Dresdner Journal : 25.02.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188802255
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1888
- Monat1888-02
- Tag1888-02-25
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- Dresdner Journal : 25.02.1888
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M47. I» «»»«» vo»t»o«» Lot-V» - ^U»rUol»t.. ... 18 N»rü ^jtLrlüd: « Nvü ö0 kL Lunsli»« t^uwmsrv: 1v kL L»»«r>»Id ä« ä«llt»oi»«o Loiot»«» tritt?o«t- a»ck Ktswpsliiuc dl»K bi»»». !F»kll»ckl»»»x»x«dllvr«», ttt« äs» k»ur» «i»«r s»»p^t«ii«o 2«i1« ßlsioo« Sebritt 10 kL tlotsr „Lu^v»»u6t" äl« 2«iis L0 kt. ltsi I'»b«U«»- ULit /iüsriu»tt s»t»pr. Lr»el>«la«a» äLpliob mit ^»«»Lio« ä«r 8o»»- a»ä koisiä»»« »dsuck». kvriwpr»vk-^L»«Uu»«! Lr. 128Ü. Sonnabend, den 25. Febrnar, abend-. 1888. DresdnerAMMl. ^ür die Gesamtletttmg oerantvorllich: Dtto Banck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. SM«»«« v« K»bsws1»»»««» «vtttt», 7 FP. Lr»»<ti7M»r, ll>«v1«ioi>»r so» 0i«cki»» ^»««1,; »»»«« »«« ww,.lot»»t, »—l »«-1»» »n«»1»n o. «> § ^«-k«r, I««l1»-wlo» Vr»» -Iotp»t, Ur»«1»i« ». «.-»««L«: Lock. SSo«^, »itt -L—8« >«U» »r^ttu1«.» -8t»N^rt: Laos« «8 Oo., I»0»' /o«x»t^t«ocka,»t/ S»«Ul»! S. Statt««» LoeX/i^p»/ o. SoXck—k«, «»u» »- 8.1 ck. Loret » vo. N«ea«»,,b,r, NO«iUl. N^ockitio» äo, vr«ck»«r ^ourool», Vvoock«, 2vi»sor»tr—— Rt Ko««p»«v-S«ot»1oMi Lr. 1W8. Amtlicher Teil. Dresden, 24. Februar. Aus Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ableben- Sr. Großherzoalichen Hoheit de» Prinzen Ludwig Wilhelm von Baden am Königlichen Hofe die Trauer auf eine Woche, vom 25. Februar bi» mit 2. März d. I., angelegt. Nichtamtlicher Teil. Geographische Wachrichterr. San Remo, 24. Februar, abends 11 Uhr. (W. T B.) DaS Befinden Sr. Kaiser!, und König!. Hoheit deö Kronprinzen ist unverändert. Der Kronprinzf erschien fnachmittagS auf dem Balkon und hatte später einen erfrischenden Schlaf. Die Stimmung ist besser, der Husten weniger häufig, der AuSwurf geringer, kein Kopfweh, normale Temperatur. Der Prinz von Wales hat heute über Lenti- miglia, biS wohin er sich zu Wagen begab, die Rückreise nach Cannes angetreten. Wien, 25. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) -aS „Fremdenblatt" bespricht heute die neuesten russischen Schritte in der bulgarischen Krage in anerkennender Weise, betont die notwendig wer- dende Regelung der ostrumelischen Frage durch dir Vertragsmächte und wünscht anläßlich der auf eine russische Anregung hin noch im Zuge befind lichen Vorerörterungen eine vertrauensvolle Er örterung aller Fragen, welche die rndgiltige Re gelung der bulgarischen Angelegenheit betreffen. Brüssel, 25. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Nord" sagt: Der Berliner Vertrag diene den Vorschlägen Rußlands zur Grundlage. Letz- tere bezweckten einen Kollektivschritt der Mächte bei der Pforte, in dem Sinne, daß die Anwesen heit des Prinzen v. Koburg in Bulgarien als ungesetzlich erklärt werden solle. Wenn alle Kabinette von dem Wunsche beseelt seien, den Berliner Vertrag aufrichtig zur Anwendung ge- bracht zu sehen, so folge daraus auch die Zu stimmung dir Mächte zu den auf dem Werke deS Berliner Kongresses beruhenden Vorschlägen Ruß lands. Damit die von Rußland nachgrsuchte .Kundgebung der Mächte die gewünschte Wirkung thue, müßten alle Kabinette aufrichtig und ohne Vorbehalt daran teilnrhmen. London, 25. Februar früh. (W. T.B ) Unter- hauS. Bei der Beratung der Reform der Ge- schüftöordnung wurde der erste Antrag der Re gierung mit einigen von der Regierung accep tierten Abänderungen nach mehrstündiger De batte angenommen. Durch denselben wird be stimmt, daß die Sitzungen am Montag, DirnStag, Donnerstag und Freitag um 3 Uhr nachmittags beginnen und, gewisse Fälle ausgenommen, späte stens um 1 Uhr morgens schließen sollen. Der liberale Unionist Kitz William ist in Don caster mit einer Majorität von 211 Stimmen an Stelle deS Homerulers Shirley zum Deputierten gewählt worden. Dresden, 25. Februar. Nachklänge zur Kanzlerrede. e/ In allen Ländern liest man die Rede des Fürsten Bismarck wieder und immer wieder. Dabei liest man hier und da Dinge aus ihr heraus, die gor nicht darinstehen. Das that ein Belgier, namens VolgerS. Dieser Herr, der, wenn er als Politiker ebenso be- Feuilleton. K. Hoftheater — Altstadt. — Am 24. Februar: „Miß Sara Sampson", Trauerspiel in fünf Akten von G. E. Lessing. Unsere Bühne erwarb sich bekanntlich das Ver dienst, zu rechter Zeit mit anderen Theatern diese» Jugendwerk de- Dichter- wieder aufzunehmen. Da mals wurde an dieser Stelle über die Wirkung dieser bürgerlichen Tragödie, über die nur teilweis gelungene Bearbeitung von H. Küchling, sowie über die mit ganzer Hingabe in Szene gehende Darstellung wieder holt und mit großer Ausführlichkeit geschrieben. Die Vorführungen sind seitdem verschiedene Male wieder ausgenommen und zwar mit dem Ergebnis einigen Rollenwechsels, wie e- die Personeuverhältnisse mit sich brachten. Die ersten Darstellungen standen dabei über allen späteren und konnten auch schen deswegen nicht wieder erreicht werden, weil ohne ein ruhige» und stetiges Hineinarbeiten der Schauspieler in den Geist de- Stücke- und der Zeit die volle Atmosphäre der Vergangenheit auf der Bühne nicht in genügendem Grade lebendig gemacht werden kann. Trotz dieser Behinderung bleibt eS eine löbliche Regsamkeit, das merkwürdige Werk nicht durch jahrelanges Ruhen im Repertoire verbleichen und verschwinden zu lassen. Die Titelrolle stimmt im ganzen zu der im guten und erfreulichen Sinne fentimentalen Auffasfung-weise, wie sie Frl. Breier eigen ist. Natürlich würden erst verschiedene Wiederholungen, die nicht möglich find, deutend ist wie bekannt, schwerlich zu den größeren Geistern gehört, hat am 16. Februar in Brüssel eine Volksversammlung einberufen, um gegen da» Bündnis zwischen Belgien und Deutschland Verwahrung einzu- legen und nebenbei auch die Verfassung seine» Vater landes ein wenig zu verunglimpfen, weil dieselbe dem Könige erlaubt, geheime Verträge abzuschließen. Aber woher weiß denn Herr VolgerS, daß ein deutsch- belgischer Bündni» besteht? Denn wissen muß er e» ja wohl, wie könnte er sonst eine Protestverfammlung gegen dasselbe einberufen! ES kann nicht wunder nehmen, daß die guten Brüsseler sehr begierig waren, au» dem eigenen Munde de» Herrn Volger», der in seinem Journal „!-« ?