Dresdner Journal : 26.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188809266
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18880926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18880926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-26
- Monat1888-09
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- Dresdner Journal : 26.09.1888
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W 225. » »vi-b- ^^EluUdäs-ck-llttod« ILürUob " Loie»»«. tritt?o,^ «»<1 T Mrliok- 4 60 kl. g^p«t,a.okU»» bi»»». ^,»»«1»« dlammsrv: 10 kt. T»b»»äi,s»»M«eb«ldr«», ?Nr ä«a k»uw «i»sr «s»p»1t«»«» 2«ilv blsi»«r «iskritt 2» kl. vnter „lLi^.^^uät" äi« Lkllv Ü0 ki. v«i l»d«II«Q v»ä 2iLvr»»»tt «attpr. ^»ü>vbl»s. Kr»«I»»t»«», ?L»liob mit Xanuttuo« ä»r 8o»o- m»ä k>i«rtt»v »k«»ä«. k'ornrprsvk-XiuvUiui: Ur. 1L8L. Mittwoch, den 26. September, abends. DresdnerIourMl. Für di« Gefamtlettung verantwortltch: Hofrat Otto Banck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. 1888. V» T»ss»ä1^mzw« »»rwLrtDi » 7l5W»ck-t-tt«e, OovsmtvmonL» ä« Or«ä»«r lounuäi, I»d«U -I«rU» Vt»» - l^Ixilg >»»«! Lr«,I»» »Butbtmt ». ».: «O ^0^!«-, N«i'U»-Vi«»-S»md»rg- rr«G-L«tp»iU-kr»»^/»r» ». ».-»kisok»», /t»»ck Morre,' I^>»Lo» Nirlw 2>»»br»ri ». U »t»Ng»rl, 4 Oo.,' »«rU» /»val»ck«nck<t»,t, SSrUl»: l«. kV«cVoi-«r,- S»m»ovr: 0 Lc^ürri«', N»U« ». ».: » So. ll «ranirvdor« LSni^I. L»p»äi6o» äs» Orvsäosr koorluär. OrvrävQ, 2vw^vr»tr«r« 20. ksrurprsoN-^aroUar»! Kr. 1285. Amtlicher Teil. Dresden, 26. September. Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, und Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Johann Georg und Max und Prinzessin Mathilde sind gestern Abend 7 Uhr 23 Min. nach Stress am Lago mag- giore gereist. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmige» geruht, daß der Eisenbahn-Assistent I. Classe Volkmar Reinhard Zimmermann in Dresden das von Sr. Hoheit dem Herzoge zu Sachsen-Altenburg ihm verliehene silberne Verdienstkreuz deS Herzoglich Sachsen-Ernestinischen HausordenS annehme und trage. Bekanntmachung. Mit Genehmigung des Königlichen Finanzministe riums wird am 27. d. M. aus der Theilstrecke Mü geln b. Oschatz—Mahlis der schmalspurigen Bahnlinie Mügeln b. Oschatz—Nerchau-Trebsen ein provisorischer Betrieb für die Beförderung von Rüben und Rübenschnitzeln des Special - Tarifs III einge richtet. Die Frachtsätze für die nach und von Groß- bauchlitz zur Beförderung gelangenden Rüben und Rüvenjchnitzet bei Aufgabe in Ladungen von 5000 Kg betragen im Verkehre mit Nebitzschen O,is Glossen 0,is MahliS 0,17 Mark für 100 kg Dresden, am 24. September 1888. Königliche Generaldirection der säch sischen Staatseisenbahnen. Hoffmann. Nichtamtlicher Leit. HetegraphiscHe Wachrichten. Detmold, 25. September. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser ist abends 8 Uhr hier ein- getroffen. Der Kürst war Allerhöchstdemselben mittelst ErtrazugeS biS Salzuflen entgegengrfabrrn. Am Bahnhofe waren die Spitzen der Behörden erschienen. Se. Majestät wurde von dem zahl reich versammelten Publikum mit lebhaftem Enthu siasmus begrüßt. Die Stadt ist festlich geschmückt; der Weg vom Bahnhofe bis zum Schloß wai mit Lampions glänzend erleuchtet; auf den Bergen brannten mächtige Feuer. Um 9 Uhr fand rin Festmahl von 63 Gedecken im Schlöffe statt. Fürst Woldemar brachte den Toast auf den Kaiser auS, dem alle deutschen Herzen entgegenschlagen. Se. Majestät sprach Seinen Dank für den Trink- spruch auS, und erinnerte in Seiner Erwiderung daran, daß Er nicht zum ersten Male hier weile; schon alS Knabe habe er vor dem damals noch leeren Postament des Hermannsdenkmals gestanden, zu einer Zeit, wo Deutschlands Einigkeit noch zu erkämpfen war; später habe dann Sein hochseliger Groß vater das Denkmal als Monument der erstrittenen Einigkeit eingewriht. Seine Majestät dankte für den Ihm bereiteten Empfang und gab der Über- zeugung Ausdruck, daß die Söhne deS Landes, welche unter Sr. Durchlaucht Führung für die Einigkeit des Vaterlandes geblutet, auch stets in solcher Gesinnung verharren würden; Er trinke auf daS Wohl Sr. Durchlaucht deS Kürsten und dcS ganzen fürstlichen HauseS. Detmold, 26. September. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Sr. Majestät der Kaiser »st bereits heute Feuilleton. früh 4 Uhr zur Jagd nufgebrochen, wobei er einen starken Vierrehnrnder erlegte. Bei der Rückfahrt wurde der Monarch von der zahlreichen Menge auf den festlich geschmückten Straßen der Stadt enthusiastisch begrüßt. Paris, 26. September. (Tel.d Dresdn Journ.) Die Budgetkommission hielt trotz deS Widerspruchs deS MarinrministerS die bei dem Marinebudget vorgenommrurn Abstriche von 5 Millionen auf recht. Der Präsident Carnot traf nachmittags im Elysee ein, um dem dort stattfindrndeu Minister- rat zu präsidieren. Carnot teilte mit, er werde am 6. Oktober Lyon, Annercy und Dijon besuchen und am 11. Oktober wieder in Paris einlrrffen. Abends beabsichtigt der Präsident nach Fontaine- blrau zurückzukehrrn; morgen will er sich nach Melun begeben. Gutem Vernehmen nach ist der Tag des Zusammentritts der Kammern noch nicht festgesetzt. Der deutsche Botschafter Graf Münster besuchte gestern Goblet. London, 24. September. (Tel.d Dresdn Journ) Nach einer Meldung deS Neuterschen BureauS auS Sansibar vom 25. d. Mts. griffen die Eingeborenen am 21. September die Angestellten der deutsch- ostafrikanischrn Gesellschaft an und löteten zwei derselben. In Kilwa haben die Eingeborenen, welche Bogamogo angriffen, sich nach dem Inneren deS Lande» zurückgezogen. Dresden, 26. September. Slawophile Erfolge und Aussichten. -I- Als Kaiser Alexander III. sich die Krone de» moSkowitischen Zaren ausS Haupt setzte, stand Ruß land vor der entscheldungSfchweren Wahl, der west europäischen Zivilisation für immer die Thore seine» Landes zu öffnen oder derselben ewigen Kampf zu er klären, in der Hoffnung, aus ihren Trümmern einsten» eine neue eigenartige, griechisch orthodox-slawische Kul turwelt zu erbauen. Die Wage neigte sich zu Gunsten der Slawophilen und unaufhaltsam sind unsere Nach barn seitdem auf der selbsterkoreueu Bahn fortgeschritten, fo weit, daß nur ein Thor glauben darf, es sei noch eine Umkehr möglich, es gebe noch ein Zurück Heute hat das Slawophilentum das öffentliche Leben in Rußland mit seinem Nationalismus vollkommen durch seucht, indem es sein Heimatland sonderlich von allem Ausländertum säuberte und einer seltenen religiösen Unduldsamkeit zum Durchbruch verhalf; in unseren Tagen hat die Regierung selber die politische Haupt aufgabe dieser Partei übernommen, die Lösung der orientalischen Frage im Sinne nneS großen Welt reiches von der Ostsee bis zu den Küsten des Bos porus. Den Naüonalisten ist dos Glück hold gewesen. Rücksichtsloser denn je wird die griechisch-orthodoxe Propaganda betrieben, Polen als altrussisckes Land behandelt, werden die Staatsschulen der baltischen Provinzen russifiziert, die von den Standen inS Leben gerufenen Lehranstalten zur Annahme der russischen Unterrichtssprache gezwungen oder geschlossen und so unterdrückt man gewaltsam deutschen Geist, deutsche