Sächsische Dorfzeitung : 09.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189302096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18930209
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18930209
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1893
- Monat1893-02
- Tag1893-02-09
- Monat1893-02
- Jahr1893
-
1
-
2
-
3
-
4
-
5
-
6
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 09.02.1893
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
'— Esptd. u. Redaktion rre»tzeu-Re«ftadt kl. Meißner Lasse 4. Die Zeitung erscheint Dienstas, D»»«erstag und Launadend früh. Atzauuement»- Drei»: VterleljLhrl. M. 1,50. Zu beziehen durch hie kaiserlichen Post anstalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung in» Hau» erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg. iichsische Verheilung. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau« Müller in Dresden. Inserate werden bi» Montag, Mittwoch u. Freilag Mittag angenommen und kosten: diclspalt.Zeile 15Pfg. Unter Eingesandt: 30 Pfg. Juferaten- Annahmestelenr Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Haasenstein LBogler, Rudolf Mosse, L. L. Daube « Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., L. Sohl, Sesselsdors u. s. w. Mr. 17. Donnerstag, den 9. Ieöruar 1893. 55. Jahrgang. An das inserirende Publikum! Bei Ausgabe von kleineren Inseraten ersuchen wir die geehrten Besteller von hier und auswärts, de« Betrag dafür (pro 1-spaltige Zeile —-12 Silben 15 Pf.) gefälligst gleich zu entrichten oder in Briefmarken einsenden zu wollen. — Die Inserate müsse« am Tage vor Erscheinen dcS Blattes bis LA Uhr mittags in unserer Expedition sei«. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Hier und da taucht die Ver, muthung auf, das Spiel zwischen der Regierung und dem Reichstage um den Preis der Militärvorloge werde schließlich mit „remis" enden, das heißt: die Regierung dürfte die Militärvorlage zmückziehen und ihr Heil in tiner folgenden Session versuchen. Dieses AuikunftS- mittel ist in allen Ländern gebräuchlich, sobald es sich um Vorlagen von großer Tragweite handelt, für welche die öffentliche Meinung noch nicht gewonnen ist. Genau so liegt der Fall bei der Militärvorlage. Von poli tischen Principien kann man bei derartigen Fragen überhaupt nicht sprechen; es wäre absurd, wollte man die Natwnalliberalen deshalb zu den Reaktionären rechnen, weil sie 40,000 Rekruten mehr zu bewilligen geneigt sind; ebensowenig darf man aberden Freiheits sinn derer verdächtigen, welche nur 28,000 Rekruten mehr genehmigen wollen. Wir haben nie ein Hehl daraus gemacht, daß wir den Grafen v. Caprivi ungern von seiner Stellung scheiden sähen. Er ist streng konservativ und ein politischer Gentleman, was sein Nachfolger vielleicht nicht sein wird. Ferner ist der gegenwärtige Reichskanzler kein leidenschaftlicher Freund der agrarischen Jnteressenpolitik, kein kolonial politischer Phantast, kein Beförderer des Antisemitis mus, dagegen der Träger einer Handelspolitik, die den liberalen Anschauungen wenigstens einigermaaßen ent spricht. Wenn Graf v. Caprivi zurücktreten sollte, dürften die Dinge noch schlimmer sich gestalten als bisher; diese vielfach verbreitete Ueberzeugung kommt dem gegen- wärtigen Reichskanzler zu Statten und läßt den Wunsch begreiflich erscheinen: die Militärvorlage möge nicht der Stein werden, über dem er zu Falle komme. Es mag ja allerdings auch Politiker geben, die davon durch drungen sind: Graf v. Caprivi könne sich auf die Feuilleton. Der Gerichtsthurm. Kriminal-Erzählung von L. Gothe. (3. Fortsetzung.) In der letzten Zeit, vor dem Schloßbrande, hatte daS Gebäude zur Aufbewahrung von Mobilien und Geräthschaften aus dem alten Stadtschlosse gedient, welche in dem neuen Schlosse am See keine Aufnahme finden konnten und die endlich, als der Raum für daS Justizamt geschafft werden mußte, öffentlich versteigert wurden. Die Aufsicht über diese Gegenstände, wie über das Gebäude selbst war einem Beamten der Rent- kammer übertragen gewesen, welcher in dieser Erzählung leider noch eine bedeutende Rolle spielen wird. Das Städtchen Z., obwohl Hauptort der Grafschaft, war in dem kleineren, feit 1815 unter preußischer Ober- Hoheit stehenden Theile derselben, die untere Grafschaft benannt, gelegen. Der andere, fast vierfach größere Theil, die obere Grafschaft, war durch mehrerer Herren Länder von jener getrennt und stand zu derselben Zeit unter der Oberhoheit eines anderen deutschen Staat« s. Die