Sächsische Dorfzeitung : 16.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189305169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18930516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18930516
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1893
- Monat1893-05
- Tag1893-05-16
- Monat1893-05
- Jahr1893
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- Sächsische Dorfzeitung : 16.05.1893
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55. Jahrgang. Dienstag, den 16. Mai 1893 Feuilleton werden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: die1spalt.ZeileI5Pfg. Unter Eingesandt: SOPfg. Politische Weltschau. Deutsche- Reich. Wen wählen wir? — Diese Frage bildet gegenwärtig das allgemeine Tagesgespräch und führt mitunter wohl auch zu heftigen Debatten. Die Kandidaten werden kritisirt, ihre Wahlreden be krittelt; dem einen gefällt dies, dem anderen jenes nicht. — Natürlich! Die Kandidaten vermögen ebenso wenig, wie ein anderer Sterblicher, rS Jedem recht zu machen. Im G-gentheile! — In dem Augenblicke, da ein Kandi dat die politische Arena betritt, erstehen ihm Neider und Gegner in Hülle und Fülle. Dies ist nun einmal das Schicksal eines Jeden, der im öffentlichen Leben eine Rolle spielt. Je exponirter eine Stellung, desto zahl« reicher und heftiger auch die Angriffe! — Selten wird e- also einen Kandidaten geben, welcher persönlich allen den Wählern gesällt, die sich sonst im Großen und Ganzen zu dem Programme der von jenem ver tretenen Partei bekennen. Die Folge davon ist, daß mancher Wähler — wir möchten fast sagen: aus Trotz— lieber einem anderen Kandidaten, welcher ihm politisch weit ferner steht, seine Stimme giebt, oder überhaupt von seinem Wahlrechte keinen Gebrauch macht. — Nicht- ist verkehrter als dies. Gewiß, auf eine einzelne Stimme kommt es bei unserem Wahlsysteme nicht an, aber diese der Urne entzogenen Stimmen summireu sich schließlich zu einem Faktor, welcher unter Umständen geradezu ausschlaggebend werden kann. Auch muß der Wähler dessen eingedenk sein, daß eS weniger auf die Person der Kandidaten als auf die Parteirichtung, welche er vertritt, ankommt. Gewiß soll derselbe in jeder Be ziehung ein Ehrenmann sein, denn sonst ist er über- Haupt eines Mandates nicht würdig. Ob er aber z. B. mit einer glänzenden Rednergabe auSgestattet ist — das scheint uns eine Frage zu sein, welche erst in zweiter Linie in Betracht kommt. Gesprochen wird im Reichs tage so wie so schon mehr als wünschenSwerth; die Hauptsache bleibt immer, in welchem Sinne der Ab« geordnete bei der schließlichen Abstimmung sein Votum abgiebt. Wohl aber müssen wir von jedem in Aussicht genommenen Volksvertreter so viel Pflichttreue verlangen, daß er auch wirklich den Reichstagsverhandlungen bei, wohnt, damit er sich von den in Rede stehenden Fragen auch ein anschauliche- Bild entwerfen kann. Also Pflicht- und GefinnungStreue — das ist eS in erster Linie, was wir von einem Kandidaten fordern müssen. Srnd diese Tugenden vorhanden, dann gebe man ihm getrost die Stimme, auch wenn er persönlich vielleicht nicht allen Wünschen der einzelnen Wähler entspricht. Dre Wahlbewegung wird mit jedem Tage lebhafter. UeberauS rührig sind gleich von Anfang an die Social- wegung? Doch nein, der Verwalter war ja weit weg > und wie sollte er eS wagen, heute Abend hierher zu kommen? Bald langte ich in der Nähe der Thalmühle an, au- deren festlich erleuchteten Zimmern Heller Lichtschein durch die Fenster hinaus drang in die dunkle Nacht. Gläserklingen, Scherzen und Lachen zeugten davon, daß man sich'- angelegen sein ließ, den Versprach würdig zu feiern. Die Buchen und Erlenbäume, welche im Sommer die Fenster beschatteten, waren jetzt kahl und blätterlos und so drang ungehindert von außen der Blick hinein in den großen, Hellen Raum. An den Stamm einer der Bäume gelehnt, stand eine regungslose Gestalt. War eS dieselbe, die ich vor, hin gesehen? Nein, da- war nicht möglich und jetzt sah ich's auch deutlich, eS war ein schlankes Mädchen, dessen Gesicht ein Tuch halb verhüllte. Regungslos, wie gebannt starrte sie hinein in da- festlich fröhliche Treiben da drinnen, auf das ihr gerade gegenüber sitzende Paar, den schönen jungen Mann mit dem blaffen Gesichte und den sonst so leuchtenden blauen Augen, die jetzt so seltsam verschleiert, wie unter dem Banne eine- Traume- in da- Dunkel hinauSblickten. Weiter wanderten die Blicke der Beobachterin auf da- geputzte, rothwangige Mädchen an der Seite Hermann-, da- so laut und übermüthig lachte und kreischte zu den groben Späßen der jungen Burschen und Mädchen und sich stolz mit dem drallen, halbentblößten Arme auf die Schulter ihres Bräutigam- lehnte. Jetzt mußte die Lauscherin meine Schritte gehört haben. Hastig wandte sie sich um und sah mich er- VrandkLthe. AuS den Papieren eine- DorsschulmeisterS. Von A. Linden. (1ö. Fortsetzung.) „Weißt Du nicht, wohin die Käthe ist, Martha?" wandte sich endlich Konrad an diese. „Sie ist nun schon so lange fort." „Sie hat gesagt, sie müsse etwas besorgen. ES könnte ein wenig lange dauern, aber sie wollte wieder da sein, wenn Johann schlafen ginge." Ein Blick auf die Uhr belehrte mich, daß ich nicht länger bleiben könne; so verabschiedete ich mich denn von Konrad und schlug den Weg zur Thal mühle ein. Die Nacht war still und dunkel, ungewöhnlich warm für diese Zeit deS Winters. Nur eine kurze Strecke war ich von dem Häuschen Schirmer'S entfernt, al- ich eine große dunNe Gestalt vor mir auftauchen sah, die wie dem Boden entstiegen plötzlich da stand und dann den Weg einschlug, der in der Richtung de- Dorfe- zu dem Reinberg-Hofe abführte. Mit schnellen, lautlosen Schritten glitt sie dahin und war bald völlig in der Dunkelheit de- Abend- verschwunden. Mir war, al- hätte ich sie schon früher öfter- gesehen; an wen erinnerte sie mich doch? Mär'- nicht der Ver walter Winkelbach, dem sie glich in Größe und Be- Uxped. «. Redaktion Dre»den-Re«ft«dt kl. Meißner Gaffe 4 Die Zeitung erscheint Dteufta», Dvnnerfta, und Eonuabend früh. Abonnement»- Preis: dterteljährl. M. 1^0. Zu beziehen durch Sie kaiserlichen Post- aostaltcn und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ins HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg. demokraten und Antisemiten in die Agitation eingetreten; dutzendweise werden bereit- ihre Kandidaten namhaft gemacht. Die Konservativen hoffen auf die Macht der agrarischen Bewegung. WaS sich au- der Zerklüftung der deutschfreisinmgen Partei entwickeln wird, läßt sich noch gar nicht adsehen. Die Nationalliberalen find auch bereits eifrig an der Arbeit; aus vielen