Dresdner Journal : 13.08.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-08-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188808137
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1888
- Monat1888-08
- Tag1888-08-13
- Monat1888-08
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- Dresdner Journal : 13.08.1888
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M187. ^rllo^, ... l8 >S»rä. tritt kost- a»L ^ Mrrtiotr i 4 »0 ?L tii»ir. Ai>tS»Lls»m^U«bSkr«» l kür Lea ltt^m einer a««p»tt«a«a L«ll« ^1«»«« 8etuitt »0 ?L vat«r ,^Lu»^»«uutt- Li« Lell» 40 kt. v«i F»t>«Usa- lurci Llttara»»t» sat-pr ^«L«U»E. Lr»ol>«1»«» r IK^Uol» mit ^Luullua« L« 8<raa m»L ?«i«rt»^« »t>«aLi. k»r»,pr««tl-X»»otllu»»r !^r ILdk. Montag, den 13. August, abends. DresdnerIMMl. Für di« Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. 1888. Luu»»»« r*u LuLUuül^lU«» «r»Le4»l OommtmiviiRr L«, I)r»«<lL«e Loarvul»; R«»dvU->«rN» irt« >»—1 »r—1»» «. »: L,«««««»« ^«e, N«U»-Vt«»-La»d»r,- kr«U-l^1p»t,-»r»aktorl «. U..»4L«L«»: L««t äto««, k«i4»-L»»4«» I-rUa »raattatt «. » »t»ttU«rri !>-«-« 6o., >«rit»! SöeUli: LtM-e» Zs««Voi-»e, 0. LcäUmi«-, U«U« «. >.l L«eot * Oo. U«r»»,^«d»r« Uürü^I. L»p«Littoa Ls» l)r«»<1rr«r Loanull» Drv»LsQ, 2MÜ>K«r»tri»»»« X). ksruiprsvU-^llsvtlliu», lir. 1L85. Amtlicher Teil. Dre-deu, 9. August. Se. Majestät der König haben dem Pfarrer Guido LouiS Müller in Gröbern da» Ritterkreuz l. Klasse vom AlbrechtSordcn Aller- gnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Leit. Telegraphische Wachrichten. Pari», 13. August. (Tel. d Dresdn. Journ.) Bei der gestrigen Ankunft Boulanger» in St. Jean d'Angely kam e» zu einem Auflauf, wobei der Antiboulangist Perrin, Professor de» dortigen Gymnasium», mehrere Revolverschüsse (auf Bou- langer? D. Red.) adgab. Perrin wurde sofort ergriffen, derselbe feuerte weiter, um sich zu verteidigen. Nach kurzem Verhör wurde er freigelaffen. Die Gen darmerie stellte die Ruhe her, zahlreiche Personen wurden verhaftet, bi» auf 15 indes wieder frei- gegeben. Boulanger reiste abend» nach Pari» zurück. Dresden, 13. August. Die Gefährdung de» Handwerkerstandes. «/ Unter den vielen Versuchen, die gemacht wor den sind, um das deutsche Handwerk in seinem Kampse um» Dasein zu unterstützen, verdienen einige Be schlüsse, welche die badischen Kammern vor wenigen Wochen faßten und denen soeben die Zustimmung der großherzogltchen Regierung zu Teil wurde, eine ganz besondere Beachtung. Den Beratungen der badischen Stände lag eine ausführliche, mit großer Sorgfalt bewerkstelligte Erhebung der Karlsruher Regierung über „Die Lage des Kleingewerbes und die Hand werlerfrage" zu Grunde, eine an sich schon überaus dankenswerte Arbeit, deren Ergebnisse zwei stattliche Bände füllen und einen klaren Einblick in die Wirt- schastlichen Verhältnisse Süddeutschlands gewähren. Auch hier, wie allerwärts, läßt sich deutlich die fort schreitende Überwucherung des Handwerkes durch das Großgewerbe und die kapitalistische Industrie verfolgen. Der kleine Handwerker führt von Jahr zu Jahr ein kümmerlicheres Dasein, und es wird immer augen scheinlicher, daß seine Existenz unter den bisherigen Bedingungen nur für kurze Zeit noch möglich ist. Was läßt sich gegen diese, aller Welt be kannte Thatsache thun? »Zwangsinnungen und Be- sählgungsnachweisl" rufen die einen, „Gewerbe kammern und Fachschulen!" die anderen. Sicherlich haben alle diese Heilmittel ihr Gutes, aber man darf daran zweifeln, daß sie im stände seien, dem