Dresdner Journal : 07.01.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188801079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880107
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1888
- Monat1888-01
- Tag1888-01-07
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- Dresdner Journal : 07.01.1888
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^5. v«»»x»pr«t»: I. L«„.^b a«.6.ut»L« . - »« Loicd«. tritt kost- u»ä »« 8t«mp«1-o.cd^ dirmu. Lin».Io« Hummsro: 10 ÜL Anlcüoälguirgvgoküdrv» r bür ä«a L»uw «iv«r g».p»it«o«o 2sils dleiocr Lcdrikt SO ük. Vater äis 2«ilo KO kk. Lai l'akallav uaä 2i<sera»»tr satapr. Xnücdl»g. Lrardelava r ILgliad mit Xuul.dm« 6sr 8oaa- uaä faiarta^a akaaä». ?.rQiprvck-^o«cdIu»i: Lr. 1285. Sonnabend, den 7. Januar, abends. DreMerImmml. ^ür di« Gesamtleitung verantwortlich: Dito Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. 1888. r„ LuNLaLtrua^u »»»rrtrt», 1.«tp«tg: F> Lra^^sttar, 6owlai»»IollLr äoa Lraxtoar ^ounuüi; Aw»d»r»->.rU» Ir«^»» eraakl^rt N.: entern F ^o-iar, L«rU»-Mt«»-S»wd»>A- er»U-l^tp»tU-rr»aLear» ». H.-Ilk2vd4o: ä/o««,' kvi» Lo»ä«o LarUa enmStart ». U >r«rlM»rt: /- iitü« F 6o.,- Narita: /^valickenckanE,' Skrttt»! äkULer» ^ac^/ot-er,- Lwmw,.e: v. Lc5ü«t«-, L»U« ». F. Laret L Lio. SarauiUadar, Lüai^I. Lrpaciitioa äa» vr«äuer ^oaraal», OraaUoa, ^via^eratraaaa SO. koru.procd-AL.edIu«: Ur. 1285. ä Amtlicher Teil. Dresden, 7. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin haben heute die Königliche Villa zu Strehlen verlassen und das hiesige Residenzschloß bezogen. Dresden, 7. Januar. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Sr. Königlichen Hoheit des Don Juan von Bourbon, JnfantenvonSpanien, am Königlichen Hofe die Trauer auf Eine Woche, vom 8. dis mit 14 dss. Mt» in Verbindung mit der bereit» angeordneten getragen. Dresden, 28. Dezember. Se. Majestät der König hab.n Allerguädigst zu genehmigen geruht, daß der ordentliche Professor der Literaturgeschichte am hiesigen königlichen Polytechnikum Or. pbil. Friedrich Adolf Stern das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen Altenburg verliehene Ritterkreuz l. Klasse de» Herzoglich Sächsischen Ernestinischen HauSordenS an- nehme und anlege. nichtamtlicher Teil. FstegrapHifcHe Wach richten. Berlin, 7. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Ein Schreiben Sr. Kaiser!, und Königl. Hoheit des Kronprinzen an die Potsdamer Stadtbrhörden drückt dessen Hoffnung au-, Potsdam wie alljährlich im Sommer begrüßen zu können. Berlin, 7. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Köln. Ztg." mrldet au- St. Petersburg vom 6. Januar, daselbst sei soeben der Befehl eingrtroffen, daß beim GardecorpS der älteste Mannschaft-jahrgang am 30. Dezember alten Stils zu entlassen sei. Sonst pflegen die Ent lassungen erst Anfang März zu ersolgeu. Wien, 7. Januar. (Tel. d. DreSdn Journ.) Da- „Kremdeudlatt" erfährt, daß während der An wesenheit TiSzaö in Wien ein Abschluß mit der Rothschildgruppe wegen Begebung einer neuen An- leihe nicht erfolgt sei. Möglich sei e-, daß die Rentenbegebung bis Anfang nächsten Monat- auf- geschoben werde, offenbar unter der Voraussetzung, daß bis dahin wegen der friedlicheren Situation der RenteukurS besser sein werde. DaS „Aremdenblatt" sagt: Die entgegenkom mende Disposition des Kaiser- von Rußland, welche in der Publikation der gefälschten Akten stücke zum Ausdruck gekommen sei, werde in po litisch gut unterrichteten Kreisen alS ein Anzeichen angesehen, daß die diplomatische auf allgemeine Klärung der Lage abzielende Thätigkeit gesteigerte Aussichten deS