Eine Wegzehrung. Erzählung von Billiuger. (Fortfetzimg.) Sie war noch in seinen Anblick versunken, als sich plötzlich die kleine Lisabeth herandrängte und an Holz mann die Frage richtete: „Bist Du wirklich ein Gutang? Dora sagt. Du wärst ein Gutang!" Nun schauten sie über des Kinde- Haupt hinweg einander mit erschrockenen Augen in» Gesicht, und Dora war er die»mal, welche bi» in die Haarwurzeln errötete. Sie suchte nach einem Wort der Entschuldigung, er aber sagte, und e» war, als gäbe ihm diese Gewißheit etwa» Befreiende»: „Mir ist, al» hätten Sie sich jetzt zu schämen." „Ja, mir ist auch so", sagte Dora, und ihre Miene nah» einen allerliebsten, gedankenvollen Ausdruck an, aber nur sür einen Augenblick. „Ich bin nämlich gewöhnt mit Leuten zu verkehren, die glücklich sind, wenn ich sie schlecht behandle. Sie begreifen das vielleicht nicht —" „Nein", «stand Holzmann. „Eie scheinen nur ein sehr weltfremder Gast zu sein und auch wenig zu lesen". „Ich thue überhaupt nichts andere» al» Lesen", unterbrach er sie. Dora war eben mit ihrer Geduld zu Ende, al» t» an d e Thüre pochte, worauf sich da» schmale Versammlung in Baltimore auf 75000, und ein Blick auf die Verhandlungen und Beschlüffe dieser Ver- sammlung läßt nicht den geringsten Zweifel über den blutigen Ernst ihrer Absichten zu Der Präsident GomperS (vermutlich liegt hier die Englisierung des deutschen Namen» Gumpertz vor) hielt es zwar für angemessen, in der Eröffnungsrede zu beteuern, er sei kein Anarchist und habe sich beim Gouverneur Oglesby von Illinois nur deshalb für tue Begnadigung der Anarchisten verwandt, „um letzteren den Nimbus des Märtyrertum» zu rauben", aber die Vorgänge auf dem Konvent bewiesen zu deutlich, daß jene Entschuldigung vor den „Genossen" die reine Komödie war; eben so wie der Hinweis auf die segensreiche Thätigkeit der eng lischen Gewerkschaften (Irucivs Urmos), die sich doch offen auf den englischen RechtSboden gestellt haben und keinerlei kommunistische Tendenzen verfolgen, während die Vertreter des „Arbeiter bi,ndeS" in Bal timore sich auf den revolutionären Standpunkt stell ten, indem sie den „Boycott" in ihre Verfassung auf nahmen, der doch im Amerika (als Konspiration) strafbar ist. Da wurde ferner eine Resolution angenommen, welche die amerikanischen Behörden des — Anarchis mus (!) beschuldigt, sie dafür tadelt, daß ihre Organe (Polizei) die Freiheit der Bürger mißachten, auf Aus- rottung deS Sozialismus bedacht seien! Nun, diese Resolution kann ihren Ursprung aus dem Lager der Anarchisten sicher nicht verläugnen, Most selber könnte sie verfaßt haben. Eine andere Resolution verlangt — „wär' es nicht so verwünscht gescherdt, man wär' versucht, eS herzlich dumm zu nennen" — Einführung der StaatSwissenschalt in den Lehrplan der Volks schulen! Der Sozialismus soll also den Kindern schon in der Schule „eingepaukt" werden. Man sieht, die Herren in Baltimore waren gar nicht blöde! Selbst redend wurde auch wieder gegen die Auslieferung der Nihilisten an Rußland protestiert und die Irländer zum AuSharren im Kampfe gegen die Staatsgesetze ermuntert, also nichts unterlassen, was einen Zweifel daran rechtfertigen könnte, daß der „Arbeiterbund" etwas anderes ist, als eine Filiale der „Internatio nalen." Mit dieser Körperschaft, die schon jetzt einen poli tischen Charakter angenommen, will man offenbar nach und nach einen Staat im Staate bilden. Man hat die irische Rationalliga zum Muster genommen, will, gleich ihr, durch „Boycott" und Einschüchterung alle, Art das Volk so