Sächsische Dorfzeitung : 05.10.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189310054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18931005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18931005
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1893
- Monat1893-10
- Tag1893-10-05
- Monat1893-10
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- Sächsische Dorfzeitung : 05.10.1893
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Exped. u. Redaktion Dresden-Reustavt N. Meißner Gasse 4. Die Zeitung erscheint Dienstag, Donnerstag und Sonnabend früh. Abonnement»- PretS: diertelflhrl. M. 1,60. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- anstalten und durch unsere Boten. Bei sreier Lieferung in- HauS erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pfg. Sächsische VorsMng. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmann Müler in Dresden. Inserate werden bis Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: diclspalt.Zeile I5Psg. Unter Eingesandt: 30 Psg. Jnscratett- Annahmestcllen: Die Arnoldische Buchhandlung, Inval iden dank, Haascnstein L Bögler, Rudolf Mosse, G. L. Taube L Eo. in Dresden, Leipzig, Franksurt a/M., G Kohl, Kcsselsdorf u. s. w. Donnerstag, den 5. Moöer 1893. 55. Jahrgang Abonnements-Einladung. Auf das mit 1. Oktober begonnene vierte Quartal der „Sächsischen Dorfzeitung", „JünfundfünszWer Jahrgang», nehmen alle kaiserlichen Postämter, Postexpeditionen und Landpostboten gegen Vorausbezahlung von 1 Mark 50 Pf. Bestellungen an; auch kann das Blatt, wenn eS verlangt wird, den geehrten auswärtigen Abonnenten durch die betreffenden Postanstalten gegen Botenlohn von nur 25 Pf. pro Quartal jeden Dienstag, Donnerstag und Sonn« abend pünktlich ins HauS gesandt werden. Diejenigen Pränumeranten in Dresden und Umgegend, welche ihre Bestellungen direkt bei uns (Neustadt, kl. Meißner, gaffe 4), oder bei den von unS angestellten Boten machen, erhalten die Zeitung jeden Diensiag, Donnersiag und Sonnabend ohne irgend eine Preiserhöhung zugeschickt. Dringend ersuchen wir aber, die Abonnements-Bestel lungen gefälligst sofort machen zu wollen, indem wir bei späteren Aufträgen für die Nachlieferungen der bereit erschienenen Nummern nicht einstehen können. Inserate finden bei der bedeutenden Auflage der »Sächsischen Dorfzeitung" durch dieselbe sowohl in Dresden »nd dessen Umgegend, als auch im ganzen Lande die aus. gedehnteste Verbreitung. Die Verlags«Expedition. Politische Weltschau. Deutsches Reich. Die „Kölnische Zeitung" veröffentlicht eine Unterhaltung, welche ihr Bericht erstatter dieser Tage mit dem bekannten französischen Schriftsteller Zola gepflogen hat. Im Laufe des Gespräches wurde auch das politische Verhältniß zwischen Deutschland und Frankreich berührt, indem unser Landsmann die Bemerkung fallen ließ, ein neuer deutsch. französischer Krieg würde einem „Doppel- selbstmorde" beider Völker gleichkommen, da bu diesem „Aderlässe" nur England und Rußland gewinnen könnten. Hierauf erwiederte Zola: „Ein eigentlicher Politiker bin ich nicht; die diplomatische Seite der Frage entgeht mir vollständig und die Rücksicht auf die französischen Staatsmänner legt mir eine gewisse persönliche Zurück haltung auf. Aber eines kann ich Ihnen als unum stößlich sicher verbürgen: bei uns will Niemand den Krieg. Wir sind alle ohne Ausnahme für den Frieden und wollen unter keinen Umständen die ersten sein, die den Krieg anfangen. Werden wir angegriffen, gut; aber einweilen hält uns die Furcht vor den Schrecken des Krieges in festem Banne. DaS allgemeine Vor. handensein der Revanche-Jdee will ich nicht in Abrede stellen; aber von diesem Gedanken bis zur Ausführung ist ein Schritt, vor dem jeder Politiker zurückschreckt. Nennen Sie mir augenblicklich einen französischen Staats mann, der sich für einen abermaligen Krieg mit Deutsch, land begeistern könnte! — Der Präsid-nt Carnot? Er wäre gewiß der letzte. Oder etwa seine muthmaaßlichen Nachfolger, Challemel-Lacour oder Casimir Perier? Nein, auch diese nicht. Challemel-Lacour soll sogar ein taible für Deutschland besitzen, dessen Literatur er ge nau kennt. Unsere sonstigen Politiker kommen aber bei dieser Frage kaum in Betrackt. Die gegenwärtigen Minister hängen von dem Volkswillen ab und dieser verabscheut den Krieg. Diejenigen, die früher wohl zum Losschlagen aufreizten, wie Töroulöde und seme Parteigänger, haben sich in jüngster Zeit vollständig unmöglich gemacht. Jedenfalls