Ersolg- biete. Rom, S. Januar, abends. (W. T. B.) Bei der Eröffnung der vatikanischen Ausstellung hob der Kardinal Schiaffino in seiner Ansprache an den Papst die Universalität der Jubelfeier und die Universalität der Herkunft der ausgestellten Gaben hervor, alle Gesellschaftsklassen hätten daran teilgenommen. Der Kardinal Schiaffino feierte ferner den Papst, der in so bewundernswerter Weise die Lehren seiner Vorgänger erneuere; daS Fest sei ein so schöne- und freudiges gewesen, daß er es nicht wage, dasselbe durch düstere Gedanken zu trüben, welche daS Herz der Katholiken bluten ließen. Der Papst wies in seiner Erwiderung ebenfalls auf den universellen Charakter der Aus stellung hin. Die Freigebigkeit, welche die Armen wie die Reichen dabei beihätigt hätten, sei er hebend und tröstlich, noch tröstlicher aber sei der Gedanke, daß jede Gabe eine Beteuerung der Feuilleton. Eine Wegzehrung. Erzählung von Billing er. (Fortsetzung.) „Sie sind nämlich mein ganzer Stolz", erzählte er, „und ich laß e» mich viel Arbeit und Mühe kosten, sie zu pflegen und zu warten; hier links liegt der Ge müsegarten, den die Schwester unter sich hat — halt", unterbrach er sich, „was kommt mir denn da wieder Verdächtiges zwischen meinen Hortensien zum Bor» schein- — richtig, da haben wir's, ein Büschel Gelb rübentraut — sehen Sie, junger Mann, das ist der einzige Fehler meiner an sich so vortrefflichen Schwester — sie kann der Versuchung nicht widerstehen, mir heimlich war Nützliches unter meine Blumen zu mischen, und das treibt sie nun schon bald dreißig Jahre, obgleich sie weiß, daß ich ärgerlich werde, wenn mich plötzlich so von ungefähr ein Krautkopf, eine Gurke angrinst, wo ich wir Goldlack oder Nelken gepflanzt. Es aiebt nicht» Beharrlicheres, al» der Eigensinn eine» Weibe», wenn wir längst kampfmüde geworden, behaupten sie da» Feld. Aber da kommt die Haupttyrannin," fügte er, auf Dora deutend, hinzu, welche, umgeben von ihren Geschwistern, oben am Wege erschien; „sieht sie nicht au», wie die leib haftig« Verkörperung de» Übermut», und doch mußte sie schon seit ihrem vierzehnten Jahre den kleineren Geschwistern die Mutter ersetzen und dem unpraktischen Liebe zum apostolischen Stuhle sei. Schließlich sprach d-r Papst denjenigeu, die die Anregung zu der Ausstellung gegeben hätten, seinen Dank und seine Anerkennung au». Rom, 7. Januar. (Tel d. Dre»dn Journ.) Der „Esercito" meldet auS Maffauah, daß nach dem nunmehr die Eisenbahn bi- zur Affenrbeue vollendet wäre, die Wiederaufnahme de» Lormarsche- gegrn Sahati nahe bevorstrhe. Loudon, 6. Januar, abends. (W. T. B ) Die Meldung englischer Blätter, daß der heute früh nach Rom adgereiste Herzog v Norfolk dem Papste Mitteilungen der Königin überbringe, stellt sich alS eine irrtümliche heraus Der Herzog über- dringt dem Papste die von der römisch-katholischen Union an denselben gerichtete Glückwauschadreffe, Dre-deu, 7. Januar. Die Kraft de» sozialreformatorischen Gedanken». Wie wir bereit» gemeldet haben, hat am Neu- jahrStage die amtliche „Wiener Zeitung" da» Gesetz betreffend die Unfallversicherung der Arbeiter vom 27. Dezember 1887 veröffentlicht. E» ist ein er freuliches Zeichen, daß unsere deutsche Politik der sozialen Reform auch m den sachverständigen Kreisen der österreichischen Monarchie lebhafte Zustimmung gefunden hat, ja daß sie daselbst bahnbrechend für ein thätiges Vorgehen in derselben Richtung geworden ist. Daß das österreichische Gesetz an unsere diesbezügliche Gesetzgebung sich anlehnt, dürfte die nachstehende, kurz zusammenfassende Übersicht seine- Inhalt- ergeben. DaS Gesetz erstreckt sich auf