Hand werk seinen goldnen Boden wieder zu geben. Der Kampf zwischen dem Klein- und dem Großgewerbe hat nur wenig mit Kenntnissen und Fähigkeit, mit Standesbewußtsein und gebührender Vertretung zu thun, er ist im Wesentlichen einfach eine Geldfrage. Kapital und Maschinen geben der Großindustrie so gewaltige Vorteile über das Handwerk, wie sie ge steigerte Kenntnisse und Beschränkung der Konkurrenz unter den kleinen Meistern niemals ausgleichen kön nen. Die Erhebungen de» badischen Ministerium» bieten eine Fülle von Belegen für diese Behauptung dar. So wurden von der Kommission nach einander zwei Schneidermeister au» Mannheim vernommen. Beide waren noch Männer au» der alten Schule, Feuilleton. -s- A. Hoftheater. — Altstadt. — Am 11. August: „Jugendliebe". Lustspiel in l Akt von A. Wil- brandt. (N. e.) „Der letzte Brief". Lustfpiel in 3 Akten von B. Sardou, deutfch bearbeitet von H. Laube. (N. e.) Die Regie hat sehr wohl daran gethan, da» zweitgenannte Stück für unser Repertoir zurückzu- aewinnen, zumal wir für dasselbe eine treff- llche Besetzung haben. „Der letzte Brief" stammt au» der Glanzzeit de» Dichter», da er feine schöne Be gabung noch nicht in den Dienst schauspielerischer Virtuosität stellte. Ungesucht, ohne Effekthascherei treibt hier die feingeschulte Lustspiellaune ihr zier liches geistreiches Spiel, jede grobe Wirkung wird sorgsam vermieden und mit einer scenischen und dia lektischen Kunst sonderSgleichen ist ein einziger, übri gens hart an der Grenze der Natürlichkeit erfundene» Motiv für eine dreiaktige Handlung, für eine Reihe fesselnder Bilder auSgebeutet worden, ohne daß die Teilnahme der Zuhörer an irgend einer Stelle ver loren geht. Eine Fülle von Menschenkenntnis und scharfer gesellschaftlicher Beobachtung ist in dieser Komödie in.bergelegt und eS bleibt zu bedauern, daß die blut arme Handlung und der kühle spirituelle Hauch, der über dem Ganzen liegt, hier die Entstehung eine» Meisterwerke- verhindert haben. Die Neueinstudierung war sehr sorgfältig und die Darstellung fleißig und voll Leben. Frl. Ulrich ent faltete als Sufanve v. Brie die gewinnende Kunst jeder hatte sein Gesellen- hnd sein Meisterstück ge macht, beide auch waren den Mitgliedern der Kom mission al» intelligente, fleißige Geschäftsmänner be' kannt. Sehr wesentlich unterschieden sie sich dagegen hinsichtlich ihrer KapitalSkraft: der erste war von An fang an vermögend, der zweite arm. Jener beschäf tigt 12 Gesellen, die täglich 11 Stunden arbeiten; er ist mit seinem Geschäft zufrieden, denn es bringt ihm jährlich reine 8000 bi» 9000 M. ein. Dieser beschäftigt 3 Gesellen, mit denen er täglich 15 Stunden arbeitet, ohne daß er seinen Verdienst auf höher als 1000 bis 1500 M. bringen könnte. Jener giebt seinem Zuschneider 40 M Wochenlohn, dem Altgesellen 30 M., den übrigen 18 bis 20 M. Dieser kann seinen Gehilfen außer der Kost nur 4 bis 5 M. pro Woche bewilligen. Soll man bei dieser Lage der Dinge wirklich wünschen, daß die Fortdauer de« kapitalsarmen Handwerkerstandes künstlich ermöglicht werde? Thäte der kleine Mann heimer Meister nicht klüger, er schlöffe sein eigenes Geschäft und träte in eine große Werkstatt ein, wo es ihm bei seiner Geschicklichkeit und seinem Fleihe ge wiß nicht schwer fallen würde, eine gut bezahlte Stel lung zu finden? Vom rein materiellen Standpunkte aus kann man diese Fragen nicht anders als zu stimmend beantworten. Aber der Mensch lebt nicht von Brot allein. Die Mehrzahl der Handwerker mag nichts