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Dresdner Journal : 06.03.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188903067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18890306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18890306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1889
- Monat1889-03
- Tag1889-03-06
- Monat1889-03
- Jahr1889
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- Dresdner Journal : 06.03.1889
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mü 7031 (im Jahre 1887: 6722), Hannover mit 592 l (5989), Brandenburg und Berlin mit 4452 (4254), Schleswig - Holstein mit 4397 (4163), Hessen» Nassau mit 2695 (3160), Schlesien mtt 2240 (2752), Ostpreußen nut 1909 (1762), und Sachs'n, Rheinland u"d Westfalen uut ;« unter 1500 und über 1200 Anrwmdereri'. Die Auswan derung ouS Bayern, zu d»r 1887 sich 8646 Personen entschlossen hattcu, ist etwas, wenn auch w nig, aus 8334 Personen zuruckg gangen. Cs folgen, w e früher, Württemberg diesmal aut 4703, Sachsen mu 2115, Hessen mit 1694, Hautu.g mit 1659, Meckl.nbucg- Schwerin mit 1121, Bremen mit 1030 Personen. Dre Zahl der Auswaucerer uus jede»! der and ren Staaten betrug unter Tausend. — Bou den Aus wanderern gingen im Jahre 18^8 nach den Bereinigten Staaten von Rudow««!« 76 757 Personen (1887: 76115), nach Britisch Nordamerika 198 (268), nach Mexico und Zentralamerika 46 (54), nach Westindien 47 (44), nach Brasilien 998 (920), nach Argentinien 1131 (809), Peru 29 (17 , Etüle 157 (135), nach anderen judamerlkanijchen Staaten ?39 (125), nach Airika 331 (302), nach Asien 225 ^226), nach Australien und Polynesien 553 (458) Perione?. Man sieht aus dieser Zusammenstellung, daß sich auch die AutwanderungSziele wenig oder fast gar nicht ge- ändert haben Ter einzige wesentliche Untersäud zwucben 1887 und 1888 betrifft Argentin'en. Hier hat die Zahl der deutschn Einwanderer um nahezu 40 P oz. zugenommen. — Da« preußische Abgeordnetenhaus füllte seine heutige Sitzung fast ausschließlich nm eln^r Debatte über die von der Kommission gefaßte,> Beschlüsse aus, die auf neue bygien sche Jlfftitute für die Universitäten Halle und Marbu g hezüutichen Forderungen zu strei- chen. Nachdem in der Debatte u. a. G af v. Lim- burg-Slirum (kons.) unter lebhafter Beistimmung der rehteu Seite die Forderung eines hygienischen In stitutes für jede Universität als einen Luxus gekenn zeichnet und gleichzeitig betont, daß 2 biS 3 derartige Institute in der Monarchie genügten, um den Be dürfnissen der Wissenschaft und der Piaxis Rechnung zu tragen, wurde der größte Teil der betreffe? en Forderungen abgelehnt und nur die Summe sür eine außerordentliche Hallenser, sowie dujenige für die Umwandlung einer Marburger Professur bewilligt. Die Weiterberatung wird Mittwoch 12 Uhr fortgesetzt werden. Wien, 5. März. Erzherzog Leopold von TvScana, welcher als Seekadelt au Bord der Korvette „Fasane' eine anderthalbjährige Jnstruktionsrelse in den asiatischen Gewässern mitgemacht ha», ist hierher zurückgekehrt. — Zum Ch«f der aiserlichen Kabinetts lanzlei wurde pcvvisorlich der Generalmajor Bels res v. Aynenburg, gewesener Borstono der GeneralstabS- abterlung im Reich-kiiegsministenum, ernannt. — Die Beratung dec Wehrvorlage in Ungarn kommt nicht von der Stelle. Man hält noch immer bei tz 25 und mögen auch die oppositionellen Redner, einzeln ge nommen, erklären, daß sie dem Heere alles bewilligen; als ganzes