Wahlkreisen, auch au- solchen, die sich bisher in den Händen an derer Parteien befanden, wird die Aufstellung national liberaler Kandidaten gemeldet. DaS schließliche Ergebniß der Wahlen hat sich wohl selten mit so wenig sicher- Helt vorauSsehen lasten, wie diesmal. Die allerwärtS herrschende Zerptzung und Zerfahrenheit droht ein gäh- . rendeS Chaos zu erzeugen; welches Gebilde sich daraus entwickeln wird, mögen die Götter wissen. ES ist heute mehr als je die Pflicht aller patriotischen und einsichts vollen Männer, unter Hintenansetzung aller kleinlichen Interessen den Blick zu den großen nationalen Auf. > gaben und Zielen zu erheben. Auch die Deutsch-Konservativen sind nunmehr ! mit ihrem Wahlaufrufe hervorgetreten. Derselbe lautet i im Wesentlichen: „Unsere Pattei tritt nach wie vor für i die volle Wehrkraft unseres Volkes ein, denn sie erblickt in derselben eine unerläßliche Bedingung für die deutsche Machtstellung und für die Erhaltung deS Frieden-. Mehraufwendungen, die unvermeidlich sind, müssen ihre Deckung durch eigene Einnahmen des Reiches finden; diese Lasten dürfen nicht den Unbemittelten, den Mittel, stand oder die Landwirthschaft drücken, dagegen sind andere bisher zu sehr geschonte Steuerquellen heran zuziehen. Wir bekämpfen den Abschluß von Handel-. Verträgen, welche der Landwirthschaft neue Opfer auf erlegen würden, unterstützen aber die Bestrebungen, welche auf die Vereinigung der Landwirthe zum Zwecke der nachdrücklichen Vertretung ihrer berechtigten Forde rungen gerichtet sind. Wir erstreben den Schutz unserer vaterländischen Arbeit gegen die ausländische Konkurrenz, welche durch die jetzigen internationalen Währungs verhältnisse von Tag zu Tag gesteigert wird. Im Hin blicke auf den schweren Druck, welcher unser gesammte- Erwerb-leben belastet, treten wir ein für die Erhaltung und für die Kräftigung des Mittelstandes in Handel und Gewerbe, im Handwerke und in der Landwirthschaft. Wir bekämpfen ferner demagogische Umtriebe jeder Art, welche darauf hinarbeiten, die Gesinnung weiter Kreise unsere- Volkes durch Lug und Trug in Wort und Schrift irre zu letten und zu vergiften. DaS Bekennt- niß zu der christlichen Weltanschauung, welche ihre Be- thätigung in unserem Volksleben, in der Gesetzgebung und in der Handhabung der Gesetze finden muß, bildet den festen Grund in den Wirren der Zeit und die Lebenskraft jeder berechtigten Autorität. Die „Deutsche Jnseraten- Annahmestellen: Die Arnoldifch« Buchhandlung, Invaliden dank, Haaü nslein LBogler, Rudolf Motte, G. L. Daube « Eo. m Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., ,G. Sohl, Seffelsdorf u. s. w. LL d" M°°,rchi° """ Di? Att"d»^w°»o^ MS»»», welche fich . 5 Leben Mrück.ikh-» wolle», chwillt ou, dem d" 12 L-ottumi- Ag r den Much hotten, sLr den «ntroz Ä -leb?» v Luene zu stimmen, find nur n»j-I»- b»»?Ä wählend der Wahlbewegung öffentlich ,ür chre Ü-Äng-ng n-.E«-» Di-v-rren schorst-.». AoMnelle» 0r. Lieb» da« Feld, obschon die «üchöf- di- lo-fichr-istud- D-molr-tifiru», d-, Lmkum, und die daiaui r-lultirende Ablchnung -ntlchi-de» mißbilligen, Dst schwächliche Haltung E Herren macht I-m-iwegö einen manulicheu uud >Nt». üch-u Eindruck! fie st-ht >m Pflichten, welcke beut' zu Tage einem leben Baterlandsfreunde Naen Auch -in hochverdienter vationalliberaler Ab- geordnet», nemlich vr, Suhl, hat «ue Wiederwahl ab. gelehnt. Nicht nur die g-nanust Parst., sondern der gelammte R»chr.ag würde eine »rast, wie si- d» Er- wähnte darftetlt, schwer entdehreo, Schließstch will auch vr Bamberger nicht wieder m den Reichstag zurückkehren. Derselbe vertritt leider — so bemerkt die Kölnische Zeitung" — vielfach Anschauungen, die wir bekämpfen müssen, aber er gehört zu jenen vor- nehmen Naturen und edlen Vertretern deS JudevthumS, die man ungern au- dem Reichstage scheiden sieht. SS mag ihm Opfer genug gekostet Haden, neun Jahr- neben und unter einem Eugen Richter auSzuharrea. vr. Bamberger, der im 70. Lebensjahre steht, begründet fein Ausscheiden übrigens sehr triftig mit Gesundheits rücksichten. Der Vorstand deS „National - liberalen Bernne- für da- Königreich Sachsen" war am Mrttwoch in Leipzig zu einer Berathung versammelt. Allseitig wurde, wie das „Leipz. Tagebl." meldet, anerkannt, daß auch bei der bevorstehenden Wahlbeweguog, in der eS sich um die Frage der militärischen Sicherstellung deS Reiche- handelt, die Nationalliberalen den Parteistaodpunkt den großen vaterländischen Interessen unterordnen und mit allen Parteien, die ebenso wie sie da- Zustandekommen der HeereSresorm als das erste und wesentlichste Ziel der Wahlbewegung ansehen, zusammenwirken müssen. Bon einem in Frankreich lebenden Deutschen er hält die „Köln. Ztg." die nachstehende Zuschrift: „Die Deutschen im Auslande schütteln die Köpfe über die Ablehnung der Milttärvorlage. Sie beurtheilen die Entscheidung de- Reichstage- vom Standpunkte der schrocken an, indeß ein leiser Schrei ihren Ltppen entfuhr. „Käthe!" sagte ich tiefbewegt und wollte ihr die Hand reichen, „ich bin'-, erschrecken Sie nicht!" Sie wandte ihr blafft- Gesicht, auf da- jetzt der Helle Lichtschein fitt, mir voll zu und ich erbebte fast vor dem wilden, zornigen Ausdrucke desselben und dem irren, starren Blick der großen Augen. Kurz und schrill lachte sie auf — eS klang wie Tode-schrei eine- BogelS, den da- verderbenbringende Blei in die Brust getroffen —, dann eilte sie lautlos hinweg — doppelt schwer war'- mir nun, in den schwatzenden, lachenden KreiS da drinnen zu treten. Noch stand ich zögernd. Da ward die Thür aufgenffen und der Thalmüller, der Vater der Braut, trat heraus mit eine« der jungen Burschen. „Guten Abend, Herr Lehrer!" rief er laut, als er memer ansichtig wurde; „'s ist doch schön, daß Ihr noch gekommen seid. Wenn'S auch alleweil spät ge- worden ist, könnt doch noch ein Stündchen lustig sein mn uns Geht nur schon hinein, ich komme gleich, die Toni memt, eS hätt' eben ein Eulenvogel geschrieen da draußen und das bedeutet nicht- Gut'-. Nun wollt' rch mal sehen, wo da- Thier sitzt und eS fortjagen, sonst fetzt sich da- Mädel noch allerlei dumme- Zeug tn den Kopf." " " Ich ließ ihn ruhig auf seiuer Eulenjagd uud trat em. " der Ehrenplatz in der Nähe de- ^u^aar^ zuetthellt neben der dicken Müllerin, die , daß zu ihrem Leidwesen Fran memderg nicht habe kommen können, weil'- ihr gar Sächsische VorßeilMA i - . üä Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptrnannschasten Dresden-Altstadt und DreSden-Neusta / für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur uud Verleger «Kerr««»» Müller in Dresden.
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