Jurisdiktion deS Justizamtes zu Z. erstreckte sich nur über die untere Grafschaft, welche zur Zeit etwa 8000 Einwohner zählte. Der damals „regierende" Reichsgraf, ein durchau- wohlwollender, humaner und im persönlichen Verkehr höchst liebenswürdiger Herr, hielt mit um so größerer Zähigkeit an den lhm nach der Mediatisirung ver- Dauer nicht behaupten und um die dann folgende KrisiS kämen wir so wie so nicht herum; je rascher diese Krisis daher eintrete, um so besser sei eS. Aber die Anhänger einer derartigen Politik scheinen doch keine rechte Lust zu haben, ihre Theorie in die Praxis zu übertragen. Die etwaige Auflösung deS Reichstages schreckt unS — so bemerkt, man von liberaler Seite — übrigens durchaus nicht; unbequem ist nur, daß auch bei dem glänzendsten Wahlsiege für keine Partei ein rechter politischer Siegespreis zu erhoffen steht. Deshalb hegen wir den lebhaften Wunsch, daß Graf v. Caprivi sich mit dem begnügen möge, was ihm von einer großen Mehrheit des Reichstages geboten wird. Glaubt er aber, die öffentliche Meinung für seine weiter- gehenden Forderungen gewinnen zu können, so läßt sich leicht eine Handhabe finden, daß die Partie zunächst „remis" wird. Der Grundsatz : „Biegen oder brechen" rst in diesem Falle durchaus nicht am Platze. Am Sonnabend fand anläßlich des 80. Geburts tages des Generaloberst v. Pape im Osficiers-Kasino des zweiten Garderegimentes zu Berlin ein Festmahl statt, welches durch die Anwesenheit des jungen Kaiser- ausgezeichnet wurde. Derselbe brachte bei dieser Ge legenheit den nachstehenden Toast aus: „Meine Ka meraden ! Es ist für mich eine Ehre, daß ich Sr. Ex- cellenz dem Generaloberst v. Pape unsere gemeinsame Huldigung und unsere Wünsche zu Füßen legen darf, unser Leben währet 70 Jahre und wenn eS hoch kommt, so sind es 80 Jahre und wenn eS köstlich ge wesen ist, so ist eS Mühe und Arbeit gewesen, sagt der Psalmist. Das Leben, daS hinter Ew. Excellenz liegt, ist dasjenige preußischer Gesinnung, treuester Pflicht, erfüllung, hingebenden Dienste- von dem Augenblicke an, wo Sie den Rock der preußischen Armee ungezogen haben. Es ist hier nicht der Ort und liegt auch nicht in meiner Macht, den Lebenslauf zu schildern, den Sie durchgemacht haben; derselbe steht verzeichnet in den Geschichtsbüchern des Volkes und in den großen Mo menten der letzten Kriege. So viel aber darf ich wohl im Namen immer Kameraden des Regimentes aus sprechen, daß die Figur deS Generaloberst v. Pape, so lange die preußische Armee existirt, nicht aus ihren Augen entschwinden wird; sie ist der Inbegriff der Ritterlichkeit altpreußischer Tradition, hingebenden Ge horsams, der nur die Gebote seines Herrn und die der Ehre und des Ruhmes der Fahnen, die ihm anvertraut sind, kennt. Im Hinblicke hierauf hat das Regiment sich eine Gabe auSgedacht, die zu überreichen mir ob liegt; sie stellt dar einen Grenadier deS Regimentes, der die deS TuchcS schon längst entbehrende Fahnen stange in der Hand hält; dieselbe redet von der Ge schichte der blutigen Znt der siebenziger Jahre ein be- bliebenen landesherrlichen Hoheitsrechten fest, als er sich damals wohl schon sagen mochte, daß auch dieser Rest , bald den immer weiter um sich greifenden neuen An schauungen über Volksrechte und Staatszwecke werde weichen müssen, wie es denn infolge der Ereignisse von 1848 in der That geschah. So besaß er unter Anderem noch die damals so genannte „niedere" und „mittlere" Gerichtsbarkeit, deren Ausübung er nicht zu entsagen vermochte, obgleich die Uebertragung derselben an die zunächst gelegene preußische Gerichtsstelle seinen Finanzen nur zum Vor theil gereicht hätte. Ich persölüich konnte mit dieser Souveränitätsgrille des erlauchten Herrn zufrieden sein, denn ihm verdankte ich ja meine Berufung als reichs gräflicher Justitiar, daS heißt als Vorsteher des Justiz amtes zu Z., welche Stellung, wie bereits gesagt, mir bei einem genügenden Einkommen einen bedeutenden Wirkungskreis und innerhalb desselben eine Selbstständig- keit gewährte, wie solche nicht häufig Jemand in meinem damaligen Alter theilhaft'g wird. Wohlbehalten langte ich an einem schönen Juni- tage zu Z. an und wurde von Onkel und Tante schon am Postwagen auf daS Herzlichste empfangen. Da Tag und Stunde meiner Ankunft bekannt gewesen, so ver. stimmte e- mich ein wenig, im Hause meiner älterlichen Wohlthäter, wohin ich diesen folgen mußte, nur von der alten Christine und deren Sohn Friedrich, der einst mein Spielkamerad gewesen, begrüßt zu