fähr» die Opposition mit ihrer Taktik fort, das Zustandekommen von Beschlüssen zu verölt ln oder doch zu erschweren. Lie einen Augenblick lang be sorgte Wiederholung von Straßenkundgebungen Hal stattgesunden, wohl sind aber solche für den 15 'März geplant. Man glaubt indessen, daß die Polizei an diesem erinnerungsreichen Tage weniger nachsichtig sein wird. — In hiesigen unterrichteten Kreisen rechnet man mtt etuer baldigen Lösung der serbischen Mtulsterkilje. Es soll zwar ein liberales Kad nett brruseu werden, jedoch so viel mau hört, nicht mit Ristic an der Spitze. Da König Milan auf längere Zett in das Ausland zu reisen beabsichtigt, so würde dann Rlst.c um der Regentschaft betraut werden. Als Mitglieder des neuen Kabinetts nennt man unter anderen den ehemaligen Minister Awalumovic, den Bank'irektor Petrovic, General Leschjanin od«r Belimartooic. Haag, 5. März. (W. T. B.) In dem Zustand Sr. Majestät des Königs ist bis heute keine mellbare Änderung emgetre en, die Kräfte haben nicht weiter abgenommen, dvch ist das Almen überaus beschwerlich und das Allgemeinbefinden insofern beunruhigend, als sich Anzeichen von Draernie eingefunden haben. — Das Ministerium Hult heute mit dem Staatsrat eine längere Sitzung ab, in welcher über die durch den gegen wärtigen Zustand des Monarchen geschaffene Lage be raten warb. (Fortsetzung der Tagesgeschichte i» der ersten Beilage.) sich nicht mit solcher Harmlosigkeit in eine große Ge fahr begeben Haden." „Vielleicht suchte ich einen poetischen Tod.'' (Fortsetzung folgt.) Konzert. In dem überaus angenehmen und musikalisch gut klingenden Raume der Johannes kn che wurde am 4. d. unter Leitung des Hrn. Musikdirek tors Friedrich Reichel zum Besten der Gemeinde- dtakonre der genannten Kirche ein Abendkonzert ge geben. Dem dabei zur Geltung kommenden musika lischen Genüsse entsprach leider der Besuch und die öffentliche Teilnahme für d>e gute Sache keineswegs. Unter den Gesangsleistungen traten die von Hrn. Meincke, Hojopellifangec und Frau Müller-Bächi höchst ersieuUch hervor. Ersterer sang die er habenen Worte „Sei getreu bis in den Tod" u. s. w. mtt vorzüglichem musikalischen Ausdruck und wurde dabei von seinen Stimmmitteln vor teilhaft unterstützt. Aber auch dre eben genannte Sängerin trug die schönen Tonstücke von Eherudini und Merkel mit einer fcinen anmutigen GesühlShin gäbe vor. Nicht minder wurde das Konzert durch dre Lerslnvgen der Herren Kammermusiker Böckmann und Lauge-Frohberg, sowie durch das haltungs volle, mft künstlerischem Zartgefühl begleitepde Orgel- spiel der Herren Reichel und Fährmann vielseitig und zugleich stimmungsvoll gemacht. — Lie Johavues- lirche würde mehr besucht werden, wenn man sie häu tig^ zu kirchlichen Konz Nea benutzte Ein Übel stand, die darin waltende Zuglust, würd^ gewiß Ab- Hilfe finde« tiüule«. t. Hom Ktichülotzt. Berlin, ». Mär, * Dit Reichstagskommisjion für da» «taosstu» jchajisatsey fetzte die B«ralun«en bei 8 §4 fort, nachdem m d*e Pause seil der letzten Sitzua, eine Verständigung übe, eine Reihe bis dahin streitiger Punkte stattgesunden, die ihren Aus druck in Abavderungtanträgen findet, welche gemeinsam von den Abgg. v Cuny Vamp. Hegel und v. Huene gestellt sind. Ja 8 L4 wird die Regierungsvorlage wieder hergenellt und oama beschlossen, daß oa» Verzeichnis der dem Revisioneverband ungehörigen Benossenschasten den Gerichten, in deren Bezirk diese ihren Sitz haben, sowie der höheren Verwaltungsbehörde, m deren Bezirk der Vorstand seinen Sitz Hal, einzureichen ist. (In der ersten Lesung war „die Gerichte" gestrichen worden) 8 bb ve> stimmt: „Versammlungen deSverbandsoorslandeS und Generalversammlungen de» Verbandes dürsen nur innerhalb des Verbandsbezirls abgehaltenwerden." Hier werben dre gesperrt ge druckten Worte gestrichen. 