Suche löschen...
Dresdner Journal : 02.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188807028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1888
- Monat1888-07
- Tag1888-07-02
- Monat1888-07
- Jahr1888
- Titel
- Dresdner Journal : 02.07.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
in der Dordogne, dem einstigen Kriegsminister Du Bareil, einen Gegenbrwerber, Hrn. Thirion-Mon- Schicksal der Stanleyschen Expedition nur bis Ende Dezember vorigen Jahres Auskunft. Freilich wäre auch dies ein großer Gewinn für unser Wissen, falls wir annehmen dürfen, daß die Mitteilungen, wie sie vorliegen, Glauben verdienen. Dieselben stammen näm- l>ch von sieben Ausreißern von der Expedition, welche am unteren Aruwimi angelangt sind, von dort haben Araber die Nachricht weiter verbreitet, ins sie Major Major Bartelot zu Gehör kam. Nach diesen Nach richten soll der Vormarsch Stanleys fortwährend durch Gefechte aller Art unterbrochen gewesen sein. Fünf Monate lang sei die Expedition durch Wald und Sumpf marschiert, sie sei bereits auf zwei Drittel ihrer ursprünglichen Anzahl herabgemtndrrt worden, sämt liche Weiße seien krank, Stanley selbst durch einen Pfeilschuß verwundet gewesen. Derselbe habe sich ge zwungen gesehen, die für Emin Pascha mitgenommenen Provlant- und Munitionsvorräte anzugreisen. Major Barlelot habe keinen Nachschub hinaufschicken können, weil Tippo-Lipp seinen Verpflichtungen nicht nach gekommen sei, da die Leute am Kongo Furcht gehabt hätten vor den kriegerischen Stämmen des Innern, mit denen Stanley sich herumgcschlagen habe. An diesen Stachrichten ist nicht eben viel über raschendes, aus Vorgänge der angeführten Art mußten wir ja von vonherern gefaßt sein; indes ist doch zweierlei an denselben bemerkenswert, was einen sehr trüben Ausblick auf daS Schicksal Stanleys und seiner Expedition eröffnet. Erstens muß eS peinlich auf fallen, daß gar keine Nachricht von Stanleys eigener Hand an Major Bartelot gelangte, obwohl doch ander weitige Nachrichten durchfickern konnten, und dann er weckt es einen für das Schicksal der Expedition nie- Pie Anstellung von Deutschen im AuSlaude letzteren sich augenblicklich gegenseitig scharf befehden, i» allen möglichen Branchen hat in den letzten Jahren Die Royalisten haben dem bonapartisttschen Kandidaten außerordentlich ^Genommen. Man braucht sich nur der betreffenden Vorgänge in der Türkei und in Japan tauban, gegenübergestellt und gleichzeitig warnt eine Rote der „Correspondance nationale", die sich selbst als „daS einzige Organ des Grafen v. Paris" be zeichnet, die königlich gesinnten Wähler davor, in der vom Komitee der Rechten gegründeten ,Liga der Volksbefragung" eine ihren Grundsätzen entsprechende Parteiorganisation zu erblicken, eS sei dies vielmehr nur ein Verein, der bei den baldigen allgemeinen Stanley und Emin Pascha. In der vorigen Woche find, wie die „Deutsche Kolonialztg." sagt, zwei Nachrichten aus Afrika ange- lvUgt, deren eiUe über Loanda, deren andere über Khartum - Berber - Suakim ihren Weg genommen hat atld welche emige- Licht auf den Fortgang der Stanleyschen Expedition zu werfen scheinen. Wir siw^en: scheinen, weil die ostafrikanische Nachricht so allgemein und nebelhaft gehalten ist, daß sich nicht klar erkennen läßt, ob sie überhaupt auf Stanley be zogen werden darf. Sie meldet einfach, eS fei im Bar - el - Gbasal ein weißer Pascha mit Truppen an- gelangt, und läßt völlig im Unklaren, ob dieser Pascha Stanley oder irgend ein anderer Europäer ist? Wir Wunen der Notiz danach großes Gewicht nicht bei legen, da ja keineswegs auSgeschloffen ist, daß der Weiße Pascha einer der ehemaligen ägyptischen Sudan- beamten ist. Wenn wir annehmen, daß mit dem weißen Pascha in der That Stanley gemeint ist, so würde die Nachricht natürlich von gröKen Inter- Este sein und rin eigentümliche» Schlaglicht auf den Fortgang der Stanleyschen Expedition, viel- leicht auf seine eigentlichen letzten Pläne selbst werfen. Ist nämlich Stanley im Bar-el-Ghasal angekommen, so maß er vom mittleren Aruwimi aus, wo er sich nach der zweiten Nachricht noch anfang diese» Jahre» befunden hat, direkt nach Norden marschiert sein. Nun liegen aber der Albcrt-Nnanza und Wadelai genau im Osten de» mittleren Atmunmi Stanley Hütte sich demnach Nicht auf sein eigentliche» Ziel zu bewegt, sondern wäre in einem rechten Winkel davon abmar- schVrt. Zur Erklärung liehe sich vielleicht aunehmea, Wahlen die Einigung aller Konservativen avstrebe, der aber der Partei fremde Elemente in sich trage und welchem sich daher weder die royalistischen Komitees anschließen noch die Royalisten zu Beiträgen ver pflichten dürfen. Pari», 3V. Juni. Heute wählte die Kammer den Budgetausschuß. Dank der Unterstützung der Rechten wurden eine Reche namhafter Mitglieder der (opportunistischen) „Vereinigung der Linken" in den Ausschuß gewählt, u. a. Rouvier, Raynal, Lasi- mir Perier, Alb. Ferry, Dubost, Barhaut, I. Roche nnd Gomot, doch bilden die Mitglieder dieser Partei keineswegs die Mehrheit, da auch die radikale und die äußerste Linke (u. a. durch Aves Guyot, Sig. Lacroix, Maret, Steenackers, Jamais, Sali» rc.) sowie die „Wilden" durch Andrieux und das linke Zentrum durch Ribot vertreten sind. Die „Liberi«" rechnet allerdings 18 der 33 Mitglieder zur „Vereinigten Linken", übersieht aber, daß mehrere derselben, u. a. Gerville, Reache und Compayr« sich entschieden für die Unterstützung de- Ministeriums Floquet ausge sprochen haben. Sehr bemerkenswert sind die Er klärungen, welche der Finanzminister Peytral in der 11. Abteilung in der der Wahl vorausgegangenen Debatte abgegeben hat. Der Minister sprach den Wunsch aus, man möge seine Meinungen über das Finanzwesen nicht nach dem von ihm für 1889 vor gelegten Haushaltsentwurf beurteilen; eS sei dies nicht der Entwurf, den er einzubringen im Sinn gehabt habe. „Seine Absicht fee vielmehr gewesen, zuerst die beiden Reformen der Getränke- und der Erb- fchaftSabgaben durchzuführen, und zu diesem Zweck habe er den Gesetzentwurf betreffend Verlegung des HauShaltanfangeS auf den 1. Juli eingebracht. Nach dem nun aber der Senat dieses Gesetz abgelehnt habe, sei das Ministerium außer Stande gewesen, das geplante Resormenbudget einzubringen, und habe müssen einfach eine neue, im wesentlichen unveränderte Auf lage des für 1888 genehmigten Haushalts vorlegen. Die Regierung habe angekünvigt, daß sie die von ihr befürw, rteten Reformen in der Gestalt von besonderen Gesetzentwürfen einbringen werde. Damit habe sie jedoch keineswegs der Theorie zugestimmt, nach welcher Budgetwege überhaupt keine Reformen ausgeführt werden dürften. Es lasse sich darüber kerne unbedingte Regel aufstellen; derjenige Weg sei der beste, der am schnellsten die begehrten Reformen sichere Wenn der neue Ausschuß die fraglichen Reformen im Budgetwege durchführen wolle, so werde sich die Regierung dem nicht widersetzen und ihm ihren Beistand gewähren". — In der 2. Abteilung be mängelte Ribot an dem Budgetentwurf die Streichung der Ausgabe für Schuldtilgung (für Einlösung von Schatzobligationen). Der Minister habe keinen Ver such gemacht, aus der jetzigen Finanzlage heraus zukommen. Dies sei aber angesichts eines sich ankün digenden außerordentlichen Budgets, das, wie verlaute, eine Milliarde erreiche, notwendtg. Wenn es nicht möglich sei, neue Ersparnisse ausfindig zu machen und das außerordentliche Budget ganz zu beseitigen, so werde er selbst vor der Notwendigkeit, neue Steuern zu schaffen, nicht zurückschrecken, um DeckungSmittel für die neuen Ausgaben ausfindig zu machen. Auch in den anderen Abteilungen wurde das Peytralsche Budget vielfach getadelt.— Der Ministerrat be schäftigte sich heute mit dem gestern vom Senat an genommenem Tadelsvotum sür den Justizminister in der Angelegenheit des StaatSanwaltSgehllfen und des Bürgermeisters von Carcassonne. Obwohl die Inter pellationen und Tagesordnungen des Oberhauses nach den parlamentarischen Regeln keinen Einfluß auf den Bestand der Regierung und der einzelnen Minister ausüben, so wurde doch von mehreren Mitgliedern des Kabinetts, denen sich auch der Premier und der Präsident der Republik anschlossen, der Verlauf der Debatte al» ein für das parlamentarische Ansehen deS Justizministers ungünstiger beurteilt und die Erwartung ausgesprochen', daß es Hrn. Ferrouillat gelinge, daß er den Durchbruch nach Osten hin, auf Emin Pascha zu, für unmöglich gefunden hätte und versuchte, in einem Bogen nordwärts die seiner Expeditton ge- stellte Aufgabe zu lösen. Immerhin würde bei dieser Erklärung auffallen, daß er diesen Bogen bis in» Bar-el-Ghasal nordwärts gezwungen war, vorzuschieben. Man muß sich nämlich vergegenwärtigen, daß das Bar el Ghasal etwa zwischen 6 und 7° nördlich und 2b bis 30° östlich von Greenwich sich auSdehnt, während Wadelai etwa unter 3,b° nördlicher Breite und 32° östlicher Länge von Greenwich gelegen ist. ES wäre doch in der That zu verwundern, wenn Stanley gezwungen gewesen wäre, eine derartige Aus biegung von seiner eigentlichen Marschroute vorzunehmen. Wenn man die Karte überblickt, so könnte die Ver mutung fast nahetreten, daß Stanley vielleicht aus Erwägungen unmittelbarer Natur in dar fruchtbare Bar-el-Ghasal-Gebiet geführt sei; inde», wie gesagt, stehen wir hier reinen Kombinationen gegenüber, welche so lange verfrüht erscheinen müssen, als uns nicht bestimmtere Nachrichten über das gemeldete Ein treffen des weißen Pascha am Gazellenstrom vorliegen. Genauer und deshalb im Augenblick weit wichtiger ist die -weite Meldung, welche über Loando an uns gelangt ist und nach dem Reuterschen Büreau Nachrichten bis Mitte April d. I. zu bringen scheint. Freilich stellt sich bei näherer Prüfung heraus, daß die Nachrichten zwar von Mitte April datieren, inde» um diese Zeit in St. Paolo de Loanda eingetroffcn find, von wo Mr. Ward, ein Begleiter de» Major» Bartelot, sie am 28. April nach Boma überbrachte. Bon dort ist die Nachricht per Brief dieser Tage in Brüssel eingetroffen. Thatsächltth giebt sie über da» seinem Verhalten in dieser seine« Amtskrei» allein betreffenden Angelegenheit vor der Kammer eine bessere Beurteilung zu sichern. Das Kabinett hat also abgelehnt, tue Verantwortlichkeit für die AmtSalte de» Justizminister» mit demselben zu teilen. — Dre Regierung verlangt von den Kammern einen Kredit von 6000 Fres, zur Einrichtung des Flügel» de» Schlosse» von Fontaineblean, welchen der Präsident der Republik während der Ferien bewohnen wird. Die übrigen Telle de» Schlosse», namentlich die Sammlungen, bleiben für jedermann zugänglich. — Der UnterrichtSminister Lockroy hielt gestern abend im Amphitheater der Sorbonne bei der Preis- Verteilung des „Vereins der französischen Jugend" eine Rede, in weicher als Ziel des nach 1870 gegründeten Verein», dem er selbst angehört, die Hebung des nationalen Sinne» und die sittliche und geistige Kräf tigung der Jugend bezeichnete und namentlich die von der Schießabteilung des Verein- erlangten Erfolge anerkannte. Der Minister sagte dann: „Sie haben recht, wenn Sie glauben, daß man sich auf alle Ereignisse varbereiten muh, sogar aus solche, die man be- seüigrn will. Mein ich kann mich nicht enthalten, Vertrauen m die Weisheit der Völker zu gewinnen, und ich behaupte, daß trotz gewisser Politik, viele Herzen in Europa einig mit den unsrigt n schlagen. Unsere Studenten Haden sich auf ihrer Reue zu dcn Bologuer Feste» davon überzeugen können, wo ihre würdige, gesälllge und echt sranzösische Haltung die Zuneigung aller erreg» und allen Achtung abgenötig« hat Ich denke mir, bah trotz alltm die Wett nicht sür immer durch Hatz und Miß trauen entstellt bleiben kann. ES sind Bestrebungen der Ge meinsamkeit und Brüderlichkeit, wie die Ihrigen, welche früher oder später diese alte Welt ändern werden. Ich dachte die- jüngst, alS ich das Museum Guimet verließ, wo sich unter anderen Seltenheiten «ine sagenhastr Gruppe befindet, dcn Kamps eines von Waffen strotzenden Riesen mit einem Kinde darstiUend, das al- einzige Waffe ernen Fächer trägt. Der furchtbare Riese ist daS Sinnbild de- blinden Hasse- der bru talen Gewalt. DaS Kind, dessen Fächer die ganze Rüstung Stück um Stück sollen macht und da- schließlich triumphiert, ich finde eS in Ihrem friedlichen und unansehnlichen Werke wieder, da- doch gewaltiger Anstrengungen und heldenhafter Erfolge sähig ist." Rom, 29. Juni. In einen Italien und Deutschland übeifchriebenen Artikel der , Riforma", welcher von um so größerer Bedeutung ist, als die Beziehungen bekannt sind, deren sich das Blatt zu dem Leiter der auswärtigen Politik Italiens zu erfreuen hat, heißt es: „Wilhelm II. hat wohl begriffen, welch'eine Familientrauer für uns aus dem Unglück entstand, daS ihm und Deutschland einen Vater, Italien einen Freund raubte, und mit einer Zart heit der Empfindung, die in beredter Weise den Gegensatz bildet zu den pH imastijchen Bildern, welche Leute, die den neuen Souverän nicht kannten, von ihm entworfen haben, hat er e- gewolll, daß daS erste von ihm feierlich an Deutschland und an die Welt gerichtete Wort, nicht allein an unsere Politik, sondern an unsere Neigungen sich wandte, wie die warmc und deutliche Versicherung, daß, wenn die Person aus dem Thron auch ge wechselt hatte, weder di« Gefühlt, noch die Überzeugungen andere geworden waren. Und wir freuen uns dessen, weil, wenn da-, was eine Bereinigung einsacher Konvenienz hätte werden können, ein Band der Wahlverwandtschaft bleibt, um so größerer Vorteil daraus sowohl sür Italien wie sür Deutsch land entstehen kann und um so größer der Einfluß fein wird, den beide Reiche in Europa werden üben können." — Im wei teren Verlauf de« Artikels heißt eS: Abcr gerade weil Italien ebenfo wie Deutschland die Wohlthaten des Frieden« bewahren will, um die Einheit zu befestige» und die Einrichtungen sowie das nationale Wohlergehen zu erhöhen, können wir dem von Kaiser Wilhelm ausgedrücktem Wunsche nur beipflichten, wonach er ebenso wie mit den übrigen Ländern auch mit Rußland gute Beziehungen ausrecht erhalten will, welche- ebcnsall- da- Recht hat, seine Stimme in den seine Jotereffen berührenden Ange legenheiten vernehmen zu lassen, soll« e- dieselben zum Bor- teile deS Friedens in, Sinne der Gerechtigleit gelöst sehen will. London, 1. Juli. Nach einer ansehnlichen Reihe von liberalen Wahlsiegen hatte die konservative Partei in England der Ersatzwahl in dem Wahlkreise der Insel Thanet, in der Grafschaft Kent, nicht ohne Besorgnis entgegengesehen Diese Sorge ist nun be hoben, denn der konservative Kandidat Lowther, früherer Obersekretär für Irland, ist gestern mit 3547 Sttmmen gewählt worden. Der bisherige Vertreter des Wahlkreises im Unterhause, Oberst King- Harmon , dessen kürzlich erfolgter Tod die Ersatzwahl nötig gemacht hatte, wurde rin Jahre 1886 mit einer Mehrheit von 2088 Sttmmen gewählt. Den Libe ralen ist es trotz außerordentlicher Anstrengungen nicht gelungen, den Sitz zu erobern, aber die Mehr heit des Torykandidaten ist diesmal wesentlich ge ringer als im Jahre 1886. Der liberale Kandidat war Knatchbull-Hugefsen, Sohn deS Lords Brabourne, welcher 2889 Stimmen erhielt. St. Petersburg, 29. Juni. Der „berühmte" panslawistische St. Petersburger Mitarbeiter der of- ficiösen „Pol. Corr." läßt sich wieder einmal ver- zu erinnern. Neuerdings hat anderweitiger Meldung zufolge auch Serbien beschlösse«, einen Deutschen auf einen wichtige« Posten und -war auf de« eine» tech- »ischen Direktor» der Tabak, cg>e zu berufen. Die deut sch» Tabakiadustrie, welcher damit über ihre Regsam keit und Intelligenz ein glänzende» Zeugnis ausgestellt wird, darf sich dieser Anerkennung um so mehr freuen, al» sie dieselbe vollauf verdient. Wie«, 1. Juli. Die DelegationSarbei- ten sind nunmehr seit zwei Tage« beendet und die Mitglieder der gemeinsamen Regierung sind nach Wien zurückgekehrt. Mit den errungenen Erfolgen Wunen dieselben zufrieden sein; wurden doch sämtluhe Vorlagen einhellig bewilligt. Wenn die Delegattonen alle» bewilligten, so ist das hauptsächlich als ein Ver trauensvotum für den Grafen Kalnoky aufzufassen, de» seilen» aller Parteien unbeschränkte- Vertrauen gezollt wird. Die Betrachtungen der Blätter über die abgelaufene Delegationstagung lauten überaus be- friedigend; einmütig wird es ausgesprochen, daß die im Perlaufe der Diskussionen zu Tage getretene Ein mütigkeit aller Parteien wohl geeignet ist, da» An sehen de» Reiche» nach außen hin zu heben. — Se. Majestät der Kaiser, welcher vorgestern früh hier eintrof, verfügte sich gestern abend nach Ischl — Der von Berlin hier eingetroffene rumänische Minister des Äußern, Hr. Carp, hatte aestern «ine längere Unter redung mit dem Grafen Kalnoky. Man nimmt all gemein an, der Zweck seiner Reise habe unter anderem auch darin gelegen, hier und in Berlin zu erklären, daß die au»wärttge Politik Rumänien» durch den Regier ungswechsel daselbst nicht beeinflußt sein werde, übrigen» hat Hr. Carp öffentlich erklärt, daß er, was die auswärtige Politik der Königreiche- anbelangt, mit seinem Vorgänger und Schwager Sturdza einerlei Anschauung sei. — Heute tritt hier die öster reichisch-ungarische Zollkonferenz zusammen, nm die Instruktionen für die österreichischen Delegierten zu der am 16. August neuerdings in London zusammen- tretenden Konferenz zur Aufhebung der Zucker- Prämien festzusetzen. — In Fäldvar (Siebenbürgen) sind neulich ernste Ruhestörungen vorgekommen. Eine Gerichtskommission wurde von nahezu 1000 Bauern ««gefallen, und nur der Umstand, daß die zur Stelle erschienenen Gendarmen sofort von den Waffen Ge brauch »achten, konnte die Ermordung der ganzen Kommission verhindern. ES haben zahlreiche Ver haftungen stattgefunden. Sämtliche Aufrührer waren Rumänen und man nimmt nicht ohne Grund an, daß sie aufgehetzt worden waren. Die ungarische Regier ung scheint übrigens mit eiserner Strenge gegen die Meuterer vorzugehen. r^i Paris, 29. Juni. Die Presse beschäftigt sich mit dem gestrigen Kammerbeschlusse, wonach künftig Abstimmungen der Ausschüsse nur noch giltig sein sollen, wenn die Mehrheit der letzteren teitgenommen hat. Die Zahl der Abgeordneten, welche diesen von der Rechten angeregten Beschluß gegen die Meinung de» Premierministers Floquet und deS Abg. Rouvier ««genommen haben, war in dem auSzüglicben Kammer bericht auf 273 angegeben, beträgt aber nach dem A«t»blate nur 254, von welchen 151 der Rechten und 103 der Linken angehüren. Bon der letzteren stimmten für den Antrag sämtliche Boulangisten, zahl reiche Opportunisten und einige Radikale. Der