davon wissen, sür alle Zeit unselbständig zu bleiben, auch der an Mitteln Arme wird immer und immer ein eigenes Geschäft zu gründen suchen. Sein Unternehmen wird aber in den meisten Fällen, trotz allen Fleißes und aller Umsicht mißglücken und die Partei der Unzufriedenen gewinnt an ihm einen neuen Rekruten. Wenn die vorstehenden Erwägungen begründet sind, so bestünde das Problem der Handwerkerfrage darin, eine neue Organisation des Kleingewerbes zu schaffen, welche dem einzelnen Handwerker die Vorteile der kapitalistischen Produktionsweise verschafft, ohne ihn doch zum gewöhnlichen Arbeiter herabzudrücken und zur Unselbstständigkeit zu verurteilen. Gegen wärtig sind diese Bedingungen offenbar nicht erfüllt. Ter Handwerker, welcher nichts anderes besitzt, al» seine Arb-itskrast und seine Fertigkeiten, bleibt ent weder Zeit seine» Lebens Gehilfe oder er ergreift ein Gewerbe, zu dessen Betrieb kein nennenswertes Kapital nötig ist — Schankwirt, Krämer, Zigarrenhändler rc. — oder er sristet, wenn er seinem Stande treubleibt, ein wenig beneidenswertes Dasein als kleiner Meister. Das einzige Heilmittel für diese Mißstände scheint uns in dem Genvssenschastssystem zu liegen. Wenn sich Hunden oder mehr Handwerker desselben Berufs zu einer Genossenschaft oder Innung — am Namen ist nichts gelegen — zusammenthun, so können sie der kapitalistischen Großindustrie ihrer Branche einen sehr aussichtsvollen Wettbewerb bereiten. Ihrer Gesamt heit würde der Kredit nicht mangeln, welcher dem einzelnen zumeist abgeht. Sie könnten Rohstoffe, Handwerkszeug und Maschinen zu billigen Preisen er werben, sie könnten endlich, was nicht die geringste Stärke der Großindustrie bildet, die Arbeitsteilung voll und ganz durchführen. Es ist zu verwundern, daß unser intelligenter Handwerkerstand noch keine erwähnenswerten Versuche gemacht hat, durch daL angedeutete Mittel der über mächtigen Konkurrenz der Großindustrie zu begegnen, und daß auch unter denjenigen Volksvertretern, welche sich der Handwerkerfrage besonders annehmen, keiner die Anregung dazu geben mag. Sie erhoffen die Lösung des Problems von einer Beschränkung der Konkurrenz unter den Handwerkern selbst, von ihrer gediegneren Ausbildung, von der Hebung ihre» Standerbewußtseins. Aber alle diese dankenswerten Bemühungen streifen nicht den Kern der Frage, welcher darin besteht, den kleinen Handwerkern die ihrer Rede und ihres Spiels und hatte in Hrn. v. d. Osten (Prosper v. Block) einen Partner, der seiner Aufgabe die gleiche Wärme entgegenbrachte; Beide ketteten an ihre Gestalten in hohem Grade die Teilnahme de» Publikums. In den kürzeren Rollen erfreute Hr. Klein (Titus v. Vanhove) durch die Ur sprünglichkeit seiner Auffassung und Darstellung und alle anderen Mitwirkenden waren durch frisches Zu sammenspiel und charakteristische Haltung sichere Stützen der Aufführung. Dem Sardouschen Lustspiel ging ein Einakter von Adolf Wilbrandt voran, eine unnatürliche, manierierte Arbeit, welche aber Frl. Bast« Gelegenheit gab, durch die Reize ihrer Erscheinung und ihres Talents für einen naseweisen Backfisch (Adelheit v. Rosen) die Sympathie der Zuhörer zu gewinnen. Hr. Paul spielte den Ferdinand v. Bruck m männlicher Haltung, warmem Redeton und mit herzhaftem Humor, Hr. Gunz verlieh der Rolle des Heinrich viele natürliche Frijche und die FrlS. Berg und Schendler er gänzten annehmbar das Ensemble. Die letzten Trge der freien Reichsstadt Metz. geschichtliche Erzählung von O. Elster. (Fortsetzung.) Katholische Kriegsleute nannten sie sich, und sie waren gekommen, um die Stadt vor den Reformierten zu schützen; aber die Truppen de» Grafen v. Fürstem- berg hätten nicht ärger Haufen können in den Kirchen und Klöstern von Gorzc. Mit stiller Hoffnung hatten die Bürger dem Früh ling entgegen gesehen, denn auch zu ihnen war ge- Vorteile der kapitalistischen Produktionsweise zugäng lich zu machen. Von diesem Gesichtspunkte aus urteilend, können wir auch den Beschlüssen der badischen Kammer, mit »velchen dieselbe das Kleingewerbe zu heben strebt, keine entscheidende Bedeutung beilegen. Die Schaffung von Gewerbekammern, welche die Stände der Regierung empfohlen haben, hat ohne Zweifel manche» für sich, doch dürste ihr Hauptnutzen darin bestehen, daß sie von Jahr zu Jahr wohlbegründete Berichte über den weiteren Niedergang des Handwerk» veröffentlichen. Ja den Debatten der Kammer war auch die Rede davon, im ganzen Lande den Gewerbeschulzwang ein- zusühren, wie er gegenwärtig schon, zufolge kommunaler Bestimmung, in Eonstanz, Freiburg und Heidelberg besteht. Wir kenne« die Erfolge, welche in diesen drei Städten erzielt wurden, nicht, aber es will uns be- dünken, al» ob die reine Fachschule für die Lehrlinge jeden Handwerkes der allgemeinen Gewerbeschule bei weitem vorzuziehen sei. In unserer Zeit hat man aus allen Gebieten nur als Spezialist Erfolg. Will man daher das Handwerk durch den Unterricht heben, so ist die erste Bedingung des Erfolges» daß alles Un nötige über Bord geworfen wird, und daß mar» dem einzelnen nur Dinge lehrt, die ihm unmittelbar nütz lich sind. Die Handwerkerfrage gehört zu denen, welche man nicht oft genug erörtern kann. Es giebt genug Leute, die der Meinung sind, das soziale Problem bestehe ausschließlich in der Lösung der Arbeiterfrage. Selbst wenn jedoch dieselbe vollständig geregelt wäre, der Hand werkerstand aber befände sich noch in schwerer Be drängnis, so wäre dies ein großes Übel, denn hier handelt es sich nicht ausschließlich um das leibliche Wohlergehen, sondern noch um andere, höhere Güter. Der Staat hat alles Interesse daran, dem Handwerker stande in seinem Kampfe um» Dasein den Sieg zu wünschen, doch kann er nur wenig thun, um diesen glücklichen Ausgang herbeizuführen. Die Bedrohten selbst müssen sich einigen und in umsichtiger, zäher Weise der jetzigen wirtschaftlichen Strömung, welche die mittlere Existenz niederzuwerfen sucht, standhalten. Lageötzeschichte. Dresden, 13. August. Der kommandierende Ge neral, General Feldmarschall Prinz Georg, Königl. Hoheit, begab sich vorgestern stütz 6 Uhr mittelst Bahn nach Bautzen. Höchstderselbe, in dessen Be gleitung der Chef des GeneralstabeS Generalmajor v. d. Planitz und der Adjutant im Generalkommando Hauptmann d'Elsa sich befanden, wohnte der Regi mentsbesichtigung des 4. Infanterieregiments Nr. 103 bei, uahm ein Frühstück auf dem Bahnhofe ein und kehrte mit dem 2 Uhr Zuge nach Dresden zurück. Se. Excellenz Generallieutenant v.' Rudorfs, sowie der Generalmajor Larras waren bei der Besichtigung zugegen. * Berlin, 12. August. Se. Majestät der Kaiser begab sich gestern früh zu Pserde vom Marmorpalais nach Potsdam und von dort nach Groß Glienicke bei Spandau, um in der dortigen Umgegend einer größeren Felddienstübung der Garnisonen Potsdams und Span daus beizuwohnen. Am heutigen Vormittag kam Se. Majestät nach Berlin, um Se. Majestät den König von Portugal bei seiner Ankunft in Berlin zu begrüßen. Um K10 Uhr traf Se. Majestät