Dresdner Journal : 26.08.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189008262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1890
- Monat1890-08
- Tag1890-08-26
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- Dresdner Journal : 26.08.1890
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Nersusxedvrr Lüoixl. Lrpeäitlon äe» Dresdner lourn»!«. Dro»6en, ^vio^erstr. 20. kerllkprocU-LoseUIn»»: Nr. 1295. V -"- ^11^,-, Fcnillttoli Wachöestessungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat September werden zum Preise von 85 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 1 M. In Dresden - Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2 und bei Herrn Kaufmann C. Siegmeier (Alberiplatz am Alberttheater), woselbst auch Ankündigungen zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden, und bei welchen ebenso wie bei Herrn Kaufmann Emil Bäge, Pillnitzer Straße, Ecke Ziegelstr., dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahnhof), Herrn Kauf mann Simon, Circusstr. 24, Ecke Plllnitzeistr., Hcrry Kaufmann August Bensch, Schmiedt- gäßchen 2, Ecke der Hauptstraße, und Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 50, einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. König!. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 23. August. Se. Majestät der König haben dem Kirchschullehrer Cantor Peter Rötschke in Wilthen das Verdienstkreuz Allergnädigst zu ver leihen geruht. Nichtamtlicher Teil. GecegverpHifcHe WcrcHrictzten. Insterburg, 26. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser traf heute mor gen 6 Uhr am Sprindter Weg ein, woselbst der Monarch zu Pferd stieg und sich nach dem Piera- piener Exerzierplatz zur Besichtigung der ersten Kavalleriebrigade begab. Der Kaiser und in Allerhöchstdessen Begleitung der Prinzregcnt Albrecht beobachteten die prächtig verlaufenden Übungen vom Kramtwieker Grunde auS. Um 8 Uhr setzte der Kaiser die Reise nach Goldap und Lyck fort. Madrid, 25. August. (W.T.B.) Die Cholera nimmt in den ländlichen Ortschaften der Provinz Toledo ab, dauert aber in der Stadt fort, wo gestern 15 Fälle, darunter 5 tödliche, vorkamen. Ler Minister deS Innern und der Abteilungs- direktor für öffentliche Gesundheit haben sich heute nach Toledo begeben, um eine Verbesserung der dortigen Gesundheitsverhältnisse zu bewirken. — Heute nacht ist hier eine Frau unter choleraähn- liehen Symptomen gestorben. New-Aork, 26. August. (Tel.d.Dresdn.Journ.) Eine Konferenz deS Delegiertcnverbankes der Eisen bahnbedienstelen in Oberindiana beschloß, der For derung der „Knights of Labour", im ganzen Ge biete der Nrw-Nork-Zentralbahn einen allgemeinen Streik zu proklamieren, nicht nachzukommen. Verschlungene Pfade. Novelle von H. v. Goetzendorfs-Grabowski. 5 (Fortsetzung.) Baldwin Montgomery war sehr eingenommen von dieser seiner letzten Leistung. Er lehnte sich wohl gefällig in seinen Stuhl zurück und berührte die auf dem Schreibtisch stehende Glocke, worauf Jasper mit einer Epau lettenschachtel unter dem Arm auf der Thürschwelle erschien. „Befehlen der Herr Lieutenant den Nußliqueur?" „Nein. Du sollst den Brief an Juliet Myers lesen. Lege das Ding aus der Hand und komm' her." Gehorsam trat Jasper näher und hob das Papier respektvoll mit zwei Fingern empor. Nach der Vor arbeit des Buchstabierens verstand er alles ganz gut; sein breites Gesicht ward immer bewegter und andachts voller; schließlich sah der gute Bursche genau so aus, als habe er die gefühlvolle Epistel selbst verfaßt. ,Nun, was meinst Du, Jasper?" „Das ist aber — das ist aber wahrhaftig groß artig schön, Herr Lieutenant! Ein Schulmeister oder ein Pfarrer hätten es nicht besser vorbringen können", sagte Jasper, ein zerdrücktes blaues Sacktüchlein zum Vorschein bringend. „Das mit dem Liede nun gar — da muß ich wahrhaftig weinen, da kann ich mir nicht helfen!" Wie nun Lieutenant Montgomery auch im allge meinen über „Männerthränen" und speziell über „Sol- Sy dney, 25. August. (W. T. B.) Ja »er- bindung mit dem Ausstande nimmt die allgemeine Aufregung ;u, weil die Schiffseigner Nichtunio nisten zum Kohlenladen ausgenommen hoben, und diejenigen Arbeiter, welche bisher die Krahnen be dienten, sich ebenfalls dem Ausstande anschloffen. ES gilt für wahrscheinlich, daß die Bergleute gleich- falls die Arbeit einstellen werden. Aus Brisbane wird gemeldet, daß die Unio nisten heute Reisende auf dem Landungökai an der Einschiffung hinderten. ES entspann sich ein Handgemenge, bei welchem mehrere Personen ver- wundet wurden. Dresden, 26. August. Aus Britisch-Jndien. Wie bekannt, ist der größte Teil der Eingeborenen Britisch-Jndiens, die Hindubevölkerung, Anhänger des Brahmanismus, dessen uralte Lehren und Gebräuche von zahlreichen Sekten unter dem ursprünglich tief religiös veranlagten Volke lebendig erhalten werden. Wie zäh die Hindu an den Überlieferungen ihrer Vor fahren hängen, geht daraus hervor, daß noch vor kurzem die den religiösen Vorstellungen des Brahma nismus entsprungenen Sitten der Witwenverbrennung, der Kindertötung, des Ertränkens von Greisen rc. in ganz Ostindien gang und gäbe waren. Erst in der neueren Zeit sind durch das entschiedene Vorgehen der englischen Negierung diese abscheulichen Menschenopfer abgeschafft worden, die vielen sonstigen, zum Teil nicht minder grausamen Gebräuche der Anhänger Brahmas aber bestehen auch heute noch fort. Die Scheu, den religiösen Fanatismus der Bevölkerung zu entfachen, ließ der englischen Regierung ein das Übel an der Wurzel fassendes Vorgehen zunächst noch nicht ratsam erscheinen, und man begnügte sich daher vorläufig mit der Abstellung der schreiendsten Mißbräuche. Jetzt will man jedoch auf dem mit der Abschaffung der Witwenverbrennung betretenen Wege weiter Vorgehen und zunächst namentlich eine Reform der indischen Ehegesetzgebung ins Werk setzen. Die „Hamb. Nachr." bringen über diese Frage, welche gegenwärtig in den englischen Blättern wieder sehr eingehend besprochen wird, die nachstehende bemerkenswerte Auslassung: In London hat sich in diesen Tagen ein Komitee gebildet, um die schon früher vielfach erörterte Frage einer sachgemäßen Reform der indischen Ehegesetz gebung aufs neue in Anregung zu bringen und wo möglich eine baldige Lösung derselben herbeizuführen. Da sich unter den Mitgliedern des Komitees eine Reihe erster Nanien befindet — wir nennen nur den Herzog von Westminster, Lord Northbrook, Lord Ri pon, Lord Dufferin, Kardinal Manning, Professor Max Müller und Lord Tennyson — und da auch die „Times" und andere englische Blätter so fort mit großem Nachdruck für die Bestrebungen des Komitees eingetreten sind, so ist wohl anzunehmen, daß es sich hier nicht um eine Bewegung handeln kann, welche bestimmt ist, resultatlos im Sande zu verlaufen. Wenn sich dies, wie wir hoffen, bestätigt, und die geplante Reform durchgcführt werden kann, so wäre das ein wichtiger Schritt zur Besserung des Loses eines großen Teiles der indischen Frauenwelt, dessen Lebensglück zur Zeit in unverantwortlicher Weise den grausamen Forderungen eines überspannten religiösen Fanatismus aufgeopfert wird. Zwei Übel wollen die englischen Reformer in Indien bekämpfen, die Kinderehe und den gesellschaft lichen Fluch, welcher auf den: Witwentum ruht. Beide Unsitten entspringen aus der alten Auffassung der Hindu, daß die Ehe eine religiöse Pflicht ist, deren Nichterfüllung schwere Strafen der Gottheit unfehlbar nach sich ziehen muß. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich diese Ausfassung dahin erweitert, daß ein Hinduvater darnach trachten soll, sein Kind womöglich noch im zartesten Kindesalter zu verheiraten, und daß jede Stunde, die dasselbe unvermählt bleibt, ihm selbst und der Familie Gefahr und Schande bedeutet. Schon mit fünf oder sechs Jahren hat ein indisches Mädchen sich mit ihrer zukünftigen Ehe zu beschäftigen; eine alte Frau weiht sie in die vorbereitenden Riten der Bratas ein, deren Zweck es besonders ist, ihr einen guten Mann zu verschaffen. Die Vermählung erfolgt, wenigstens in den höheren Kasten, in der Regel schon im Alter von 7 Jahren. Zuweilen ist der Gatte auch noch ein Kind, zuweilen ein Mann im mittleren Alter oder gar ein Greis, und bei der herrschenden Polygamie hat er ost noch andere Frauen. Zuweilen macht sogar ein ehrwürdiger Brahmine ein lohnendes Geschäft daraus, sich mit Kindern zu vermählen, die er dann später in den meisten Fällen gar nicht wieder sieht, die aber durch seinen Tod sämtlich Witwen werden und damit, wie weiter unten zu erwähnen, für ihre Lebenszeit dem traurigsten Lose anheimfallen. Die Eltern aber sind trotz dieser düsteren Aussicht noch hocherfreut, wenn sie ihrer Tochter möglichst früh einen so angesehenen, wenn auch nur nominellen Gatten verschaffen. Nicht immer aber bleibt die Eheschließung des Mädchens nur eine Zeremonie; in der Regel fordert der Gatte schon wenige Jahre später seine Frau den Eltern ab und sie muß ihm, dem sie früher wie eine Ware verhandelt worden, im jugendlichsten Alter willenlos in sein Haus folgen Weit schlimmer aber noch gestaltet sich das Schick sal der Witwe und insbesondere der cbiI6-^iä»v, d. h. der im Kindcsalter, ohne vielleicht ihren Gatten ge kannt zu haben, zur Witwe Gewordenen Früher herrschte bekanntlich in Indien die Sitte der Witwenverbrennung. Der englischen Regierung ist es gelungen, dieselbe zu beseitigen; aber das Los der Witwen ist kaum ein besseres geworden. Nicht allein, daß ihnen die Wieder verheiratung, wenn dieselbe auch von der englischen Regierung verstattet wird, durch die entgegenstehende Tradition in den meisten Fällen thatsächlich unmög lich gemacht ist; sie sind auch verurteilt, ein Leben der Trauer und der allgemeinen Verachtung zu führen. Und zu solchem Leben ist'die ekiläviäov von zar tester Jugenv an verdammt! Ihre Leiden hat einst ein gelehrter Brahmine in ergreifenden Worten ge schildert. „Mit geschorenem Haupt", so sagt er, „und in schmutzigem Gewände muß sie einhergehen, als un rein von allen gemieden und aus jeder festlichen Ver sammlung fortgetricben. Hat sie das elfte Jahr er reicht, so erklärt man ihr den Grund dieser unerhörten Behandlung. Man sagt ihr, sie sei früher — die Indier glauben bekanntlich an eine Seelenwanderuug — eine schlechte Gattin gewesen, und Gott habe, im Zorne darüber, bestimmt, daß sie in dieser Generation eine des Gatten beraubte Frau sein solle. Durch solche Mitteilung erfährt die Unglückliche oft zuerst, daß sie überhaupt verheiratet gewesen." Tiefes Mitleid muß jeden bei solcher Schilderung erfassen, und furchtbar ist es zu denken, daß nach anderen Berichten 2 Millionen Hindufrauen solch unglückliches Witwcnlebcn führen. In England hat man diese Mißstände von Anfang an keineswegs verkannt. Toch hat mau geltend ge macht, es sei ein gefährliches Ding, einen energischen Kampf gegen seit Jahrhunderten und länger tief ein gewurzelte religiöse Vorurteile zu führen. Auch habe die Regierung wiederholt zugesagt, die einheimischen Gesetze und die einheimischen Bräuche bestehen Zu lassen. Diese Argumentationen haben bisher die so notwendigen Reformen verhindert; sie sind aber, wie das jetzt zusammcugetretene Reformkomitee und die „Times" mit Recht hervorheben, nicht stichhaltig. Zu nächst hat sich England nach zwei Richtungen hin ge rade in die Ehegesetzgebung eingemischt. Früher konnte ein Hindugatte, dem man die Herausgabe seiner jungen Frau verweigerte, dieselbe nicht erzwingen; jetzt kann er cs mit Hilfe eines von England eingeführten Ver fahrens (der ,.restitutiou ok eonjugal ri^btZ"). Und ferner hat England zwar, wie schon erwähnt, die Zu lässigkeit einer Wiederverheiralung der Witwen ein- geführt, zugleich aber auch den Verlust ihres Vermögens im Falle der Wiederverheiralung festgesetzt. Daß durch solche Bestimmungen den herrschenden Mißbräu chen noch Vorschub geleistet ist, wird sich nicht leugnen lassen. Schon diese Erwägung müßte die englische Regierung zu um so energischerem Vorgehen nach der rntgegengesetzten Richtung hin antreiben. Außerdem aber ist dieselbe auch schon in manchen Fällen gerade in Indien religiösen Unsitten mit Entschiedenheit und Erfolg entgegengetreten. Weshalb sollte sie da nicht auch die jungen Jndierinnen durch Ungiltigkeitserklä rung der Kinderehe und andere entsprechende Maß regeln vor den traurigen Konsequenzen des religiösen Fanatismus zu sichern vermögen? Wenn sie aber da- zu im stände, so ist es eine Pflicht der Humanität, die fragliche Reform der Ehegesetzgebung so bald als möglich ins Werk zu setzen. Tagesgeschichte. Dresden, 26. August. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Generalfeldmarschall Prinz Georg hat sich gestern nachmittag- 4 Uhr 55 Min. in Begleitung des Chefs des Generalstabes Oberst v. Treitschke und deS Adjutanten im Generalkommando Hauptmann Heintze nach Zwickau begeben, um heute den Besichtigungen des 9. Infanterieregiments Nr. 133, dann des 5. Infanterieregiments „Prinz Friedrich August" Nr. 10 l daselbst beizuwohnen. * Berlin, 25. August. Se. Majestät der Kaiser - ist heute abends 6 Uhr an Bord der Jacht „Hohen- zollern" in Memel eingetroffen und an der Landungs stelle von dem Chef des Generalstabes, Grafen Waldersee, dem Staatssekretär Frhr. v. Marschall und den Spitzen der Behörden ehrerbietigst begrüßt worden. An der Reede bildeten zahlreiche Schiffe, die Fischerboote und der Ruderklub Spalier. Unter enthusiastischem Jubel der Bevölkerung fuhr Se. Majestät mit dem Gefolge nach dem Rathause, dem Postgebäude und von hier nach dem Gute Tauerkauken zur Luiseneiche. — Generalfeldmarschall Graf Moltke wird am 26. Oktober sein neunzigstes Lebensjahr vollenden. Von verschiedenen Seiten werden Vorbereitungen ge troffen, um dem greisen Feldhcrrn jene Liebe und Ver ehrung zu bezeugen, welche Volk und Armee ihm widmen. Eine seitens der „Kreuzzeitung" ver öffentlichte Zuschrift regt ebenfalls an, dieser ganz allge meinen Verehrung umfassenden Ausdruck zu geben; dieselbe lautet: „Mit Recht zeichnen unser Kaiser, sowie die anderen deut schen Fürsten bei jeder sich bietenden Gelegenheit unseren groben Feldherrn, den Grasen v. Moltke, ans. Je mehr er in seiner bekannten Bescheidenheit selbst zurücktritt, um so häufiger müssen Deutschlands Fürsten und Volk bekunden, daß das Vater land nienials die großen Verdienste vergessen wird, die er un seren! unvergeßlichen Hcldenkaiser Wilhelm, dem Schöpfer des neu erstandenen deutschen Reiches, in Friedenszeiten und in schweren Kriegslagen geleistet hat. Es dürste daher an der Zeit sein, schon jetzt zu überlegen, wie auch in den weitesten Kreisen des Volkes der neunzigste Geburtstag des Feldmarschalls gefeiert werden könnte. Der Gedanke soll auch schon unter Mitgliedern des Reichstages erörtert sein, und es kann wohl keinem Zweifel unterliegen, daß das Präsidium des Reichstages und vor allem auch die konservative Partei, deren Mitglied der Gras Moltke ja ist, baldigst der Frage näher treten werden. Aber wir glauben nun Weiler, daß Gras v. Moltke überhaupt nicht als Parteimann im eigentlichen Sinne des Wortes an gesehen werden dars. Seine Arbeit und sein Wirken ge hören dem ganzen deutschen Volke an und daher sollte die ganze Presse aller Parteien Deutschlands, wie sie jetzt schon fast ein mütig ihrer Freude über jede Auszeichnung Ausdruck giebt, die datenthränen" denken mochte, diejenigen, welche seine eigene schriftstellerische Leistung hervorgelockt, erfreuten sich seiner ganzen Billigung. „Fasse Dich, Jasper! Sei ein Mann!" sagte er milde und zog behutsam an einem herabhängenden Zipfel des blauen Tuches. „Es freut mich, daß ich in Deinem Sinne geschrieben habe. Hoffentlich trifft der Brief auch bei der stolzen Juliet die rechte Saite. Am besten ist es, Tu trägst ihn sofort zum Postkasten." III. Obschon Lieutenant Montgomery nach Absendung des Briefes nicht mehr auf denselben zurückkam und vollkommen vergessen zu haben schien, daß es eine obstinate junge Person namens Juliet Myers in der Welt gab, so sah er in Wahrheit dem Postboten kaum weniger erwartungsvoll entgegen, als der ehrliche Jasper Cuckoo, und schien von dessen Unruhe ange steckt zu werden, als — nachdem kaum vierundzwanzig Stunden verflossen — das wohlbekannte viereckige Couvert mit dem Stempel des Parkstraßenbezirks wirk lich wieder auf seinem runden Arbeitstische lag. „Offne Du ihn, Jasper", sagte er. „Oh, Herr Lieutenant! Der Herr Lieutenant wissen ja —" „Schon gut. Gieb mir das Papiermesser und laß Deine Handgelenke in Ruhe." Miß Juliet Myers schrieb: „Werter Herr! Als eine Pflicht — und als eine angenehme Pflicht! — sehe ich es an, Ihnen sobald als mög lich auszusprechen, daß ich es aufrichtig bedauere, Sie durch falsche Beurteilung gekränkt zu haben — und Ihrem würdigen mannhaften Briefe meine Achtung nicht versagen kann. Wenn Sie sich die Lage eines alleinstehenden schutzlosen Mädchens ver gegenwärtigen, so wird es Ihnen nicht schwer fallen, auch meine Handlungsweise im rechten Lichte zu sehen und — mir zu verzeihen. Die Verhältnisse, unter welchen ich lebe, sind derart, daß ich Ihnen trotz der Reellität Ihrer Absichten keine Annäherung gestatten darf, vielleicht ist es Ihnen aber ein kleiner Trost, zu wissen, daß es auch niemals einem anderen Manne gelingen wird, mir näher zu treten. Leben Sie wohl, Mr. Cuckoo — und gedenken Sie ohne Groll Ihrer Sie hochachtenden Juliet Myers." Jasper Cuckoo kannte jeden Zug in dem ausdrucks vollen Gesicht seines jungen Gebieters so genau, daß er sich auch das kaum merkliche, innere Heiterkeit verkündende Zucken der Lippen richtig zu deuten wußte. Er machte einige ungeschickte Schritte vor wärts und fragte hastig: „Will Sie mich am Ende doch, Herr Lieutenant?!" „Gemach, gemach, mein Freund. So weit sind wir noch lange nicht. Aber wir haben ohne Zweifel einen bedeutenden Schritt vorwärts gethan. Miß Juliet zeigt uns ein lächelndes Antlitz — unser letz tes Schreiben scheint ihr Herz bewegt zn haben." „Nimmt sie es zurück, daß ich ein Stockfisch bin, Herr Lieutenant?" fragte JaSper mißtrauisch. „Davon ist keine Rede mehr. LieS!" Jasper begutachtete nach einer halben Stunde, daß dieser Brief allerdings bei weitem „i-eundschastlicher", als sein Vorgänger, aber unverständlich wie ein „Re bus" sei. „Wer soll daraus klug werden, warum dieser junge» Person kein Mann nahetreten darf, ob schon sie noch unverehelicht ist, Herr Lieutenant?" „Ich bin nicht allwissend, Jasper. Aber wer hin dert Dich, sie selbst darum zu befragen? Der warme Ton ihres Briefes giebt Dir ein Recht dazu." ,So wollten der Herr Lieutenant noch ein mal ?" „Recht gern, Jasper. Es ist mir nun selbst inter essant geworden, den „Rebus" Juliet Myers zu lösen." An demselben Abend noch ging ein drittes Briefchen an die Dienerin der Lady Ramson ab. Baldwin Montgomery hatte es mit einem Eifer wie für sich selbst geschrieben. „Teuerstes Fräulein! Ihr Brief hat mir Freude und Trost gebracht! Vergessen sei alles, was mich jemals kränkte.... Wenn Sie nur denn in der That keine Annäherung gestatten können und dürfen, so muß dieser Brief allerdings der letzte sein, welcher Ihnen von meiner Liebe spricht. Um dieser Liebe willen — an deren Echtheit Sie hoffentlich jetzt nicht mehr zweifeln — seien mir noch einige Fragen erlaubt: Warum darf ich mich nicht um Ihre Neigung bewerben, wie es jedem Manne bei dem Mädchen seiner Wahl fcei- steht? Warum darf ich nicht versuchen, Sie zu ge winnen, um Ihnen mein ganzes ferneres Leben zu widmen? Welcher Art sind die „Verhältnisse", denen ich meine Hoffnungen opfern soll? Würde ein mutiges Herz, ein starker Arm sie nicht zu bezwingen vermögen? Antworten Sie mir, Juliet — so wahr und so rückhaltslos, wie Sie Ihrem Beichtiger ant-
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