knebeln, daß e» dem „Bunde" schließ lich ein leichtes wäre, die höchste Staatsgewalt selbst durch einen Handstreich an sich zu reißen. Da es hier an wirklichen Bürgschaften für den inneren Frieden fehlt, so kann man den Plan der Sozialisten für nicht gar so unausführbar halten, wie eS auf den ersten Blick scheinen möchte. Auf alle Fälle kann die sozia- listische Agitation mit dem ersten großen Erfolge: Unterminierung und Lahmlegung deS Ordens der „ArbeitSritter", äußerst zufrieden sein und wenn man ihr serner den bisherigen freien Spielraum läßt, so können wir hier in verhältnismäßig kurzer Zeit er staunliche Dinge erleben. Im Kongreß der Vereinig ten Staaten scheint man eine dunkle Ahnung von der drohenden Gefahr zu haben. Nach den neuesten Nach richten regnet es in Washington förmlich von Ein- wanderungSbllls, die in gesteigert schroffer Weise völlige Absperrung des Landes gegen sozialistijche Einwanderer fordern. Eine der Bills geht so weit, dieDampfercompagnien für die politische Gesundheit de» Einwanderers verantwortlich zu machen, und setzt 500 Doll. Strafe für jeden eingesührten Sozialisten fest. Es sei Sache der Agenten der Kompagnien, so be gründet der Antragsteller seine Bill, die politische und soziale Respektabilität deS Fahrgastes festzustellen, ehe ihm ein Billet zur überfahrt verkauft werde. Gesicht eines bartlosen Mannes zwischen der Spalte zrigte. „Isis erlaubt, Hochwürden?" „Nur herein, nur herein, Kuchenbeiß," rief der Pfarrherr und warf feinen Klimperkasten zu. „Dora, ein GlaS Wasser für den Mann, — Prost, alter Schillerfreund!" „Nein," wehrte Kuchenbeiß, „bei Leibe, nicht einen Tropfen! Ich komm' im Namen unseres Schiller verein» «teatera." „Unser lieber Kuchenbeiß ist nämlich Organist und Sakristan in einer Person," wandte sich der Geistliche an Holzmann, „außerdem" — „Außerdem", unterbrach ihn da» unruhig zappelnde Männchen, „nenne ich mich am liebsten Bibliothekar, indem ich den Schillerverein so zu sogen in» Leben gerufen mit vierunddreißig Bänden Privateigentum — »toater». Nun aber feiert der Verein morgen sein dreißigjährige» Jubiläum, und ich bm nicht der Mann, der umsonst die Zeitung liest, ohne zu wissen, daß wir im Zeitalter der Festlichkeiten leben. Nun ist aber nicht» größer, als die Dummheit der Bauern und ihr Eigensinn, indem sie nichts hören wollen, als Trau riges und nicht zufrieden sind, wenn sie nicht zusam men geheult haben, wie die Kettenhunde. Darum habe ich zum Jubiläum die lamentabelsten Szenen aus Kabale und Liebe gewählt, die ich mit meiner Tochter, die auf Schiller abgerichtet ist, aufführe, auf einer, regrlgerechten Bühne, mit Kostümen, »tceter», wozu ergebenster Diener einladrt Hochwürden und die werlen Angehörigen. Und wenn ich mir die Frage erlauben dürste", schloß Kuchenbeiß mit einem sehn- süchügeu Blick auf da» Weinglas seine Rede, „wa» E» ist selbstverständlich, daß der ebenerwähnte Vorschlag der praktischen Ausführbarkeit spottet. Im merhin stellt sich al- die Summe dieser Betrachtung dar, daß e- auch hier zu tagen anfängt. Diejenigen, welche bisher noch immer zu behaupten wagten, die sozialistische und anarchistische Wühlerei falle hier auf völlig unfruchtbaren Boden, und cm freie- Land wie Amerika „könne alle- vertragen", werden immer stiller. Tagksgeschühte. Dresden, 4. Januar. Soeben geht un- folgende- Bulletin zu: Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August sind an den Maseru erkrankt. DaS Fieber und die katarrhalischen Erscheinungen sind mäßig. DaS All gemeinbefinden ist befriedigend 