der Kaiser bereit» wieder in Potsdam ein, wohin sich gegen mittag Se. Majestät der König von Portugal zum Besuche der Kaiserl. Majestäten begab. Über die Ankunft Sr Majestät des Königs von Portugal wird berichtet: Der König von Portugal traf heute morgen 7 Uhr 40 Minuten mit dem fahr planmäßigen Zuge auf dem hiesigen anhalter Bahn heime Botschaft gekommen, daß mit dem Frühling der König der Franzosen kommen werde, sie von der Tyrannei der Landsknechte des Kaiser» Karl zu be freien. Sorgsam hatte man diese Nachricht vor den fremden Kriegsleuten geheim gehalten, und diese leb' ten daher ohne eine Ahnung des drohenden Unheil- froh und sorglos in den Tag hinein. Nur einer von ihnen, ihr Führer, wußte um die nahende Gefahr und halte seine Maßregeln danach getroffen. Aber Hr. v. Balbrück erfuhr diese Nach richt nicht etwa durch einen kaiserlichen Boten, sondern sein Gast, der jupge Gaspard de Heu, hatte ihn von den Vorfällen unterrichtet. Gaspard» jugendliche kräftige Natur hatte sich bald von der Krankheit erholt, welche zuerst einen schlimmen Verlauf nehmen zu wollen schien. Aber nicht nur feine Natur, auch die aufmerksame und un ermüdliche Pflege Barbara» besaß einen großen An teil an seiner Genesung. Während seiner Fieberträume und Phantasien hatte Gaspard oft die» liebliche, mitleidige Antlitz er blickt; zufsteden lächelnd, hatte er dann wieder die Augen geschlossen; er glaubte eine» seligen Engels Angesicht gesehen zu haben, der ,hm die letzte Stunde versüßen wolle. Aber eine» Morgens — e» war gerade der erste Schnee gefallen, welcher mit warmer weicher Hülle die Erde bedeckte — war er erwacht zu voller Klarheit, hatte sich erstaunt umgesehen in dem dunkel getäfelten, hohen Gemache, in welchem eine liebliche Frauen gestalt beschäftigt war, da» Feuer im Samin zu schüren. Hofe ein. Zum Empfange AllerhöchstdeSselben ver sammelte sich längere Zeit vor Eintreffen des Zuge» eine zahlreiche Gesellschaft höhere Offiziere, Damen und Herren der portugiesischen Gesandtschaft auf dem westlichen Perron der Bahnhofshalle. Hier hatte auch die 1. Kompagnie des 2. Garderegiments zu Fuß unter Hauptmann v. Normann» Führung mit Fahne und Musik Aufstellung genommen. Mehr als eine Viertelstund vor der Ankunftszeit erschien auch Se. Majestät der Kaiser in Begleitung des dienstthuen- den Flügeladjutanten Oberst v. Brösigke, um seinen Komglichen Gast zu begrüßen. Der Kaiser entbot der Ehrenkompagnie einen kräftig erwiderten Gruß und unterhielt sich alsdann auf das Leutseligste mit Verschiedenen der Anwesenden. Um 7 Uhr 38 Min. lief der Zug in die Halle ein, während die Ehren compagnie unter den Klängen der Musik das Gewehr präsentierte. Der Kaiser eilte raschen Schrittes auf den Wagen des Königlichen Gastes zu, der ebenso behende dem Wagen entstieg. Aus dem Perron be grüßten sich die beiden Monarchen auf das Herzlichste durch mehrmalige Umarmung und Kuß. Dann schlitten Allerhöchstdieselben die Front der Ehren compagnie ab und begaben sich nach kurzer Unter haltung mit dem beiderseitigen Gefolge in da» Kaiser- zimmer und von dort alsbald in den bereitstehenden Wagen, eine vierspännige Stadtkutsche. Vor dem Bahnhofe hatte sich unterdessen trotz der frühen Stunde eine nach vielen Hunderten zählende Menschenmenge eingefunden, welche fpalierartig die Bürgersteige der Schmuckanlagen und der angrenzenden Straßen besetzt hielt. Als der Wagen den Bahnhof verließ, brach die Menge in brausende Hoch- und Hurrarufe aus und begrüßte die Majestäten