8 b» wirb in der Fassung der Re gierungsvorlage wieder her^eslellt und lautet nunmehr: „Der Revisor hat Anspruch aus Erstattung angemessener baarer Aus lagen und aus Vergütung sür seine Leistung nach Maßgabe der ersorderlichen ZertversäumniS. Dem vom Gericht bestellten Revisor werden in Ermangelung einer Einigung die Auslagen und die Vergütung durch das Ge.icht jeftgestyt." Der zweite Satz war in der ersten Lesung gestrichen wvlden. In § üb wird ter in erster Lesung hinzugesügle Satz „der Revisor hat alljährlich emen Generalbericht über seine Thäligkeit der höheren Verwaltungsbehörde einzureichen" gestrichen. Daraus wurde ter zurückgesielUe 8 b7 in den ersten beiden Ab>ayen in der Fassung der Regierungsvorlage wleber hergestellt und Abs 3 rn solgender Formulie>ung angenommen: „Bringt der Vor stand der Genofienjchast den Revisor eines RevisionSv rbandeS m Vorschlag, ,o ist dieser zu bestellen In anderen Fällen er- solgl dre Bestellung, nachdem die höhere Verwaltungsbehörde über die Person de« Revisors gehört ist. Erklärt die Behörde sich mit einer von oer Genossenichajt vorgeschlagenen Person einverstanden, jo ist diese zum Revisor zu bestellen." Nunmehr wurden die -8 «, 77 und l»7 zusammen diskutiert. D-r Ab satz L des 8 «, welcher von dem Verbot der Ausdehnung des GeichäslsbetnebeS aus Drille hanoelt, erh eit jolgenbe Fastung: „Darlehnsgewahrungen, welche die Anlegung von belbvestän- den bezwecken, fallen nichl unter dieses Verbot." Die 88 7 und 1^7 wurden mit unwesentlichen redaktionellen Änderungen beibehalten. Ernennungen, Versetzungen u. im öftenUichen MufU. Departement der Finanzen. Bei der Post Verwaltung ist ernannt worden: Karl Oskar Stöckel, zeither Postanwärter, als Postveiwalter in Mühltroff. Sresüner Nachrichten vom 6. März. L. Das am letzten Freitag im Damms Etablissement zum Besten des Kirchendaufonds der St. Paullgemeinde (Oppellvorflady abgehaltene Konzert ist von sehr gutem Erfolge begleitet gewesen, denn dasselbe hat einen Reinertrag von 825 M. geliefert. Dieses günstige Resultat ist zum Teil durch höhere Beiträge einzelner opferwilliger Parochlanen, sodann aber namentlich auch dadurch erzielt worden, daß die Herren Ossiziere der in der Rahe der Kirchengemeinde laser- merten Truppenteile und Kommandos in höchst anerken nenswerter Weise durch Entnahme von Karten, bez Wid mung von Geldspenden das Unternehmen werklhätig geför dert Haden. prvimiMlMHrmlUu s Leipzig, 5. März. Heute wurden jene drei gefäht- lichen Einbrecher, welche in der letzten Sonntagsnacht bei einem frechen Einbruch im Bankhaus« Hammer u. Schmidt überrascht und ergriffen worden waren, unter sicherer Be deckung und schwer gefesselt nach der königlichen Gejangenen- anstalt übergefuhrt. Es hatte sich ein zahlreiches Publikum vor dem Polizeigebäude am Naschmarkt emgesunben. Rian zweifelt übrigens nicht daran, daß die Einbrecher einer Art internationalen Diebes- und Gaunerbande angehören, welche in neuerer Zett in verschiedenen großen Städten ihr Unwesen getrieben hat. Die drei Individuen sind bereits photographiert worden und hoffentlich trägt die