Sächsische Dorfzeitung : 24.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189308240
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18930824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18930824
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-24
- Monat1893-08
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- Sächsische Dorfzeitung : 24.08.1893
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M-V«». «. Rkd«rt»» Wre-tzen-Reuftadt L Meißner »ass, 4. Me Zeitung erschaut Dtenfta-, H»«>,,rsta, «ntz GannadenV früh. U»,a«emem»- Preis: »»«tetjährl. M. 1^0 A» beziehen durch laiserlichen Post» Estaltcn und durch «nsere Boten. Aki sreier Lieferung i«» HauS erhebt die -eit noch eine Ge» bahr von 25 Psg. Sächsische DacheilMA Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Lerrma«« Müller in Dresden. Z»fer«te »erde» bi» Monta-, Mittwoch u. Freita- Mittag angenommen und losten: die1spalt.Zeile15Pf-. Unter Eingesandt: X> Pfg- Inseraten» Annahmestellen: Die Arnoldtsche Buchhandlung, Invaliden dank, HaascnstcinLBogler, Rudolf Mosse, G. L. Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/M., ». Kohl, KesselSdorf u. s. w. Ar 99. Donnerstag, den 24. August 1893. 55. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Immer weitere Bevölke- rurgskreise werden jetzt in das Bereich des staat» Uchen UnterstützungS-SystemeS gezogen. Nachdem be reits die Arbeiter gegen alle möglichen Gefahren versichert worden sind, will der Staat nunmehr seine specielle Fürsorge auch dem angeblich im Niedergange befindlichen Handwerkerstände zuwenden. Zu diesem Behufe sind vorläufig fünf Maaßnahmeu in Aussicht genommen, nemllch die Beschränkung deS HausirhandelS, die Organisation deS Handwerkes, die Regelung deS Lehrlingswesens, die Verleihung von Korporationslechten an die JnnungSauSschüsse und endlich die Ausdehnung der UnfaUSversicherung aus die Handwerker. Ein Gesetz entwurf, der den Gewerbebetrieb im Umherziehen be schränken soll, wurde bereits im November 1892 dem BundeSrathe von der bäurischen Regierung unterbreitet und hat dort den Gegenstand eingehender Berathungen gebildet. Es steht zu hoffen, daß diese Materie bald soweit gefördert sein wird, um auch den Reichstag be schäftigen zu können. Bon den übrigen vier in Aus sicht genommenen Mooßnahmen scheint das Projekt der Ausdehnung der UnfaUSversicherung auf das Handwerk noch am Wenigstens gefördert zu sein. Man geht wohl in der Annahme nicht fehl, daß die Regierung erst die Organisation deS Handwerkerstandes durchführen will, bevor sie zu einer Erweiterung der Versicherungs- Gesetzgebung schreitet. Betreffs der Organisation des Handwerkerstandes, sowie hinsichtlich der Regelung des Lehrlingswesens sind die Vorarbeiten nunmehr soweit gediehen, daß sie der Oeffertlichkeit haben zur Beur- theilung unterbreitet werden können. (Siehe den Erlaß dcS preußischen Handelsministers in unserer letzten Nummer). Die Grundzüge, welche zu diesem Behufe im preußischen HandelSunnisterium ausgearbeitet sind, bieten eine solche Fülle neuer Gesichtspunkte, daß sie die öffentliche Meinung eine geraume Zeit beschäftigen dürsten. Namentlich die Vertreter des Handwerkes selbst haben nunmehr, wie von officiöser Seite betont wird, alle Veranlassung, sich eingehend mit diesen Fragen zu beschäftigen und ihre Ansichten hierüber zur Kenntniß der zuständigen Behörden zu bringen. Französische Blätter — so schreibt die „Nordd. Allg. Ztg." an hervorragender Stelle — haben wieder- Loli die Nachricht gebrockt, Deutschland unterhandle mit Italien wegen Einräumung eines MittelmeerhafenS als Station sür ein deutsches Geschwader. Wir haben von dieser albernen Behauptung bisher keine Notiz genom» men, verwersen sie aber jetzt, da sie immer wieder auf» getischt wird, durchaus in dar Gebiet der tenderciösen Erfindungen. Feuilleton. Alte und neue Welt. Roman von Karl Zastrow. (6 Fortsetzung.) Oder ging dies Alles von der weiblichen Be herrscherin dieser Räume aus? Sein Auge fiel auf golddurchwirkte Tapeten, ge blümte Velourteppiche, mit Seiden-Damast überzogene Möbel, Nippes von Alabaster und Porcellan. Ein Oelgemälde, Napoleon den Ersten nach der Schlacht von Waterloo darstellend, fesselte seine Aufmerksamkeit. Es war eine Kopie des bekannten Originalgemäldes von bewährter Kttnstlerhand. Indessen hatte er zur Betrachtung aller dieser Herrlichkeiten keine Zeit. Hinter der seidenen Portiere, welche den Salon von dem Nebenzimmer trennte, trat die Dame in perlgrauer Seide hervor, ein Buch in der Hand haltend. „Schön von Ihnen, daß Sie kommen, Herr Reisener*, sagte sie sauft und einen melancholischen Ausdruck in ihre Züge zwängend, „kommen Sie, wenn Sie nach Hause gehen, nicht durch die Burgstraße?" „Nein!" erwiederte der Schreiber ruhig, „ich kann jedoch meinen Weg durch dieselbe nehmen, wenn Sie eS wünschen." „Belästigen möchte ich Sie nicht gern, Herr Reisener!" „Geschieht auch nicht, Fräulein! eS Ist ein Umweg von ca. 2 Minuten." Ler König Humbert von Italien und der Prinz Heinrich von Preußen haben, wie auS Maddalena ge- meldet wird, am Montag Vormittag die dortigen Festungswerke besichtigt und hierauf das Grab Gari- baldi's auf Caprera besucht, wo dieselben von dem Sohne deS Verstorbenen, Menotti Garibaldi, empfangen wurden. Hierauf erfolgte die Mückkehr der Fürstlich, keiten an Bord der „Savoya". Wie angeblich aus militärischen Kreisen verlautet, hat der Kaiser die General,dee für das große Manöver in Lothringen selbst ausgearbeitet. LS ist vielfach die Meinung verbreitet, daß dies nicht besonders schwierig sei. Dar ist aber — so schreibt man von fachmännischer Seite — ein großer Jrrthum. Wer eine solche General idee ouSarbeiten will, der muß über ein hohes Maaß von kriegswissenschastlicher Bildung verfügen und hervor ragend begabt sein, denn Alles ist bei einem solchen Entwurse schon im Voraus wohl zu bedenken. — Die Franzosen können sich übrigens noch immer nicht darüber beruhigen, daß das diesmalige Kaiser-Manöver in den Reicht tonten stattfinden soll. Einer Meldung auS Paris zufolge wird denn auch der französische Militär-Attachü m Berl-n, Baron Meunier, der Einladung deS Kaisers, den Hebungen beizuwohnen, keine Folge leisten. Ter Herzog von Sachsen Koburg-Gotha scheint im Sterben zu liegen. Dos neueste Bulletin lautet: „Der Monarch ist dauernd bewußtlos, die Kräfte nehmen sichtlich ab." — Privatnochrichten besagen ferner: Der trostlose Zustand, in welchem sich der Herzog befindet, hält nun schon Tage lang ohne jede Veränderung an. Der Kranke kann auch nicht mehr die geringste Nahrung zu sich nehmen und liegt bewußtlos da. Sobald ihm daS Luftkissen unter dem Kopfe weggenommen wird, verfällt er ,n Röcheln. Die Katastrophe, auf die Alles vorbereitet ist, kann jeden Augenblick eintreten. Alle Zimmer des Schlosses und des Gasthofes in Rein- hardSbrunn sind von inländischen und ausländischen Hofbeamten überfüllt. Professor Gerhardt ist angesichts des hoffnungslosen Zustandes des Herzoges bereits nach Berlin zurückgereist. Die Zeitschrift „Die Zukunft" ist in der Lage, einen Brief zu veröffentlichen, welchen der etwa vor > einem Jahre verstorbene Professor v. Jhering, der ehe- malige berühmte Rechtslehrer an der Göttinger Uni« versität, seiner Zeit an den Fürsten BiSmarck gerichtet hat. Wir entnehmen diesem sehr beachtenSwerthen, von wahrem patriotischen Geiste beseelten Schreiben den nachstehenden Passus: „In meiner Natur liegt der Drang, mich an der menschlichen Größe aufzurichten; ich kenne nichts Höheres, als mich an den großen Er scheinungen der Geschichte zu erheben und mich bewun. dernd vor ihnen zu beugen. WS in die Mitte meine- „Ich wünsche nur ein Buch gewechselt zu haben — in der Dechart'schen Leihbibliothek. Ich würde selbst gehen, allein ich kann die Dienstboten nicht gut ohne i Aufsicht lassen." „Geben Sie mir daS Buch, Fräulein!" „Wollten Sie wirklich?" zierte sich Theodosia, „aber nein! ich kann eS nicht verlangen, daß Sie sich bemühen." „Ich sagte Ihnen, eS sei keine Mühe für mich Wenn Sie jedoch anderer Ansicht sind —" „Nun denn . . . hier ist das Buch. Bringen Sie mir ein anderes von Boz." Reisener schlug die Titelseite auf. Es waren „Die Pickwickier", an deren köstlichem Humore die alternde Jungfrau Gefallen gefunden zu haben schien. „Waches andere vorzugsweise darf ich Ihnen bringen?" Theodosia schien in Verlegenheit. Sie kannte augenscheinlich nicht- Andere- von dem berühmten eng lischen Humoristen, als dessen soeben gelesenes Erst lingswerk. „Vielleicht „Oliwer Twist" — „Dombey and son" Hard timeS", half er auS. Die Augen deS alten Fräuleins erweiterten sich, die Unterlippe senkte sich einige Linien abwärts. Sie starrte den jungen Mann wie eine Erscheinung an. „Wie?" raffte sie sich endlich auf, „Sie kennen Boz und sprechen auch Englisch?" „Nun ja", erwiederte er in einem Tone, al- sei die- durchaus nichts Außergewöhnliche», „meine Mutter ist eine geborene Engländerin." Leben- hinein habe ich mich behuf- Befriedigung dieses Bedürfnisses in die Vergangenheit flüchten müssen; meine Bewunderung und Verehrung gehörte den Todten. Da hat eS die Vorsehung gefügt, daß zwei Männer erschienen sind, an denen mein Herzenswunsch sich er füllen sollte: Kaiser Wilhelm l. und Ew. Durchlaucht. Als Student in Göttingen habe ich den Umsturz des StaatSgrundgesetzeS und die Vertreibung der berühmten sieben Professoren durch den König Ernst August von Hannover rmterlebt, als Professor in Gießen war ich Zeuge der Mißwirtschaft in dem benachbarten Kur- Hessen. Kein Wunder, daß ich, der ich die Monarchie von dieser Seite hatte kennen lernen, ihr nicht ergeben war und nie hätte ich damals geglaubt, daß ich noch einmal die tiefste Verehrung und innigste Liebe für ein gekröntes Haupt empfinden und der begeistertste An hänger der Monarchie werden würde. Diesen Um schwung in meiner ganzen Anschauungsweise und Ge sinnung — den gewalligften meines ganzen Lebens — verdanke ich dem Kaiser Wilhelm l. Seine historische Bedeutung ragt in meinen Augen über da-, wa- er den Deutschen geworden ist, weit hinau»; er hat in einer Zeit, wo sich der Sinn der Völker mehr und mehr der Monarchie abwandte, diese wieder zu Ehren gebracht und ihr einen neuen moralischen Halt und eine Kräftigung gewählt, welche nicht nur die Träger von Kronen, sondern auch die Völker weit über Deutschland- Grenzen hinaus zu seinen Schuldnern macht. In Be zug auf Ew. Durchlaucht würde ich glauben, mich einer Trivialität schuldig zu machen, wenn ich den Gefühlen der tiefsten Verehrung und höchsten Bewunderung, die mich für Ew. Durchlaucht beseelen, Ausdruck geben wollte; ich muß dem Manne, dem ich ein Vaterland verdanke, aber sagen, daß von Allem, was mir in meinem Leben zu Theil wurde, dies Gut so unvergleichlich da- höchste ist, daß, auch wenn mein Leben ebenso reich an Leiden, Kummer, Enttäuschungen gewesen wäre, wie eS reich gewesen ist an Freude, Glück, Erfolgen, doch der Tag, wo ich die Wiederaufrichtung deS deutschen Reiche- erlebte, Alle-, was mich persönlich betroffen, ausge glichen haben würde. Gestatten Ew. Durchlaucht mir jetzt, auch dem Ausdruck zu geben, was Sie mir ge« worden sind. An Ihnen habe ich gelernt, wie man, ohne ein Gefühl der Beschämung zu empfinden, neidlos und mit innigem Danke gegen Gott die geistige Ueber- legenheit, die volle Größe einer gewaltigen hochbegna deten Persönlichkeit empfinden und anerkennen kann. Unserer heutigen Zeit ist eine solche Gesinnung leider wenig eigen und Ew. Durchlaucht haben dies in einer Weise erfahren, die mich oft auf'S Höchste erbittert hat. Mir wird eS nicht an Gelegenheit fehlen, von den Ge sinnungen, die ich hier ausgesprochen habe, öffentlich „DaS ist sehr zu loben!" rief Theodosia, welche sich inzwischen von ihrem Erstaunen erholt hatte, im Tone der Anerkennung, „sehr zu loben. Ja, lieber Herr Reisener, da bringen Sie mir rin Buch, welcher Sie selbst hübsch finden." „Also Dombey und Sohn", nickte er sich entfernend. * * * Reisener gewann bald die Ueberzeugung, daß es vollständig unmöglich sei, sich die Gunst seines Prin cipal- zu erwerben. Es blieb in dieser Beziehung beim Alten. Beim kleinsten Versehen fuhr der Ehef scharf tadelnd und mit bitterem SarkaSmus auf ihn lo- und mehr als einmal stand der Schreiber auf dem Punkte, dem Tyrannen die Schreibmaterialien vor die Füße zu werfen und davon zu laufen. Ein beängstigende- Ge- fühl bemächtigte sich seiner-, so oft er hinter sich da- Pfeifen der Tharangel und die knarrenden Stiesel seine- Quäler- vernahm. Denn dir- waren die untrüglichen Vorboten deS Sturmes, der im nächsten Momente un gefähr in folgender Weise losbrach: „Ich weiß bei Gott dem Allmächtigen nicht mehr, wa- ich mit Ihnen anfangen soll, mein verehrter Herr Reisener. Die Unterschrift in dieser Wechsel - Kopie ist auch nicht einmal annähernd richtig nachgezeichnet. Da fehlt der Punkt auf dem i, hier gar da- U-Zeichen! Auch will eS mir scheinen, al- wenn Ihre Handschrift sich täglich mehr verschlechtere. Ich ersuche Sie dringend, ändern Sie sich, sonst müßte ich —" Den letzten Satz verschluckte er gewöhnlich, denn er wußte nur zu wohl, daß er für das geringe Salair, welches er Reisener zahlte, eine Ersatzkraft sobald nicht wieder fand.
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