enthusiastijch durch Hüte- und Tücherschwenken. Der Kaiser, welcher unterdessen den Helm mit Federbusch mit der einfachen Mllitär- mütze vertauscht hatte, saß im Fond des Wagens zur Linken seines Konischen Gastes, gleich diesem für die Huldigung des Volkes durch onlitärischen Gruß dankend. Dem kaiserlichen Wagen, der seinen Weg die Königgrätzerstraße hinunter nahm, folgten mehrere offene Zweispänner mit den Herren deS Gefolges und den dienstthuenden Adjutanten. Die Wagen fuhren nach dem Schlosse, wo der König wohnen wird. Nach kurzem Verweilen kehrte Se. Majestät der Kaiser nach Potsdam zurück, wo er um 9 Uhr 28 Miu. eintras und in offener Kalesche nach dem Marmorpalai» zu rückkehrte. Die Fahrt Sr. Majestät deS Königs von Portu gal nach Potsdam zum Besuche der Kaiserl. Maje stäten erfolgte nachmittags 1 Uhr 35 Min. mit einem Sonderzuge, dem der fahrplanmäßige Zug unmittel bar folgte. Der königliche Sonderzug bestand aus einem reich verzierten Salonwagen und zwei Waggon» mit Coupes zweiter Klasse. Im Salonwagen nahmen außer dem Könige dessen Gefolge und die während des hiesigen Aufenthaltes zur persönlichen Dienst leistung kommandierten Herren Platz. Von dem zu beiden Enden de» Sonderzuges dicht gedrängt stehen den Publikum wurde der König ehrfurchtsvoll be grüßt. — Wie die »Franks. Ztg." noch mitteilt, hatte der König vorgestern abend in Frankfurt eiue ein stündige Unterredung mit dem in Königstein weilen den Staatsminister Grafen Herbert Bismarck, wel cher zu diefem Zwecke dorthin gekommen war. Die Unterredung wurde in deutscher Sprache geführt. Der Gefandte v. Schlözer wurde heute Mittag in Kiel vou Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Hein rich in Audienz empfangen. In jetziger Zeit, wo alle Berufszweige überfüllt sind, kommt e» selten vor, daß in einigen Branchen Stellenangebote in größerer Anzahl zu verzeichnen sind. Heute ist die» indessen doch der Fall. Einmal werden Ober-Roßärzte der Armee bez. Roß, Verwundert, wie im Traum befangen, versuchte sich Gaspard im Bette aufzurichten. ES gelang ihm nur halb, aber auf das leife knisternde Geräusch der Betten wandte sich das junge Weib rasch um, und der Kranke sah zum ersten Male mit klarem Bewußtsein in das leicht errötende Antlitz, welches er so oft in seinen Fieberträumen erblickt. „Wo bin ich? Was ist mit mir vorgegangen?" fragte er mit matter Stimme. Seine Pflegerin eilte an sein Bett, aber ihre Hand stockte, al» sie die Kissen in Ordnung bringen wollte, denn sie erkannte, daß den Kranken das Fieber ver lassen, und errötend fühlte sie feinen bewundernden Blick auf sich ruhen. Sie blieb mit niedergeschlagenen Augen neben seinem Bette stehen und antwortete leise, das Fran zösische mit fremdem Accent aussprechend. „Ihr habt lange krank gelegen, edler Herr. Ihr müßt Euch auch jetzt noch ruhig verhalten, soll das böse Fieber nicht wiederkehren." „Aber wo bin ich? Wer seid Ihr?" „Mein Name ist Barbara Balbrück. Mein Vater ist Gouverneur an Kaiser» statt zu Gorze, und in dem alten Schloß dieser Stadt befindet Ihr Euch." ,Lu Gorze? So nahe meiner Heimat?" sprach Gaspard staunend. ^Jhr dürft nicht so viel sprechen," mahnte Barbara, bei der jetzt die Pflichten der Kraakenwürterin wieder die Oberhand über die jungfräulich« Schüchternheit gewannen Sie ordnete die Kissen und fuhr lächelnd fort: „Wenn Ihr wieder stärker geworden seid, erzähle ich Euch au»führlich, wie mein Vater Euch totkauk auf
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