Weißeritz-Zeitung : 01.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192311015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19231101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19231101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1923
- Monat1923-11
- Tag1923-11-01
- Monat1923-11
- Jahr1923
-
-
-
-
-
-
-
-
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 01.11.1923
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
—IE« Verantwortlicher Redakteur: Felix Iebne. — Druck und Verlag: Larl Ievne in Divvoldlswalde. Bezugspreis: Diese Woche 7,2 Milliarden mit Zu tragen. Einzelne Nummern 1'/- Milliarde M. Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nummer 8. Gemeinde - Verbands - Girokonto Nummer 8. Postscheckkonto Dresden 12548. Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter brett« Petitzeile 12V M. X Schlüsselzahl 18 Millionen. Eingesandt und Reklamen Jelle 800 M. X je weilige Schlüsselzahl. WeiheritzZettung im» Anzeiger siir Dippoldiswalde, Schmiedeberg all. Aeltefle Zeitung -es Bezirk» —- Dieses Blatt enlhSU -le amtlichen Bekanntmachungen -er Amtshaiwtmaunschast, -es Amtsgerichts uu- -es Sta-trats zu Dippol-iswal-e OertlicheS und Sachfischeß. Dippoldiswalde. Herrliches Wetter herrschte an dem gestrigen Reformationsfesttage. Die Sonne schien warm herab, alle Welt eraina sich im Freien, sei es bei einem Spaziergang, sei es im Garten oder auf dem Felde, um dort die nötigen Herbstarbeiten m erledigen. In der letzten Nacht sank bei sternklarem Himmel die Temperatur merklich, und zeigte heute früh der Wärmemesser nur 2—3 Grad. Es war starker Reif gefallen, über den Gewässern lagen dichte Nebelwolken. — Die Bezirkskasse wird in diesen Tagen Notgeld in Ge stalt von 5 Milliarden-Scheinen in Verkehr bringen. Sie sind auf Wallerzelchenpapier gedruckt, haben hellgrünen Untergrund und olivfarbenen Anfdruck. Der Wert von 5 Milliarden dürfte für die heutigen Verhältnisse bereits als überholt gelten. — Bereits gestern abend und auch in den heutigen Vor mittagsstunden war hier das Gerücht verbreitet, daß in Freiberg die Kaserne in die Luft gesprengt worden sei. An diesen Mel dungen war und ist kein Wort wahr. Andernorts hieß es wieder, man habe in Dresden das Rathaus in Brand gesteckt. Bet all diesen Gerüchten, so darf man wohl annehmen, handelt es sich um wohl überlegte und von gewisser Seite mit Absicht in die Welt gesetzte Falschmeldungen und jedermann tut gut, solchen Gerüchten nicht nur nicht Glauben zu schenken, sondern deren Verbreitern ernsthaft entgegen zu treten. Dippoldiswalde, 1. November. Heute vor 25 Zähren fand eine gemeinschaftliche Sitzung der städtischen Kollegien statt, die viel Interesse fand. Es handelte sich um die eventuelle Hierherverlegung einer Segelfabrik, allerdings unter Bedingungen für die Stadt, die man ablehnen mutzte. — Altweibersommer fliegt! Das ist das Zeichen des schönen Nachsommers, der alle Jahre mit so viel Sehnsucht erwartet wird und Heuer besonders lange auf sich warten liest. Altweibersommer »der Mädchensommer, auch Frauensommer, Herbstfäden, Marien- «arn, fliegender Sommer, Sommerflug und noch anders nennt man die im Herbst durch die Lust fliegenden weißen Fäden. Es sind Gespinste einer kleinen Spinne, die, vom Winde dahingetragen, ihre Spinnfäden nach sich zieht, bis sie irgendwo hasten bleibt. Zm altgermanischen Volksglauben galt der Weibersommer als das Gespinst der Schicksalsgöttinnen; in der altchristlichen Zeit bezog man das Gespinst auf Spinnfäden der Jungfrau Maria, woher auch die Bezeichnung Mariengarn, Marienfaden, Gottesschleppe stammt. — Wie es heitzt, schweben zurzeit Erwägungen über die Ver schiebung der für den 18. November angesetzten Gemeindewahlen im ganzen Land. Vielleicht wird auch die neue Gemeindeordnung vorläufig suspendiert. Ferner verlautet, datz es zweifelhaft ist, ob in diesem Jahre der S. November als gesetzlicher Feiertag begangen werden wird. Die Entschlietzungen darüber sind noch im Gange. sWir möchten weder an eine Verschiebung der Gemeindevertreter- wahlen, noch an eine Aufhebung des S. November als Feiertag glauben. D. RedI — Die letzte Verhandlung in der fünften diesjährigen Tagung des Schwurgerichts Dresden richtete sich gegen den Landwirt Walcher aus Schellerhau und dessen Ehefrau, die sich wegen ge meinschaftlichen Meineides zu verantworten hatten. Nach -er Anklage hatte das Ehepaar vor dem Amtsgericht Altenberg einen auferlegten Eid wissentlich falsch geschworen. Bei den Eheleuten Walcher wohnte auch eine Gutsbesitzerswitwe, die vor ihrem Tode den Patenktndern Walthers, Dora und Margarete Westphal, gegen 8000 M in zwei Päckchen in Kleidern eingenäht letztwillig vermacht haben sollte. Die Landwirtsleute Walther bestritten, die «ngeblich eingenähten Beträge an sich genommen zu haben, und stellten dies auch eidlich in Abrede. Zur Aufklärung des Sachver haltes waren eine ganze Anzahl Zeugen aus Dresden, Schellerhau, der Tharandter, Dippoldiswalder und Pirnaer Gegend vorgeladen. Die Beweisaufnahme verlief völlig zu unaunsten der angeklagten Eheleute. Nach dem Wahtspruche der Geschworenen erkannte das Gericht bei den Eheleuten Walther auf ie 1 Zahr 3 Monate Zucht haus und 3 Zahre Ehrenrechtsverlust. Auch wurden sie für dauernd unfähig erklärt, als Zeuge oder Sachverständige eidlich vernommen zu werden. —- Die trostlose Lage auf dem sächsischen Arbeitsmarkte hat auch in dieser Berichtswoche keine Besseruim erfahren. Ent lassungen von Arbeitskräften, Einführung von Kurzarbeit und Be triebsstillegungen nahmen in fast allen Zndustrle- und Gewerbe zweigen ihren Lauf. Aber auch in der Landwirtschaft verschärft sich die Lage weiter. Während hier gelernte wie ungelernte Arbeitskräfte entlassen werden, kommen offene Stellen nur noch vereinzelt zur Meldung. Zm Bergbau kam es infolge ausge brochener Streiks im mitteldeutschen Braunkohlenrevier zu grö ßeren Entlastungen von Berg- und Abraumarbeitern und wo noch voll gearbeitet wird, stehen wegen des geringen Kohlenabsatzes in nächster Zeit Feierschichten zu erwarten. Leicht aufnahmefähig war lediglich die Glasindustrie in Radeberg, und In Schwarzenberg hat eine Porzellanfabrik den Betrieb wieder ausgenommen. Sonst hat sich die Lage allenthalben weiter verschlechtert. — Wie wir bereits meldeten, sind besonders in der Freiberger Gegend grobe Diebstähle von Sprengstoff verübt worden, so in der Nacht zum 25. Oktober in Flur Muloa aus einem Steinbruche und ferner aus einem im StaatSforste befindlichen Magazin ins gesamt 12 Fätzchen mit le einem halben Zentner Schwarzpulver, 13 Kilogramm Sprengpulver, 1S0 Sprengkapseln, 100 Pikrin- und 128 Roburitpakonen usw. Belm Wegtransport der Diebesbeute wurde der Arbeiter Scheunpflua angehalten und festgenommen. Er batte 4 Fätzchen Pulver im Besitz, 7 weitere Fatz konnten im Walde versteckt aufgefunden werden, das 12. Fätzchen und ebenso alle anderen gestohlenen Sprengstoffe fehlen noch. Außer Scheun- Pflug konnten als weitere Beteiligte der 18S4 zu Frauenstein ge borene Tischler Richter und der aus Dorfchemnitz gebürtig« Schlosser Seifert festgenommen werden. Zn Verbindung mit dieser Angelegenheit sind noch flüchtig geworden ein Fabrikarbeiter Heinrich aus Hartmannsdorf bcü Frauenstein und 5 wettere Per sonen. Autzer Scheunpflug wohnen alle Beteiligten in Mulda. Rrlnhe^Shain. Endlich am Mittwoch waren auch wir an der neide der Konzerte des Dippoldiswalder Kirchenchors. Der Saal !ss,nunaths Gasthof war ebenso wie in Oberhäslich und Ulberndorf i mcht besetzt, und alle Besucher erfreuten sich an den wohlklingenden ^hören, Quartetten und Duetten der Sänger, sowie an dem ge wandten und seelenvqllen Klavierspiel des Kantors Herklotz. Leiber Donnerstag den 1. November 1923 89. Jahrgang ME, '»'M hatte Pfarrer Mosen seine Bläser nicht alle zusammenbekommen können und daher die Beteiligung des Äläserchores absagen müssen. Fritz Schlabe füllte mit Pistonsolis bei Klavierbegleitung die Lücke aus und erntete dafür, wie alle Mitwirkende, dankbare Aner kennung. Auch der Nebenzweck dieser Konzerte, die kirchlichen Musikchöre mit den Kirchgemeindegliedern der eingepfarrten Ort schaften in persönliche Berührung zu bringen und auch dadurch die Zusammengehörigkeit zu beleben, ist aufs schönste erreicht worden. Altenberg. Um die Einwohnerschaft der hiesigen Stadt bis zur Ausgabe eines wertbeständigen Reichsgeldes nach Möglichkeit vor einer weiteren Geldentwertung zu schützen, werden von der hiesigen Girokasse Anteilscheine der Goldanleihe, lautend auf ein Zehntel Dollar, freihändig abgegeben. Die Stücke sollen dazu dienen, die empfangenen Löhne und Gehälter, sowie sonstigen Zahlungsleistungen für die Tage bis zum Verbrauche wertbeständig anzulegen. Sie eignen sich gleichzeitig aber auch für Geschäftsleute zur Anlage ihres vorübergehend flüssigen Betriebskapitals. Ob wohl die Anteilscheine kein gesetzliches Zahlungsmittel sind, dürften sie sich vorzugsweise auch sür den Zahlun^verehr eignen, da die Geschäftsleute hierdurch wertbeständiges Geld in die Hand be kommen. Die Umwechselung erfolgt zu dem jeweilig an der Kurs tafel der Girokasse benannt gegebenen Kurse unter Berechnung einer Provision von 3 Prozent. Glashütte. Der Zahresbericht der Deutschen Uhrmacherschule, höhere Fachschule für Uhrmacherei und Feinmechanik, auf die Zeit vom 1. Mai 1922 bis 1. Mai 1923 ist soeben im Druck erschienen. Aus dem Bericht sei folgendes wiederaegeben: Die Schule unter steht der behördlichen Aufsicht des sächsischen Wirtschastsministe- riums. Schülerstand 84, Gesamtzahl der Zöglinge (einschließlich Zuhörer) 91. Der Staatsangehörigkeit gehörten die Schüler an: Sachsen 33, Preußen 32, Baden 4, Bayern 2, der Tschechoslowakei 4, der Schweiz 3, Rußland 2 und Altenburg, Anhalt, Hamburg, Oesterreich, Finnland, Norwegen, Schweden, Chile, Ztalten, Süd- lawien und Polen je 1 an. Die Gesellenprüfung kann jetzt, da ich eine Innung gebildet hat, in Glashütte vorgenommen werden; bekanntlich strebt die Schule danach, daß 8 131, 2 der Gewerbe ordnung ihr zugebilligt wird. Besonders wertvoll ist, daß mit Beginn des neuen Schuljahres das Schülerhelm in Benutzung ge nommen werden konnte. Es wurden Schulreifen und Besich tigungen voraenommen. Me Schule erhielt zahlreiche Geldzuwen dungen, Bücher und Apparate. Kreischa. Die Lockwihtalbahn erhöhte ihren Fahrpreis ab 30. Oktober auf 8 Milliarden Mark für die volle Strecke. Dresden. Das Wehrkreiskommando hat das Erscheinen aller sozialistischen Zeitungen Sachsens bis auf weiteres wegen der darin enthaltenen Aufforderung zum Generalstreik und wegen der maß losen Kommentierung der vom Wehrkreiskommando und dem Reichskommissar getroffenen Maßnahmen verboten. — Der Gene ralstreik ist lediglich ein Teilstreik geblieben. Seitens der Arbeiter schaft wurde der auf Betreiben der Kommunisten proklamierte Streik zum größten Teil nicht anerkannt. Zn allen Betrieben, in denen die Arbeit eingestellt war, sind bzw. werden die in den Streik getretenen Arbeiter wegen Vertragsbruch mit sofortiger Wirkung entlassen werden. — Am 31. Oktober 10 Uhr vormittags fuhr unter Führung des Polizeiobersten Schützinger ein Kommando der Landespolizei in zwei Lastkraftwagen vor dem Ministerium vor und besetzte sofort die Eingangshalle. Die Beamten erhielten Befehl, rechts und links der Eingangshalle Svalier zu bilden. Obgleich das Ministerium zurzeit als Dlenstgebäude des Reichskommissars mit einer Wache der Reichswehr belegt ist und der wachthabende Offizier sofort zur Stelle war, wurde er von Polizeioberst Schützin- ger nicht über den Grund der Besetzung unterrichtet. Der wacht habende Offizier meldete den Vorgang daher dem Reichswehr kommando, welches dem Polizeioberst Schützinger den Befehl er teilte, umgehend das Miittsterium wieder zu räumen. Polizeioberst Schützinger kam diesem Befehl nach. — Heute abend nach der Vereidigung d«S Ministerpräsidenten vor dem Landtage und nach der sofort darnach erfolgenden Be rufung der Minister wird die neu« Regierung ihr Amt antreten. Der Reichskommissar vr. Heinze wird nach der Konstituierung der Regierung seine Funktionen sofort einstellen. Dresden. Der Landtag ist entgegen den früher gefaßten Beschlüssen vom Präsidenten Winkler für Donnerstag abends 8 Uhr telegraphisch zu einer Sitzung «tnberufen wurden. Tages ordnung: Vereidigung deS Ministerpräsidenten, Regierungs erklärung. — Die neuen Minister haben heute die Verwaltung ihrer Ressorts übernommen, sodaß die Tätigkeit der vorläufig mit der Leitung der Ministerialgeschäft« vom Reichskommtssar beauf tragten Beamten damit abgeschlossen ist. — Zn einer Polemik mit der Sächsischen Staatszeltung er klärt der Oberbürgermeister vr. Külz, zur Zeit 2. Bürgermeister von Dresden, u.a.: Zch bin mir recht wohl bewußt, daß manche Nachrichten, Lie über unser Land verbreitet worden sind, übertrieben waren, aber leider genügt die ungeschminkt« Wahrheit vollkommen den Ruf Sachsen aufS schwerst« zu gefährden. — Da trotz der Verbotes die Hundertschaften fortbestehen, werden die Verhaftungen von Führern derselben fortgesetzt. tT.U.) — Ein großes Schadenfeuer kam in der Dampfzitgelei Lotzdorf, Inhaber Btttcher—Dresden zum AuSbruch. Vermutlich durch vorsätzliche Brandstiftuug wurdeffdaS vor 3 Zähren neuer baute Ringofengebäude völlig eingeäschert. — Um bis zum Erscheinen d«S wertbeständigen ReichsgrldeS bereits jetzt einen Zahlungsverkehr in Goldmark zu ermöglichen, siellt dl« Hand«lSkamm«r Dr«Sd«n d«n Firm«n ihr«S Besitzes durch Vermittlung der Girozentrale Sachsen wertbeständiges Not geld zur Verfügung. Die Ausgabe dieses Notgeldes erfolgt mit Genehmigung und nach Anweisung deS Reichsministers der Finanzen. Die Wertbeständigkeit deS Geldes wird durch Hinter legung de» vollen Nennbetrages in ReichSgoldanleihe gesichert. Die Ausgabe erfolgt in der Weis«, daß zunächst ReichSgoldanleihe oder ZntertmSschetne der Goldanleihe in der Handelskammer ein zuzahlen sind. Der Einzahler erhält hierauf eine Anweisung über den entsprechenden Notgeldbetrog. Gegen diese Anweisung zahlt die Girozentrale Sachsen den angewiesenen Notgeldbetrag aus. — Der Bezirksvorstand der VSPD Bezirk Ostsachsrn, be schloß am 29. Oktober einstimmig, daß-nach.den lehten.Ereignissen Reichspräsident Ebert nicht mehr als Parteigenosse zu betrachten und sein Ausschluß zu fordern sei. Welter forderte der Bezirks vorstand den sofortigen Rücktritt der sozialdemokratischen Mit glieder aus dem RelchSkabinett. — Nach den Preisfeststellungen vom 29. Oktober 1928 sind vom Statistischen Landesamte folgende Indexziffern der Lebens haltungskosten (19314—1) berechnet worden: Gesamtindex: (für Ernährung, Heizung, Beleuchtung, Wohnung und Bekleidung) «t 14581000000, Gesamtindex ohne Bekleidung 13837000000. Am 22. Oktober 23 betrug der Gesamtindex mit Bekleidungs kosten 2542000000 und ohne Bekletdongskosten 2183000000. Vom 22. bis 29. Oktober sind mithin die Preis« der bei der TeuerungSstattstik berücksichtigten Güter um 472F bezw. 533,9 v. H. gestiegen. Die bisher vom sächsischen Arbeitsministerlum veröffentlichte „Punktzahl" (Steigerungszahl gegenüber Zanuar 1922 — 1) beträgt für den 29. Oktober 1923 : 731000000. — Das Reichswehrministertum und der Reichsminister des Znnern werden je einen Vertreter nach Freiberg entsenden, am dort eine unparteiische Untersuchung der blutigen Vorgänge vor zunehmen. — Wie die .Zeit' mitteilt, hat der Reichskommiffar für Sachsen Dr. Heinze, nachdem ein neues Kabinett gebildet worden ist, sein Amt in die Hände des Reichskanzlers zurückgelegt. — Die Aerzte in Leipzig haben beschlossen, bei ihren For derungen den Zeitverhältnissen entsprechend zur Goldwährung überzugehen, d. h. di« vor dem Kriege üblichen Ansätze für ihre Leistungen um den jeweiligen Goldwert zu erhöhen. Dabei sollen die Leistungen in der Regel sofort bezahlt werden. Pirna. Am heutigen 1. November vollzieht sich die Ver schmelzung der Gemeinde Copitz mit der Stadt Pirna. Copitz und Pirna waren schon immer ein Wirtschaftsgebiet, sie werden nun auch in einheitliche Verwaltung genommen. Di« Eingemeindung ist rückwirkend ab 1. Oktober und ist ein bedeutender Merkstein in der Geschichte der Heimat. Pirna tritt nun endgültig in di» Reihe der sächsischen Mittelstädte ein. Ader nicht nur bet Copitz hat Pirna in seinem Ausdehnunasdrang Halt gemacht, eS nimmt auch das nicht an Copitz sich anlehnende Hintersessen mit auf und auf der linken Seite des Elbstromes schließen sich jetzt Neundorf und Zuschendorf, denen Rottwerndorf und später noch einige Ge meinden folgen werden, an. Die Einwohnerzahl der Stadt Pirna erhöht sich durch die jetzigen Eingemeindungen aus über 28 00O, der Flächeninhalt von 1022,96 Hektar auf 2587,70 Hektar. - Pirna. Wegen Scheckschwindeleien größeren UmfangS umrden die Inhaber der Keramischen Merke im Stadtteil Copitz durch die Kriminalpolizei sestgenommen und dem Amtsgericht Pirna zuge- sührt. Der Umfang der Schwindeleien läßt sich noch nicht über sehen. Der Bekleb wurde vorläufig stillgelegt. Freiberg. Bei den blutigen Zusammenstößen am Sonnabend sind einige an den Vorgängen völlig unbeteiligte Personen daS Opfer ihrer Unvorsichtigkeit geworben. So ließ sich ein junger Mann, der sich auf einem Geschäftsweg befand, verleiten, auf dem Platze zu verweilen. Er wurde durch eine Kugel getötet. Ein Herr erlitt schwere Verletzungen, an denen er inzwischen gestorben ist. Er hatte sich kurz zuvor von seiner Gattin getrennt, um die Dinge zu beobachten. Wie aus der Liste zu ersehen ist, sind ver hältnismäßig viele Bauchschüsse zu verzeichnen. Die Erklärung dafür ist in der Tatsache zu finden, daß die Reichswehr nach den Beinen der Angreifer zielte. Die Geschosse erreichten den Erd boden, sprangen von diesem zurück und erzeugten als Querschläger die schweren Zerreißungen, die daS völlig unbegründete Gerücht entstehen ließ, eS sei mit Dum-Dum geschossen worden. Ebenso unbegründet ist ein anderes Gerücht, wonach aus dem Hause Bis- marckplah 2 auf die Demonstranten geschossen worden sei. Dies ist unwahr. In dem Hause befanden sich vielmehr zahlreiche Ver wundete der Demonstranten, die von dem dort wohnenden Arzt verbunden wurden. Die Zahl der Toten beträgt jetzt 27, die der Verletzten 24. Die Bestattung der Opfer am Nachmittag des Reformationsfestes ging in vollster Ruh« vor sich. Roßwein. Me erste Sammlung für daS ins Leden gerufen« Hilfswerk zur Unterstützung Bedürftiger aller Kreise hat guten Erfolg gehabt. Abgeliefert wurden in dar 185 Milliarden, ferner 70 Brote, Mehl, Getreide und andere Lebensmittel, auch Kohlen, die in den nächsten Tagen zur Verteilung gelangen sollen. Von besonderem Werte sind außerdem 488 angemeldete Mittagsfrei tische. Durch das Hilfswerk erhalten auch arme Schulkinder Früh stück in der Schule. Die Sammlungen werden allwöchentlich durch annähernd 100 Helfer und Helferinnen fortgesetzt. Leider ist dieses aus Liebe zu den bedürftigen Mitmenschen gegründete Hilfswerk von kommunistischer Seite angefeindet worden, die es als Stim mungsmache für die bevorstehenden Stadkverordnetenwahlen be trachten. Leisnig. In Beiersdorf verübten zwei Radfahrer, Mann und Frau, einen dreisten Diebstahl. Als sie durch das Dorf fuhren, nahmen sie einen auf der Leine hängenden Äamenmantel mit und entkamen. Chemnitz. Eine große Chemnitzer Zwirnerei erhielt, wie di« ^hemnitzer Allgemeine Zeitung' mitteilt, auf ein Angebot folgend« Antwort einer dänischen Firma: .Mir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, datz Ihre Preise so hoch über von anderer Seite empfan gener Offerte liegen, daß eS für Sie als unmöglich anzusehen ist, in die Konkurrenzpreise einzuireten. Wir können Ihnen jedoch mitteilen, datz die erwähnte, weit günstigere Offerte nicht von Deutschland war, sondern von einer englischen Firma.' Dies« Mitteilung aus Dänemark bestätigt, was ja freilich nichts neues mehr ist, daß die englischen Fabriken jetzt billiger zu liefern im stande sind als di« deutschen Firmen. M«rd«. Unter dem Verdacht der Kartoffelschiebung ist ein Beamter der Amtshauptmannschast sowie die Frau eines Kartoffel- Händlers verhaftet worden. Der Inhaber der Kartoffelgroßhandlung ist auswärts in Hast genommen worden. Avickau. Me Haltung des VemeinderateS Reinsdorf in der Frag« der Eingemeindung nach Zwickau hatte die EinverleibunaS- gegner in großer Anzahl aus di« Beine gebracht. 3m Gemeinde amt Reinsdorf sollten Verhandlungen zwischen den Vertretern beider Gemeinden stattfinden. Die Bewegung nahm einen demon strativen Charakter an. Me erregte Menge, die sich a«S allen Kreisen zusammensetzte, forderte unter stürmischen Protestrnfen den Abbruch der Ling«meinungSverhandlung«n.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht