Dresdner Journal : 12.10.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188810126
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18881012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18881012
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1888
- Monat1888-10
- Tag1888-10-12
- Monat1888-10
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- Dresdner Journal : 12.10.1888
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O 238 9ckrILvKl .... 1» ^Mrtiok- 4 60 ?1. Haauavr«: 10 ?t. ä« ä»ui»ol»»« ttsiokv« tritt ko«t- v»ä 8t«o»p«l»a»okl»^ küum. kür ä«» kruiio «ir»«r »««p^tsnso L«U« tl»u»«r Kokritt »0 ?L v»t»r üi« Lills »o tt. t>»i iRbsU»»- null LÄsnurtt» «rtspr Xa^vkl»G. Ersekot»«» l l^irllok mit ^»«»»kra» ä« 8o»»- m»ä ksisrt»»» ksrimprsok ^»olllai»: Ur. 1S8L. Frettag, den 12. Oktober, abends. 1888. DresdMrAmnml. Für bi« <Sesamtl«itung oerantwottlich: ^ofrat Otto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. On»nll»«oiiLr äs» vr«<to«r loanutt», I»»d»r» >«1tt Vt« - >»—I >r««1»» »nurttmt ». ».! <e ^o-t«r, »srU»-^««-L»md«r^ kr»T-l^tp»lU kr»»Liar1 ». ».-»ü»«d«: LMi ^cx»«, »»rli Lo»<ls» »srll» rr»»»1«rt».» »t»«K»r1: D«-d« E 0o., I«rU« SSrUl»: S. ätM«-« SE»r«r; 0. N»U- ». ».I F. » 0°. K»r,»»r»d»r, Lviü^l. Lrpsäitioa äs» HrssÜLsr ioarmll». Vrvsä«», L^lli^siitr»—« »0. kmLiprsvk-^LsokIiuir Ur. tL-L. Amtlicher Teil. Dresden, 12. Oktober. Se. Königliche Hoheit der Prinz FriedrichAugust ist gestern Abend von Greiz hier wieder eingetroffea. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Arzte August Wilhelm Keßler in Mittel» leuterSdors da- Ritterkreuz 2. Elaste de- Albrecht»- orden» zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Ketegvaphische Wachrichten. Rom, 12. Oktober. (Tel. d. DreSdn. Jour«.) Unter den Sr. Majestät dem deutschen Kaiser gestern im Quirinal vorgestellten Persönlichkeiten befanden sich die Ritter des Annunziatenordens, die Präsidenten des Senates und der Kammer und die Minister, ausgenommen der Ministerprä sident und die Minister des Kriegs und der Ma» riar, welche dem Kaiser bereits auf dem Bahn» Hofe vorgestellt waren. Der Monarch drückte allen die Hand und richtete huldvolle Worte an die Einzelnen. Bei der Vorstellung Crispis gedachte der Kaiser deS letzten Besuchs desselben in Friedrichs» ruh und fügte einiget über das befriedigende Ergebnis desselben hinzu. Wiederholt äußerte Se. Majestät, daß er von dem überau» herzlichen Empfang sehr gerührt sei. Row, 12. Oktober. (Pttv.-Tel.d. DreSdn. Journ ) Lie römischen Zeitungen begrüßen enthusiastisch den deutschen Kaiser vnd warnen die Bevölkerung vor anti-päpstlichen Kundgebnngen. Der Bürgermeister veröffentlicht den Dank deS Kaisers für den rin- wütigen großartige» Empfang, der Allerhöchstdem- selben zu teil ward. Wien, 12. Oktober. (Tel. d. Dre-du. Journ DaS „Aremdenblatt" bekämpft in seiner heutigen Nummer neuerdings die panbulgarischen Be strebungen, welche gegen die Integrität der Türkei grrichtet, seitens keiner Macht, auch nicht seitens der Westmächte jemals unterstützt würden Auch andere Blätter warnen Bulgarien vor der Auf» werfung der makedonischen Krag«. Paris, 11. Oktober. (W. T. B.) Präsident Carnot ist heute abend von seiner Reise nach dem Süden hierher zvrückgekehrt. Athen, 11. Oktober. (W. T. B.) Die Er öffnung der nationalen Ausstellung ist auf den 2. November festgesetzt. — Die französischen Kriegs schiffe „Deignrlay" und „Lauban" find bereits im PiräuS eingetroffen, um bei den anläßlich deS