Sprach-, Kultur und Sitte. Im Innern des Reiches, in einflußreichen Stellungen schalten weltliche und geistliche Bureaukraten jo uneingeschränkt, wie zu den schönen Zeiten, da Kaiser Nikolaus sein despotisches Szep ter führte. Von der durch Alexandei I I. begründeten pro vinziellen und landschaftlichen Selbstverwaltung geht ein Teil nach dem andern verloren, die Selbständig keit der Gerichte leidet unter immer neuen, mit ihrem Fortbestehen nur irgend verträglichen Einschränkungen; die Zollsperre kann schon nicht mehr verschärft werden, verdiente eS, ganz besonders in Dresden ein treues Gedächtnis zu finden. B. K. Hoftheater. — Neustadt. Das neue Lustspiel von Julius Rosen »Gemischte Gesellschaft", dessen erste Vorstellung hier bereits näher besprochen wurde, hat in seinen beiden letzten Wiederholungen «auch am Wochentage d. 2b. September) wehr Er folg erwiesen, als sich bei der etwas krausen Arbeit des in vielen Scenen unwahrscheinlichen Stückes erwarten ließ Es zeigt sich dabei in einer sür unsere Bühne erfreulichen und schmeichelhaften Weise, wie wichtig und kräftig bei jeder Bühnenwirkung die Stütze einer sicheren Einarbeitung der Gesamtaufführung und die volle Hingebung an die Gestaltung der Hauptrollen ist. Die gute Laune, welche durch die technische Be herrschung des Gegenstandes in den Darstellern er weckt wird, teilt sich belebend auch den Zuhörern mit und erweckt vorübergehend jene willkommene Leicht gläubigkeit an den Vorgang, ohne welche kein befrie digender Theaterabend möglich ist. Hierzu trägt be sonders das Zusammenspiel von Hrn. Schubert und Frau Wolff (Nitodem und Barbaras und die ge fällige Natürlichkeit de» Hrn. Gunz bei. Die Beachtung deS Theodor Körnerschen Geburts tages durch die alljähilich gewohnte Zrinyaufführung, in welcher Hr. Porth, Frau Bayer und Hr. Jaffö der Darstellung einen so frischen dramatischen Nerv geben, fand den Dank jenes engen Kreises, dessen Teilnahme für da» ernste Drama wach und warm geblieben ist. Der so früh dahingegangene Dichter Die letzten Tage der freien Reichsstadt Metz. Geschichtliche Erzählung von O. Elfter. (Schlug.) In dumpfer Verzweiflung ließ das Volk olles über sich ergehen, Verwünschungen auf den Lippen gegen die Verräter, welche die Stadt den Franzosen in die Hände gegeben. Ungerechter Weise ward dabei immer mehr und mehr der Name de Heu genannt und ter Haß der niederen Bevölkerung warf sich auf den noch in der Stadt lebenden Robert de Heu. Dieser hatte sich ganz in die Arme deS Bischofs Lenovcourt ge worfen. Von ihm erhoffte er jetzt alles. So treffen wir ihn auch an einem der ersten Tage des Monat- Mai im bischöflichen Palast in eifriger Unterredung mit Hrn. de Lenoncourt. „Zeit wird es, Monseigneur," sprach er, „daß Sie mit Ihren Plänen an den Tag treten. Die Fran zosen nehmen Ihnen sonst alle Macht vorweg. Und wie sieht es in der Stadt au»? Der Oberschöffe — um von einem solchen Amt noch zu sprechen — ist der Schreiber Soullain." Der Kardinal lächelte schmunzelnd und erwiderte: „Mein lieber Neffe, erhitzt Euch nicht. Kennt Ihr dieses Bildnis?" Mit diesen Worten reichte er seinem Neffen ein frischgeprägtes Goldstück. .Wie", rief Herr de Heu, »Euer Bild auf dem Gold? Wie ist das möglich?!" .Ja", fuhr der Bischof behaglich fort, „die Zeit ist gekommen, in der wieder der Bischof wie zu alten Zeiten der Souverän dieser Stadt wird. Seht, die Stadtarchive sind schon in meiner Macht; die Münze wird von meinen Leuten besorgt, und demnächst wird ein neuer Wahlmodus für den Stadtmagistrat einge- sührt; die