Verbreitung der Photo graphien zu weiteren Aufklärungen bei. - — In Großschönau sind m letzter Zeit salsche Geld stücke m Umlaus getommen, dcch ist es der Polizei ge lungen, den Hersteller zu entdecken. Es ist dies ein dortiger Einwohner, welcher, nie er vorgiebt, rein zur Spielerei Markstücke und kleinere Mün.en aus geringen« Metall an- geserligt Hal. Sie sind ziemlich täuschend nachgeahml, suhlen sich aber settig an und entbehren des metallischen Klanges. Tcr Betlkfsenbe hat sich dieses Vergnügen bereits seit enngen Jahren gemacht, behauptet jedoch, memals derartige Münzen veraucgadl zu haben und stellt auch entschieden m Abreoe, daß solches überhaupt je von »hm beabsichtigt gewesen sei. Thatsache soll auch sem, baß die belressenoen Gelostücke durch Kinder aus seiner Verwandtschast »hn» aus einem Kästchen, in welchem er Dieselben ausbewahrte, entwendet und alsdann m einer Konditorei verausgabt worden stnd. Die Polizei sand noch eme größere Anzahl solcher Münzen vor und nahm dieselben, sowie auch die zur Herstellung ver wendeten Formen sofort m Beschlag. -f- Öffentliche Vorträge. Am Montag sprach Hr. Prof. Or. Fritz Schultze über das Traum- wandeln und dre sogenannten magnetischen Schlaf zustände (Hypnotismus). Bei dem großen und natürlichen Interesse, das von diesem Thema ausgeht, wird eine zujammensassende Wiedergabe der Aus führungen deS Redners willkommen sem. Keine Empfindung, kein Gefühl, keine Vorstellung waltet in uns, die nicht auch zugleich irgendelue Be- wegungserjcheinung in uns hervorruft. Der Traum ist ein inneres sudjetliv S Borftellungsgeblloe und je stärker dasselbe austritt, um>o lebhafter werden dem nach die Bewegungen jeui, tue m ihrer höchsten Steigerung den ganzen Körper rn Mitleidenschaft ziehen uno dadurch bevirken, baß er Träumer auftpemgt und die That vollführt, die er träumt. Physio logisch ist der Zustand so, daß in diesem Augen» Kicke nur wenige Gehirnzellen sich in Lyatigleit be- iuden; psychologisch, daß eS nur wenlge Vorstellungen ind, die den Träumer intelesslelen uno »n Bewegung sitzen. WaS in das Lrauuibtld hinein paßt, ben e.lt der Traummandelnde, was nicht zu demselben gehört, übersieht er. Rittlings fetzt er sich auf daS Dach eines Hauses und er tläumt von einer Bergbesteigung. Dade» »st er aber nicht den Gefahren ausgetttzt, wie sie dem Lebenden in Wirklichkeit drohen würden: er blickt nicht rn die Tiefe unter sich, durum wird er auh von keinem Schwindel erficht. Daß er aber schlechtweg vor jedem Unfall sicher sei, wrrd durch mancherlei Beobachtungen widerlegt; so wird ihn z B. da- Erwachen auS seinem Traum, fei e» nun durch Ven Ruf des Namen» oder durch eine andere Ur» fache hervorgerujeu, allen Zwrjcheafällen in gleicher Planen l/B. (Eh. Tgbl.) In seiner Versammlung am 1S. Januar d. I. (Jahrestag von St^Ouentin) Chatte der Milttärverein Schützen und Jäger hier beschloßen, den Relchstaasadgeordneten Oberstaatsanwalt l)r. Hart mann au» Anlaß des von demselben > em Verem jeoerzeit entgegengedrachten Wohlwollen» und rn dankbarer Aner kennung der kraftvollen und erfolgreichen Art, wie derselbe im Reichstag für die Sache der Milttärvereme emgetreten war, die Ehrenmitglledschast des Verein» zu verleihen Am vergangenen Sonntag vormittag» erschien der Vorstand de« Mllitarverems Schützen und Jäger m der Wohnung des Oberstaatsanwalts Or. Hartmanp, um dcmielben da» Diplom, sowie da» Vereinszeichen zu überreichen. Oberstaatsanwalt Or. Hartmann