Re- gierungSjubiläumS des Königs stattfindendev Fest lichkeiten die französische Flagge zu vertreten. Auch rin russisches Geschwader wird zu den Feierlich keiten hier erwartet. New-York, 11. Oktober. (W. L. «.) Rach den nunmehiiaev Feststellungen beträgt die Zahl der bei dem Etsenbahnunfall in Pevnsylvanien Ge töteten 49, diejenige der Verwundeten 22. New-Dork, 12.Oktober. (Tel.d.DreSdn.Journ.) In der Petroleumraffiuerie „Standard OilworkS" (Brooklyn) brach eine KenerSbruast aus. Der Schaden beläuft sich auf 259 00« Dollar». Chicago, 12. Oktober. (Tel.d.Dresdn.Journ.) Gestern kam es zu einem Zusammenstoß der streikenden Angestellten der Pferdebahngesellschaft mit der Polizei, wobei auS der Menge mit Steinen auf die Beamten geworfen wurde. Letztere machten von ihren Stöcken Gebrauch, 100 Personen wurden leicht verwundet. Der Polizeichef befahl die An- sammlunaev in den Straßen energisch zu zerstreuen und der Bürgermeister ermahnte die Einwohner, sich jeder Zusammenrottung auf Straßen und Plätzen zu enthalten. Dresden, 12. Oktober. Kaiser Wilhelm in Rom. Nun birgt die ewige Stadt den deutschen Kaiser in ihren Mauern, auf klassischem Boden wandelt der junge Herrscher und mit dem mächtigen Schatten einer gewaltigen Vergangenheit eint sich da- Helle Licht der hoffnuugsfrohen Gegenwart, um alle Welt die Größe dieses Ereignisse- recht erkennen zu lassen. Längst vergilbt sind die Blätter der Geschichte, die unL künden, wann der letzte deutsche Kaiser m Roma» Thore einzog, Jahrhunderte schwanden, seit ein Habs» burger von der stolzen Höhe de- Kapitols auf den ruhmreichsten Ort de- LrdballS herniederschaute. Ta- Grab der Ottoneu und der Hohenstaufen, da- Grab hochfliegender kaiserlicher Pläne, das blutgetränkte Schlachtfeld, auf dem in endloser Folge Geisteskraft und Waffenstärke mit wechselndem Erfolg sich maßen, war keine Stätte, die Deutschlands Fürsten ungezwungen aussuchea mochten. Heute ist die Schranke der Zeit und der Verhältnisse durchbrochen, Kaiser Wilhem am Tiberstrande erschienen und über die nur noch räum liche Scheide der Alpen hinweg klingt die Freude der Deutschen, ihren Kaiser in der italienischen Hauptstadt zu sehen, stürmisch zusammen mit dem Jubel der Römer, den Verbündeten ihres Monarchen als willkommensten Gast bewirten zu dürfen Umbraust von südländisch heißer, ausdrucksreichor Be geisterung hat der Würdenträger der deutschen Macht den tausendfach geheiligten Boden der einstigen Weltkönigin betreten. Welch' eine Kluft zwifchen dem Damals und dem Jetzt! Mit Roß und Reisigen stiegen die Kaiser hinab in die italienischen Fluren, Waffengetöse und Streitlärm kennzeichnete ihren Weg, unterdrückter Groll oder begehrliche Rache süllten ihnen die Brust, und nur al- Sieger oder Besiegte verließen sie die kampserfüllten Lande. Wie anders heute! Friedfer tigen Sinne- nahte sich der Deutschen Oberhaupt, frohe Erregung beseelte ihn, den treuen königlichen freund in seine Arme zu schließen, kein scharfes Schwert blitzte in seiner Hand, ihn schmückte die Palme de- Friedens, de- Friedens Göttin hielt mit ihm ihren Einzug, sie fügte der Monarchen Hände inein ander, sie und der Freundschaft Genius allein führten den Kaiser in das Römerland. Die Kaiserreise — eine Frieden-reise. Was Bos heit und Urteilsenge an vielem Standpunkte deuteln, muß ihnen unbenommen bleiben, sür alle Freunde der europäischen Ruhe gilt, wa- Wilhelm der Siegreiche emst von seiner Begegnung mit dem Könige Italiens m Mailand an ebendiesen schrieb: „Unser Zusammensein