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Weißeritz-Zeitung : 11.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192303110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19230311
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19230311
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1923
- Monat1923-03
- Tag1923-03-11
- Monat1923-03
- Jahr1923
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 11.03.1923
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ivanoeir yar. Me ;-zayl verer, vte ganz neu eingekleidet werden, verringert sich mehr und mehr. Bei den teuren Stoffpreisen sieht die Mutter wohl hauptsächlich auf Haltbarkeit, auf ein Kleid, welches zu allen Gelegenheiten paßt. Einseqnungstagel Für viele bedeuten sie den Anschluß sorgloser Äugend, ein Hiniiberschreiten zum Erwerben, wäh rend ein großer Teil schon vorher durch die Not der Zeit ge zwungen wurde, Geld zu verdienen. Am Einsegnungstage bewegt eine Frage das Eltern- und Kinderherz: Was wird der Knabe, was das Mädchen lernen? In den meisten Fällen ist wohl die Berufsberatungsstelle schon Monate vorher in Anspruch genommen worden. Die Schulen weisen ja die Wege zu ihr. Glücklich diejenigen, wo sich die Begabung mit den eigenen Wünschen in Einklang bringen läßt. Und da ist es gerade jetzt von großer Wichtigkeit, das Kind nicht in einen Beruf heineinzudrängen, dessen Aus- Übung entweder gutes Geld verheißt, oder dem Ehrgeiz der Eltern wohltut. Wie manchen unglücklichen Menschen quöli der aufgezwungene Beruf nicht Jahrzehnte seines Daseins Wie ost zerbricht nicht ein Leben an ihm! Wohl streben alle Eltern mehr oder minder danach, daß ihr Spröß- ling eine höhere soziale Stufe auf der Lebensleiter erklimmen möge, aber sie sollen sich auch überzeugen, ob seine Füße auch zum Klettern kräftig genug sind. Denn das Wertvollste für unsere Zukunft wird es sein, daß ein jeder Mann und ein jedes Weib an' der Stelle stehen, auf die sie gehören, daß sie alle Fähigkeiten ausnutzen, die sie besitzen. Das muß am Einsegnungstage ernst bedacht werdenl Japanische GesundheiisregLin. Eugenik ist ein Begriff, der in Europa geprägt wurde. Man >.. sieht darunter die Pflege des Valksbestandes. die zu Gefunk elt und zu gesunder Fortpflanzung führen soll. In Japan wid- .l man diesen Dingen in letzter Zeit große Aufmerksamkeit. Die e panische Regierung läßt „hygienische Flugblätter" verteilen, um o japanische Bolk zu vernunftgemäßer Lebensweise zu erziehen. Ler tolle Hatzverg. . »Hieber Hans, ich sehe schon, daß ich am besten s tue, ganz offen mit dir zu reden. Du kannst mir einen : sehr großen Gefallen erweisen — einen so großen, daß - K ihn mit dreißigtausend Mark kaum bezahlen könnte. - Willst du mich anhören?" z „Bitte — sprich," erwiderte Haßberg kurz. Ton- j dern holte tief Atem. i „Also die Sache liegt so: Ich liebe eine junge i Dame und habe bemerkt, daß diese auf dem besten - Wege ist, ihr Herz an dich zu verlieren. Kämst du i ihr aber aus den Augen, dann würde sie dich gewiß - bald vergessen, und mir würde es leicht sein, ihr Ja- i wort zu erringen. Aus diesem Grunde erbot ich l inich, deine Schulden zu bezahlen, damit du unge- ' hindert nach Südwest reisen kannst." In Habbergs Gesicht ging eine seltsame Verände- i rung vor. Seine Züge wurden hart und scharf und ; die Augen, die eben noch so warm in die Tondsrns - geblickt hatten, funkelten wie geschliffener Stahl. Eins i Weile starrte er Tondern sprachlos an. Dann lachte i er plötzlich schneidend auf. ! „Ach so! Das ist des Pudels Kern! Und ich Tor glaubte, dein Anerbieten entspringe einer echt freundschaftlichen Gesinnung!" Tondern zuckte die Achseln. „Jeder ist sich selbst der Nächste." Wieder lachte Habberg mit einem harten, spötti- i schen Klang auf. „Natürlich! Hoch lebe der Egoismus! Es ist ° ja alles Lug und Trug, was man uns von großen, ! selbstlosen Gefühlen erzählt. Freundschaft! Liebe! Bah j — alles Komödie, alles nur schön dekorierter Eigen- i nutz." ! „Lieber Hans, deshalb brauchst du nicht gleich - an meiner Freundschaft zu zweifeln," sagte Tondern hastig. „Natürlich nicht! ES lebe die Freundschaft!" rief ! Hatzberg ironisch. Dann strich er sich über die Augen, ; als Wische er etwas fort. Seine Stimme war ver- i ändert, als ec fortfuhr: „Auf die Freundschaft — da habe ich bisher noch etwas gegeben. An die Liebe glaube ich längst nicht mehr — mit der sogenannten Liebe bin ich schon diverse Male heftig angeschwindelt worden. Aber die Freundschaft — ja, die hielt ich hoch! Und auf deine Freundschaft hätte ich Häuser , gebaut. Weißt du — vorhin, als du mir so bieder ! die dreißigtausend Mark anbotest, da hätte nicht viel gefehlt und ich hätte losgeheult wie ein Schuljunge. Zum Glück konnte ich mich beherrschen, sonst wäre i ich jetzt schauderhaft blamiert?' j Tondern machte ein unbehagliches Gesicht. „Mein Gott, Hans, du fassest mein Anerbieten so i sonderbar auf." „Ja, ja, manchmal ist der tolle Hahberg ein ver- , teufelt nachdenklicher Geselle. Also verhandeln wir i geschäftlich. Du willst also meine Schulden bezahlen unter der Bedingung, daß ich schleunigst nach Süd west abdampfe, um drr — respektive deiner Angebeteten — aus den Augen zu kommen?" Tondern zog es nun auch vor, kühl und nüchtern verhandeln, er ließ alle Freundschaftsbeteuerungen »La, unter dieser Bedingung bezahle ich deine Schulden. Du brauchst mir nur dein Ehrenwort zu geben, daß du sofort die Vorbereitungen zu deiner Abreise triffst und nicht vor — nun, sagen wir — nicht vor zwei Jahren hierher zurückkehrst. Dafür stelle ich es deinem Ermessen anheim, ob und wann du mir da- Geld zurückzahlen willst." Haßberg atmetete tief und schwer, um seinen Mund grub sich mn herber, bitterer Zug ein. Mit einem Blick, der Tondern das Blut in die Stirn trieb, sagte er langsam, jedes Wort betonend: »Letzt erkenne ich zum ersten Male, klar und deutlich, wohin mein wildes Leben mich geführt hat. Der Ekel vor mir selbst könnte mich packen, daß ich diese- Anerbieten von dir annehmen mutz. Aber ich habe mir da« Recht zu solchen Luxusgefühlen ver. scherzt. Ich gehe also auf dein Anerbieten ein - aber eine Bedingung stelle ich noch: „Renne siel" . Vmweva lab Tondern scharf und forschend an Kc Regierung hat zehn hygienische Gebote aufgestellt, rren Inhalt sich auch der Europäer zu eigen machen sollte. Dies« chn Gebote lauten: Suche frühzeitig abends dein -L-ger auf und erhebe dich «orgens rechtzeitig. Soviel Zeit, wie du nur nach deinen verbrachten Geschäften rubrigcn kannst verbringe in der freien Natur. Bedenke, daß die -onne ein starker und mächtiger Heilfaklor ist. stäche di>. in frischer Luft ausreichend« Bewegung und atme dabei ü'f und regelmäßig. Schlafe im dunklen und ruhig gelegenen gim- > e r. Sechs, höchstens sieben Stunden währe dein Schlaf. Ein Tag in der Woche sei völliger Ruhetag. An die- nn