nahm die »hm ang, tragen« Auszeichnung mit wärmstem Dank an. ^ermisaitcs. * Dampfkesselexplosion. Die dereits gemeldete Explosion des Dampftessels rn der elektrischen Fabrik des HauptvahnhofeS in Straßburg i. E. hat in dem nördlichen Flügel des betreffenden Gebäudes eine große Verwüstung angerichtet Es war, wie die „Straßb. Post" berichtet, gegen i/87 Uhr morgens, als sich ver mittlere Kessel plötz lich hob, sich auf den Kopf stellte uno etwa 10 Meter weit gegen die westliche Wand geschleudert wuroe. Das mit aller Wucht ausqeströmt« Wasser und «-er statte Dumps verbrühte den allem anwesenden Heizer Weber im Gesicht und an den Händen berart, daß dessen Übersuhrung in das Spital erfolgen mußte. Die Verletzungen sind zwar nicht lebensgefährlich, jedoch war der Verunglückte gegen mittag noch nicht vernehmungsfähig. Tas aus dem Kessel ge schleuderte Feuer setzte den hölzernen Dachstuhl der beiden östlichsten Baracken in Flammen, der trov der durch dre Bahnhossseuerwehr sofort vorgenommenen Lösch ungsarbeiten fast vollständig zerstört wurde, Gs gelang der Bahnhossseuerwehr aber im Verein mit der anrückenden Ab teilung städtischer Feuerwehr das Feuer aus seinen Herd zu beschränken uno dre anderen Baracken zu schützen. In diesen Baracken sind durch die Erschütterung nur einige Fenster zer sprungen. Durch den Unglückssall konnte die Helzungseinrich« tung im Verwaltungsgebäude nicht in Betrieb gesetzt werden Die Bureaux mußten daher geschloffen werden. Wie «S den Anschein hat, war Wassermangel dt« Ursache der Explosion, -um wenigsten deutet der gelbe Streifen im Innern des Kes sels, wo die Wände zum Teil zerrissen wurden, darauf hin, daß zu viel Dampf und zu wenig Wasser im Kessel war, als dl« Explosion erfolgte Dre vier übrigen Kessel wurden alsbald, da dl« Leitung zerstört wurde, außer Betrieb gesetzt. Den ganzen Tag über wurde in dem Gebäude gearbeitet und die Leitungen wieder hergestellt. Um 4 Uhr tonnten die zwei südlich gelegenen Kessel wieder unter Feuer gesetzt werden und damit war die Möglichkeit gegeben, elektrisches Licht für den Bahnhof und das Verwaltungsgebäude zu erzielen und die Dampfheizung wieder m Betrieb zu setzen. * CocaXsmus — Morphinismus — Alkoholis- mus. Diese Stufen hat öle überreizt« Genußsucht des 19. Jahrhuncerls bereits m umgekehrter Reihenfolge durchge macht, und ein sranzösischer Arzt, Or. Regnarv, warnt m der „Röp Fr." bereits vor einem neuen —miomuS, indem er di« dlsyengen emer Musterung unterzieht. Vor 5 Jahren zeigte Regnard bei einer Vorlesung, sie er über die Mor phiumsucht der höchsten Pariser Gesellschastsschlchten hielt, em Fiaichchen mit weißlichem Pulver vor, dessen Inhalt da mals noch kaum betannl war. Aber er prophezeite bereits das Auslauchen emer neuen Betaubungsmethode. Heute haben wer sie schon lange im CocaXsmas. DaS weißliche Pulver war Coculn, em Alkaloid, das bekanntlich aus den Blattern eines m Peru uno Bolrvia wachsenden Baumes gezogen wird. Jetzt ,st bereits die Reo« davon, den Baum nach Algier und Spanien, wo er naiürlich eme außerordent lich lohnende Kultur schaffen würde, zu verpslanzen. Wehe bann ver Menschheit am E de des 19 Jahrhunderts! Peruvraner und Brasilianer gebrauchten ja die Cocablätter schon seit Langem zu Th-eausgussen, welche nach Tisch ge nossen werden, und Bergleute lauten dl« Blätter, um sich zur Arb.lt frisch zu halten. Aber ins vor kurzem sand noch teme sabllksmaßig« Herstellung des Cocain für