war ein Moment von historischer Bedeutung, weil wir beide von der Vorsehung an die Spitze von Nationen gestellt sind, die nach langen Kämpseu ihre Einheit errungen haben." Das ist eS: die geschichtliche Fügung näherte die beiden Völker einander, deren zurückschau endem Blick die gleiche langjährige Zerrissenheit, der gleiche mühevoll erkämpfte Sieg über die Widrigkeit der Dinge und Menschen begegnete; die immer deut licher sich herausbildende Gemeinsamkeit der Interessen unterstützte nachdrucksvoll da- bereitwillige Entgegen kommen und kühle Machtfragen schufen endlich den Bund, der heute aber den beiden Nationen nicht mehr das Er gebnis höchster Staat-weisheit ist, fondern der natür liche Ausfluß aufrichtigster wärmster Freundschaft. Aus der frohlebigen Donaustadt zog sich de- Kaiser- Straße ungehemmt nach Rom, von der Wiener Hof burg nach dem Quiriual: der Weg zeichnete sich von selbst vor und in dieser Sachgemäßheit liegt die Verständlichkeit deS hocherfreulichen Vorgänge-. DaS Errungene festzuhalten, den eigenen und deu Besitz des Freunde- gegen Neid und Begehrlichkeit mit aller Kraft zu schirmen, schloffen die drei Mächte daS Schutzbiuidlur. Unverrückbar dauerte es im Wandel der Jahre, im Wechselspiel schwerer Ereignisse: wem diese Überzeugung nicht aufging, den werden die Mouarchenbesuche mit solchem Glauben erfüllen müssen. Wir aber, die nie gezweifelt, bringen dem geliebten Kaiser unfern tiefen Dank, daß er mit Frieden und Weisheit fein Ccepter führen und unser Reich beglücken will; wir zollen Bewunderung der oft erprobten Klugheit unser- ersten Staatsmannes und freudigste Teilnahme erfüllt un-, daß wie die Fürsten auch die Völker beseelt sind von der Liebe zum Frieden und durchdrungen von dem Bewußtsein, daß nur in treuem Zusammenhalten jeder Sturm beschworen werde» kan». So lauschen wir voll Genugthuung dem Jubel, mit de« Italien» Bürger den deutschen Kaiser um- büllen und sicher wie vordem wohnt in unserer Brust die Zuversicht, daß der segensreiche FriedenSbuud für und sür ein immer stärkerer Damm werden wird gegen jeden Verrat, gegen jede feindliche Störung der Kultur und de» Bürgerglückes. LagesgeMchte. * Berlin, 11. Oktober. Se. Majestät der Kaiser ist programmmäßiger Bestimmung entsprechend heute nachmittag in Rom eingetroffen und von der Bevölke rung mit Begeisterung -mpsangen worden. Ihre Majestät die Kaiserin Augusta ist heute in Baden-Baden eingetroffen, um der Herzogin v. Hamilton an deren heutigem Geburtstage einen Be such abzustatten. Gleichzeitig mit Ihrer Majestät waren auch alle hier anwesenden Mitglieder der groß- herzoglichen Familie sowie andere Fürstlichkeiten bei der Herzogin versammelt. Das Befinden der Herzogin hat sich gebessert. Der Vizepräsident des StaatsministeriuwS, StaatS- minister v. Börtlicher, ist heute au- Friedrichsruh wieder nach Berlin zurückgekehrt. Die „Rordd. Allg. Ztg." erklärt in völliger Über einstimmung mit der bezüglichen Meldung de» „Jour nal de St. PeterSbourg", daß Verhandlungen über Bulgarien während de- Wiener Aufenthaltes Kaiser Wilhelm- von keiner Seite beabsichtigt und augeregt wurden, daß es demgemäß darüber auch keinerlei Abmachungen gebe. Wie die „Nat.