Tag« sollst du auch nicht schreiben noch lesen. Liebt euch! Auch Verwitwete beiderlei Geschlechts sollten lsbaw wieder in den Ehestand treten. Nehmt wenig Tee oder Kaffee zu euch; vermeidet auch den ienuß von Tabak, Opiaten und alkoholischen Getränken. Bezüglich des Essens raten wir euch, nur einmal tagsüber ilcisch zu" euch z« nehmen. Milch und Milchprodukte Obst, Ee- eüse Eier und Getreideerzeugnisse sind eurer Gesundheit för- erlichcr und zuträglicher. Badet täglich. Ein- oder zweimal wöchentlich ist das lchmcn eines Dampfbades anzuraten. Doch lasset zuvor euer ? >erz prüfen, ob es auch kräftig genug ist, diese Bäder zu ertragen, In deiner Kleidung bevorzuge grobgewebte Stoffe, di« ich zur Anfertigung von Unterzeugen eignen. Acht« auf eine richte Kopfbedeckung und besonders auf bequem sitzende Schuh« on Jugend auf. Hüte dich vor starken geistigen Erregungen. Lege deiner Lei- «uschaft Zügel an. Sorge dich nicht unnötia um die sukunft, die noch düster vor dir liegt. Erzähle Leinen Mik. .lensch -n keine unangenehmen Geschichten; auch? hör« dir solch« MI. Nas Erwacyen ver Farmen. Sonnenfunkeln llberm Frühstückstisch — endlich nach langem Negenwinter . . . Die Nickelkanne blitzt, die Löffcl gleißen, die kleinen Röschen auf den Tassen blühen auf Das blank geputzte Mcssingtablett spiegelt das Angesicht dcc Sanne. Briefe werden gebracht. Wie lustig sehen die vieler lei Marken aus, mit denen man heute das hohe Porto zn jammen liebt! Not und gelb, orange und violett, grün uns blau und silbergrau. Selbst an ihnen kann inan seine Freuö.- habcn, so gram man der Verteuerung auch ist, — sobald ei: Sonnenlüchcln über die ganze Farbenstufnng hüpft. Ein Blick ans dem Fenster: ach, wie grün ist schon dec Nascnstrcifen zwischen den Gehsteigen l Lag das nicht alles die ganzen Monate hindurch grau in grau? Zauberin Sonne erlöst die gefesselten Farben. Bei den jungen Damen, die auf Mode halten, die ersten Strohhiite. Ein bißchen voreilig, ja; aber es gilt nun mal seit langem als schick, sich schon im März, wie scharf die Winde auch noch wehen, mit dem Strohütchen zu schmücken. Kinder spielen mit knallblaucn, mit scharlachroten Gum- mibällen. Sie funkeln durch die Luft, kreuzen, begegnen, schneiden sich, — das ist hübsch wie ein Feuerwerk. Schiefer dächer schillern in einem zarten Lila, das ihr Grau erweicht. Ziegeldächer brennen in einem warmen freudigen Not. Wer unterschied winterslang Schiefer- und Ziegelplatten? Ein wenig Vorfrühlingslicht, und al!e Dinge empfangen Leben. Still und blau steht der wolkenlose Himmel über dem Zwci- klang von Grau und Rot und vertieft ihn. Dann kommt der Abend. Glühgeib verfärbt sich der Westen, und alle Häuser, die nach Westen schauen, haben qoldlichte Fenster, die rot und röter werden, ie tieker dic Tondern zuckte die Achseln. „Ich glaube, du hättest dir die dreitzigtausend Mark sparen können. Fräulein BalduS hat mich immer nur mit grotzer Reserve behandelt." „Es ist ja möglich, daß ich mich täusche, aber Eifersucht macht scharfe Augen. Kurz und gut, ich habe das bestimmte Gefühl» als seiest du meinen Ab sichten hinderliche." Mit einem Ruck richtete sich Hatzperg da auf und lachte ironisch. »Lch will den Namen der Dame wissen, um deret- willen du mich forthaben willst." Unsicher blickte Tondern auf. „Und wenn ich ihn dir nenne — wer bürgt mir dafür, daß du dann nicht zn ihr gehst und sie um ihre Hand bittest?" Haßberg sah ihn an, als sähe er ihn heut« zum ersten Male, so fremd und eisig kalt. Die Aderv an seiner Stirn schwollen an. „ „Ich bürge dir dafür! Wenn ich auch der toll« Haßberg heiße, einer niedrigen Handlungsweise Hai mich noch nie ein Mensch zeihen dürfen! Ich geb: dir mein Wort, daß ich aus mindestens zwei Jahr, verschwinde, ohne einen Versuch zu machen, mich dei Dame zu nähern. Du kannst mir rrchig ihren Namer nennen, denn es gibt in der ganzen Stadt nicht eir einziges weibliches Wesen, um das zu werben es mick gelüstete." , , „Warum willst du den Namen wissen?" >M „AuS Neugier — nur aus Neugier. Ich möchv vocy wysen, oo vleje Dame ein so großes Opfer deinerseits wert ist. Ich gebe dir mein Ehrenwort, daß ich dann dein Anerbieten ohne weiteren Vorbe- hatt annehme." „Und gibst mir dein Wort, daß der Name unter uns bleibt?" „Das brauche ich nicht erst zu geben. Ich stelle keine Dame bloß!" „Nun denn — es ist Regina Baldus", sagte Ton dern heiser. Einen Moment zuckte Haßberg betroffen zusam men. Seine Augen sahen starr ins Leere, als suchten sie da etwas. Da sah er ein Bild vor sich — Regina Baldus, wie er sie zuerst gesehen. Ganz scharf und klar hob sich das Bild in seiner Erinnerung ab. Als er, um den ersten Besuch. in Billa Baldus zu machen, dort durch den Garten ging, sah er ein junges, schlankes Geschöpf in einem weißen Kleide vor einer Tarushecke stehen. Das kastanien braune, gelockte Haar, das die weiße Stirn umgab, glänzte im Sonnenlicht wie flüssiges Kupfer und hob sich ganz eigenartig von dem dunklen Grün ab. Große goldbraune Augen sahen ihn aus dem feingeschnittencn Gesicht mit einem so unschuldig gläubigen Vertrauen an, wie sonst die Menschen nicht auf den tollen Haß lberg blickten. Wie seltsam, daß dieses Bild jetzt so deutlich in seiner Erinnerung auftauchte. Später hatte er Regina Baldus noch ost gesehen. Aus dem Backfisch war eine junge Dame geworden, die nicht minder schön und anmutig war. Aber trotz dem hatte er ihr nie viel Beachtung geschenkt. Wenn er mit ihr zusammentraf, sah sie ihn nicht mehr so gläubig vertrauend an. In ihren großen Augen lag es immer wie eine ernste Mahnung, die ihn irritierte. Er hatte stets das unbehagliche' Gefühl, als wolle sie mit dieser ernsten Mahnung in die Tiefen seiner Seele dringen. Das war ihm unbehaglich gewesen — so, als übe sie im stillen scharfe Kritik an seinem Tun. Wo und wie er konnte, war er ihr ausgewichen und voll Uebermut hatte er sie im stillen „die kritische Regina" genannt. Ganz bestimmt hatte er geglaubt, daß sie sich im stillen vor seiner „Verworfenheit" bekreuzige und ihn zu den verlorenen Schafen rechne. Und nun erfuhr er plötzlich von Tondern, daß die „kritische Regina" auf dem besten Wege sein sollte, ihr Herz an ihn zu verlieren! Wie seltsam! War es möglich, daß'es noch Frauen gab, die ihre Liebe scheu verbärgen, still und verschwie gen im Herzen trugen? Wie begehrlich hatten andere Frauen ihn angesehen, die ihn zu lieben vorgaben. Und diese eine sollte es ihm so gut verborgen haben, daß er nichts — gar nichts gemerkt hatte? ; Er schüttelte den Kops. . „Nun gut, gehen wir darüber hinweg. Du wärest aber auch vor mir sicher gewesen, wenn ich geblieben wäre. Diese junge Dame ist nicht mein Genre. Sie ist mir zu ernsthaft. Und Frauen, die ich ernst nehmen muß, sind mir lästig." Tondern zwang sich zu einem leichten Tone. „Ei, wenn das die schöne Frau Melanie von Hau- i sen hörte." . i Mit einer raschen Bewegung wandte sich Hatz- ! berg ab. „Es ist nicht ritterlich, den Namen einer Frau zu j nennen." „Ich weiß schon lange, daß Herr Justizrat v. Hau sen eifersüchtig auf dich ist. und daß seine schöne Frau ihm Veranlassung dazu gibt. Warum heiratet er als - Sechzigjähriger eine Frau von zweiundzwanzig r Jahren!" i Sonst hatte Haßberg stets in diesen Ton mit ; eingestimmt. Heute mißfiel er ihm sehr, zumal der ! etwas heftige Flirt mit Melanie von Hausen ihm be- ; retts lästig geworden war. — „Laß das, wir wollen unser „Geschäft" abschließen"» sagte er hastig. Und er dachte dabei, daß es ganz gut sei, wenn er Frau von Hausen jetzt aus den Augen käme; die leidenschaftliche Frau brachte sich sonst noch um ihren Ruf. Und ihr Gatte? Haßberg strich sich hastig über die Stirn. „Der alte Herr soll seinen Frieden haben; gegen einen so schwachen Gegner zu kämpfen, ist kein erheben des Gefühl. Bin ich ihr erst aus den Augen, wird Frau Melanie schon vernünftig werden," dachte er. Die beiden Herren erledigten nun schnell die ge schäftlichen Formalitäten, dann verabschiedete sich Tondern. Wie sonst, reichten sie sich die Hände, aber Haß- berg gab die Tonderns ohne den sonstigen warmen Druck frei. Seit dieser Stunde sah er in ihm nicht mehr den ehrlichen, guten Freund, den er bisher in ihm erblickt hatte. Mit finster gefurchter Stirn starrte er Tondern nach. Dann ging er im Zimmer auf und ab. Seine Gedanken suchten Regina Baldus. Er sah sie im Geiste vor sich und ihm war, als sähe sie ihn mit ihren großen braunen Augen ernst und traurig an. Ja, traurig war ihr Blick gewesen, wenn sie ihn ansah — jetzt wußte er eS mit einem Male — nicht kritisch und for schend, sondern traurig und mahnend. Aber nach kur zer Zeit warf er den Kopf zurück. Fort mit diesem Bilde! Was sollte ihm das? — Und kurze Zeit darauf, sprach man in der ganzen Stadt davon, daß der tolle Haßberg nach Südwcst ge gangen sei. Regina Baldus erfuhr es erst, als er schon ab gereist war. Was sie bei dieser Nachricht empfunden, erfuhr nie ein Mensch. In Gesellschaft sprach man da von und Heinz von Tondern beobachtete sie scharf, ohne daß sie es ahnte. Er allein halte bemerkt, wie Regina sich verfärbt hatte, wie sie leise zusammcngezuckt war. Da war er doppelt froh gewesen, daß der gefürchtete Rivale aus dem Felde geräumt war. — Aber erreicht hatte er damit nichts. Reginas Liebe war nicht daran gestorben, daß ihr Tondern allerlei Schlimmes über Haßberg zutrug und daß sie auch von anderer Seile tolle Geschichten über ihn hörte. Diese Liebe starb auch nicht in den Jahren, da er in Südwefl weilte, trotzdem sie nichts von ihm hörte. Nie war eine Kunde von ihm zu ihr gedrungen. Man hörte überhaupt in der Garnison nichts vom tollen Haßberg. Regina hatte mit keinem Menschen mehr über ihn gesprochen. Nur damals, kurz nach seiner Abreise, hatte sie ihrem Vater erzählt, Herr von Haßberg sei nach Südwest gegangen und man erzähle sich, er sei von seinem ObeDt vor die Alternative gestellt worden, den Abschied zu nehmen oder nach Südwest zu gehen. „Schade um ihn! Er hatte das Zeug zu einem . tüchtigen Menschen, aber er hat sich in Nichtigkeiten ver- zettelt. Nun, da unten wird sich's ja zeigen, ob etwa« in ihm steckt. Entweder geht er nun ganz vor die Hund« oder er besinnt sich auf sich selbst. Ich hoffe das letztere. Denn e« wäre schade um eine solche Bollnatur."
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