«uplv- bisher nicht» von übernatürlichen Gaben hatte spüren lassen, zu hören, von wannen ihm diese Wissenschaft komme, und deshalb in Hellen Scharen zu der Protestverfammlung strömten. Dort mußten sie nun zu ihrer nicht geringen Überraschung erfahren, daß VolgerS seine Neuigkeit dem Fürsten Bismarck selbst verdanke. - Oder hatte derselbe in feiner Rede vom 5. Februar nicht von gewissen anderen Staaten gesprochen, die neben Deutschland, Oesterreich und Italien zur Erhaltung des Frieden- verbunden feien? ES ist doch sonnenklar, daß damit in erster Linie nur Belgien gemeint sein kann, und wer ja noch Zweifel hegt, der braucht bloß die „Kölnische Volkszeitung" vom 12. Februar zur Hand zu nehmen, wo er den Abschluß eines Bündnisverträge» zwischen Belgien und Deutschland au» der bekannten sichersten Quelle be stätigt finden wird. Wie nicht anders zu erwarten, waren die Zuhörer des Herrn VolgerS von dieser schlagenden Beweisführung völlig überzeugt, und fie votierten einmütig die vorgeschlagenen Resolutionen, in welchen gegen das Aufgeben der belgischen Neutralität feierlich protestiert wird Drei ganze Tage hindurch konnte sich das Märchen >on dem Anschlusse Belgien» an den Dreibund in Brüssel aufrecht erhalten, bi» ihm endlich der Minister des Auswärtigen von der Tribüne des Parlamentes herab den Garau» machte. Dieselbe Stelle der Kanzlerrede, welche in Brüssel solcher Unheil angerichtet hat, wird auch in den an deren Mittel- und Kleinstaaten Europas am eifrigsten und ausführlichsten kommentirt. Im Anfänge glaubte man allgemein, daß sie sich auf Rumänien bezöge. Dieses junge Königreich, der Verbündete Rußland» während des letzten Türkenkriege», ist bekanntlich von seinem mächtigen Bundesgenossen etwas undankbar behandelt worden. Seit jener Zeit hat e» sich von Rußland losgesagt und Österreich zugewandt. Die große Mehrheit des Volkes billigt rückhaltlos diese Politik des Herrn Bratiano, wie vor wenigen Tagen erst — am 13. Februar — durch den Ausfall der Kammerwahlen bewiesen ward, welche für die Regie rung fast eine Dreiviertel-Majorität ergaben. Auch wäre Rumänien kein zu unterschätzender Bundesgenosse. Sein Heer, von dem Könige Karl nach deutschem Muster organisirt, zählt vier Armeecorps, welche mit den Reserven 300000 Mann stark sind. An dem mächtigen Lager von Bukarest, welches mit Lugauschen Panzertürmen und Kruppschen Geschützen armiert ist, besitzt dieses Herr einen starken Stützpunkt, so daß e» im Falle eines Orientkrieges sicherlich eine wichtige Rolle spielen könnte. Für den Orient bliebe ferner noch Serbien als Teilnehmer am Friedensbunde übrig. Aber weder die Machtmittel über welche dieser Staat gebietet, noch die Gesinnung eine» großen Teile» feiner Bevölkerung lassen es denkbar erscheinen, daß derselbe von dem deutschen Reichskanzler al» Bundes genosse bei einem etwaigen Kriege Rußland in Rück sicht gezogen worden sei. Ganz neuerdings ist das Gerücht aufgetaucht, al» ob sich Deutschland sehr angelegentlich um eine Bünd nis mit der Schweiz bewerbe. Sogar die „Nordd. Allg. Ztg." sah sich genötigt, von diesem Gerücht Notiz zu nehmen und e» al» völlig unbegründet zu bezeichnen. Da wir zufälligerweise m der Lage sind, die ganze Genesi» diese» angeblichen dentsch - schweize rischen Bündnisse» darzulegen, so sei eS un» gestattet, ein wenig länger bei dieser Phantasterei zu verweilen, al» e» ,hrer Abgeschmacktheit eigentlich