Mitglieder desselben haben mir den Eid der Treue zu leisten." „Und Herr de Gonnor, der Gouverneur?" fragte Robert de Heu erstaunt. »Er lebt mit mir im besten Einvernehmen", sprach der Kardinal lächelnd. »Er ist so beschäftigt mit seinen Liebesabenteuern, daß e» ihm höchst gleichgiltig ist, was in der Stadt vorgrht." »Und der König von Frankreich?" »Er hat", fuhr Herr de Lenoncourt fort, ein um fangreiches Manuskript aus dem Schreibtisch hervor holend, »diese- Memoire empfangen. Ich setze ihm darin den erbärmlichen Zustand auseinander. Eine neue Verwaltung müsse eivaeführt werden, solle die Stadt nicht vollends zu Grunde gehen. Ich, der Kardinal Lenoncourt, besitze da- volle Vertrauen der Bürgerschaft, kenne die Verhältnisse ganz genau, e» sei daher nur klug und politisch von meinem aller- gnädigsten König, wenn er mich als souveränen Herrn von Metz bestätigen wolle. Ich verpflichte mich da für zum LehnSeiv gegen den König, verpflichte »ich, eine Eitadelle in der Stadt zu bauen, die Festungs werke in vorzüglichem Zustand zu erhalten und eine ständige Garnison von 3000 Arkebusieren und 200 Reitern in der Stadt zu unterhalten." Robert de Heu iah den Oheim seiner Gattin staunend au. Lächelnd schloß dieser da« Memoire in seinen Schreibtisch wieder ein, indem er selbstgefällig da der letzte Teil des AuslardshandelS bereits ver nichtet ist — trotzdem die russische Industrie erwiescner- maßen außer stände ist, den Bedarf des Landes an den wichtigsten und unentbehrlichsten Erzeugnissen nur annähernd zu befriedigen — und die Ausweisung der in den Grenzgebieten wohnhaften Ausländer hat der »nationalen Selbstthätigkeit" ein großes, leider nur zu großes Arbeitsfeld geschaffen. In den hohen StaatS- ämtern sitzen Vorkämpfer der religiösen und politischen Ausschließlichkeit und Intoleranz, die selbst den hohen Ansprüchen eines Katkow und Aksakow Genüge leisten würden. Graf Tolstoi, dessen Stellung keines erklären den Wortes bedarf, leitet das Ministerium des Innern, PobjedonoScew, der nur zu erfolgreiche Lehrer des re gierenden Herrschers, die kirchlichen Angelegenheiten, ein Protektionist von unerreichter Engherzigkeit, der den gewissenhaften aber deutschen Frhrn. v Bunge er setzte, das Finanzwesen, einem »Enthusiasten für natio nal zugeschnittene Röcke, Beinkleider und Fußbeklei dungen", wie ein guter Beobachter russischer Zustände sich kürzlich sehr treffend in der „Alla. Ztg." auS- drückte, ist die Militärverwaltung unterstellt, und in der Presse führen die Kanzlisten der Reaktion eine so lärmende und einflußreiche Sprache, daß beispielsweise von den wenigen liberalen Zeitungen kaum ein Wort zu russischen, geschweige denn zu fremden Ohren dringt. DaS alles sind unzweifelhafte große Erfolge des slawo philen Prinzips und vieler Wahrscheinlichkeit nach wird die Zukunst sie nur kräftigen und vermehren, vorausgesetzt, daß Rußland unter den eigenen Schlägen nicht zu sammenbricht. Weit weniger glücklich war die von der „slawischen Idee' erfüllte auswärtige Politik des Reiches; hier ist der größte Teil der Arbeit noch ungethan und wirv es hoffentlich auch bleiben. Dieses UrteÜ ergiebt sich, selbst wenn derjenige, der es aus den Thatsacheu schöpft, in der Auffassung der slawischen Bestrebungen, soweit sie sich die Regierung zu eigen gemacht hat, einem leicht möglichen Irrtum unterliegt. Man begegnet sehr ost einer fälschlichen Deutung der Begriffe PanslaviSmus und Slawophilentum. Die Anhänger des letzteren sind iu der That nicht anderer als Panrussen, ihr Ziel ist, alle slawischen Stämme