alle in Fabriken und Hüttenwerken, in Bergwerken, auf Wersten, Stapeln und in Brüchen, sowie in den dazu gehörigen Anlagen beschäftigten Arbeiter und Betriebsbeamten und ver sichert sie gegen „die Folgen der beim Betriebe sich ereignenden Unfälle"; eS erstreckt sich gleicher Weise auf alle bei Bauten und Bauarbeiten beschäftigten Individuen, sofern es sich nicht bloß um einzelne Re paraturen handelt und sofern nicht der Bau eben erdiger Wohn- und Wirtschaftsgebäude auf dem flachen Lande in Frage kommt; auch Lehrlinge genießen die Wohlthat deS Gesetze-; dagegen findet e» keine An Wendung beim Eisenbahn-, beim See- und Binnen schiffahrtsgewerbe und niemals bei Arbeitern deS StaateS oder eine- Lande- oder einer Gemeinde, so fern denselben eine Unfallspension zusteht, welche gleich hoch ist wie die Rente deS vorliegenden Gesetze-, oder sie übersteigt. Die Versicherung greift bei Körperver letzungen und bei Todesfällen Platz, und bei Ver letzungen wird eine vom Beginne der fünften Woche nach Eintritt de- Unfall- anfangende und für die ganze Zeit der Erwerbsunfähigkeit andauernde Rente gewährt, und zwar in dem Ausmaße, daß da- Drei hundertfache des durchschnittlichen täglichen Ver dienstes als JahreSverdienst gilt, wobei, wenn dieser Jahresverdienst 1200 Fl übersteigt, daS Mehr nicht in Rechnung gezogen wird; für Lehrlinge ist der Jahresverdienst mit höchsten- 300 Fl. zu be messen; die Rente beträgt bei aänzlicher ErwerbS- unfähigkeit und für die Dauer derselben 60 Proz. deS Jahresverdienste», bei teilweiser Unfähigkeit einen nach Maßgabe der verbliebenen Arbeitsfähigkeit zu berech nenden Bruchteil dieser 60 Proz., nie aber mehr al» 50 Proz; hat der Verletzte den Unfall vorsätzlich her- beigeführt; so hat er auf gar nicht- Anspruch. Hat der Unfall den Tod herbeigeführt, so werden die Be erdigungskosten ersetzt (aber höchsten« 25 Fl.), und e» erhalten: die Witwe bi- zu ihrem Tode oder ihrer Vater eine Stütze sein, der einer der ersten Sprach forscher seiner Zeit ist, von den Anforderungen der Außenwelt aber wenig versteht. Nun Dora", rief er dem heraneilenden Mädchen entgegen, „Du siehst gerade auS, als habest Du einen wichtigen Befehl auf dem Herzen." „Allerdings", unterbrach sie ihn und berührte mit der Spitze ihres Schirmes Holzmann» Arm, „dieser Sterbliche soll mit un» durch Wald und Flur streifen, damit er eine Ahnung habe von der Gegend, in der er sich befindet; denn nicht» dünkt mir trauriger", setzte sie mit erhobenem Näschen hinzu, ,^l» irgendwo ge wesen zu sein und nicht» gesehen zu haben." „Gut", sagte der geistliche Herr, „nehmt ihn mit und kommt mir bei Zeit zum Mittagessen wieder"'. Holzmann ließ sich fortschleppen, obwohl ihm die Art und Weise, wie da» junae Mädchen mit ibm ver fuhr, wenig zusagte; er sah finster vor sich nieder, ab sichtlich hinter ihr zurückbleibend. „Augen auf," befahl sie, „denn niemand hat weniger Ursache, sie zu verbergen, al» Herr Studiosus Holz mann." Der Blick, mit dem er sie anschaute, drückte ein solches Erstaunen aus, daß sie den neckischen Ton schnell fallen ließ und sich mit plötzlicher Ernsthaftig keit an die Beschreibung der Gegend machte. „Nun gehtS den Hügel hinunter, hinter dem Dorfe vorbei, dann hinauf zur alten Burg, das ist mein Lieblingssitz; die Felder find hauptsächlich mit Hopfen bepflanzt, im Spätjahr, wenn die Rebhügel grün sind, istS weitaus schöner als jetzt — aber da» wird Ihnen vollkommen einerlei fein, nicht wahr, Herr Kopfhänger?" Holzmann, von seiner Belongenheit gequält, «m- Wiederverheiratung 20 Proz. (bei der Wiederver heiratung al» Abfindung den dreifachen Betrag ihrer JahreSrente), der Witwer, wenn und insolange er er werbsunfähig, ebenfalls 20 Proz, jede- „eheliche" Kind bis zum zurückgelegten 15. Lebensjahre 15 Proz., und, wenn e» ganz Waise geworden, 20 Proz., jede» „uneheliche" Kind bi» zum zurückgelegten 15. Lebens jahre 10 Proz. de» JahreSarbeitSverdiensteS; die Renten der Hinterbliebenen Gatten und der Kinder zusammen können aber 50 Proz. nicht übersteigen; Aszendenten erhalten, wenn der Getötete ihr einziger Ernährer war, bis zu ihrem Ableben 20 Proz. de» Jahresverdienste». Jede Versicherung erfolgt bei be sonderen, zu diesem Zwecke zu errichtenden, auf Gegenseitigkeit beruhenden und unter staatlicher Aufsicht stehenden Versicherungsanstalten, und in der Regel soll eine solche Anstalt für jedes Land in der Landeshauptstadt errichtet werden. Mit glieder derselben sind die in dem betreffenden Bezirk wohnenden Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Sämtliche Betriebe werden in Gefahrenklassen eingeteilt, und zwar wird da» Verhältnis in Bezug auf da- Durchschnitts» maß der Unsallsgefahr so festgestellt, daß eS für die allergefährlichsten Betriebe — 100 ist und sich danach das DuachschnittSmaß der übrigen Betriebe in Pro zentsätzen bemißt. Jede Versicherungsanstalt hat jähr lich einen vom Minister deS Innern zu bestimmenden Betrag zur Bildung eines Reservefonds zu verwen den, doch dieser dieser Fonds nie mehr al» 10 Prozent der zur Deckung der Versicherungsverpflich tungen erforderlichen Summen betragen. Die Ver sicherungsbeiträge werden von den Mitgliedern nach Maßgabe der Arbeitsverdienste» der Versicherten ent» richtet, und der betreffende Tarif wird auf Grund des Beitragssatzes aufgestellt, der al» erforderlich für je 1 Gefährenprozent und 1 Fl. de» Arbeitsverdienste» erachtet wird; von diesen Beiträgen zahlt der ver sicherte Arbeiter 10 Proz., der betreffende ArbeitS- herr SO Proz. Ist der Unfallsberechtigte ein Aus länder oder befindet er sich dauernd im Auslände, so kann er 'für seinen Rentenansvruch mit einem ent sprechenden KapitalSbetrage abgefunden werden. Einer Exekution oder Beschlagnahme unterliegen die Renten niemals, und die sämtlichen betreffenden Verhand- lungep und Urkunden find gebühren- und stempelfrei. Ansprüche der Versicherten an Bruderladen, Kranke»-, Sterbe», Invaliden- rc. Kassen werden durch daS Ge setz nicht berührt, sondern bleiben aufrecht. Der erste Tag des neuen Jahres hat aber — wie die „N. A. Ztg." mit Recht hervorhebt — neben diesem österreichischen Gesetze, in welchem der Gedanke unserer Sozialpolitik in einem seiner wichtigsten Teile zur That geworden ist, ein Ercigni» gebracht, welche» hoffentlich einen kräftigen Anstoß zu weiterer sieg hafter Bethätigunq dieses Gedankens darbieten wird. Bei Gelegenheit deS NeujahrSrmpfangeS hat der König der Belgier dem Kammervorstande gegenüber seine rege Teilnahme an dem Lose der arbeitenden Klassen aus gesprochen und dabei die in Deutschland bereits aus- geführten oder noch beabsichtigten gesetzgeberischen Maßnahmen dringendst der Erwägung anempfohlen. DaS sind zwei erfreuliche Thatsachen, welche aufs neue die gesunde Kraft der in der Kaiser!. Botschaft vom 17. November 1881 angekündigten Sozialresorm bekunden. Tagesgeschichtr. Dre-den, 8. Januar, über da» Befinden Sr. Königl. Hoheit de« Prinzen Friedrich August sind gestern und heute die nachstehenden erfreulichen Bul letin« auSgegeben worden: 6. Januar, morgen« 8 Uhr. Se Königl. Hoheit Prinz Friedrich August haben in der vergan- melte im Tone verhaltenen Ärger»: „Wie behandeln Sie mich eigentlich?" „Wie da» kleinste meiner Brüderchen", entgegnete Dora mit lustig blitzenden Augen. Er blieb stehen, wollte sprechen, brachte aber kein Wort über die Lippen Dora strich über da» Gelock der kleinen Schwester, die neben ihr ging uud meinte ganz ruhig: „Mit wem hat man denn mehr Geduld, als mit so einem kleinen Geschöpf? Für mich giebt » über haupt nur zweierlei auf der Welt: Kinder und Ver nünftige; zu den ersteren zählt Onkel und Vater, mit den letzteren komme ich nicht au«, al» da ist: Tante Therese; sie maßt sich an, mir Ratschläge zu erteilen, und sucht mich bei jeder Gelegenheit zu bemuttern; dabei hat sie keinen Fehler, für den ich mich inter essieren könnte, und da« ist der Hauptpunkt; ich kann mich nur für Fehler begeistern! Wenn Sie wüßten, wie ich meinen in Gelehrsamkeit verlorenen Vater liebe, und welche Seliakeit da» für mich ist, ihn, wenn auch nicht gründlich, so doch einigermaßen von seinen unpraktischen Eigentümlichkeiten zu heilen! Und sehen Sie, den erfreulichen Eindruck machen Sie mir auch, al» könnt' man an Ihnen ein halbe» Leben herum- doktern. Fall» Sie nun aufgebracht zu sein wünschen, so genieren Sie sich nicht!" Holzmann besann sich einen Augenblick, dann er klärte er, indem etwa« wie ein Lächeln über seine Züge flog: „Ich ziehe vor, nicht entrüstet zu sein, allein ich werde e« mir zu erzwingen suchen, al« erwachsener Mensch behandelt zu werden." Dora lachte, schaute ihn mitleidig an und eilt« genen Nacht ziemlich gut geschlafen Da« Fieber hat abgenommen (3^,1). Die Krankheit nimmt ihren regelmäßigen Verlauf. gez. 0r. Fiedler. 7. Januar, morgen» 8 Uhr. Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August haben den gestrigen Tag gut verbracht und in der vergangenen Nacht ruhig geschlafen. Der Ausschlag ist erblaßt. Kein Fieber mehr. Allgemeinbefinden gut. Regelmäßige Bulletins werden nicht mehr ausgegeben. gez. 1)r. Fiedler. * Berlin, 6. Januar. Se Majestät der Kaiser hörte heute den Vortrag de» Grasen Perponcher, er ledigte einige RegiernngSangelegenheiten und empfing sodann au- den Händen des Vorstehers der geh. KriegSkanzlei im Kriegsministerium, Obersten Brix, die fertig gestellte neue Rang- und Quartierlisie für das Jahr 1888. Nachmittags arbeitete der Kaiser noch längere Zeit allein und hörte den Vortrag des Staatssekretärs des Äußeren, Grafen Herbert v. Bis marck. — Der „Reichsanzeiger" meldet, „Se. Majestät der Kaiser und König sind durch leichte Erkältungs erscheinungen in den letzten Tagen am Au-fahren verhindert worden." Aus dem Antwortschreiben Sr. Majestät de» Kaisers auf die Neujahrsadresse de» Magistrat» von Berlin heben die „Berl. Pol. Nachr." die nachstehen den bedeutsamen politischen Worte besonder» hervor: ,Lch gebe Mich vertrauensvoll der Hoffnung hin, daß unter dem Schutze dauernden Frieden», welchen Gott unserem Vaterlande erhalten wolle, infolge der auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiete getroffenen ge setzlichen Maßnahmen die Wohlfahrt der Nation sich ferner kräftig entwickeln und daß durch eine billige, an gemessene Vermittelung der in den gesellschaftlichen Klassen bestehenden Verschiedenheiten eine au»gleichende Zufriedenheit gefördert werde." Der BundeSrat hat seine durch Weihnachten und Neujahr unterbrochene Thätigkeit nunmehr wieder aus genommen. Gestern beriet der Ausschuß für Rechnung»» wesen über die Feststellung der Formulare zu den Reichssteuerübersichten Eine Plenarsitzung wird aber erst Mitte nächster Woche stattfinden. Die „Berl. Pol Nachr." schreiben: Die Erörterungen der seitens der Bundesregierungen ge billigten Grundzüge zur Alters- uud Invalidenver sicherung dauern sowohl in der