0r. Fiedler. Die Fassung de- ärztlichen Bulletins gewährt uns die btiiihigtnde Hoffnung, daß die Genesung Sr. Königl. Hoheit schnell und ungestört sich vollziehen werde. * Berlin, 3. Januar. Se. Majestät der Kaiser nahm heute mehrere Vorträge entgegen und empfing einige höhere Offizier«. Mittags konferierte der Monarch mit dem Kriegsminister, arbeitete mit dem Chef de» Militärkabinett» und empfing den aus San Remo hier eingetroffenen Major v. Rabe. Vor dem Diner unternahm der Kaiser eine Ausfahrt Der „ReichSanz." veröffentlicht die allerhöchste Ver ordnung, durch welche der preußische Landtag zum 14. d. M. nach Berlin zusammenberufen wird. Nach einer Bekanntmachung des Minister» für Landwirtschaft sollen im Jahre 1888 30 und im Jahre 1889 42 preußische Domänenvorwerke be- huf» andcrweiter Verpachtung öffentlich auSgeboten werden. Von den Interessenten der Kanalisierung der Mosel sind der Staat»regierung die zur Anfertigung der Vorarbeiten für diese- Unternehmen erforderlichen Geldmittel zur Versagung gestellt. Es steht daher zu erwarten, daß mit der Inangriffnahme dieser Vor arbeiten in naher Zeit vorgegangen werden wird. Aus der Vornahme dieser Vorarbeiten ist indeß, wie dir „Berl. Pol. Nachr." ausführen, kein Schluß nach der Richtung zu ziehen, daß die Staatsregierung die Aus führung beschlossen habe oder dieselbe zu beschließen geneigt sei. Eine Entschließung der Staatsregierung wild vielmehr erst dann erfolgen können, wenn die Untersuchungen über die wirtschaftlichen Wirkungen des Unternehmens auf die verschiedenen davon berührten Jntereffenkreise, welche im Gange sind, zum Abschluß gelangt sein »erden. Bekanntlich findet das Unter nehmen in den Kreisen der Interessenten eine sehr ver schiedene Beurteilung. Den Freunden derselben stehen ebenso entschiedene Gegner gegenüber So hat sich u. a. erst kürzlich die Montanindustrie de» SaarbeckenS mit großer Entschiedenheit gegen dasselbe erklärt. Es wird daher zunächst einer genauen Untersuchung der wirtschaftlichen Wirkungen de- Unternehmen- bedürfen, um die widerstreitenden Interessen richtig gegeneinander abwägen und beurteilen zu können, ob der dabei sich etwa ergebende Überschuß volkswirtschaftlicher Vorteile die Aufwendung der zur AuSfübrung erforderlichen Mittel seiteu de- Staates rechtfertigt. Nach der letzten Seite wird die Vornahme der Vorarbeiten allerdings auch insofern der Beichlußfasfung sich förderlich er weisen, als an der Hand derselben der Kostenbedarf sich sicherer als bisher übersehen läßt. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Zu den be- dauerlichen Erscheinungen in dem Parteileben können wir eS nur rechnen, wenn ein Hauptorgan der uationalliberalen Fraktion, wie die „Badische LandeS- zeitung", ihre Spalten dazu hergiebt, um solche Er findungen zu vertreiben, wie e» in ihrer Nummer war's doch, was Hochwürden gleich zu Anfang zu mir sagten?" „Nun, lieber Kuchenbeiß, meinte der Pfarrherr, „ich habe Sie al- unseren Organi ." „Nein, nein", unterbrach ihn da- Männlein, „'S war ganz wa» andere» — Herrgott, wa» kann'» nur gewesen sein — will'» Hochwürden denn gar nicht bei- fallen?" Da ergriff Dora da» Weingla» und sprach: „Ist mir recht, so sagte der Onkel: „Prost, alter Schiller freund —" ,La, natürlich, war'» da»" rief Kuchenbeiß und leerte seiu Gla» mit einem Zuge. Laute» Lachen er füllte den Raum, in da» auch Holzmann in plötzlichem Selbstvergeffen miteinstimmte. „Wa» bör' ich", rief Dora, sich lebhaft umwen- dend, „unser feierlicher Gast sollte da» gewesen sein? Ich rate Ihnen, bleiben Sie ein paar Tage bei uns und Ihre bescheidenen Anlagen zum Lachen sollen zu Ihrem Besten au»gebildet werden." „Ei!" rief der geistliche Herr, der diese Worte vernommen hatte, „junger Mann, hören sie auf un- serr kleine Weisheit, sie hat mit ihrem Rat schon manche» Gute gestiftet, nicht wahr, Kuchenbeiß?" „Und ob", nickte der Organist, .^kuchenbeiß, sagte da» Fräulein zu mir, al» ich im ersten Jahr über meine Schillerabendr klagte, Ihr müßt mehr Bewegung in die Sache bringen, Kuchenbeiß, wa» ein rechter Bauer ist, dem ist da» lange Stillsitzen eine Last; nehmt zwei starke Bursche zur Aufsicht, die jeden, der sich ungebührlich beträgt, sofort hinauswerfen. Ich wette, damit ist Euch gebolfev- Und daß ich'» nur gerad' sag', da» Hmausschmelßen zieht besser al» der vom 30. v. Mt» geschehen ist. Da» Blatt insinuiert darin folgende»: „Wie aus Berlin verloutet, bestand in der That in gewissen Kreisen die Absicht, für den Fall des plötzlichen Ableben» deS Kaisers und der Verhinderung deS in San Remo wellenden Thron folger- eine Regentschaft einzusetzen," und behauptet, daß in dieser Richtung Vorschläge gemacht seren, oenen Se. Kaiserl. Hoheit der Kronprinz schließlich die Ge nehmigung versagt habe und daß an dieser erfreu lichen Entschließung des Kronprinzen ein badischer Staatsmann hervorragend beteiligt gewesen sei." Wir sind iu der Lage, diese Angaben und Behaup tungen als ein Gewebe von Lügen zu bezeichnen, welchem jede Unterlage fehlt; eS sind niemals Vor schläge derart gemacht worden, und wenn die „Badische LandeSzettung" behauptet, daß in gewissen Kreisen die Absicht bestanden hätte, solche Vorschläge zu machen, was wir bestreiken, so wären die» sicher keine Kreise, welche auf amtliche Entschließungen Ein fluß haben. Einer Pariser Meldung der ,^köln. Ztg." zufolge haben die beteiligten Regierungen eine Kommission zu dem Zwecke ernannt, Vorschläge für 1888 über ein gemeinschaftliches Verfahren für Fälle zu machen, wo der SchisfahrtSverkehr auf den Deutfchlaad, Belgien und Frankreich gemeinschaftlich an- gehörenden Wasserwegen eingestellt werden muß. Zu Kommissaren wurden ernannt: Für Deutsch land Wasserdaudirektor RegierungSrat Willgerodt und Wasserbauinspektor Schönberg in Straßburg; kür Belgien Lamal, Direktor der Brücken und Wege; für Frankreich Gregoire und Gauckler, Generalinspektoren der Brücken und Wege. Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Daß gegenwärtig eine gewisse Ausheilung der po litischen Besamtlage vorliegt, ist eine Thatsache, die keinem Zweisel unterliegen kann. Den Anstoß dazu hat die Veröffentlichung im „ReichSanzeiger" am letzten Lage des verflossenen Jahre« gegeben, und die Nachwirkungen der selben liegen in den Kundgebungen der leitenden politischen Organe in Wien und St. Petersburg vor, die im Jmeresse der bekannten alarmierenden Tendenzen auszudeutrn mindestens sehr schwierig fallen dürste Ls steht als» fest, daß die strenge Loyalität der deutschen Politik nunmehr auch in St Petersburg unumwundene Anerkennung finden muß, und daß «an dort in der Lage sein kann, einzujehrn, wie der Quell der permanenten Beunruhigungen, die nun schon seit Jahr und Lag Europa in Atem erhalten, sowie die wirtschaftliche Entwickelung der Ra tionen in drückende Fesseln schlagen, jedenfalls nicht ans deut schem Boden entspringt. Wie viel mit dieser Erkenntnis ge wonnen ist, w,rd freilich abgewartet werden müssen. Lrotz der günstige« Augenbucksa^zncho wird die öffentliche Mernung weis« bandel», sich mit Geduld und mit dem nötigen Gleichmut zu waffnen, damit fit ihre Haltung nicht verliert, wenn d« an scheinend hoffuungsrriche Wendung, deren Zeugin sie im gegen wärtigen Augenblicke ist, aus die Dauer sich nicht als stichhaltig erweisen sollte. Denn verhehlen wir es uns nicht, daß wir doch immerhin erst im Anfänge des Anfangs einer ernst lichen Entlastung der Lage stehen können und daß die Macht derer, die planmäßig am Ruin der Friedensfache arbeiten, weit bedeutender ist, als vertrauensselige Gemüter ein räumen wollen. Das Spiel der Begner hat einen Fehlschlag zu verzeichnen, eine partielle Einbuße, die aber keineswegs mit dem Verlust der Partie gleichbedeutend ist. Und angesichts des Fanatismus, der erwiesenermaßen im Lager der Friedensgegurr herrscht, dürfen wir durchaus nicht glauben, daß jene nunmehr entmutigt die Hände in den Schoß sinken lassen werden; sie werden vielmehr mit verdoppeltem Eifer bestrebt seiu, die er littene Scharte nicht nur auszuwctzen, sondern noch Vorteile dazu zu erringen Für die Beurteilung der Lage wird mau sich hiernach aus den Standouukt stellen müssen, den einftweiligeu Enolg zwar gebührendermaßen zu würdigen, aber sich dadurch nicht zu überschwenglichen Hoffnungen verleiten zu losien. Di« Aufklärung von Mißverständnissen dort, wo solche möglicherweise verhängnisvoll werden können, ist zwar unter allen Umständen ein schöner Erfolg, indes nur von relativem Werte, solange die Quelle unverstopft bleibt, aus welcher besagte Mißverständnisse entflossen. Die rationelle Behandlung vaiholog-.scher Zustände — auch in der Politik — wird ihre Spitze aber nicht allein gegen die Wirkungen, als vielmehr, und zwar nornehmlich, gegen die Ursachen de« Übel» kehren. Im gegebenen Falle nun liegen diese Ursachen allerdings nicht im Bereich« der deutschen Polink. Schiller, und seither zahlt jeder Lump seine paar Groschen, und es bleibt keiner weg. Aber jetzt gehor samer Diener, eingeübt ist nämlich das Stück noch nicht, soll aber heut' noch geschehen." Damit trippelte der Organist zur Thür hinaus und ließ die Zurückbleibenden in der heitersten Ver fassung zurück. Dora mutmaßte mit ihrem Onkel über die Wahl der Scenen, der alte Herr suchte den sich etwas freier fühlenden Gast ins Gespräch zu ziehen, er begann au» dem Horaz zu zitieren, wa» bei ch» immer ein Zeichen der behaglichsten Stimmung war, und Holzmann hörte nicht sobald die wohlbekannte» Stellen, als er auch mit vollen Segeln in die einzige Fahrstraße eiulief, in der er sicy zu Hause fühlte. Alsbald entstand das lebhafteste Hin und Her, Streitig keiten brachen au», Bücher wurden herbeiaeschleppt, und der alte Herr bemerkte, daß er e» in Holzmann mit einem Menschen zu thun hatte, der ihm an Wissen und Gedächtnis um ein Bedeutendes überlegen war. Dora, die etwas abseits in emem Lehnstuhl saß, betrachtete ihn verwundert; alle Unsicherheit und Blödig keit war au» Holzmann- Wesen gewichen; e- sprühte etwas aus den Augen dieses Menschen und Dora machte die erstaunliche Entdeckung, daß sie eigentlich kaum schönere Augen in ihrem Leben gesehen hatte. Die Kinder waren von Tante Therese in aller Stille fortgebracht worden; Dora hatte die Lampe ans de« Tisch gestellt und den Weinkrug frisch gefüllt; die beiden merkten nichtä von dem. was um sie vorging. Bor lauter Kopnchütteln, Besinnen, Aufspringeu stan den dem alten Herrn die Haare naöh allen Rtchtuugen, die Brille saß ihm schief auf der Nase, alle Augen dlicke drängte sich ihm da- steife Hemd zur Weste
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