3. Aufl. / bearb. von Walther Ruge. Mit 153 Abbildungen nach photographischen Aufnahmen und vier Gemälden von Hans Busse, einer Skizze und einer farbigen Karte
Felsen den Aufweg möglich machen, gestatten gewöhnlich auf der anderen Seite das Herabsteigen." Man darf aber nicht mei nen, die Beobachtung dieser Erscheinungen komme in der Landschaft nicht zum Ausdruck. Wir wollen gleich das auf fälligste Beispiel voranstellen. Man kann sich wohl vorstellen, daß, wenn wie am Gohrisch die Klüfte sich fast recht winkelig schneiden und diese Klüfte an den aufragenden Felsen und „Steinen" bis auf den Schuttkegel heruntergehen, dann solche eigentlich von der Hauptmasse des Felsens schon abgelöste Quadertürme nieder brechen und dierechtwinkeligen Lücken als ihre ehemaligen Standorte noch lange Jahre erhalten blieben. Das zeigt sich nun auf der Südseite der Felswände am Königstein, die geradezu im Zickzack verlau sen, was man besonders bei abendlicher Beleuchtung vom Pfaffenstein aus beobachten kann, wo die Felswände in Abb. 104. Felsenturm an der Heiligen Stiege. Liebhaberauf nahme von Hofgoldschmied P. Eckert in Dresden. (Zu Seite 1VZ.) gleichen Abteilungen beleuchtet sind oder im Schatten liegen. An anderen Orten treten aus den Felsmassen einzelne sich immer mehr verjüngende Pfeiler vor; so etwa am Heringsgrunde oberhalb Schmilka, in der Richtung nach der Heiligen Stiege. Es kann schließlich auch alles Gestein neben dem vordersten Pfeiler niedcrgebrocheu sein; dann bleibt ein einzelner Turm stehen und „zeugt von ver schwundener Pracht". Dafür bietet der Felsenturm auf der senkrecht zerklüfteten Wand rechts vom Eingänge in den Großen Dom ein schönes Beispiel oder der Prebischkegel am Prebischtor oder die Barbarine am Pfaffenstein (Abb. 103) oder der Felsenturm an der Heiligen Stiege (Abb. 104) oder am Wildschützensteige (Abb. 105), den die Gebirgsvereinssektion Postelwitz am Fuße der Schrammsteine angelegt hat, oder der Bloßstock (Abb. 106), d. h. der alleinstehende Fels an den Klippenausläufern des Kleinen Winterberges, oder der Zuckerhut am Gabrielen- steige (Abb. 107) im Prebischgrunde. Wenn nun auch in der Regel die Klüftung von oben nach unten senkrecht ver läuft, so ist gleichwohl doch nicht im entferntesten an eine Gleichmäßigkeit zu denken oder daß die Klüfte in annähernd gleichen Abständen niedergehcn. Sie sind viel mehr häufig gesellig, dicht nebeneinander mehrere, und dann erst wieder in weiterer Entfernung. Wo sie nun gesellig auftreten, wird natürlich das Gestein der Felswand am meisten in kleinere Quadern zerlegt, und diese verlieren, da die Verwitterung leichter in die wagerechten Schichten eindringen kann, leicht ihren Halt und brechen heraus. Da unten am Boden bei größerer Feuchtigkeit die Auflösung des Gesteins rascher fortschreitet, brechen am ehesten unten einzelne Quadern aus ihrem Zusammen hänge und bilden so, bei fortschreitender Zerstörung, den Anfang einer Schlucht. 105