angemessen ist. Es besteht in Genf rin Blatt, Tribun» ä» Ooosrs", das e» sich zum Spezialvergnügen macht, feine Leser mit allerhand selbsterdachten, sensationellen Neuigkeiten zu unterhalten. Diese Eigentümlichkeit deS Blattes ist natürlich in der Schweiz bekannt und niemandem sällt eS ein, eine Nachricht der „Triduaa- ernst zu nehmen. Jüngst nun, da alle Welt von Bündnissen sprach, meinten dre Redakteure des erwähnten Blattes, sie dürften ihrerseits hinter dem Fürsten BiSmarck nicht zurückblnben und schlossen flugS ein Bündnis zwischen Deutschland und der Schweiz Danach sollte der deutsche ReichSkauzler dem Berner Bunde-rate enthüllt haben, daß die Franzosen beim Ausbruche eines Krie ges beabsichtigten, in die Schweiz einzufallen und sich bei Bafel einen Weg über den Rhein nach Deutsch land zu bahnen. Um diesem vorzubeugen, solle die Schweiz mit Deutschland ein Schutz- und Trutzbüudni» eingehen. Niemand in ganz Genf glaubte an dieses Märchen mit einziger Ausnahme deS Torresondenten des „TempS" welcher die Neuigkeit seinem Blatte sofort telearraphisch übermittelte. Ja Paris natürlich erregte sie gewal tiges Aussehen und am nächsten Morgen wurde sie von den großen englischen Blättern, hauptsächlich dem „Standard", in alle Welt verbreitet, bis endlich da» Organ de» Reichskanzler» der Mythe ein jähes Ende bereitete. So kann denn wohl nicht die Schweiz, viel eher aber England al» dernnige Staat in Frage kommen, auf welchen Fürst BiSmarck in der mehrerwähnten Stelle bundeSgenossevschaftlich avgespielt hat. E» ist hinlänglich bekannt, daß die gegenwärtige Regierung Großbritannien» den deutschen Bestrebungen in hohem Grade günstig gestimmt ist, und ebenso steht e» fest, daß zwischen England und Italien gewisse Verein barungen getroffen worden sind. Wenn bi»lang noch Zweifel darüber herrschten, so haben die Interpella tionen de» Radikalen Labouchbre und die Antworten Sir Fergusson» dieselben völlig zerstreut Zum Über fluß hat der „Standard" bei mehr al» einer Gelegen heit ausdrücklich erklärt, daß der Dreibund, so lange er für den Frieden eiutritt, die Unterstützung Englands haben werde, und wenn irgend ei» Staat den Frieden brechen sollte, so würde England das Gewicht seiner Macht gegen den Angreifer in die Wagschale werfen. Wenn die Versicherungen de» „Standard" auf Warheit beruhen, und al» anerkannte» Organ Lord Salisburys muß da» Blatt in diesen Angelegenheiten gut unterrichtet sein, so scheint e» nicht ungerechtfertigt, der Meinung Ausdruck zu geben, daß England m erster Linie zu jenen Mächten gehört, welche Fürst BiSmarck unter „den anderen, zum Schutze de» Frieden- verbündeten Mächten" verstanden wissen wollte. Lagesgeschichte. * Berlin, 24. Februar. Se. Majestät der Kaiser hörte heute Vortrag, empfing einige Militär» und arbeitete mittag» längere Zeit mit dem Ehef de» Militärkabinett». Während der Nachmiltag»stuuden verblieb der Monarch im Arbeitszimmer und hatte um 4 Uhr noch eine längere Konferenz mit dem stellver tretenden Minister de» König!. Hause». — Infolge der hierher gelangten Nachricht von dem Ableben Sr. Großherzogl. HoAit de» Prinzen Ludwig von Baden hatten die Kaiserl. Majestäten, welche hierdurch auf» tiefste bettübt wurden, die für den gestrigen Nach mittag beabsichtigten Spazierfahrten aufgegeben. Die Nachtruhe Sr. Saiferl. und König!. Hoheit de» Kronprinzen war gestern und heute leider wie ¬ der durch Husten und Kopfschmerz gestört. Auch hat die Nachricht von dem Ableben feine» Neffen, de» Prinzen Ludwig Wilhelm von Baden, den Kronprinzen tief erschüttert. Im übrigen giebt da» Allgemein befinden de» hohen Patienten gegenwärtig zu beson deren Besorgnissen keinen Anlaß. Dem Vernehmen nach wird sich Se. Kümgl. Ho heit der Prinz Wilhelm morgen zu den Beisetzung»- feierlichkeiten für Se. Großherzogl. Hoheit den Prinzen Ludwig Wilhelm von Baden von hier nach Karlsruhe begeben. Der König!. Hof legt heute für Se. Großherzogl. Hoheit den Prinzen Ludwig Wilhelm von Baden die Trauer auf 14 Tage an. Der offiziös bedienten Wiener „Pol. Korr." wird von hier in „sehr bemerkenswerter Weise" geschrieben E« ist in den letzte» Lagen bezüglich der sogenannten be sonderen Mission de« Grasen Schnwalosf viel geschrieben und gesprochen worden, viele« trägt de» Stempel der Unwissen heit und der Übertreibung, aber manche« ist von der umsichtigen Publizistik scharfsinnig kombiniert worden und dürfte der Wahr heit sehr nahe gerückt sein; «hatsächlichr« hat jedoch noch nicht verlautet, den» die aauze Natur der schwebenden Unterhand lungen bringt e« mit sich, daß über den Verlauf derfelben in den eingewnhien maßgebenden -reifen Stillschweigen beobachtet wird. Heute beginnt jedoch der Schleier sich zu lüften und wen» e« auch noch »icht möglich ist, sich mit vollkommener Be stimmtheit über die russischerseit« gemachte» Anträge und über den Empfang, den dieselben an den venchiedenrn HSsen, nament lich in Bern» gesunden habe», ou-zusprechen, so dürsten doch dir nachstehenden Mitteilungen, dir au» gut unterrichteter Quelle fließen, al« durchau« glaubwürdig, der publizistische» Erörterung eine» willkommenen Beitrag liesern E« war der bekannte Passu« der letzten großen Red« de« Fürsten BiSmarck, in welcher gssagt war, daß er kein Bedenken tragen werd«, russisch« Schritt« w«grn Regelung der bulgarische» Frage auf diplomatischem Wege zu unlcrftuKcn, der den Anstoß zu der Mission de« Grasen Echuwaloff gegeben hat, welch« be- zw«ckt«, Drutschland« Unterstützung zu einem gemeiniLattlichen Schritte bet der Pforte, welcher aus die Entsetzung de« Prinzen Ferdinand Hinzielen würde, zu gewinnen. Rußland konnte dieser Unterstützung nach dem öffentlich gegebenen versprechen de« Fürste» BiSmarck von vor»herein sicher sein, und dieselbe wird ihm wohl auch nicht gesehlt haben; aber e« ist schwerlich anzunehmea, daß Deutschland, indem eS seine Unter stützung zusagte, au« der »»angreifbaren Stellung hioautzuaehr» beabsichtigte, welche e« in der orien talischen Frage seit Anfang an eiugruommen hat, au« einer Stellung, i» der Leuischland sich selbst verbot, irgend welche Initiative zur Regelung der Wirren aus der valkanhalb, insel zu ergreifen, gleichzeitig aber auch seine BereUnnlUgkcu zu erkennen gab, de» Schruien anderer, «ehr interessierter Mächte mit denen bezweckt würbe, die Beschlüsse de« Berliner Kongresse« «»stecht zu erhalte», sei»» Unterstützung angedeihen zu lassen. Da« verlange» Rußlaad«, die Psorte möge kraft ihrer suzeräne» Stellung gegenüber Bulgarien den Prinzen Ferdinand »er- aalaffen, die von ihm usurpierte Stellung aus dem bulgarische» Throne auszugeben, dürste von der deutschen Regierung in dem Sinne gedeutet worden sei», daß mit demselben eine Wie derherstellung de« durch den Berliner Kongreß geschaffenen »tatu» quo m Bulgarien angebahat »erd« and man darf de«- halb annrhmen, daß Deutschland sich dem Wunsch« Rußland«, seinen Antrag b«i drr Psorte zu unterstützen, um so bereit- williger gefügt hat, al« el sich dabei im Grunde nur darum handelte, die Psorte zu veranlaßen, ein unzweifelhafte« Recht, welche« ihr der Berliner Kongreß über Bulgarien koacediert hatte und dal auch eine gewisse Pflicht in sich schließt, auSzuüden. Gerade der Umstand, daß Rußland von Drutschland etwa« gewissermaßen Selbstverständliche« verlangt hat, läßt diese« ver langen al« etwa« nicht ganz Unverfängliche« erscheinen und wenn hie und da dir Vermutung daran geküpft worden ist, daß damit vielleicht beabsichtigt s«, irgendwelche Verstimmung zw chrn Deutschland aus der erneu und Österreich-Ungarn, Ita lien und England ans der «bereu Seite hervorzurufen, so mag die« übertriebrue« Mißtrauen gegen die rus sische Politik sein; jrdeufall« ist e« aber kein ganz uagerechtsertigte«. Di« maßgebrnden russischen Preßorgane habeu in der Lhatseit Jahr und Lag jrd« Gclegcnheü ergriffen und da, wo keine Lhoisachen Vorlage», viele« böswillig erfunden, um zwischen dtn;cnigen Staate», die sich zur «u-rkchleihaliung de« europäische» Frieden« mit er»andrr verbunden haben, gegen seitige« Mißtrauen aaSzustreur» E« ist in hohe« Grad« zu brdan«rn, daß di« persön liche Politik de« Kaiser« von Rußland noch wie vor «ine geheimni«volle bleibt, so daß man deren Lendenzen, die in den bestunterrichtete» Kreisen für friedfertig gehalten werden, doch immer nur ahne» kann oder erraten muß, wäh rend da« Wünschen und Wolle» der panslawistischen Partei, der zu einer wirklichen Abstimmung und Befestigung de» Charakterbildes führen können. Da» gilt noch im erhöhten Grade für Hrn. v. d. Osten als Mellefont, welcher im Vergleich mit der vorgenannten Schauspielerin im entgegengesetzten Verhältnisse zu dem Typu» der Rolle steht. Hier würde eine weiche Verjüngung, eine allem Realistischen ferne Entäußerung der eigenen Individualität not wendig fein, die sich auch nicht annähernd mit einem Male gewinnen läßt. Frl. Ulrichs Marwood wurde in ihrer starken Färbung schon wiederholt hervor gehoben. Die Wirkung deS Stückes auf den vom fremden Zeitgeist unabhängigen Gemütsanteil bleibt bei jeder besttebsamen Darstellung eine tief ergreifende; im argen Mißklang damit schienen diesmal die ermäßig ten Preise mit einem ermäßigten Theaterbesuch Hand in Hand zu gehen. ES wäre schade für die weiteren -reife de- Publikum-, wenn eS sich nach dem Maße deS Erfolges empfehlen sollte, denselben diese» Ent gegenkommen wieder zu entziehen. O. B. Konzert. Zum dritten Produktionsabend de» Tonkünstlerverein», den Se. Majestät der König mit feiner Gegenwart beehrte, kamen zwei Novitäten zu Gehör: ein sehr ansprechende», äußerst fleißig ver arbeitete» und musikalisch tüchtig durchgeführte» Streich- quartett (A-mvII) von A. Wolfermann recht gut gespielt durch die Herren Blumer, Brückner, Wilbelm und Stenz, und eine Sonate (op. 4b) für Clavier und