unter der russischeu Krone zu vereinigen, ihr Ideal erfüllt sich in einem absoluten großrussischen .Reiche. Ganz im Gegensatz verkörpert der Panslawis mus die großflawische Idee, er will ein Staatengebilde, das alle slawischen Völker umfaßt und etwa wie die Vereinigten Staaten von Nordamerika geleitet werden soll, in dem alle Teile dem Auslande gegenüber eins, iu inneren Angelegenheiten jedoch selbständig sind: der einzige Vorzug des russischen Stammes als des größten wäre, daß seine Sprache den Gedankenaus tausch in dieser Welt vermittelt. So könnte die Frage aufgeworsen werden, nach welcher der beiden Richtungen die Regierung sich neigt. Für die erste Möglichkeit spricht die ehemalige einfluß reiche Stellung des veistordenen Führers ker Pan- russrn Katkow, seine oft genug beklagte EinwirkungS- kraft auf den Zaren, und es fällt weiterhin die oben gelennz ichnete Zuiommensetzuug deS jeweiligen Mini steriums schwer ins Gewicht; dagegen ansühren läßt sich der seinerzeitige lange und heiße Kampf zwischen Giers und Katkow, dessen Entscheidung der Tod zu vorkam. Aus diesem in Aller Erinnerung noch leben digem Ringen darf man aber auch folgern, daß deS Kaisers Meinung schwankte, und so mag eine weitere Erwägung der berührten Frage in diesem Rahmen beendet sein. Denn ob schließlich die Regierung in ihrer auswärtigen Politik sich von slawophilen oder panslawistischen Ab sichten leiten läßt, der Ersolg ist ihr nach keiner Seite hin bis jetzt stützend zur Seite getreten. Zuviel poli tische, durch das europäische Gleichgewicht bedingte Interessen stehen diesem wie jenem Ziele entgegen und weder deutsche noch österreichische Slawen, weder Bul garen noch Serben und Montenegriner sehnen sich danach, Rußland so opferreiche Sympathien entgegen zubringen, das Schicksal der Polen und Kleinrussen zu teilen und den Zaren als ihr Oberhaupt anzuerkennen Indes war Rußlands Weg bisher rin friedlicher? Gewißl Und so lange Rußland vor tiefen Demütig ungen sich bewahren will, wird er eS bleiben. Lagesgeschichte. * Berlin, 25. September. Im Lause des heutigen Vormittags nahm Se. Majestät der Kaiser die regel mäßigen Vorträge entgegen und empfing um 11 Uhr den Staatssekretär de« Auswärtigen Amtes, Grasen Herbert Bismarck, und um 12 Uhr den gestern abend aus Friedrichsruh hier eiugetroffenen Rerchskanzler Fürsten v. Bi-marck. Um 1 Uhr 15 Min. hat der Kaiser Potsdam verlassen und sich ru Begleitung des Oberhof- und HauSmarschalls v. Liebenau, des Hos- marschall» Grafen v. Pückler und des Flügeladjutanten Majors v. Kessel mittelst Extrazuges über Magde burg und Börssum nach Detmold begeben. Morgen finden daselbst Jagden statt, an welchen der Kalter terlzunehmen gedenkt. Ihre Majestät dre Kaiserin Augusta Victoria ist mit den 5 Prinzen heute nachmittag Ht> Uhr in Primkenau eingetroffen und von der von allen Selten zujamwengeströmten Bevölkerung mit stürmijchem Jubel begrüßt worden. Ihre Majestät die Kaiserin Augusta ist heute mittag zum Besucht der Großherzogl. Familie nach der Mainau abgerelst, woselbst Lllerhüchstdieselbe ihr GeburtSfest m stiller Zurückgezogenheit begehen wird. Nach Meldungen, welche verschiedenen Blättern zugehen, wird die Emin Pascha-Expedition, welche bekanntlich in ihrem ersten Teile vom Afrikarelsenden Wißmann geleitet wird, erst rn Sansibar den Weg festsetzea, den sie zur Erreichung ihres Zweckes -in- schlageu will. Im Anschluß an die Frage der Lohnzahlung wer den in dem Berichte der Fabrikiuspektoren für da» Jahr 1887 die Einführung der Fabrik- ordnung, da» Verlassen der Arbeit ohne Kündigung, sowie die Lhätigleit einiger ge werblichen Schiedsgerichte behandelt. Wa« die Einführung der Fabrikordaunge» betrifft, so hat diese auch im Berufsjahre wieder eine Zunahme erfahren. Insbesondere gilt die« neben den Bezirken Schleswig-Holstein und Cobuig G. ltza von den AufsichtSbeiirken Dresden, Lhem- mH, Zwickau, Leipzig und Weißen. Ja den genannten Be- zrrtea de« Königreich« Sachse» wurden dem Aussichtsbeamten häufig Entwürfe zur Begutachtung »orgelegt. Setten- des letz teren wurde dahin gewirkt, daß sür Arbeiter drückende Bestim mungen darin beseitigt und der Lohntag aus einen anderen Tag al- den Sonnabend verlegt wurde. Nach den Berichten Sü den Bezirken Hohenzollern und Dre«den sind daselvft die meisten größeren Anlagen mit Aabrikorduungen versehen und e« enthalten dieselben keine den Arbeitern besonder« lall,gen, oder den gesetz lichen Bestimmungen zuwiderlaufende Verfügungen. Im Aus sichtsbezirke Reuß j. L. verfehlen die angetrosfenen Fabrik- ordnungen ihren Zweck birweilen au« dem Grunde, weil man aus die Mitwirkung der Arbeiter zu wenig Rücksicht nimmt, hier und dort verhältnismäßig zu Hohr Ordnungsstrafen sest- setzt, und weil über die Verwendung der Strafgelder zu wenig klare Bestimmungen vorhanden sind, um Mißtrauen von vorn herein zu verhüten. Über Verlassen der Arbeit ohne Kündigung wird im Vergleich zu den Vorjahren wenig Klage geführt. Wieser holt kamen solche Klagen außer dem Bezirke Loburg.Gotha, wo Lontraktdrüche nach Mtttettung de« Aussichtsbeamlen sehr häufig staltfindru, in den Bezirken Hohenzollero, der Pfalz rc und Meißen zur Kenntnis der Beamte». Dem Beamten deS Bezirks der Pfalz wurden zehn Fälle, darunter drei bezüglich weiblicher Arbeiter zur Anzeige gebracht, in welcher Personen umer Sl Jahre» unter Zurücklassung der Arbeitsbücher vertrags brüchig geworden waren. Die Einführung de« freien Arbeus- verhältnisse« unter btiderseitigem ausdrück ichtn Verzicht aus jede Kündigungsfrist ist offenbar iu weiterer Zunahme begriffen. sprach: »Ich erwarte jeden Tag die Antwort de» Königs.' Kaum hatte er diese Worte gesprochen, al» sein Diener eintrat mit der Meldung, daß der Herr Marächal de Biellleville den Bischof zu sprechen wünsche. Lenoncourt sowohl wie Robert d« Heu sprangen er staunt von ihren Sitzen auf. Der Bffchof ward bleich, denn er ahnte, daß die Ankunft dieses klugen Rat gebers des König- nicht- Gute» bedeuten könne. Sich tief verbeugend, trat Herr de Bieilleville ein »Welche Überraschung!" sprach der Bischof. .Monseigneur", erwiderte der Marechal, und e» zuckte um seine Lippen wie Hohn und feine Ironie. „Ich wollte nicht versäumen, sofort nach meiner An kunft in dieser Stadt Euer Hochehrwürden die Ant wort auf daS übersandte Memoire zu überbringen. Se. Majestät sind derselben Ansicht wie Sie, Mon seigneur, daß diese Zustände in der Stadt nicht mehr fortbestehen dürfen; Se. Majestät Haden deshalb die Gnade gehabt, mich zu höchstihrem Gouverneur zu ernennen. Monseigneur wird aber gebeten, sofort nach Paris zu kommen, woselbst Se. Majestät über da» Memoire mit Euer Hochwürden unterhandeln werden. Damit Sie aber auf der Reise nicht aufgehalten wer- den können, so stehen unten auf dem Platz 50 Reiter bereit, welche Sie nach Paris geleiten werden Ich bitte, Ihre Reisevorkehrungev zu treffen. In einer Stunde müssen dieselben beendet sein." Zitternd, bleich wie der Tod, stand der Kardinal vor dem spöttisch lächelnden Marechal. »So bin ich ein Gefangener?" stammelte er.
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