wird es Ihnen kaum entgangen sein können, daß wir keine eigentliche Militär partei besitzen, welche auf den Krieg lossteuert; man j rasselt wohl gelegentlich einmal mit dem Säbel, aber > das geschieht nun schon seit zweiundzwavzig Jahren, ! ohne daß der Drohung die That gefolgt wäre; die ' Hoffnung ist also gerechtfertigt, daß dieser Zustand sich ! verewigt. Ich gestehe zu, ein idealer Zustand ist daS ebenso wenig wie die Lage eines Mannes, der an einer chronischen Krankheit leidet, die mitunter eine lebens gefährliche Wendung annimmt; indessen aber lebt er fort, während Manche, die sich des besten Wohlseins erfreuen, plötzlich weggerafft werden." Der italienische Admiral Bettolo, welcher den jüngst abgehaltenen Manövern der deutschen Flotte beiwohnte, soll den Leistungen der letzteren ein geradezu begeister tes Lob gezollt haben. Namentlich die Torpedoboote seien kinsichtlich ihrer Tauglichkeit für den Angriff die vortrefflichsten Fahrzeuge der Welt. Gleiches Lob spen. dete der italienische Admiral den Mannschaften wie dem Officierkorps, welch' letzteres namentlich von keinem an deren übertroffen werde. Unter Führung der Admirals v. d. Goltz, der in Allem an tun verstorbenen Admiral Saint Bon erinnere, sei der deutschen Flotte der Sieg über jede gleichstarke Flotte gesichert. Dem Beispiele der Natioralüberalen folgend, treten nunmehr auch die übrigen Parteien in Preußen mit ihren Wahlaufrufen vor die Oeffentlichkeit. Es liegen unS heute zwei derartige Schriftstücke vor, von denen das eine von den Konservativen, das andere von den Ultramontanen herrührt. In dem Wahlaufrufe der erstgenannten Partei heißt es u. A.: „Wir stehen am Schluffe der ersten fünfjährigen Legislaturperiode. Die ' " sMsll» N konservative Partei kann mit Befriedigung auf diese Abschnitt ihrer politischen Thätigkeit zurückblicken, denn sie hat unter schwierigen Verhältnissen an ihren alt bewährten Grundsätzen festgehalten. Diese Grundsätze haben sich wie stets so auch jetzt als daS Heil deS Vaterlandes fördernd bewährt. Auch die unter heftigen Kämpfen durchgesetzte Verlängerung der Legislatur perioden auf fünf Jahre erweist sich als eine dem Lande vortheilhafte Maaßregel, denn eS wäre unmöglich ge wesen, die großen Reformarbeiten auf dem Gebiete der direkten Steuern mit einem Abgeordnetenhause von nur dreijähriger Mandatsdauer einheitlich durchzu*ühren. In dieser Reform sind die langjährigen Forderungen der konservativen Partei, betreffend die Beseitigung der Grund- und Gebäudesteuer als StaatSsteuer und ihre Ueberweisung als Steuer quellen an die Kommunen, zur Durchführung gelangt; damit ist eine erhebliche Ent lastung des durch diese Steuer schwer und ungerecht belegten Grundb-sitzes erreicht. Für die nächste Zu- kunft wird es sich darum bandeln, die in der verflossenen Legislaturperiode geschaffenen großen Organisationsgesetze sich einlebeu zu lassen. Unser BerwaltungSapparat rst in den mittleren und unteren Instanzen derartig an gespannt, daß er nicht eher mit organisatorischen Auf gaben wieder belastet werden darf, als bis die Steuer- gesetzt und die Landgemeinde Ordnung vollkommen zur Gewohnheit geworden sind. Später muß dann aber die Gesetzgebung die Organisation deS Volksschulwesens und daS in der Verfassung vorgesehene Volksschulgesetz m Angriff nehmen; denn die Mißstände und Unklar heiten auf dem Gebiete der Schulunterhaltungspflicht erheischen eine gesetzliche einheitliche Regelung. Indessen besteht die konservative Partei darauf, daß die äußeren Schulangelegcnheiten von der inneren Ausgestaltung der Volksschule nicht getrennt werden können, weck die fest zuhaltende Grundlage deS Christlichen und des Kon fessionellen nothwendig die äußere Gestaltung der Volks schule beeinflußt. Die Hauptthätigkeit der nächsten und mancher folgenden Legislaturperiode wird sich der Er haltung und der Förderung der Mittelklassen unserer ländlichen und städtischen Bevölkerung zuzuwenden haben. Diese Mittelklassen, der Bauern- und der Handwerker stand, obwohl die wesentlichsten Stützen deS Staates und der Monarchie, erscheinen gegenwärtig in ihrer wirthschaftllchen Existenz gefährdet. Um dieser Gefahr vorzubeuoen, werden wir eine besonnene Fortentwickelung unserer Verhältnisse anstreben." — Dem Wahlaufrufe der Ultramontanen ist der nachstehende Passus zu entnehmen: „Auf kirchlichem Gebiete ist in letzter Zeit manches Unrecht beseitigt, manche Fessel gelöst worden. Zur segensreichen Wirksamkeit der Kirche für den Staar und die Gesellschaft erscheint jedoch ihre volle Freiheit Feuilleton. Alte und neue Welt. Roman von Karl Zastrow. (24 HorHtyung.) Mit einem energischen Stoße schob er seinen Koffer vor und wollte sich eben in den Waggon Hineinschwingen, als der Ruf: „Zurück! zurück! der Zug ist bereit- in Bewegung!" ihn unwillkürlich innehalten ließ. Üeberzeugt aber, daß dieser Ruf unmöglich ihm gelten könne, da ja für ihn kaum noch irgend eine Ge fahr bestand, warf er einen Blick zurück und fand nun seine Vermuthung bestätigt. Eine junge, elegant ge. kleidete Dame war unt dem athemlos hervorgestoßenen Worten: »wo — rio, 8ir! I must wittr!" hinter ihm her geklettert und hatte un Momente serneS UmschauenS bereits einen Fuß auf die erste Stufe des WagentritteS gesetzt. Aber im Begriffe, sich vollends hinaufzuschwingen, kam sie durch den Stoß deS in ein anderes Geleise über gehenden ZugeS plötzlich in's Schwanken. Unter mörder lichem Schreien und Toben stürzte der StationSmeister heran, um den Wagehals zurückzureißen. Die Ent fernung war jedoch immerhin zu beträchtlich und die junge Dame wäre auf die Schienen gestürzt und viel leicht überfahren worden, wenn Reisener sie nicht blitz schnell umfaßt und nachgezogen hätte. Kaum sah sich ledoch die eigenartige Amerikanerin in Sicherheit, als sie wie eine Schlange zwischen den Sitzen der Mit reisenden hinglitt, ohne sich weiter um ihren Retter zu kümmern, das Waggonfenster aufzog und nun zum größten Gaudium der Passagiere die nachsteherde An sprache hinaus rief: „Du kommst also mit dem nächsten Zuge nach, Siddy und fährst direkt vom Bahnhofe nach dem St. Denis - Hotel in der Mainstreet. Hast Du mich ver standen, Siddy? Mainstreet — St. DeniS-Hütel! — Mach' nicht wieder Dummheiten, Siddy! Du kennst mich!" Unwillkürlich hatte auch der Deutsche einen Blick auf den Perron geworfen, wobei sein Auge auf ein junges schwarzlockiges Mädchen von dunkler Hautfarbe und mit prächtigen schwarzen Augen gefallen war, das bis an den Hals in einer Sündfluth von Koffern, Schachteln und anderen Gepäckstücken begraben stand und mit einem wahren Jammergesichte dem forteilenden Zuge nachstierte. Die schöne Reisende aber wandte sich sogleich nach Beendigung ihrer kategorischen Rede in das Innere des Wagens zurück und schien es nun doch für angezeigt zu halten, ihrem Retter einige Worte zu widmen, 8ir!" rief sie mit einem lebhafteren Ausdrucke ihres Auges zu ihm aufblickend, „ver? well! I tkarllc ^ou!" Damtt schien aber auch Alles erledigt, was in Bezug auf die stattgefundene Scene zu weiteren Er örterungen hätte Veranlassung geben können. Die junge Dame setzte sich, rangirte ihre Kleider, brachte da- ele gante Hütchen in Ordnung, ließ dabei einen raschen prüfenden Blick über die Gesichter der Mitreisenden gleiten, schien das in einzelnen dieser Gesichter hervor- tretende spöttische Lächeln ganz in der Ordnung zu finden und kramte schließlich auS einem kleinen Leder- täschchen einige Papiere hervor, die sie, ohne sich um ihre Umgebung im Geringsten weiter zu kümmern, einer angelegentlichen Durchsicht unterzog. „Ganz amerikanisch", flüsterte Reisener in sich hinein, „excentrische junge Damen hier zu Lande." Bei alledem vermochte er nur widerstrebend sein Auge von der kleinen, zierlichen, beweglichen Frauengestalt ab. zuwenden. „Ves, 8ir!" brummte wie in Bestätigung dieses Gedankens sein Nachbar zur Rechten, ein behäbiger» von goldenen Ringen, Berlocken und goldener Uhrkette förmlich starrender Aankee, „das ist nun einmal so. Sind verwöhnte Geschöpfe, die LadieS allhier. Finden's ganz in der Ordnung, daß man ihretwegen den Hals bricht." Die junge Dame schien diese Bemerkung überhört zu haben. Sie blätterte angelegentlichst in ihren Papieren. „Glaub' nicht, Str, daß die Männer just viel anders sind", gab Reisener im phlegmatischen Tone zurück, „eS legt eS eben Jeder darauf an, daß seine Mitmenschen sich seinetwegen daS Genick brechen sollen. Ein Mensch ist einmal deS anderen Teufel!" „So! Hm!" Der Amerikaner zog die Augen brauen in die Höhe und musterte den sarkastischen Sprecher mit einem verstohlenen Seitenblicke. „Sie sind wohl nicht auS dieser Gegend, Sir?" „Nein." „Von wo kommen Sie, wenn's erlaubt ist?" „Direkt auS dem Westen, Sir!" „Doch eben nicht auS Indianapolis?" „Eben von dort komme ich", log der Deutsche, welcher infolge seiner ungünstigen Erfahrungen unwill-
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