-Ztg." hört, hat sich heute früh ein Beauftragter deS Untersuchungsrichters bei Hrn. 0r. Rodenberg eingefunden, um von demselben die Heraus gabe deS Manuskriptes der Tagebuchveröffent- lichung zu verlangen. Hr. Rodenberg ist diesem Verlangen nachgekommen In den letzten Tagen ist wieder mehrfach von den Erträgen unserer Austernbänke die Rede ge wesen. Die Untersuchung der schleSwig - holsteinischen fiskalischen Austernbänke hat ergeben, daß die Mehr zahl derselben, besonders die de- nördlichen Gebiet-, östlich von Sylt und nördlich von Föhr und Amrum sich vorzüglich erholt haben. Es siud soviel halb wüchsige Austern vorhanden, daß nach Ablauf einer ferneren Schonzeit von 3 Jahren die regelmäßige Ab fischung einer durch Nachwuchs wieder ersetzbaren An zahl wird beginnen können. Der Versuch, amerika nische Austern bei Schleimünde auzusiedeln, ist noch nicht beendet. Die „Berl. Pol. Nachr." enthalten zwei entschiedene Dementis weitverbreiteter Gerüchte. DaS genannte Organ schreibt: „In einem Blatte, welches sonst die Politik der Regierung unterstützt, findet sich die Mit- teiluug, daß der Reich-tag vor dem anfänglich in Autficht genommenen Termin berufen wer den sollte und daß der Anlaß der früheren Berufung in einer Vorlage wegen Ostafrika zu suchen sei. Da diese Nachricht trotz ihres sensationellen Charakters wider Erwarten wohl mit Rücksicht auf die unwahren Berichte des Reuterschen Bureau» und der Ageuce Hava» Glauben zu finden scheint, so mag darauf hin gewiesen werden, daß eine frühere Einberufung de» Reichstages nicht beschlossen und daß in der Entwickel ung der ostafrikanischen Verhältnisse kein Anlaß zu einer Vorlage an den Reichstag zu erkennen ist."—Ferner heißt eS: „In einem hiesigen Blatte lesen wir die Behauptung, daß die Alters- und JnvalidenverficheruugS- vorlage in doppelter Form, sowohl auf der Grund lage geographischer Verbände, als auch auf der berufsgenossenschaftlicher Organisation dem Reichstage vorgelegt werden solle. Diese Nachricht ent behrt der thatsächlicheu Begründung so vollständig, wie die andere, daß zwischen BuudeSra» und Reichstag noch ein Gutachten des Volkswirtschaftsrat- über diese Vorlage eingeholt werden solle. Schon die innere Un wahrscheinlichkeit hätte von der Verbreitung derartiger Nachrichten abhalten sollen; jedenfalls gehört ein gewisser Grad von Leichtfettigkeit dazu, eine große Anzahl von Männern, welche im praktischen Leben stehen und ohne hin im Dienste deS öffen'lichen Wohle- schwere per sönliche Opfer bringen, durch solche Nachrichten, wie die vorhergehende und die erwähnte bezüglich der an geblichen früheren Berufung des Reichstages, zu be unruhigen und in ihren Dispositionen zu stören." Die hydrotechnischen Untersuchungen über diejenigen Maßnahmen, welche zur Verhütung der Wiederkehr von Hochwasserschäden, wie sie in dem laufenden Jahre wiederholt die an da» Riesengebirge angrenzenden Gelände betroffen haben, in Aussicht zu nehmen sind, haben ihren Abschluß zwar noch nicht erreicht. Soviel aber darf schon jetzt al» feststehend angesehen werden, daß die verschiedenen in der Presse vorgeschlagcnev Abhilfemittel auch nicht entfernt in dem vorausgesetzten Umfange werden Anwendung finden können und daß die Äsung der gestellten Auf gabe ungleich schwieriger ist, al» sie gewöhnlich an gesehen wird. Inzwischen wird mit allem Nachdrucke dafür gesorgt, daß bei der Wiederherstellung der Zustände der beschädigten Anlagen oder Bauten deu Bedürfnissen ungeh aderten Wasserabflüsse» in vollem Umsange Rechnung getragen wird; dabei wird nicht allein die Mitwirkung der Polizeibehörde in vollem Umfange in Anspruch genommen, sondern eS wird auch dafür gesorgt, daß den Unternehmern der er forderliche hydrotechnische Beirat nicht fehlt. Zu diesem Behuf« ist ein besonderer Wafferbautechniker in der betreffenden Gegend stationiert, welcher jenen Leuten mit Rat und Anweisung behilflich sein soll Ferner sind die Einleitungen getroffen, um, wenn nötig, auch jenen Gegenden die zur Erhaltung im NahrungSstande erforderliche Beihilfe zu sichern. Beschlüsse hierüber siud noch nicht gefaßt. /tp Weimar, 11. Oktober. Die Wahlen zum Landtag sind bis auf eine oder zwei, die noch auS- stehen, beendet. In Weimar selbst fand heute die Wahl eine- Abgeordneten seitens der Höchstbesteuetten deS 1. Verwaltungsbezirks statt. Mit großer Mehr heit wurde der seitherige Abgeordnete, LandeSgerichtS- präsident vr. Fries, der langjährige verdiente Präsi- dent des Landtags, wiedergewählt. Die Zusammen setzung der Landtags ist im Wesentlichen nicht ver ändert, doch hat die freisinnige Partei, wie eS scheint, einige Einbuße erlitten. — Die landwirtschaftliche Berufsgenosfeuschaft für das Großherzogtum Sachsen, die die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe Feuilleton. K. Hofth«at«r. — Nenstadt. — Am 11. Oktober: „Sein Geheimmittel". Lustspiel in 1 Akt von Heinrich Stobitzer (Zum ersten Male). „DaS Lügen". Lustspiel in 4 Akten von Benedix. (Neu einstudirt). Der Wiedergewinn des letztgenannten Stücke» war um viele» werivoller und für die Belebung des TageL- reperioir»erfprießlicheral» da» neue Stück Stobitzer». Derselbe hat bereit» zwei frühere Lustspiele „Ihre Ideale" und „Der Sterngucker" auf uufere Bühne ge bracht. Sie enthielten gar nette Einzelheiten und ge währten den Eindruck angenehmer Lebendigkeit. Auch waren ein paar dankbare Rollen darin und man sah das fleißige Bestreben, dem Publikum eine in sich ab geschlossene Unterhaltung darzubietev. Diesmal hat e» sich der Verfasser leichter gemacht, etwa» fettig zu stellen, dem Zuschauer aber schwerer, damit fettig zu werden. „Sein Geheunmittel" ist vielleicht noch am brauchbarsten für ein kleine» Liebhabertheater, welches ein paar junge Mädcheu beschäftigen möchte, die nicht» wetter können, al» Toilette macken und außerdem einen jungen Dilettanten loszulassen hat, der sich mit talentierter Vorliebe al» Löwe der Ge- sellschast zu benehmen vermag. Au jedem wirklichen Theater werden die Zuschauer doch ein wenig mehr auf den Inhalt eine» Stückes sehen und gar bald peinlich empfinden, daß Hr. Stobitzer hier eine un natürliche, gequälte und obeaein bitter ernste Erfin dung ebenso unnatürlich und ohne guten Takt vorge- tragen und geschmacklos zu einem Lustspielmotiv ver wendet hat. Es lohnt nicht der Mühe, aus Höflichkeit bei einer Jnscenierung und Darstellung zu verweilen, die überall und stet» ohne Erfolg leer ausgehen muß. Am Bevedixscheu Stücke, da» sich sogleich mit echt komischen, dem Leben entnommenen Wirkungen ein fühtt und für seinen wenngleich noch so einfachen Ge- dankengang interessiert, erholten sich die zahlreich ver sammelten Zuschauer und bestätigten wieder, daß es der Verfasser verstanden hat, mit kleinem Gelbe haus- zuhalten und dem Trivialen, Alltäglichen gesund« Ein drücke erheiternd abzugewinnen. Das Stück wurde frisch und munter gespielt Unter den weiblichen Darstellern wirkte Frl. Diakono am gefälligsten, indem sie chre flache Rolle (Karoline) nicht über deren geistigen Grundton hinauszufchieben suchte und dadurch deu Eindruck durch Wahrheit ge- sunder und dankbarer machte. Die beiden neuen Mitglieder, Hr. Gunz und Hr. Paul (Rudolf und Wolfgang Wasserberg) erwiesen sich dem Stück durch geschickte, natürliche Auffassung sehr nützlich. Hr. Paul entwickelte viel wirksamen Humor und zwar in einer Scene, in welcher derselbe den meisten Darstellern sehlschlägt und oft wehr albern al» komifch wirkt. Diese» Ergebnis, da» auch andern wahlvrrwandten Ausgaben zu gute kommen wird, hat «ich gar angenehm überrascht. O. B. Geprüft« Herzen. Erzählung von Reinhold Ortmann. (Fortsetzung.) , Der beißend« Spott, w«lcher unverhüllt aus jedem ihrer Wott« sprach, hatte Herberts Geduld erschöpft. Er griff nach seinem Hute und während Fräulein Hivgstler die zurückgewiesene Geldrolle mit sichtlicher Befriedigung und vielem Schlüsselklappern wieder in dem verborgenen Schubfach verwahrte, sagte er, sich gewaltsam zur Ruhe zwingend: „Und der Name Ihres Vormunde»? — Sie haben kein Recht, mir seine Kenntnis vorzuenthalteu." „Ich selbst kenne ihn nicht! Aber in etwa sechs Wochen werden Sie ihn, wie gesagt, wahrscheinlich erfahren können!" „So neunen Sie mir wenigstens den Rechtsanwalt, von dem mir Maria gesprochen hat." „Ich bedauere sehr, Herr Doktor! — Ich habe Ihnen io dieser Angelegenheit nichts weiter mitzu teilen." „Und das ist Ihr letztes Wott, mein Fräulein?" „Mein allerletztes! Auch bin ich durch die Pflichten meines Berufs verhindert, mich der angenehmen Unter haltung mit Ihnen noch länger zu widmen!" „Nun, so leben Sie wohl! Aber hüten Sie sich, irgend eine Hätte gegen Maria auSzuüben! Ich be ttachte sie als meine Braut, und ich werde nicht dul den, daß ihr auch nur daS kleinste Ungemach wider fährt!" Er verließ da» Zimmer und kümmerte sich nicht mehr um da» höhnische Lachen, da» hinter ihm drein schallte. Al» er draußen in dem regnerischen Wetter de» trübseligen Winterlager an dem Hause stand, da» seinen köstlichsten Besitz hinter den rissigen alter»- grauen Mauern barg, ließ er seinen Blick suchend über die Fensterreihea schweifen; aber er konnte da» blaffe, liebliche Mädcheuantlltz nicht bemerken, da« jo sehn- süchtig auf sein Erscheinen geharrt hatte und da» sich nun bei seinem Anblick doch ängstlich hinter die Gar dine flüchtete. Viertes Kapitel. Der griesgrämige Winter hatte eme feiner gewöhn lichen Lannen gehabt. Der Regen hatte plötzlich auf- gehört und über Nackt war strenge» Frostwrtter ein- getteten. Al» die Morgeujonue hell am wolkcnlo» blauen Himmel emporstieg, glitzerten Millionen von durchsichtigen Ei»zapfen in ihren Strahlen und jede kleine Pfütze in den Straßen hatte sich in eine feste, spiegelblanke Fläche verwandelt. Später als sonst erhob sich Doktor Herbett Rie dinger au« den Federn, und da» war ihm nicht son derlich zu verübeln, denn bis um 3 Uhr nacht» hatte er jeden Viettelstundenschlag der alten Schwarzwälder Uhr im Nebenzimmer gezahlt. Verwundert schaute er umher, al» er sah, daß die späte Wintersonne schon über da» Dach de» gegenüberliegenden Hause» empor- gestiegen war, und rasch rieb er sich den letzten Rest des schweren, unruhige» Morgeuschlummer» aus den Augen. In de» Doktor» Schlafgemach standen zwei Betten. Auch da» zweite trug die deutlichen Spuren der Be- Nutzung; aber e» war nun schon seit mehreren Stun den leer. „Freund Körner ist ja merkwürdig frühzeitig aus- geflogen", man« Herbett zu sich selbst, al» er e» be merkte. „Wie vorsichtig muß er ganz gegen seine Ge- wohaheit zu Werke gegangen sein, wenn ich seine Entfernung nicht einmal bemerkt Habel" Er beendete seine einfache Toilette langsamer al» sonst und sah recht ernst und nachdenklich au», al» er endlich ferttg angekleidet in da» anstoßende Wohn»
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