Presse, als auch in den in dustrielle», gewerblichen und kaufmännischen Korporationen fort, "und so weit sich dieselben bisher überblicken lassen, hat sich er freulicher Weise fast ausnahmslos eine Übereinstimmung mit dem du ganze Versicherung bedingenden Grundprinzip dokumcn- tiert, nur betreffs der Ausführung und »amenUich der Organi- fation gehen die Ansichten auseinander. Bei allen diesen Be trachtungen hat, wie es nicht anders zu erwarten war und auch der Natur der Sache entspricht, bisher nur das in den Grund zügen enthaltene materielle Moment den Gegenstand abgegeben, auf den die Diskussion sich erstreckte; neben diesem materiellen weisen die Grundzüge aber auch ein rein humanitäres Mo ment auf, und wir halten es für angebracht, hieraus die Aus- merksamkeit zu lenken. — Man wird sich daran erinnern, daß lange bevor das Unfallversicherungsgesetz zu stände gekommen war, vielfach an die verbündeten Regierungen die Auf ordcrung gerichtet wurde, eS möchte aus dem Wege der Gesetzgebung irgend etwas zur Verhütung der in den Fabriken vorkommen den und Leben, sowie Gesundheit der Arbeiter bedrohenden Unfälle geschehen. Es wurde deshalb im Jahre t8nl eine Sachverständigenkommission einberusen, welche sich in eingehen, der Beratung mit der Materie beschäftigte. I« weiter man jedoch aus diesem Gebiete vorschritt, umso lebhancr drängte sich allen beteiligten Kreisen die Überzeugung aus, daß aus dem Wege einheitlicher Gesetzgebung diese Äite des Ardecterschutzes nicht geregelt werden könnte, ohne daß man aus die einschnei- denste und gefährlichste Weise in die Verhältnisse der einzelnen Industriezweige eiagreisen müßte. Man zog es deshalb vor, die Unfallverhütung al» eine lediglich den einzelnen Jn- dustriebranchen zusallenoen Ausgabe zu erklären und bestimmte in richtiger Würdigung der Lhatsache, daß man, um hier Er folge zu erzielen, da- materielle Jntereffe der BetriebSunter- nehmer engagieren müßte, durch die KK 7« u. ff. de« Unsallver- sicherungSgesetzes vom « Juli 1884, es solle den Berussgenossen- schaften die Befugnis erteilt fein, zur Verhütung von Unfällen, mit ihren Geschwistern voraus, den Weg hinauf zur Burg. Oben lehnte sic sich über das Gemäuer und sandte einen jauchzenden Ruf in die Welt. Da» Haar flatterte ihr um das reizende Gesicht, sie hielt einen großen Strauß Feldblumen in der Hand und winkte damit dem Nachkommenden zu. Und Holzmann, ganz erregt uud mehr auf das Mädchen, als auf die Gegend sehend, rief unbewußt vor sich hin: „Welche Schönheit!" Dora erstaunte, mehr noch über den Ton seiner Stimme, al» über da», wa» er sagte Allein sie war nicht die Natur, sich lange von einer Empfindung be- meistern zu lassen. „Da, schauen Eie hinaus," rief sie, „über da» lachende Thal hin, bi» zu der blauen Bergkette, die sich am Horizont verliert — ist'» ein Wunder, daß die Geschlechter, welche auf solchen Burgen hausten, so viel de» Freien und Großartigen an sich hatten? Der weite Blick ist'», der die Seele befreit! Ach, wenn ich da oben stehe, mein' ich, ich könnte Berge versetzen und Steine beleben! Haben Sie nie ge träumt, Sie könnten fliegen?" „Ja" erwiderte Holzmann in zögerndem Tone, während ein tiefer Schrecken durch seine Seele fuhr, und er trat schnell von der Seite de» Mädchen» weg, um sich in» Innere der Bura zu verlieren. Dora blieb zurück: sie fuhr fort in» Weite zu blicken, allein ihre Gedanken weilten nicht mehr bei der Gegend. „Lisabeth", wandte sie sich an die neben ihr spielende Kleine, „geh', such' ihn aus, Kind, und sei lieb zu »hm." (Fortsetzung folgt.)
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