Pre mierminister hatte den Antrag zwar für einen Ob- strukttonSversuch und eine „kindische Schulmeiste, ei" erklärt, aber bemerkt, die Regierung nehme kein amt liche» Interesse an der Frage, die sie als eine innere Angelegenheit des Hauses betrachte; sie werde sich also auch nicht durch eine ihren Wünschen zuwider- laufende Abstimmung getroffen fühlen. Diese Erklärung, die erst eine Anzahl der regierungsfreund lichen Abgeordneten bewog, für den Antrag -u stimmen, läßt die Behauptung der boulangisttfchen Blätter, die Regierung habe durch den Kammerbeschluß eine Nieder- age erlitten, als nicht stichhaltig erscheinen. Der Be- chluß kann übrigen- nur in dem Falle zur Hemmung »er Thattgkeit de» BudgetauSschuffeS verwendet werden, wenn e» den Gegnern der Regierung gelingt, eine beträchtliche Zahl der Ihren in den Ausschuß zu wäh le«. Daß vier geschehe, ist aber keineswegs wahr scheinlich, da einerseits der größte Teil der Opportu- «Peu, selbst wenn e» von den Führern gewünscht witd, einem Zusammengehen mit den Monarchisten durchaus abgeneigt ist, andererseits aber auch diese nehmen und die ganz ungewohate ßritldkche AOiErt, in der er sich äußert, ist zweifello» ein gewichtiger Be- weis, wie sehr plötzlich in weiten Kreisen Rußland» ein Umschlag der Stimmung eingttttten ist. TSchtißt in dem Berichte: Die Thronrede, Mit weicher der Deutsche Kaiser den Reichstag eröffnete, hat «icht nur der der öffentlichen Meinung, sondern auch in den diplomatischen Kreisen Rußland» eene sehr gün stige Aufnahme gefunden. Die gleichzeitig feste und friedliche Sprache des jungen Monarchen war geeig net, ihm allgemein Vertrauen zu gewinnen, und fie scheint die Besorgnisse, welche betreff» seiuer politischen Absichten gehegt worden waren, vollständig zerstreut zu haben. Nunmehr weiß man, daß Saiser Wilhelm II., ohue geneigt zu sein, vor einem Kriege, wen« er ihm durch dir Umstände aufgezwungen werden sollte, zu- rückzuschrecken, den Krieg durchaus nicht suchen (l) und sogar bestrebt sein wird, ihn durch eine entgegen- kommende Haltung zu vermeiden. Nach der Beun ruhigung, welche durch den in Berlin emgetreteaen Thronwechsel anfänglich hervorgerufen worden war, bedeutet diese Überzeugung schon einen großen Ge winn. — Die Worte, mit welchen der neue Kaiser der Bündnisse mit Österreich Ungarn und Italien in seiner Rede gedachte, haben in St. Petersburg keinerlei Verstimmung hervorgerufen, und die» au» mehreren Gründen. Zunlkhst erblickte man m dieser Erwähnung eine ganz selbstverständlich« und voraus- gesehene Thatsache; de- Ferneren betont man, daß Kaiser Wilhelm II. diesem Hinweise keinerlei feind selige Spitze gegeben, sondern im Gegenteil den fried lichen Charakter jener Bündnisse mit Nachdruck her vorgehoben hat, und weiter, daß die Österreich-Ungarn uns Italien gewidmeten Äußerungen in den liebens würdigen und wohlwollenden Worten, die an die Adresse Rußlands gerichtet wurden, eine glückliche Ergänzung gefunden haben. E» darf sogar behauptet werden, daß Niemand in Rußland über die wahre Natur der politischen Intentionen Kaiser Wilhelms II. sich einer Täuschung hrngegeben hätte, wenn letzterer von feierlichen Versicherungen gegenüber den Verbün deten Deutschlands abgesehen hätte. Der Thronrede wäre dadurch nur der Stempel d H Mangels an Auf- richtigkeit aufgedriickt und die beruhigende Wirkung der Kundgebung deS Kaisers Wilhelm wäre in bedeutendem Maße abgeichwächt worden. Im Ganzen läßt sich sagen, daß der Eindruck der Thronrede ein ausgezeichneter war, und man ist SberLUgt, baß sie zur allgemeinen Beschwichtigung der v»n KriegS- besorgnis ersüllten Gemüter in hohem Grate beitragen muß. Wenn etwas m St. Petersburg beda.uert wurde, so ist es der Umstand, daß d>e Thronrede nicht auch an die Adresse Frankreichs eilige höfliche Worte gerichtet hat. Sehr bemerkt wurde außerdem die Thatsache, daß Kaiser Wilhelm II. auch bezüglich Englands vollständige» Sttllschivrigen beolachtet hat. Die öffentliche Meinung wird sich gegenwärttg,wo die Besorg nisse wegen der Erhaltung deS Friedns wenigstens zum Teile durch die Thronrede des Diutschen Kaisers zerstreut sind und man sich betreffs de; weiteren Hal tung Deutschlands beruhigt sühlt, vonussichtlich mit der Frage befassen, ob die europäischer Kabinette die sen günstigen Stand der Dinge zur Emvickelung ihrer diplomatischen ThäNgkeit benützen werten, um endlich ;ene schwebenden Fragen zu regeln, deren Lösung bis her mit dem HinwnS auf die erst durch das hohe Alter des Kaisers Wilhelm I., södann den prrkären Zustand de» Kaisers Friedrich bedingt gewesene Ungewißheit der nächsten Zukunft hinaukg, schoben wor den war. — Seit einigen Tagen ist m St. Peters burg das Gerücht verbreitet, daß Kais« Wilhelm II. mit der Absicht umgehe, dem Kaiser Aexander III. in der russischen Hauptstadt einen Besuch abzustatten. Die Nachricht muß vor der Hand mii allem Vorbe halte ausgenommen werden, da bis zui Stunde jeder Anhaltspunkt fehlt, um ihre Richtigkeit zu prüfe«. ES wäre daher durchaus verfrüht, schon heute an den möglichen Eintritt dieses Ereignisses Attttegungen und Schlußfolgerungen zu knüpfen. Dagegen erscheint eS unter allen Umständen angemessen, seftzustellen, daß schon das Auftauchen dieses Gerüqte» und die freundliche Ausnahme, welche dasselbe in der russischen Presse gefunden hat, günstige Bor- zeichen für die Gestaltung der nächsten Zukunft bilden. Wenn ein Besuch des Deutschen Kaisers in St. Petersburg als möglich und al» wünschenswert erscheint, so läßt sich diese Auffassung nur daraus er klären, daß man allgemein das Gefühl hat, in eine friedliche Lage eingetreten zu fein, und die Hoffnung aus eme noch günstigere Gestaltung der Dinge hegt, derschlagenden Eindruck, daß Stanley schon damals gezwungen war, die für Emin Pascha mitgenommenen Proviant- und MunitionSvorräte anzubrechen. ES liegt nämlich in dieser kurzen Notiz thatsächlich ent halten, daß der eigentliche ausgesprochene Zweck der Expedition: Verproviantierung Emin Paschas — heute schon als gescheitert betrachtet werden muß. Denn, wenn Stanley schon im Arüwimigebiet gezwungen war, auf diese Vorräte zurückzvgreisen, so ist leicht zu berechnen, daß er auch i» Falle eines Gelingens seiner Expedition nicht in der Lage sein wird, an Emin Pascha erhebliche Vorräte abzugebe«, da er ja beabsichtigte, nicht nur nach Wadelai zu ziehe», son dern von dort aus nach Mombassa a« die Ostmste zurückzukehrelt. Thatsächlich drängt sich auch in diesem Augenblick in England bereit- mehr da» Interesse um die R«ttu»g Stanley» selbst al» um die ihm gestellte Ausgabe in den Vordergrund. Die „Time»" fordern i« ei»em Leitartikel, daß dem kühnen ForschungSreisendev schleu nige Hilfe geleistet werde, und vielleicht hängt der Besuch de- König- der Belgier dieser Tage m Loudon damit zusammen. Wir müssen unS diese» Verlangen durchaus anschließen und wir erwarten, daß der Kongo- staat zusammen mit den beteiligtt» englische» Kapital- kreisen, in deren Interesse Stanley au»zog, alle» auf- bieten werden, um wenigstens zunächst Klarheit über das Schicksal seiner Expedition zu schaffen. Diese Aufgabe fällt voll und gan- jenen beide« Faktoren tu. Für uns Deutsche aber erhebt sich i« diesen, Augenblick von neuem die Emin - Paschasrage. . Ur. Schnitzer ist ein Landsmann von un» «nd, wen» der Stanleysche Versuch» ihm UvterfiütznNg -» bringe»,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder