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Weißeritz-Zeitung : 25.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192303251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19230325
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19230325
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1923
- Monat1923-03
- Tag1923-03-25
- Monat1923-03
- Jahr1923
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 25.03.1923
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Der Sowjetstern. Bon Di-, L. Mühling. Der Sowjetstern ist zwar auf der Sternkarte des diplo- ! matischen Himmels noch nicht als Stern erster Ordnung ver- zeichnet, aber seine Leuchtkraft hat doch dank der ungewöhn- § lichen Geschicklichkeit der russischen Außenpolitik gewonnen, : seit russische Staatsmänner in Genua zum Verhandlungstisch - zugelassen wurden. Noch ist kein Jahr vergangen, seit der . Vertrag von Rapallo abgeschlossen wurde, und schon klingt es wie ein Märchen, daß damals die ganze Konferenz von ! Genua schon in den ersten Wochen ihrer Tagung scheitern j sollte, weil man eine Sondcrverabredung Deutschlands mit j der nur ungern zugelassenen, weder in Paris noch in London § noch in Roni anerkannten Sowjetrepublik für ein Perbrechen erklärte. Denn jetzt werden überall, auch in Frankreich, das sich am längsten gegen jede Beziehung zu den Mördern dec- einstigenVundcsgenojscn sträubte, Begehren nach Verträgen laut, die das gewaltige russische Reich wieder mit der Wirt schaft Westeuropas verbinden sollen. Man brennt geradezu darauf, die Grundsätze des so verpönten Vertrages von Ra- pallo in den Ländern der ehema.iaen Kriegsgenossen Ruß lands durch Sondervertrügc verwirklicht zu sehen. Freilich haben die zwischen der Negierung von Moskau und den Ver tretern englischer, französischer und italienischer Interessen gepflogenen Verhandlungen, einen privaten Charakter. Da es aber trotz der Abkehr der Sowjetrcgisrung von den Wirt schaftsmethoden des Marrismus auch heute noch unmöglich äst, solche Verträge ohne Mitwirkung der russischen Negierung abzuschließen, so wird ihr privatrcchtlichcr Charakter eine »Fiktion. Wenn der Verhandlungspartner nicht nur Fabrik- , bescher oder Landwirt, sondern, zugleich die Verkörperung der ! Staatsgewalt ist, dann gewinnt jeder mit ihm geschlossene i Vertrag auch öffentlichen Charakter. ! Schon durch diese Verhandlungen ist der Einfluß Ruß- < Dauds auf die Gestaltung der internationalen Beziehungen h Hw«, vom Tage. Nebertrumpst. .Da» Fleisch, da» Sie mir gestern gegeben haben, war so zäh. daß e» überhaupt nicht weich zu kriege« war. Wir hätten Schuhsohlen darau» machen lasten können." ^ia, warum haben Sie'» denn nicht gemacht?" »Wir wollte« ja, ach« wir kriegte» die Rüge! nicht durch!" Abgeblitzt. »Sie wolle« meine Tochter heirat« — haben Sie denn Geld?" „Ich habe etwa 5 Millionen Mark." hunger Mann — ich meine, wieviel Sie befitzen, nicht, wa» Sie bet ßch haben!" Veränderte Sachlage. .Wer hat denn diese scheußliche Tapet« ausgesucht?" .Der Chef selbst." .Ei» entzückende» Muster — nicht wahr?" Ein frisch eingezogener Rekrut kam bei einem Kavallerie- Regiment zum Reitlehrer und sagte in ziemlich unmilitärischer Haltung und in freundlichem, aber ebensowenig militärischem Ton: .Ach, entschuldigen Sie, Herr Sergeant, wir sollen jetzt reiten, und ich bin noch nie in meinem Leben geritten. Sehen Eie doch zu, daß ich ein passendes Pferd kriege." Der alte Unter offizier musterte den zukünftigen Reitkünstler grimmig und sagte: „Gut, das sollen Sie haben, dort in der Ecke der Schimmel ist noch nie geritten worden, ihr könnt beide zusammen nn- fangen!" fett Jahresfrist bedeutend gestiegen und noch immer im Wachsen begriffen. Große diplomatische Erfolge hat frei- -lich der Sowjetstaat bisher nicht aufzuweisen. Das ist schon deshalb begreiflich, weil ein Staat, der nur von einer ganz beschränkten Anzahl von Staaten, und gerade von den größten nicht, anerkannt ist, für die Welt der Diplomatie als nicht vorhanden gilt. Aber es war schon ein Bruch mit dieser Gepflogenheit, der sich nur daraus «klärt, daß man Rußland wieder als einen Faktor der internationalen Politik betrachtet, der berücksichtigt werden muß, als man die Ver treter der Sowjetregierung wenigstens zu einem Teil der Lausanner Fr edensverhandlungen zuließ. Es unteriiegt zwar schon heute keinem Zweifel, daß gerade die Forderung, um derentwillen Rußland verlangt hat, bei der Regelung der Beziehungen zwischen der Türkei und West europa mitsprechen zu dürfen, nämlich die Forderung der Schließung derDarda nellen füralleKriegs- schiffe, in dem nach der Wiederaufnahme der Verhand lungen zu erwartenden Friedensinstrument nicht erfüll! werden wird. Gerade in diesem Punkte hat sich di« Türkei England bereits gefügt. Ab« darum hat Rußland auf diese seine Forderung nicht verzichtet. Es hat in Lausanne durch Tschitscherin erklären lasten, daß es einen Frieden, der diese Forderung mißachtet, nicht anerkennen würde. Seine Er klärung ist keiner Antwort gewürdigt worden. Ebensowenig Erfolg hat die russische Diplomatie mit ihren; Einspruch gegen die Ausschließung Rußlands von den Be sprechungen und den Beschlüssen der Botschaftcrkonfcrenz über die endgültige Einverleibung des Memellandes in die litauische Republik gehabt. Auch die Note, in der Tschitscherin gegen diese Ignorierung des größten O st - seestaates bei der Regelung der Besitzverhältnisse eines zur Ostsee gehörigen Flußgebietes Einspruch erhebt, in der er verlangt, daß keine internationale Körperschaft über den Hafen von Memel eingesetzt werden dürfe, in der Rußlaird nicht vertreten sei, und in der er erklärt, daß alle dieser rus sischen Forderung nicht entsprechenden Abmachungen von Rußland nicht anerkannt werden würden, ist unbeantwortet geblieben. Wenn aber auch die russischen Noten in den Ministerien der Staaten, an die sie gerichtet find, keinen Widerhall finden, so werden sie doch sehraufmerksam gelesen. Und, was ein Zeichen für die Wandlung der Stimmung der öffent lichen Meinung Westeuropas ist, in der Presse Frank reichs und Englands nicht nur ausführlich, sondern mit einer gewissen Hochachtung, jedenfalls mit größerer Rücksicht behandelt, als die Noten der deutschen Regierung über die Ruhrfrage. Rußland ist — man kann es nicht ieu^nen —, obwohl cs als Staat noch nicht anerkannt ist, ein cinf-nß.cictzer Faktor iw Spiel der internationalen Benetzungen geworden, und zwar nutzt nur auf w i r t s ch a f t l i ch c m , sondern auch auf p o - litis ch e m Gebiet. Eine dauernde Regelung irgend einer osteuropäischen Frage ist ohne seine Mitwirkung nicht möglich. Erfolgt sie gegen den russischen Einspruch, so kann man sic nur als provisorische betrachten. Es darf uns nicht überraschen, daß Rußland, das immer wieder durch diplomatische Noten an sein Vorhandensein er innert, wenn wichtige Entscheidungen ohne seine- Zuziehung getroffen werden, dem französischen Ruhrcinmarsch und allen seinen Konsequenzen nicht die acrinaste Veaclituna ickenkt obwohl dort di« Rechte, ja das Leben von Arbeitern durch rohe Gewalttaten täglich geopfert werden. Der Kampf im Ruhrgebiet ist den Herren in Moskau im höchsten Grad« will kommen. Sie haben am deutschen Sieg in diesem Kampf kein Interesse, weil sie glauben, daß unsere Niederlage zur Bol - schewisierung Deutschlands führen wird. Russische Waffenhilfe — das mögen sich alle Illusionisten gesagt fein lassen — darf kein Ministerium Tuno, ja auch kein Mi nisterium Breit scheid von Rußland erwarten. An sie ist erst zu denken, wenn die rote Fahne auf dem Reichskanz- lerpalais weht. Und das wird hoffentlich nie eintreten. Ein Zweck der Aeitungsverbote im Einbruchsgebiet. ! Die französischen Besatzungsbehörden gehen gegen die deutsche Pressefreiheit im ÄnbruchSgMet in etnetc Weise vor, die jede Meinungsäußerung gegen die Kran, -osen im allgemeinen und gegen die Besatzung Struppen im besonderen unmöglich machen soll. Rücksichtslos werden die Zettungsverbote auf kürz«« oder längere Sicht ausgesprochen. S» ist nicht cmzunehmen, dah di« französischen Behörden sich darüber im unklar«» find, was ein solches Verbot heute bedeutet. Auf di« Kol- gen der Zeitungsunterdrückung für die Bevölkerung »nb für die Zeitungsunternehmungen selbst ist schon «chr- fach hingewtesen worden. Auch di« französisch«» Be- satzungsbehürden wurden wiederholt aus die bedenk- lichen Folgen der Verbote aufmerksam gemacht, aller dings stets ohne Erfolg. Es ist ganz offensichtlich, daß ein bestimmtes System in dies« willkürlichen Be schränkung der Pressefreiheit liegt. Etniae Zeituna« da« EinbruLsnÄbtiMM. meAds ihre VerbotSsMhWr sich hW^WtN «BM nen, gehen dazu über, ihre Berichterstattung tn Bm satzungSangelegenheiten wenn nicht völlig einzustellen, so aber doch ganz farblos zu halten, um aus diese Weise alles zu vermelden, was den französischen Be hörden Anlaß zu einem neuen Verbot geben könnte. Diese Zeitungen lassen sich dabet von der Erwägung leiten, daß es durchaus im Interesse der deutsche« Bevölkerung liegt, wenn sie durch ihre Zeitungen we nigstens über die allgemeine politische und wirtschaft liche Lage unterrichtet wird. Hinzu kommt, daß ge- ade in den Großstädten des Ruhrgebietes die Zet- ingen die Verbindung zwischen den Behörden und .r Bürgerschaft Herstellen durch die Veröffentlichung r Bekanntmachungen, der Verordnungen usw., deren enntnis für die Bevölkerung oft von größter Wich» gkeit ist. Die Berechtigung dieser von den Zeitun» >n des Einbruchögebietes im Interesse der Bevölkerung cübte Zurückhaltung ist daher nicht von der Hand zü 'eisen. Man kann daher jetzt beobachten, daß in den Lei tungen des Einbruchsgebietes vielfach die Berichte Wer Besatzungsschäden und über die Ausschreitungen der Besatzungstruppen fehlen, während die Zeitung« der unbesetzten Gebiete eine Fülle solcher Nachrichten ent-
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