Europa statt, und das Kilogramm tostet« dort deshalb noch 25 000 Frcs, weil 1 Psd. Blätter zur Herstellung emes Grammes Extrakt notwendig war. Seck einigen Jahren ist der Preis jedoch in folge verbesserter Gewrnnrngsmethoden ungeheuer gefallen, und damit hat auch die Anwendung in der Medizin über hand genommen Sonst sehr empfindliche Kö>perl«ile, das Auge, der Schlund, tönnen durch Cocain völlig gefühllos gemacht und deshalb leicht operiert werben. Bei äußeren Extremitäten wurde die Cocaimsterung schon schwieriger, weil em Aim z. B. nicht dadurch unempfindlich zu machen ist, daß man seunn Besitzer Cocain verschlucken läßt. Man balf sich auch hier durch Einspritzungen, nebenbei macht dl« Bestreichung ves Zahnfleisches mit Cocain daS Ziehen emeS Zahms schmerzlos. Krampst und OhnmachtSerschemungen bei manchen Personen nach Anwendung des Cocain sind die Kehrseite der Medaille. Vielfach Huben sich Morphmmesser von ihrer Sucht durch Anwendung des Cocains befreien wollen. Hier liegt oer Übergang zum chronischen CocaXnis» mus, zum letzten Modelastcr. Die Folgen desselben bet ge- stelgerlen Dosen smd schrecklich. Ein 48jähriger K msmann bekam zunächst Gestchtsmsionen, sah tue Model tanzen, fühlte kleine Würmer unter ferner Zunge. Alles erschien »hm ver- Weise wie den nüchtelnrn Menschen aussitzen. — Man hat das Trauwwandeln vie^ach als Mondsucht be zeichnet. Das «st jeboch ein Irrtum, denn es kommt zu jeder Zerr vor, wenn in dem dazu veranlagten Menschen das Traumbild sich lebhaft steigert. Der Traummandelnde bemerkt, wie gesagt, nur was sich in sein Traumbild fugt, «S hort aljo die Sprache nicht. Wenn er indes, wre es manchmal ge schieht, selber spricht und ein Beobachter an feme Worte anknüpst, jo anwortet er; man kann ihn sogar auf den Gedanken führen, aus welchen man ihn ge rade leiten will. Daß Menschen »m Lraumwandeln oftmals lhrer alltäglichen Arbttt nachgchen, ja selbst getfltge Probleme zu löfeu vermrgen, lehren dre Akten der Pjychvlvgte auf zahlretchen B.alteru. E'ne Er innerung an solchen Zustand bleibt nicht, doch kann sie beim nächsten Truumwandelu austauchen. Der gekennze chntte physiologische und psychologische Zustand, welcher da» Trauwwanoetu «.usmacht, tst nun ganz derselbe, öem wtr mi Hypnotismus vegegneu. Dt« Geschichte des Hypuottsmu» fetzt bei den ägyp- tlfchen uno iudtfchen Gautiern ein, führt über den tierische» Magnetismus MeSmerS zu Thoma» Braid und endet der ven Magnetiseuren der Gegenwart Braid ist der Eifinder des Namens, er hat auch diejenigen wissinschaftlichen Untersuchungen über den sogenannten mogne tfchcn Zustand angeftellt, welche zu dem m ge lehrten Kreisen alljeitig ane> kannten Ergebnis gelangten, daß unter Hypnou-mu» ein künstlich herdeigefüyrter Zustand des Lraumwandeins zu verftehen sei. Wie aber wird dieser Zustand erzeugt? Der Hypnotiseur fetzt du Versuchsperson gegen ein Fenster, hau derselben euuu glänzenden Körper — Haasen de» kleinert in^ seiner Umgebung, so daß er sich am? Gulliver im Liliputs vorkam Da» Gesühl, al« fsei^der Körper^von kleinen Tierchen durchwühlt, scheint ein Hauptsymptom de» Eocolnitmus zu sein. Em 44 jähriger Apotheker, der m Pan» behandelt wurde, glaubte Luft und Kleider mit Mi kroben erfüllt und zerstach sich mit Stecknadeln, um dieselben auszugraden und zu entfernen. Ein 39 jähriger Arzt, ebenfalls Cocaxnrst, glaubte sein ganze» Gesicht mit kleinen CocaXnkrystallea deveckt. Er kratzte und schabte sich wie em Wahnsinniger, um den lästigen Überzug zu ent fernen. ,Hch habe Alarm geschlagen", ruft Or Regnard zum Schluffe aus, „und meine Pflicht gethan, indem ich warnte. Es wird noch hundert CocaXnlranke geben, die ihre Sucht und die Folgen verbergen. Auch sehe ich schon ein neue» Modelaster am Honzont auflauchen. Man glaubt jetzt Wunder der Schmerzstlüung mtt Anttpyrm verrichten zu können. Aber die Störung deS Nervensystems durch Einwirkung chemischer Substanzen bleibt nicht ungestraft. Rian wirv bald die verderblichen Folgen dieses Heilmittel« zu verzeichnen Haden unter dem Sammelnahrnen des Mode- laster», des — AntipyriniSmuS." * Aus Rußland. Es war im Spätsommer, zur Zeit der Ernt«, so schreibt man dem ,H. C " au» St. Petersburg, als emes Adenvs der reiche russische Gutsbesitzer N auf sei nem prachtvollen Raffenhengst von dem Felde nach Hause kehrte. Unterwegs begegnet er semem Bruder, der ebenfalls zu Pferde aus einer anderen Gegend hermkehrle, und die beiden Retter letzen gemeinsam den Heimritt fort. „Halt!" ertönt es plötzlich. Dre Brüder hatten auf ihrem Wege die Grenze, wo ihr Landbesitz endet, erreicht. Der Weg führt durch eine Pforte m emen Zaun, der die Felder des benach barten Gutes umgledt; um nach Hause zu gelangen, müssen sie jedoch die Felder des fremden Gutes passieren. An der Pforte bewegt sich ein Bauer, er hat dieselbe geschlossen und keilt eben hinter den Riegel einen Pflock ein. Der Bauer tragt den hohen Bauernhut der Dorfhirten, er ,ft es, der den Brüdern „Halt!" zurres, und steht nun vor ihnen: ein hoher kräftiger Bauernduische von 25 Jahren mit ernstem und entschlossenem Gesicht. „Hier ist kein Weg für Euch", sagt er jetzt nach beendeter Arbeit, „ich laß Guck nicht durch." — „Wer bist Tu und was soll das?" fragt N , auf die ge schloffene Pforte deutend. — „Ich bin der Hirt deS hiesigen Dorfes. Jeden Tag belegt Ihr ein Stück aus meiner Herde mit Beschlag, wenn es sich auf Eure Wiesen verläuft und verlangt von mir Strafzahlung. Nun hatte ich einen Zaun gemacht und eine Pforte ange bracht; vor einer Stunde seid Ihr hier durchgerttten und habt die Pforte offen gelassen. Nie haltet Ihr es der Mühe wert, weine Pforte zu schließen, wenn aber mein Vieh auf Eure Wiesen lauft, dann verlangt Ihr hohe Strafgelder von mir. Ich will aber nicht mehr zahlen, wenn Ihr..." — „Pack Dich fort und laß uns durch", ruft N., „hier ist nicht der Ort, von Geschäften zu reden " — „Wohl ist hier der Ort dazu, sonst kann ich Dich nirgends sprechen. Ich fürchte Dich nicht, Barm, und Du wirst nur über meine Leiche durch die Pforte kommen" Allmählich versammelt sich um die drei Redenden eine ansehnliche Zahl von Bauern, alle sind sie auf Seiten des Hirten, alle murren über die Gutsbesitzer. Die Brüder nehmen ihre Revolver heraus. „Wir werden schießen,' sagt Äst, „noch einmal sage ich Dir, geh aus dem Wege und laß uns durch." — „Ich lasse Euch Nicht." — Ein Schuß kracht Der Hut faßt sich an den zerschmetterten Arm, weicht jevoch nicht vom Platz. Da kracht em zweiter Schuß und oer Hirt stürzt blutüberströmt zu Boden. Die Brüser sprengen Vie Pforte, setzen über den Leichnam des Erschossenen und jagen auf ihren Pferden nach Hause. Hier schicken sie zum Urjadmk und lassen sagen, Vie „Bauern jeren aufständisch ge worden, und sie hätten bei Verteidigung ihre» Lebens den Hirten erschossen." Im vorstehend!» haben wir den That» dcstano eines Krunmalprozeffes erzählt, der m nächster Zeit im St. Petersburger Bezirksgericht zur Verhandlung gelangt. * E»n Besuch >m Harem Tewfik Paschas. Die Thatsache, daß em Europäer mit hochgestellten orientalischen Haremsdamen m Berührung kommt, gehört fast ausschließ lich der Phantasie von Romanjchnflslellern an. Ein ver bürgter Ausnahmefall wird fidoch jetzt aus Kairo genieldet. Der österreichische Professor Wilhelm Wtnternltz aus Kal- tenleutgeden hielt sich un Monat Januar in Ägypten auf, um als Reffender von den Mühen und Pligen der Badezeit auszuruhen Kurz bevor er daS Land der Wunder und der Pyramiden verlassen wollte, machte er einen Ausflug nach Heluan, einem Schwefelbad«, nahe von Kairo Dort befand sich eben der Harem Tewfik Pajchas, des VizekönigS, und Professor Wmternitz machte daselbst bei dem obersten Eunu chen Morgan Aga emen Bejuch. Dieser war Kurgast in Kälte,»leutgeden gewesen und zwar mit bestem Heiteifolg; er hieß jeinen Arzt herzlich willkommen und im Laufe des Gesprächs bat er ihn um zwei Visitenkarten; mit diesen entfeinte er sich auf etliche Minuten und kehrte dann mit dem Bemerken wieder, er habe die Karten „den Prin zessinnen" übergeben und die'e freuten sich unendlich über die Anwesenheit des berühmten Arzus, welche sie indessen nicht milgenossen. Als der Professor sich schon aus dem Bahnhofe desand, um die Rückfahrt nach Kairo anzutreten, kam ihm eine »itkilärlsche Ordonnanz nachgejagt mit der Frage, ob er noch zwei Tage in Kairo verbkerb« Prof. Wmternitz bejahte; als er am nächsten Vormittag von einem längern Spaziergang m sem Absteigequartier, das,Hotel Shepard" zurückkehrte, erwartete ihn Jssad Pascha, der Chef des medizinischen Smdlenwesens und lud ihn em, die Ver ¬ diente sich eines facettierten, stark funkelnden Glases — vor die Augen, befiehlt fodann, diesen Gegenstand un verwandt anzujchauen und nur an den gebotenen An- bl ck zu denken, und nach kurzer Zeit sinkt die Person in einen träum- und schlasähnüchen Zustand, dessen Eintreten durch gewisse streichende Manipulationen noch bejchlcunigt worben ist. Handelt es sich hier um eme eigentünüiche, vom Experimentator auj das Ob jekt überströmenoe Kraft? Die Frage wird durch d«e Thatsache verneint, daß jeder hypnotisieren, ja sich «elbst hypnotisieren kann, ebenso wre bie andere, ob es der Wille des Hypnoti eurs fei, ler die Versuchs- Personen in den Zustand zwinge, durch vielfache Experimente widerlegt worden ist. Es handelt sich vielmehr um emeu physiologisch uud psychologisch ganz erklärlichen Zustand »m Innern der Perion: Ein monotoner Eindruck wirkt auf dieselbe ein, sie denken ausschließlich au dcnfelb.n/alle anderen Vorstellungen sinken zu Boden und nur em einziger Pnnkl im Be wußtsein bleibt übrig — es handelt sich um e'uen durch die Konzentration der Aujmerk'amkeit aus einen Gegenstand herbeigesührten Nervenzustand. Die nächste physiologische Folge der Konzentration ist ein Krampf, der ore Augenlider befällt und allmäh - Uch den ganzen Körper erfassen kann. Mit demselben verbindet sich eme merkwurbrge wächserne Biegsamkeit und eme Eigentümliche Schmerzlosigkeit der Glieder und mit dieser ist wiederum eine bedeutende Steige rung der Empfindlichkeit in deu Körperteilen ver knüpft, die nicht vom Krampfe ergriffen sind. Alles da» find krankhafte, nervöse Zustäude, die für den Organismus mancherlei Gefahren m sich bergen, z B. den Körper überhaupt für Kämpfe zu disponieren v:r-
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