3. Aufl. / bearb. von Walther Ruge. Mit 153 Abbildungen nach photographischen Aufnahmen und vier Gemälden von Hans Busse, einer Skizze und einer farbigen Karte
in diesen Höhlen und Felsengen nur mit dem Kompaß zurecht finden kann. Ähnlich liegen auch im „Labyrinth" bei Hermsdorf, ebenfalls in der Nähe des Bielatales, die Felsmassen durch- und übereinander, daß man unter und zwischen ihnen hindurchschlüpfen kann und sich nur mittels der zahlreich an den Fels wänden angebrachten Wegemarken aus diesem Wirrsal wieder heraus zu finden vermag. Auch die Kamine, Spalten und Pfeiler am Pfaffenstein zeigen ähnliche Bildungen. Die Schwedenlöcher an der Bastei und der Teufelsgrund bei Wehlen gehören auch hierher. Ein historisch noch besonders merkwürdiges Beispiel bietet die Götzinger Höhle (Diebeskeller, Abb. 111), am Abhange des Kleinen Bären steins. Hier ist durch das Zusammenstürzen oder Gegeneinanderfallen der Wände eine größere, in der Mitte höher gewölbte Höhle gebildet, in der der Gebirgs verein eine Gedenktafel mit folgender Inschrift hat anbringen lassen: „Dem An denken s Wilhelm Leberecht Götzingers l der hier die erste Anregung empfing l zur Erforschung s der Naturschönheit der sächs. Schweiz s weihte diesen Ort s am 12. September 1886 j der Gebirgsverein für die sächs.-böhm. Schweiz." — Der Tag wurde gewählt, weil hundert Jahre vorher Götzinger die Vorrede zu seinem ersten Werke, in dem er die Schönheiten des Gebirges pries, am 12. September unterschrieben hatte, und der Ort für besonders geeignet gefunden, für Götzinger eine ehrende Gedächtnistafel anzubringen, weil in seinem Werke „Schandau" gerade der Besuch dieser Höhle als die besondere Veranlassung bezeichnet ist, wodurch vor allem in Götzinger die Bewunderung und Liebe für sein schönes Heimatland erregt wurde. Er schreibt darüber: „Einige zusammengestürzte, sehr große Felsen bänke bilden hier eine große hohe Höhle, durch welche man ganz hindurchgehen kann und welche so geräumig ist, daß sie oft zum Notstall der Thürmsdorfer Schäferei gebraucht wird . . . Die Außenseite der anlehnenden Wand zeigt ganz besondere eingefressene Figuren (Auswitterungen), welche auf der einen Seite viele Ähnlichkeit mit einem großen Wespenneste haben, und auf der anderen Seite wie die in Holz eingefressenen Fahrten des Holzwurmes aussehen, die in Menge übereinander laufen und welche inwendig viel weiter sind als ihre Öffnungen . . . Ich verlasse diese Höhle aber nicht ohne frohes — innig dankbares An denken an die Jahre meiner Kindheit. — Bilder der Erinnerung meiner frühesten Lebensjahre, ihr steht vor mir, so oft ich dieser Höhle und ihrer Umgebung ge denke! — In dem benachbarten Orte Struppen geboren und acht Jahre darin erzogen, hörte ich schon als Kind von dieser Höhle spre chen, und da ich von einem Vater meine erste Geistes bildung erhielt, der selbst ein so war mer Freund der Natur war und so gern und so oft unter ihren Schön heiten wandelte, so hielt esnichtschwer, die Erlaubnis zu einer kleinen Reise nach dieser Höhle zu erhalten. — Es war meine erste Naturreise, denen so viele gefolgt Abb. 1VS. Der Blotzstock, fälschlich Blaustock; alleinstehender Felsen. Liebhaber aufnahme von Hofgoldschmied P. Eckert in Dresden. (Zu Seite Ivb.) 107