Violine von Grieg, die sich in ihre« bedeutenden aeistigen Gehalt seiner Sonate (op. 13) anschließt und sehr schön vorgettage» von den Herren Scholtz und Feiger!. Frau Otto-AlvSleben bereicherte da» Programm durch vortreffliche Ausführungen zweier Arien: einer Arie von Händel au» der Oper „Roda- linde" und der schönen Arie Mozart» mit obligater Violine (und Pianofortebegleituag) au» „II r« p«tor«", welche I. Lauterbach zum Konz«, »gebrauch eingerichtet hat. Herr Krantz hatte die Pianofortebegleitung und Herr Feiger! die Biolinpartie in der letztgenannten Arie übernommen. Den Schluß de» Abend» machte eine vorzügliche Vorführung von I. S. Bach» Konzert für zwei Llaviere (in OmoU) mit Streichinstrumenten durch die Herren Krantz und Janfen und unter Direktion de» Herrn Ri ec in». —v— Elfriede. Novell« do» E. B»»se». cS»rtf«tz»«») ,Lch krank!" rief er, „ha Hal — Nein, Elfriede, ich thue Dir doch nicht deu Gefallen zu sterben!" Einen Auaenblick fah fie ihn sprachlo» an, dann wandte sie sich und lief mehr al» sie ging, dem Hause ul, während Reutern den Professor mit hühmschrn Bemerkungen und bitteren Vorwürfen überhäufte Dieser fah wohl, daß, während jener sich in drr furchtbaren Auflegung befand, nicht vernünftig mit ihm zu reden fei, begnügte sich daber mit einem Achselzucken und den Worten: „Du bist wohl von Sinnen" und entfernte sich glnchlall», den Unglück lichen seinen finsteren Gedanken überlassend Im Herrenhause waren unterdessen Gäste anaelangt, ei« benachbarte GutSbesitzerSstuuuie mit drei Töch tern, von denen die jüngste, eine ziemlich hübsche Blondine, Reutern ehemal» nicht ganz gleichgiltig ge- wesen. Elfriede wußte darum, wie ihr Mann ja überhaupt nie ein Geheimni» vor ihr gehegt, und e» war ihr fehr unangenehm, daß die Damen fie gerade mit rotgeweinten Augen autteffen mußten. Sie nahm sich zusammen, fo gut e» ihr gelinge wollte, bat ibre Gäste, e» sich bequem zu machen stellte Tante Ulrike und den Freund vor und entsandte Adam in den Garten, ihren Mann von dem unerwar teten Besuche zu benachrichtigen. E» gehörte kein geringer Heldenmut dazu, die halb spöttischen, halb neugierigen Blicke der acht Augen, die fie auf Schritt und Tritt verfolgte», standhaft zu er tragen, unbefangen zu lächeln und scherzhaft zu plau dern, da ihr doch todc»wund zu Mute war; dazu kam die stete Angst, die Tante möge besonder» bei ihrer augenblickichen starken Erregung, irgend eine Indis kretion begehen, und Pahlen, der dies alles mit ihr empfand und innige» Mitleid mit ihr fühlte, gab den vier sozusagen auf dem Anstand befindlichen Damen eine weitere Veranlassung zu unliebsamen Entdeckungen und Bemerkungen durch die zarte Aufmerksamkeit, mit welcher er die junge Wirtin behandelte. Reutern trat em; aller Blicke richteten sich auf ihn und Klärchen, die Jüngste, begrüßte ihn mit strahlen- dem Lächeln, während die Mutter, eine Mattone, die sicherlich ihre zwei Zentner wog, in freundlich schel- tendem Tone sagte: „Aber, mein Bester, wa» treiben Sie denn, daß man Sie gar nicht bei uu» sieht. jJch sollte denken, die Flitterwoche» wären endlich vorüber, und Sie könnten Ihre Drau Gemahlin nachgerade ein wenig mit der Nachbarschaft bekannt machen. Oder
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