werden. Jo. Hanna, sagte man mir, habe sich zu einer ehemaligen Schulgefährtin begeben, die bei einer in der Nähe wohnenden Gutsherrschaft als Gouvernante fungire und heute eben ihr Wiegenfest feiere; sie werde erst gegen redteS Wort. Ich schließe mit dem Wunsche, daß Sie noch recht lange mir als ein treuer Diener, al- eia Mann, auf den ich unbedingt bauen kann, in jeder Lebenslage und in jeder Zeit, sei sie schwer oder gut, erhalten bleiben mögen. Meine Herren! Wir erheben die Gläser und trinken auf das Wohl Sr. Excellenz, deS Generaloberst v. Pape! Er lebe hoch!" Wie die „Kreuz-Ztg." und die „Münchener Allg. Ztg." übereinstimmend melden, hat der russische Thron folger bei feiner jüngsten Anwesenheit in Berlin de« deutschen Kaiser auf da- Bestimmteste versichert, daß ein Bündniß zwischen Rußland und Frankreich nicht bestehe. Auch habe der Czarewitsch den günstigsten Ein- druck am deutschen Kaiserhofe hinterlassen. Nicht nur in seinem Verkehre mit den Majestäten, sondern auch in seinem Umgänge mit den leitenden Staatsmännern sei er von einer gewinnenden Liebenswürdigkeit gewesen. Im Reichstage kam eS in den letzten Tagen, wie vir bereits in unserer vorigen Nummer kurz erwähn ten, gelegentlich der Berathung deS Etats deS Ministe riums des Innern' zu einem heftigen Redeturniere zwischen den Socialdemokraten und den Führe-n ver- schiedcn-r anderer Parteien. Namentlich waren eS die Abgeordneten l)r. Bachem (ultramontan) und Richter (dcutschfreisinnig), welche sehr energisch gegen die Social demokratie zu Felde zogen. So führte der erstere u. A. aus: „Sie werden nicht verlangen, daß ich in den Ton des CentralorganeS der socialdemokratischen Partei, deS „Vorwärts", verfalle. Dieses Blatt — fein morali scher Redakteur ist Herr Liebknecht — meint, der Reichs tag unterhalte sich in einem Augenblicke, wo da- ganze deutsche Volk auf die Entscheidung über die Mi.NSc- Vorlage lauert, mit Dingen, die kaum Quartaner oder Quintaner interessiren könnten. (Unruhe.) Wir erheben dem gegenüber den Vorwurf, daß Sie sich (ru den Socialdemokraten gewandt) angesichts aller Wohlfahrts einrichtungen, die wir für die Arbeiter geschaffen haben und noch schaffen wollen, ablehnend verhalten. Sie bekämpfen picht nur unsere politischen, sondern auch uns. re religiösen Gefühle. Wenn Herr Bebel jetzt fagt, wir wollen keinen Zukunftsstaat, so erinnere ich ihn an seine Schrift „Unsere Ztele", in der er geradezu von einem „ZukunfSstaate" spricht. Fürst Bismarck sagte seiner Zeit, die Socialdemokraten möchten endlich ein mal mit einem klaren Operationsplane hervortreten, denn andernfalls dü-fte ihr Programm wohl überhaupt nie bekannt werden, (sehr richtig!) In einem Aufsatze in der „Neuen Zeit", dem wissenschaftlichen Organe der socialdemokratlschen Partei, behauptetHerrv. Vollmar, daS letzte Jahrzehnt dieses Jahrhunderts sei allem An- scheine nach dazu auSersehen, die Entscheidung der so- cialen Frage herbeizuführen. Man könne schon jetzt — » Abend heimkehren. Der Verwandte und Jugendfreund, den sie in sieben Jahren nicht gesehen, galt ihr offen- bar weniger, als die zufällige Genossin der Schule, mit welcher sie wenigstens bis zur Zeit, wo sie als er wachsen zu betrachten war, niemals einen näheren Um gang gepflegt hatte. Es mag hier sogleich bemerkt werden, daß diese Schulgefährtin Johannas Elisabeth Werner hieß und die jüngere Schwester jene- Beamten der reichsgräflichen Rentkammer war, welcher in der letzten Zeit vor dem Schloßbrande die Aufsicht über den Thurm am See- thore, oder den G.lichtsthurm, wie er auch vom Volke genannt würbe und dessen damaligen Inhalt zu führen gehabt. Die gute Tante gewahrte meine Verstimmung und auch deren Ursache. „Also immer noch wie früher", dachte ich und nahm mir vor, Johanna zu zeigen, daß sie mir völlig gleich- giltig sei. Aber dieser Vorsatz verschwand wie Aprilschnee vor der Frühlingssonne, als ich Johanna wiederfah. — In den beiden letzten Jahren hatte ich nur mit Be, dauern an sie gedacht. Sie war bereits in daS heirathsfähige Alter ge, treten; dennoch wartete ich immer vergeblich auf eine Nachricht von ihrer Verlobung. Da der Onkel und wohl noch mehr die Tante mit älterlicher Liebe, ja mit Stolz auf das von ihnen auf- gerogene Pflegekind blickten, so verbot mir da- Zart- gefühl, in meinen Briefen oder während meiner Be suche nach den Ursachen diese- Umstande- zu forschen, zumal ich in Johanna- eigenthümlichem Wesen und
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht